Mittwoch, 28. September 2016

Erntedankfest; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 02. Oktober 2016


Segen und Dank (Segen Gottes  - Erfolg des Menschen)


„Seit dem 5. Jahrhundert feiert die Kirche einen Erntedanktag. (…) Das Erntedankfest lässt den Menschen dankbar auf die Schöpfung blicken, die ihm gegeben ist, sein irdisches Leben zu erhalten. Das Erntedankfest liegt in der Nähe zum Ende des Kirchenjahres. Es ist ein traditionsreiches Fest, in dem der Schwerpunkt auf dem Danken liegt für Gottes vielfältige Gaben, mit denen er uns versorgt. Der Dank äußert sich auch darin, dass wir bereit sind zum Teilen dessen, was letztlich ohnehin nicht uns gehört. Am Erntedanktag danken wir Gott für die Gaben seiner Schöpfung, die er uns so reichlich gibt, und werden daran erinnert, dass der Ertrag unserer Arbeit nicht uns gehört, sondern von Gott kommt und sein Eigentum ist. So können wir auch die nicht vergessen, die in unserer Welt Hunger leiden müssen, und sind froh, dass wir ihnen durch unseren Überfluss helfen können, damit auch sie teilhaben an den Gaben der Schöpfung Gottes“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 65:
Danklied für Gottes reichen Segen
Bei dir zur Ruhe kommen – damit preist man dich, du Gott, der auf dem Berg Zion wohnt. Jeder soll die Gelübde erfüllen, die er vor dir abgelegt hat. Zu dir, der Gebete erhört, werden alle Menschen kommen. Erdrückt mich auch die Last meiner Sünden – du vergibst unsere Vergehen. Glücklich ist der zu nennen, den du erwählt hast und in deine Nähe kommen lässt! Er darf zuhause sein in den Vorhöfen deines Heiligtums. Wir wollen uns sättigen an all dem Guten, das dein Haus uns bietet, dein heiliger Tempel. Du bist treu und gerecht und antwortest uns durch ehrfurchtgebietende Taten, du Gott, der uns Rettung schenkt, du Zuversicht aller, die auf der Erde wohnen, von den abgelegensten Enden bis zu den fernsten Meeresküsten. ´Du bist es`, der die Berge gründet in seiner Kraft, Stärke umgibt dich. Das Tosen der Meere bringst du zur Ruhe, das Brausen ihrer Wogen genauso wie den Aufruhr der Völker. Selbst in den fernen Gegenden der Erde haben die Menschen große Ehrfurcht vor deinen Wundern, im Osten, wo die Sonne aufgeht, und im Westen, wo sie untergeht, lässt du Jubel ausbrechen. Du hast dich unserem Land zugewandt und es mit deinen Gaben überschüttet. Mehr als reiches Wachstum hast du geschenkt – ja, der Segensstrom Gottes führt Wasser im Übermaß! Das Getreide lässt du gut gedeihen, weil du das Land entsprechend vorbereitest: Du wässerst die Furchen des Ackersund lockerst seine Schollen. Durch Regen machst du den Boden weich und segnest sein Gewächs. Du hast das Jahr gekrönt mit Gaben deiner Güte. Die Spuren, die du hinterlassen hast, zeugen von Wohlstand und Fülle. Selbst auf den Grünflächen der Steppe steht üppiges Gras, und mit Jubel bekleiden sich die Hügel. Die Weiden schmücken sich mit Herden, und die Täler sind bedeckt mit Korn. Alles bricht in Jubel aus, alles singt! (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 12, 13-21:
Gegen die Sorge um Reichtum und Lebenssicherung
Ein Mann in der Menge wandte sich an Jesus: »Lehrer, sag doch meinem Bruder, er soll mit mir das Erbe teilen, das unser Vater uns hinterlassen hat!« Jesus antwortete ihm: »Freund, ich bin nicht zum Richter für eure Erbstreitigkeiten bestellt!« Dann sagte er zu allen: »Gebt Acht! Hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn der Mensch gewinnt sein Leben nicht aus seinem Besitz, auch wenn der noch so groß ist.« Jesus erzählte ihnen dazu eine Geschichte: »Ein reicher Grundbesitzer hatte eine besonders gute Ernte gehabt.  ›Was soll ich jetzt tun?‹, überlegte er. ›Ich weiß gar nicht, wo ich das alles unterbringen soll! Ich hab's‹, sagte er, ›ich reiße meine Scheunen ab und baue größere! Dann kann ich das ganze Getreide und alle meine Vorräte dort unterbringen und kann zu mir selbst sagen: Gut gemacht! Jetzt bist du auf viele Jahre versorgt. Gönne dir Ruhe, iss und trink nach Herzenslust und genieße das Leben!‹ Aber Gott sagte zu ihm: ›Du Narr, noch in dieser Nacht werde ich dein Leben von dir zurückfordern! Wem gehört dann dein Besitz?‹« Und Jesus schloss: »So steht es mit allen, die für sich selber Besitz aufhäufen, aber bei Gott nichts besitzen.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den Erntedanktag tragen die Überschrift: „Schöpfer, Bewahrer und Neuschöpfer“ 

Die Predigtgrundlage findet sich in „Hiob 28, 24 Denn er sieht die Enden der Erde und schaut alles, was unter dem Himmel ist.“ (LUT)

Ausführungen: „Unser Bibelwort [sagt], dass Gott auf alles schaut, dass alles in seinem Blick ist und dass er seine Schöpfung nicht sich selbst überlässt, sondern sie bewahrt. Und auch das erfahren wir, denn die Erde gibt Nahrung, die Jahreszeiten existieren, das Gesetz von Aussaat und Ernte gilt noch immer so können wir von der Erde leben. Und noch weiter, die Seele eines jeden Menschen wird von Gott geschaffen. Gott ist also auch heute noch Schöpfer. Deshalb ist unser Dank für das Gute in der Schöpfung immer noch so notwendig; aus ihm entsteht unser vorsichtiger und verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung. So kann jeder von uns dazu beitragen, dass das Gute in der Schöpfung erhalten bleibt und ins Bewusstsein gehoben wird. 
Der Erntedanktag gibt uns Anlass, zurückzuschauen und Gott für alle natürlichen Gaben zu danken. Wenngleich dieser Dank weltweit unterschiedlich ausfallen wird, so ist uns doch bewusst, dass die Erde für alle Menschen nach wie vor genügend hervorbringt, um sie am Leben zu erhalten.“ Aber Gott will auch einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Angesichts dieser [eschatologischen] Hoffnung wollen wir die gegenwärtige Schöpfung bewahren, bis Gott eine neue schafft (Offb 21,21)“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Eine Kantate anlässlich des Erntedanktages hat Bach nicht komponiert. Meine Kantate für den heutigen Sonntag ist „Alles redet itzt und singet“ von Georg Friedrich Telemann (1681-1767). Es handelt sich um eine Frühlingskantate. Die Kantate drückt höchste Lebensfreude aus (z. B. auch nach einer erfolgreichen Ernte). Sie ist aber auch eine sehr optimistische Kantate, die Zuversicht auf den neuen Frühling ausdrückt und Gewissheit darüber, dass auch die nächste Ernte wieder groß und üppig werden wird - dank Gottes Gnade.

Mein Lied für den heutigen Sonntag ist: „Himmel, Erde, Luft und Meer“ (T: Joachim Neander 1680; M: Georg Christoph Strattner 1691).

Kommentar: "Die Seele ist kein Nomen, sondern ein Verb!" Dieser Ausspruch eines mir unbekannten Ursprungs passt sich gut in das heutige Evangelium ein. Im Alltag sprechen wir davon, dass wir eine Seele haben. Die Seele wird als eine Art Organ verstanden, in dem Sinne, wie man ein Herz, eine Lunge oder eine Leber hat. Eine Seele ist jedoch im Körper nicht auffindbar. Dies wird als Leib-Seele-Problem bezeichnet. Seelisches Leben ist jedoch in seinen Auswirkungen erlebbar. Witte beschreibt in seiner Identitätsmodell die Seele als die Gesamtheit der Gedanken, Gefühle und Handlungen eines Individuums (vergl. Witte, Sozialpsychologie,1989). Der oben zitierte Ausspruch legt den Schwerpunkt des Mensch-seins auf seine Handlungen (also das Verhalten im engeren Sinne) und damit auf die Nächstenliebe, wie sie Jesu in der Parabel vom Barmherzigen Samariter selber entfaltet hat (Lk 10, 30-35). Teilen, helfen und in Vorleistung gehen stehen also am heutigen Sonntag im Mittelpunkt. Es ist also möglich, eine Seele zu sein oder "seelisch" zu handeln. Eine Seele kann man jedoch nicht besitzen und sie hat auch keine Herberge. Am Ende sind "Seele", "Mensch" und "Wort" gar Synonyme (vergl. Joh 1, 1-18). Analog verhält es sich mit dem "Heiligen Geist!"

Donnerstag, 22. September 2016

18. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 25. September 2016


Das vornehmste Gebot (Das wichtigste Gebot)


„Der 18. Sonntag nach Trinitatis ist bestimmt vom Evangelium über das "höchste Gebot", das sowohl von der Gottesliebe als auch der Nächstenliebe redet. Dies gibt uns erneut Gelegenheit, über das Verhältnis der Christen zum jüdischen Volk nachzudenken, denn dieses höchste Gebot stammt in seiner zweifachen Ausrichtung vollständig aus der jüdischen Tradition. Allerdings haben die anderen Texte nicht immer das "höchste Gebot" im Sinn, sondern reden auch von der Nachfolge im Allgemeinen. Der alttestamentliche Text ist die Perikope mit den "10 Geboten“. Am 18. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Antwort Jesu auf die Frage, was das höchste Gebot sei, als das Gebot, nach dem wir unser Leben ausrichten sollen. Es ist nicht leicht, diesem Gebot in jeder Situation zu folgen, und wir erfahren oft, dass wir an Gott und unserem Nächsten schuldig werden. Um so wichtiger ist für uns, dass einer dieses Gebot vollständig erfüllt hat: Jesus Christus.“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 14:
Törichte Spötter reden sich ein: »Es gibt keinen Gott!« Sie richten Unheil an, ihr ganzes Verhalten ist abscheulich. Keiner handelt so, wie es gut wäre. Der Herr schaut vom Himmel herab auf die Menschen. Er möchte sehen, ob es einen unter ihnen gibt, der verständig ist, einen, der nach Gott fragt. Doch alle sind ´vom richtigen Weg` abgewichen, sie sind durch und durch verdorben. Keiner handelt so, wie es gut wäre, nicht ein Einziger. Haben denn alle, die Unrecht tun, keine Einsicht mehr? Sie fressen mein Volk auf, so als wäre es ein Stück Brot, und zum Herrn rufen sie überhaupt nicht. Doch der Tag wird kommen, an dem sie von Schrecken gepackt werden, denn Gott ist mit denen, die nach seinem Willen leben. Ihr wollt die Pläne des Armen vereiteln, doch der Herr selbst ist seine Zuflucht. Käme doch endlich vom Berg Zion die Rettung für ganz Israel! Wenn der Herr das Geschick seines Volkes zum Guten wendet, dann wird ganz Israel in Jubel ausbrechen, überall im Land wird Freude herrschen. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mk 12, 28-34:
Das wichtigste Gebot
Ein Gesetzeslehrer hatte dieser Auseinandersetzung zugehört. Er war davon beeindruckt, wie Jesus den Sadduzäern geantwortet hatte, und so fragte er ihn: »Welches ist das wichtigste von allen Geboten des Gesetzes?« Jesus sagte: »Das wichtigste Gebot ist dieses: ›Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr und sonst keiner. Darum liebt ihn von ganzem Herzen und mit ganzem Willen, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft.‹ Das zweite ist: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!‹ Es gibt kein Gebot, das wichtiger ist als diese beiden.« Da sagte der Gesetzeslehrer zu Jesus: »Du hast vollkommen Recht, Lehrer! Es ist so, wie du sagst: Nur einer ist Gott, und es gibt keinen Gott außer ihm. Ihn zu lieben von ganzem Herzen, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft und unsere Mitmenschen zu lieben wie uns selbst, das ist viel wichtiger als alle die Brandopfer und anderen Opfer, die wir ihm darbringen.« Jesus fand, dass der Gesetzeslehrer vernünftig geantwortet hatte, und sagte zu ihm: »Du bist nicht weit weg von der neuen Welt Gottes.« Von da an wagte es niemand mehr, ihn noch etwas zu fragen. (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 18. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Dienst für Gott bedeutet Opfer“

Die Predigtgrundlage findet sich in „1. Petrus 2, 5: Auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“ (LUT)

Begründet wird diese Auswahl so: „Der letzte Sonntagsgottesdienst im September nimmt das Thema 'Dienen' auf und zeigt, wie eng es mit 'Opfer' verbunden ist. Dabei wird deutlich gemacht, dass wir alle - Amtsträger oder nicht - zur Priesterschaft berufen sind. Diese Priesterschaft bringt Gott 'Opfer' dar, das heißt, wir wollen Gott loben, ihm danken und vor ihm für unseren Nächsten eintreten. Unser Glaube soll nicht nur um uns kreisen, nicht nur das eigene Heil, sondern immer auch das Heil der anderen im Blick haben“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Gott soll allein mein Herze haben“ (BWV 169) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie 1726 in Leipzig für den 18. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 20. Oktober 1726 erstmals auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag ist: „Sollt’ ich meinem Gott nicht singen“ (T: Paul Gerhardt 1666; M: Johann Schop 1641).

Kommentar: Der Name und der Inhalt des heutigen Sonntags steht im einem Kontrast zu den Leitgedanken der NAK. Der Dienst am Nächsten wir in den Leitgedanken als "Opfer" bezeichnet. Jesus selbst stellt jedoch die "Liebe" dem "Opfer" gegenüber. In dem Bibelabschnitt, der als Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK dient, ist es auch zu einer Verwechselung von "Opfer" und "Gabe"gekommen. So weisen Schaper u. a. darauf hin, dass "in vielen Bibelübersetzungen (so auch bei LUT) das griechische Wort 'thysia' mit 'Opfer' wiedergegeben wird, wodurch der Charakter der Gabe, der im Hintergrund steht, undeutlich wird. In Rö 12, 1 bezeichnet dieses Wort die gesamte Existenz als Gabe für Gott, als Handeln in Gerechtigkeit und solidarischer Gemeinschaft und meint anders als in der Wirkungsgeschichte oft gedeutet keine selbsterniedrigende Opferhaltung. Der Alltag und der eigene Körper werden durchlässig für Gottes heilige Gegenwart. (...) In Hebr 10, 4-10 wird Jesus als Hohepriester vorgestellt, der den Bund (mit Bezug auf Jer 31) mit Gott erneuert und durch sein ganzes Leben (thysia) Heiligkeit für alle Menschen ermöglicht (vergl. auch Eph 5,2)." Aus: Schaper et al. (2009), 432f. In: Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel. Stichwort: Opfer, 428-433.
Auch argumentiert der neuapostolische Stammapostel mit dem Begriff der "Priestertums aller Gläubigen", wobei er sich hierbei eher an der katholischen Tradition und Ausdeutung dieses Begriffs orientiert (Laienapostolat vs. durch Weihe verliehenes (Priester-) Amt) als an der evangelischen (grundsätzliche Berufung aller Getauften zum priesterlichen Dienst).

Samstag, 17. September 2016

17. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 18. September 2016

(c) Carlo Ohanian: Aleppo: Vorher - Nachher, 2016

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir am heutigen Sonntag Ps 129:
Mit solchen Tätern und Henkern (Sie haben mich oft bedrängt)
Viele Völker haben in ihrer Geschichte unendlich viel leiden müssen, ohne dass man sie hätte auslöschen können. Davon wusste das Volk des Alten Testamentes viel zu sagen, und dasselbe ist auch die Klage vieler Völker und Gruppen von heute. 
Lieber Gott,
was hat man ihnen alles angetan! Ich Äcker hat man zerstört, ihre Häuser niedergebrannt. Gefoltert wurden sie, und Striemen auf dem Rücken trugen sie davon. Ihre Frauen haben sie vergewaltigt, und ihre Kinder haben sie verschleppt. Vertrieben hat man sie, und die Heimat sahen sie nicht wieder. 
Mit solchen Tätern und Henkern sollte man nicht mehr reden, nie mehr! Ich kann die geschundenen Leute gut verstehen, wenn sie längst beginnen zu hassen. Aber eines weiß ich gewiss: Den Bösen bleibt der Segen versperrt" (Spangenberg, 2013).


„Der 17. Sonntag nach Trinitatis befasst sich mit dem Glauben, wobei der bedingungslose Glaube, der dann auch zum "Erfolg" führt, im Vordergrund steht. Es werden also Geschichten aus den Evangelien erzählt, in denen der Glaube des einzelnen zu einem Wunder geführt hat. Die alttestamentlichen Texte hingegen reden von nicht so sehr vom Glauben, als vielmehr von Gottes Wirken im Leben des Volkes Israel und in Jakobs Leben. Die Episteltexte wiederum reden über den Glauben und stellen dar, wie es zum Glauben kommt bzw. wie der Glaube eine vereinende Funktion wahrnimmt.“ 

Am 17. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Geschichte von der kanaanäischen Frau, deren Glaube Jesus zu Handeln bewegt, obgleich sie nicht zu den Schafen Israels gehört. Solcher Glaube macht uns gewiß, dass Jesus auch in unserem Leben grundlegende Veränderungen bewirkt, so dass wir dankbar seinen Namen verkündigen“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mt 15, 21-28:
Das Vertrauen einer nichtjüdischen Frau
Jesus verließ die Gegend und zog sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Eine kanaanitische Frau, die dort wohnte, kam zu ihm und rief: »Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem bösen Geist sehr geplagt.« Aber Jesus gab ihr keine Antwort. Schließlich drängten ihn die Jünger: »Sieh zu, dass du sie los wirst; sie schreit ja hinter uns her!« Aber Jesus sagte: »Ich bin nur zum Volk Israel, dieser Herde von verlorenen Schafen, gesandt worden.« Da warf die Frau sich vor Jesus nieder und sagte: »Hilf mir doch, Herr!« Er antwortete: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.« »Gewiss, Herr«, sagte sie; »aber die Hunde bekommen doch wenigstens die Brocken, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen.« Da sagte Jesus zu ihr: »Du hast ein großes Vertrauen, Frau! Was du willst, soll geschehen.« Im selben Augenblick wurde ihre Tochter gesund. (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 17. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Unser Dienst“ 

Die Predigtgrundlage findet sich in „Lk 12, 36-37: Seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun. Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich schürzen und wird sie zu Tisch bitten und kommen und ihnen dienen.“ (LUT)

Begründet wird diese Auswahl so: „Im dritten Sonntagsgottesdienst des Monats September steht das ‚Dienen‘ im Mittelpunkt der Predigt. Der Dienst Jesu, der Dienst der Apostel und des Stammapostels sowie der Dienst, den jeder von uns leisten sollte, werden zur Sprache gebracht. Dabei wird deutlich, dass das ‚Dienen‘ innerhalb einer christ­lichen Gemeinde von herausragender Bedeutung ist. Der Dienst, der in der Kirche erbracht wird, hat seinen Ursprung in der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Gott selber hat sich als Diener des erlösungsbedürftigen Menschen gezeigt“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK)!

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedrigt werden (BWV 47) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie 1726 in Leipzig für den 17. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 13. Oktober 1726 erstmals auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag ist: „Die güldne Sonne“ (T: Paul Gerhardt 1666; M: Johann Georg Ebeling 1666).

Kommentar: "Als Bezeichnung einer zentralen Ausdrucksform christlichen Lebens steht Diakonie (gr. Dienst bei Tisch) einerseits konfessionsübergreifend für das organisierte Helfen gegenüber Menschen in materieller, sozialer und psychischer Not, andererseits für das institutionalisierte Angebot an sozialen Einrichtungen, Ressourcen, Personal (Diakonie, Caritas, nakaritativ).
Der Grund, aus dem sich die christlichen Gemeinden von Anfang an zur Praxis der D. motiviert sahen, war dem Zeugnis des NT zufolge die im aufrichtigen Zuspruch Jesu, seinem Heilen, seiner Zuwendung zu gesellschaftlich Diskriminierten, seiner Nicht-Verurteilung und Versöhnung von Sünden gemachte Erfahrung der Güte und Nähe Gottes. Die Einladung, erfahrene Annahme, Rettung und Sorge in der Liebe zum Nächsten weiterzugeben, verband sich mit dem Bewusstsein, durch die Taufe am selben Geist Anteil zu haben und deshalb auch untereinander über alle Unterschiede hinweg eine Gemeinschaft zu bilden" (Konrad Hilpert, 2007, 76. In: Lexikon Theologie - Hundert Grundbegriffe. Stichwort: Diakonie, 76-79. Siehe ausführlicher dazu auch: Crüsemann (Hg.; 2009): Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel. Stichwort: Amt/Diakonie, 11-14).

Diese beschriebenen Aspekte des Dienens werden auch in den heutigen LG der NAK angesprochen. Dort heißt es: "Jeder unter uns dient der Kirche. Da kann es abwei­chende Meinungen geben, beispielsweise hinsichtlich Musik, Homosexualität oder Ökumene. Die eigene Mei­nung durchzusetzen, wäre im Widerspruch zur geschwister­lichen Liebe. Trachten wir nach dem, was zum Frieden und zur gegensei­tigen Erbauung beiträgt!" Was dem Frieden und der "gegenseitigen Erbauung" dient, wird im Dissens jedoch nicht demokratisch in einem fairen, sachlich-fachlichen, respektvollen und gleichberechtigten Austausch erarbeitet, sondern per Dekret eines nak-Apostels oder einer Gemeindeleitung bestimmt (siehe dazu auch die Posts in diesem Blog „Wie ökumenefähig ist die NAK?“In eigener Sache II - Vorwurf Illoyalität" und "In eigener Sache - „Ecclesia semper reformanda“

Aus heilsuniversalistischer Perspektive ist die Wundererzählung geradezu programmatisch komponiert: Jesus ist nur zu den Schafen des Hauses Israels gesandt (V 15, 24). Diese Exklusivität wird durch die Argumentation einer kanaanäischen Frau mit einer kranken Tochter, ohne patriarchale Familienstrukturen im Hintergrund, durchbrochen. Die Krankheit der Tochter symbolisiert ein in religiöser, ethnischer und kultureller Hinsicht außenstehendes Paar, da die als dämonische Besessenheit (Mt 15, 23) bezeichnete Erkrankung mit Ausgrenzung, Unreinheit und Stigmatisierung verbunden ist. Trotzdem entsteht ein Dialog "auf Augenhöhe" und ein Heilungswunder. Dadurch wird vorweg genommen, was Jesus später, als Auferstandener, kundtun wird: das Heil ist offen für alle Völker (Mt 28, 19f). In der Wundergeschichte ist entscheidend, dass die Kanaanäerin Jesus zwar als den Messias Israels erkennt und die heilsgeschichtliche Vorrangstellung Israels anerkennt, aber zugleich argumentiert, dass dieses Heil auch auf die Heiden ausstrahlt. Damit akzeptiert sie, dass der Messias Israels auch den Heiden Heil bringt.

Parallel zu dieser Wundererzählung kann die Erzählung vom Hauptmann von Kafarnaum (Mt 5, 5-13) gelesen werden.
Beide Figuren durchbrechen die eng gezogenen Grenzen religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit, indem sie als Außenstehende erkennen und anerkennen, dass Jesus der davidische Messias ist. Zwar impliziert diese Erkennt noch keine Nachfolge, aber sie weist voraus auf den offenen Schluss des Evangeliums, nämlich die eschatologische Vollendung und die universale Mission (Mt 28, 19f; vergl. Uta Poplutz, Das Heil an den Rändern Israels (Die kanaanäische Frau), 471f. In: Zimmermann, 2013, 465-473).

Donnerstag, 8. September 2016

16. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 11. September 2016


Der starke Trost (Auferstehung vor dem Tod)


„Der 16. Sonntag nach Trinitatis ist geprägt vom Evangelium von der Auferweckung des Lazarus. In dieser Geschichte sowie in den Epistellesungen wird deutlich, dass mit Jesus weit mehr gekommen ist als nur ein großer Prediger. Er hat das Leben in diese Welt gebracht und den Tod besiegt. Dieser Sieg wird schon durch sein Handeln auf Erden sichtbar.
Am 16. Sonntag nach Trinitatis hören wir das Evangelium von der Auferweckung des Lazarus und wir staunen über die Worte Jesu. Diese Worte sprechen in keine alltägliche Situation, sondern sind Trauernden und Bedrückten zugesprochen. Wir können getrost sein darüber, dass Gott alles Geschehen in unserem Leben kennt und weiß, wann wir seiner besonderen tröstenden Hilfe bedürfen. Es ist gut zu wissen, dass nichts ohne seinen Willen geschieht“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 140:
Ein Gebet um Schutz vor hinterhältigen Menschen
Rette mich, Herr, vor boshaften Menschen, beschütze mich vor gewalttätigen Leuten, die tief in ihrem Herzen Böses ersinnen und Tag für Tag Streit anzetteln! Sie machen ihre Zunge scharf und spitz wie die einer Schlange, hinter ihren Lippen verbirgt sich Gift wie bei einer Natter.  Bewahre mich davor, Herr, in die Hände der Gottlosen zu fallen, vor gewalttätigen Leuten beschütze mich, die beschlossen haben, mich zu Fall zu bringen! Überhebliche Menschen haben mir heimlich Schlingen und Fallstricke gelegt, ein Fangnetz haben sie am Wegesrand ausgespannt und mir lauter Fallen gestellt.  Ich aber sage zum Herrn: Du bist mein Gott! Höre, o Herr, mein lautes Flehen! Herr, mein Gott, du bist eine starke Festung, wo ich Rettung finde! Du beschützt mich wie ein Helm an dem Tag, wenn die Waffen sprechen. Gewähre dem Gottlosen nicht, Herr, wonach er begehrt! Lass seinen bösen Plan nicht gelingen! Wenn meine Feinde mich einkreisen und siegessicher ihr Haupt erheben, dann komme über sie selbst das Unheil, das sie mit ihren Worten heraufbeschwören wollten! Mögen glühende Kohlen auf sie fallen, möge Gott sie ins Feuer stürzen, in Abgründe, aus denen sie nicht mehr hochkommen. Ein Mensch mit ´böser` Zunge soll in diesem Land nicht verwurzelt sein, und für jeden Gewalttäter gelte: Das Unheil soll ihn in Windeseile davonjagen! Ich weiß, dass der Herr sich für die Belange der Unterdrückten einsetzt und den Armen Recht verschafft. Ja, alle, die deinen Willen tun, werden dankbar deinen Namen bekennen, die Aufrichtigen werden in deiner Nähe leben. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 11, 1-45
Jesus ist das Leben. Lazarus wird vom Tod auferweckt
Als Jesus nach Betanien kam, lag Lazarus schon vier Tage im Grab. Das Dorf war keine drei Kilometer von Jerusalem entfernt, und viele Leute aus der Stadt hatten Marta und Maria aufgesucht, um sie zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus kam, ging sie ihm entgegen vor das Dorf, aber Maria blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: »Herr, wenn du hier gewesen wärst, hätte mein Bruder nicht sterben müssen. Aber ich weiß, dass Gott dir auch jetzt keine Bitte abschlägt.« »Dein Bruder wird auferstehen«, sagte Jesus zu Marta. »Ich weiß«, erwiderte sie, »er wird auferstehen, wenn alle Toten lebendig werden, am letzten Tag.« Jesus sagte zu ihr: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer mich annimmt, wird leben, auch wenn er stirbt, und wer lebt und sich auf mich verlässt, wird niemals sterben, in Ewigkeit nicht. Glaubst du mir das?« Sie antwortete: »Ja, Herr, ich glaube, dass du der versprochene Retter8 bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.« Nach diesen Worten ging Marta zu ihrer Schwester zurück, nahm sie beiseite und sagte zu ihr: »Unser Lehrer ist hier und will dich sehen!« Als Maria das hörte, stand sie schnell auf und lief zu ihm hinaus. Jesus selbst war noch nicht in das Dorf hineingegangen. Er war immer noch an der Stelle, wo Marta ihn getroffen hatte. Die Leute aus Jerusalem, die bei Maria im Haus waren, um sie zu trösten, sahen, wie sie aufsprang und hinauseilte. Sie meinten, Maria wolle zum Grab gehen, um dort zu weinen, und folgten ihr. Als Maria zu Jesus kam und ihn sah, warf sie sich vor ihm nieder. »Herr, wenn du hier gewesen wärst, hätte mein Bruder nicht sterben müssen«, sagte sie zu ihm. Jesus sah sie weinen; auch die Leute, die mit ihr gekommen waren, weinten. Da wurde er zornig und war sehr erregt. »Wo habt ihr ihn hingelegt?«, fragte er. »Komm und sieh es selbst, Herr!«, sagten sie. Jesus fing an zu weinen. Da sagten die Leute: »Er muss ihn sehr geliebt haben!« Aber einige meinten: »Den Blinden hat er sehend gemacht. Hätte er nicht verhindern können, dass Lazarus stirbt?« Aufs Neue wurde Jesus zornig. Er ging zum Grab. Es bestand aus einer Höhle, deren Zugang mit einem Stein verschlossen war. »Nehmt den Stein weg!«, befahl er. Marta, die Schwester des Toten, wandte ein: »Herr, der Geruch! Er liegt doch schon vier Tage im Grab.« Jesus sagte zu ihr: »Ich habe dir doch gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du nur Glauben hast.« Da nahmen sie den Stein weg. Jesus blickte zum Himmel auf und sagte: »Vater, ich danke dir, dass du meine Bitte erfüllst. Ich weiß, dass du mich immer erhörst. Aber wegen der Menschenmenge, die hier steht, spreche ich es aus – damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.« Nach diesen Worten rief er laut: »Lazarus, komm heraus!« Der Tote kam heraus; seine Hände und Füße waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Tuch verhüllt. Jesus sagte: »Nehmt ihm das alles ab und lasst ihn nach Hause gehen!« Viele Leute aus der Stadt, die zu Maria gekommen waren und alles miterlebt hatten, kamen zum Glauben an Jesus. (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 16. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Segen für den Nächsten sein“ 

Die Predigtgrundlage findet sich in „Rö 12, 13: Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft.“ (LUT)

Begründet wird diese Auswahl so: „Der Sonntagsgottesdienst am 11. September fordert uns dazu auf, dass wir an den Sorgen und Nöten unserer Geschwister Anteil nehmen. Die gottesdienstliche Gemeinschaft ist einge­bettet in eine Gemeinschaft, in der Menschen gemeinsam ihren Glaubens­ und zum Teil auch Lebensweg gehen wollen. Zugleich wird dazu aufgerufen, gastfreundlich und tolerant gegenüber Lebensentwürfen und Ansichten zu sein, die nicht die unseren sind“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Komm, du süße Todesstunde (BWV 161) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Sie wurde in Weimar vermutlich für den 6. Oktober 1715 (16. Sonntag nach Trinitatis) sowie für Mariä Lichtmess komponiert. Eine erneute Aufführung fand vermutlich am 16. September 1725 in Leipzig statt.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Mitten wir im Leben sind“ (T: Str. 1 Salzburg 1456 nach der Antiphon „Media Vita in morte samus" 11. Jh.; Str. 2-3 Martin Luther 1524; M: Salzburg 1456; Johann Walter 1524).

Kommentar: "Der Römerbrief ist diejenige Schrift des Paulus, die da theologische Denken des Christentums begründet und eröffnet. Dieses Denken bezieht sich auf das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen (...). Die Gott geschuldete 'Gerechtigkeit' , die weder Juden nich Heiden aufbringen, ist von Jesus Christus stellvertretend erfüllt. Im Glauben an ihn haben Juden wie Heiden Zugang zu einem neuen, endzeitlichen Leben in Gerechtigkeit vor Gott. Diese Sachverhalte nennt er Evangelium. (...)
(1) Alle Menschen, die sich in das Christentum hineinstellen - diese Haltung nennt er Glaube - leben in endzeitlichem Frieden mit Gott im Status der Gerechtigkeit. (2) Ganz Israel wird ebenfalls diesen Status erlangen." Gottes Gnade und Barmherzigkeit ist universal und nach Paulus in Jesus Christus endgültig offenbar (Oda Wischmeyer, 2006, Römerbrief, 272. In: Dies. (Hg.), 241-273).

Auch in dieser Wundererzählung (Ruben Zimmermann (2013): Vorbild im Sterben und Leben (Die Auferweckung des Lazarus; Joh 11, 1-12, 11). In: Ders.: Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, 742-763) geht es um das Bekenntnis.

So bekennt Marta im Verlauf der Erzählung dreimal ihren Glauben:
  • Jesus wird alles von Gott empfangen, worum er bittet;
  • die Toten werden auferstehen am letzten Tag;
  • Jesus ist der Christus der Sohn Gottes, der in die Welt Kommende.

Die hermeneutische Schlüsselfrage für Joh 11 lautet insofern: Wie erschließen sich im Glauben an Jesus die Grundfragen des menschlichen Lebens und Sterbens, von Tod und Auferstehung?

Die Lazarus-Geschichte sagt uns, dass sich Auferstehung jetzt ereignet. Sie ist das in Jesus gegenwärtige und geschenkte Leben. So fügt sich die Rede von dem durch Christus geschenkten Leben in das übergeordnete Metaphernnetz des Lebens ein, das in dem großen Ich-bin-Bekenntnisworten des Johannes besonders zu Tage tritt.
  • Auferstehung ereignet sich im Heute im persönlichen Glauben.
  • Auferstehung ereignet sich im Jetzt in einer authentischen und konsistenten Lebensgestaltung.
  • Auferstehung ereignet sich im Hier in der Liebe zu Gott und dem Nächsten.

Samstag, 3. September 2016

15. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 04. September 2016

Irdische Güter (Irdischer und himmlischer Besitz)


„Der 15. Sonntag nach Trinitatis hat "Irdische Güter" zum Thema. Es geht ums Sorgen, die Angst um die Zukunft, um das, was morgen kommt, die Sorge um das leibliche Wohl, um das Dach über dem Kopf. Mancher Predigttext legt eine gewisse Leibfeindlichkeit nahe, etwas, das einzuüben heute gewiss nicht ganz verkehrt ist. Dabei sollte man sich allerdings davor hüten, die Gaben Gottes, von denen wir leben, zu verteufeln.
Am 15. Sonntag nach Trinitatis wird unser Blick fortgelenkt von den irdischen Gütern. Sie sollen nicht unsere erste und alleinige Sorge sein. So werden wir frei zu einem Leben in der Nachfolge Jesu. oder Oft haben wir uns durch mühsame Arbeit einen Lebensstandard geschaffen, der uns ein Gefühl der Behaglichkeit und des Wohlstandes vermittelt. Diesen Lebensstandard zu erhalten, wird jedoch immer schwieriger, und Sorge um die Zukunft bestimmt unser Leben zusehends. Heute, am 15. Sonntag nach Trinitatis, werden wir durch die Lesungen daran erinnert, dass alles, was wir hier schaffen, vergänglich ist. Es ist tröstlich zu wissen, dass Gott uns nicht im Stich lassen wird, selbst wenn das, was wir haben, verloren geht“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 127:
Haus und Hof, Dorf und Stadt (Wenn der Herr nicht das Haus baut)
So ist es mit uns Menschen:
Wenn wir uns ein Haus bauen und den Segen Gottes ausschlagen, dann war alle Anstrengung umsonst.
Wenn wir nicht daran denken, für Haus und Hof, Dorf und Stadt den Segen Gottes zu erbitten, dann nützt auch alle Sicherheit nichts, die wir uns einfallen lassen.
Und wer meint, durch immer mehr Aufwand die täglichen Sorgen verdecken zu können, der irrt sich gewaltig.
Gute Ruhe und die Nähe Gottes führen zu mehr.
Wer seine Kinder als Eigentum wertet und als Aushängeschild, der täuscht sich mächtig. Kinder sind eine Leihgabe Gottes, der sie uns anvertraut als Geschenk. Dann sind sie wie ein Blumenstrauß. Solche Kinder haben Widerstandskräfte gegen alles, was dem Leben schadet (Spangenberg: Höre meine Stimme, 2013).
Anm.: Man lese diesen Ps noch einmal in Hinblick auf die derzeitige hitzige und übertriebene Debatte um die sogen. innere Sicherheit. Befugniserweiterung des BND, Vorratsdatenspeicherung, Einschränkung der Grundrechte, Bundeswehreinsatz im Inneren seien dabei nur einige wenige Stichworte dazu.

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mt 6, (24) 25-34
Ungeteilter Dienst
»Niemand kann zwei Herren zugleich dienen. Er wird den einen vernachlässigen und den andern bevorzugen. Er wird dem einen treu sein und den andern hintergehen. Ihr könnt nicht beiden zugleich dienen: Gott und dem Geld. Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben, ob ihr etwas zu essen oder zu trinken habt, und um euren Leib, ob ihr etwas anzuziehen habt! Das Leben ist mehr als Essen und Trinken, und der Leib ist mehr als die Kleidung! Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte – aber euer Vater im Himmel sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel mehr wert als Vögel! Wer von euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern? Und warum macht ihr euch Sorgen um das, was ihr anziehen sollt? Seht, wie die Blumen auf den Feldern wachsen! Sie arbeiten nicht und machen sich keine Kleider, doch ich sage euch: Nicht einmal Salomo bei all seinem Reichtum war so prächtig gekleidet wie irgendeine von ihnen. Wenn Gott sogar die Feldblumen so ausstattet, die heute blühen und morgen verbrannt werden, wird er sich dann nicht erst recht um euch kümmern? Habt ihr so wenig Vertrauen? Also macht euch keine Sorgen! Fragt nicht: ›Was sollen wir essen?‹ ›Was sollen wir trinken?‹ ›Was sollen wir anziehen?‹ Mit all dem plagen sich Menschen, die Gott nicht kennen. Euer Vater im Himmel weiß, dass ihr all das braucht. Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstellt, und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen. Quält euch also nicht mit Gedanken an morgen; der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last hat.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 15. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Das Evangelium weitersagen“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Dtn 6, 6-7: Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.“ (LUT)

Begründet wird diese Auswahl so: „'Christsein im Alltag' ist die Themenreihe, die die Sonntags­gottesdienste im September bestimmt. Damit wird auf die Not­wendigkeit hingewiesen, dass der christliche Glaube das Leben des Einzelnen in all seinen Äußerungsformen bestimmen soll. Für die Verwirklichung christlicher Grundsätze sind alle Tage gleicher­ maßen geeignet.
Der erste Sonntagsgottesdienst im September spricht von der Notwendigkeit, dass der christliche Glaube an andere wei­tergegeben werden soll. Wer vom Evangelium überzeugt ist, der spricht auch von ihm – zunächst einmal innerhalb der Familie, dann aber auch im Freundes­ und Bekanntenkreis. Unser Glaube ist keine Privatsache, sondern soll in unsere Familie und dann in die Umgebung hineinwirken“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK)!

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Was Gott tut, das ist wohlgetan (BWV 99) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie 1724 in Leipzig für den 15. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 17. September 1724 erstmals auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ (T: Samuel Rodigast, 1675; M: Severus Gastorius, (1675) 1679).

Kommentar: Auffällig ist, dass nicht der Missionsbefehl aus (Mt 28, 19-20) genutzt wird, um die Gläubigen der NAK zu ermuntern und zu ermutigen, das Evangelium in die Welt zu tragen, sondern eine Textstelle aus Dtn. Vermutlich ist dies so, da nach Lesart der NAK der Missionsbefehl den NAK-Aposteln vorbehalten ist. 
"Das Bekenntnis zu Jahwe, dem "einzigen" ist im Kontext des ersten Gebotes monolatrisch aufzufassen, nicht monotheistisch: Die Existenz anderer Götter wird nicht bestritten; für Israel ist Jahwe allerdings der Einzige, seine Bindung an ihn ist eine exklusive. V. 5 zitiert altorientalische Diplomatensprache und umschreibt das Treueverhältnis des Vasallen zum Großkönig. 
Das "Höre, Israel!" (Schma Jisrael; hebräisch שְׁמַע יִשְׂרָאֵל Sch'ma Jisrael, Schᵉma Jisrael oder kurz Sch'ma) und die folgenden Toraverse sind zentrale Bestandteile des täglichen Gebets im Judentum. Der Sch'ma-Ausdruck umfasst die Essenz des Judentums und den Zentralkontext der Tora, in welchen die Kernbotschaft der Nächstenliebe gebettet ist: „Höre Jisrael! Adonaj ist für uns Gott, einzig und allein Adonaj ist Gott“ (Dtn 6, 4). Dtn 6, 4f zitiert Jesus auf die Frage eines Schriftgelehrten nach dem Hauptgebot (Mt 12, 28-30). (HÜ)
Dies wird dem Sinn nach auch als Kontext in den LG erwähnt.

Der Text, der der heutigen Kantate zugrunde liegt, kann zu einem eigenen Bekenntnis im Sinne des "Höre, Israel!" werden, das sich lohnt, in jeden Winkel der eigenen Seelenwelt getragen zu werden.

Was Gott tut, das ist wohlgetan

1) Was Gott tut, das ist wohlgetan,
es bleibt gerecht sein Wille;
wie er fängt seine Sachen an,
will ich ihm halten stille.
Er ist mein Gott, der in der Not
mich wohl weiß zu erhalten;
drum lass ich ihn nur walten.

2) Was Gott tut, das ist wohlgetan,
er wird mich nicht betrügen;
er führet mich auf rechter Bahn;
so lass ich mir genügen
an seiner Huld
und hab Geduld,
er wird mein Unglück wenden,
es steht in seinen Händen.

3) Was Gott tut, das ist wohlgetan,
er wird mich wohl bedenken;
er als mein Arzt und Wundermann
wird mir nicht Gift einschenken
für Arzenei;
Gott ist getreu,
drum will ich auf ihn bauen
und seiner Güte trauen.

4) Was Gott tut, das ist wohlgetan,
er ist mein Licht und Leben,
der mir nichts Böses gönnen kann;
ich will mich ihm ergeben
in Freud und Leid,
es kommt die Zeit,
da öffentlich erscheinet,
wie treulich er es meinet.

5) Was Gott tut, das ist wohlgetan;
muss ich den Kelch gleich schmecken,
der bitter ist nach meinem Wahn,
lass ich mich doch nicht schrecken,
weil doch zuletzt
ich werd ergötzt
mit süßem Trost im Herzen;
da weichen alle Schmerzen.

6) Was Gott tut, das ist wohlgetan,
dabei will ich verbleiben.
Es mag mich auf die raue Bahn
Not, Tod und Elend treiben,
so wird Gott mich
ganz väterlich
in seinen Armen halten;
drum lass ich ihn nur walten.