Sonntag, 31. Dezember 2017

Neujahrstag - Das Jahr geht still zu Ende



Der Weg mit Gott (Das Jahr des Herrn)


Das Lied zum heutigen Neujahrstag „Das Jahr geht still zu Ende“ ist die Nr. 63 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 33 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie „Hilf, Herr Jesu, laß gelingen“ (EKG 61), „Jesus soll die Losung sein“ (EKG 62), „Von guten Mächten“ (EKG 65) und „Der du die Zeit in Händen hast“ (EKG 64) befinden sich nicht im NGB.
„Das Jahr geht still zu Ende“ wurde 1867 von Eleonore Reuss geschrieben. Gräfin Eleonore zu Stolberg-Wernigerode (* 20. Februar 1835 in Gedern; † 18. September 1903 in Ilsenburg) war durch Heirat Prinzessin Reuß zu Köstritz und eine deutsche Liederdichterin.

Weihnachten 1857 erhielt Eleonore die Nachricht, dass ihre Freundin, die Schriftstellerin Marie Nathusius, verstorben sei. Ihre Trauer und Fassungslosigkeit verarbeitete sie in dem 1867 erschienenen Gedicht Das Jahr geht still zu Ende. Darin verarbeitet sie Motive aus Psalm 126. Sie drückt in dem Text ihre Hoffnung auf ein ewiges Leben aus. 

Es umfasst 6 Strophen, von denen lediglich 4 Eingang in das NGB gefunden haben. Diese sind die Strophen 1-4. Sie wurden zum Teil erheblich bearbeitet.

1) Das Jahr geht still zu Ende, 
nun sei auch still, mein Herz.
In Gottes treue Hände
leg ich nun [ferner] Freud und Schmerz
und was dies Jahr umschlossen,
was Gott der Herr nur weiß,
die Tränen, die geflossen,
die Wunden brennend heiß.

2) Warum es so viel Leiden,
so kurzes Glück nur gibt?
Warum denn immer scheiden,
wo wir so sehr geliebt?
So manches Aug gebrochen
und mancher Mund nun stumm,
der erst noch hold gesprochen:
du armes Herz, warum?

3) Daß nicht vergessen werde,
was man so gern vergißt:
daß diese arme Erde
nicht unsre Heimat ist.
Es hat der Herr uns allen,
die wir auf ihn [mit Geist] getauft,
in Zions goldnen Hallen
ein Heimatrecht [das Bürgerrecht] erkauft.

4) Hier gehen wir und streuen
die Tränensaat ins Feld, [oft Saat mit Tränen aus]
dort werden wir uns freuen
im sel'gen Himmelszelt; [im ew’gen Vaterhaus]
wir sehnen uns hienieden [hilf Herr uns durch die Zeiten]
dorthin ins Vaterhaus [und mache fest das Herz]
und wissen's: die geschieden, [geh selber uns zur Seiten]
die ruhen dort schon aus. [und führ uns heimatwärts!]

5) O das ist sichres Gehen
durch diese Erdenzeit:
nur immer vorwärts sehen
mit sel'ger Freudigkeit;
wird uns durch Grabeshügel
der klare Blick verbaut,
Herr, gib der Seele Flügel,
daß sie hinüberschaut.

6) Hilf du uns durch die Zeiten
und mache fest das Herz,
geh selber uns zur Seiten
und führ uns heimatwärts.
Und ist es uns hienieden
so öde, so allein,
o laß in deinem Frieden
uns hier schon selig sein.

Die Bearbeitung wird im NGB nicht angegeben. Es handelt sich um eine Verknüpfung der Strophe 4 mit der Strophe 6. 

„Die Taufe mit Geist“ (Strophe 3) verweist auf die Sonderlehre der Neuapostolischen Kirche, wonach bei der Heiligen Wassertaufe keine Geistbeseelung stattfindet. Diese erfordert eine 2. Handlung und ist den Aposteln dieser Kirche vorbehalten. So kommt es auch innerhalb der NAK zu einer Abwertung der trinitarischen Taufe, indem sie auf der Heilsnotwendigkeit der sogenannten Versiegelung besteht („Geistestaufe“; siehe hierzu den Katechismus der Neuapostolischen Kirche (KNK)).

"8.3.6 Die formgerechte Spendung der Heiligen Versiegelung
Während bei der Heiligen Wassertaufe das Wasser und beim Heiligen Abendmahl Brot und Wein die sichtbaren Elemente sind, ist dies bei der Heiligen Versiegelung — dem neutestamentlichen Zeugnis entsprechend — der Gestus der Handauflegung durch den Apostel. Ebenso gehört das Gebet des Apostels zur formgerechten Spendung dieses Sakraments.
Das Sakrament der Heiligen Versiegelung, der Geistestaufe, wird ausschließlich von Aposteln gespendet.
EXTRAKT
In der Heiligen Versiegelung empfängt der Gläubige die Gabe des Heiligen Geistes. (8.3)
Die Herabkunft des Heiligen Geistes auf Jesus geschah nach vollzogener Taufe. Die Salbung Jesu mit Heiligem Geist ist Legitimation seiner Messianität und Hinweis auf das Sakrament der Versiegelung. (8.3.3)
Die durch Jesus verheißene Sendung des Heiligen Geistes erfüllte sich zu Pfingsten. (8.3.4)
Nach dem Zeugnis der Schrift ist die Heilige Versiegelung an das Apostelamt gebunden. (8.3.5)
Die Gabe des Heiligen Geistes wurde erst nach vollzogener Wassertaufe gespendet. (8.3.5)
Das Sakrament der Heiligen Versiegelung wird ausschließlich von Aposteln gespendet, mit dem Gestus der Handauflegung und einem Gebet. (8.3.6)"

Altjahrsabend - Nun lasst uns gehn und treten


Zeit vor Gott (Auf der Schwelle)


Das Lied zum heutigen Altjahrsabend „Nun lasst uns gehn und treten“ ist die Nr. 58 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 29 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie „Ich hebe meine Augen sehnlich auf“ und „Der Tag hat sich geneiget“ befinden sich nicht im NGB.
Demgegenüber hat das Lied „Kommt und lasst uns Christus ehren“ (EKG 39) Eingang in das Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche gefunden.

„Nun lasst uns gehn und treten“ wurde 1653 von Paul Gerhardt geschrieben. Paul Gerhardt (* 12.3.1607 in Gräfenhainichen; † 27.5.1676 in Lübben) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter. Zum Weiterlesen: Christian Brunners (2007): Paul Gerhardt. Weg-Werk-Wirkung. 4. Auflage.

Es um fasst 15 Strophen, von denen 9 Eingang in das NGB gefunden haben. Diese sind 1-3, 6-8, 11-13. Die Strophen 11-13 sind in der Reihenfolge umgekehrt worden. Veränderungen an den Texten wurden nicht vorgenommen.

Montag, 25. Dezember 2017

Christfest - Fröhlich soll mein Herze springen


Das Kind in der Krippe (Die Menschwerdung Gottes)


Das Lied zum heutigen Weihnachtsfest „Fröhlich soll mein Herze springen“ ist die Nr. 36 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 16 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie „Brich an, du schönes Morgenlicht“ (EKG 33) und „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ (EKG 24) haben Eingang in das Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche gefunden und sind unbearbeitet geblieben. „Freuet Euch ihr Christen alle“ (EKG 34) befindet sich nicht im NGB.

„Fröhlich soll mein Herze springen“ wurde 1653 von Paul Gerhardt geschrieben. Paul Gerhardt (* 12.3.1607 in Gräfenhainichen; † 27.5.1676 in Lübben) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter. Zum Weiterlesen: Christian Brunners (2007): Paul Gerhardt. Weg-Werk-Wirkung. 4. Auflage.
Es um fasst 12 Strophen, von denen lediglich 5 Eingang in das NGB gefunden haben. Diese sind 1, 2, 7, 9 und 10. Strophe 7 (NGB Strophe 3) wurde so verändert:

7) Die ihr schwebt in großem Leide, [in großem Leiden]
sehet, hier ist die Tür
zu der wahren Freude; [zu den wahren Freuden]
faßt ihn wohl, er wird euch führen
an den Ort, da hinfort
euch kein Kreuz wird rühren.

Die einzigartige Freude, die die Menschwerdung Gottes bedeutet, wird durch die Nutzung der Mehrzahl unkenntlich. Auch wird die Gegenüberstellung zwischen den vielen Menschen und dem einzigen Gott dadurch in dieser Strophe weniger deutlich.
Insgesamt sind die Bearbeitungen an den Weihnachtsliedern marginal oder unterblieben vollständig.

Samstag, 23. Dezember 2017

Der 4. Advent - Die Nacht ist vorgedrungen

Die nahende Freude (Maria)


Das Lied zum heutigen 4. Advent „Die Nacht ist vorgedrungen“ ist die Nr. 16 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 6 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).
Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie „Es kommt ein Schiff geladen“ (EKG 8), „Hoch hebt den Herrn mein Herz“ (EKG 309), „Wir sagen euch an den lieben Advent“ (EKG 17) befinden sich nicht im NGB.

„Die Nacht ist vorgedrungen“ wurde 1938 von Jochen Klepper geschrieben.

Joachim Georg Wilhelm Klepper (* 22. März 1903 in Beuthen an der Oder, Landkreis Freystadt, Provinz Schlesien; † 11. Dezember 1942 in Berlin) war ein deutscher Theologe, der als Journalist und Schriftsteller arbeitete. Er ist einer der bedeutendsten Dichter geistlicher Lieder des 20. Jahrhunderts.

1) Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.

2) Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.

3) Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.

4) Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.

5) Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.

In das NGB sind die Strophen 1, 2, 4 aufgenommen worden. Die Strophen 3 und 5 sind nicht übernommen worden.

Im NGB wurde das Lied nicht in der moderneren Fassung von Johannes Petzold (1939) übernommen, sondern mit einer traditionellen englischen Melodie von Arthur Seymour Sullivan (1842-1900) unterlegt. Dadurch wird das klare Wort-Ton-Verhältnis der Fassung aus dem EKG eingetrübt. Hier scheint es der NAK wichtig zu sein, an die katholische Tradition anzuknüpfen.

Samstag, 16. Dezember 2017

3. Advent - Gott sei Dank durch alle Welt

Johannes der Täufer, Matthias Grünewald (1512-1516).

Der Vorläufer des Herrn (Johannes der Täufer)


Das Lied zum heutigen 3. Advent „Gott sei Dank durch alle Welt“ ist die Nr. 12 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 18 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie „Nun komm, der Heiden Heiland“ (EKG 4) „Mit Ernst, o Menschenkinder“ (EKG 10) befinden sich nicht im NGB.

„Gott sei Dank durch alle Welt“ wurde 1658 von Heinrich Held geschrieben.
Heinrich Held (* 21. Juli 1620 in Guhrau, Herzogtum Glogau; † 16. August 1659 in Stettin) war ein evangelischer Kirchenlieddichter. Im gegenwärtigen Evangelischen Gesangbuch (EKG) sind das von Held verfasste Adventslied Gott sei Dank durch alle Welt (Nr. 12) und das Pfingstlied Komm, o komm, du Geist des Lebens (Nr. 134) enthalten.

1. Gott sei Dank durch alle Welt,
Der sein Wort beständig hält
Und der Sünder Trost und Rat
Zu uns hergesendet hat.

2. Was der alten Väter Schar
Höchster Wunsch und Sehnen war,
Und was sie geprophezeit,
Ist erfüllt in Herrlichkeit.

3. Zions Hilf' und Abrams Lohn,
Jakobs Heil, der Jungfrau'n Sohn,
Der wohl zweigestammte Held,
Hat sich treulich eingestellt.

4. Sei willkommen, o mein Heil!
Dir Hosianna, o mein Teil!
Richte du auch eine Bahn
Dir in meinem Herzen an.

5. Zeuch, du Ehrenkönig, ein,
Es gehöret dir allein;
Mach es, wie du gerne tust,
Rein von allem Sündenwust.

6. Und gleichwie dein' Ankunft war
Voller Sanftmut, ohn' Gefahr,
Also sei auch jederzeit
Deine Sanftmut mir bereit.

7. Tröste, tröste meinem Sinn,
Weil ich schwach und blöde bin
Und des Satans schlaue List
Sich zu hoch an mir vermisst.

8. Tritt der Schlange Kopf entzwei,
Daß ich, aller Ängste frei,
Dir im Glauben um und an
Selig bleibe zugetan.

9. Daß, wenn du, o Lebensfürst,
Prächtig [herrlich] wiederkommen wirst,
Ich dir mög' entgegengehn
Und vor Gott gerecht bestehn. [und gerecht vor dir bestehn.]


Der Text bietet eine recht freie Verdeutschung des ambrosianischen Hymnus Veni redemptor gentium. Bereits MartinLuther hatte 1524 mit „Nun komm der Heiden Heiland“ eine dicht am Originaltext orientierte Übertragung vorgenommen.

In das NGB sind die Strophen 1, 2, 4 und 9 aufgenommen worden. Die Strophen 1, 2 und 4 sind unverändert geblieben. Die Strophe 9 wurde bearbeitet.
Die Hinwendung zurück zu Gott, der in den ersten Strophen verherrlicht wird, wird dadurch nicht vorgenommen. Dadurch wird die Aussicht auf das Weltgericht entschärft und die Betonung auf den (wieder-) kommenden Heiland gelegt. Es klingt dadurch die Parabel aus Mt 25, 1-13: „Von den klugen und törichten Jungfrauen“ an (vergl. dazu: Moises Mayordomo (2007): Kluge Mädchen kommen überall hin… (Von den zehn Jungfrauen). Aus: Zimmermann (Hg.): Kompendium der Gleichnisse Jesu. 488-503).

Auch in das EKG sind lediglich die Strophen 1-4 eingegangen. 

Eine Vorauswahl bedeutet immer auch eine Einschränkung in der Gottesdienstgestaltung.

Montag, 4. Dezember 2017

2. Advent - Wie soll ich dich empfangen

Der kommende Erlöser (Gericht und Erlösung)


Das Lied "Wie soll ich dich empfangen" ist die Nr. 11 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 3 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie "O Heiland, reiß die Himmel auf" (EKG 7) und "Nun komm, der Heiden Heiland" (EKG 4) befinden sich gar nicht im NGB.

"Wie soll ich dich empfangen" wurde 1653 von Paul Gerhardt geschrieben.

Paul Gerhardt (* 12.3.1607 in Gräfenhainichen; † 27.5.1676 in Lübben) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter. Zum Weiterlesen: Christian Brunners (2007): Paul Gerhardt. Weg-Werk-Wirkung. 4. Auflage.

1. Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir,
o aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.

2. Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin,
und ich will dir in Psalmen ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen, so gut es kann und weiß.

3. Was hast du unterlassen zu meinem Trost und Freud,
als Leib und Seele saßen in ihrem größten Leid?
Als mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht,
da bist du, mein Heil, kommen und hast mich froh gemacht.

4. Ich lag in schweren Banden, du kommst und machst mich los;
ich stand in Spott [Sünd] und Schanden, du kommst und machst mich groß
und hebst mich hoch zu Ehren und schenkst mir großes Gut,
das sich nicht lässt verzehren, wie irdisch Reichtum tut.

5. Nichts, nichts hat dich getrieben zu mir vom Himmelszelt
als das geliebte Lieben, damit du alle Welt
in ihren tausend Plagen und großen Jammerlast,
die kein Mund kann aussagen, so fest umfangen hast.

6. Das schreib dir in dein Herze, du hochbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze sich häuft je mehr und mehr;
seid unverzagt, ihr habet die Hilfe vor der Tür;
der eure Herzen labet und tröstet, steht allhier.

7. Ihr dürft euch nicht bemühen noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen, die ihm an euch bewusst.

8. Auch dürft ihr nicht erschrecken vor eurer Sünden Schuld;
nein, Jesus will sie decken mit seiner Lieb und Huld.
Er kommt, er kommt den Sündern zu Trost und wahrem Heil,
schafft, dass bei Gottes Kindern verbleib ihr Erb und Teil.

9. Was fragt ihr nach dem Schreien der Feind und ihrer Tück?
Der Herr wird sie zerstreuen in einem Augenblick.
Er kommt, er kommt, ein König, dem wahrlich alle Feind
auf Erden viel zu wenig zum Widerstande seind.

10. Er kommt zum Weltgerichte: zum Fluch dem, der ihm flucht,
mit Gnad und süßem Lichte dem, der ihn liebt und sucht.
Ach komm, ach komm, o Sonne, und hol uns allzumal
zum ewgen Licht und Wonne in deinen Freudensaal.


Das Lied ist in den ersten 4 Strophen nahezu unverändert in das NGB aufgenommen worden. Lediglich das Wort "Spott" wurde durch das Wort "Sünde" ersetzt. Diese Änderung erschließt sich mir nicht. Die Strophen 5-10 haben keinen Eingang in das NGB gefunden.

"Die 2. Liedhälfte beginnt mit ernsten Tönen. Der Mensch wird sein Leben vor der Zukunft Gottes zu verantworten haben. Dennoch herrschen Ermunterung und Tröstung vor. Menschen und Gemeinde dürfen, sollen ihre von Gott her gewandelte Situation erkennen und ausleben" (Brunners, 2007, 142).

Die Eschatologie der NAK kennt einen klaren Zeit- und Ablaufplan (vergl. dazu KNK). Darin ist für die "Braut Christi" ein "Weltgerichte" nicht vorgesehen. Neuapostolische Christen glauben, dass sie zur "Braut Christi" gehören werden. Strophen, die sich mit dem "Weltgerichte" beschäftigen, bleiben darum unberücksichtigt. Auch eine zu starke Verschränkung der Weihnachtsbotschaft mit der Passionsgeschichte trübt sowohl die Weihnachtsstimmung als auch die endzeitliche Freude.

Sonntag, 3. Dezember 2017

1. Advent - Macht hoch die Tür



Der kommende Herr (Der Einzug Jesu)


Das Lied "Macht hoch die Tür" ist die Nr. 1 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 1 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie "Tochter Zion" (EKG 13) und "Nun jauchzet all, ihr Frommen (EKG 9) finden sich auch im NGB unter den Nummern 4 und 2. "Dein König kommt in niedern Hüllen (EKG 14) ist im NGB hingegen nicht enthalten.

"Macht hoch die Tür" wurde 1623/1642 Georg Weissel verfasst.

Georg Weissel (* 1590 in Domnau, Ostpreußen; † 1. August 1635 in Königsberg (Preußen)) war ein evangelischer Pfarrer und Kirchenliederdichter. Weissel studierte Theologie und Musik an der Albertus-Universität, unter anderem bei den Musikern Johann Eccard und Johann Stobäus. Nach einer Tätigkeit als Rektor in Friedland (Ostpreußen) wurde er am 3. Advent 1623 zum ersten Pfarrer an der Altroßgärter Kirche in Königsberg ordiniert (Quelle: Wikipedia. Download vom 27.11.17).

Dem Lied liegt der 24. Psalm zugrunde.

Psalm 24: Einzug in das Heiligtum
Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Denn er hat ihn über den Meeren gegründet und über den Wassern bereitet. Wer darf auf des HERRN Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte? Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lüge und nicht schwört zum Trug: der wird den Segen vom HERRN empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles. Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs. Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit. Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehre. (LUT)


Version der NAK

Version EKG
1) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit       
1) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König, aller Königreich,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt!
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich an Gnad.
mein Schöpfer reich von Rat.

2) Er ist gerecht, ein Helfer wert,
2) Er ist gerecht, ein Helfer wert;
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein’ Königskron ist Heiligkeit,
sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all unsre Not zum End er bringt,
all unsre Not zum End er bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt!
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland groß an Tat.
mein Heiland groß von Tat.

3) O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
3) O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
die diesen König bei sich hat!
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein!
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
Gelobet sei mein Gott,
mein Trost in Not und Tod.
mein Tröster früh und spat.


4) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,

eu'r Herz zum Tempel zubereit'.

Die Zweiglein der Gottseligkeit

steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;

so kommt der König auch zu euch,

ja, Heil und Leben mit zugleich.

Gelobet sei mein Gott,

voll Rat, voll Tat, voll Gnad.

5) Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
5) Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
die Herzenstür dir offen ist.
meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach, zieh mit deiner Gnade ein,
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
dein’ Freundlichkeit auch mir erschein,
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
dein Heil’ger Geist mich führ und leit
Dein Heilger Geist uns führ und leit
den Weg zur ew’gen Seligkeit.
den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr,
Dem Namen dein, o Herr,
sei ewig Preis und Ehr!
sei ewig Preis und Ehr.


Die NAK übernimmt nur vier der fünf Strophen in ihr Gesangbuch.
In der dritten Strophe kommt es im letzten Vers zu einer Überbetonung des Leidens und zur Erwähnung von Tod und Sterben. Dies scheint der Überbetonung des eschatologischen Aspektes in den Lehren der NAK geschuldet. Es wird der Aspekt des Trostes und die gnädige Zuwendung Gottes zu den Menschen in den Hintergrund gestellt.
Statt die Gemeinde anzusprechen wird in der 4. resp. 5. Strophe des Liedes in der NAK-Version der Einzelne, das Individuum angesprochen. Nicht die Gemeinde wartet auf den Herrn, sondern der Einzelne. In der letzten Strophe kommt es im Original zu einem Perspektivwechsel vom Individuum hin zur Gemeinde. Dieser Wechsel fehlt in der Lied-Variation im Gesangbuch der NAK. Selig wird der Einzelne und die Gemeinde. Zum Einzelnen in der Gemeinde kommt der Herr. Er zieht in die Herzen und in die Gemeinde ein. Advent wird gemeinsam begangen.

Sonntag, 26. November 2017

In eigener Sache




Liebe Leserinnen und Leser,


seit dem 16. April 2012 betreibe ich diesen Blog. Ich poste wöchentlich und kommentiere dabei die Handreichungen für die neuapostolischen Laienprediger, wie sie von der Neuapostolischen Kirche International vorgegeben werden. Sie werden "Leitgedanken" genannt. Sie sollen dazu dienen, dass die Lehre der Neuapostolischen Kirche möglichst einheitlich verbreitet wird.

Insgesamt wurde die Seite bisher 53967 mal aufgerufen und im vergangenen Kirchenjahr 4990 mal. Im letzten Monat verzeichnete ich 983 Aufrufe (Stand: 26.11.16).
In dem vergangenen Kirchenjahr sind 56 Post entstanden. Die Zugriffe zu den einzelnen Post liegen zwischen 38-171. Allwöchentlich wurden die Posts im Durchschnitt von ca. 90 Menschen gelesen.

Die Veröffentlichung fand in der Regel 1-7 Tage vor dem jeweiligen Gottesdienst statt, als persönliche "Handreichung" sozusagen, da die "Leitgedanken" theologisch doch oft recht "dünn" sind mit einem starken Bezug zu den neuapostolischen Sonderlehren (Propria) die, im vergangenen Jahr noch stärker an Bedeutung gewonnen haben. Somit grenzt sich die Neuapostolische Kirche derzeit wieder deutlicher von den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland ab. Andererseits orientierten sich die Leitgedanken thematisch sehr am evangelischen Kirchenjahr, ohne dies für die Leser und die Gläubigen in jedem Fall transparent zu machen.

Besonders erschreckend war, dass sich die Leitgedanken mit keinem Wort auf die Lutherdekade, auf das Lutherjahr oder das Lutherjubiläum bezogen haben. Eine Würdigung fand dort zumindest nicht statt. Auch bezieht sich die Neuapostolische Kirche im deutschsprachigen Raum nach wie vor auf die Luther-Bibel von 1984 (andere deutschsprachige Bibelübertragungen haben in der NAK traditionell keine Bedeutung) und vollzieht die Neuübertragung von 2017 nicht mit. Hier wurden große Chancen verpasst.

So fand im vergangenen Jahr gleichzeitig eine Annäherung und Distanzierung von der EKD statt. Dies ist dem ökumenischen Dialog nicht förderlich und stellt innerkirchlich einen starken Konflikt dar.

Mein Streit mit der Kirchenleitung 2016/2017 führte schließlich im Februar 2017 zu meinem Austritt aus der Neuapostolischen Kirche.

Im neuen Kirchenjahr werde ich meinen Blog weiterführen. Ich werde mich dabei nicht mehr auf die Predigtgrundlage für die Gottesdienste der Neuapostolischen Kirche („Leitgedanken“) beziehen.

Stattdessen werde ich allwöchentlich die Lieder aus dem Neuapostolischen Gesangbuch bezüglich der Texte analysieren, die in der Regel mit dem Parodieverfahren auf die Propria hin verändert wurden. Als Quellen dienen mir dabei: "Lied trifft Text" - Eine Arbeitshilfe zur Gottesdienstgestaltung mit dem Evangelischen Gesangbuch - von Dörte Maria Packeiser u. a. herausgegeben und im Gesangbuchverlag Stuttgart im Jahre 2000 erschienen, das Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche von 2004 und das Evangelische Gesangbuch der nordelbischen Kirche von 2001.

Die Veröffentlichungen finden weiterhin 1-7 Tage vor den jeweiligen Sonntagen statt.

Bei allen Leserinnen und Lesern bedanke ich mich für das Interesse und wünsche Ihnen / Euch weiterhin anregende Gedanken. 


Matthias Schröter

Samstag, 25. November 2017

Letzter Sonntag des Kirchenjahres - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 26.11.2017


Die ewige Stadt

Wochenspruch: Lk 12, 35:
„Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen!“ (LUT)
„Eure Hüften sollen gegürtet sein und eure Lampen brennen! “ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 126
Der Herr erlöst seine Gefangenen
Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Völkern: Der HERR hat Großes an ihnen getan! Der HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich. HERR, bringe zurück unsre Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland. Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen guten Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. (LUT)

Im Mittelpunkt der Verkündigung am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres steht die Parabel aus Mt 25, 1-13: „Von den klugen und törichten Jungfrauen.“ Zur ausführlichen Interpretation verweise ich auf Moises Mayordomo (2007): Kluge Mädchen kommen überall hin… (Von den zehn Jungfrauen. Aus: Zimmermann (Hg.): Kompendium der Gleichnisse Jesu. 488-503).

Die Predigtgrundlage der NAK vom 26.11.2017 ist aus „Römer 5,1.2: Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herr­lichkeit, die Gott geben wird“ (LUT1984).

Dieser Vers steht in dieser Wortumgebung:
Friede mit Gott
Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Um wie viel mehr werden wir nun durch ihn gerettet werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind. Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben. (LUT)

Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird so begründet: „Der letzte Sonntagsgottesdienst im Kirchenjahr hat die zukünftige Herrlichkeit zum Thema. Neuapostolische Christen erfüllt die Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu Christi. Erwartungsfroh bereiten sie sich täglich auf dieses Ereignis und ihre Zukunft vor. Das künftige Reich Gottes beginnt mit der Hochzeit des Lammes, wird im Friedensreich gegenwärtig und in der neuen Schöpfung vollendet sein und ewigen Bestand haben“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 11/17, 3). Weiter heißt es: „Apostel Paulus charakterisiert die Existenz der Christen als ewiges Leben im Frieden mit Gott, das allein aus dem Glauben an Jesus als dem Gekreuzigten, Auferstandenen und Wiederkommenden gewirkt wird“ (vergleiche dazu ebenda, 19).

Kommentar: Es klingt so, als sei die evangelische und die neuapostolische Seteriologie ( = Lehre vom Heil) deckungsgleich. Sie lässt sich pragmatisch knapp mit den 4 "Allein-Worten" zusammenfassen:

• allein Gott/Christus (soli deo/solus Christus)
• allein durch die Schrift (sola scriptura)
• allein durch den Glauben (sola fide)
• allein durch die Gnade (sola gratia).

Berücksicht man jedoch aktuelle Predigtasussagen des neuapostolischen Apostels Schneider und stellt sie den Inhalten der Leitgedanken gegenüber, ergibt sich ein anderes und auch verwirrenderes Bild:
„‚Jesus ist mitten unter uns!‘ Er ist nicht ‚im Himmel‘, er ist wirklich gegenwärtig unter uns. Jesus wirkt in seiner Kirche. Hier hören wir sein Wort, hier haben wir Gemeinschaft mit ihm. Jesus wirkt und bereitet mich auf seine Wiederkunft vor. Deswegen komme ich zur Kirche, um sein Wort zu hören und ganz nahe bei ihm zu sein. Wo das göttliche Leben in uns pulsiert, haben wir das Bedürfnis, in den Gottesdienst zu kommen, um sein Wort zu hören und Gemeinschaft mit ihm zu haben. Schließlich, wenn die Gemeinde Abendmahl feiert, bekennt sie auch ihren Glauben an das Apostolat, weil der Herr den Aposteln gesagt hat: ‚So oft ihr das tut, tut es zu meinem Gedächtnis.‘ Den lebenden Aposteln gab er die Verantwortung, den Auftrag, Heiliges Abendmahl zu feiern. Nur wo lebende Apostel wirken, ist Leib und Blut Jesu wirklich präsent. Das ist unser Glaube. Wenn wir Heiliges Abendmahl feiern, sagt die Kirche den Menschen und dem Geist von unten: ‚Ich glaube, dass die Apostel vom Herrn Jesus gesandt sind.‘ Deshalb folge ich ihnen nach. (...) Und wo das Amt wirkt, da ist Jesus wirklich präsent in der Gemeinde“ (Aus einer Predigt des neuapostolischen Apostels Schneider vom 12.1.16 in Yamoussoukro/Elfenbeinküste).

Diese Doppelzüngigkeit ist im ökumenischen Dialog wenig förderlich.

Sonntag, 12. November 2017

Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 19.11.2017


Weltgericht


Wochenspruch: 2. Kor 5, 10a:
„Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“ (LUT)
„Wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 50
Der rechte Gottesdienst
Gott, der HERR, der Mächtige, redet und ruft der Welt zu vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes. Unser Gott kommt und schweiget nicht. Fressendes Feuer geht vor ihm her und um ihn her ein gewaltiges Wetter. Er ruft Himmel und Erde zu, dass er sein Volk richten wolle: »Versammelt mir meine Heiligen, die den Bund mit mir schlossen beim Opfer.« Und die Himmel werden seine Gerechtigkeit verkünden; denn Gott selbst ist Richter. »Höre, mein Volk, lass mich reden; / Israel, ich will wider dich zeugen: Ich, Gott, bin dein Gott. Nicht deiner Opfer wegen klage ich dich an – sind doch deine Brandopfer immer vor mir. Ich will von deinem Hause Stiere nicht nehmen noch Böcke aus deinen Ställen. Denn alles Wild im Walde ist mein und die Tiere auf den Bergen zu Tausenden. Ich kenne alle Vögel auf den Bergen; und was sich regt auf dem Felde, ist mein. Wenn mich hungerte, wollte ich dir nicht davon sagen; denn der Erdkreis ist mein und alles, was darauf ist. Meinst du, dass ich Fleisch von Stieren essen wolle oder Blut von Böcken trinken? Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde, und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.« Aber zum Frevler spricht Gott: / »Was redest du von meinen Geboten und nimmst meinen Bund in deinen Mund, da du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich? Wenn du einen Dieb siehst, so läufst du mit ihm und hast Gemeinschaft mit den Ehebrechern. Deinen Mund lässest du Böses reden, und deine Zunge treibt Falschheit. Du sitzest und redest wider deinen Bruder; deiner Mutter Sohn verleumdest du. Das tust du und ich schweige; da meinst du, ich sei so wie du. Aber ich will dich zurechtweisen und es dir vor Augen stellen. Begreift es doch, die ihr Gott vergesset, dass ich nicht hinraffe, und kein Retter ist da! Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes.« (LUT)

Im Mittelpunkt der Verkündigung am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres steht die Mt 25, 31-46:

Vom Weltgericht
Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 19.11.2017 ist aus „2. Korinther 1, 7: Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.“ (LUT1984). Dieser Vers steht in dieser Wortumgebung:

Lob Gottes für Trost in Bedrängnis
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Werden wir aber bedrängt, so geschieht es euch zu Trost und Heil; werden wir getröstet, so geschieht es euch zum Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil. Denn wir wollen euch, Brüder und Schwestern, nicht verschweigen die Bedrängnis, die uns in der Provinz Asia widerfahren ist, da wir über die Maßen beschwert waren und über unsere Kraft, sodass wir auch am Leben verzagten; und wir dachten bei uns selbst, zum Tode verurteilt zu sein. Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird. Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erretten. Dazu helft auch ihr durch eure Fürbitte für uns, damit von vielen auf vielfältige Weise um unsertwillen Dank dargebracht werde für die Gabe, die uns gegeben ist. (LUT)
Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird so begründet: „Im dritten Sonntagsgottesdienst [im November] wird die Hoffnung des Glaubenden angesprochen, der sich in Not befindet. Den größten Trost empfangen wir in Jesu Auferstehung vom Tod und in der Verheißung seines Wiederkommens. Mit dem Gekreuzigten leiden wir, wenn wir trotz allen Schmerzes treu bleiben, auch wenn wir das Handeln Gottes dabei nicht verstehen. Paulus versteht die Gemeinde als einen Leib, dessen einzelne Glieder in Freude und Leid miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beistehen“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 11/17, 3). In den Ausführungen zu der Predigtgrundlage wird ein enger inhaltlicher Bezug zu dem Evangelium des Kirchensonntag hergestellt (vergleiche dazu ebenda, 14f).

Kommentar: "Für Matthäus ist die Praxis der Gerechtigkeit die Weise der Lebensgestaltung des Frommen (siehe oben). Paulus verbindet die Diakonie stärker mit der Gottesbeziehung selbst. Der Mensch wird von Gott gerecht gemacht und wird durch diese Tat ein angemessenes Gegenüber. Gerechtigkeit ist so keine isolierte Eigenschaft, sondern eine in der Beziehung zu Gott realisierte wechselseitige Anerkennung. (...) Der Glaube Christi, im Sinne von Treue und Loyalität, und der Glaube des Menschen an Christus, im Sinne von vertrauender Hoffnung, schaffen die Gemeinschaft Gottes mit den Menschen in Gerechtigkeit (2. Kor 5, 21). Die ethischen Anteile, die sonst mit dem Begriff der Diakonie verbunden sind, treten bei Paulus zurück. Die Praxis der Gerechtigkeit kommt über die Gemeinde als Gemeinschaft der gerechtfertigten Sünder wieder ins Spiel und wird als Tun der Tora verstanden" (Klaus Bieberstein & Lukas Bormann, 2009, 202. In: Crüsemann (Hg.): Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel. Stichwort: Gerechtigkeit/Recht, 197-203).

Sonntag, 5. November 2017

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 12.11.2017


Mitten unter uns (Der Friede Christi)


Wochenspruch: 2. Kor 6, 2b:
„Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ (LUT)
„Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung!“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 90
Zuflucht in unserer Vergänglichkeit
Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind vor dir / wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, / sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst, das am Morgen blüht und sprosst und des Abends welkt und verdorrt. Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen, und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahinmüssen. Denn unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht. Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn, wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz. Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon. Wer glaubt's aber, dass du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm? Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. HERR, kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig! Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang. Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden. Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern. Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich / und fördere das Werk unsrer Hände bei uns. Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern! (LUT)

Im Mittelpunkt der Verkündigung am drittletzten Sonntag des Kirchenjahres steht die Wiederkunft Christi (Lk 17, 20-24):

Vom Kommen des Gottesreiches
Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Vom Tag des Menschensohns
Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 12.11.2017 ist aus „Offenbarung 22,13: Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ (LUT1984).
Dieser Vers ist dem letzten Abschnitt der Bibel entnommen:

Der Herr kommt
Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiss und wahrhaftig; und der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muss. Siehe, ich komme bald. Selig ist, der die Worte der Weissagung in diesem Buch bewahrt. Und ich, Johannes, bin es, der dies gehört und gesehen hat. Und als ich's gehört und gesehen hatte, fiel ich nieder, um anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir dies zeigte. Und er spricht zu mir: Tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der Mitknecht deiner Brüder, der Propheten, und derer, die bewahren die Worte dieses Buches. Bete Gott an! Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; denn die Zeit ist nahe! Wer Böses tut, der tue weiterhin Böses, und wer unrein ist, der sei weiterhin unrein; aber wer gerecht ist, der übe weiterhin Gerechtigkeit, und wer heilig ist, der sei weiterhin heilig. Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, einem jeden zu geben, wie sein Werk ist. Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig sind, die ihre Kleider waschen, dass sie Zugang haben zum Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt. Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun. Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der helle Morgenstern. Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst. Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn ihnen jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht. Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. – Amen, komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen! (LUT)

Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird jedoch so begründet: „Der zweite Sonntagsgottesdienst hat eine Selbstoffenbarung Christi zum Thema: Er beschreibt sich als das A und das O, als Anfang und Ende aller Dinge. Jesus Christus ist Schöpfer und Vollender unseres Heils. Er möge in unseren Herzen den ‚ersten Platz‘ haben, ihm gehört auch das letzte Wort“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 11/17, 3). Jesus Christus wird als „Quelle und Ziel“ des (neuapostolischen) Glaubens bezeichnet (ebd., 11). Ein Bezug zum (evangelischen) Kirchenjahr wird nicht hergestellt.

Kommentar:
Jeder Christ kann und wird die Aussage "Jesus Christus ist die Quelle und das Ziel des Glaubens" unterschreiben und mit "Amen!" und "Halleluja!" bekräftigen.
Doch was ist damit innerhalb der NAK gemeint?
Mitunter geht in dieser Kirche der Bezug zum Evangelium verloren oder wird zumindest stark in den Hintergrund gedrängt wird. Selbst der neuapostolische Apostel Schneider konstatierte in den Leitgedanken 2/15, der Predigtanleitung für die neuapostolischen Laienprediger, ein mangelndes Bibelwissen der Gläubigen und der Amtsträger. 
Nach innen pflegt die Kirche nach wie vor ihren Exklusivitätsanspruch: „Apostelamt und Kirche gehören zusammen. Es macht Kirche erst zur Kirche im Sinne Christi“
(http://neuapostolisch.de/db/199/Apostelamt-und-Kirche-gehoeren-zusammen.-Es-macht-Kirche-erst-zur-Kirche-im-Sinne-Christi).
Derzeit fordert die Kirchenleitung der Neuapostolische Kirche offensiv, neben dem Bekenntnis zum Apostolischen Glaubensbekenntnis ("Jesus Christus ist die Quelle und das Ziel des Glaubens") das Bekenntnis zu ihren Sonderlehren (Propria) ein. Es entsteht nach innen der Eindruck, als sollten diese derzeit geschärft wieder in den Vordergrund gerückt werden (Siehe dazu "Vorwurf Illoyalität" in glaubenskultur.de und die Posts in diesem Blog "In eigener Sache I und II.“)
In diesem Fall wird deutlich, dass die Neuapostolische Kirche derzeit eine starke Verknüpfung vornimmt zwischen dem theologischen Begriff der Nachfolge (Christi) und dem Gehorsam gegenüber dem neuapostolischen Apostelamt. M. E. kommt es nicht nur zu einer Verknüpfung, sondern sogar zu einer Verwechselung respektive zu einer Neuinterpretation und exklusiven Besetzung dieses Begriffes: lediglich ein unbedingter Gehorsam gegenüber der Amtskirche („Loyalität“) wird als „Nachfolge“ angesehen und auch zugelassen. Jesus und Apostelamt fließen fast völlig ineinander. Dies deutete sich bereits bei Amtsantritt des neuapostolischen Apostels Schneider als Kirchenpräsident der Neuapostolische Kirche an: „Wir haben Jesus in den Aposteln gefunden!“ (Funkschmidt, Kai (2013): Neuapostolische Kirche: Stamapostelwechsel in der Neuapostolische Kirche angekündigt. In: Materialdienst der EZW, 3/13, 103f.)
Im neuapostolischen Sinne heißt dann die oben gemachte Aussage eigentlich:
Die (neuapostolischen) Apostel sind Quelle und Ziel des Glaubens.
Dies ist eine gegenläufige Strömung zu den aktuellen ökumenischen Bemühungen der NAK.

Samstag, 28. Oktober 2017

21. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 05.11.2017


Die geistliche Waffenrüstung (Kampf und Geist)


Wochenspruch: Röm 12, 21:
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (LUT)
„Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 19
Gottes Herrlichkeit in seiner Schöpfung und in seinem Gesetz
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Ein Tag sagt's dem andern, und eine Nacht tut's kund der andern, ohne Sprache und ohne Worte; unhörbar ist ihre Stimme. Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Reden bis an die Enden der Welt. Er hat der Sonne ein Zelt am Himmel gemacht; sie geht heraus wie ein Bräutigam aus seiner Kammer und freut sich wie ein Held, zu laufen die Bahn. Sie geht auf an einem Ende des Himmels / und läuft um bis wieder an sein Ende, und nichts bleibt vor ihrer Glut verborgen. Das Gesetz des HERRN ist vollkommen und erquickt die Seele. Das Zeugnis des HERRN ist gewiss und macht die Unverständigen weise. Die Befehle des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz. Die Gebote des HERRN sind lauter und erleuchten die Augen. Die Furcht des HERRN ist rein und bleibt ewiglich. Die Rechte des HERRN sind wahrhaftig, allesamt gerecht. Sie sind köstlicher als Gold und viel feines Gold, sie sind süßer als Honig und Honigseim. Auch lässt dein Knecht sich durch sie warnen; und wer sie hält, der hat großen Lohn. Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Sünden! Bewahre auch deinen Knecht vor den Stolzen, dass sie nicht über mich herrschen; so werde ich ohne Tadel sein und unschuldig bleiben von großer Missetat. Lass dir wohlgefallen die Rede meines Mundes / und das Gespräch meines Herzens vor dir, HERR, mein Fels und mein Erlöser. (LUT)
Im Mittelpunkt der Verkündigung am 21. Sonntags nach Trinitatis steht die zentrale Lehraussage des Christentums (Mt 5, 38-48). Siehe dazu auch: https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php?day=694.
Vom Vergelten
Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24): »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand eine Meile nötigt, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will. 
Von der Feindesliebe
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« (3. Mose 19,18) und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Die Predigtgrundlage der NAK vom 05.11.2017 ist aus „Psalm 34,19: Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“ (LUT1984). 

Der gesamte Psalm lautet so:
Unter Gottes Schutz
Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören und sich freuen. Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen! Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden. Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten. Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus. Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. Reiche müssen darben und hungern; aber die den HERRN suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut. Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des HERRN lehren. Wer ist's, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte? Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach! Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. Das Antlitz des HERRN steht wider alle, die Böses tun, dass er ihren Namen ausrotte von der Erde. Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not. Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR. Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird. Den Frevler wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld. Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld. (LUT)
Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird so begründet: „Die Gottesdienste im Monat November thematisieren einen zentralen Aspekt des Glaubens: ‚Christus, unsere Hoffnung.‘ Der Gottesdienst für Entschlafene am ersten Sonntag des Monats zeigt auf, dass die Hoffnung auf Christus nicht am Grab endet. Vielmehr ist Christus auch Heiland für die Toten, der diejenigen rettet, die sich demütig an ihn wenden. Diese Hoffnung wollen wir auch in den Fürbitten für die Entschlafenen ansprechen“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 11/17, 3).

Kommentar: 


20. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 29.10.2017


Die Ordnungen Gottes (Gottes gutes Gebot)


Wochenspruch: Mi 6, 8:„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ (LUT)„Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir erwartet: nichts anderes als dies: Recht tun, Güte lieben und achtsam mitgehen mit deinem Gott.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 119, 101-108

Ich verwehre meinem Fuß alle bösen Wege, dass ich dein Wort halte. Ich weiche nicht von deinen Ordnungen; denn du lehrest mich. Dein Wort ist meinem Munde süßer als Honig. Dein Wort macht mich klug; darum hasse ich alle falschen Wege. Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. Ich schwöre und will's halten: Die Ordnungen deiner Gerechtigkeit will ich bewahren. Ich bin sehr gedemütigt; HERR, erquicke mich nach deinem Wort! Lass dir gefallen, HERR, das Opfer meines Mundes, und lehre mich deine Ordnungen. (LUT)

Im Mittelpunkt der Verkündigung am 20. Sonntags nach Trinitatis steht die Frage „Von Ehe und Ehescheidung“ nach Mk 10, 1-12.

Die Predigtgrundlage der NAK vom 29.10.2017 ist aus „2. Könige 5,14: Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte. Und sein Fleisch wurde wieder heil wie das Fleisch eines jungen Knaben und er wurde rein.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist einer Wunderheilungsgeschichte entnommen: Elisa heilt den aramäischen Feldhauptmann Naaman (2. Könige 5, 1-19).

Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird so begründet: „Der letzte Sonntagsgottesdienst im Oktober dient der Vorbereitung auf den Gottesdienst für Entschlafene. Der Schwerpunkt liegt auf Gedanken, wie wir das Heil in Christus verkündigen können – in der diesseitigen und für die jenseitige Welt“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 10/17, 3).

Kommentar:
Zahlen in der Bibel meinen keine Anzahl, sondern werden als Symbole verwendet. Die Zahl Sieben ist in der babylonischen und israelitischen Religion das Zeichen der Ganzheit, der Fülle und Vollkommenheit. Die sieben Augen für Jahwe in Sacharia 3, 7-9 sind ein Hinweis auf Gottes Allgegenwart und Allwissenheit. 


Sonntag, 15. Oktober 2017

19. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 22.10.2017


Heilung an Leib und Seele


Wochenspruch: Jer 17, 14
„Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm.“ (LUT)
„Heile mich, Herr, so bin ich heil, hilf mir, so ist mir geholfen; ja, mein Lobpreis bist du.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 32
Die Freude der Buße (Der zweite Bußpsalm)
Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Falsch ist! Denn da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein tägliches Klagen. Denn deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird. Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde. Deshalb werden alle Heiligen zu dir beten zur Zeit der Angst; darum, wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an sie gelangen. Du bist mein Schirm, du wirst mich vor Angst behüten, dass ich errettet gar fröhlich rühmen kann. Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, / den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten. Seid nicht wie Rosse und Maultiere, die ohne Verstand sind, denen man Zaum und Gebiss anlegen muss; sie werden sonst nicht zu dir kommen. Der Gottlose hat viel Plage; wer aber auf den HERRN hofft, den wird die Güte umfangen. Freuet euch des HERRN und seid fröhlich, ihr Gerechten, und jauchzet, alle ihr Frommen. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 22.10.2017 ist aus „Matthäus 6, 33: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist Teil der sogen. Bergpredigt und steht in dieser Wortumgebung (Mt 6, 19-34):
Vom Schätzesammeln und Sorgen
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein! Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. (LUT)

Kommentar:
Die Bibelauslegung in den Leitgedanken erscheint etwas willkürlich, zumindest aber verkürzt. Eine deutlich stimmigere Interpretation bietet Fiedler an.