Samstag, 30. Mai 2015

Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 31. Mai 2015




Einleitung: „Am Sonntag nach dem Pfingstfest wird traditioneller Weise die Dreieinigkeit in den Mittelpunkt gestellt. An Pfingsten ist die Selbstoffenbarung Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist abgeschlossen. So ist vor aller Welt deutlich: Gott ist der Dreieinige. Die Dreieinigkeit Gottes wird im Gottesdienst anhand des Schlusssegens thematisiert. Dieser Text aus 2 Kor 13, 13 ist einer der deutlichsten Hinweise auf die Dreieinigkeit im Neuen Testament.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Begleitung durch Gott, den Dreieinigen.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „2 Kor 13, 13: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Der Schlusssegen ist eine Zusage des dreieinigen Gottes, aber auch eine Aufforderung an uns.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der erste Sonntag nach Pfingsten ist der Dreieinigkeit gewidmet. 2 Kor 13, 13 ist einer der deutlichsten Hinweise auf die Dreieinigkeit im Neuen Testament. Der Text dient in unserer Kirche als Schlusssegen im Gottesdienst.
Siehe auch Katechismus zur Lehre von der Dreieinigkeit (KNK 3.1, 3.2).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Gott, der Sohn, schenkt uns Gnade. Er erwartet von uns Demut, dass wir die Sünde meiden und dienen.
  • Gott, der Vater, liebt uns. Wir lieben ihn und unseren Nächsten.
  • Gott, der Heilige Geist, will uns in die Gemeinschaft mit Gott führen. Wir lassen uns führen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: „Der Geist kann bei Paulus zurückgebunden werden an Gott, als seine Gabe (Röm 5, 5). Der Geist ist zugleich das Medium der Präsenz des erhöhten Herrn in seiner Gemeinde. Jeder Glaubende bekommt in der Taufe Anteil an diesem Geist (1 Kor 12, 13). Gemeinschaft des Geistes bedeutet somit Gemeinschaft aller Christen untereinander aufgrund der gemeinsamen Teilhabe an dem Geist, der die Gnade Christi und die Liebe Gottes erst unter uns zum Ereignis werden lässt“ (Klauck, 1986, 103f).

Ratzinger zu Folge kann Jesus als Segen für die gesamte Schöpfung und für alle Menschen angesehen werden. Durch den Kreuzestod Jesu wurde das Kreuz zur Segensgebärde der Christen. Durch das Kreuz können wir füreinander zu Segnenden werden. Das Segnen kann als vollgültiger Ausdruck des allgemeinen Priestertums aller Getauften angesehen werden und ist mit der Kraft der vom Herrn kommenden Liebe durchtränkt (vergl. Ratzinger, 2000/2013, 152ff).





An diesem Sonntag feiern wir das Trinitatis-Fest - „Groß sind die Werke des Herrn; wer sie erforscht, der hat Freude daran.“

„Das Wort Trinitatis ist zusammengesetzt aus den lateinischen Worten "Tri" und "unitatis", was so viel bedeutet wie "Drei in Einheit". Es wird damit das theologische Dogma der Dreieinigkeit (die Personen von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist in einem Wesen) zum Ausdruck gebracht. Im Deutschen spricht man dann von der Trinität, die oftmals in Form eines Dreiecks, in dem ein Auge abgebildet ist, zur Darstellung kommt.

Das Trinitatisfest gibt es erst seit etwa 1000 Jahren, wobei es noch über eine längere Zeit Differenzen darüber gab, ob es überhaupt gefeiert werden solle.

Für die protestantische Kirche jedenfalls hat das Trinitatisfest eine größere Bedeutung gewonnen als für die römische Kirche. Es ist das Fest des Glaubensbekenntnisses, und so wurde an diesem Tag das Bekenntnis besonders geehrt durch Gesang und die Verlesung der zwei anderen Bekenntnisse, die nur noch in wenigen Gemeinden gesprochen werden, aber auch zu den Bekenntnisschriften der Lutherischen Kirche gehören: das sog. Nicänum und das Athanasianum.

Das Trinitatisfest leitet die unberechtigterweise sogenannte "festlose Zeit" ein. Selbst ist es jedoch ein sehr bedeutendes Fest, geht es bei der Trinität doch um die dogmatische Erklärung zu dem Phänomen der Gottheit Jesu und des Geistes. Während Geister sonst nur Untertanen der Götter sind, wird hier der Geist zur Gottheit erhoben. Viel problematischer für Nicht-Christen ist immer die Behauptung gewesen, dass Jesus Gottes Sohn und damit Gott ist, also keine Sohnschaft im üblichen Sinne. An diesem Sonntag soll diesem Problem nachgegangen werden, wobei freilich grundsätzlich zu sagen ist, dass die Predigt nicht in eine dogmatische Vorlesung verwandelt werden darf. Am Trinitatisfest geht es vielmehr ganz konkret darum, die Vielfältigkeit, in der Gott unter uns Menschen wirkt, zu feiern.

Die Predigttexte gehen alle nicht direkt auf die Dreifaltigkeit ein, da diese erste dogmatisch wesentlich später entwickelt wurde. Nur trinitarische Formeln (wie "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes") tauchen im Neuen Testament schon auf.

Am Trinitatisfest denken wir darüber nach, wie sich Gott uns in verschiedenen Gestalten, als Schöpfer im Vater, als Versöhner im Sohn und als Mittler im Geist, offenbart. Dieser Dreifaltigkeit des einen Gottes gehen wir auch im Glaubensbekenntnis nach, ohne recht das unergründliche Geheimnis verstehen zu können. Um so mehr danken wir Gott, dass er uns an diesem Offenbarungsgeschehen auf vielfache Weise teilhaben lässt“ (www.daskirchenjahr.de).




Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Gelobet sei der Herr, mein Gott (BWV 129)
O heilges Geist- und Wasserbad (BWV 165)
Es ist ein trotzig und verzagt Ding (BWV 176)
Nun danket alle Gott (BWV 192)
Höchsterwünschtes Freudenfest (BWV 194)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 111:
„Dank für Gottes große Taten
Halleluja! Danken will ich dem Herrn von ganzem Herzen, umgeben von denen, die ihm aufrichtig dienen, inmitten der Gemeinde. Gewaltig sind die Taten des Herrn, alle, die sich an ihnen erfreuen, denken gerne über sie nach. Was Gott tut, zeugt von seiner Majestät und Herrlichkeit, für alle Zeiten erweist er seine Treue. Er hat Gedenktage festgelegt, damit man sich immer wieder an seine Wunder erinnert – gnädig und barmherzig ist der Herr! Reichlich zu essen gab er denen, die Ehrfurcht vor ihm haben, immer und ewig wird er sich an seinen Bund erinnern. Er hat sein Volk erfahren lassen, wie mächtig sein Handeln ist, ihnen hat er verkündet, dass er ihnen die Länder anderer Völker geben werde. Was er mit eigenen Händen vollbringt, zeugt von Wahrhaftigkeit und Recht, auf seine Ordnungen kann sich jeder verlassen. Sie gelten unerschütterlich für immer und ewig, gegründet sind sie auf Wahrheit und Aufrichtigkeit. Erlösung hat er seinem Volk gebracht, er hat einen Bund mit ihnen geschlossen und verordnet, dass dieser für alle Zeiten gelten soll. Heilig und ehrfurchtgebietend ist sein Name. Weisheit beginnt damit, dass man dem Herrn mit Ehrfurcht begegnet. Alle, die in dieser Haltung leben, gewinnen gute Einsicht. Gottes Lob wird für immer und ewig bestehen“ (NGÜ).

Die Epistel steht in Röm 11, 32-36.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 3, 1-15:
„Jesus und Nikodemus
Einer von den Pharisäern war Nikodemus, ein Mitglied des jüdischen Rates. Eines Nachts kam er zu Jesus und sagte zu ihm: »Rabbi, wir wissen, dass Gott dich gesandt und dich als Lehrer bestätigt hat. Nur mit Gottes Hilfe kann jemand solche Wunder vollbringen, wie du sie tust.« Jesus antwortete: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von oben her geboren wird, kann Gottes neue Welt zu sehen bekommen.« »Wie kann ein Mensch geboren werden, der schon ein Greis ist?«, fragte Nikodemus. »Er kann doch nicht noch einmal in den Mutterschoß zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!« Jesus sagte: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von Wasser und Geist geboren wird, kann in Gottes neue Welt hineinkommen. Was Menschen zur Welt bringen, ist und bleibt von menschlicher Art. Von geistlicher Art kann nur sein, was vom Geist Gottes geboren wird. Wundere dich also nicht, dass ich zu dir sagte: ›Ihr müsst alle von oben her geboren werden.‹ Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So geheimnisvoll ist es auch, wenn ein Mensch vom Geist geboren wird.« »Wie ist so etwas möglich?«, fragte Nikodemus. Jesus antwortete: »Du bist ein anerkannter Lehrer Israels und weißt das nicht? Amen, ich versichere dir: Wir sprechen über Dinge, die wir kennen, und bezeugen das, was wir gesehen haben. Aber keiner von euch ist bereit, auf unsere Aussage zu hören. Wenn ich zu euch über die irdischen Dinge rede und ihr mir nicht glaubt, wie werdet ihr mir dann glauben, wenn ich über die himmlischen Dinge mit euch rede?«
Ohne Glauben an Jesus kein Leben
Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen als nur der eine, der vom Himmel herabgekommen ist, der Menschensohn. Mose richtete in der Wüste den Pfahl mit der bronzenen Schlange auf. Genauso muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die sich im Glauben ihm zuwenden, durch ihn ewiges Leben bekommen“ (GNB).

Kommentar: "Wie gewinnt der Mensch Anteil am Reich Gottes?" lautet die Kernfrage dieses Abschnittes. Johannes beantwortet diese Frage mit: "Durch die Geburt von oben her resp. von neuem!" Durch die Wendung "von Wasser und Geist" wird auf das Sakrament der Heiligen Taufe hingewiesen. Popp weist jedoch auf folgendes hin: "Das Entscheidende kommt auch bei diesem Ritual von oben. Das Bild der Geburt steht für das umstürzend Neue, das dem glaubenden Menschen in der Taufe durch die erneuernde Kraft des Geistes widerfährt. Er bewirkt durch das Wasser als Kommunikationskanal die Teilhabe am Reich Gottes. Zugleich ist Wasser eine Metapher für die reinigende Kraft des Geistes. Sie verweist darauf, dass die Taufe ein neuschöpferisches Reinigungsgeschehen ist. (...) Durch das belebende Geistwirken werden die Glaubenden selbst zu einer Quelle, die für andere Menschen Lebenswasser sprudeln lässt" (Popp, Thomas: Das Entscheidende kommt von oben (Geburt von oben), 723. Aus: Zimmermann, 2007, 719-724).

Mittwoch, 20. Mai 2015

Pfingsten - Kommentar zu den LG vom 24. Mai 2015




Einleitung: „Das Pfingstfest wird zum Gedächtnis der Ausgießung des Heiligen Geistes begangen; man spricht von Pfingsten als dem ‚Tag der Offenbarung des Heiligen Geistes‘ und auch als dem ‚Geburtstag der Kirche Christi.’ Das Pfingstfest ist ein Fest der Freude darüber, dass der Heilige Geist in der Kirche gegenwärtig ist und wirkt. Der Heilige Geist lädt uns ein, uns Gott zu nahen. Wer diese Einladung des Heiligen Geistes annimmt und sich durch die Apostel auf die Wiederkunft Christi vorbereiten lässt, sehnt sich nach der Gemeinschaft mit Christus und teilt diese Freude auch dem Nächsten mit.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Pfingsten 2015“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Apk 22, 17a: Und der Geist und die Braut sprechen: Komm!“ (LUT)

Es findet eine Bibellesung statt, die aus Joel 3, 1-2 und Eph 3, 14–21 entnommen ist.

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir erwidern den Aufruf des Heiligen Geistes und tragen ihn weiter.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Jerusalem wird die Kirche für die Menschen erfahrbar und die Apostel können in der Kraft ihres Amtes wirken. Insbesondere können sie die Gabe des Heiligen Geistes spenden, die die Gläubigen in die Gemeinschaft mit Gott führt.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Wir feiern die Gegenwart des Heiligen Geistes in der Kirche.
  • Der Heilige Geist lädt uns ein, uns Gott zu nahen, und schenkt uns zugleich die
  • Möglichkeit, dies zu tun.
  • Wir sehnen uns nach der Gemeinschaft mit Christus und wünschen, dass auch unser Nächster sie erlangt“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar:
„Der Gottesdienst an Pfingsten ist für neuapostolische Christen in mehrfacher Hinsicht besonders, finden doch seit Jahren schon regelmäßig Satellitenübertragungen vom Gottesdienst mit dem Kirchenoberhaupt statt. Zum diesjährigen Pfingstfest wird Stammapostel Jean-Luc Schneider in Sambia/Afrika erwartet. Auch dazu werden wieder Tausende von Gemeinden in aller Welt per Videosignal angeschlossen sein“ (www.naki.org; Download vom 17.05.2015). Der Tradition folgend wird das Kirchenoberhaupt dann ein anderes Bibelwort als Predigtgrundlage haben, welches mir nicht bekannt ist. Aus diesem Grund werde ich die heutigen Leitgedanken nicht weiter kommentieren.


An diesem Wochenende feiern wir das Pfingst-Fest - „Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun?“

„Das Pfingstfest hat seinen Ursprung im jüdischen Festkalender, wo es zunächst das Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte (2. Mose 23, 16) war. Es wird später als "Wochenfest" bezeichnet (2. Mose 34, 22) und (wohl erst in nachalttestamentlicher Zeit) 50 Tage (= Pentekoste = Pfingsten) nach dem Passah-Fest angeordnet (Apg 2, 1).
Die Kirche feierte das Fest schon früh als Fest der Ausgießung des Geistes, und bald bekam es eine eigene Vigilfeier, in der nun neben Ostern ein zweiter Ort für Tauffeiern geschaffen war. Zeitweise wurde das Fest auf acht Tage ausgedehnt (Oktav), später dann auf vier bzw. drei Tage verkürzt.
Die protestantische Kirche übernahm dieses Fest, jedoch ohne Vigil. Es ist der Kirche als ein besonderes wichtiges Fest bis heute erhalten geblieben.
An diesem Tag wird zeichenhaft der Wille Gottes zur Versöhnung der Menschen mit ihm dadurch deutlich gemacht, dass die Sprachverwirrung, die in Babel aufgrund des Turmbaus erfolgte, nun durch die eine Sprache des Geistes überwunden ist.
Die liturgische Farbe des Pfingstfestes ist Rot, die Farbe des Feuers des Heiligen Geistes. Am Pfingstfest feiern wir die "Geburt der Kirche." An diesem 50. Tag nach Ostern hat Gott seinen Geist auf die Gemeinde ausgegossen und seitdem nicht von ihr genommen. So denken wir nach über das, was in der Bibel vom Geist Gottes gesagt wird, und erkennen, wie der Geist Gottes auch heute unter uns wirkt“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
  • O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe (BWV 34)
  • Wer mich liebet, der wird mein Wort halten (BWV 59)
  • Wer mich liebet, der wird mein Wort halten (BWV 74)
  • Es ist euch gut, dass ich hingehe (BWV 108)
  • Wo gehest du hin (BWV 166/1)
  • Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten (BWV 172)
  • Rühre, höchster, unsern Geist (BWV 173/6)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 118, 1-14:
Dankfest der Gemeinde Israels
Halleluja! Dankt dem Herrn, denn er ist gütig, und seine Gnade bleibt für alle Zeiten bestehen Israel soll sagen: Seine Gnade bleibt für alle Zeiten bestehen. Die Nachkommen Aarons sollen sagen: Seine Gnade bleibt für alle Zeiten bestehen. Alle, die Ehrfurcht vor dem Herrn haben, sollen sagen: Seine Gnade bleibt für alle Zeiten bestehen. In großer Not rief ich zum Herrn, und er antwortete mir, ja, der Herr verschaffte mir weiten Raum. Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben? Der Herr steht zu mir, er ist es, der mir hilft - ich werde noch ´als Sieger` herabsehen auf alle, die mich hassen. Besser ist es, beim Herrn Zuflucht zu suchen, als sich auf Menschen zu verlassen. Besser ist es, beim Herrn Zuflucht zu suchen, als sich auf Mächtige zu verlassen. Viele fremde Völker hatten mich umringt - im Namen des Herrn habe ich sie in die Flucht geschlagen! Von allen Seiten hatten sie mich umstellt und mich eingeschlossen – im Namen des Herrn habe ich sie in die Flucht geschlagen! Wie ein Bienenschwarm hatten sie mich umringt, doch sie sind erloschen wie brennendes Dornengebüsch - im Namen des Herrn habe ich sie in die Flucht geschlagen! Man hat mich so gestoßen, dass ich fallen sollte. Aber der Herr hat mir geholfen! Meine Stärke ist der Herr, ihm singe ich mein Lied; er wurde mir zum Helfer!“ (NGÜ)

Die Epistel steht in Apg 2, 1-18.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 14, 23-27:
„Jesus verspricht den heiligen Geist
Jesus antwortete ihm: »Wer mich liebt, wird sich nach meinem Wort richten; dann wird ihn mein Vater lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen. Wer mich nicht liebt, richtet sich nicht nach meinen Worten - und dabei kommen doch die Worte, die ihr gehört habt, nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat. Ich habe euch dies gesagt, solange ich noch bei euch bin. Der Vater wird euch in meinem Namen den Helfer senden, der an meine Stelle tritt, den Heiligen Geist. Der wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich selbst schon gesagt habe. Zum Abschied gebe ich euch den Frieden, meinen Frieden, nicht den Frieden, den die Welt gibt. Erschreckt nicht, habt keine Angst!“ (GNB)

Kommentar:
Wie lässt sich nun Pfingsten und das Pfingstgeschehen für den modernen Menschen ergreifen? Mit der historisch kritischen Methode lässt lässt sich dieses Ereignis nicht erfassen. Der naturwissenschaftlich aufgeklärte, moderne Mensch des 21. Jahrhunderts steht bestenfalls staunend und etwas kopfschüttelnd vor diesem Ereignis. Für ihn gilt heute stärker denn je: „Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein“ (Apg 2, 12-13; LUT).
Die biblische Beschreibung als Bericht im neuzeitlichen Sinne zu begreifen, erscheint mir unmöglich und auch unpassend und ist als naiv-schwärmerisch abzulehnen.
Als Ausweg bietet sich mir „die Welt der Bach-Kantaten“ an (Wolff/Koopman, 2006) an. Diese Idee habe ich bei Sigrid Glockzin-Bever u.a., Bach-Kantaten predigen, 2007 gefunden.

DIE Pfingst-Kantate ist wohl: Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten (BWV 172), die (vermutlich) zum Pfingstsonntag 1714 in Weimar uraufgeführt wurde.
"Die Kantate hat folgenden Aufbau: Instrumentale Einleitung - Chor: Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten - Rezitativ Bass: Joh 14, 23 - Arie Bass: Heiligste Dreifaltigkeit - Arie Tenor: O Seelenparadies - Duett Sopran und Alt: Komm, lass mich nicht länger warten - Choral: Von Gott kömmt mir ein Freudenschein - Chor: Wiederholung Satz 1 (Erschallet ihr Lieder).
Nach einer instrumentalen Einleitung folgt ein großangelegter Chorsatz, der über die theologische Metapher 'Wohnung des Geistes' meditiert und und durch die Stimme des erhöhten Christus im Rezitativ Bestätigung erfährt. Die sich anschließenden Arien entfalten in jeweils einem Dreischritt das zum Thema des Sonntagsevangeliums gehörige theologisch-dogmatische und ethische Panorama: Einwohnung des dreieinigen Gottes in den Herzen der Gläubigen - der Schöpfergeist ist der Tröster - responsorische Liebe. Die Kantate schließt mit einem Choral, die den Hörer zum Nachdenken anregen und identitätsstiftend sein soll (hier mit der Melodie: "Wie schön leuchtet der Morgenstern")." Zitiert aus: Martin Petzoldt: Liturgische und theologische Aspekte zu den Texten der frühesten Kantaten: In: Wolff/Koopman, 2006, I, 129f.

"Deutlich wird, dass die Kantatenlibretti eng am Schriftwort entlang gedichtet sind: je bibelfester der Rezipient ist, desto mehr klare Bezüge zu unterschiedlichsten Bibelstellen des AT und NT entdeckt er in den Arien und Rezitativen" (Wersin, 2011, 91)
Bachs feste Glaubensüberzeugung war, in Anknüpfung an das heutige Evangelium, die Anwesenheit Gottes im Individuum (Einwohnung oder Gnaden-Gegenwart). Diese Gnaden-Gegenwart war Quelle und Ziel seiner Musik. Seine Musik belegt "die wesenhafte Präsenz Gottes im lobpreisenden Individuum" (ebd., 83). Darum: Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten.


Johann Sebastian Bach (1685-1750): Cantata BWV 172: Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten!
Ausführende: EBS, Monteverdi Choir Leitung Sir J.E. Gardiner vom 11.6.2000
Hochgeladen am 10.06.2011

Sonntag, 17. Mai 2015

Exaudi - Kommentar zu den LG vom 17. Mai 2015

Einleitung: „Der Sonntagsgottesdienst vor Pfingsten thematisiert die Zeit der Erwartung des Heiligen Geistes. Die 'Kraft aus der Höhe' ist ein Ausdruck für den Heiligen Geist, der nicht nur göttliche Person, sondern ebenso Gabe ist, die den Menschen bewegt und zum Aufbruch anleitet.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Warten auf die Kraft aus der Höhe.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Lk 24, 49: Und siehe, ich will auf euch herab senden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „In der Gemeinschaft erleben wir Kraft aus der Höhe.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Eindrücklich bezeugt das Lukasevangelium Leben, Tod und Auferstehung Jesu sowie die verschiedenen Begegnungen des Auferstandenen mit seinen Jüngern. Die Zeit der Kirche ist gekennzeichnet durch das Wirken des Heiligen Geistes, insbesondere zur Bereitung der Brautgemeinde für den wiederkommenden Christus als Bräutigam (KNK 7.6.5).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Bis zum Ausrüsten mit der Kraft aus der Höhe gebot der Herr den Jüngern in Jerusalem zu bleiben.
  • Pfingsten ist Abschluss dieser Wartezeit – der Heilige Geist ist ausgegossen, die 'Geburtsstunde' der Kirche Jesu Christi ist gekommen!
  • Die Kraft aus der Höhe hilft uns, in der Gemeinschaft zu bleiben, und gibt uns Kraft und Trost in Sorgen und Nöten“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die Predigtgrundlage ist dem letzten Abschnitt des Lukasevangeliums entnommen. Die EU überschreibt diesen Abschnitt mit "Befähigung der Jünger zu glaubwürdigen Zeugen" (Lk 24, 36-53). "Die Jünger sind Zeugen, wenn sie in autorisierter Weise Jesu Tod und Auferstehung sowie die Sündenvergebung in seinem Namen verkündigen" (Kremer, 1988, 244). Sie können deswegen glaubwürdig sein, weil sie eben Zeugen des Lebens Jesu waren und durch das Miterleben und die Nachfolge besonderen "Expertenstatus" genießen, was bei der Frage nach der Glaubwürdigkeit besonders wichtig ist. "Glaubwürdige Zeugen" können wir heute sein, wenn wir
  • das Gebot der Nächstenliebe erfüllen: "Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir"; Joh 10, 25; LUT) und
  • der Schrift folgen ("sola scriptura"): "Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeugt; Joh 5, 39; LUT).

An diesem Tag, dem 17. Mai 2015, feiern wir den Sonntag Exaudi - „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?“

„Der Name dieses Sonntags leitet sich ab von dem Beginn der lateinischen Antiphon: Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te; miserere mei, et exaudi me (Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe! Sei mir gnädig und erhöre mich; Ps 27,7)!




Der Sonntag ist schon deutlich auf Pfingsten bezogen dadurch, dass er die wartende Haltung der Gemeinde und damit ihre Abhängigkeit vom Heilswirken Gottes herausstreicht, und von daher eigentlich nicht mehr Bestandteil des Osterfestkreises, der mit Christi Himmelfahrt abschloss. Allerdings hat man sich im neuen Evangelischen Gottesdienstbuch nicht dazu durchringen können, als liturgische Farbe violett zu wählen, obgleich diese Farbe sicherlich angemessen wäre. Der Sonntag Exaudi spiegelt die Spannung wider, in der die Jünger sich befanden, nachdem ihr Herr gen Himmel aufgefahren war. Sie wissen um die Verheißung des Geistes, haben ihn aber noch nicht erfahren. Sie leben in einer kaum erträglichen Spannung, denn das Vergangene hat nun keine Bedeutung mehr, und das Zukünftige hat keine Kraft. Die Gegenwart, in der sie machtlos sind, wird übermächtig und scheint sie zu fesseln. In diese Spannung hinein erklingt als Erinnerungsruf die Rede Jesu, in der er den Tröster, seinen Geist, verheißt“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Sie werden euch in den Bann tun (BWV 44)
Ihr werdet weinen und heulen (BWV 103)
Es ist euch gut, dass ich hingehe (BWV 108)
Wo Gott, der Herr, nicht bei uns hält (BWV 178)
Sie werden euch in den Bann tun (BWV 183)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 27:
Die Nähe des Herrn gibt Licht und Geborgenheit
Der Herr ist mein Licht und mein Heil – vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist für mein Leben wie eine schützende Burg, vor wem sollte ich erschrecken? Wenn boshafte Menschen über mich herfallen, um mich mit Haut und Haaren zu verschlingen, meine Gegner und Feinde – dann sind sie es, die stürzen und fallen! Selbst wenn mich ein Heer von Feinden umlagert: mein Herz ist nicht von Furcht erfüllt. Und wenn Krieg gegen mich ausbricht, bleibe ich dennoch voll Zuversicht. Eines habe ich vom Herrn erbeten, das ist mein tiefster Wunsch: alle Tage meines Lebens im Haus des Herrn zu wohnen, um die Freundlichkeit des Herrn zu sehen und über ihn nachzudenken – dort in seinem Heiligtum1. Denn er wird mich am Tag des Unglücks in seinem Zelt bergen, mir dort in der Verborgenheit seinen Schutz gewähren und mich auf einem hohen Felsen in Sicherheit bringen. Erhobenen Hauptes werde ich auf meine Feinde rings um mich herabsehen. Und ich will dort in seinem Heiligtum mit lautem Jubel meine Dankopfer bringen, ich will den Herrn preisen mit Musik und Gesang. Höre, Herr, wenn ich nun mit lauter Stimme rufe, sei mir gnädig und antworte mir! In meinem Herzen wiederhole ich deine Worte: »Kommt vor mein Angesicht, sucht meine Nähe!« Ja, Herr, das will ich tun: ich will vor dein Angesicht treten. Verbirg dich darum nicht vor mir, stoße mich, deinen Diener, nicht im Zorn zurück, denn du warst zu jeder Zeit meine Hilfe! Gib mich nicht auf und verlass mich nicht, mein Retter und mein Gott! Selbst wenn Vater und Mutter mich verließen, der Herr nimmt mich dennoch auf. Lass mich deinen Weg erkennen, Herr, und leite mich auf ebener Bahn – tu es meinen Feinden zum Trotz! Liefere mich nicht dem Mutwillen meiner Widersacher aus, denn es treten falsche Zeugen gegen mich auf! Aus ihrem Mund kommen heftige Worte voller Unrecht und Gewalt. Doch ich bin gewiss, dass ich am Leben bleiben und sehen werde, wie gütig der Herr ist. Hoffe auf den Herrn, sei stark, und dein Herz fasse Mut – ja, hoffe auf den Herrn.“ (NGÜ)

Die Epistel steht in Eph 3, 14-21.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 15, 26-16, 4:
"Der Helfer wird kommen, der an meine Stelle tritt. Es ist der Geist der Wahrheit, der vom Vater kommt. Ich werde ihn zu euch senden, wenn ich beim Vater bin, und er wird als Zeuge über mich aussagen. Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen. Ich habe euch dies gesagt, damit ihr nicht an mir irrewerdet. Sie werden euch aus den Synagogengemeinden ausschließen. Es wird sogar so weit kommen, dass alle, die euch töten, es als einen Opferdienst zur Ehre Gottes verstehen. Das alles werden sie euch antun, weil sie weder mich noch den Vater erkannt haben.
Die Aufgabe des Heiligen Geistes
Aber ich habe es euch gesagt. Wenn es eintrifft, werdet ihr an meine Worte denken. Ich habe euch dies alles zu Anfang nicht gesagt, weil ich ja bei euch war.“ (GNB)

Kommentar: Die Evangeliumslesung ist der zweiten Abschiedsrede entnommen. Blank weist darauf hin, dass die Sätze des Evangeliums (Joh 16, 1-4a; kursiv) heute einen anderen Klang haben, als vor 1900 Jahren. Sie sind längst nicht mehr so unbelastet wie damals. "Es dauerte nicht lange, da hat sich die Kirche gegenüber Außenseitern und Abweichlern, gegenüber Häretikern und gegenüber den Juden denselben Unterdrückungsmethoden bedient, unter denen sie die ersten dreihundert Jahre hindurch zu leiden hatte" (Wengst, 2001, 154). Das eigene Leiden sollte uns immer sensibel bleiben lassen, für die Leiden des Nächsten. So bedenken wir das Leiden Christi und werden so zu glaubwürdigen Zeugen.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Rogate - Kommentar zu den LG vom 10. Mai 2015



Einleitung: „Der zweite Sonntagsgottesdienst hat das Thema „Nachfolge“ als Schwerpunkt. Nachfolge Christi gehört zum Leben des Christen, d. h., er nimmt das Verhalten Jesu Christi, wie es im Neuen Testament bezeugt wird, zum Vorbild. Er bekennt Jesus Christus als seinen Herrn in Wort und Tat. So führt auch Nachfolge Christi in die ewige Gemeinschaft mit Gott.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Der Weg zur Vollkommenheit.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Mt 19, 21: Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Nachfolge Christi führt zur Vollkommenheit.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „In Mt 19, 16–22 wird die Begegnung Jesu mit dem reichen Jüngling geschildert. Der Jüngling, der das mosaische Gesetz sehr ernst nimmt, fragt Jesus, was er darüber hinaus noch tun müsse. Jesus antwortet in Vers 21: ‚verkaufe, was du hast und gib’s den Armen.‘ Mit dem Ruf Jesu zur Entscheidung zwischen Gott und dem Mammon ist zugleich die Aufforderung zur Nachfolge verbunden.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Vollkommenheit wird nur über die Nachfolge Christi möglich. Nachfolge Christi führt aus der zum ewigen Tod verurteilten ‚alten Kreatur‘ in die ewige Gemeinschaft mit Gott. Dazu bedarf es
  • der Lenkung durch den Heiligen Geist;
  • der Barmherzigkeit und des Friedenswillens;
  • der Ausrichtung nach geistlichen Gütern“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Jörg Zink übersetzt die Mt 19,21 wie folgt: „‚Wenn du deinem Ziel gerecht werden willst‘, antwortete Jesus, ‚dann geh’ nach Hause, verkaufe alle deine Güter und gibt den Erlös an Arme weiter, so wirst du bei Gott reich sein, und dann komm und geh mit mir.‘“ (JZÜ)
„Arm“ hat in dem NT eine vielschichtige Bedeutung. „Arm“ ist ein Kaleidoskop und bezeichnet primär mangelnde Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Kleidung, Nahrung, Wohnung, Gesundheit. Im weiteren und übertragenen (metaphorischen) Sinn ist Armut allgemein ein Mangel. Der Inhalt des Begriffes basiert auf subjektiven und zum Teil höchst emotionalen und kulturell geprägten Wertvorstellungen. Armut erfordert immer einen Vergleich und setzt eine Ungleichverteilung voraus. Arme erhielten eine Sonderbehandlung, sie wurden von religiösen Pflichten freigestellt resp. wurden diese an den Wohlstandsgrad angepasst (z. B. Lev 14, 21 oder 27, 8).
So wendet sich Jesus aktiv gegen Benachteiligungen und Ungleichverteilung. Heute müssen dazu vielfältige soziale, ökonomische, ökologische und politische Herausforderungen angenommen und gemeistert werden. Nachfolge bedeutet also heute z. B. auch den Einsatz für Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen oder die Stärkung der demokratischen Mitbestimmung (in Betrieben, Gemeinden, Kirchen etc.) oder der ressourcenschonende Umgang mit Wasser, Energieträgern etc. So verstandene Nachfolge hebt die Notwendigkeit zur religiösen, kultischen, spirituellen Sonderbehandlung auf und wird so zum Abbild des von Gott gemeinten Reichtums.

Wiederkehrend weicht die Kirchenleitung der NAK-Norddeutschland von den Vorgaben durch die LG ab. So auch an dem heutigen Sonntag. In dem Kirchenbezirk Kiel dient als Predigtgrundlage für den heutigen Gottesdienst Joh 14, 14 ("Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun"; LUT). Diese Predigtgrundlage ist der ersten Abschiedsrede aus dem JohEv entnommen und fügt sich thematisch prägnanter in das Thema des heutigen Kirchensonntages ein, als Mt 19, 21. 

An diesem Tag, dem 10. Mai 2015, feiern wir den Sonntag Rogate - „Der Herr ist freundlich und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für.“
„Der Name dieses Sonntags rührt von den Bittumgängen her, die in vergangener Zeit (und manchenorts noch heute) auf den Feldern für eine gute Ernte vollzogen wurden. Diese Bittumgänge begannen am Sonntag Rogate (= Betet!) und wurden in der damit beginnenden Woche fortgeführt. Der Sonntag Rogate wird in der evangelischen Kirche als Missionssonntag begangen. Mit ihm beginnt die „Missionsopferwoche". Der Sonntag Rogate ist der Betsonntag. Dieses Thema wird in den Perikopen vielfach beleuchtet. Auch dieses Thema ist eine Antwort auf das Ostergeschehen: Die Gemeinde ist nun frei durch Jesus Christus, Gott direkt zu bitten, ohne jeglichen Mittler, wie es zuvor notwendig gewesen war. Die Perikopen beleuchten das Thema Gebet nur von dem Aspekt des "Bittens" her, was wohl angemessen ist. Wir sollten aber nicht vergessen, dass zum Gebet auch Dank gehört (www.daskirchenjahr.de)!

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch“ (BWV 86)
„Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen“ (BWV 87)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 100:
Lobt unseren Gott!
Ein Psalm, der beim Dankopfer vorgetragen wird. Jubelt dem Herrn zu, alle Länder der Erde!Dient dem Herrn mit Freude, kommt vor ihn mit Jubel! Erkennt, dass der Herr allein Gott ist! Er hat uns geschaffen, ihm gehören wir. Wir sind sein Volk, seine Herde, und er ist unser Hirte, der uns auf seine Weide führt! Kommt in die Tore seiner Stadt mit Dank, in die Vorhöfe seines Heiligtums mit Lobgesang! Dankt ihm und preist seinen Namen! Denn reich an Güte ist der Herr, ewig währt seine Gnade, und seine Treue gilt auch allen künftigen Generationen. (NGÜ)

Die Epistel steht im 1 Tim 2, 1-6a.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 16, 23b-33:
Amen, ich versichere euch: Der Vater wird euch dann alles geben, worum ihr ihn bittet, weil ihr es in meinem Namen tut und euch auf mich beruft. Bisher habt ihr nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr werdet es bekommen, damit eure Freude vollkommen und ungetrübt ist.«
Der Sieg über die Welt
»Ich habe euch dies alles in Andeutungen gesagt, die euch rätselhaft erscheinen müssen. Die Stunde kommt, dass ich nicht mehr in Rätseln zu euch rede, sondern offen und unverhüllt zu euch über den Vater spreche. Dann werdet ihr ihn unter Berufung auf mich bitten. Ich sage aber nicht, dass ich dann den Vater für euch bitten werde; denn der Vater liebt euch. Er liebt euch, weil ihr mich liebt und nicht daran zweifelt, dass ich von Gott gekommen bin. Ich bin vom Vater in die Welt gekommen. Jetzt verlasse ich die Welt wieder und gehe zum Vater.« Da sagten seine Jünger zu ihm: »Nun sprichst du offen zu uns, nicht mehr in Rätseln. Jetzt haben wir verstanden, dass du alles weißt. Du weißt schon vorher, was man dich fragen möchte. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist.« Jesus erwiderte: »Ihr meint, ihr glaubt? Jetzt schon? Die Stunde kommt, ja, sie ist schon da, dass man euch auseinander treiben wird. Jeder wird nur noch an sich denken, und mich werdet ihr allein lassen. Trotzdem bin ich nicht allein, weil mein Vater bei mir ist. Dies alles habe ich euch gesagt, damit ihr in meinem Frieden geborgen seid. In der Welt wird man euch hart zusetzen, aber verliert nicht den Mut: Ich habe die Welt besiegt!« (GNB)

Kommentar: Die Evangeliumslesung ist der 2. Abschiedsrede aus dem JohEv entnommen. „Ihr meint, ihr glaubt?“ fragt uns Jesus am heutigen Sonntag und diese rhetorische Frage bleibt nicht unbeantwortet. Glauben meint, nicht nur an sich zu denken; Glauben meint Jesus nicht allein zu lassen. Paulus spricht von der Kraft des Wortes vom Kreuz (1 Kor 1,18: "Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft; LUT); Glauben meint, die Welt zu überwinden. Letztlich meint Glaube im Doppelgebot der Liebe zu leben:
Jesus antwortete: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand!‹ Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Ein zweites ist ebenso wichtig: ›Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!‹ Mit diesen beiden Geboten ist alles gesagt, was das Gesetz und die Propheten fordern.« (NGÜ)

Den Glaubenden finden wir also nicht fromm betend auf der Kirchenbank sitzend oder vor ihr kniend. Den Glaubenden finden wir auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho (Lk 10, 25-37). Dies ist der Weg zur Vollkommenheit.

Tipps zum Weiterlesen:
Fulbert Steffensky (2012): Gewagter Glaube. Stuttgart: Radius.
Peter L. Berger (2006): Erlösender Glaube? Fragen an das Christentum. Berlin: de Gruyter.