Donnerstag, 23. Juli 2015

9. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 02. August 2015

Einleitung: „Im Monat Juli lagen die Schwerpunkte der Gottesdienste in verschiedenen Hinweisen, wie wir gemäß dem Evangelium Jesu Christi leben. Wir wurden aufgefordert, uns von der Liebe Gottes leiten zu lassen, Frieden zu stiften, großmütig zu sein und für das Wohl des Nächsten, auch hinsichtlich seines seelischen Wohlergehens, tätig zu werden. Wer so handelt, erfüllt den Willen Gottes und wird durch solche Taten in seinem Glaubensleben gestärkt. Dies erklärte Jesus seinen Jüngern mit den Worten: ‚Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat‘ (Joh 4, 34). Seine Kraft, sein Vertrauen zu Gott, seine Gelassenheit in Anfechtung und Ungerechtigkeit waren Ergebnis seines Gehorsams, der ‚geistlichen Speise‘, und sind Ansporn für unser Glaubensleben. Auch wir erfahren die Hilfe und Kraft Gottes, wenn wir in Glauben und Vertrauen unseren Lebensweg meistern. Von diesen Glaubenserfahrungen hören wir in den Gottesdiensten im Monat August, die unter der Themenreihe ‚Den Glauben erleben‘ stehen.
Am ersten Sonntag des Monats steht die Erkenntnis im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Nur der Glaubende kann erfahren, was der Wille Gottes ist. Er handelt voller Vertrauen nach dem Hinweis Jesu: ‚Wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan‘ (Lk 11, 10). Durch den Glauben an Jesus Christus, sein Leben und seine Lehre, ist es dem Glaubenden möglich, die Gebote Gottes recht zu verstehen und sie in rechter Weise für sein Leben zu nutzen. Dann kann er erleben, dass er in allen Situationen in seinem Handeln Sicherheit hat und Gottes Beistand spürt. Es ist wohltuend, dass wir, sooft wir im Alltag nach dem Willen Gottes handeln, also uns nach seinen Geboten ausrichten, eine unmittelbare Freude in uns spüren. Diese Freude ist ein Zeugnis dafür, dass Gott mit seinem Wohlgefallen und seiner Kraft bei dem ist, der nach ihm fragt und Jesus Christus ernsthaft und wahrhaftig nachfolgt.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Ausrichten am Gebot Gottes“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Ps 119, 66: Lehre mich heilsame Einsicht und Erkenntnis; denn ich glaube deinen Geboten.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir wollen nach Erkenntnis streben, um Gottes Gebote zu halten.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der Abschnitt Psalm 119, 65-72 enthält Lob und Dank, aber auch eine Bitte um rechte Erkenntnis. ‚Heilsame Einsicht’ und ‚Erkenntnis’ haben die gleiche Bedeutung: Es geht dem Psalmisten um das rechte Verständnis des göttlichen Willens, wie er beispielsweise im mosaischen Gesetz zum Ausdruck kommt.

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Der Psalmist baute und vertraute auf Gottes Gebote, bat aber auch Gott um deren rechtes Verständnis.
  • Durch Jesus Christus haben wir einen neuen Blick auf das Gesetz, das Jesus in Wort und Tat erfüllte.
  • Durch Erfüllung der Gebote Jesu geben wir Zeugnis von der Ernsthaftigkeit und Wahrhaftigkeit unseres Glaubens und unserer Erkenntnis“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: Interessant ist, dass die Predigtgrundlage des heutigen Sonntags dem Ps 119 entnommen ist, der an den vergangenen beiden Sonntagen der Psalm aus der fortlaufenden Bibellese war. Damit ist die NAK erfreulicherweise sehr nah an den Textgrundlagen der Trinitatiszeit des Jahrkreises. Dieser Psalm wird auch als "Das Güldene ABC" bezeichnet. Die GNB übersetzt wie folgt: "Stets bist du gut und tust mir so viel Gutes! Herr, hilf mir, deinen Willen zu erkennen!"
Die Lehre vom Heil (Seteriologie) lässt sich pragmatisch knapp mit den 4 "Allein-Worten" zusammenfassen:
  • allein Gott/Christus (soli deo/solus Christus)
  • allein durch die Schrift (sola scriptura)
  • allein durch den Glauben (sola fide)
  • allein durch die Gnade (sola gratia).
Mit dem Gebot der Liebe kann das ganze Gesetz erfüllt werden (siehe dazu: 1. Kor 13: "Das Hohelied der Liebe").

An diesem Sonntag feiern wir den 9. Sonntag nach Trinitatis - „Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott.“

„Der 9. Sonntag nach Trinitatis wird durch das Evangelium von den anvertrauten Zentnern bestimmt. Gott hat uns etwas gegeben, das zu vermehren durch unseren eigenen Einsatz möglich ist. Wir werden daran gemessen werden, wie wir diese "Gaben" fruchtbar einsetzen. Der Sonntag soll uns auch daran erinnern, dass was wir sind und haben, wir unserem himmlischen Vater zu verdanken haben. Am 9. Sonntag nach Trinitatis hören wir das Gleichnis von den anvertrauten Talenten und erfahren, dass Gott selbst uns mit Gaben beschenkt, die wir einsetzen können und sogar sollen. Dabei brauchen wir nicht zu sorgen, etwas zu verlieren, denn Gottes Gaben können nicht verloren gehen“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Was frag ich nach der Welt (BWV 94)
Herr, gehe nicht ins Gericht (BWV 105)
Tue Rechnung, Donnerwort (BWV 168)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 40:
Komm mir schnell zu Hilfe, Herr!
Beharrlich habe ich auf den Herrn gehofft, da wendete er sich mir zu und erhörte mein Schreien. Er zog mich aus der Grube, die mein Ende bedeutet hätte, aus Schlamm und Morast, er stellte meine Füße auf festen Grund und gab meinen Schritten sicheren Halt. Ein neues Lied hat er mir geschenkt, lässt mich einen Lobgesang anstimmen auf ihn, unseren Gott. Viele Menschen werden sehen, was er für mich getan hat. Dann werden sie dem Herrn voll Ehrfurcht vertrauen. Glücklich zu preisen ist, wer sein Vertrauen auf den Herrn setzt und nicht hört auf die Stolzen, die vom richtigen Weg abweichen und nur allzu leicht zum Lügen bereit sind. Herr, mein Gott! Wie oft hast du Wunder geschehen lassen, wie zahlreich sind deine Pläne, die du mit uns hast! Keiner ist wie du! Wollte ich alles erzählen, was du getan hast – ich könnte es gar nicht – dazu ist es viel zu viel! An Schlachtopfern und Speiseopfern hast du kein Gefallen, aber du gabst mir Ohren, die offen sind für dich6, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht von mir verlangt. Da habe ich gesagt: »Hier bin ich! Im Buch des Gesetzes ist von mir die Rede. Es erfüllt mich mit Freude, zu tun, was dir, mein Gott, gefällt. Deine Weisungen trage ich in meinem Herzen.« Vor der großen Versammlung habe ich verkündet, wie treu und gerecht du bist. Nichts konnte mich abhalten, davon zu reden, Herr, du weißt es. Dass du uns Heil schenkst8, hielt ich nicht in meinem Herzen verborgen, von deiner Treue und deiner Hilfe habe ich erzählt. Vor den Versammelten habe ich nicht verschwiegen, was für ein gnädiger und zuverlässiger Gott du bist. Du, Herr, wirst mir dein Erbarmen nicht entziehen, deine Gnade und deine Treue werden mein ständiger Schutz sein. Von allen Seiten dringt Unheil auf mich ein, meine Sünden haben mich eingeholt – es sind so viele, dass ich sie nicht mehr überblicken kann. Sie sind zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf – und mein Herz ist ganz verzagt. Herr, mögest du Gefallen daran haben, mich zu retten! Komm mir schnell zu Hilfe, Herr! Hohn und Spott sollen allesamt ernten, die mir nach dem Leben trachten und es auslöschen wollen! Ja, alle, die mein Unglück herbeiwünschen, mögen abziehen, beladen mit Schmach und Schande! Über ihre eigene Schmach sollen sie starr sein vor Entsetzen, sie, die mich verhöhnen: »Ha! Das geschieht dir recht!« Doch alle, die dich suchen, sollen jubeln vor Freude über dich. Ja, alle, die nach deiner Hilfe verlangen, sollen es immer wieder bezeugen: »Der Herr ist groß!« Ich bin arm und vom Leid gebeugt, aber der Herr denkt an mich. Du bist meine Hilfe und mein Befreier – mein Gott, zögere nicht länger! (NGÜ)

Die Epistel steht in Phil 3, 7-14.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 25, 14-30:
Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
»Es ist wie bei einem Mann, der verreisen wollte. Er rief vorher seine Diener zusammen und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Zentner Silbergeld, dem anderen zwei Zentner und dem dritten einen, je nach ihren Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Der erste, der die fünf Zentner bekommen hatte, steckte sofort das ganze Geld in Geschäfte und konnte die Summe verdoppeln. Ebenso machte es der zweite: Zu seinen zwei Zentnern gewann er noch zwei hinzu. Der aber, der nur einen Zentner bekommen hatte, vergrub das Geld seines Herrn in der Erde. Nach langer Zeit kam der Herr zurück und wollte mit seinen Dienern abrechnen. Der erste, der die fünf Zentner erhalten hatte, trat vor und sagte: ›Du hast mir fünf Zentner anvertraut, Herr, und ich habe noch weitere fünf dazuverdient; hier sind sie!‹ ›Sehr gut‹, sagte sein Herr, ›du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du hast dich in kleinen Dingen als zuverlässig erwiesen, darum werde ich dir auch Größeres anvertrauen. Komm zum Freudenfest deines Herrn!‹ Dann kam der mit den zwei Zentnern und sagte: ›Du hast mir zwei Zentner gegeben, Herr, und ich habe noch einmal zwei Zentner dazuverdient.‹ ›Sehr gut‹, sagte der Herr, ›du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du hast dich in kleinen Dingen als zuverlässig erwiesen, darum werde ich dir auch Größeres anvertrauen. Komm zum Freudenfest deines Herrn!‹ Zuletzt kam der mit dem einen Zentner und sagte: ›Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nichts ausgeteilt hast. Deshalb hatte ich Angst und habe dein Geld vergraben. Hier hast du zurück, was dir gehört.‹ Da sagte der Herr zu ihm: ›Du unzuverlässiger und fauler Diener! Du wusstest also, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nichts ausgeteilt habe? Dann hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank bringen sollen, und ich hätte es mit Zinsen zurückbekommen! Nehmt ihm sein Teil weg und gebt es dem, der die zehn Zentner hat! Denn wer viel hat, soll noch mehr bekommen, bis er mehr als genug hat. Wer aber wenig hat, dem wird auch noch das Letzte weggenommen werden. Und diesen Taugenichts werft hinaus in die Dunkelheit draußen! Dort gibt es nur noch Jammern und Zähneknirschen.‹« (GNB)

Kommentar: Schwerpunkt der Parabel ist die Mahnung zur Verantwortungsübernahme für das eigene Handeln. Eine theologisch lohnende Frage ist, wie wohl der Herr mit einem Sklaven verfahren wäre, der alles riskiert und alles verloren hätte (vergl. Christian Münch: Gewinnen oder Verlieren - Von den anvertrauen Geldern. In: Zimmermann, 2007, 240-254). Diese Reflexion könnte Thema einer Predigt sein. Hierzu lohnt sich das Lesen des Romans von Tom Wolfe: Ein ganzer Kerl.

Samstag, 18. Juli 2015

8. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den Leitgedanken vom 26. Juli 2015

Einleitung: „Am letzten Juli-Sonntag sollen wir auf unser Verhalten dem Nächsten gegenüber aufmerksam gemacht werden: Wir wollen versuchen, Bösem mit Gutem zu begegnen. Unser Vorbild hierfür ist Jesus Christus, der sich durch das Böse, das ihm widerfuhr, nicht davon abhalten ließ, Gutes zu tun und den Menschen das Heil zu bringen. Wir wollen von dem Guten auch zu anderen sprechen, denn nur, wer das Gute kennt, wird es auch anstreben. Wer die Liebe und Gnade Gottes an sich erlebt hat, wünscht seinem Gegenüber auch solch ein Erleben, selbst wenn dieser zunächst nur Böses im Sinn hätte. Der Glaubende wird sich daher bemühen, auch diesen auf den guten Weg in Christus hinzuweisen.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Gutes über Böses stellen“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Röm 12, 17a: Vergeltet niemandem Böses mit Bösem.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Nach Jesu Vorbild und mit Gottes Hilfe wollen wir versuchen, Böses mit Gutem zu vergelten.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Röm 12 beginnt mit der Aussage, dass das ganze Leben des Christen ein Gottesdienst ist (Vers 1). Das Verhalten in und außerhalb der Gemeinde steht also gleichsam unter diesem Vorzeichen. Röm 12,14 ff. gibt eine Reihe von Anweisungen, die für das rechte Verhalten des Christen von Wichtigkeit sind. Der Katalog der Anweisungen schließt mit einer Aussage zum Verhalten gegenüber solchen, die einem Böses zufügen.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Nach dem jüdischen Gesetz war es rechtens, Böses mit Bösem zu vergelten. Die Liebe, mit der Jesus wirkt, lässt uns
  • andere Meinungen akzeptieren;
  • nachdenken, wie wir uns verhalten sollen;
  • über unsere eigenen Fehler nachdenken.
Wir wollen versuchen, Böses mit Gutem zu vergelten, dann wird der Herr sein Teil dazu beitragen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Bis heute finden sich in den Leitgedanken antijüdische Reflexe, denen es gilt energisch entgegenzutreten. Auch in der jüdischen Tradition war es nicht erlaubt, "Böses mit Bösem" zu vergelten. Der Grundsatz "Auge um Auge" war eine Forderung Gottes nach Verhältnismäßigkeit und nicht nach Rache (Lev 24, 10-23). Bis heute findet sich dieser Rechtsgrundsatz in unseren Gesetzen. Paulus formuliert in seinem Schreiben an die in Rom lebenden Christen die Grundlage allgemeiner christlicher Ethik: Heiligkeit, Distanz zur 'Welt' und die Erfüllung von Gottes Willen, d. h. das Tun des Guten, des Wohlfälligen, des Vollkommenen. Der Wille Gottes soll als Richtschnur der christlichen Ethik gelten, die den Hauptströmungen der Welt distanziert gegenübersteht und die ganz grundsätzlich dem Guten verpflichtet ist" (Wischmeyer, Oda, Römerbrief, 269. In: Wischmeyer, 2006, 241-274). Der Wille Gottes gilt bis heute allen gläubigen Menschen in allen drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) als Richtschnur ihres Denkens, Fühlens und Handelns.




An diesem Sonntag feiern wir den 8. Sonntag nach Trinitatis - „Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.“

„Der 8. Sonntag nach Trinitatis fragt nach der Antwort des Menschen auf das Handeln Gottes in seinem Leben. Diese Antwort erfordert nicht viel; es ist eigentlich ein schlichtes "Nichtverbergen" dessen, was man bekommen hat. Schwerpunkt der Texte ist aber auch das Licht, das von denen, die dem Volk Gottes angehören, ausgeht, oder an dem sie teilhaben.
Die Zusage Jesu - Ihr seid das Licht der Welt - lässt uns fragen, wodurch diese Zusage gerechtfertigt ist. Wir erkennen, dass es nicht unser Handeln ist, sondern der Glaube an den, der selber das Licht dieser Welt ist. Dieser Glaube lässt uns teilhaben an der Liebe Gottes, die sich uns in Jesus Christus erwiesen hat, und indem wir von dieser Liebe durch unser Leben zeugen, tragen wir das Licht in diese Welt“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist (BWV 45)
Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz (BWV 136)
Wo Gott der Herr nicht bei uns hält (BWV 178)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 119, 17-24:
Das große Loblied auf Gottes Wort
Erweise mir, deinem Diener, deine Güte, damit ich neue Lebenskraft bekomme und dein Wort befolgen kann. Öffne mir die Augen, damit ich die Wunder erkenne, die dein Gesetz enthält! Nur ein Gast bin ich auf dieser Erde, enthalte mir deine Gebote nicht vor. Zu jeder Zeit verzehre ich mich vor Sehnsucht nach deinen Rechtsbestimmungen. Überhebliche Menschen hast du zurechtgewiesen, verflucht sind alle, die deine Gebote außer Acht lassen. Befreie mich doch von Hohn und Verachtung, denn ich gebe Acht auf das, was du in deinem Wort bezeugst. Ganz gleich, ob Mächtige beieinander sitzen und sich gegen mich beraten - ich, dein Diener, sinne nach über deine Bestimmungen. An dem, was du bezeugst, habe ich große Freude, es ist der Ratgeber für mein Leben. (NGÜ)

Die Epistel steht in Eph 5, 8b-14.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 5, 13-16:
Die Aufgabe der Jünger
»Ihr seid das Salz für die Welt. Wenn aber das Salz seine Kraft verliert, wodurch kann es sie wiederbekommen? Es ist zu nichts mehr zu gebrauchen. Es wird weggeworfen und die Menschen zertreten es. Ihr seid das Licht für die Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Auch zündet niemand eine Lampe an, um sie dann unter einen Topf zu stellen. Im Gegenteil, man stellt sie auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt. Genauso muss auch euer Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.« (GNB)

Kommentar: "Die Schülerinnen und Schüler Jesu Christi lassen den Menschen ihr Licht dadurch leuchten, dass sie 'gute Werke' tun. Dieser Ausdruck bezeichnet die sogen. 'Liebeswerke' durch die sich ein Mensch als 'Gerechter' zu erkennen gibt. (...) Die biblische Vorlage für die 'guten Werke' bietet Jes 58, 6-10. (...) Die Ausführung dieses Auftrages zielt letztlich auf die Verherrlichung Gottes und letztlich auf die Anerkennung und Verehrung des Gottes Israels.
Mit dieser Zielangabe gibt Mt zu erkennen, dass sich seine Vorstellung der 'guten Werke' nicht unter die Rubrik 'Leistungsfrömmigkeit' oder 'Werkgerechtigkeit' einordnen lässt. Denn zur Verherrlichung Gottes kann es nur kommen, wenn 'gute Werke' nicht zur Befriedigung des eigenen Ehrgeizes vollbracht werden, sondern wenn der Mensch sich dabei auf Gott bezieht. Da das Licht, das die Menschen in die Welt bringen, von Gott entzündet wurde, tragen die Glaubenden durch ihr Tun somit nicht nur Verantwortung für ihre Mitmenschen, sondern auch für Gott. Das 'Motiv der Nachahmung' wird dann in Mt 5, 45-48 offen angesprochen" (Fiedler, 2006, 120f).

Samstag, 11. Juli 2015

7. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 19. Juli 2015

Einleitung: „Am dritten Sonntag im Juli wird Weitherzigkeit thematisiert. Die Begegnungen Gottes mit uns sollen uns zu einer inneren Erneuerung bestärken und bewegen. In 2 Kor warb Paulus darum, ihn als Apostel anzuerkennen und seinen Auftrag, den er von Jesus Christus erhalten hatte, zu achten. Vorbehalte kennen wir alle: Man sieht einen Menschen, und obwohl man ihn gar nicht kennt, meint man schon zu wissen, wie er sich verhalten wird. Vielleicht hat er aber sein Denken und Handeln unter zahlreichen Begegnungen mit Gott bereits erneuert! Gestehen wir doch auch unserem Nächsten zu, dass er sich in Gott erneuern will. Dabei stellt sich auch die Gegenfrage: Erkennt eigentlich unser Nächster, dass wir in der Erneuerung gewachsen sind?“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Ein weites Herz.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „2 Kor 6, 13b: Macht auch ihr euer Herz weit.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „In einem weiten Herzen ist viel Raum für Gott und für den Nächsten.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Paulus wirbt um die Gemeinde in Korinth, die ihm mit Vorbehalten begegnet."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Ein weites Herz hat Raum für Gott und den Nächsten; es
  • gibt aus lauter Liebe.
  • freut sich mit dem anderen.
  • öffnet sich dem Fremden mit Verständnis.
  • zeichnet sich durch Großmut und Nachsicht aus.
  • reduziert den anderen nicht auf Äußerlichkeiten“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Verschränkt man die Predigtgrundlage mit dem Thema des heutigen Kirchensonntags, dann gibt Ps 119 eine Antwort, was es für den einzelnen Menschen bedeutet, ein „weites Herz“ zu haben. Es bedeutet letztlich in der von Gott dem Menschen zugedachten Freiheit zu leben. An dieser Stelle sei noch einmal auf das Gedicht des Theologen Ernst Lange hingewiesen, der bereits 1958 in seinem Buch "Die zehn großen Freiheiten" versucht hat, die Zehn Gebote nicht als Zwangsjacke, sondern als Orientierungshilfen für ein freies Leben zu interpretieren. Darin veröffentlichte er auch eine Fassung unter dem Titel "Du sollst frei sein.“ Du sollst frei sein, das ist die heimliche Überschrift, die über allen Geboten steht. Hört man sie mit, dann fangen die Gebote an, ganz neu zu uns zu sprechen. Dieses Gedicht ist in diesem Blog im Post zum 6. Sonntag nach Trinitatis zu finden. Und auch die Wundererzählung gibt Antworten und ist gleichzeitig Anleitung für eine lebendige Predigt.

An diesem Sonntag feiern wir den 7. Sonntag nach Trinitatis - „Ich behalte dein Wort in meinem Herzen.“
„Der 7. Sonntag nach Trinitatis geht nun auch auf die körperlichen Bedürfnisse des Menschen ein, wobei die Symbolhandlung des Abendmahls allerdings auch eine wichtige Rolle spielt. Jesu Handeln in unserem Leben macht uns frei von irdischen Bedürfnissen dadurch, dass wir sie immer erfüllt bekommen, indem wir teilhaben am Brot des Lebens. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als "Sakramentssonntage" bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in ihrer Bedeutung für das Leben des Christen gedacht. Durch die Erzählung von der Speisung der 5000 erfahren wir am 7. Sonntag nach Trinitatis, wie wunderbar Gott für uns Menschen durch die Gaben seiner Schöpfung sorgt. So können wir auch getrost darauf sehen, dass unser Nächster genug zu essen hat, und von unserem Reichtum abgeben, weil wir wissen, dass der Herr uns speisen wird, wenn wir selbst einmal Not leiden“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
  • Was willst du dich betrüben (BWV 107)
  • Ärgre dich, o Seele, nicht (BWV 186)
  • Es wartet alles auf dich (BWV 187)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 119, 9-16:
Das große Loblied auf Gottes Wort
Wodurch hält ein junger Mensch seinen Lebensweg frei von Schuld? Indem er sich nach deinem Wort, ´Herr`, richtet. Von ganzem Herzen habe ich dich gesucht, lass mich nicht von deinen Geboten abirren! Auch bewahre ich im Herzen, was du gesagt hast, um nicht gegen dich zu sündigen. Gepriesen seist du, Herr! Lehre du mich, deinen Bestimmungen zu folgen! Ich selbst will weitererzählen, welche Rechtsentscheidungen du ausgesprochen hast. Es erfüllt mich mit Freude, den Weg zu gehen, den du als richtig bezeugst; darüber bin ich glücklicher als über alles, was man besitzen kann. Gerne denke ich über deine Ordnungen nach, achten will ich auf die Wege, die du vorgegeben hast. An deinen Bestimmungen habe ich große Freude, dein Wort will ich niemals vergessen. (NGÜ)

Die Epistel steht in Apg 2, 41-47.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Joh 6, 1-15:
Jesus macht mehr als fünftausend Menschen satt
Danach fuhr Jesus über den See von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. Eine große Menge Menschen folgten ihm, weil sie seine Wunder an den Kranken gesehen hatten. Jesus stieg auf einen Berg und setzte sich mit seinen Jüngern. Es war kurz vor dem jüdischen Passafest. Jesus blickte auf und sah die Menschenmenge auf sich zukommen. Er wandte sich an Philippus: »Wo können wir Brot kaufen, damit alle diese Leute zu essen bekommen?« Das sagte er, um Philippus auf die Probe zu stellen; er selbst wusste schon, was er tun würde. Philippus antwortete: »Zweihundert Silberstücke wären nicht genug, um so viel zu kaufen, dass jeder auch nur einen Brocken abbekommt.« Andreas, ein anderer Jünger, der Bruder von Simon Petrus, sagte: »Hier ist ein Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das schon bei so einer Menschenmenge?« »Sorgt dafür, dass die Leute sich setzen«, sagte Jesus. Es gab viel Gras an dem Ort. Sie setzten sich; ungefähr fünftausend Männer waren da. Jesus nahm die Brote, sprach darüber das Dankgebet und verteilte sie an die Menge. Mit den Fischen tat er dasselbe, und alle hatten reichlich zu essen. Als sie satt waren, sagte er zu seinen Jüngern: »Sammelt die Brotreste auf, damit nichts verdirbt.« Sie taten es und füllten zwölf Körbe mit den Resten. So viel war von den fünf Gerstenbroten übrig geblieben. Als die Leute das Wunder sahen, das Jesus vollbracht hatte, sagten sie: »Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll!« Jesus merkte, dass sie drauf und dran waren, ihn mit Gewalt zu ihrem König zu machen. Deshalb zog er sich wieder auf den Berg zurück, ganz für sich allein. (GNB)

Kommentar: Claußen (2013) bietet drei Deutungshorizonte oder Verstehensmöglichkeiten für diese Wundererzählung an: eine
  • eucharistische,
  • sozial-ethische und
  • rezeptionsästhetisch-symbolische.
Eine eucharistische Deutung wird vor allem durch die Wortwahl nahegelegt. So nutzt Johannes gleich zweifach den Begriff "eucharisteo" - Dank sagen für die Danksagung Jesu. Die am Ende des Mehles aufgesammelten Brotreste werden als "klasma" - Bruchstücke, Brocken bezeichnet. Dieser terminus technicus wird andernorts verwendet, wenn von dem gebrochenen Abendmahlsbrot die Rede ist. Allerdings wird bei Johannes ein "Brot brechen" gar nicht beschrieben. Und auch das kurz erwähnte Dankgebet entspricht ganz dem Gebet des Hausvaters zu Beginn einer Mahlzeit. Bei der beschriebenen Speisung handelt es sich auch nicht um ein rituelles Mahl und ein ein Abendmahl mit Brot und Fisch ist im frühen Christentum auch nicht nachweisbar. Eine eucharistische Deutung dieser Wundererzählung kann also nicht uneingeschränkt als gültig betrachtet werden.

Eine sozial-ethische Deutung nimmt den existierenden Hunger in der Welt und andere reale Mangelsituationen in den Blick und interpretiert die Wundergeschichte als Aufruf zum Teilen. Damit wird der Finger in die Wunde der nach wie vor ungerechten Verteilung der weltweiten Nahrungsmittelressourcen gelegt, der nicht einfach mit Wohltätigkeit, sondern allenfalls mit echtem Teilen zu begegnen ist. Erschreckend ist, dass jeder von uns im Durchschnitt 82 kg Lebensmittel pro Jahr weg wirft - das entspricht etwa zwei vollgepackten Einkaufswagen. Auf's ganze Land hochgerechnet ergibt das einen gewaltigen Berg von 6,7 Millionen Tonnen (Studie der Universität Stuttgart, 2012).



Eine rezeptionsästhetisch-symbolische Deutung schlägt vor, das Brot und die Fische durch Zeit, Zuhören, Phantasie und andere seltene menschliche Ressourcen zu ersetzen. So lässt sich auch eine Brücke zu den LG der NAK schlagen. In den "Ich-bin-Worten" stellt Johannes Jesus als das Brot des Lebens vor. Jesus kann, will und wird den Hunger der an ihn Glaubenden stillen (vergl. Claußen, Carsten, Mehr als ein Prophet und Brotkönig - Die Speisung der Fünftausend. In: Zimmermann, 2013, 705-715).

Donnerstag, 9. Juli 2015

6. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 12. Juli 2015

Einleitung: „’Nach dem Evangelium leben’ heißt die Themenreihe, die im Juli beginnt. Der zweite Juli-Sonntag hat zum Thema, dass Gott sich auf die Seite derer stellt, die sich nach seinem Willen bewusst am Evangelium ausrichten. Das bedeutet für uns Anstrengung - ja, vielleicht müssen wir auch manches aushalten und durchstehen. Dazu treibt uns der Geist Gottes und hilft heraus aus unserer Unvollkommenheit. Trotz manches Misserfolgs bei unseren Bemühungen ist es dann aber tröstlich zu wissen, dass Gott mit seiner Liebe bei uns ist. Dieser Liebe können wir gewiss sein, auch wenn wir uns oft lieblos und selbstsüchtig verhalten. Seine Liebe zu uns bleibt, und wir wollen ihr durch Wort und Tat entsprechen, denn er will uns segnen!“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Gott ist mit uns!“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Röm 8, 31b: Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Gott ist mit denen, die seinen Willen achten und sich auf ihn verlassen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Apostel Paulus spricht in seinem Brief an die Römer von der Befreiung von der Sünde, vom Tod und vom Gesetz (Röm 5-7). Dann bringt er das Leben im Geist zur Sprache: Er erklärt, dass die, die der Geist Gottes treibt, Kinder Gottes sind (Röm 8, 14), und erläutert den Heilsplan Gottes (Röm 8, 28). In diesem Zusammenhang steht unser Textwort. Den Abschluss des Kapitels bildet das bekannte Wort: Nichts kann uns von Gottes Liebe scheiden! (Röm 8, 38-39).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Gott ist an der Seite derer, die sich nach seinem Willen ausrichten. Er ermöglicht ihnen, Schwierigkeiten zu überwinden, und segnet sie. Gott ist bei denen, die
  • Frieden suchen;
  • richtige Prioritäten setzen;
  • ihm vertrauen;
  • demütig sind.
Wir achten den Willen Gottes, indem wir in der Gemeinde bleiben, den Aposteln folgen, unseren Willen unter den Willen Gottes stellen und um das Wohl des Nächsten bemüht sind“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die Predigtgrundlage ist von dem Briefcorpus entnommen, in dem Paulus verschiedene theologische Themen behandelt. In Röm 5-8 geht es um das "Leben der gerechtfertigten Christen im Frieden mit Gott unter den Bedingungen der alten Welt. (...) Röm 8, 13-30 entwirft ein kosmisch erweitertes eschatologisches Hoffnungsbild. Paulus versteht die Christen nun zunächst als Teil der Schöpfung und weist auf das zukünftige Freiheits- und Herrlichkeitsschicksal der ganzen Schöpfung hin, dessen Anfang die Christen sein werden (V 19). Wichtiger als dieser eschatologische Horizont ist Paulus dann aber abschließend noch einmal die gegenwärtige Leidens- und Hoffnungsexistenz der Christen (Vv 23ff), die sich besonders im Gebet realisiert (Vv 26ff).
In Röm 8, 31-39 eröffnet Paulus nochmals die eschatologische Gerichtsperspektive und bringt dann die Überzeugung von der Rettung der Christen zum Abschluss. So weit Paulus in Röm 8 auch kosmisch ausgreift, am Schluss steht die Formulierung der präzisen Überzeugung, die Christen seien gerecht vor Gott (8, 33). Diese Gerechtigkeit, die von Jesus Christus stellvertretend erfüllt wurde, wird als gegenwärtige Leidensexistenz (Vv 35f) und zukünftige Herrlichkeitsexistenz (V 18) beschrieben" (Oda Wischmeyer: Römerbrief, 266. In: Wischmeyer, 2006,  241-274).


An diesem Sonntag feiern wir den 6. Sonntag nach Trinitatis - „O dass mein Leben deine Gebote mit ganzem Ernst hielte.“

„Der 6. Sonntag nach Trinitatis konzentriert sich diesmal auf die Taufe als dem Beginn eines neuen Lebens. In diesem Zusammenhang wird auch der Gedanke eines 'lebenslangen Bundes' aufgenommen. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als 'Sakramentssonntage' bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in seiner Bedeutung für das Leben des Christen gedacht.
Am 6. Sonntag nach Trinitatis hören wir von der Taufe, dass wir durch sie zu Gottes Volk hinzuberufen sind. Die Taufe lässt uns teilhaben an dem Tod und der Auferstehung Jesu, und so haben wir auch Teil an dem wunderbaren Licht, das mit Jesus in diese Welt leuchtet“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Es ist das Heil uns kommen her (BWV 9)
Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust (BWV 170)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 119, 1-8:
Das große Loblied auf Gottes Wort
Glücklich zu preisen sind alle, deren Lebensweg untadelig ist, die den Weg gehen, den das Gesetz des Herrn zeigt. Glücklich sind, die auf alles achten, was er in seinem Wort bezeugt, die von ganzem Herzen nach ihm fragen, die kein Unrecht tun, sondern auf Gottes Wegen gehen. Du selbst, ´Herr`, hast uns deine Ordnungen anbefohlen, damit wir sie mit ganzem Ernst beachten. Ach, dass ich doch beständig die Wege gehen möge, auf denen ich deine Bestimmungen einhalte! Dann werde ich nicht in Schande enden, wenn ich auf all deine Gebote schaue. Mit aufrichtigem Herzen will ich dir danken, wenn ich immer besser deine Rechtsordnung befolgen lerne, in der sich deine Gerechtigkeit spiegelt. An deine Bestimmungen will ich mich halten, verlasse du mich nur nicht ganz und gar! (NGÜ)

Die Epistel steht in Röm 6, 3-11.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 28, 16-20:
Jesus zeigt sich seinen Jüngern
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, zu dem Jesus sie bestellt hatte. Als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder, doch einige hatten auch Zweifel. Jesus trat auf sie zu und sagte: »Gott hat mir unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht nun zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen! Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe. Und das sollt ihr wissen: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.« (GNB)

Kommentar: Der Theologe Ernst Lange hat bereits 1958 in seinem Buch "Die zehn großen Freiheiten" versucht, die Zehn Gebote nicht als Zwangsjacke, sondern als Orientierungshilfen für ein freies Leben zu interpretieren. Darin veröffentlichte er auch eine Fassung unter dem Titel "Du sollst frei sein" von Ernst Lange. Du sollst frei sein, das ist die heimliche Überschrift, die über allen Geboten steht. Hört man sie mit, dann fangen die Gebote an, ganz neu zu uns zu sprechen:

Du sollst frei sein
von allen Mächten, die sich zum Herrn über dich erheben wollen:
Sei es die Macht des Geldes, der öffentlichen Meinung oder der Angst, vor den Unabwägbarkeiten des Lebens. Ich bin der Herr, der die ganze Welt regiert.

Du sollst frei sein
von der Not, dich meiner Hilfe immer wieder angstvoll versichern zu müssen. "ICH BIN DA" ist mein Name, und das heißt: Ich will für dich da sein, wenn du mich brauchst.

Du sollst frei sein
von dem Alltagsgeschäft, das dir die Luft zum Atmen zu nehmen droht.
Ich schenke dir die Ruhe, die du brauchst, um wieder zu dir zu finden und zu erkennen, dass du aus meinen Händen kommst und von mir gehalten bist.

Du sollst frei sein
von der Unmündigkeit und ein Mensch werden, der verantwortlich ist und der die Sorge übernehmen kann für die Eltern, die nicht mehr selbst für sich sorgen können. Ich habe dich geschaffen, Liebe zu empfangen und Liebe zu geben.

Du sollst frei sein
von dem Zwang, dein Leben gegen andere erkämpfen zu müssen und dabei selbst deine Menschlichkeit zu verlieren. Ich habe alles Leben geschaffen, und ich will es schützen.

Du sollst frei sein
von der Jagd nach immer neuem Glück, die dich doch nicht glücklich macht.
Ich schenke dir die tragfähige Gemeinschaft mit einem Menschen, in der du Erfüllung findest.

Du sollst frei sein
von dem Druck, dich auf Kosten anderer bereichern zu müssen, sei es, indem du sie ausnutzt, sei es, indem du sie um ihr Eigentum bringst. Ich will dir genug von allem geben.

Du sollst frei sein
die Wahrheit zu sagen, wann immer es nötig ist - ohne Rücksichtnahme auf Dinge, die keine Rücksichtnahme verdienen. Ich selbst bin die Wahrheit, und wahrhaftig sind die Menschen, die zu mir gehören.

Du sollst frei sein
von der Eifersucht auf die Liebe, die anderen gilt. Ich schenke Dir Liebe genug für Dein ganzes Leben.

Du sollst frei sein
von dem Neid auf das, was anderen gehört. Ich will dir schenken, was Du zum Leben brauchst.