Mittwoch, 29. Juni 2016

6. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 03. Juli 2016


Leben aus der Taufe


„Der 6. Sonntag nach Trinitatis konzentriert sich diesmal auf die Taufe als dem Beginn eines neuen Lebens. In diesem Zusammenhang wird auch der Gedanke eines "lebenslangen Bundes" aufgenommen. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als "Sakramentssonntage" bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in seiner Bedeutung für das Leben des Christen gedacht. Am 6. Sonntag nach Trinitatis hören wir von der Taufe, dass wir durch sie zu Gottes Volk hinzuberufen sind. Die Taufe läßt uns teilhaben an dem Tod und der Auferstehung Jesu, und so haben wir auch Teil an dem wunderbaren Licht, das mit Jesus in diese Welt leuchtet“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 135:
Größer als alle Götter ist unser Herr!
Halleluja! Lobt den Namen des Herrn, ihr Diener des Herrn! Ja, lobt ´ihn`, die ihr den Dienst im Tempel des Herrn verrichtet, in den Vorhöfen beim Heiligtum unseres Gottes. Lobt den Herrn, denn gütig ist der Herr, besingt seinen Namen zum Spiel auf der Harfe – ja, das ist wunderbar! Denn der Herr hat die Nachkommen Jakobs für sich erwählt, hat Israel zu seinem persönlichen Eigentum ´erklärt`. Ja, ich bin gewiss: Der Herr ist groß! Größer als alle Götter ist unser Herr! Alles, was dem Herrn gefällt, das vollbringt er, sei es im Himmel oder auf der Erde, im Meer oder in den tiefsten Tiefen. Er führt Wolken herauf vom Ende der Erde, Blitze lässt er dem Regen folgen, er holt den Wind hervor aus seinen Vorratskammern. Er war es, der die Erstgeborenen Ägyptens tötete, sowohl bei den Menschen als auch beim Vieh. Zeichen und Wunder ließ er in deiner Mitte, Ägypten, geschehen, am Pharao und an dessen Dienern. Er war es, der starke Völker vernichtend schlug und mächtige Könige tötete – Sihon, den König der Amoriter, und Og, den König Baschans. Alle Königreiche Kanaans ´besiegte er` und gab ihr Land anderen zum Eigentum – zum ewigen Besitz gab er es Israel, seinem Volk. Herr, dein Name besteht für immer, jetzt und in allen künftigen Generationen wird man dich ehren. Denn der Herr wird seinem Volk zum Recht verhelfen, wird Erbarmen haben mit all seinen Dienern. Die Götzen der fremden Völker hingegen sind Figuren aus Silber oder Gold, ein Machwerk von Menschenhand. Einen Mund haben sie, doch sprechen können sie nicht; Augen haben sie, sehen aber nichts. Ohren haben sie und können nicht hören, auch ist kein Atem in ihrem Mund. Genau so ´hilflos` sind die Menschen, die sie angefertigt haben, und jeder, der auf solche Götzen vertraut! Volk Israel, preise den Herrn! Ihr Nachkommen Aarons, preist den Herrn! Ihr alle aus dem Stamm Levi, preist den Herrn! Ihr alle, die ihr Ehrfurcht habt vor dem Herrn, preist den Herrn! 21 Gepriesen sei der Herr vom Berg Zion aus, er, der in Jerusalem wohnt. Halleluja! (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mt 28, 16-20:
Jesus zeigt sich seinen Jüngern
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, zu dem Jesus sie bestellt hatte. Als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder, doch einige hatten auch Zweifel. Jesus trat auf sie zu und sagte: »Gott hat mir unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht nun zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen! Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe. Und das sollt ihr wissen: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 6. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Das Böse überwinden“

Die Predigtgrundlage findet sich in „1. Johannes 5, 5: Wer ist es aber, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist?“ (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Am dritten Juli feiern wir wieder einen Gottesdienst für Entschlafene. Solche Gottesdienste haben ihren Grund in der Erkenntnis, dass sich das Heilsangebot Gottes an alle Menschen richtet, hier und in der jenseitigen Welt. Ein wesentliches Element solcher Gottesdienste ist ein in allen Gemeinden gemeinsam vorgetragenes Fürbittgebet. Dieses kann folgende Inhalte haben: Dank, dass durch das Opfer Jesu auch Unerlösten aus der jenseitigen Welt Gnade und Heil zuteilwerden können, dass die Seelen durch die Hinnahme der Sakramente in die Gemeinschaft mit Jesus Christus und seiner Gemeinde kommen und darin gestärkt werden, dass auch ihnen der Zugang zum Reich Gottes und zum ewigen Leben offen steht. Fürbitte für die unerlösten Seelen, dass sie die Kraft erhalten, sich vertrauensvoll und demütig an den Herrn zu wenden und sich durch nichts davon abhalten lassen, dass sie verlangend nach der Barmherzigkeit Gottes und den Sakramenten sind, dass Gott ihnen seine ganze Liebe und Zuwendung schenken möge. (SN 2 „Liturgie der Gottesdienste der Neuapostolischen Kirche“)“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Es ist das Heil uns kommen her“ (BWV 9) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte die Choralkantate zwischen 1732 und 1735 in Leipzig für den 6. Sonntag nach Trinitatis als Ergänzung zu seinem zweiten Kantatenzyklus.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Sonne der Gerechtigkeit (T: verschiedene Textdichter; M: Böhmen 1467, Nürnberg 1556, Geistliche Böhmische Brüder 1566).

Kommentar: Die Predigtgrundlage der NAK-Gottesdienste steht in diesem Zusammenhang: 1. Johannes 5, 1-8: "Die Kraft des Glaubens: Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wer ist es aber, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist? Dieser ist's, der gekommen ist durch Wasser und Blut, Jesus Christus; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut; und der Geist ist's, der das bezeugt, denn der Geist ist die Wahrheit. Denn drei sind, die das bezeugen: der Geist und das Wasser und das Blut; und die drei stimmen überein. (LUT) 
So betrachtet weist dieser Abschnitt direkt auf den Tauf- und Missionsbefehl und somit auf dasThema des 6. Sonntags nach Trinitatis hin. Denn in der [Wasser-] Taufe handelt der dreieinige Gott: "der Schöpfer, der einem Menschen und allem Lebendigen das Leben gegeben hat und es erhält, der Erlöser, der alle seine Schuld auf sich nimmt [durch sein Blut] und ihn in die Freiheit entlässt, und der Heilige Geist, der ihm Sehnsucht, Lebensmut und Glauben schenkt und ihn so zur ewigen Vollendung führt. In diesem Dreifachen ist die Identität eines Christenmenschen begründet. In der Taufe kommt Gott mit einem Menschen schon zu dessen Lebzeiten zum Ziel. Die Taufe ist das Sakrament der Identität. (...) Die Identität eines Christenmenschen verwirklicht sich nicht autistisch, sondern in der Gemeinschaft der Ortsgemeinde und der weltweiten Christenheit. Insofern verweist das Sakrament der Identität auf das Sakrament der Sozialität, das Abendmahl" (Hans-Martin Barth: Taufe, 218f. In: Hübener & Orth, 2007, 215-218). 

Dienstag, 21. Juni 2016

5. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 26. Juni 2016


Der rettendende Ruf


„Der 5. Sonntag nach Trinitatis befaßt sich wieder mit der Gemeinde, diesmal ihrer Antwort auf Gottes Ruf. Nachfolge scheint so einfach, so schwierig, so abwegig, weil wir nicht so recht wissen, was Nachfolge ist. Die Lesungen dieses Sonntags wollen uns den Weg leiten. Am 5. Sonntag nach Trinitatis denken wir darüber nach, warum wir Jesus nachfolgen, und stellen fest, dass es dafür keine vernünftigen Gründe gibt. Der Glaube ist es, der uns an Jesus hält, auch dann, wenn andere, die Beweise sehen wollen, uns auslachen oder verspotten. Das wollen wir gerne ertragen, denn auch unser Herr wurde ausgelacht und verspottet“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 73:
Du bist mir mehr wert als alles andere
Ganz sicher: Gott ist voller Güte gegenüber Israel, gegenüber all denen, deren Herz frei von Schuld ist. Ich aber wäre fast gestrauchelt, nur wenig fehlte noch, und meine Füße wären ausgeglitten. Denn ich beneidete die Überheblichen; es machte mir zu schaffen, als ich sah, wie gut es den Gottlosen geht. Bis zu ihrem Tod leiden sie keine Qualen, und wohlgenährt ist ihr Bauch. Die Mühen des täglichen Lebens kennen sie nicht, und von menschlichen Sorgen werden sie nicht geplagt. Darum tragen sie ihren Stolz zur Schau wie eine Halskette, Gewalt umgibt sie wie ein Gewand. Ihre Augen blicken aus einem fetten und feisten Gesicht, aus ihren Herzen quellen böse Pläne hervor. Sie verhöhnen und unterdrücken andere durch die Bosheit ihrer Worte, von oben herab reden sie stolz daher. Ihr Maul reißen sie weit auf, weder Himmel noch Erde bleiben von ihren Lästereien verschont. Darum laufen ihnen auch so viele Leute nach und nehmen ihre Worte gierig auf wie Wasser. Und dabei sagen sie auch noch: »Wie sollte Gott von unserem Tun etwas wissen? Er, der Höchste, bekommt doch gar nichts mit!« Ja, sie verachten Gott, haben aber keine Sorgen und häufen auch noch Reichtum an! Ach – so habe ich wohl ganz umsonst mein Herz und meine Hände frei von Schuld gehalten! Ich werde ja doch den ganzen Tag vom Unglück geplagt, jeder Morgen ist bereits eine Strafe für mich! Hätte ich jemals gesagt: »Ich will genauso daherreden ´wie jene Gottlosen`!«,dann hätte ich treulos gehandelt gegenüber denen, die zu deinen Kindern gehören. So dachte ich nach, um all dies zu begreifen, doch es war zu schwer für mich - so lange, bis ich endlich in Gottes Heiligtum ging. Dort begriff ich, welches Ende auf jene Menschen wartet: Ganz sicher, du stellst sie auf rutschigen Boden, du lässt sie stürzen und in Trümmern liegen bleiben. Im Nu werden sie vernichtet, ein schreckliches Ende finden sie! Wie man einen Traum gleich nach dem Erwachen vergisst, so lässt du, Herr, ihren Anblick verschwinden, sobald du dich ´zum Gericht` erhebst. Als mein Herz verbittert war und ich mich tief verletzt fühlte, da war ich töricht und ohne Einsicht, verständnislos wie ein Tier stand ich vor dir. Aber nun bleibe ich für immer bei dir, und du hast mich bei meiner rechten Hand gefasst. Du leitest mich nach deinem weisen Plan und nimmst mich am Ende in Ehren auf. Wen habe ich im Himmel außer dir? Und auch auf der Erde habe ich nach nichts Verlangen, wenn ich nur dich bei mir weiß! Wenn auch meine Kräfte schwinden und mein Körper mehr und mehr verfällt, so gibt doch Gott meiner Seele Halt. Er ist alles, was ich brauche – und das für immer! Ganz sicher: Wer sich von dir lossagt, der wird umkommen. Du vernichtest alle, die dir treulos den Rücken kehren. Für mich aber ist Gottes Nähe beglückend! Mein Vertrauen setze ich auf den Herrn, ja, auf den Herrn. Alle deine Taten will ich weitererzählen. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 5, 1-11:
Die ersten Jünger
Eines Tages stand Jesus am Ufer des Sees von Gennesaret. Die Menschen drängten sich um ihn und wollten Gottes Botschaft hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten ihre Netze. Er stieg in das eine, das Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück vom Ufer abzustoßen. Dann setzte er sich und sprach vom Boot aus zu der Menschenmenge. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: »Fahr hinaus auf den See und wirf mit deinen Leuten die Netze zum Fang aus!« Simon erwiderte: »Herr, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze noch einmal auswerfen.« Sie taten es und fingen so viele Fische, dass die Netze zu reißen drohten. Sie mussten die Fischer im anderen Boot zur Hilfe herbeiwinken. Schließlich waren beide Boote so überladen, dass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus nieder und bat: »Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!« Denn ihn und alle anderen, die bei ihm im Boot waren, hatte die Furcht gepackt, weil sie einen so gewaltigen Fang gemacht hatten. So ging es auch denen aus dem anderen Boot, Jakobus und Johannes, den Söhnen von Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Jesus aber sagte zu Simon: »Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du Menschen fischen!« Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten Jesus. (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 5. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Gemeinschaft der Lebenden und der Toten in Christus“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Ps 116, 9: Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.“ (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Am letzten Sonntag des Monats bereiten wir uns auf den zweiten Entschlafenengottesdienst des Jahres vor. Auch in diesem Gottesdienst wird das Handeln Gottes durch das Apostelamt die Grundlage zur Erlösung vieler Verstorbener sein. Die Apostolizität der Kirche wird auch darin deutlich, dass die Sakramente für Lebende und Tote von Aposteln gespendet werden (KNK 2.4.3; 6.5; 9.6.3 / KNK-FA 402; 408). Zum Empfang der Sakramente sind Erkenntnis und gläubiges Verlangen Voraussetzung. Der Vorbereitungsgottesdienst soll uns darauf aufmerksam machen, dass in jedem Gottesdienst Seelen aus der jenseitigen Welt anwesend sind, mit uns das Evangelium hören, um auf den Empfang der Sakramente vorbereitet zu werden“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ (BWV 93) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Bach schrieb die Choralkantate in Leipzig für den 5. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 9. Juli 1724 zum ersten Mal auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Wer nur den lieben Gott lässt walten (T: Georg Neumark (1641) 1657; M: Georg Neumark (1641) 1657).

Kommentar: Hinter der Bezeichnung "Apostel" (apostolos) steckt das griechische Wort apostollo "senden." Jedoch ergibt sich der sprachliche Hintergrund für die frühchristliche Verwendung von "Apostel" eher aus dem aramäischen. In der Bibel, vor allem im NT, wird das der Apostelbegriff unterschiedlich verwendet. "Wesentlich blieb dabei aber zumeist die Rückführung der Beauftragung auf Gott selbst, sei es durch den irdischen Jesus, den Auferstandenen, durch Los, Prophetie oder Geistbegabung." In den Kirchen- und Gemeindeordnungen gab es auf Grund von "falschen Aposteln", die Anweisung zur Prüfung von Aposteln, die von einer Gemeinde zur anderen zogen. "Der Apostel / die Apostelin war von Gott beauftragte Autorität, aber nicht anderen hierarchisch übergeordnet. Er oder sie war gemeindegründend, nicht gemeindeleitend tätig. Dazu gehörten die Reisetätigkeit, die Verkündigung des Evangeliums und alle damit verbundenen Entbehrungen. Ihre Unterstützung konnten Apostel von der Gemeinde erhalten, doch im letzten waren sie Gesandte des Auferstandenen und Erhöhten" (Frank Crüsemann & Markus Öhler: Botenwesen/Apostolat. In: Crüsemann (Hrsg.): Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, 2009, 63-66). Durch die schriftliche Verbreitung des Evangeliums, der guten Nachricht, ist die Botschaft selbst zum Boten/Apostel geworden. Wie in den ersten Kirchen- und Gemeindeordnungen auch gilt bis heute das Paulus-Wort aus 1. Thess, 21: "Prüft aber alles und das Gute behaltet!"

Freitag, 17. Juni 2016

4. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 19. Juni 2016

Bild: Vaga: Die Splitter und Balken in den Augen der Anderen, ca. 1999.
Gemeinde der Sünder

„Der 4. Sonntag nach Trinitatis wendet sich der Gemeinde zu. Sie wird als Gemeinde der Sünder gesehen, die der Gnade Gottes bedarf. Ohne die Erkenntnis der eigenen Sünde ist es unmöglich, die Gnade Gottes anzunehmen, weil man sie nicht für nötig hält. Selbstgerechtigkeit entsteht, die dann in Überheblichkeit und Menschenverachtung mündet. Wichtig ist der Aspekt der Gemeinschaft; wir sind Sünder eben nicht (nur) als Individuen, sondern als Gemeinschaft, indem wir z.B. durch Schweigen teilhaben an dem Unrecht, das an anderen durch Menschen unserer Gemeinschaft geschieht. Am 4. Sonntag nach Trinitatis werden wir daran erinnert, dass wir eine Gemeinde von Sündern sind, die der Vergebung bedarf. So haben wir auch nicht das Recht, unseren Nächsten zu richten. Wir wissen aber um die große Gnade, dass Gott gerade denen nachgeht, die in Schuld gefangen sind“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 106, 24-48:
Gott steht zu seinem Bund mit Israel
Sie verschmähten auch das herrliche Land und glaubten nicht, was Gott gesagt hatte. Sie murrten in ihren Zelten und hörten nicht auf die Stimme des Herrn. Da erhob er seine Hand gegen sie, um sie in der Wüste zu Boden zu schlagen und ihre Nachkommen unter die anderen Völker zu zerstreuen, sie zu versprengen in fremde Länder. Sie dienten Baal, dem Götzen, der in Peor verehrt wurde, und aßen von den Opfern, die für die Toten bestimmt waren. Durch ihr Tun riefen sie Gottes Zorn hervor, und so brach eine Seuche unter ihnen aus. Da machte sich Pinhas auf und griff richtend ein, und darum kam die Seuche zum Stillstand. Weil Pinhas so Gottes Willen tat, fand er seine Anerkennung, und zwar für ewig, in allen künftigen Generationen. Dann erregten sie Gottes Zorn beim Wasser von Meriba, und diesmal erging es Mose schlimm ihretwegen. Denn sie reizten ihn so sehr, dass unbedachte Worte über seine Lippen kamen. Auch vernichteten sie die Völker nicht, die der Herr ihnen ausdrücklich genannt hatte. Und so vermischten sie sich mit den fremden Völkern und übernahmen ihre Lebensweise. Sie dienten deren Götzen, und die wurden ihnen zum Verhängnis. Nun opferten auch sie ihre Söhne und Töchter den Dämonen. Ja, sie vergossen unschuldiges Blut, das Blut ihrer Söhne und Töchter, das sie den Götzen Kanaans opferten. So wurde das Land durch Blutschuld entweiht. Durch ihre Taten waren sie unrein in Gottes Augen, und wie Ehebrecher brachen sie ihm die Treue. Da wurde der Herr sehr zornig auf sein Volk, er verabscheute sie, die doch sein Eigentum waren. Er gab sie in die Gewalt fremder Völker; sie wurden beherrscht von Menschen, bei denen sie verhasst waren. Ihre Feinde machten ihnen schwer zu schaffen, und ihrer Macht mussten sie sich nun beugen. Viele Male befreite Gott sie aus ihrer Not, doch sie beharrten eigensinnig auf ihrem falschen Weg. Durch ihre Schuld ging es immer weiter bergab mit ihnen. Doch Gott sah ihre Not und hörte ihr Schreien. Ihnen zuliebe dachte er an seinen Bund, so reich wie seine Gnade war nun auch sein Mitleid mit ihnen. Und so ließ er sie Erbarmen finden bei allen, die sie gefangen hielten. Rette uns, Herr, unser Gott! Sammle uns, bring uns zurück aus den fremden Völkern, damit wir deinen heiligen Namen neu preisen und uns glücklich schätzen, dein Lob wieder erklingen zu lassen. Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und das ganze Volk sage dazu: Amen! Halleluja! (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 6, 36-42:
Niemand verurteilen
»Werdet barmherzig, so wie euer Vater barmherzig ist! Verurteilt nicht andere, dann wird Gott auch euch nicht verurteilen. Sitzt über niemand zu Gericht, dann wird Gott auch über euch nicht zu Gericht sitzen. Verzeiht, dann wird Gott euch verzeihen. Schenkt, dann wird Gott euch schenken; ja, er wird euch so überreich beschenken, dass ihr gar nicht alles fassen könnt. Darum gebraucht anderen gegenüber ein reichliches Maß; denn Gott wird bei euch dasselbe Maß verwenden.«
Gegen blinde und überhebliche Besserwisserei
Jesus machte ihnen auch in Bildern deutlich, wovor sie sich hüten sollen; er sagte: »Kein Blinder kann einen Blinden führen, sonst fallen beide in die Grube. Kein Schüler steht über seinem Lehrer. Und wenn er ausgelernt hat, soll er wie sein Lehrer sein. Warum kümmerst du dich um den Splitter im Auge deines Bruders oder deiner Schwester und bemerkst nicht den Balken in deinem eigenen? Wie kannst du zu deinem Bruder oder deiner Schwester sagen: ›Komm her, Bruder; komm her, Schwester; ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen‹, und merkst gar nicht, dass du selbst einen ganzen Balken im Auge hast? Scheinheilig bist du! Zieh doch erst den Balken aus deinem eigenen Auge, dann kannst du dich um den Splitter in einem anderen Auge kümmern!« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 4. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Apostel - Gesandte Jesu Christi“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Apg 8, 14–17: Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes. Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie die Hände auf sie und sie empfingen den Heiligen Geist.“ (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Der dritte Sonntagsgottesdienst ruft uns auf, das vom Herrn gesandte Apostelamt anzunehmen und dessen Auftrag zu unterstützen. Hierzu können wir das gegenwärtige Wirken der Apostel in Wort und Tat vor den Menschen bezeugen. Das Erkennen der Notwendigkeit des Amtes, das Handeln aus der Kraft des Heiligen Geistes und der würdige Empfang der Sakramente sind dabei Eckpfeiler unseres Bekenntnisses“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Kommentar: "Eckpfeiler unseres Bekenntnis" ist das Apostolische Glaubensbekenntnis. Eine andere Formulierung stellt das berühmte Glaubensbekenntnis von Bonhoeffer von 1934 dar:


Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage
so viel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten wartet und antwortet. Alle: Amen!

Ein anderes Glaubensbekenntnis stammt von Beatrice von Weizsäcker. Es ist zu finden in ihrem Buch Ist da jemand? Gott und meine Zweifel, 2014, München, Piper TB 30414, 308-311:

Was ich glaube

Ich glaube an Gott -
Der nicht allmächtig ist im Sinne von Herrschaft,
der nicht verzeiht, weil er nicht verdammt,
der nicht richtet, weil er gar nicht erst prüft.

Sondern an Gott -
Der uns so nimmt, wie wir sind;
der immer da ist, wenn wir da sind;
der uns behütet, Tag und Nacht;
auch an den Tagen, an denen wir spotten;
und in den Nächten, wenn der Albtraum uns packt;
der immer bei uns ist,
auch wenn wir zweifeln.

Ich glaube an einen Gott für alle,
ob sie nun Christen heißen oder nicht.

Ich glaube an Jesus -
Als Aktivisten in Sachen Gott;
dessen Worte mir Ansporn,
dessen Taten mir Vorbild,
dessen Werte mir wichtig sind,
auch wenn Nichtchristen für sie streiten.
Zu dem man beten kann, aber nicht muss.
Denn an einen personalen Gott glaube ich nicht.

Ich glaube an den Heiligen Geist -
Wenn er Gemeinschaftsgeist ist und das Gewissen.
An eine Kirche, die nicht einengt
und mir nicht vorschreibt, was ich glauben muss.
An das Priestertum aller Gläubigen,
das auch Nichtgetaufte umfasst.

An "die Gemeinschaft der Heiligen" glaube ich nicht,
denn wer kann schon sagen, wer heilig ist.
An "die Gemeinschaft der Seligen" aber glaube ich.
Denn selig sind alle.

Ich glaube an Christen, die nicht spalten,
sondern zusammenstehen - auch in der Not.
Die barmherzig sind und sich einsetzen, so wie Jesus es einst tat.

Ich glaube an Menschen -
Als Aktivisten in Sachen Welt,
ob sie nun glauben oder nicht.
Ich glaube an Menschen,
die Verantwortung nicht scheuen.
Wei die Antwort auf ihr Leben
die Verantwortung mitumfasst.
Ob sie sich Christen nennen oder anders,
ist mir letztlich einerlei.

An die Auferstehung glaube ich nicht,
denn das ist doch seltsam,
aber an das Dableiben, auch im Tod.
Ich glaube nicht an einen Tod, der uns trennt,
sondern das Beieinanderbleiben, jederzeit.

Ich glaube an die Ewigkeit.
Und die ist schon da.

So habe ich Kraft.
Mehr als ich habe.

Ich glaube gern an meinen Gott.

Amen.


Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“ (BWV 177) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“ ist ein lutherisches Kirchenlied aus der Reformationszeit (s. u.).
Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ (T: Johann Agricola um 1526/27; M: Hagenau um 1526/27, Wittenberg 1529).

Kommentar: An stelle eines Kommentars zitiere ich, kommentarlos, einige Absätze aus Sabine Demel: Zur Verantwortung berufen. Nagelproben des Laienapostolats. Freiburg: Herder, 2009:
  • "Volk Gottes ist die Kirche insofern, als sie die Versammlung all derer ist, die an Christus glauben, Gottes Volk insofern, als diese Versammlung sich nicht einer menschlichen Initiative verdankt, sondern Gott" (25).
  • "Alle sind gemäß ihrer je eigenen Stellung in der Kirche zur Ausübung der Sendung berufen, ..." (25).
  • Das alte Kirchenbild wird durch das sog. "Hierarchiemodell" beschrieben, in dem der Papst [Stammapostel; MS] der absolute Bezugspunkt für die kirchliche Gemeinschaft" darstellt; es ist durch ein neues Kirchenbild, dem sog. "Communiomodell" abzulösen, "in dem alle Amtsträger und Gläubige in einer lebendigen wechselseitigen Beziehung zu- und miteinander stehen und eine grundsätzliche Gleichheit aller Glieder des Volkes Gottes besteht" (25f).
  • "Denn Kraft der Taufe werden alle Gläubigen zu einem heiligen Priestertum geweiht und sind dadurch befähigt wie auch beauftragt, die göttliche Heilsbotschaft allen Menschen kundzutun. Gemeinsames Priestertum heißt also, dass jedes einzelne Glied des Volkes Gottes in, mit und durch die Taufe berufen ist, an der Sendung der Kirche mitzuwirken" (27).
  • "Das amtliche Priestertum ist für das gemeinsame Priestertum alle Gläubigen da und nicht umgekehrt; ja, mann kann sogar sagen: Gäbe es das gemeinsame Priestertum nicht, gäbe es auch das amtliche Priestertum nicht" (29)!

Samstag, 11. Juni 2016

3. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 12. Juni 2016


Das Wort von der Versöhnung


„Der 3. Sonntag nach Trinitatis stellt in gewisser Weise die Fortsetzung des 2. Sonntags nach Trinitatis dar, denn nun geht es um die offenen Arme, die den empfangen, der schon lange eingeladen ist. Die Gleichnisse vom "Verlorenen" oder die Geschichte vom Zachäus unterstreichen dies sehr deutlich. Gott will die Sünder selig machen, darum geht es, und er hindert keinen einzelnen, zu ihm zu kommen. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf zeigt uns am 3. Sonntag nach Trinitatis, dass Gott gerade dem nachgeht, der in seiner Sünde gefangen ist. Wir freuen uns darüber, dass auf diese Weise auch Menschen zu seiner Gemeinde hinzukommen, die uns erst fremd und unbehaglich waren. Durch die Liebe Gottes, die in gleicher Weise uns wie ihnen gilt, werden wir fähig, diesen Menschen liebend zu begegnen“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 106, 1-23:
Gott steht zu seinem Bund mit Israel
Halleluja! Dankt dem Herrn, denn er ist gütig, und seine Gnade bleibt für alle Zeiten bestehen! Wer kann schon sämtliche mächtigen Taten des Herrn erzählen, seinen Ruhm überall bekannt machen? Glücklich zu preisen sind alle, die sich an das Recht halten, die gerecht handeln zu jeder Zeit. Denke an mich, Herr, wenn du dich deinem Volk gnädig zuwendest – wenn du ihnen hilfst, dann hilf auch mir! Dann kann ich mit eigenen Augen das Glück derer sehen, die du erwählt hast, ich darf mich mitfreuen, wenn dein Volk sich freut, darf stolz sein gemeinsam mit dem Volk, das dein Erbe ist. Wir haben gesündigt, so wie schon unsere Vorfahren, wir haben Unrecht getan und gottlos gehandelt. Schon unsere Vorfahren in Ägypten wollten deine Wunder nicht verstehen, sie wollten sich nicht daran erinnern, wie oft du deine Gnade erwiesen hattest. Und am Schilfmeer haben sie sich gegen Gott aufgelehnt. Aber er rettete sie dennoch und stand dafür mit seinem Namen ein, um seine Macht bekannt zu machen. Er wies das Schilfmeer in seine Schranken, und es zog sich zurück. Dann führte er sein Volk dort hindurch, wo sonst die Fluten alles bedecken, sie gingen wie auf trockenem Wüstenboden. So rettete er sie vor dem Zugriff dessen, der sie hasste, er erlöste sie aus der Gewalt des Feindes. Das Wasser begrub ihre Unterdrücker unter sich, nicht einer von ihnen blieb am Leben. Da glaubten sie den Worten Gottes und lobten ihn mit einem Lied. Doch schnell vergaßen sie Gottes Handeln, sie wollten nicht warten, bis sein Plan sich erfüllte. In der Wüste ließen sie sich von ihrer Gier beherrschen, in der Einöde stellten sie Gott auf die Probe. Da gab er ihnen, wonach sie verlangt hatten, doch er ließ sie krank werden an Leib und Seele. Sie wurden neidisch auf Mose, dort im Lager, auch auf Aaron, den heiligen Priester des Herrn. Da öffnete sich die Erde und verschlang Datan, sie verschüttete alle, die sich um Abiram geschart hatten. Ein Feuer brach los gegen ihre Anhänger, lodernde Flammen erfassten diese gottlosen Aufrührer. Am Berg Horeb fertigten sie sich ein Kalb anund warfen sich anbetend nieder vor dieser gegossenen Figur. So tauschten sie Gott, der ihre Ehre ist, ein gegen das Standbild eines Stieres – eines grasfressenden Viehs. Sie vergaßen Gott, ihren Retter, der große Taten in Ägypten vollbracht hatte, Wunder im Land der Nachkommen Hams, furchterregende Zeichen am Schilfmeer. Da wollte Gott sie vernichten, wäre nicht Mose gewesen, den er auserwählt hatte. Mose trat für sie in die Bresche, um Gottes Zorn abzuwenden und ihn davon abzuhalten, sie zu vernichten. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 15, 1-7:
Das verlorene Schaf
Eines Tages waren wieder einmal alle Zolleinnehmer und all die anderen, die einen ebenso schlechten Ruf hatten, bei Jesus versammelt und wollten ihn hören. Die Pharisäer und die Gesetzeslehrer murrten und sagten: »Er lässt das Gesindel zu sich! Er isst sogar mit ihnen!« Da erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: »Stellt euch vor, einer von euch hat hundert Schafe und eines davon verläuft sich. Lässt er dann nicht die neunundneunzig allein in der Steppe weitergrasen und sucht das verlorene so lange, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, dann freut er sich, nimmt es auf die Schultern und trägt es nach Hause. Dort ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir, ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!‹ Ich sage euch: Genauso ist bei Gott im Himmel mehr Freude über einen Sünder, der ein neues Leben anfängt, als über neunundneunzig andere, die das nicht nötig haben.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 3. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Freude trotz Bedrängnis“

Die Predigtgrundlage findet sich in „2. Kor 7, 4-5: Ich rede mit großer Zuversicht zu
euch; ich rühme viel von euch; ich bin erfüllt mit Trost; ich habe überschwängliche Freude in aller unsrer Bedrängnis. Denn als wir nach Mazedonien kamen, fanden wir keine Ruhe; sondern von allen Seiten waren wir bedrängt, von außen mit Streit, von innen mit Furcht.“ (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Die Predigt zum zweiten Sonntagsgottesdienst hat ein Bibelwort aus dem 2. Korintherbrief zur Grundlage. Paulus berichtet von Schwierigkeiten bei der Verkündigung des Evangeliums in Mazedonien. Es finden sich innere und äußere Bedrängnisse. Obwohl das Bibelwort nicht dem Buch der Apostelgeschichte entstammt, ist der Inhalt doch ein wichtiges Zeugnis der Geschichte und Taten der Apostel“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Kommentar: Im Mittelpunkt des Briefes steht das Apostolat des Paulus. (...) Paulus sieht sich als Mittler der Versöhnung an. Sein gesamtes Denken, Fühlen und Tun begreift er als Verkündigung der Versöhnungsbotschaft Jesu. "Auch im Konflikt muß sich der Apostel als Träger des Wortes der Versöhnung bewähren, weil sonst sein Dienst nicht unterschieden wäre von dem Dienst im Alten Bund, der nach 2. Kor 3, 9 zur Verurteilung führt" (Klauck, 1986, 62). Letztgenanntes erlebe ich jedoch gerade in meiner Gemeinde (siehe dazu: http://atse21.blogspot.de/2016/06/in-eigener-sache-ecclesia-semper.html).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Ich hatte viel Bekümmernis“ (BWV 21) von Johann Sebastian Bach (1685-1750).
Die Entstehung dieser Kantate ist ungeklärt. Sicher ist, dass sie am 3. Sonntag nach Trinitatis 1714 in Weimar zum ersten Mal aufgeführt wurde, allerdings noch nicht mit allen Sätzen aus der letzten Fassung von 1723. Sie entstand aber bereits noch früher. Möglicherweise hat Bach sie komponiert oder aus bereits bestehenden Einzelstücken zusammengestellt, als er sich 1713 um die Organistenstelle in Halle bewarb. Es ist auch möglich, dass die beiden Teile der Kantate ursprünglich als je eigene Werke geplant waren. Der Text der Kantate stammt wahrscheinlich von Salomon Franck.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „O Jesu Christe, wahres Licht (T: Johann Herrmann 1630; Nürnberg 1676/1854).

Kommentar: Äußerst lesenswert ist die Deutung dieser Parabel von Karl-Heinrich Ostmeyer - Dabeisein ist alles (Der verlorene Sohn). In: Zimmermann, 2007, 618-633.
"Im Zentrum der Parabel steht der Vater und die bei ihm gegenwärtige Freude. Von dieser Freude kann man sich in unterschiedlicher Richtung entfernen. Der Vater hält niemanden fest, er lädt aber gleichzeitig ein zur Beteiligung. Jedes seiner Kinder, das zu ihm kommt, ist vollkommen und von ihm vorbehaltlos aufgenommen. Nach der Vergangenheit wird nicht gefragt. Wer außerhalb der Freude beim Vater ist, ist tot und verloren. Wer daran teilnimmt, ist wieder lebendig und gefunden. (...) Diese Gemeinschaft stand und steht auch den Kritikern offen" (631).

Auch möchte ich hinweisen auf das Buch "Bach-Kantaten predigen." Hier wird als Predigtgrundlage die Texte der Bach-Kantate des heutigen Sonntags genommen. Die Predigtreihe, die in diesem Buch beschrieben wir, ist ein schönes Beispiel für lebendiges Predigen und eine alternative Gottesdienstgestaltung.

Freitag, 3. Juni 2016

2. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 05. Juni 2016



Die Einladung


„Der 2. Sonntag nach Trinitatis hat "die Einladung" zum Thema. Es leitet sich ab vom Evangelium vom großen Abendmahl - der Einladung, die von den Wohlhabenden abgelehnt wird, woraufhin die Einladung an die Außenseiter und Ausgestoßenen ergeht, die sie freudig annehmen. Es geht an diesem Sonntag wohl mehr darum, darüber nachzudenken, wo Gottes Einladung an uns ergeht und wie wir darauf antworten. Die übrigen Perikopen nehmen das Thema in vielfältiger Weise auf. Am 2. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Einladung zum großen Abendmahl und danken Gott, dass er uns durch Jesus Christus teilhaben läßt an seinem Reich. Die Freude über die Einladung macht uns selbst zu Einladenden“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 36:
Bis an den Himmel reicht deine Gnade
Die Sünde sitzt tief im Herzen des Gottlosen und flüstert ihm zu, was er tun soll. Sich Gott in Ehrfurcht zu unterstellen, käme ihm nie in den Sinn. Er gefällt sich darin, Schuld auf sich zu laden und andere zu hassen. Über seine Lippen kommt nichts als Lug und Trug; es liegt ihm nichts mehr daran, vernünftig zu handeln und Gutes zu tun. Selbst wenn er im Bett liegt, schmiedet er noch unheilvolle Pläne. Er hat den Weg betreten, der alles andere als gut ist. Das Böse verabscheut er nicht. Herr, bis an den Himmel reicht deine Gnade, bis zu den Wolken deine Treue. Deine Gerechtigkeit ist so beständig wie die Berge, die du geschaffen hast, deine Urteile gründen tief wie das Meer. Ja, du, Herr, hilfst Menschen und Tieren. Wie kostbar, o Gott, ist deine Gnade! Menschen suchen Zuflucht im Schatten deiner Flügel. Sie dürfen den Reichtum deines Hauses genießen, und aus einem Strom der Freude gibst du ihnen zu trinken. Bei dir ist die Quelle allen Lebens, in deinem Licht sehen wir das Licht. Lass deine Gnade für immer bei denen bleiben, die dich kennen, und deine Treue bei denen, die von Herzen aufrichtig sind. Bewahre mich vor den Fußtritten hochmütiger Menschen; den Gottlosen soll es nicht gelingen, mich mit ihren Händen wegzustoßen. Der Augenblick wird kommen, an dem diese niederträchtigen Leute zu Boden stürzen; sie werden niedergestoßen und können nicht mehr aufstehen. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 14, 15-24:
Warnung, Gottes Einladung auszuschlagen: Gleichnis vom großen Festmahl
Einer von den Gästen griff dieses Wort auf und sagte zu Jesus: »Ja, freuen dürfen sich alle, die mit zu Tisch sitzen werden in Gottes neuer Welt!« Doch Jesus antwortete ihm mit einem Gleichnis; er sagte: »Ein Mann hatte viele Leute zu einem großen Essen eingeladen. Als die Stunde für das Mahl da war, schickte er seinen Diener, um die Gäste zu bitten: ›Kommt! Alles ist hergerichtet!‹ Aber einer nach dem andern begann, sich zu entschuldigen. Der erste erklärte: ›Ich habe ein Stück Land gekauft, das muss ich mir jetzt unbedingt ansehen; bitte, entschuldige mich.‹ Ein anderer sagte: ›Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und will gerade sehen, ob sie etwas taugen; bitte, entschuldige mich.‹ Ein dritter sagte: ›Ich habe eben erst geheiratet, darum kann ich nicht kommen.‹ Der Diener kam zurück und berichtete alles seinem Herrn. Da wurde der Herr zornig und befahl ihm: ›Lauf schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Gelähmten her!‹ Der Diener kam zurück und meldete: ›Herr, ich habe deinen Befehl ausgeführt, aber es ist immer noch Platz da.‹ Der Herr sagte zu ihm: ›Dann geh auf die Landstraßen und an die Zäune draußen vor der Stadt, wo die Landstreicher sich treffen, und dränge die Leute hereinzukommen, damit mein Haus voll wird!‹« Jesus schloss: »Das sollt ihr wissen: Von den zuerst geladenen Gästen kommt mir niemand an meinen Tisch!« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 2. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Beständigkeit“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Apg 2, 42: Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Im Monat Juni widmen sich die Leitgedanken mit mehreren Schwerpunkten der Apostelgeschichte. Im Vormonat gedachten wir des Wirkens des Heiligen Geistes zu Pfingsten. Das Pfingstgeschehen hatte die Apostel ermutigt, ihrem Sendungsauftrag nachzukommen. Die Gottesdienste im Juni zeigen das Handeln der Apostel in verschiedenen Situationen und Gemeinden. In vielen Bibelübersetzungen wird die „Apostelgeschichte“ auch das Buch der „(Apostel-)Taten“ genannt. Es wird deutlich, dass es um Taten geht, die auf Geheiß Jesu Christi zur Umsetzung und Verbreitung des Evangeliums notwendig sind. Jesus hat seiner Kirche die Apostel gegeben, um durch sie das zu lehren und vorzuleben, was Jesus ihnen befohlen hat (Mt 28,20). So verstehen die Apostel ihren Auftrag bis heute und versuchen, ihm gerecht zu werden. Der erste Sonntagsgottesdienst zeigt Grundsätzliches auf, was zum Wachstum und zur Beständigkeit christlicher Gemeinden unerlässlich ist: die Pflege der Gemeinschaft untereinander, die durch die Apostel verkündete Lehre Christi, das Brotbrechen und das gemeinsame Gebet der Gemeinde“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ (BWV 76) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Das Werk wurde zum ersten Mal am 6. Juni 1723 in der Thomaskirche in Leipzig aufgeführt und ist damit die zweite von Bachs Leipziger Kantaten nach seinem Amtsantritt als Thomaskantor.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Kommt her, ihr seid geladen (T: Ernst Moritz Arndt 1819; M: Meiningen 1693).

Kommentar: Ich verweise an dieser Stelle auf meinen Post vom 02.06.2016 „In eigener Sache - Ecclesia semper reformanda“

Louise Schottroff bietet folgende drei Ebenen als Interpretationsfolie für Gleichnisse an: „Sie erzählen eine Geschichte aus dem Leben, sie geben eine Anleitung zum Vergleichen mit dem Reich Gottes und enthalten eine Aufforderung zur Antwort, einen ungeschriebenen dritten Teil, der eine hörende Auslegungsgemeinschaft voraussetzt. Diese sollen mit ihren Gebeten und ihrem Leben antworten. (…) Diese Antwort soll ihre Auslegung der Tora sein, die ihr Leben fortan gestaltet (Louise Schottroff: „Von der Schwierigkeit zu teilen.“ In: Zimmermann, 2007, 593ff vor allem 600f).

Für die o. g. Parabel bietet sie eine rein sozialgeschichtliche Deutung an:
„Ich verstehe die Erzählung als die Geschichte eines beleidigten Gastgebers, der sich Ersatzgäste einlädt, um die Erstgeladenen zu ärgern und öffentlich zu diskriminieren. Er will mit der Einladung der Armen gar kein gutes Werk tun. Diese Parabel soll von den Zuhörenden vielmehr mit der Armenpraxis, wie sie Jesus lehrt (Lk 14, 12-14) verglichen werden. Es kommt bei diesem Vergleich darauf an, den Unterschied zwischen diesem Festmahl und der Einladung Gottes zum messianischen Mahl zu erkennen. Der Gastgeber ist nicht als Abbild Gottes gemeint“ (ebenda).
Demgegenüber deutet Jeremias diese Parabel eher ekklesiologisch (Die Gleichnisse Jesu, 1962/1996) und Drewermann wie auch Grün aus einer (tiefen-) psychologischen Perspektive (Drewermann, Wenn der Himmel die Erde berührt, 1992 und Grün, Jesus als Therapeut, 2013).

Donnerstag, 2. Juni 2016

In eigener Sache - „Ecclesia semper reformanda“




„Ecclesia semper reformanda“ - Drei Worte, ein Programm.
In deutscher Sprache: „Die Kirche ist immer zu reformieren.“

Oft gibt man als Autor der Formulierung den heiligen Augustinus an; aber in dessen Werken kommt sie so nicht vor. Tatsächlich stammt die Forderung „Ecclesia semper reformanda“ aus der calvinistischen Theologie des beginnenden 17. Jahrhunderts. Sie drückt das reformatorische Grundanliegen aus, die Kirche müsse sich in allen Bereichen, in ihrer Verkündigung, in der Disziplin und im Lebensstil ihrer Vertreter immer neu vom Wort Gottes richten und erneuern lassen. Diese Überlegungen möchte ich einem persönlichen Post voranstellen.


Liebe LeserInnen, liebe Geschwister,


am 26.5.2016 bin ich von meinen Aufgaben als Dirigent und Musikbeauftragter der Gemeinde Holstein-Eutin entbunden worden. Eine Begründung wurde mir in dem Gespräch nicht genannt. Angedeutet wurde ein fehlender Gehorsam der aktuellen Gemeindeleitung gegenüber.
Am 29.5.16 wurde die Gemeinde darüber informiert. Es wurde meine musikalische Arbeit gewürdigt und anerkannt, aber erneut keine Gründe genannt.

In der Auseinandersetzung zuvor spitzte sich die Unzufriedenheit mit mir auf eine nicht ausreichende Loyalität dem Apostelamt gegenüber zu. Ich wurde aufgefordert, ein über den Katechismus der NAK (KNK) hinausgehendes Bekenntnis zum Apostelamt abzugeben, was ich abgelehnt habe. Ein Bekenntnis zum Apostolischen Glaubensbekenntnis (siehe S. 477 des KNK) hat nicht ausgereicht, um meine Aufgaben fortführen zu können.

Letztlich handelt es sich also inhaltlich um eine Auseinandersetzung um das Kirchenverständnis. Hierzu schreibt der KNK unmissverständlich: „Insofern ist nicht nur dort Kirche Christi, wo das Apostelamt wirkt“ (S. 282). Allerdings hat auch ein Bekenntnis zur Kirche Christi nicht ausgereicht, um die Arbeit mit dem Chor fortsetzen zu können.

Zusätzliche Brisanz erhält „mein Fall“ auch dadurch, dass die NAK selber in einer intensiven Auseinandersetzung um ein neues und damit verändertes Amtsverständnis ringt (siehe dazu NAKI.org). Es steht also derzeit nicht unveränderlich fest, sondern ist in der Diskussion. Trotzdem werden in Einzelfällen Konsequenzen gezogen.

Ein verändertes, zeitgemäßes Amtsverständnis, was ja in der NAK eng mit dem Kirchenverständnis verknüpft ist, hat sich an dem sogen. „Communiomodell" zu orientieren:
„Das alte Kirchenbild wird durch das sog. "Hierarchiemodell" beschrieben, in dem der Papst [Stammapostel; MS] der absolute Bezugspunkt für die kirchliche Gemeinschaft" darstellt; es ist durch ein neues Kirchenbild, dem sog. "Communiomodell" abzulösen, "in dem alle Amtsträger und Gläubige in einer lebendigen wechselseitigen Beziehung zu- und miteinander stehen und eine grundsätzliche Gleichheit aller Glieder des Volkes Gottes besteht" (25f), denn „Kraft der Taufe werden alle Gläubigen zu einem heiligen Priestertum geweiht und sind dadurch befähigt wie auch beauftragt, die göttliche Heilsbotschaft allen Menschen kundzutun. Gemeinsames Priestertum heißt also, dass jedes einzelne Glied des Volkes Gottes in, mit und durch die Taufe berufen ist, an der Sendung der Kirche mitzuwirken" (27). Quelle: Sabine Demel: Zur Verantwortung berufen. Nagelproben des Laienapostolats. Freiburg: Herder, 2009.
Weiter heißt es dort:
  • "Volk Gottes ist die Kirche insofern, als sie die Versammlung all derer ist, die an Christus glauben, Gottes Volk insofern, als diese Versammlung sich nicht einer menschlichen Initiative verdankt, sondern Gott" (25). Siehe dazu auch KNK Teil 6 „Die Kirche Jesu Christi“, 257ff. 
  • "Alle sind gemäß ihrer je eigenen Stellung in der Kirche zur Ausübung der Sendung berufen, ..." (25).
  • "Das amtliche Priestertum ist für das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen da und nicht umgekehrt; ja, man kann sogar sagen: Gäbe es das gemeinsame Priestertum nicht, gäbe es auch das amtliche Priestertum nicht" (29)! 

Meine Suspendierung ist ein weiteres Beispiel dafür, dass es immer wieder im Denken der Kirchenleitungen und in der Sprache nach innen zu Verschmelzungen von Apostelwirken und Evangelium kommt, die mit der christlichen Lehre nicht vereinbar und so natürlich ökumenisch schwer zu ertragen sind. Im Zweifels- und Konfliktfall steht nach wie vor „der Apostel“ über Jesus Christus. Dies ist für jeden Christen unannehmbar. Dies beklagt auch Lamprecht in seinem Zwischenfazit „Ist die NAK reif für die ACK?“ (In: Funkschmidt, EZW Hefte 228, 10/13)

Offenbar sind wir jedoch hier und heute in dieser Gemeinde mit ökumene-kritischen bis hin zu die ökumenische Bewegung gänzlich ablehnenden Strömungen und Haltungen konfrontiert. So wurden meine Bemühungen äußerst kritisch bewertet und als „irritierend und provozierend" bezeichnet.

Mein Engagement, das durch ein christliches und durch die ökumenische Bewegung geprägtes Tun gekennzeichnet war, ist von der neuen Gemeindeleitung nicht gewünscht. Die Kirchenleitung zog die Konsequenzen und handelte im oben beschriebenen, nicht-christlichen Sinne!

"Ecclesia semper reformanda!"

In den Worten von Erich Fried heißt das dann:

Wer will
dass die Welt (Kirche)
so bleibt
wie sie ist,
der will nicht,
dass sie bleibt.
(Erich Fried)

Schlussbemerkung I: 2 Verse aus der Heiligen Schrift helfen mir gerade, meinen Mut nicht sinken zu lassen:
1 Thess 5, 21: "Prüft aber alles, und nehmt nur an, was gut ist!" (GNB)
2 Kor 3, 17: "Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit!" (LB)

Umgekehrt gilt dann wohl: Wo keine Freiheit ist, ist auch der Geist des Herrn nicht!

Schlussbemerkung II: "Wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilien [Stammapostel, BAV; MS] allein glaube ich, da es feststeht, daß sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!" (Martin Luther)