Mittwoch, 28. September 2016

Erntedankfest; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 02. Oktober 2016


Segen und Dank (Segen Gottes  - Erfolg des Menschen)


„Seit dem 5. Jahrhundert feiert die Kirche einen Erntedanktag. (…) Das Erntedankfest lässt den Menschen dankbar auf die Schöpfung blicken, die ihm gegeben ist, sein irdisches Leben zu erhalten. Das Erntedankfest liegt in der Nähe zum Ende des Kirchenjahres. Es ist ein traditionsreiches Fest, in dem der Schwerpunkt auf dem Danken liegt für Gottes vielfältige Gaben, mit denen er uns versorgt. Der Dank äußert sich auch darin, dass wir bereit sind zum Teilen dessen, was letztlich ohnehin nicht uns gehört. Am Erntedanktag danken wir Gott für die Gaben seiner Schöpfung, die er uns so reichlich gibt, und werden daran erinnert, dass der Ertrag unserer Arbeit nicht uns gehört, sondern von Gott kommt und sein Eigentum ist. So können wir auch die nicht vergessen, die in unserer Welt Hunger leiden müssen, und sind froh, dass wir ihnen durch unseren Überfluss helfen können, damit auch sie teilhaben an den Gaben der Schöpfung Gottes“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 65:
Danklied für Gottes reichen Segen
Bei dir zur Ruhe kommen – damit preist man dich, du Gott, der auf dem Berg Zion wohnt. Jeder soll die Gelübde erfüllen, die er vor dir abgelegt hat. Zu dir, der Gebete erhört, werden alle Menschen kommen. Erdrückt mich auch die Last meiner Sünden – du vergibst unsere Vergehen. Glücklich ist der zu nennen, den du erwählt hast und in deine Nähe kommen lässt! Er darf zuhause sein in den Vorhöfen deines Heiligtums. Wir wollen uns sättigen an all dem Guten, das dein Haus uns bietet, dein heiliger Tempel. Du bist treu und gerecht und antwortest uns durch ehrfurchtgebietende Taten, du Gott, der uns Rettung schenkt, du Zuversicht aller, die auf der Erde wohnen, von den abgelegensten Enden bis zu den fernsten Meeresküsten. ´Du bist es`, der die Berge gründet in seiner Kraft, Stärke umgibt dich. Das Tosen der Meere bringst du zur Ruhe, das Brausen ihrer Wogen genauso wie den Aufruhr der Völker. Selbst in den fernen Gegenden der Erde haben die Menschen große Ehrfurcht vor deinen Wundern, im Osten, wo die Sonne aufgeht, und im Westen, wo sie untergeht, lässt du Jubel ausbrechen. Du hast dich unserem Land zugewandt und es mit deinen Gaben überschüttet. Mehr als reiches Wachstum hast du geschenkt – ja, der Segensstrom Gottes führt Wasser im Übermaß! Das Getreide lässt du gut gedeihen, weil du das Land entsprechend vorbereitest: Du wässerst die Furchen des Ackersund lockerst seine Schollen. Durch Regen machst du den Boden weich und segnest sein Gewächs. Du hast das Jahr gekrönt mit Gaben deiner Güte. Die Spuren, die du hinterlassen hast, zeugen von Wohlstand und Fülle. Selbst auf den Grünflächen der Steppe steht üppiges Gras, und mit Jubel bekleiden sich die Hügel. Die Weiden schmücken sich mit Herden, und die Täler sind bedeckt mit Korn. Alles bricht in Jubel aus, alles singt! (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 12, 13-21:
Gegen die Sorge um Reichtum und Lebenssicherung
Ein Mann in der Menge wandte sich an Jesus: »Lehrer, sag doch meinem Bruder, er soll mit mir das Erbe teilen, das unser Vater uns hinterlassen hat!« Jesus antwortete ihm: »Freund, ich bin nicht zum Richter für eure Erbstreitigkeiten bestellt!« Dann sagte er zu allen: »Gebt Acht! Hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn der Mensch gewinnt sein Leben nicht aus seinem Besitz, auch wenn der noch so groß ist.« Jesus erzählte ihnen dazu eine Geschichte: »Ein reicher Grundbesitzer hatte eine besonders gute Ernte gehabt.  ›Was soll ich jetzt tun?‹, überlegte er. ›Ich weiß gar nicht, wo ich das alles unterbringen soll! Ich hab's‹, sagte er, ›ich reiße meine Scheunen ab und baue größere! Dann kann ich das ganze Getreide und alle meine Vorräte dort unterbringen und kann zu mir selbst sagen: Gut gemacht! Jetzt bist du auf viele Jahre versorgt. Gönne dir Ruhe, iss und trink nach Herzenslust und genieße das Leben!‹ Aber Gott sagte zu ihm: ›Du Narr, noch in dieser Nacht werde ich dein Leben von dir zurückfordern! Wem gehört dann dein Besitz?‹« Und Jesus schloss: »So steht es mit allen, die für sich selber Besitz aufhäufen, aber bei Gott nichts besitzen.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den Erntedanktag tragen die Überschrift: „Schöpfer, Bewahrer und Neuschöpfer“ 

Die Predigtgrundlage findet sich in „Hiob 28, 24 Denn er sieht die Enden der Erde und schaut alles, was unter dem Himmel ist.“ (LUT)

Ausführungen: „Unser Bibelwort [sagt], dass Gott auf alles schaut, dass alles in seinem Blick ist und dass er seine Schöpfung nicht sich selbst überlässt, sondern sie bewahrt. Und auch das erfahren wir, denn die Erde gibt Nahrung, die Jahreszeiten existieren, das Gesetz von Aussaat und Ernte gilt noch immer so können wir von der Erde leben. Und noch weiter, die Seele eines jeden Menschen wird von Gott geschaffen. Gott ist also auch heute noch Schöpfer. Deshalb ist unser Dank für das Gute in der Schöpfung immer noch so notwendig; aus ihm entsteht unser vorsichtiger und verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung. So kann jeder von uns dazu beitragen, dass das Gute in der Schöpfung erhalten bleibt und ins Bewusstsein gehoben wird. 
Der Erntedanktag gibt uns Anlass, zurückzuschauen und Gott für alle natürlichen Gaben zu danken. Wenngleich dieser Dank weltweit unterschiedlich ausfallen wird, so ist uns doch bewusst, dass die Erde für alle Menschen nach wie vor genügend hervorbringt, um sie am Leben zu erhalten.“ Aber Gott will auch einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Angesichts dieser [eschatologischen] Hoffnung wollen wir die gegenwärtige Schöpfung bewahren, bis Gott eine neue schafft (Offb 21,21)“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Eine Kantate anlässlich des Erntedanktages hat Bach nicht komponiert. Meine Kantate für den heutigen Sonntag ist „Alles redet itzt und singet“ von Georg Friedrich Telemann (1681-1767). Es handelt sich um eine Frühlingskantate. Die Kantate drückt höchste Lebensfreude aus (z. B. auch nach einer erfolgreichen Ernte). Sie ist aber auch eine sehr optimistische Kantate, die Zuversicht auf den neuen Frühling ausdrückt und Gewissheit darüber, dass auch die nächste Ernte wieder groß und üppig werden wird - dank Gottes Gnade.

Mein Lied für den heutigen Sonntag ist: „Himmel, Erde, Luft und Meer“ (T: Joachim Neander 1680; M: Georg Christoph Strattner 1691).

Kommentar: "Die Seele ist kein Nomen, sondern ein Verb!" Dieser Ausspruch eines mir unbekannten Ursprungs passt sich gut in das heutige Evangelium ein. Im Alltag sprechen wir davon, dass wir eine Seele haben. Die Seele wird als eine Art Organ verstanden, in dem Sinne, wie man ein Herz, eine Lunge oder eine Leber hat. Eine Seele ist jedoch im Körper nicht auffindbar. Dies wird als Leib-Seele-Problem bezeichnet. Seelisches Leben ist jedoch in seinen Auswirkungen erlebbar. Witte beschreibt in seiner Identitätsmodell die Seele als die Gesamtheit der Gedanken, Gefühle und Handlungen eines Individuums (vergl. Witte, Sozialpsychologie,1989). Der oben zitierte Ausspruch legt den Schwerpunkt des Mensch-seins auf seine Handlungen (also das Verhalten im engeren Sinne) und damit auf die Nächstenliebe, wie sie Jesu in der Parabel vom Barmherzigen Samariter selber entfaltet hat (Lk 10, 30-35). Teilen, helfen und in Vorleistung gehen stehen also am heutigen Sonntag im Mittelpunkt. Es ist also möglich, eine Seele zu sein oder "seelisch" zu handeln. Eine Seele kann man jedoch nicht besitzen und sie hat auch keine Herberge. Am Ende sind "Seele", "Mensch" und "Wort" gar Synonyme (vergl. Joh 1, 1-18). Analog verhält es sich mit dem "Heiligen Geist!"

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