Freitag, 29. April 2016

Rogate; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 01. Mai 2016


Die betende Kirche

„Der Name dieses 5. Sonntags nach Ostern rührt von den Bittumgängen her, die in vergangener Zeit (und manchenorts noch heute) auf den Feldern für eine gute Ernte vollzogen wurden. Diese Bittumgänge begannen am Sonntag Rogate (= Betet!) und wurden in der damit beginnenden Woche fortgeführt.
Der Sonntag Rogate wird in der evangelischen Kirche als Missionssonntag begangen. Mit ihm beginnt die "Missionsopferwoche".
Der Sonntag Rogate ist der Betsonntag. Dieses Thema wird in den Perikopen vielfach beleuchtet. Auch dieses Thema ist eine Antwort auf das Ostergeschehen: Die Gemeinde ist nun frei durch Jesus Christus, Gott direkt zu bitten, ohne jeglichen Mittler, wie es zuvor notwendig gewesen war. Die Perikopen beleuchten das Thema Gebet nur von dem Aspekt des "Bittens" her, was wohl angemessen ist. Wir sollten aber nicht vergessen, dass zum Gebet auch Dank gehört“ (www.daskirchenjahr.de)!

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Psalm 93:
Der Herr ist König!
Der Herr ist König, mit Majestät hat er sich bekleidet. Ja, ´festlich` bekleidet hat sich der Herr, mit Stärke hat er sich umgeben wie mit einem Gürtel. Fest gegründet ist die Erde, sie wird nicht wanken. Fest steht auch dein Thron, ´Herr`, von Anfang an. Du bist von Ewigkeit her. Fluten erhoben, Herr, Fluten erhoben ihr donnerndes Tosen, Fluten erhoben ihr mächtiges Brausen. Mächtiger jedoch als das Tosen gewaltiger Wassermassen, majestätischer als die Brandung des Meeres ist der Herr in der Höhe. Was du in deinem Wort bezeugst, darauf kann man sich stets verlassen. Deinem Haus gebührt Heiligkeit, Herr, für alle Zeiten. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 16, 23b-28:
Amen, ich versichere euch: Der Vater wird euch dann alles geben, worum ihr ihn bittet, weil ihr es in meinem Namen tut und euch auf mich beruft. Bisher habt ihr nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr werdet es bekommen, damit eure Freude vollkommen und ungetrübt ist.«
Der Sieg über die Welt
»Ich habe euch dies alles in Andeutungen gesagt, die euch rätselhaft erscheinen müssen. Die Stunde kommt, dass ich nicht mehr in Rätseln zu euch rede, sondern offen und unverhüllt zu euch über den Vater spreche. Dann werdet ihr ihn unter Berufung auf mich bitten. Ich sage aber nicht, dass ich dann den Vater für euch bitten werde; denn der Vater liebt euch. Er liebt euch, weil ihr mich liebt und nicht daran zweifelt, dass ich von Gott gekommen bin. Ich bin vom Vater in die Welt gekommen. Jetzt verlasse ich die Welt wieder und gehe zum Vater.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK tragen die Überschrift: „Hoffnung auf Heil, weil Gott uns liebt“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Rö 5, 5: Hoffnung aber lässt nicht zu­ schanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „In der Zeit vor Pfingsten steht die Erwartung des Heiligen Geistes im Mittelpunkt. Deshalb wird im ersten Sonntag im Mai darauf hingewiesen, dass durch die Gabe des Heiligen Geistes, die wir durch die Versiegelung empfangen haben, auch die Liebe Gottes in uns ausgegossen ist. Das heißt, wir haben die Liebe Gottes durch den Empfang des Sakraments in besonderer Weise erfahren dürfen. Doch ist sie nicht unser Besitz, an dem wir eigensüchtig festhalten, sondern ein Geschenk. Dieses wollen wir weitergeben und von ihm sprechen“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Auch die NAK nimmt auf das Thema „Mission“ des heutigen Sonntags Bezug.

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen (BWV 87) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Die Uraufführung war am 6. Mai 1725.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: Dir, dir o Höchster, will ich singen (T: Bartholomäus Crasselius 1695; M: Hamburg 1690, Halle 1704).

Kommentar: "Eine exakte Entsprechung für den im 16. Jh. von Jesuiten eingeführten Begriff der 'Mission' findet sich weder im AT noch im NT. Reinbold beschränkt den Missionsbegriff konsequent auf die gezielte, planvoll organisierte Ausbreitung einer Religion unter Menschen, die dieser nicht angehören und unterscheidet davon die so genannte Propaganda, worunter er jene sich auf der Ebene der Mikrokommunikation vollziehende Verbreitung religiöser Überzeugungen im persönlichen oder halboffenen Raum versteht, durch die absichtsvoll oder auch unabsichtlich AnhägerInnen gewonnen werden." Stecker weist weiter darauf hin, dass sich der Christusglaube im NT "maßgeblich über die alltägliche Kommunikation und das lebenspraktische Zeugnis der Gläubigen ausbreitete" (Christian Stecker: Mission. In: Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, 2009, 389-392).
Aufgabe (Mission) von Kirche ist es, die christliche Botschaft zu bewahren, zu vermitteln, zu deuten und zu festigen und zu vertiefen. Aufgrund von schwindenden Mitgliederzahlen und innerer Verbundenheit mit der Kirche "nimmt die Bedeutung der Kirche als Bewahrerin und Vermittlerin der christlichen Religion gegenwärtig zu. (...) Es würde jedoch dem Charakter des Christentums und seiner Inhalte nicht entsprechen, die christliche Botschaft nur zu konservieren und unverändert weiterzugeben", denn die Heilsbotschaft zielt darauf, dass sie als bedeutungsvoll für das Leben der Menschen erfahren wird. Das wird sie nur, wenn sie sich immer wieder neu und aktuell auf die Lebenssituation der Menschen, an die sie sich richtet, bezieht. "Daher ist eine Deutungsleistung der christlichen Religion gefordert, ohne die sich die christliche Botschaft von der Lebenswelt von Menschen entfernen und musealen Charakter gewinnen würde. (...) Die Kirche muss dafür sorgen, "dass das Evangelium immer wieder auf die jeweilige Situation hin, in der es relevant werden soll, ausgelegt und gedeutet wird, damit der Mensch das Leben potentiell besser verstehen kann" (Hauschildt & Pohl-Patalong (2013): Kirche, 421f.). Für die NAK gilt, dass "Parusie" und "Apostelamt" als Deutungsleistung im obigen Sinne nicht ausreichend sind.

Donnerstag, 21. April 2016

Kantate; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 24. April 2016


Die singende Gemeinde


„Der Name des Sonntags Kantate leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Cantate Domino canticum novum, quia mirabilia fecit (Ps 98, 1a: Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder!)! Der Sonntag Kantate ist der Singesonntag, was allerdings nicht durch das Evangelium deutlich wird. Andere Perikopen gehen schon eher auf die singende Antwort der Gemeinde auf Gottes Taten ein, d.h. sie berichten vom Lobpreis der Gemeinde. Der Sonntag Kantate befasst sich, so wie schon der Sonntag Jubilate, mit einer Form der Antwort der Gemeinde, was im Gottesdienst dann auch zum Tragen kommen soll“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Psalm 149:
Ein Loblied auf den Richter über alle Völker
Halleluja! Singt dem Herrn ein neues Lied,´singt` für ihn ein Loblied in der Gemeinde derer, die ihm treu sind! Israel möge sich freuen über seinen Schöpfer, die Bewohner von Zion sollen jubeln über ihren König. Seinen Namen sollen sie beim Reigentanz besingen, mit Pauke und Zither für ihn spielen. Denn der Herr hat Gefallen an seinem Volk, die Demütigen rettet er und bringt sie so zu Ehren. Alle, die ihm treu sind, sollen jubeln, denn er schenkt ihnen hohes Ansehen, auch ´noch in der Nacht` mögen sie ihn laut rühmen auf ihren Lagern. Ein Loblied auf Gott erklingt aus ihrem Mund, und ein zweischneidiges Schwert halten sie in der Hand, um Vergeltung zu üben an den Nationen, Strafe zu vollstrecken an den Völkern; um deren Könige mit Ketten zu binden und ihre Würdenträger in Fesseln aus Eisen zu legen. Auf diese Weise sollen sie an ihnen Gottes Urteil vollstrecken, wie es ´in seinem Gesetz` aufgeschrieben ist. Eine Ehre ist dies für alle, die ihm treu sind. Halleluja! (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mt 11, 25-30:Joh 15, 1-8:
Jesus und der Vater. Einladung zu erfülltem Leben
Danach rief Jesus: »Vater, Herr über Himmel und Erde, du hast angefangen, deine Herrschaft aufzurichten. Das hast du den Klugen und Gelehrten verborgen, aber den Unwissenden hast du es offenbar gemacht. Dafür preise ich dich! Ja, Vater, so wolltest du es haben! Mein Vater hat mir alle Macht übergeben. Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand den Vater, nur der Sohn – und die, denen der Sohn ihn offenbaren will. Ihr plagt euch mit den Geboten, die die Gesetzeslehrer euch auferlegt haben. Kommt alle zu mir; ich will euch die Last abnehmen! Ich quäle euch nicht und sehe auf niemand herab. Stellt euch unter meine Leitung und lernt bei mir; dann findet euer Leben Erfüllung. Was ich anordne, ist gut für euch, und was ich euch zu tragen gebe, ist keine Last.« (GNB)

Die NAK unterbricht ihre Predigtreihe über das „Unser Vater“ auf Grund dessen, dass in vielen Gemeinden Norddeutschlands heute Konfirmationen stattfinden. Die Predigtgrundlage findet sich in Lk 9, 10-11: „Und die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus, wie große Dinge sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich, und er zog sich mit ihnen allein in die Stadt zurück, die heißt Betsaida. Als die Menge das merkte, zog sie ihm nach. Und er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften.“ (LUT)

Die Leitgedanken tragen die Überschrift: „Konfirmation 2016“

Begründung: „Das heutige Konfirmations­gelübde steht in einem Text, der Anfang des 3. Jahrhun­derts n. Chr. verfasst worden ist. Man nennt diesen Text ‚traditio apostolica‘, was aus dem Lateinischen übersetzt „Apostolische Überlieferung“ bedeutet. Man schreibt die ‚Apostolische Überlieferung‘ dem Gelehrten Hippolyt von Rom zu. (…) Der Text unseres Konfirmati­onsgelübdes findet sich in der ‚Apostolischen Überlieferung’ unter den Bestimmungen zur Taufe. Es war also ursprüng­lich ein Taufgelöbnis, das in aller Regel Erwachsene, die für Christus gewonnen wur­den und den Taufunterricht absolvierten, abzulegen hat­ten. Wurden Kinder getauft, legten stellvertretend die Eltern oder ein Familienmitglied das Gelübde ab. (…) Der Begriff Konfirmation kommt von dem lateinischen Wort ‚confirmatio‘, das Bekräftigung, Befestigung bedeutet. Bekräf­tigt wird durch den Konfirman­den das ‚Ja‘ zum Empfang der Sakramente und zu einem Leben in der Nachfolge Christi“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Kommentar: Zum Verständnis diese der Predigtgrundlage der NAK ist es unerlässlich, die (weitere) Wortumgebung zu betrachten.
Kap 9, 1-17:
Die Aussendung der Zwölf
Jesus rief die Zwölf zusammen und gab ihnen Kraft und Vollmacht, alle bösen Geister auszutreiben und Krankheiten zu heilen. Er sandte sie aus mit dem Auftrag, das Kommen der Herrschaft Gottes zu verkünden und die Kranken gesund zu machen. Er sagte zu ihnen: »Nehmt nichts auf den Weg mit, keinen Wanderstock, keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und auch kein zweites Hemd! Wenn jemand euch aufnimmt, dann bleibt in seinem Haus, bis ihr von dort weiterzieht. Wo sie euch nicht aufnehmen wollen, da verlasst den Ort und schüttelt den Staub von den Füßen, damit die Bewohner gewarnt sind.« Die Zwölf machten sich auf den Weg und wanderten durch die Dörfer. Sie verkündeten überall die Gute Nachricht und heilten die Kranken.
Herodes ist ratlos
Herodes Antipas, der Fürst in jenem Teil des Landes, hörte von all diesen Vorgängen. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn manche Leute sagten: »Der Täufer Johannes ist vom Tod auferweckt worden.« Andere meinten, Elija sei aus dem Himmel zurückgekommen, und wieder andere, einer der alten Propheten sei auferstanden. Herodes aber sagte: »Johannes habe ich doch selber den Kopf abschlagen lassen. Wer ist dann der, von dem ich solche Dinge höre?« Darum wollte Herodes Jesus kennen lernen.
Jesus macht fünftausend Menschen satt
Die Apostel kamen zurück und berichteten Jesus, was sie getan hatten. Darauf zog er sich mit ihnen in Richtung Betsaida zurück. Sobald die Leute das merkten, folgten sie ihm. Jesus wies sie nicht ab, sondern sprach zu ihnen über das Kommen der Herrschaft Gottes und heilte alle, die Hilfe brauchten. Darüber wurde es Abend, und die Zwölf kamen und sagten zu ihm: »Schick doch die Leute weg! Sie sollen in die Dörfer und Höfe ringsum gehen, damit sie dort übernachten können und etwas zu essen bekommen. Hier sind wir ja in einer ganz einsamen Gegend.« Aber Jesus sagte zu ihnen: »Gebt doch ihr ihnen zu essen!« Sie antworteten: »Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst losgehen und für dieses ganze Volk zu essen kaufen!« Es waren nämlich an die fünftausend Männer versammelt. Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Sorgt dafür, dass die Leute sich hinsetzen, in Tischgemeinschaften von je etwa fünfzig.« Die Jünger taten es und alle setzten sich. Dann nahm Jesus die fünf Brote und die zwei Fische, sah zum Himmel auf und sprach das Segensgebet darüber. Er brach die Brote in Stücke, zerteilte auch die Fische und gab alles den Jüngern, damit sie es an die Menge austeilten. Und die Leute aßen und wurden alle satt. Was sie an Brotstücken übrig ließen, wurde eingesammelt: Es waren zwölf volle Körbe. (GNB)

Die Apostel kamen von der Mission zurück - sie waren als Wanderprediger im Land unterwegs und offenbar hellauf begeistert von der eigenen Mission und den damit im Zusammenhang stehenden Erlebnissen. Nachfolge (und Mission) bedeutete ja historisch auf Grund des geographischen Raumes zunächst einmal "lediglich" ein "Mitwandern." Damit sind die folgenden Werthaltungen verbunden: das Ethos der Heimatlosigkeit - das Ethos der Familienlosigkeit - das Ethos der Besitzlosigkeit - das Ethos der Schutzlosigkeit.
Eine dauerhaft heimatlose, familienlose, besitzlos und schutzlose Existenz kann jedoch aus Stellen wie oben nicht abgeleitet werden, sondern es ist eher von vorübergehenden Lebensabschnitten, im Sinne von Missions- oder Verkündigungsreisen, auszugehen, die unter diesen Anforderungen standen (vergl. zur Soziologie der Jesubewegung Stegemann, 2010, 257ff).
Nach der Rückkehr von der Missions- oder Verkündigungsreise predigt Jesus vom Reich Gottes und versorgt die Kranken. Er tut es seinen Jüngern gleich und gibt ihnen zu gleich ein Beispiel. Und er hält sein Versprechen ein, dass Gott seine Kinder versorgt, wenn sie sich ganz auf ihn einlassen und ihm Nachfolgen: er versorgt sie mit allem existentiell Notwendigem (Mt 6, 19-34). Die Reste in den 12 Körben verweisen auf die 12 Stämme Israel, als Symbol für das Volk Gottes. Gott denkt über den Augenblick hinaus und versorgt sein Volk auch in der Zukunft.

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Motette: „Singet dem Herrn ein neues Lied (BWV 225) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Die doppelchörige Motette entstand zwischen Juni 1726 und April 1727. Der Anlass ist unbekannt.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: Nun freut euch, lieben Christen g’mein (T: Martin Luther 1523; M: Martin Luther 1523)

1. Nun freut euch, lieben Christen g’mein,
und lasst uns fröhlich springen,
dass wir getrost und all in ein
mit Lust und Liebe singen,
was Gott an uns gewendet hat
und seine süße Wundertat;
gar teu’r hat er’s erworben.

2. Dem Teufel ich gefangen lag,
im Tod war ich verloren,
mein Sünd mich quälte Nacht und Tag,
darin ich war geboren.
Ich fiel auch immer tiefer drein,
es war kein Guts am Leben mein,
die Sünd hatt’ mich besessen.

3. Mein guten Werk, die galten nicht,
es war mit ihn’ verdorben;
der frei Will hasste Gotts Gericht,
er war zum Gutn erstorben;
die Angst mich zu verzweifeln trieb,
dass nichts denn Sterben bei mir blieb,
zur Höllen musst ich sinken.

4. Da jammert Gott in Ewigkeit
mein Elend übermaßen;
er dacht an sein Barmherzigkeit,
er wollt mir helfen lassen;
er wandt zu mir das Vaterherz,
es war bei ihm fürwahr kein Scherz,
er ließ’s sein Bestes kosten.

5. Er sprach zu seinem lieben Sohn:
„Die Zeit ist hier zu erbarmen;
fahr hin, meins Herzens werte Kron,
und sei das Heil dem Armen
und hilf ihm aus der Sünden Not,
erwürg für ihn den bittern Tod
und lass ihn mit dir leben.“

6. Der Sohn dem Vater g’horsam ward,
er kam zu mir auf Erden
von einer Jungfrau rein und zart;
er sollt mein Bruder werden.
Gar heimlich führt er sein Gewalt,
er ging in meiner armen G’stalt,
den Teufel wollt er fangen.

7. Er sprach zu mir: „Halt dich an mich,
es soll dir jetzt gelingen;
ich geb mich selber ganz für dich,
da will ich für dich ringen;
denn ich bin dein und du bist mein,
und wo ich bleib, da sollst du sein,
uns soll der Feind nicht scheiden.

8. Vergießen wird er mir mein Blut,
dazu mein Leben rauben;
das leid ich alles dir zugut,
das halt mit festem Glauben.
Den Tod verschlingt das Leben mein,
mein Unschuld trägt die Sünde dein,
da bist du selig worden.

9. Gen Himmel zu dem Vater mein
fahr ich von diesem Leben;
da will ich sein der Meister dein,
den Geist will ich dir geben,
der dich in Trübnis trösten soll
und lehren mich erkennen wohl
und in der Wahrheit leiten.

10. Was ich getan hab und gelehrt,
das sollst du tun und lehren,
damit das Reich Gotts werd gemehrt
zu Lob und seinen Ehren;
und hüt dich vor der Menschen Satz,
davon verdirbt der edle Schatz:
das lass ich dir zur Letze.“

Freitag, 15. April 2016

Jubilate - mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 17. April 2016


Die neue Schöpfung


„Der Name des Sonntags Jubilate leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Jubilate Deo, omnis terra! („Jauchzet Gott, alle Lande!“ Ps 66, 1). Am Sonntag Jubilate wird das Evangelium von Jesus als dem Weinstock gelesen. Das Thema "Die neue Schöpfung" wird jedoch nicht ohne weiteres in diesem Evangelium deutlich, sondern in den anderen Lesungen, worin auf die Veränderungen hingewiesen wird, die durch Jesu Auferstehung bewirkt wurden und werden. Interessant ist die Wahl der priesterlichen Schöpfungsgeschichte als alttestamentlicher Lesung: hier wird das, was das Volk Israel schon lange erkannt hat, aufgegriffen: Gott hat die Schöpfung gut geschaffen, ohne Fehl und Tadel. Das zahlreiche Elend ist auf das Versagen des Menschen zurückzuführen, den Willen Gottes auszuführen. Durch Christus sind wir nun dazu befähigt“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Psalm 96:
Preist die Herrlichkeit und Macht des Herrn!
Singt dem Herrn ein neues Lied! Alle Länder der Erde, singt zur Ehre des Herrn! Singt für den Herrn und preist seinen Namen, verkündet Tag für Tag, dass er uns Rettung schenkt! Erzählt unter den Nationen von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern! Denn groß ist der Herr, und ihm gebührt das höchste Lob. Ehrfurchtgebietend steht er über allen Göttern. Alle Götter der Völker sind schließlich nur Götzen, aber der Herr ist es, der den Himmel erschaffen hat. Majestät und Pracht umgeben ihn, Macht und Herrlichkeit erfüllen sein Heiligtum. Erweist dem Herrn Ehre, ihr Völkerstämme! Preist die Herrlichkeit und Macht des Herrn! Ja, erweist dem Herrn die Ehre, die seinem Namen gebührt. Bringt Opfergaben und kommt in die Vorhöfe seines Heiligtums! Betet den Herrn an in heiligem Festschmuck! Alle Welt soll vor ihm in Ehrfurcht erbeben. Verkündet es den anderen Völkern: »Der Herr ist König!« Fest gegründet ist die Erde, sie wird nicht wanken. Und der Herr wird für alle Völker ein gerechter Richter sein. Der Himmel soll sich freuen, und die Erde soll jubeln, rauschen soll das Meer mit allem, was in ihm lebt. Die Felder sollen in Jubel ausbrechen mit allem, was auf ihnen wächst! Auch alle Bäume im Wald sollen jauchzen, wenn der Herr kommt! Ja, er kommt, um auf der Erde Gericht zu halten. Er wird die Welt gerecht richtenund über alle Völker ein Urteil sprechen, durch das sich seine Wahrhaftigkeit zeigt. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 15, 1-8:
Jesus ist der wahre Weinstock
»Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weinbauer. Er entfernt jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt; aber die fruchttragenden Reben reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringen. Ihr seid schon rein geworden durch das Wort, das ich euch verkündet habe. Bleibt mit mir vereint, dann werde auch ich mit euch vereint bleiben. Nur wenn ihr mit mir vereint bleibt, könnt ihr Frucht bringen, genauso wie eine Rebe nur Frucht bringen kann, wenn sie am Weinstock bleibt. Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten. Wer nicht mit mir vereint bleibt, wird wie eine abgeschnittene Rebe fortgeworfen und vertrocknet. Solche Reben werden gesammelt und ins Feuer geworfen, wo sie verbrennen. Wenn ihr mit mir vereint bleibt und meine Worte in euch lebendig sind, könnt ihr den Vater um alles bitten, was ihr wollt, und ihr werdet es bekommen. Die Herrlichkeit meines Vaters wird ja dadurch sichtbar, dass ihr reiche Frucht bringt und euch so als meine Jünger erweist. (GNB)

Die NAK setzt ihre Predigtreihe über das „Unser Vater“ fort: Die Predigtgrundlage findet sich in „Mt 6, 12: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ (LUT)

Die Leitgedanken tragen die Überschrift: „Vergib, wie ich vergebe“

Begründung: „Der dritte Sonntag im April ist der Bitte um Vergebung und der Bekundung der Vergebungsbereitschaft gewidmet. Gott um die Vergebung der Sünden zu bitten und den festen Willen zu haben, das Verhalten und die Einstellung zu ändern, sind notwendig für ein Leben mit ihm. Vergebungsbereitschaft ist die Konsequenz aus der Bitte um Vergebung. Nur der, der sich vergebungsbereit zeigt, kann auch glaubwürdig Gott um Vergebung bitten. Wichtig ist, dass die Gemeinde versteht, dass Sündenvergebung kein Automatismus ist, sondern dass zu ihrem Empfang unsere Mitarbeit - also Vergebungsbereitschaft - notwendig ist“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ (BWV 12) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Bei dieser Kantate handelt es sich um eines der frühen Werke aus Bachs Weimarer Zeit. Komponiert wurde sie für den Gottesdienst in der Schlosskapelle am 22. April 1714.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: Gott hat das erste Wort. (T: Markus Jenny 1970/1965; M: Geraard Kremer 1959/1965)
1. Gott hat das erste Wort. Es schuf aus Nichts die Welten und wird allmächtig gelten und gehn von Ort zu Ort.
2. Gott hat das erste Wort. Eh wir zum Leben kamen, rief er uns schon mit Namen und ruft uns fort und fort.
3. Gott hat das letzte Wort, das Wort in dem Gerichte am Ziel der Weltgeschichte, dann an der Zeiten Bord.
4. Gott hat das letzte Wort. Er wird es neu uns sagen dereinst nach diesen Tagen im ewgen Lichte dort.
5. Gott steht am Anbeginn und er wird alles enden. In seinen starken Händen liegt Ursprung, Ziel und Sinn.

Kommentar:  Meine wichtigste Vergebungsgeschichte steht in Mt 18, 23-35. Es ist
Das Gleichnis vom unbarmherzigen Gläubiger
Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. (EU)
Die Parabel ist an dieser Stelle nicht beendet. Jedoch möchte ich hier verweilen. Aus der zeitlichen Abfolge wird deutlich, dass es, nach dem der König seinem Diener alle Schuld vergeben hat - ausnahmslos und ohne Vorbehalt - einen Moment gibt, in dem der Diener sich vollkommen schuldenfrei und erleichtert auf den Weg macht. Der König geht also ohne Verhandlungen und lediglich nach der Bitte des Dieners um Geduld und Gnade, in Vorleistung. Dies ist der spannendste Moment in dieser Parabel. In diesem Moment wird uns ein Mensch vorgestellt, der in der Krise ist, in seinen Überlegungen und Zweifeln steckt. Aber er ist gleichzeitig ein Mensch, der vollkommen frei ist. Wie soll er sich verhalten? Was soll er jetzt tun? Wie will er entscheiden? Welche Optionen gibt es? Welchen Werten wird er folgen? Diese, und weitere Fragen (siehe dazu: http://www.kernfragen-des-glaubens.de/11-schuld-sunde-vergebung) gilt es zu reflektieren.
In dem Gleichnis wird das Himmelreich mit diesem König verglichen. Das Himmelreich ist also "ein-in-Vorleistung-gehen." Dies ist das Geschenk, dass Gott uns täglich machen will, das ist sein Wesen, er kann nicht anders. Wir Menschen müssen nun entscheiden, was wir mit dem Geschenk machen wollen. Siehe dazu auch: Hanna Roose: Das Aufheben der Schuld und das Aufheben des Schuldenerlasses (Vom unbarmherzigen Knecht). In: Zimmermann, 2006, 445-460.

Dazu schreibt Beatrice v. Weizsäcker: „Gott muss uns nicht vergeben. Er braucht unser Flehen nicht. Wir sind es, die es brauchen. Unsere Bitte an Gott, uns zu vergeben, ist letztlich nichts anderes als die Bitte, uns dabei zu helfen, unser schlechtes Gewissen loszuwerden und uns selbst zu verzeihen, unser reines Herz wiederzufinden. Ein reines Herz bekommen wir nur durch uns selbst. Wenn wir ehrlich zu uns sind, unsere Fehler bei uns suchen und zu ihnen stehen. Ein Fehler wird nicht dadurch zum »Nichtfehler«, dass wir beten. Ein Fehler wird zum »Nichtfehler«, wenn wir ihn erkennen und abstellen. Dann ist unser Herz wieder rein – wenn natürlich auch nicht gefeit vor neuen Fehlern. Ein Gebet dient zwar immer der Suche nach Gott und der Bitte um Hilfe. Es dient aber auch der Selbstvergewisserung, der Selbstläuterung, wenn man so will. Es dient nicht Gott, sondern uns. Wenn es stimmt, dass Gott uns nimmt, wie wir sind, müssen wir ihn auch nicht um Vergebung bitten. Da sind wir selbst gefragt. Denn wir sind es, die andere verdammen, andere kränken, die in »Versuchung« geraten, die »Böses« tun. Die »schuldig« werden und »Vergebung« brauchen, um in der Sprache des Vaterunsers zu bleiben. So wenig wir das Böse in der Welt und in uns auf Gott abwälzen können, so wenig können wir ihm die Vergebung aufbürden. Ein Gott, der weiß, was wir benötigen, noch ehe wir ihn darum bitten, der weiß auch, dass wir Vergebung brauchen“ (Beatrice von Weizsäcker: Ist da jemand? Gott und meine Zweifel. Piper, 2014).

Donnerstag, 7. April 2016

Misericordias Domini; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 10. April 2016

Farben des Lichts: Bilder zum Kirchenjahr von Egon Stratmann (ohne Jahresangabe)

Der gute Hirte

„Der Name des 2. Sonntags nach Ostern, Miserikordias Domini, leitet sich vom Beginn der früheren lateinischen Antiphon ab: Misericordias Domini plena est terra. (…; die Erde ist voll der Güte des HERRN; Ps 33, 5b). Der Sonntag Miserikordias Domini wird durch das Evangelium vom Guten Hirten bestimmt. Der Hirte sorgt für seine Schafe, die ihm treu folgen. Gleichzeitig wird aber auch der Hinweis laut auf die "falschen Hirten", die nur an ihren eigenen Vorteil denken. Entscheidend ist jedoch die Zusage Jesu, dass er als der gute Hirte sein Leben hingibt für die Schafe. Das bedeutet, dass wir umfassenden Schutz genießen und uns vor nichts zu fürchten brauchen, auch wenn es dunkel um uns wird“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Psalm 136:
Gott zeigt seine Güte in der Schöpfung und an seinem Volk
Dankt dem Herrn, denn er ist freundlich, ja, ewig währt seine Güte. Dankt dem Gott, der über alle Götter erhaben ist, denn ewig währt seine Güte. Dankt dem Herrn aller Herren, denn ewig währt seine Güte. Ihm, der allein große Wunder vollbringt, denn ewig währt seine Güte. Ihm, der mit Weisheit den Himmel schuf, denn ewig währt seine Güte. Ihm, der die Erde über den Wassermassen ausbreitete, denn ewig währt seine Güte. Ihm, der große Lichter ´am Himmel` erschuf, denn ewig währt seine Güte: die Sonne, dass sie den Tag regiere, ja, ewig währt seine Güte; den Mond und die Sterne, dass sie die Nacht regieren, denn ewig währt seine Güte. ´Dankt ihm`, der die Erstgeborenen der Ägypter tötete, ja, ewig währt seine Güte; und Israel mitten aus Ägypten herausführte, denn ewig währt seine Güte. Mit starker Hand und mit erhobenem Arm tat er es, denn ewig währt seine Güte´Dankt ihm`, der das Schilfmeer in zwei Hälften teilte, denn ewig währt seine Güte; und Israel mitten hindurch führte, denn ewig währt seine Güte. Aber den Pharao und dessen Heer stieß er ins Schilfmeer, denn ewig währt seine Güte. ´Dankt ihm`, der sein Volk in der Wüste ´sicher` leitete, denn ewig währt seine Güte. Ihm, der große Könige vernichtend schlug, denn ewig währt seine Güte; und mächtige Könige tötete, denn ewig währt seine Güte: Sihon, den König der Amoriter, denn ewig währt seine Güte, und Og, den König Baschans, denn ewig währt seine Güte. Ihr Land übergab er anderen als Eigentum – denn ewig währt seine Güte; zum bleibenden Besitz gab er es Israel, seinem Diener, denn ewig währt seine Güte. ´Dankt ihm`, der in unserer Erniedrigung an uns dachte, denn ewig währt seine Güte; und uns von unseren Feinden erlöste, denn ewig währt seine Güte. Dankt ihm, der allen lebendigen Wesen ihr Brot gibt, denn ewig währt seine Güte. Dankt ihm, dem Gott des Himmels, denn ewig währt seine Güte. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 10, 11-17:
Jesus - der gute Hirt
»Ich bin der gute Hirt. Ein guter Hirt ist bereit, für seine Schafe zu sterben. Einer, dem die Schafe nicht selbst gehören, ist kein richtiger Hirt. Darum lässt er sie im Stich, wenn er den Wolf kommen sieht, und läuft davon. Dann stürzt sich der Wolf auf die Schafe und jagt die Herde auseinander. Wer die Schafe nur gegen Lohn hütet, läuft davon; denn die Schafe sind ihm gleichgültig. Ich bin der gute Hirt. Ich kenne meine Schafe und sie kennen mich, so wie der Vater mich kennt und ich ihn kenne. Ich bin bereit, für sie zu sterben. Ich habe noch andere Schafe, die nicht zu diesem Schafstall gehören; auch die muss ich herbeibringen. Sie werden auf meine Stimme hören, und alle werden in einer Herde unter einem Hirten vereint sein." (GNB)

Die Lesung und Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK an diesem Sonntag ist aus Matthäus 6, 11: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ (LUT)

Die Leitgedanken tragen die Überschrift: „Leibliches und geistliches Brot“

Begründung: „Am zweiten Sonntag ist die Bitte 'Unser tägliches Brot gib uns heute' Grundlage der Verkündigung. Das 'Brot' ist Symbol der Erhaltung des natürlichen Lebens durch Gott, zugleich aber auch ein Verweis darauf, dass der Wille Gottes selber eine Speise ist, die stärkt. Schließlich deutet das Brot auch auf das Heilige Abendmahl hin. Brot ist Bild für die Ernährung von Geist, Seele und Leib durch Gott“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate „Du Hirte Israel, höre“ (BWV 104) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Bachs komponierte die Kantate in seinem ersten Amtsjahr in Leipzig und führte sie am 23. April 1724 erstmals auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet : Es kennt der Herr die Seinen (T: Philipp Spitta, 1843; M: Heinrich Schütz, 1628/1661)

Kommentar: Der Psalmvers, dem der heutige Sonntag seinen Namen verdankt, ist als "Hymnus an JHWHs Treue und Güte zu lesen. Er hat der Welt als seiner Schöpfung eine alles durchwaltende gerechte Lebensordnung eingestiftet, an die auch er sich hält und über die er wacht, weil er sie als guter König liebt. Prinzip dieser Lebensordnung ist seine Güte/Huld, die die Erde umhüllt und erfüllt (V5b ist eine Neuinterpretation von Jes 6, 3 ('Sie riefen einander zu: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt.' (EU): seine königliche Mächtigkeit erweist sich als Güte" (Zenger, Stuttgarter Psalter, 2005).
Die Predigtgrundlage der Leitgedanken schließt hier nahtlos an. "In der Erhaltung des Lebens zeigt sich der gütige Wille Gottes ganz elementar (und existentiell; MS). Die Bitte um die Nahrung beruht auf dieser Überzeugung. Gegenstand der Bitte ist das Grundnahrungsmittel Brot. In (Groß-(Stadt-)) Gemeinden finden sich immer auch eine Reihe von armen Menschen - soziale Unterschiede sind eher die Regel, denn die Ausnahme. Dies bedenkend, kann und soll die Brotbitte die Augen für die Not der Anderen öffnen und schärfen, sodass die sozial besser gestellten der Güte Gottes nacheifern und teilen, abgegeben und zuwenden (vergl. Fiedler, 2006, 170f).