Samstag, 28. Februar 2015

Reminiszere - Kommentar zu den LG vom 01. März 2015

Vorbemerkungen: An diesem Sonntag feiern die neuapostolischen Christen einen sogen. Gottesdienst für die Entschlafenen (zur Sonderlehre des sogen. "Entschlafenenwesen" siehe Funkschmidt, 2014, Neuapostolische Forschung zum Entschlafenenwesen und Müller-Bahr, 2014, Sakramentale Handlungen an Toten in der NAK. Beide in: Materialdienst der EZW, 11/2014, 414-416 und 416-427). Als liturgischer Höhepunkt werden in diesen Gottesdiensten in Anwesenheit eines Apostels an lebenden Menschen, in der Regel (höhere) Amtsträger der NAK, sakramentale Handlungen stellvertretend für die bereits Verstorbenen vollzogen. Es "empfangen zwei Amtsträger für die Verstorbenen die Heilige Wassertaufe, die Heilige Versiegelung und das Heilige Abendmahl" (zitiert aus: KNK, 2012, 423). Als biblische Grundlage hierfür gibt die NAK 1. Kor 15, 29 an: "Was soll es sonst, dass sich einige für die Toten taufen lassen? Wenn die Toten gar nicht auferstehen, was lassen sie sich dann für sie taufen" (LUT)?

Mit Bezug auf die o. g. Bibelstelle attestiert Klauck den Korinthern ein "verzerrtes Taufverständnis: Manche Gemeindemitglieder (...) lassen sich ein zweites Mal taufen, stellvertretend für einen heidnischen Verwandten oder Freund, der ungetauft verstorben ist. Ihm sollen die Wirkungen der Taufe, Geistverleihung, ewige Rettung, Unsterblichkeit nachträglich noch zugute kommen" (Klauck, 1 Kor. In: Die neue Echter Bibel. Kommentar zum Neuen Testament mit der Einheitsübersetzung, 115f).

Die Taufe für die Toten "lässt auf ein magisches Verständnis der Taufe schließen, das Paulus nicht teilt (vergl. 1 Kor 10, 1-5)." Paulus greift an dieser Stelle offenbar nicht strenger ein, um die noch junge "Auferstehungshoffnung" (der Korinther) nicht zu verunsichern, die die Totenauferstehung eigentlich ablehnten (ELB, 1524). Vergl. dazu auch: Wischmeyer, Paulus, 2006, 157f.

Einleitung: „Im ersten Gottesdienst des Monats März, dem Entschlafenengottesdienst, kommt unter anderem zur Sprache, dass das Apostelamt im Auftrag Jesu Christi die Versöhnung des Menschen mit Gott predigt. Die Heilsmittel dazu hat Jesus Christus gegeben. Er hat den Weg zur Versöhnung freigemacht. Die Verwaltung der Heilsmittel für Lebende und Tote hat Jesus in die Verantwortung der Apostel gelegt. In diesem Auftrag werden sie auch im Entschlafenengottesdienst tätig. Neben der Hinnahme der Heilsmittel zur Erlangung der Erlösung bleibt die Versöhnung mit Gott aber auch eine tägliche Aufgabe. Es kommt vor, dass wir uns gegenüber Gott erheben oder ihn gar für die Mühsal unseres Lebens verantwortlich machen. In unserer menschlichen Schwachheit klagen wir dann Gott an und machen ihm Vorwürfe. Auch dann gilt es, sich mit Gott versöhnen zu lassen, indem wir wieder in der Gottesfurcht und im angemessenen Gotteslob offenbar werden.
Gottesfurcht und Gotteslob beruhen auf Dankbarkeit gegenüber dem Allmächtigen. Die Dankbarkeit wird in den folgenden Gottesdiensten näher beleuchtet.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Versöhnung mit Gott.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „2 Kor 5,20: So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott“ (LUT)!

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Die Apostel rufen Lebende und Tote dazu auf, sich mit Gott versöhnen zu lassen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „2 Kor 5,18-21 spricht vom Versöhnungshandeln Gottes. Gott versöhnte die Welt mit sich durch den Opfertod Jesu Christi. Die Apostel haben den Auftrag erhalten, von dieser Versöhnung zu sprechen und die Menschen aufzurufen, sie anzunehmen. Der 2 Kor enthält wesentliche Aussagen zum Verständnis des Apostelamtes (KNK 7.4.1).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Jesus ist für die Menschen – gute und böse – gestorben, weil er sie mit Gott versöhnen wollte.
  • Gottes Heilsangebot richtet sich an die Menschen im Diesseits und im Jenseits. Es kann nur im Glauben angenommen werden.
  • Dieser Glaube zeigt sich im Vertrauen auf Gott, in der Versöhnungsbereitschaft und in der Sehnsucht nach dem Tag des Herrn“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die Predigtgrundlage gilt als eine biblische Grundlage für die Herleitung des Selbstverständnisses der Apostel in der NAK (KNK, 7, 285ff). Der 2. Korintherbrief kann als ein „großes biographisches Zeugnis“ des Apostels Paulus angesehen werden: „Der 2 Kor enthält die umfassendsten Selbstaussagen des Paulus zu seinem Selbstverständnis als Apostel und Person, so z. B. auch zu seiner Krankheit. Die daraus abgeleitete ‚Schwachheitstheologie‘ in Hinsicht auf das Apostolat (2 Kor 11,30; 12,9) korrespondiert mit der in 1 Kor 1,18ff formulierten ‚Kreuzestheologie.‘ Paulus stellt also sein apostolisches Selbstverständnis in expliziten Bezug zur Christologie (vergl. 2 Kor 4,7ff). Biographie und Theologie bzw. Autobiographie und apostolisches Selbstverständnis einerseits und Christologie andererseits bilden einen gegenseitigen Deutungshorizont“ (Eve-Marie Becker, 2 Kor, 188. In: Wischmeyer, 2006). Eine Übertragung dieses autobiographisch geprägten Selbstverständnisses des Paulus in das 21. Jh. erscheint dadurch nicht so einfach möglich.

„Paulus meint, dass eine enge Beziehung zwischen ihm, der Gemeinde und denen, die mit ihm zusammenarbeiten, das Medium der sie alle tragenden Beziehung zu Gott ist. Er sieht sich berufen, allen Menschen die Versöhnungsbereitschaft von der rettenden Nähe Gottes zu vermitteln, die Gott ihnen mit dem Messias Jesus schenkt. Da die Gemeinde eine selbstständige Partnerin ist, ist ihr Ja zu ihm entscheidend für die Wirksamkeit seiner Arbeit“ (GSB, Einleitung zu 2 Kor, 2131f). In 2 Kor 5,1ff führt Paulus die Funktion des apostolischen Amtes im Blick auf den Inhalt der Verkündigung, die Bedrängnis der christlichen Existenz und deren eschatologische Perspektive aus.

Eine alternative Interpretation der Leidens- und Kreuzestheologie und dem damit verbundenen Verständnis von „Versöhnung mit Gott“ bietet Kroeger, 2005, 140ff an: „Gerecht vor Gott - passend zum Grundgesetzt des Lebens - sind wir (…) wenn wir uns unser Leben von ihm (Gott) schenken lassen. (…) Das gnädige Schenken und Wirken der göttlichen Urmacht, der wir primär im Glauben und Empfangen, nicht im Tun entsprechen und ‚gerecht‘ werden. Ein solcher Gott braucht kein Opfer und keine Versöhnung; er schickte ja selber seinen Sohn, um den Menschen zu helfen und er musste in seiner Gerechtigkeit, die primär nichts fordert, sondern nur schenkt, nicht versöhnt werden“ (147).


An diesem Sonntag, dem 01. März 2015, feiern wird den Sonntag Reminiszere - „Du siehst es doch, denn du schaust das Elend und den Jammer; es steht in deinen Händen.“

„Der Name des Sonntags Reminiszere leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: 'Reminiscere miserationum tuarum, Domine, et misericordiarum tuarum quae e saeculo sunt' ('Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind'; Ps 25, 6).

Der Sonntag Reminiszere hat das Gleichnis von den bösen Weingärtnern zum Thema (vergl. www.daskirchenjahr.de).

Kantaten von Johann Sebastian Bach (1685-1790) zum Kirchensonntag:
„Wo soll ich fliehen hin“ (BWV 5).                         


Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 10:
„Herr, hilf uns gegen Unrecht und Gewalt!
Warum, Herr, bist du so fern, warum verbirgst du dich in Zeiten der Not? Hochmütige Menschen, die Gott ablehnen, verfolgen die Wehrlosen und bringen sie durch ihre Intrigen zu Fall. Diese Gottlosen prahlen auch noch damit, dass ihre Gier keine Grenzen kennt. In ihrer Habsucht verspotten sie den Herrn und verachten ihn. Stolz behaupten sie: »Gott kümmert sich sowieso nicht um das, was wir tun! Es gibt ja gar keinen Gott!« Weiter reichen ihre Gedanken nicht. Dennoch führt ihr Weg sie stets zum Erfolg. Unendlich fern liegt ihnen der Gedanke, dass du sie einmal zur Rechenschaft ziehen könntest. Sie pfeifen auf jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Sie reden sich ein: »Uns bringt nichts zu Fall, kein Unglück wird uns jemals treffen, auch nicht in künftigen Generationen.« Wenn sie fluchen, betrügen und erpressen, sind sie um Worte nicht verlegen; was sie von sich geben, bringt anderen Unheil und Schaden. Dort, wo ihre Opfer wohnen, legen sie sich in den Hinterhalt; wo niemand es sieht, bringen sie den Unschuldigen um. Ihre Augen spähen nach Menschen, die sich nicht wehren können. Sie liegen auf der Lauer wie Löwen im Dickicht, aus dem Hinterhalt fallen sie über ihr Opfer her und fangen es in ihrem Netz. Sie halten sich versteckt, sind auf dem Sprung, und schon geht ein Wehrloser unter ihren Pranken zu Boden. Sie reden sich ein: »Gott hat alles sowieso schon vergessen, er hat sich abgewandt und sieht nie wieder hin.« Steh auf, Herr! Gott, erhebe deine ´mächtige` Hand! Vergiss die nicht, die erlittenes Unrecht geduldig ertragen! Warum dürfen diese Gottlosen Gott verachten und sich einreden, dass du dich sowieso um nichts kümmerst? Du hast doch alles genau gesehen! Du achtest doch darauf, ob jemand Not leidet oder Kummer hat, und nimmst das Schicksal dieser Menschen in deine Hände! Die Armen und die Verwaisten dürfen dir ihre Anliegen anvertrauen, denn du bist ihr Helfer. Zerbrich die Macht dieser gottlosen und boshaften Menschen, zieh sie zur Rechenschaft dafür, dass sie sich dir widersetzen! Keiner von ihnen soll mehr zu finden sein! Der Herr ist König für immer und ewig. Einst werden alle Völker, die ihn missachten, aus seinem Land verschwunden sein. Du hast die Wünsche derer gehört, die erlittenes Unrecht geduldig ertragen, Herr; aufmerksam hast du dich ihnen zugewandt und ihr Herz wieder stark gemacht. Du wirst den Verwaisten und den Unterdrückten zu ihrem Recht verhelfen. Du wirst nicht zulassen, dass Menschen auf der Erde Angst und Schrecken verbreiten“ (NGÜ).

Die Epistel steht im Rö 5,1-11.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mk 12,1-12:
Das Gleichnis von den bösen Weinbergspächtern
Dann wandte sich Jesus mit einem Gleichnis an sie. Er sagte: »Ein Mann legte einen Weinberg an, machte einen Zaun darum, baute eine Weinpresse und errichtete einen Wachtturm. Dann verpachtete er den Weinberg und verreiste. Zur gegebenen Zeit schickte er einen Boten zu den Pächtern, um seinen Anteil am Ertrag des Weinbergs abholen zu lassen. Die Pächter aber verprügelten den Boten und ließen ihn unverrichteter Dinge abziehen. Der Besitzer schickte einen zweiten, dem schlugen sie den Kopf blutig und behandelten ihn auf die schimpflichste Weise. Da schickte er einen weiteren Boten. Den brachten sie sogar um. Und so machten sie es noch mit vielen anderen, die er schickte: Die einen wurden misshandelt, die anderen umgebracht. Schließlich blieb ihm nur noch sein eigener Sohn, dem seine ganze Liebe galt. Den schickte er zu den Pächtern, weil er sich sagte: ›Vor meinem Sohn werden sie Respekt haben.‹ Aber die Pächter sagten zueinander: ›Das ist der Erbe! Wir bringen ihn um, dann gehört seine Erbschaft, der Weinberg, uns!‹ So töteten sie ihn und warfen die Leiche aus dem Weinberg hinaus. Was wird nun der Besitzer des Weinbergs tun? Er wird selbst kommen, die Pächter töten und den Weinberg anderen anvertrauen. Ihr kennt ja wohl die Stelle in den Heiligen Schriften, wo es heißt: ›Der Stein, den die Bauleute als wertlos weggeworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Der Herr hat dieses Wunder vollbracht, und wir haben es gesehen.‹« Die führenden Priester, die Gesetzeslehrer und die Ratsältesten hätten Jesus gerne festgenommen; denn sie merkten, dass das Gleichnis auf sie gemünzt war. Aber sie hatten Angst vor der Menge. So ließen sie ihn unbehelligt und gingen weg“ (GNB).

Kommentar: Oft werden Gleichnisse allegorisch verstanden und interpretiert. Allegorien haben den Sinn, die 2000-jährige Distanz zwischen dem Erzählten und unserer aktuellen Lebenswirklichkeit zu überbrücken. Jedoch ist die allegorische Deutung einer Parabel kein ursprünglicher Teil der Jesusüberlieferung, sondern entspricht eher einer Jahrhunderte alten christlichen Deutungspraxis (vergl. dazu ausführlich Jeremias, J, Die Gleichnisse Jesu, 11. Aufl., 1996, 47ff). Drewermann (vergl. Drewermann, E, Wenn der Himmel die Erde berührt, 2004, 66ff) z. B. tauscht in seiner allegorischen Deutung die Synagoge gegen die Kirche und die Juden gegen die Christen aus. Dies ist sein Versuch, die Parabel "in unsere Tage hinein sprechen zu lassen" (74). Gott wird als der Besitzer des Weinberges angesehen und die Gemeinde, "die Gemeinschaft der Heiligen", als der Weinberg verstanden. Die bösen Winzer sind dann die Bischöfe, Apostel, Pfarrer, Pastoren, Priester etc., die sich hinter Bestimmungen verstecken und an Festlegungen klammern und den Menschen nicht mehr zuhören und ihre Nöte nicht mehr sehen, vor lauter Wissen, was katholisch, evangelisch, neuapostolisch etc. ist, die die Lehre verinnerlicht haben, ohne sie jedoch zu leben (zum Unterschied zwischen "Besitzen" und "Leben" vergl. Fromm, E, Haben oder Sein, 1997).

In einer (tiefen-) psychologischen Allegorie wird der Weinberg als die Seele verstanden (Gott bleibt der Besitzer des Weinberges, gleichsam der Ausgangsort der Seele) und die "bösen Winzer" sind wir selber mit unserer Angst, Dinge falsch zu machen, anzuecken, als unvernünftig angesehen zu werden. "Hoffen möchte man, (...) dass wir unseren Träumen glauben, (...), unserer tieferen Berufung Folge leisten, der Kraft des inneren Gefühls, unserer eigenen Gedanken, der Stimme im Verborgenen, in unserem eigenen Ich Raum geben, und dass es uns trägt wie der aufsteigende Saft in den Reben im Weinberg. (...) (Denn) am Ende wird die Frage sein, wie viel fruchtbar war, wie viel sich vollendet hat, wie viel Süßigkeit des Lebens weitergegeben wurde. Denn unser Leben ist bestimmt zur Freude, zur Schönheit und zum Glück" (71).

Oldenhage schlägt vor, dass sich heutige Hörer auf einen "metaphorischen Prozess" einlassen könnten. So kann z. B. die Anhäufung physischer Gewalt in der Parabel dazu genutzt werden, sich Erfahrungen von eigenen und gesellschaftlichen Katastrophen, Verzweiflungen, Tod, Leiden, Schuld und Hass zu vergegenwärtigen (vergl. dazu Tania Oldenhage: Spiralen der Gewalt - Die bösen Winzer. In: Zimmermann, 2007, 352ff).

Alt eröffnet schließlich einen (friedens-) politischen Deutungshorizont mit der Frage, wie man der "Spirale der Gewalt" entkommen kann (Alt, F, Frieden ist möglich, 1983).

Samstag, 21. Februar 2015

Invokavit - Kommentar zu den LG vom 22. Februar 2015

Einleitung: „Der letzte Sonntag im Februar dient der Vorbereitung auf den Gottesdienst für die Entschlafenen. In dem Vorbereitungsgottesdienst ist unsere rechte Sicht auf den Nächsten und dessen Hilfsbedürftigkeit das Thema. Wesentlich ist die Erkenntnis, dass Lebende und Tote gleichermaßen der Fürsprache bedürfen. Heilsvermittlung geschieht durch Wort und Sakrament; beides können sowohl Lebende als auch Tote empfangen. Hierfür die Gemeinde zu sensibilisieren, ist eine wichtige Aufgabe des Vorbereitungsgottesdienstes.“
Zur Sonderlehre des sogen.  "Entschlafenenwesens" in der NAK werde ich zum nächsten Sonntag Anmerkungen machen. An dieser Stelle weise ich lediglich auf eine lesenswerte Veröffentlichung der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen hin: Materialdienst der EZW, 11/2014.

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Den anderen besser sehen.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Mk 8,22–25: Sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, dass er ihn anrühre. Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn hinaus vor das Dorf, tat Speichel auf seine Augen, legte seine Hände auf ihn und fragte ihn: Siehst du etwas? Und er sah auf und sprach: Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume umhergehen. Danach legte er abermals die Hände auf seine Augen. Da sah er deutlich und wurde wieder zurechtgebracht, sodass er alles scharf sehen konnte“ (LUT).

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Jesus hilft uns, den Nächsten richtig sehen zu können.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der Bericht von der Heilung eines namenlosen Blinden knüpft an das Wunder der Brotvermehrung an, auf das die Jünger ebenso mit Unverständnis reagieren wie die Pharisäer, die den eigentlichen Sinn der Wunder Jesu nicht sehen.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „In geistlicher Hinsicht richtig sehen, also Erkenntnis gewinnen, geschieht, wenn Jesus den Menschen berührt und der Mensch sich von ihm berühren lässt. Dann vermag er
  • den Nächsten in seiner Hilfsbedürftigkeit zu sehen;
  • die von Gott geliebte Seele zu sehen.

Eine solche Sehensweise gibt uns eine Ahnung von der Größe der Liebe Gottes“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die Predigtgrundlage für die neuapostolischen Gottesdienste ist eine Wundererzählung: „Sehen und Verstehen - Die zweiphasige Heilung des namenlosen Blinden“ (Reinhard von Bendemann, 341-349. In: Zimmermann, 2013).
„Jesus bedient sich bei der Heilung eines Medikamentes. Speichel wurde auch sonst in der Antike zur Behandlung von Augenleiden genutzt. (…) Medizinhistorisch betrachtet, greift Jesus auf die sogen. ‚Drecksapotheke‘ zurück, die mit Kot, Urin und Speichel therapiert“ (naturwissenschaftliche (medizinische) Verstehensperspektive; ebenda, 344f).
„In der Zweiphasigkeit der Heilung können die LeserInnen den Gang der Makroerzählung in verschlüsselter Weise abgebildet finden: Auf der Schwelle zum Weg nach Jerusalem heißt ‚blind-sein’, Jesus unabhängig von seinem tödlichen Ende wahrnehmen zu wollen. (…) Erst vom Leiden und Kreuz her sieht man dagegen ‚gänzlich scharf’ (im Sinne von Schauen, Erkennen, Verstehen, Begreifen, Reflektieren oder auch richtig Interpretieren). Die Wundererzählung wird so in seinen metaphorischen Bezügen hinsichtlich des Gesamtevangeliums ein „programmatischer Metatext“ und somit ein Pars pro toto (ebenda, 347).


An diesem Sonntag, dem 22. Februar 2015, feiern wird den Sonntag Invokavit - „Sein Zorn Estomihi währt einen Augenblick und lebenslang seine Gnade.“

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 30:
„Das Leben neu geschenkt
Ein Psalm Davids. Ein Lied zur Einweihung des Tempels. Ich will dich preisen, Herr, denn du hast mich aus einem tiefen Abgrund heraufgezogen und meinen Feinden keinen Triumph über mich gegönnt. Herr, mein Gott, im Gebet schrie ich zu dir, und du hast mich geheilt. Herr, du hast mich aus dem Totenreich zurückgeholt und mir das Leben wieder neu geschenkt. Vor dem sicheren Tod hast du mich bewahrt. Singt und musiziert für den Herrn, alle, die ihr ihm die Treue haltet! Preist ihn, den ihr als den heiligen Gott kennt. Denn nur einen Augenblick dauert sein Zorn, aber ein Leben lang seine Güte. Noch am Abend weinen wir – doch am Morgen kehrt wieder Jubel ein. Als es mir gut ging, war ich sorglos und dachte: ‚Niemals werde ich zu Fall kommen!‘ Herr, du warst sehr gnädig zu mir. Du gabst mir Schutz wie eine sichere Festung auf einem hohem Berg. Doch als du dich vor mir verbargst, da war ich ohne jeden Halt. In meiner Not schrie ich zu dir, Herr, ich rief zu dir um Hilfe: ‚Willst du, dass mein Leben zu Ende geht und dass man mich zu Grabe trägt? Welchen Wert hätte das für dich? Kann ein zu Staub zerfallener Mensch dich preisen und deine Treue verkünden? Höre mich doch, Herr, und sei mir gnädig! Herr, sei mein Helfer!‘ Ja, du hast mein Klagelied in einen Reigentanz verwandelt! Den Trauermantel hast du mir ausgezogen und mich in ein Festgewand gekleidet. So singe ich von ganzem Herzen zu deiner Ehre – nie werde ich schweigen. Herr, mein Gott, für immer und ewig will ich dich preisen“ (GNB)!

Die Epistel steht im Hebr 4,14-16.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 4,1-11:
„Die Versuchung Jesu
Dann wurde Jesus von dem Geist in die Wüste hinaufgeführt, um von dem Teufel versucht zu werden; und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn schließlich. Und der Versucher trat zu ihm hin und sprach: ‚Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brote werden!‘ Er aber antwortete und sprach: ‚Es steht geschrieben: >Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.< Darauf nimmt der Teufel ihn mit in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und spricht zu ihm: ‚Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab! Denn es steht geschrieben: >Er wird seinen Engeln über dir befehlen, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stößt.< Jesus sprach zu ihm: ‚Wiederum steht geschrieben: >Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.< Wiederum nimmt der Teufel ihn mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: ‚Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfallen und mich anbeten willst.‘ Da spricht Jesus zu ihm: Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: >Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.< Dann verlässt ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen herbei und dienten ihm“ (ELB).

Kommentar: „Der Name des Sonntags Invokavit leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: ‚Invocavit me, et ergo exaudiam eum‘ (Ps 91,15: ‚Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören, ich bin bei ihm in der Not; ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.‘
Der Sonntag Invokavit hat die Geschichte der Versuchung Jesu zum Thema. Versuchung ist inzwischen zu einem altertümlichen Begriff geworden, vor allem deshalb, weil die Frage nach dem Versuchenden immer deutlicher gestellt wurde und wird. Gibt es ihn überhaupt? Entspringt die Versuchung nicht ausschließlich in einem selbst? Diese Entwicklung muss auf jeden Fall berücksichtigt werden, wenn wir von Versuchung sprechen. Die Vorstellung eines leibhaftigen Versuchers als des Teufels ruft höchstens noch ein müdes Lächeln hervor; das Arbeiten mit solchen Bildern in der Predigt ist heutzutage ausgesprochen schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Die Frage nach dem Versuchenden bleibt, sei es nun die Person selbst oder eine von außen wirkende Kraft. Und immerhin finden wir den Begriff noch in der deutschen Sprache, wenn z.B. gesagt wird: "Ich bin versucht, das und das zu kaufen." Aber hier hat es gewiss nicht mehr den Sinn, den es in der Bibel hat (www.daskirchenjahr.de/Invokavit).

Berger weist auf das Folgende hin: "Jesus soll sich einfach normal verhalten, ein klein wenig gesund egoistisch (Brot), auf Prestige bedacht (Tempelzinne) oder opportunistisch (Reiche der Welt). In dieser Normalität liegt das Teuflische." Das Wesen des Teufels ist machtvoll, intelligent, suggestiv, verführerisch und er kennt sich (scheinbar) gut in den Schriften aus. Heute würden wir ihn vielleicht verniedlichend "inneren Schweinehund" nennen - auch das wäre dem Teufel sicher recht (vergl. Berger, 2007, A, 58).

Wochenlieder:
  • Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362)
  • Ach bleib mit deiner Gnade (EG 347)

Kantaten von Johann Sebastian Bach (1685-1790) zum Kirchensonntag:
  • Darzu ist erschienen der Sohn Gottes (BWV 40 Satz 1)
  • Selig ist der Mann (BWV 57 Satz 1)
  • Ein feste Burg ist unser Gott (BWV 80)

Samstag, 14. Februar 2015

Estomihi - Kommentar zu den LG vom 15. Februar 2015


Einleitung: „Die Ausführungen der Leitgedanken zum dritten Sonntag machen deutlich, dass Jesus dem Menschen entgegenkommt und ihm sein Heil schenkt. Zugleich wird gezeigt, dass die Schwierigkeiten, die unseren Glauben bedrohen, die uns vielleicht in den Zweifel führen, mit Jesus bewältigt werden können. Insofern sollte man Zweifel auch nicht totschweigen, bagatellisieren oder gar dämonisieren, sondern deutlich machen, dass sie durch die Besinnung auf die Macht und Gnade des Herrn überwunden werden können.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Fürchtet Euch nicht!“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Mt 14,27–29: Aber sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht! Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser. Und er sprach: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu“ (LUT).

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir erkennen den Herrn und vertrauen ihm.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Nach der Speisung der Fünftausend gehen die Jünger abends hinunter zum See Genezareth, besteigen ein Boot und fahren nach Kapernaum. Als der See von einem starken Wind aufgewühlt wird, tritt Jesus zu ihnen und nimmt ihnen die Furcht.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Wer sein Leben nach dem Evangelium ausrichtet, bekommt oft ‚Gegenwind’ zu spüren.
  • Wir wollen das Gesetz Christi erfüllen, nämlich das der Gottes- und Nächstenliebe.
  • Wenn plötzliches Unglück oder Unbekanntes auf uns zukommt, vertrauen wir dem Beistand des Herrn.
  • Auch wenn wir zweifeln, kommt uns Jesus Christus entgegen und reicht uns seine helfenden Hände. Ergreifen wir sie“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die Predigtgrundlage für die neuapostolischen Gottesdienste ist der Wundererzählung „Jesus und der sinkende Petrus auf dem See“ entnommen. Diese Erzählung bildet die Mitte zwischen zwei weiteren Wundererzählungen im Evangelium nach Matthäus: „Die Speisung der 5000“ und „Krankenheilungen in Genezareth“ (LUT).
C. G. Jung und in der Folge Eugen Drewermann verstehen Wundererzählungen als bildhafte Geschichten, „die auf etwas anderes hindeuten als sie selbst, sie spielt auf zwei Ebenen: die vordergründige Handlung ist ‚nur‘ Vehikel einer grundlegenden (theologischen) Aussage, die es letztlich zu erkennen gilt“ (Zimmermann, 2013, 10).

Demgegenüber versucht Zimmermann in seinem Kompendium von 2013 einen literaturwissenschaftlichen Ansatz der Auslegung. Demnach wird in einer erzählten Wundergeschichte „eine Handlung bzw. ein Ereignis als sinnlich wahrnehmbar und konkret dargestellt und dabei das Durchbrechen der Normalität und des Erfahrbaren betont. Das Wunder soll gerade den Leser bzw. Rezipienten des Textes erreichen und erfassen. Ziel dieser Textes ist es, dass sich die Rezipienten gleichsam mit dem Augenzeugen und Handlungsfiguren auf der Erzählebene wundern“ (ebd., 12f).

Die Wundergeschichte lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven deuten:
die christologische Perspektive: „Mit seinem Gehen auf dem Wasser zeigt Jesus eine göttliche Fähigkeit und Macht, die am Ende sinnvoll in seiner Bezeichnung als Sohn Gottes zusammengefasst wird. (…) Betont werden (aber) nicht unzweifelhafte Eigenschaften und Fähigkeiten, sondern dass er auf die Jüngergruppe zukommt und dass er ihnen eigene Vollmacht gibt und rettend eingreift“ (Judith Hartenstein: Jenseits der Komfortzone - Jesu Erscheinen auf dem See. In: Zimmermann, 2013, 454-464);
die sakramentale Perspektive: Jesus wandelt auf dem Wasser, das das Sakrament der Heiligen Wassertaufe symbolisiert. Die Taufe ist demnach ein Grund auf dem wir durch den Glauben an Jesus Christus stehen und gehen können. In der Taufe gibt Gott dem Gläubigen seine unverbrüchliche Zusage (JHWH = ich werde da sein), schließt so einen Bund mit ihm und nimmt ihn in die Gemeinde Jesu Christi auf;
die ekklesiologische Perspektive: hier geht es dann nicht um eine erste Entscheidung für oder gegen Jesus, sondern um die Bewährung des schon vorhandenen Glaubens. Die Erzählung passt in die nachösterliche Zeit, da das Zentrum der Erzählung die Trennung Jesu von der Jüngergruppe darstellt. In dieser Zeit ist die Gemeinde/Kirche auf sich allein gestellt und muss ohne die direkte Anwesenheit Jesu auskommen. Sie darf trotz allem auf die Unterstützung vertrauen (siehe dazu ausführlich: Hartenstein, 2013, 462);
die politische Perspektive: die Lebenszeit Jesu ist durch Verfolgung, Bedrohung, Rebellion und politische Willkür gekennzeichnet. Das Bekenntnis zum „Nazarener“ bedeutete ein Wagnis: „Das Wagnis des Glaubens oder besser das Wagnis des Lebens in Jesu Gemeinde, ist nicht nur eine innerliche Sache, sondern bedeutet, sich ganz praktischen Gefahren auszusetzen und politisch Position zu beziehen. Die Erzählung wird so zu einer Ermutigungsgeschichte und sich der rettenden Zuwendung Jesu versichert und außerdem ungeahnte Fähigkeiten freisetzt. An Petrus zeigt sich, dass auf Jesu Befehl hin und mit seiner Unterstützung alles möglich ist - aber auch, dass das Leben in der Nachfolge alles andere als komfortabel ist“ (ebd., 463).


An diesem Sonntag, dem 15. Februar 2015, feiern wird den Sonntag Estomihi - „Mit Gott wollen wir Taten tun.“


Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 60:
„Gebet nach einer schweren Niederlage
Für den Dirigenten. Nach derselben Melodie zu begleiten wie das Lied ‚Lilie des Zeugnisses.‘ Ein Lehrpsalm Davids für den Unterricht. David schrieb ihn zur Erinnerung an den Krieg gegen die Aramäer von Mesopotamien und gegen die Aramäer von Zoba. Sein Feldherr Joab musste umkehren, um gegen die Edomiter zu kämpfen. Im Salztal schlug er 12.000 von ihnen. Gott, du hast uns verstoßen und unsere Truppen in alle Richtungen zerstreut, zornig bist du auf uns gewesen, richte uns nun wieder auf! Du hast unser Land erbeben lassen und ihm tiefe Wunden geschlagen, heile seine Risse, denn es bricht auseinander! Du hast dein Volk Schweres erleben lassen. Wein gabst du uns zu trinken, der uns betäubte und uns taumeln ließ. Doch denen, die Ehrfurcht vor dir haben, hast du ein Signal gegeben, dass sie fliehen können vor den Bogenschützen des Feindes. Damit alle gerettet werden, die du liebst, hilf uns mit deinem starken Arm und erhöre mein Gebet! Darauf hat Gott in seinem Heiligtum geantwortet: ‚Als Sieger will ich triumphieren, die Stadt Sichem werde ich meinem Volk zurückgeben und das Tal von Sukkot als mein Eigentum vermessen. Mir gehört das Gebiet von Gilead und von Manasse, Efraïm ist mein starker, schützender Helm, und Juda ist mein Herrscherstab. Moab aber ist mein Waschbecken, von Edom ergreife ich Besitz, indem ich meinen Schuh darauf werfe. Und auch du, Land der Philister, musst mir zujubeln!’ Aber wer bringt mich in jene Stadt, die gut befestigt ist? Ja, wer geleitet mich nach Edom? Hast nicht du, o Gott, uns verstoßen? Weigerst du dich nicht bis jetzt, mit unseren Heeren in den Kampf zu ziehen? Hilf uns doch gegen unsere Feinde! Was können Menschen alleine schon ausrichten? Aber mit Gott werden wir den Sieg erringen, er wird alle, die uns jetzt bedrängen, schließlich zertreten“ (NGÜ)!

Die Epistel steht im 1 Kor 13,1-13.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mk 8,31-38:
Jesus kündigt zum ersten Mal sein Leiden und Sterben und seine Auferstehung an
Jesus sprach mit seinen Jüngern zum ersten Mal darüber, dass der Menschensohn vieles erleiden müsse und von den Ältesten, den führenden Priestern und den Schriftgelehrten verworfen werde; er werde getötet werden und drei Tage danach auferstehen. Klar und offen redete er darüber. Da nahm Petrus ihn beiseite und versuchte mit aller Macht, ihn davon abzubringen. Aber Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies ihn scharf zurecht: ‚Geh weg von mir, Satan! Denn was du denkst, kommt nicht von Gott, sondern ist menschlich.‘
Anforderungen der Nachfolge
Dann rief Jesus die Volksmenge samt seinen Jüngern zu sich und sagte: ‚Wenn jemand mein Jünger sein will, muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er selbst dabei unheilbar Schaden nimmt? Denn was könnte ein Mensch als Gegenwert für sein Leben geben Wer in dieser von Gott abgefallenen und sündigen Zeit nicht zu mir und meinen Worten steht, zu dem wird auch der Menschensohn nicht stehen, wenn er mit den heiligen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommt‘“ (NGÜ).

Kommentar: „Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: esto mihi in lapidem fortissimum et in domum munitam ut salves me - ‚Sei mir ein Fels der Zuflucht, ein unzugängliches Haus, mich zu retten‘ (Ps 31,3b; ELB).
Der Sonntag Estomihi oder Quinquagesimae (der Fünfzigste) beginnt nun, die Spannung wieder zu steigern, indem er auf das Leiden als einen wichtigen Bestandteil der Erlösung und der Nachfolge betont. Das Evangelium des Sonntags enthält zwei wichtige Aussagen: die Leidensankündigung Jesu und der Aufruf zur Nachfolge unter dem Kreuz: "Wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's erhalten." (Mk 8, 35b). Wichtig in dieser Woche ist, dass die Fastenzeit am Aschermittwoch beginnt. In manchen Gegenden ist der Karneval jetzt im vollen Schwung, was sicher auch im kirchlichen Geschehen ein Echo finden kann“ (www.daskirchenjahr.de).