Montag, 28. November 2016

2. Sonntag im Advent - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 04.12.2016



Der kommende Erlöser - Gericht und Erlösung


Wochenspruch: Lk 21, 28:
„Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (LUT)

„Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 80:
Gebet für Israel, den Weinstock Gottes
Du Hirte Israels, höre, / der du Josef hütest wie Schafe! Erscheine, der du thronst über den Cherubim, vor Ephraim, Benjamin und Manasse! Erwecke deine Kraft und komm uns zu Hilfe! Gott, tröste uns wieder und lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen. Herr, Gott Zebaoth, wie lange willst du zürnen beim Gebet deines Volkes? Du speisest sie mit Tränenbrot und tränkest sie mit einem großen Krug voll Tränen. Du lässest unsre Nachbarn sich um uns streiten, und unsre Feinde verspotten uns. Gott Zebaoth, tröste uns wieder und lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen. Du hast einen Weinstock aus Ägypten geholt, hast vertrieben die Völker und ihn eingepflanzt. Du hast vor ihm Raum gemacht / und hast ihn lassen einwurzeln, dass er das Land erfüllt hat. Berge sind mit seinem Schatten bedeckt und mit seinen Reben die Zedern Gottes. Du hast seine Ranken ausgebreitet bis an das Meer und seine Zweige bis an den Strom. Warum hast du denn seine Mauern zerbrochen, dass jeder seine Früchte abreißt, der vorübergeht? Es haben ihn zerwühlt die wilden Säue, und die Tiere des Feldes haben ihn abgeweidet. Gott Zebaoth, wende dich doch! / Schau vom Himmel und sieh, nimm dich dieses Weinstocks an! Schütze doch, was deine Rechte gepflanzt hat, den Sohn, den du dir großgezogen hast! Sie haben ihn mit Feuer verbrannt wie Kehricht; vor dem Drohen deines Angesichts sollen sie umkommen. Deine Hand schütze den Mann deiner Rechten, den Sohn, den du dir großgezogen hast. So wollen wir nicht von dir weichen. Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen. Herr, Gott Zebaoth, tröste uns wieder; lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAKI vom 04.12.2016 ist aus Dtn 18, 15 und lautet: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist in die folgende Wortumgebung eingebettet (Dtn 18, 9-22):
Das Prophetengesetz
Wenn du in das Land kommst, das dir der Herr, dein Gott, geben wird, so sollst du nicht lernen, die Gräuel dieser Völker zu tun, dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt. Denn wer das tut, der ist dem Herrn ein Gräuel, und um solcher Gräuel willen vertreibt der Herr, dein Gott, die Völker vor dir. Du aber sollst untadelig sein vor dem Herrn, deinem Gott. Denn diese Völker, deren Land du einnehmen wirst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager; dir aber hat der Herr, dein Gott, so etwas verwehrt. Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen. Ganz so wie du es von dem Herrn, deinem Gott, erbeten hast am Horeb am Tage der Versammlung und sprachst: Ich will hinfort nicht mehr hören die Stimme des Herrn, meines Gottes, und dies große Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe. Und der Herr sprach zu mir: Sie haben recht geredet. Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Doch wer meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen redet, von dem will ich's fordern. Doch wenn ein Prophet so vermessen ist, dass er redet in meinem Namen, was ich ihm nicht geboten habe, und wenn einer redet in dem Namen anderer Götter, dieser Prophet soll sterben. Wenn du aber in deinem Herzen sagen würdest: Wie kann ich merken, welches Wort der Herr nicht geredet hat? – wenn der Prophet redet in dem Namen des Herrn und es wird nichts daraus und es tritt nicht ein, dann ist das ein Wort, das der Herr nicht geredet hat. Der Prophet hat's aus Vermessenheit geredet; darum scheue dich nicht vor ihm. (LUT)

Kommentar:
  • „Die Thematik von Wiederkunft Christi und Gericht bestimmt den 2. Sonntag im Advent nach evangelischer Ordnung. Die Evangeliumslesung findet sich in Lk 21, 25-33.
  • Die katholische Ordnung stellt an diesem Tage die Bußpredigt des Johannes nach den Berichten der ersten Evangelien in den Mittelpunkt (Mt 3, 1-12; Mk 1, 1-8; Lk 3, 1-6; Bieritz, 2014, 126).
  • Die NAKI beschäftigt sich an diesem Sonntag mit dem Prophetengesetz aus Dtn. „Das 5. Buch Mose, auf hebräisch דְּבָרִים (debārīm) Debarim oder auch Devarim („Worte“), auf griechisch Δευτερονόμιον (Deuteronómion) Deuteronomion, latinisiert Deuteronomium („zweites Gesetz“) genannt, ist das fünfte Buch des jüdischen Tanach wie auch des christlichen Alten Testaments und damit das fünfte Buch der verschiedenen Bibelkanons. In der rabbinischen Literatur wird das Buch auch מִשְׁנֵה תוֹרָה Mischne Tora („Wiederholung der Weisung“) genannt“ (Wikipedia; Download vom 28.11.16).

„Dtn schildert die Ereignisse des Tages, bevor Israel in das Land einzieht, das Adonaj den Vorfahren Israels versprochen hat. Es ist zugleich der letzte Lebenstag des Propheten. Mose erinnert die neue Generation an die bisherigen Geschichten Gottes mit seinem Volk und an seine Gebote. So ermöglicht er es denen, die die großen Taten Gottes nicht mit eigenen Augen gesehen haben, sich mit den Erfahrungen der Vorfahren in Beziehung zu setzen und auf ihnen aufzubauen. In all den Bestimmungen und Rechtssatzungen, die Mose an diesem Tag verkündet, geht es darum, die Freiheit, in die Gott sein Volk geführt hat, auch im Land zu bewahren. (…) Dtn umschreibt Israel als eine Generationen übergreifende Lerngemeinschaft“ GSB, Einleitung zu Deuteronomium von Johannes Taschner, 307). Diese „Lerngemeinschaft“ kann heute mit „ecclesia semper reformanda“ „übersetzt“ werden.

Propheten / Prophetinnen sind Mittler zwischen Gotteswelt und Menschenwelt. Somit ist Prophetie nur dann wahre Prophetie, wenn in ihr der Eine Gott zur Sprache kommt.
Sie sind aber auch als Gegenpol zu konservativen und amtlichen Strukturen zu verstehen, die, Kraft ihres Willens zur Opposition (theologisch gewendet: Kraft des Auftrages Gottes) in der Lage sind, versteinerte traditionelle Sozialstrukturen und Glaubensvorstellungen zu verändern.
Propheten leben oft im Verborgenen aber Wirken im öffentlichen Raum. Öffentlich ausgeübt und von institutioneller Verankerung frei, ist prophetischer Dienst wie in biblischer Zeit prinzipiell jedem Menschen zugänglich. Dazu bedarf es keiner besonderen theologischen Ausbildung und amtlicher Beauftragung oder Aufforderung (vergl. im Gegensatz dazu die Leitgedanken der NAKI vom heutigen Sonntag, in denen die Gläubigen von der Amtskirche dazu aufgefordert werden, "prophetisch zu reden." Es sei eine Pflicht, die sich aus der Nachfolge ergäbe: "Zur Nachfolge Jesu gehört, dass auch wir prophetisch reden und davon sprechen, dass er [Jesus] der einzige Weg zum Heil ist, dass wir auf Gottes Gnade angewiesen sind und die Wiederkunft Christi erwarten."). (…) Prophetisches Engagement bedarf heute keiner besonderen religiösen Legitimation. Der heutige Prophet wirkt und redet nicht mehr als religiös legitimierter und inspirierter, sondern als sachlich arbeitender, inspirierender Intellektueller“ (vergl. Bernhard Lang: Prophetie. In: Neues HB theologischer Grundbegriffe, Bd. 3, 2005).

Propheten / Prophetinnen dienen immer der Freiheit!

Donnerstag, 24. November 2016

1. Sonntag im Advent - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 27.11.2016

Einzug in Jerusalem - Wilhelm Morgner


Der kommende Herr - Der Einzug Jesu


"Am ersten Sonntag im Advent liest man das alte (römische!) Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem. Die Epistel (Röm 13, 8-12) gedenkt freilich der Wiederkunft Christi. (...) In der katholischen Ordnung steht dieser Sonntag gänzlich unter dem Thema Wiederkunft Christi" (Bieritz, 2014, 126f). 

Wochenspruch: Sach 9, 9:
„Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (LUT)
„Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 24:
Der Einzug des Herrn in sein Heiligtum
Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt. Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte? Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer. Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs. Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit. Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr, stark und gewaltig, der Herr, mächtig im Kampf. Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit. Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit. (EU)

Die Predigtgrundlage der NAKI vom 27.11.2016 ist aus 2. Kor 1, 20 und lautet: „Auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist in die folgende Wortumgebung eingebettet:
2. Kor 1, 12-24: Gegen den Vorwurf der Unredlichkeit
Denn dies ist unser Ruhm, das Zeugnis unseres Gewissens, dass wir in Redlichkeit und göttlicher Lauterkeit, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes unser Leben in der Welt geführt haben, und das vor allem bei euch. Denn wir schreiben euch nichts anderes, als was ihr lest und auch versteht. Ich hoffe aber, ihr werdet es noch völlig verstehen, wie ihr uns zum Teil auch schon verstanden habt, nämlich, dass wir euer Ruhm sind, wie auch ihr unser Ruhm seid am Tage unseres Herrn Jesus. Und in solchem Vertrauen wollte ich zunächst zu euch kommen, auf dass ihr abermals eine Wohltat empfinget. Von euch aus wollte ich nach Makedonien reisen, aus Makedonien wieder zu euch kommen und mich von euch geleiten lassen nach Judäa. Bin ich etwa leichtfertig gewesen, als ich dies wollte? Oder plane ich, was ich plane, auf fleischliche Weise, sodass das Ja Ja bei mir auch ein Nein Nein wäre? Bei der Treue Gottes, unser Wort an euch ist nicht Ja und Nein zugleich. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, der war nicht Ja und Nein, sondern das Ja war in ihm. Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zur Ehre. Gott ist's aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt hat und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat. Ich rufe aber Gott zum Zeugen an bei meinem Leben, dass ich euch schonen wollte und darum nicht wieder nach Korinth gekommen bin. Nicht dass wir Herren wären über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude; denn ihr steht im Glauben. (LUT)

Kommentar: Im Jahrkreis des (katholischen) Kirchenjahres ist dieser Text dem 7. Sonntag zugeordnet. „Liturgiegeschichtlich bedeutet das ‚Amen‘, dass die Kultgemeinde im Ganzen verantwortlich dafür verantwortlich ist, was gesagt wird oder geschieht, und sie nimmt diese Verantwortung auf verbalem Wege wahr. Im Übrigen zeigt Paulus, dass das bestätigende ‚Amen’ als ein Lobpreis Gottes aufgefasst wurde. Der Zusatz ‚Gott zur Ehre’ in V 20 zeigt, dass das Amen als doxologischer, das heißt lobpreisender Text aufgefasst wurde. (…) Alles, was Gott je versprochen hat - durch Jesus Christus hat er das Ja der Erfüllung gesprochen. Auf dieses Ja antworten wir daher im Gottesdienst mit dem bestätigenden ‚Amen’, Gott zur Ehre. Gott gibt uns und euch in Jesus Christus festen gemeinsamen Boden unter die Füße“ (Berger (2008): „Die Christen sind die durch den Heiligen Geist Gesalbten.“ In: Die Briefe des Heiligen Apostels Paulus, 2008, 230-233).

Diesen festen Grund erwarten wir! Das kommende Geburtsfest Jesu ist ein Fest der Redlichkeit! Was für ein Auftakt.

Mittwoch, 23. November 2016

In eigener Sache



Liebe Leserinnen und Leser,


seit dem 16. April 2012 betreibe ich diesen Blog. Ich poste wöchentlich und kommentiere dabei die Handreichungen für die neuapostolischen Laienprediger, wie sie von der Neuapostolischen Kirche International vorgegeben werden. Sie werden "Leitgedanken" genannt. Sie sollen dazu dienen, dass die Lehre der Neuapostolischen Kirche möglichst einheitlich verbreitet wird.

Insgesamt wurde die Seite bisher 35271 mal aufgerufen, im letzten Monat verzeichnete ich 1397 Aufrufe (Stand: 23.11.16).
In dem vergangenen Kirchenjahr 59 Post entstanden. Die Zugriffe zu den einzelnen Post liegen zwischen 31-1014. Allwöchentlich wurden die Posts im Durchschnitt von ca. 100 Menschen gelesen. Die Veröffentlichung fand in der Regel 1-7 Tage vor dem jeweiligen Gottesdienst statt, als persönliche "Handreichung" sozusagen, da die "Leitgedanken" theologisch doch oft recht "dünn" sind mit einem starken Bezug zu den neuapostolischen Sonderlehren (Propria) die, so mein Eindruck, im Verlauf des Kirchenjahres stärker an Bedeutung gewonnen haben. Somit grenzt sich die Neuapostolische Kirche derzeit wieder stärker von den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland ab.

"Unter diesen Propria sind einige in der ökumenischen Diskussion umstritten:
das gegenwärtige Apostelamt, insbesondere der Stammapostel und die gegenwärtigen Offenbarungen des Heiligen Geistes,
die Sakramentstheologie,
die die trinitarische Taufe - übrigens auch die Taufe der NAK selbst - abwertet, indem sie auf der Heilsnotwendigkeit der Versiegelung besteht,
das „Entschlafenenwesen“, bei dem abgeleitet aus 1. Kor 15, 29 Verstorbene getauft werden und sogar mit ihnen Abendmahl gefeiert wird,
die exklusivistische Eschatologie und Ekklesiologie, in der anderen Christen nur sekundäre Heilsmöglichkeiten zugestanden werden.
(...) Aus evangelischer Sicht wird das gegenwärtige Apostelamt überbetont, da die Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben keiner heilsvermittelnden Institution bedarf. Der exklusive Heilsanspruch der NAK ist abgeschwächt, aber nicht aufgegeben worden. Wenn erst Taufe und Versiegelung die Gotteskindschaft vermitteln, so spricht man indirekt allen anderen Christen die volle Gotteskindschaft ab, was unverbunden neben der Betonung von Gottes universalem Heilswillen steht. (...) Es gibt keine verbindliche Bibelhermeneutik oder geregelten Abläufe, um problematische 'Einsichten' künftiger Stammapostel auszuschließen. Der NAK fehlt oft der vertiefte Umgang mit biblischen Texten, und manche Auslegungen muten willkürlich an" (Quelle: http://ezw-berlin.de/downloads/Flyer_Kompakt-Information_NAK.pdf).

Dies führt dazu, dass mitunter der Bezug zum Evangelium verloren geht oder zumindest stark in den Hintergrund gedrängt wird. Auch bezieht sich die Neuapostolische Kirche im deutschsprachigen Raum nach wie vor auf die Luther-Bibel von 1984 und vollzieht die Neuübertragung von 2017 nicht mit.

Andererseits wird sich zunehmend auf das (evangelische) Kirchenjahr mit seinen traditionellen Themen bezogen. Auch dies in den einzelnen Posts deutlich geworden. 

Das vergangene Kirchenjahr war von einem Streit mit der Kirchenleitung auf verschiedenen Ebenen geprägt. Dabei wurde ausdrücklich betont, dass der Blog nicht die Ursache des Konfliktes gewesen sei. In einer persönlichen Mitteilung des neuapostolischen Apostels Ulrich Falk, Gebietskirche Nord-Ost, wurde mein Blog von ihm sogar als "sehr interessant" bezeichnet. Der Zusammenhang zu dem Konflikt mit der KL der NAK wurde allerdings so überdeutlich abgestritten (u. a. gegenüber glaubenskultur.de), dass er eher als hochwahrscheinlich anzusehen ist: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten!" (Walter Ulbricht am 15. Juni 1961)

Auch im neuen Kirchenjahr werde ich meinen Blog weiterführen. Ich werde mich dabei ausschließlich auf die biblische Predigtgrundlage für die Gottesdienste der Neuapostolischen Kirche beziehen. So werden persönliche, alternative Handreichungen entstehen. Die Veröffentlichungen finden auch weiterhin 1-7 Tage vor den jeweiligen Sonntagen statt.

Ich werde den aktuellen Wochenpsalm zitieren. Als Quellen dienen mir dabei: "Lied trifft Text" - Eine Arbeitshilfe zur Gottesdienstgestaltung mit dem Evangelischen Gesangbuch - von Dörte Maria Packeiser u. a. herausgegeben und im Gesangbuchverlag Stuttgart im Jahre 2000 erschienen und Bieritz, Karl-Heinrich: Das Kirchenjahr: Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart, 9. Auflage, 2014.

Bei allen Leserinnen und Lesern bedanke ich mich für das Interesse und wünsche Ihnen / Euch weiterhin anregende Gedanken.

Matthias Schröter

Montag, 14. November 2016

Letzter Sonntag im Kirchenjahr - Ewigkeitssonntag; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 20. November 2016


Die ewige Stadt


„Der Letzte Sonntag im Kirchenjahr kann in zweifacher Weise begangen werden: als Ewigkeitssonntag oder als Gedenktag der Entschlafenen (Totensonntag). Eine Kombination beider ist nicht abwegig. Hier wird noch getrennt, weil dies auch vom neuen Evangelischen Gottesdienstbuch so vorgesehen wird.

Als Ewigkeitssonntag schauen die Perikopen dieses Tages in die Zukunft, die jenseits unserer Vorstellungen liegt. Dabei ist wichtig, diese wunderbare Zukunft nicht als rein geistige Realität zu erfahren und zu vermitteln. Denn durch Jesus Christus ist Ewigkeit in unser Leben hineingedrungen und kann so auch in unserer Realität schon greifbar werden.
Am letzten Sonntag des Kirchenjahres hören wir vom himmlischen Jerusalem, der ewigen Stadt, die uns als Wohnstatt verheißen ist. Das Warten scheint uns lang zu werden, aber vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag, und um seiner Schöpfung willen schenkt er Raum zur Buße. So freuen wir uns auf die verheißene Stadt und warten geduldig in dem Wissen, dass der Tag des Herrn unvermittelt anbrechen wird“ (www.daskirchenjahr.de).


Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Jesaja 26, 7-19:
Warten auf Gottes Gerechtigkeit
Des Gerechten Weg ist eben, den Steig des Gerechten machst du gerade. Wir warten auf dich, Herr, auch auf dem Weg deiner Gerichte; des Herzens Begehren steht nach deinem Namen und deinem Lobpreis. Von Herzen verlangt mich nach dir des Nachts, ja, mit meinem Geist suche ich dich am Morgen. Denn wenn deine Gerichte über die Erde gehen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit. Aber wenn dem Gottlosen Gnade widerfährt, so lernt er doch nicht Gerechtigkeit, sondern tut nur übel im Lande, wo das Recht gilt, und sieht des Herrn Herrlichkeit nicht. Herr, deine Hand ist erhoben, doch sie sehen es nicht. Aber sie sollen sehen den Eifer um dein Volk und zuschanden werden. Mit dem Feuer, mit dem du deine Feinde verzehrst, wirst du sie verzehren. Aber uns, Herr, wirst du Frieden schaffen; denn auch alles, was wir ausrichten, das hast du für uns getan. Herr, unser Gott, es herrschen wohl andere Herren über uns als du, aber wir gedenken doch allein deiner und deines Namens. Tote werden nicht lebendig, Schatten stehen nicht auf; denn du hast sie heimgesucht und vertilgt und jedes Gedenken an sie zunichtegemacht. Du hast vermehrt das Volk, Herr, vermehrt das Volk, hast deine Herrlichkeit bewiesen und weit gemacht alle Grenzen des Landes. Herr, in der Trübsal suchten sie dich; als du sie gezüchtigt hast, waren sie in Angst und Bedrängnis. Gleich wie eine Schwangere, wenn sie bald gebären soll, sich windet und schreit in ihren Schmerzen, so geht's uns auch, Herr, vor deinem Angesicht. Wir sind auch schwanger und winden uns, und wenn wir gebären, so ist's Wind. Wir können dem Lande nicht helfen, und Bewohner des Erdkreises können nicht geboren werden. Aber deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wachet auf und rühmet, die ihr liegt unter der Erde! Denn ein Tau der Lichter ist dein Tau, und die Erde wird die Schatten herausgeben. (LUT 2017)

Als Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag kann auch Offb 21, 1-8 verwendet werden: 
Der neue Himmel und die neue Erde
Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der erste Himmel und die erste Erde waren verschwunden und das Meer war nicht mehr da. Ich sah, wie die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkam. Sie war festlich geschmückt wie eine Braut für ihren Bräutigam. Und vom Thron her hörte ich eine starke Stimme rufen: »Dies ist die Wohnstätte Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wird als ihr Gott bei ihnen sein. Er wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit, keine Klage und keine Quälerei mehr. Was einmal war, ist für immer vorbei.« Dann sagte der, der auf dem Thron saß: »Gebt Acht, jetzt mache ich alles neu!« Zu mir sagte er: »Schreib dieses Wort auf, denn es ist wahr und zuverlässig.« Und er fuhr fort: »Es ist bereits in Erfüllung gegangen! Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, dem gebe ich umsonst zu trinken. Ich gebe ihm Wasser aus der Quelle des Lebens. Alle, die durchhalten und den Sieg erringen, werden dies als Anteil von mir erhalten: Ich werde ihr Gott sein und sie werden meine Söhne und Töchter sein. Aber die Feiglinge und Treulosen, die Abgefallenen, Mörder und Ehebrecher, die Zauberer, die Götzenanbeter und alle, die sich nicht an die Wahrheit hielten, finden ihren Platz in dem See von brennendem Schwefel. Das ist der zweite, der endgültige Tod.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den letzten Sonntag im Kirchenjahr tragen die Überschrift „Gerechtfertigt aus dem Glauben“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Maleachi 3,18: Ihr werdet am Ende doch sehen, was für ein Unterschied ist zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.“ (LUT 1984)

Begründet wird die Auswahl so: „Am zweiten und dritten Sonntag im November wird eine kurze Themenreihe zu den „letzten Dingen“ ausgeführt. Hierzu gehören „Zukunftshoffnung“ und das „Gericht“. (…) Auch fürchtet er sich nicht vor dem Tag des Herrn, dem Tag des Gerichts, von dem das Bibelwort des letzten Sonntags im Kirchenjahr spricht. Durch den Glauben gerechtfertigt, dient der Glaubende in Liebe und Gottesfurcht dem Herrn. In dieser tätigen Liebe ist keine Furcht (1 Joh 4, 18). Damit steht er im Gegensatz zu den Gottlosen (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).


Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (BWV 140) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Das Werk basiert auf dem bekannten gleichnamigen Choral von Philipp Nicolai aus dem Jahre 1599. Diese Choralkantate wurde für den im Kirchenjahr nur selten vorkommenden 27. Sonntag nach Trinitatis komponiert. Sie ist die Vertonung der Parabel „Kluge Mädchen kommen überall hin… (Von den zehn Jungfrauen).“ Die Uraufführung war am 25. November 1731.
"Im Rahmen einer sequentiellen Lektüre des Mt liegt es nahe, die Parabel von den Mädchen als eine Warnung für die Gemeinde angesichts der endgültigen Scheidung im Gericht zu lesen. Klug, wachsam und vorbereitet sind jene, die den 'Willen des Vaters' tun (Mt 7, 21) bzw. die Worte der Bergpredigt hören und tun (Mt 7, 24). (...) Fackeln mit Öl stehen für das Hören und Tun der Worte Jesu, wohingegen Fackeln ohne Öl das Hören ohne Tun veranschaulichen. (...) Die Haltung der Bereitschaft erhält ihren ganz besonderen Fokus darin, dass das Leben als zielgerichtet gedacht wird - sei es auf die Parusie oder den persönlichen Tod hin. Dieses Ziel trägt in der Parabel wie in der christlichen Eschatologie ganz allgemein stets die Gesichtszüge des gekreuzigten und auferstandenen Christus" (Moisés Mayordomo: Kluge Mädchen kommen überall hin (Von den zehn Jungfrauen). In: Zimmermann (Hg.), Kompendium der Gleichnisse Jesu, 2007, 488-503).


Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Jerusalem, du hochgebaute Stadt“ (T Johann Matthäus Meyfart 1629; M: Melcheor Franck 1663, Darmstadt 1698).

Kommentar: Was für eine Utopie, was für eine Aussicht, was für eine Zusage. Der ausgewählte Abschnitt aus der Apokalypse ist eine Zusammenfassung des gesamten Evangeliums: "Siehe, ich mache alles neu!" Meine Antwort auf diese Zusage stellt der Psalm 46 dar ("Chor, einen Vers bitte!" 😉)
Zu jeder Tages- und Nachtzeit (Gott ist unsere Zuversicht und Stärke)
Gott ist unsere Hoffnung und unser Rückhalt, er hilft uns in Unglück und Verzweiflung. Deshalb fühlen wir uns behütet, selbst wenn die ganze Welt ins Wanken geriete und die Gebirge ins Wasser fielen, oder wenn eine Jahrhundertflut käme und die Berge zum Einsturz brächten. Da, wo Gott wohnt und willkommen ist, bleibt auch die Fröhlichkeit wie eine sprudelnde Quelle. Gott ist ja da, mit ihm bleibt das Leben bestehen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit sind wir bei ihm geborgen. Die von Gott nichts halten, wissen auch hiervon nichts. Ihr Leben zerbricht an der Verzweiflung. Seht genau hin, wie Gott vergehen lässt, was ohne ihn sein will. Gott siegt mit seinem Frieden, vor dem alle Waffen zerbrechen und aller Hass schmilzt. Gott sagt: Ich bin der Herr über Leben und Tod (Ps 46 in der Fassung von Peter Spangenberg. Aus: Höre meine Stimme, 2013). 

Mittwoch, 9. November 2016

Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr - Volkstrauertag; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 13. November 2016



Weltgericht


„Der Vorletzte Sonntag im Kirchenjahr befasst sich mit dem Weltgericht, wie es vielfach im Neuen Testament angekündigt. Viele Menschen unterliegen der Gefahr, das Kommen des Weltgerichtes in den Zeichen dieser Zeit zu sehen: in Verwüstungen, Naturkatastrophen, Kriegen usw. Dabei machen sie sich zu Beobachtern, obgleich sie doch selbst Betroffene sein müssten. Unser Glaube lehrt uns, dass Gott barmherzig und gnädig ist und dem vergibt, der sich ihm in Vertrauen zuwendet. Somit ist es wohl angebracht, das Weltgericht als ein positives Geschehen zu erwarten und nicht als etwas, das Zerstörung und damit Leid bringt. Am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres hören wir die Erzählung vom Weltgericht und werden daran erinnert, dass auch wir nicht dem Gericht ausweichen können. Aber wir wissen, dass wir hindurch kommen durch die Liebe Gottes, die er uns in seinem Sohn Jesus Christus bewiesen hat. Diese Liebe wollen wir auch in unserem Leben weitergeben“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 51:
Gott, vergib mir meine Schuld!
Sei mir gnädig, o Gott – du bist doch reich an Gnade! In deiner großen Barmherzigkeit lösche meine Vergehen aus! Wasche meine Schuld ganz von mir ab, und reinige mich von meiner Sünde! Denn ich erkenne meine Vergehen, und meine Sünde ist mir ständig vor Augen. Gegen dich allein habe ich gesündigt, ja, ich habe getan, was in deinen Augen böse ist. Das bekenne ich, damit umso deutlicher wird: Du bist im Recht mit deinem Urteil, dein Richterspruch ist wahr und angemessen. Du weißt es: Von Geburt an lastet Schuld auf mir; auch meine Mutter war nicht frei von Sünde, als sie mit mir schwanger war. Du liebst es, wenn ein Mensch durch und durch aufrichtig ist; so lehre mich doch im Tiefsten meines Herzens Weisheit! Reinige mich von meiner Sünde – so wie der Priester dies mit einem Ysopbüschel tut – , dann bin ich wirklich wieder rein. Wasche meine Schuld von mir ab, dann werde ich weißer sein als Schnee. Lass mich wieder etwas Wohltuendes hören und Freude erleben, damit ich aufblühe, nachdem du mich so zerschlagen hast. Schau nicht weiter auf die Sünden, die ich begangen habe, sondern lösche meine ganze Schuld aus! Erschaffe in mir ein reines Herz, o Gott, und gib mir einen neuen, gefestigten Geist. Schick mich nicht weg aus deiner Nähe, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Lass mich wieder Freude erleben, wenn du mich rettest. Hilf mir, indem du mich bereit machst, dir gerne zu gehorchen. Dann will ich denen, die sich von dir abgewendet haben, deine Wege zeigen. Ja, Menschen, die gegen dich sündigen, sollen so umkehren zu dir. Gott, durch mich wurde das Blut eines Menschen vergossen – befreie mich von dieser Schuld, Gott, du mein Retter! Dann werde ich dich loben mit meiner Stimme und jubeln über deine Treue. Herr, öffne du meine Lippen, damit mein Mund deinen Ruhm verkündet! Dir liegt nichts daran, dass ich dir Tiere als Schlachtopfer darbringe – ich würde es sonst bereitwillig tun. Nein, nach Brandopfern hast du kein Verlangen. Ein Opfer, das Gott gefällt, ist tiefe Reue; ein zerbrochenes und verzweifeltes Herz wirst du, o Gott, nicht zurückweisen. In deiner Güte erweise auch der Stadt Zion Gutes, ja, festige die Mauern Jerusalems! Dann wirst du erneut Gefallen haben an den vorgeschriebenen Opfern, an Brandopfern, die vollständig in Rauch aufgehen. Dann werden auf deinem Altar wieder Stiere für dich dargebracht. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mt 25, 31-46:
Wonach der Weltrichter urteilt
»Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt, begleitet von allen Engeln, dann wird er auf seinem Herrscherthron Platz nehmen. Alle Völker der Erde werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirt die Schafe von den Böcken trennt. Die Schafe wird er auf seine rechte Seite stellen und die Böcke auf seine linke Seite. Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: ›Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt Gottes neue Welt in Besitz, die er euch von allem Anfang an6 zugedacht hat. Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir etwas anzuziehen gegeben; ich war krank und ihr habt mich versorgt; ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht.‹ Dann werden die, die den Willen Gottes getan haben, fragen: ›Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig und gaben dir zu essen? Oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann kamst du als Fremder zu uns und wir nahmen dich auf, oder nackt und wir gaben dir etwas anzuziehen? Wann warst du krank oder im Gefängnis und wir besuchten dich?‹ Dann wird der König antworten: ›Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.‹ Dann wird der König zu denen auf seiner linken Seite sagen: ›Geht mir aus den Augen, Gott hat euch verflucht! Fort mit euch in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist! Denn ich war hungrig, aber ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, aber ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd, aber ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, aber ihr habt mir nichts anzuziehen gegeben; ich war krank und im Gefängnis, aber ihr habt euch nicht um mich gekümmert.‹ Dann werden auch sie ihn fragen: ›Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig oder durstig, wann kamst du als Fremder, wann warst du nackt oder krank oder im Gefängnis – und wir hätten uns nicht um dich gekümmert?‹ Aber er wird ihnen antworten: ›Ich versichere euch: Was ihr an einem von meinen geringsten Brüdern oder an einer von meinen geringsten Schwestern zu tun versäumt habt, das habt ihr an mir versäumt.‹ Auf diese also wartet die ewige Strafe. Die anderen aber, die den Willen Gottes getan haben, empfangen das ewige Leben.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr tragen die Überschrift „Lebendig durch den Geist“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Rö 8, 11: Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.“ (LUT)

Begründet wird die Auswahl so: „Am zweiten und dritten Sonntag im November wird eine kurze Themenreihe zu den „letzten Dingen“ ausgeführt. Hierzu gehören „Zukunftshoffnung“ und das „Gericht“. Derjenige, der durch den Glauben an Jesus Christus zum Leben durchgedrungen ist, lebt sein Leben in Zukunftshoffnung. So wie Christus durch den Heiligen Geist von den Toten auferweckt wurde, so wird der Glaubende durch den Heiligen Geist vorbereitet, den neuen Leib, den Auferstehungsleib, zu empfangen. Daher ist das Sinnen und Trachten des Christen stets nach vorn gerichtet, auf die Erfüllung der Verheißung Jesu. Ein Mensch ohne Hoffnung kann kein wahrer Christ sein (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“ (BWV 116) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie in Leipzig für den 25. Sonntag nach Trinitatis, den 26. November 1724.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Verleih uns Frieden, gnädiglich“ (T & M: Martin Luther 1529).

Kommentar: Ich verweise an dieser Stelle zum wiederholten Male auf meine Posts "In eigener Sache II - Vorwurf Illoyalität: Apostel Falk schmeißt Musikbeauftragten raus, weil der ökumenische Losungen verbreitete" und "In eigener Sache - 'Ecclesia semper reformanda'“ in diesem Blog hin. Kommentieren möchte ich diesen Vorgang mit den Versen aus dem heutigen Evangelium: "Darauf wird er ihnen antworten: ›Ich sage euch: Was immer ihr an einem meiner Brüder zu tun versäumt habt - und wäre er noch so gering geachtet gewesen -, das habt ihr mir gegenüber versäumt.‹" (NGÜ)
Heute, am Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres, werde ich als Mitglied der Kantorei an St. Michaelis, Eutin die Missa da Requiem von Giuseppe Verdi (1813-1901) aufführen. Der Messetext und die deutsche Übersetzung dazu findet sich hier:
https://www.unimusik.uni-hamburg.de/downloads/giuseppe-verdi-messa-da-requiem-lateinisch-deutsch.pdf

Sonntag, 6. November 2016

Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 06. November 2016


Mitten unter uns


„Der Drittletzte Sonntag im Kirchenjahr hat das Kommen des Herrn zum Thema. Während das Evangelium selbst nur davor warnt, dieses Kommen vorhersagen zu wollen, betont die Epistel die Herrschaft Christi über Lebende und Tote. Die alttestamentliche Perikope weicht etwas ab: Hiob bittet Gott, dem Menschen doch seine Ruhe zu lassen und ihn nicht vors Gericht zu zerren zu seinen Lebzeiten, wie es ihm geschehen ist. Hier hat der Glaube an ein ewiges Leben noch nicht viel verloren. Die 5. und 6. Perikope jedoch gehen sehr klar auf das Kommen des Herrn ein. Durch alle Perikopen scheint sich auch die Frage hindurchzuziehen, wie wir dem Herrn begegnen, wenn er kommt, und wie wir uns auf ihn vorbereiten. Am drittletzten Sonntag des Kirchenjahres denken wir an den Jüngsten Tag, an dem unser Herr kommen und sich der Welt offenbaren wird. Der Glaube macht uns stark, an diesem Tag des Heils dem Herrn entgegenzugehen“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 90:
Gott ist unsere Zuflucht
Herr, eine Zuflucht bist du uns gewesen, wo man sicher wohnen kann, du warst es für uns durch alle Generationen. Ehe die Berge geboren wurden, ehe du die Erde mit ihren Lebensräumen hervorbrachtest – da warst du, Gott, schon da von Ewigkeit zu Ewigkeit. Die sterblichen Menschen lässt du zu Staub werdenund sprichst: »Kehrt ´zum Staub` zurück, ihr Menschenkinder!« Denn tausend Jahre sind in deinen Augen so kurz wie ein gerade vergangener Tag – sie sind nicht länger als ein paar Stunden in der Nacht. Du reißt die Menschen aus dem Leben, sie entschlafen, sie sind so vergänglich wie frisch emporgewachsenes Gras, das am Morgen sprießt und blühtund am Abend welkt und verdorrt. Ja, wir vergehen durch deinen Grimm, wir erschrecken, wenn dein Zorn uns trifft. Du führst dir unsere Vergehen vor Augen, selbst unsere verborgenen Sünden kommen vor dir ans Licht. Ach, alle unsere Tage schwinden dahin, weil dein Zorn auf uns lastet, wir durchleben unsere Jahre so rasch, als wären sie ein kurzer Seufzer. Unser Leben dauert siebzig Jahre, und wenn wir noch Kraft haben, dann auch achtzig Jahre. Und was uns daran so wichtig erschien, ist letztlich nur Mühe und trügerische Sicherheit. Denn schnell eilen unsere Tage vorüber, als flögen wir davon. Wer aber erkennt wirklich, wie gewaltig dein Zorn und dein Grimm ist? Wer begreift, welche Ehrfurcht dir gebührt? Lehre uns zu bedenken, wie wenig Lebenstage uns bleiben, damit wir ein Herz voll Weisheit erlangen! Herr, wende dich ´uns` wieder zu! Wie lange ´hält dein Zorn noch an`?Erbarme dich über alle, die dir dienen! Schenk uns schon am Morgen deine reiche Gnade! Dann werden wir jubeln und uns freuen unser Leben lang. Erfreue uns nun eben so viele Tage, wie du uns ´bisher` gedemütigt hast – für die Jahre, in denen wir Schlimmes erleben mussten, gib uns nun gute Jahre! Lass deine Diener dein mächtiges Handeln erleben, über ihren Kindern lass deine Herrlichkeit sichtbar werden! So zeige sich nun an uns die Freundlichkeit des Herrn, unseres Gottes! Gib dem Bestand, was wir mit eigenen Händen tun, ja, fördere unserer Hände Arbeit! (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 17, 20-37:
Wann richtet Gott seine Herrschaft auf?
Einige Pharisäer fragten Jesus, wann die Herrschaft Gottes anbrechen werde. Jesus antwortete: »Ihr dürft nicht nach Vorzeichen ausschauen und an allen möglichen Orten nach ihr suchen! Denn schon jetzt, mitten unter euch, richtet Gott seine Herrschaft auf!«
Vom Kommen des Menschensohnes
Dann sagte Jesus zu den Jüngern, den Männern und Frauen: »Es wird die Zeit kommen, wo ihr euch danach sehnt, auch nur einen Tag unter der Herrschaft des Menschensohnes zu erleben. Aber es wird euch nicht vergönnt sein. Sie werden zu euch sagen: ›Schaut doch hierher!‹, oder: ›Schaut dorthin!‹ Aber geht nicht hin und gebt nichts darauf. Wenn sein Tag da ist, wird der Menschensohn kommen wie ein Blitz, der mit einem Schlag den ganzen Horizont ringsum erhellt. Aber zuvor muss er noch vieles erleiden und von den Menschen dieser Generation verworfen werden. Wenn der Menschensohn kommt, wird es genauso sein wie zur Zeit Noachs: Die Menschen aßen und tranken und heirateten, wie sie es gewohnt waren – bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging. Dann kam die Flut und vernichtete sie alle. Und es wird auch genauso sein wie in den Tagen Lots: Sie aßen und tranken, sie kauften und verkauften, bestellten das Land und bauten Häuser, wie sie es gewohnt waren. An dem Tag aber, an dem Lot die Stadt Sodom verließ, fiel Feuer und Schwefel vom Himmel und vernichtete sie alle. Ganz genauso wird es an dem Tag sein, an dem der Menschensohn erscheint. Wer an jenem Tag gerade auf dem Dach ist und seine Sachen unten im Haus liegen hat, soll keine Zeit damit verlieren, erst noch hineinzugehen, um sie zu holen. Und wer gerade auf dem Feld ist, soll nicht einmal mehr zurückschauen, um sein Haus noch einmal zu sehen. Denkt an Lots Frau! Wer sein Leben retten will, wird es verlieren, und wer es verliert, wird es retten. Ich sage euch: Zwei Männer werden in jener Nacht auf einem Bett schlafen: Der eine wird angenommen, der andere zurückgelassen. Zwei Frauen werden zusammen Korn mahlen: Die eine wird angenommen, die andere zurückgelassen.« Die Jünger fragten: »Wo wird das geschehen, Herr?« Jesus antwortete ihnen: »Wo Aas liegt, da sammeln sich die Geier.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den drittletzten Sonntag im Kirchenjahr tragen die Überschrift „Errettung durch Hinwendung zum Kreuz“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Johannes 3, 14-15: Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ (LUT)

Begründet wird die Auswahl so: „Der letzte Monat im Kirchenjahr beginnt mit dem Gottesdienst für Entschlafene. Das Bibelwort macht deutlich, dass die Hinwendung zum Kreuz, also zu dem erhöhten Herrn, unerlässlich ist, um dem geistigen Tod entrinnen zu können. Sein schmerzhafter Tod am Kreuz war keine Niederlage, sondern Erhöhung zum Heil der Menschen. So wie alle, die bei der Wüstenwanderung durch den giftigen Biss der Schlangen in Todesgefahr waren, zur ehernen Schlange aufschauen mussten, um geheilt zu werden, so schenkt Jesus Christus allen Verlangenden Heil, die sich gläubig ihm zuwenden (Joh 3,14.15). Indem wir unseren Glauben und unser Bekenntnis zum Herrn 'hochhalten', können wir mithelfen, dass noch viele Menschen den Herrn und seine Liebe zu den Menschen sehen und erkennen. (…)

Gedanken des neuapostolischen Stammapostels zum Entschlafenenwesen
Das Entschlafenenwesen gehört zu den Reichtümern des neuapostolischen Glaubens. Neuerdings war ich sehr überrascht zu lesen, dass mehr und mehr Christen behaupten, an Jesus Christus zu glauben, jedoch nicht an ein Jenseits. Wieder andere meinen, dass die Hinnahme der Sakramente von dem Vorhandensein des Leibes abhängig ist; ihrer Ansicht nach kann die vom Leib getrennte Seele nur noch auf die Auferstehung der Toten warten. Am Jüngsten Gericht werden dann die auferstandenen Toten, sofern sie von Gott angenommen werden, in sein Reich eingehen können.
Wir glauben, dass der Mensch nach seinem leiblichen Tod weiterlebt: Seine Seele und sein Geist sterben nicht, seine Persönlichkeit lebt somit weiter. In der jenseitigen Welt kann der Mensch sich für oder gegen Gott entscheiden. Ebendiese Entscheidungsfreiheit eröffnet ihm - selbst wenn sein Leib nicht mehr vorhanden ist - den Zugang zu den Sakramenten.
Gott allein kennt die Seelen, die den Glauben haben, um die Heilshandlungen zu empfangen. Diese Seelen werden dann während des Entschlafenengottesdienstes getauft oder versiegelt. Durch unsere Gebete können wir sie nicht erlösen - nur Jesus kann das -, aber wir können ihnen unsere Liebe bezeugen. Unsere Gebete sind Fürsprachen an Gott, der sie einlädt" (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken resp. aus einer Sondernummer dazu der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „O Ewigkeit, du Donnerwort“ (BWV 60) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie in Leipzig für den 24. Sonntag nach Trinitatis, den 7. November 1723.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Gott ist gegenwärtig“ (T: Gerhard Tersteegen 1729; Joachim Neander 1680).

Kommentar: "Die theologischen und anthropologischen Grundlagen dessen, was die Bibel über den Tod zu sagen hat, sind bereits in Gen 2f, der Erzählung von Schöpfung, Paradies und Vertreibung erkennbar: Die Menschen sind aus Erde geschaffen und werden im Tode unentrinnbar wieder zu Erde. Belebt allein durch den Atem Gottes, der ihnen nicht untersteht, aber geschaffen für ein Leben im Paradies mit 'dem Baum des Lebens', aus dem sie jedoch vertrieben wurden, ist die Perspektive dauerhaften und gelingenden Lebens für sie unaufgebbar, aber immer schon verloren und nicht in ihrer, sondern allein in der Macht Gottes" (Crüsemann & Crüsemann: Stichwort: Tod, 586. Aus: Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, 2009, 586-589).
Mehr als diesen Hoffnungsschimmer, mehr als diese Hoffnungsahnung haben wir nicht. Sie heißt im biblischen Kontext "ewiges Leben" und "Auferweckung der Toten." Diese Hoffnung schafft eine "Beziehung zur Unendlichkeit" und begründet eine Erinnerungskultur oder "Erinnerungssolidarität" (Thiemo Rainer Peters: Stichwort: Tod/Ewiges Leben, 328. In: Eicher: Neues Handbuch theologischer Grundbegriffe, Bd. 4, 2005, 321-328).
Alles andere ist Diesseits. Das Reich Gottes, und somit die Ewigkeit, ist nach der Lehre Jesu ein diesseitiges Reich, ein Reich, das sich jetzt ereignet. Ein Reich, das sich im solidarischen Handeln mit Bezug auf Gott ereignet. Das Zeichen dafür ist die eigene Existenz - mit allem Gelingen, Scheitern, Aufgeben, Neuanfangen. So hat also ein jegliches seine Zeit und Stunde:
"Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit" (Prediger 3, 2-8, LUT 2017).