Samstag, 28. Mai 2016

1. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 29. Mai 2016

Apostel und Propheten


„Der 1. Sonntag nach Trinitatis hat die Apostel und Propheten zum Thema. Gott sendet und wählt einzelne Personen, die er mit einem Auftrag ausstattet. Diese Personen sollen Gottes Botschaft weitertragen. Oft ist diese nicht einfach, sondern anstössig, so dass die Personen immer wieder auf Widerstand stoßen. Dennoch oder eher gerade deswegen gehören Apostel und Propheten zum Gesamtbild des christlichen Glaubens, denn sie helfen, sich auf Gottes Willen zu besinnen. Allerdings muss man sich hüten vor "falschen Propheten", die den Glauben an die Existenz solcher Menschen mißbrauchen und schamlos ausnutzen.
A: Am 1. Sonntag nach Trinitatis hören wir im Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus den Hinweis auf die Propheten, die die Lebenden zu hören nicht bereit waren und auch heute oft nicht bereit sind. Auch wir verschließen oft unsere Ohren vor den wahren Propheten und neigen sie gern falschen Propheten zu. Aber das Wort Gottes läßt nicht zu, dass wir gänzlich abirren, sondern holt uns zurück und stellt uns in seinen Dienst. So sind auch wir Gesandte (= Apostel) des Herrn.
B: Dieser Sonntag hat die Apostel und Propheten zum Thema. Apostel und Propheten, das sind Menschen, die Gott berufen hat, damit sie seine Werkzeuge werden. Das macht sie aber nicht zu besonderen Menschen. Sie sind vielmehr Vorbilder, die uns den Weg zeigen, den Gott für uns bereitet hat; es ist der gleiche Weg, den diese Apostel und Propheten vor uns gegangen sind. Es ist der Weg Gottes, es ist der Weg des Lebens“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 133:
Gottes Segen für die brüderliche Gemeinschaft
Seht, wie schön und angenehm es ist, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen Es ist wie das kostbare Salböl, das über das Haupt gegossen wird und das sogar noch herabfließt auf den Bart, so wie das Öl herabrann auf den Bart ´des Hohenpriesters` Aaron und hinunter auf den Halssaum seines Gewandes. Es ist erfrischend wie der Tau vom Berg Hermon, der den Berg Zion und seine Hügel benetzt. Wo dies geschieht, hat der Herr seinen Segen versprochen – Leben, das niemals enden wird! (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 16, 19-31:
Das Gesetz Moses und die neue Zeit. Am Beispiel am Beispiel des Besitzes (Der reiche Mann und der arme Lazarus)
»Es war einmal ein reicher Mann, der immer die teuerste Kleidung trug und Tag für Tag im Luxus lebte. Vor seinem Haustor lag ein Armer, der hieß Lazarus. Sein Körper war ganz mit Geschwüren bedeckt. Er wartete darauf, dass von den Mahlzeiten des Reichen ein paar kümmerliche Reste für ihn abfielen. Er konnte sich nicht einmal gegen die Hunde wehren, die seine Wunden beleckten. Der Arme starb und die Engel trugen ihn an den Ort, wo das ewige Freudenmahl gefeiert wird; dort erhielt er den Ehrenplatz an der Seite Abrahams. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Totenwelt litt er große Qualen. Als er aufblickte, sah er in weiter Ferne Abraham, und Lazarus auf dem Platz neben ihm. Da rief er laut: ›Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir! Schick mir doch Lazarus! Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und meine Zunge ein wenig kühlen, denn das Feuer hier brennt entsetzlich.‹ Aber Abraham sagte: ›Mein Sohn, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten das dir zugemessene Glück erhalten hast, Lazarus aber nur Unglück. Dafür kann er sich nun hier freuen, während du Qualen leidest. Außerdem liegt zwischen uns und euch ein riesiger Graben. Selbst wenn jemand wollte, könnte er nicht zu euch kommen, genauso wie keiner von dort zu uns gelangen kann.‹ Da bat der reiche Mann: ›Vater Abraham, dann schick Lazarus doch wenigstens in mein Elternhaus! Ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit sie nicht auch an diesen schrecklichen Ort kommen!‹ Doch Abraham sagte: ›Deine Brüder haben das Gesetz Moses und die Weisungen der Propheten. Sie brauchen nur darauf zu hören.‹ Der Reiche erwiderte: ›Vater Abraham, das genügt nicht! Aber wenn einer von den Toten zu ihnen käme, dann würden sie ihr Leben ändern.‹ Abraham sagte: ›Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, dann lassen sie sich auch nicht überzeugen, wenn jemand vom Tod aufersteht.‹« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 1. Sonntag nach Trinitatis tragen die Überschrift: „Lehren und predigen“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Apg 5, 42: Sie hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hier und dort in den Häusern zu lehren und zu predigen das Evangelium von Jesus Christus.“ (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Am vierten Sonntagsgottesdienst im Mai wird das Einssein mit dem Apostolat beleuchtet. Wir alle haben den Auftrag, das Evan­gelium in Wort und Tat zu verkündigen“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).
Es handelt sich also thematisch um den gleichen Themenschwerpunkt wie im Kirchenjahr vorgesehen. 

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „O Ewigkeit du Donnerwort“ (BWV 20) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er schrieb sie in Leipzig für den ersten Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 11. Juni 1724 zum ersten Mal auf. Sie eröffnete seinen zweiten Leipziger Kantatenjahrgang, der auch als Choralkantatenjahrgang bekannt ist.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Er weckt mich alle Morgen (T: Jochen Klepper 1938; M: Rudolf Zöbeley 1941).

Kommentar: An stelle eines Kommentars zitiere ich, kommentarlos, einige Absätze aus Sabine Demel: Zur Verantwortung berufen. Nagelproben des Laienapostolats. Freiburg: Herder, 2009:
  • "Volk Gottes ist die Kirche insofern, als sie die Versammlung all derer ist, die an Christus glauben, Gottes Volk insofern, als diese Versammlung sich nicht einer menschlichen Initiative verdankt, sondern Gott" (25).
  • "Alle sind gemäß ihrer je eigenen Stellung in der Kirche zur Ausübung der Sendung berufen, ..." (25).
  • Das alte Kirchenbild wird durch das sog. "Hierarchiemodell" beschrieben, in dem der Papst [Stammapostel; MS] der absolute Bezugspunkt für die kirchliche Gemeinschaft" darstellt; es ist durch ein neues Kirchenbild, dem sog. "Communiomodell" abzulösen, "in dem alle Amtsträger und Gläubige in einer lebendigen wechselseitigen Beziehung zu- und miteinander stehen und eine grundsätzliche Gleichheit aller Glieder des Volkes Gottes besteht" (25f).
  • "Denn Kraft der Taufe werden alle Gläubigen zu einem heiligen Priestertum geweiht und sind dadurch befähigt wie auch beauftragt, die göttliche Heilsbotschaft allen Menschen kundzutun. Gemeinsames Priestertum heißt also, dass jedes einzelne Glied des Volkes Gottes in, mit und durch die Taufe berufen ist, an der Sendung der Kirche mitzuwirken" (27).
  • "Das amtliche Priestertum ist für das gemeinsame Priestertum alle Gläubigen da und nicht umgekehrt; ja, mann kann sogar sagen: Gäbe es das gemeinsame Priestertum nicht, gäbe es auch das amtliche Priestertum nicht" (29)! 

Montag, 16. Mai 2016

Trinitatis; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 22. Mai 2016

Trinitatis 6 (Digitalbild von Rudi Witzke)

Der dreieinige Gott


„Das Wort Trinitatis ist zusammengesetzt aus den lateinischen Worten "Tri" und "unitatis", was so viel bedeutet wie "Drei in Einheit". Es wird damit das theologische Dogma der Dreieinigkeit (die Personen von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist in einem Wesen) zum Ausdruck gebracht. Im Deutschen spricht man dann von der Trinität, die oftmals in Form eines Dreiecks, in dem ein Auge abgebildet ist, zur Darstellung kommt.
Das Trinitatisfest gibt es erst seit etwa 1000 Jahren, wobei es noch über eine längere Zeit Differenzen darüber gab, ob es überhaupt gefeiert werden solle.
Für die protestantische Kirche jedenfalls hat das Trinitatisfest eine größere Bedeutung gewonnen als für die römische Kirche. Es ist das Fest des Glaubensbekenntnisses, und so wurde an diesem Tag das Bekenntnis besonders geehrt durch Gesang und die Verlesung der zwei anderen Bekenntnisse, die nur noch in wenigen Gemeinden gesprochen werden, aber auch zu den Bekenntnisschriften der Lutherischen Kirche gehören: das sog. Nicänum und das Athanasianum.
Mit dem Trinitatisfest erreicht das Kirchenjahr gewissermaßen einen ersten Abschluß. Während in der 1. Hälfte des Kirchenjahres über die bestimmten Offenbarungen Gottes in der Geschichte nachgedacht wurde, ist Trinitatis das Fest, an dem es um das Geheimnis der göttlichen Dreieinigkeit selbst geht. In der dem Fest folgenden Zeit denken wir darüber nach, wie die christliche Gemeinde den Glauben an diesen dreieinigen Gott in ihrem Leben umsetzt.
Das Trinitatisfest leitet die unberechtigterweise sogenannte "festlose Zeit" ein. Selbst ist es jedoch ein sehr bedeutendes Fest, geht es bei der Trinität doch um die dogmatische Erklärung zu dem Phänomen der Gottheit Jesu und des Geistes. Während Geister sonst nur Untertanen der Götter sind, wird hier der Geist zur Gottheit erhoben. Viel problematischer für Nicht-Christen ist immer die Behauptung gewesen, dass Jesus Gottes Sohn und damit Gott ist, also keine Sohnschaft im üblichen Sinne. An diesem Sonntag soll diesem Problem nachgegangen werden, wobei freilich grundsätzlich zu sagen ist, dass die Predigt nicht in eine dogmatische Vorlesung verwandelt werden darf. Am Trinitatisfest geht es vielmehr ganz konkret darum, die Vielfältigkeit, in der Gott unter uns Menschen wirkt, zu feiern.
Die Predigttexte gehen alle nicht direkt auf die Dreifaltigkeit ein, da diese erste dogmatisch wesentlich später entwickelt wurde. Nur trinitarische Formeln (wie "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes") tauchen im Neuen Testament schon auf.
Am Trinitatisfest denken wir darüber nach, wie sich Gott uns in verschiedenen Gestalten, als Schöpfer im Vater, als Versöhner im Sohn und als Mittler im Geist, offenbart. Dieser Dreifaltigkeit des einen Gottes gehen wir auch im Glaubensbekenntnis nach, ohne recht das unergründliche Geheimnis verstehen zu können. Um so mehr danken wir Gott, dass er uns an diesem Offenbarungsgeschehen auf vielfache Weise teilhaben läßt“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 145:
Der Herr ist Schöpfer und König
Ich will dich preisen, mein Gott, o König, und deinen Namen immer und ewig rühmen. Tag für Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben für alle Zeiten. Groß ist der Herr, ihm gebührt das höchste Lob; seine Erhabenheit ist unergründlich. Eine Generation rühmt bei der nächsten deine Werke, sie ´alle` verkünden deine machtvollen Taten. Von der herrlichen Pracht deiner Majestät will ich sprechen, und über deine Wunder will ich nachsinnen. Alle sollen von deinen gewaltigen, ehrfurchtgebietenden Taten reden, und ich will erzählen, welch großer Gott du bist Mit überschwänglichen Worten erinnern die Menschen an deine große Güte, jubelnd preisen sie deine Treue. Gnädig und barmherzig ist der Herr, er gerät nicht schnell in Zorn, sondern ist reich an Gnade. Der Herr ist gütig zu allen, und sein Erbarmen gilt jedem seiner Geschöpfe. Herr, alles, was du erschaffen hast, lobt dich, und die Menschen, die dir treu sind, preisen dich. Sie verkünden, wie majestätisch deine Königsherrschaft ist, und geben Zeugnis von deiner Macht. Sie wollen den Menschen Gottes gewaltige Taten bekannt machen und auch die Pracht und Herrlichkeit seines Königreiches. Dein Königreich ist ein ewiges Reich, deine Herrschaft besteht jetzt und in allen künftigen Generationen. Der Herr stützt alle, die zu fallen drohen, und alle Gebeugten richtet er wieder auf. Erwartungsvoll blicken die Augen aller Lebewesen auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du öffnest ´freigebig` deine Hand und sättigst alles, was lebt, mit deinen guten Gaben. Der Herr ist gerecht in all seinem Handeln und gütig in all seinen Taten. Nahe ist der Herr denen, die zu ihm rufen, allen, die ihn aufrichtig anrufen. Er erfüllt das Sehnen und Wünschen derer, die Ehrfurcht vor ihm haben; er hört, wenn sie um Hilfe schreien, und rettet sie. Der Herr behütet alle, die ihn lieben, aber die ihn missachten, vernichtet er. Aus meinem Mund soll das Lob des Herrn erklingen, alle Menschen sollen seinen heiligen Namen immer und ewig preisen. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 3, 1-13:
Jesus und Nikodemus
Einer von den Pharisäern war Nikodemus, ein Mitglied des jüdischen Rates. Eines Nachts kam er zu Jesus und sagte zu ihm: »Rabbi, wir wissen, dass Gott dich gesandt und dich als Lehrer bestätigt hat. Nur mit Gottes Hilfe kann jemand solche Wunder vollbringen, wie du sie tust.« Jesus antwortete: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von oben her geboren wird, kann Gottes neue Welt zu sehen bekommen.« »Wie kann ein Mensch geboren werden, der schon ein Greis ist?«, fragte Nikodemus. »Er kann doch nicht noch einmal in den Mutterschoß zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!« Jesus sagte: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von Wasser und Geist geboren wird, kann in Gottes neue Welt hineinkommen. Was Menschen zur Welt bringen, ist und bleibt von menschlicher Art. Von geistlicher Art kann nur sein, was vom Geist Gottes geboren wird. Wundere dich also nicht, dass ich zu dir sagte: ›Ihr müsst alle von oben her geboren werden.‹ Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So geheimnisvoll ist es auch, wenn ein Mensch vom Geist geboren wird.« »Wie ist so etwas möglich?«, fragte Nikodemus. Jesus antwortete: »Du bist ein anerkannter Lehrer Israels und weißt das nicht? Amen, ich versichere dir: Wir sprechen über Dinge, die wir kennen, und bezeugen das, was wir gesehen haben. Aber keiner von euch ist bereit, auf unsere Aussage zu hören. Wenn ich zu euch über die irdischen Dinge rede und ihr mir nicht glaubt, wie werdet ihr mir dann glauben, wenn ich über die himmlischen Dinge mit euch rede?« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den Sonntag Trinitatis tragen die Überschrift: „Eins mit Christus und untereinander“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Joh 17, 21-22: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind.“ (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Der Sonntag nach Pfingsten ist der Dreieinigkeit (Trinitatis) gewidmet. Ab Pfingsten ist die Selbstoffenbarung Gottes voll­ endet, er hat sich als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist kundgetan. Die drei göttlichen Personen sind eins und an dieser Einheit wollen wir uns orientieren“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „O heiliges Geist- und Wasserbad“ (BWV 165) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er schrieb sie in Weimar für Trinitatis und führte sie am 16. Juni 1715 zum ersten Mal auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „O lieber Herre Jesu Christ (T: Michael Weisse 1531; M: 13. Jh., Jistebnitz um 1420, Böhmische Brüder 1501/1531).

Kommentar: Nach ELB ist die Mission „das Strukturprinzip der Gemeinde Jesu; die Einheit der Gemeinde hat Vorrang, damit die Welt glauben kann; diese Einheit hat die Gemeinde aber nicht in sich, sondern im dreieinigen Gott; die Einheit von Vater und Sohn ist Urbild, Vorbild und Voraussetzung für die Einheit in der Gemeinde“ (1420).
In unserem Kulturkreis, in dem Christenverfolgung weitgehend bedeutungslos geworden ist, hat diese geforderte Einheit ein Doppelgesicht. Christliche Gemeinden, die sich nicht auf den Dreieinigen Gott beziehen, sind keine christlichen Gemeinden, der Bezug zur Trinität ist die notwendige und hinreichende konstituierende Bedingung für Gemeinden, wobei, wie Kurt Flasch (2015) in seinem Buch "Warum ich kein Christ bin" überzeugend darlegt, dass die Trinitätslehre nicht im NT steht. Sie ist eine "inkongruente Konstruktion" des 4. und 5. Jh (259). Christliche Gemeinden müssen aber auch eine Ausstrahlung haben. Einem Bonmot zur Folge (leider ist mir der Autor entfallen), ist es für Nicht-Christen unmöglich zu Gott zu finden, da sie einer freudlosen Christenheit gegenüber stehen. Einheit und Freude gehört also zusammen. Der zweite Aspekt ist aber auch eine notwendige und zu erfüllende Einheit der Christenheit. Christen werden also nur gemeinsam, in der Ökumene, der geforderten Einheit zwischen Vater und Sohn und Geist gerecht. Nur so ist ein gültiges Abbild erreichbar.

’’Wer glaubt ein Christ zu sein, nur weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.‘‘ Albert Schweitzer

Sonntag, 15. Mai 2016

Pfingsten; mit einem Kommentar zu den LG der NAK vom 15. Mai 2016

Die Kirche des Geistes (Die Kirche in der Kraft des Geistes)


"Das Pfingstfest hat seinen Ursprung im jüdischen Festkalender, wo es zunächst das Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte (2. Mose 23, 16) war. Es wird später als "Wochenfest" bezeichnet (2. Mose 34, 22) und (wohl erst in nachalttestamentlicher Zeit) 50 Tage (= Pentekoste = Pfingsten) nach dem Passah-Fest angeordnet (Apg 2, 1).
Die Kirche feierte das Fest schon früh als Fest der Ausgießung des Geistes, und bald bekam es eine eigene Vigilfeier, in der nun neben Ostern ein zweiter Ort für Tauffeiern geschaffen war. Zeitweise wurde das Fest auf acht Tage ausgedehnt (Oktav), später dann auf vier bzw. drei Tage verkürzt.
Die protestantische Kirche übernahm dieses Fest, jedoch ohne Vigil. Es ist der Kirche als ein besonderes wichtiges Fest bis heute erhalten geblieben.
An diesem Tag wird zeichenhaft der Wille Gottes zur Versöhnung der Menschen mit ihm dadurch deutlich gemacht, dass die Sprachverwirrung, die in Babel aufgrund des Turmbaus erfolgte, nun durch die eine Sprache des Geistes überwunden ist.
Am Pfingstfest feiern wir die "Geburt der Kirche". An diesem 50. Tag nach Ostern hat Gott seinen Geist auf die Gemeinde ausgegossen und seitdem nicht von ihr genommen. So denken wir nach über das, was in der Bibel vom Geist Gottes gesagt wird, und erkennen, wie der Geist Gottes auch heute unter uns wirkt" (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Epheser 1, 3-14:
Reich gemacht durch Jesus Christus
Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! Gepriesen sei er für die Fülle des geistlichen Segens, an der wir in der himmlischen Welt durch Christus Anteil bekommen haben. Denn in Christus hat er uns schon vor der Erschaffung der Welt erwählt mit dem Ziel, dass wir ein geheiligtes und untadeliges Leben führen, ein Leben in seiner Gegenwart und erfüllt von seiner Liebe.Von allem Anfang an hat er uns dazu bestimmt, durch Jesus Christus seine Söhne und Töchter zu werden. Das war sein Plan; so hatte er es beschlossen. Und das alles soll zum Ruhm seiner wunderbaren Gnade beitragen, die er uns durch seinen geliebten ´Sohn` erwiesen hat. Durch ihn, der sein Blut für uns vergossen hat, sind wir erlöst; durch ihn sind uns unsere Verfehlungen vergeben. Daran wird sichtbar, wie groß Gottes Gnade ist; er hat sie uns in ihrer ganzen Fülle erfahren lassen. In seiner Gnade hat er uns auch alle ´nötige` Weisheit und Einsicht geschenkt. Er hat uns seinen Plan wissen lassen, der bis dahin ein Geheimnis gewesen war und den er – so hatte er es sich vorgenommen, und so hatte er beschlossen – durch Christus verwirklichen wollte, sobald die Zeit dafür gekommen war: Unter ihm, Christus, dem Oberhaupt des ganzen Universums, soll alles vereint werden – das, was im Himmel, und das, was auf der Erde ist. Außerdem hat Gott uns – seinem Plan entsprechend – durch Christus zu seinen Erben gemacht. Er, der alles nach seinem Willen und in Übereinstimmung mit seinem Plan ausführt, hatte uns von Anfang dazu bestimmt mit dem Ziel, dass wir zum Ruhm seiner ´Macht und` Herrlichkeit beitragen – wir alle, die wir unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben. Auch ihr gehört jetzt zu Christus. Ihr habt die Botschaft der Wahrheit gehört, das Evangelium, das euch Rettung bringt. Und weil ihr diese Botschaft im Glauben angenommen habt, hat Gott euch – wie er es versprochen hat – durch Christus den Heiligen Geist gegeben. Damit hat er euch sein Siegel aufgedrückt, ´die Bestätigung dafür, dass auch ihr jetzt sein Eigentum seid`. Der Heilige Geist ist gewissermaßen eine Anzahlung, die Gott uns macht, der erste Teil unseres himmlischen Erbes; Gott verbürgt sich damit für die vollständige Erlösung derer, die sein Eigentum sind. Und auch das soll zum Ruhm seiner ´Macht und` Herrlichkeit beitragen. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 14, 23-27:
Jesus antwortete ihm: »Wer mich liebt, wird sich nach meinem Wort richten; dann wird ihn mein Vater lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen. Wer mich nicht liebt, richtet sich nicht nach meinen Worten – und dabei kommen doch die Worte, die ihr gehört habt, nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat. Ich habe euch dies gesagt, solange ich noch bei euch bin. Der Vater wird euch in meinem Namen den Helfer senden, der an meine Stelle tritt, den Heiligen Geist. Der wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich selbst schon gesagt habe. Zum Abschied gebe ich euch den Frieden, meinen Frieden, nicht den Frieden, den die Welt gibt. Erschreckt nicht, habt keine Angst!" (GNB)

Die Leitgedanken der NAK tragen die Überschrift: Leben und Wandeln in Geist

Die Predigtgrundlage findet sich in „Gal 5, 25: Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln.“ (LUT)

Heute findet in den Gottesdiensten der NAK auch eine Bibellesung statt. Ist ist aus Apg 2,1–4.12–21:
Das Pfingstwunder
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an "einem" Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. (...) Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein.
Die Pfingstpredigt des Petrus
Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt. Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.« (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Das Pfingstfest verweist auf das machtvolle Eingreifen Gottes in die Geschichte. Der Heilige Geist begleitet die Kirche Christi durch die Zeit und stärkt die Glaubenden in ihrem Bemühen, nach dem Wohlgefallen Gottes zu leben und sich auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Erschallet ihr Lieder“ (172) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie 1714 in Weimar für Pfingsten und führte sie dort in der Schlosskapelle am 20. Mai 1714 zum ersten Mal auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Schmückt das Fest mit Maien" (T: Benjamin Schmolck 1715; M: Christian Friedrich Witt 1715). 

Kommentar: Zum Pfingstgeschehen möchte ich an dieser Stelle ausführlicher aus einem Artikel von Michael Welker mit dem Titel "Heiliger Geist“ zitieren:
„Klare Kriterien für die Unterscheidung der Geister und der Erkenntnis des Geistes Gottes geben die Jesaja-Texte, die vom 'Ruhen des Geistes' auf dem vom Gott Erwählten sprechen und die das NT auf Jesus Christus bezieht (Jes 11; 42; 61; z. B. Mt 12, 15-21). Der von Gott Erwählte, auf der der Geist Gottes ruht, bringt Gerechtigkeit, Erbarmen mit den Armen, Leidenden, Schwachen und Verfolgten und wahre Gotteserkenntnis und -verehrung – und zwar für Israel und für die Völker.
Mit der Verbindung von Gerechtigkeit, Schutz der Schwachen und wahrem Gottesdienst wird auf das Gesetz des AT angespielt. Vom sogen. Bundesbuch an (Ex 20, 22-23, 33) bis hin zum Rückblick auf 'das Wichtigste am Gesetz: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glaube' (Mt 23, 23) wird durch das Gesetz und die Verbindung mit ihm der Zusammenhang von Recht, Erbarmen und dem Gott gemäßen Kult hervorgehoben. Derjenige, auf dem Gottes Geist ruht, bringt die 'Erfüllung des Gesetzes', und er bringt damit Befreiung und Frieden für Israel und den ganzen Erdkreis.
Eine für die Erkenntnis des Heiligen Geistes und seines Wirkens entscheidende Wende erfolgt in den neutestamentlichen Überlieferungen, die besagen: Jesus Christus, der, auf dem Gottes Geist ruht, ist auch der, der den Heiligen Geist 'ausgießt', der 'mit den Heiligen Geist tauft' (Mt 3, 11). Er gibt damit den Menschen Anteil am Geist und sie werden von ihm überkommen. (…) Auch die Rede von der 'Ausgießung des Geistes' findet sich schon im AT (Joel 3, 1ff). Die Pfingstgeschichte Apg 2, 17ff schließt ausdrücklich an Joel an. (…) Das Wunder der Geistausgießung liegt in einem unwahrscheinlichen gemeinsamen Verstehen inmitten sprachlicher, kultureller und sozialer Verschiedenheit. (…)
Der Geist Gottes wirkt also nicht nur durch ein Volk, nicht nur durch eine Kultur oder nur durch die Männer und Frauen oder nur durch die Alten oder nur durch die Herrschenden oder nur durch die Unterdrückten. Der Geist bricht immer wieder einseitige Herrschaftsverhältnisse auf, er führt zu lebendigen Formen von Gemeinschaft und wirkt Freiheit und Frieden unter den Menschen (Welker, 2007. In: Hübener&Orth, Wörter des Lebens. Stichwort: „Heiliger Geist“, 107ff). Zum Sichtwort „Wunder“ verweise ich auf Jürgen Wehnert, 2007. In: Hübener&Orth, 2007, Wörter des Lebens. Stichwort: „Wunder“, 256ff und auf Zimmermann, 2013.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Exaudi; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 08. Mai 2016

Psalm 86, 15


Die wartende Gemeinde (Erwartung des Geistes)


„Der Name dieses Sonntags leitet sich ab von dem Beginn der lateinischen Antiphon: Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te; miserere mei, et exaudi me (deutsch: HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich! (Ps 27,7))! Der Sonntag ist schon deutlich auf Pfingsten bezogen dadurch, dass er die wartende Haltung der Gemeinde und damit ihre Abhängigkeit vom Heilswirken Gottes herausstreicht, und von daher eigentlich nicht mehr Bestandteil des Osterfestkreises, der mit Christi Himmelfahrt abschloss.
Der Sonntag Exaudi spiegelt die Spannung wider, in der die Jünger sich befanden, nachdem ihr Herr gen Himmel aufgefahren war. Sie wissen um die Verheißung des Geistes, haben ihn aber noch nicht erfahren. Sie leben in einer kaum erträglichen Spannung, denn das Vergangene hat nun keine Bedeutung mehr, und das Zukünftige hat keine Kraft. Die Gegenwart, in der sie machtlos sind, wird übermächtig und scheint sie zu fesseln. In diese Spannung hinein erklingt als Erinnerungsruf die Rede Jesu, in der er den Tröster, seinen Geist, verheißt.
Am 6. Sonntag nach Ostern hören wir die Verheißungen des Geistes und beten, dass dieser Geist unter uns sei und wirke. Wohl wissen wir von Pfingsten her, dass der Geist Gottes schon ausgegossen ist auf alles Fleisch, aber oft erkennen wir unsere eigene Trägheit, die dem Wirken des Geistes keinen Platz gewährt. Aufgrund der Verheißungen aber glauben wir, dass der Geist uns erfüllt und unsere Trägheit von uns nimmt“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 86:
Herr, bewahre mich vor Verfolgung und Gewalt!
Herr, schenke mir ein offenes Ohr, erhöre mich, denn ich bin arm und vom Leid gebeugt. Schütze mein Leben, ich gehöre ja zu dir! Hilf mir, deinem Diener, der auf dich vertraut – du bist doch mein Gott! Hab Erbarmen mit mir, Herr; zu dir rufe ich den ganzen Tag. Erfreue das Herz deines Dieners, denn nach dir, Herr, sehnt sich meine Seele. Du, Herr, bist doch gütig und gern bereit zu vergeben, reich an Gnade gegenüber allen, die zu dir rufen. Höre auf mein Gebet, Herr, und achte auf mein lautes Flehen! In meiner Not rufe ich zu dir, denn du wirst mir antworten. Keiner ist wie du, kein anderer Gott gleicht dir, Herr! Und nichts reicht heran an die Werke, die du vollbracht hast. Alle Völker, die du geschaffen hast, werden kommen und sich vor dir niederwerfen, Herr. Deinem Namen werden sie Ehre erweisen. Denn du bist groß und vollbringst Wunder. Du bist Gott, du allein! Weise mir deinen Weg, Herr! Ich möchte in Treue zu dir mein Leben führen. Richte mein Herz auf eines aus: deinem Namen in Ehrfurcht zu begegnen. Ich will dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen danken, deinen Namen möchte ich ehren für alle Zeit. Denn du hast mir deine Gnade so reich erwiesen und mein Leben den Tiefen des Totenreiches entrissen. Gott, vermessene Menschen treten mir als Feinde entgegen, eine Rotte gewalttätiger Leute trachtet mir nach dem Leben. Du bist ihnen völlig gleichgültig. Aber du, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, du gerätst nicht schnell in Zorn, sondern bist reich an Gnade und Treue. Wende dich mir wieder zu und sei mir gnädig! Verleih deinem Diener deine Kraft, und hilf dem Sohn deiner Dienerin! Gib mir ein Zeichen dafür, dass du es gut mit mir meinst. Alle, die mich hassen, sollen es sehen und sich schämen, weil du, Herr, mir geholfen und mich getröstet hast. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Joh 15, 26-16, 4:
Wenn der Helfer kommen wird, wird er mein Zeuge sein – der Geist der Wahrheit, der vom Vater kommt und den ich zu euch senden werde, wenn ich beim Vater bin. Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen.« »Ich sage euch diese Dinge, damit ihr euch durch nichts ´vom Glauben` abbringen lasst. Man wird euch aus den Synagogen ausschließen. Ja, es kommt eine Zeit, wo jeder, der euch tötet, meint, Gott damit einen Dienst zu erweisen. Das alles werden sie deshalb tun, weil sie weder den Vater noch mich kennen. Wenn jene Zeit kommt, sollt ihr euch daran erinnern können, dass ich euch diese Dinge angekündigt habe. Darum spreche ich ´im Voraus` mit euch darüber.« »Bisher habe ich nicht mit euch darüber gesprochen, weil ich ja bei euch war. (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den Sonntag Exaudi tragen die Überschrift: „Beistand des Heiligen Geistes“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Johannes 14, 16: Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.“ (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „Am Sonntag nach Himmelfahrt werden Hilfe und Beistand des Heiligen Geistes zum Thema der Predigt. Hilfe und Beistand aus dem Heiligen Geist erleben wir, wenn wir in Übereinstimmung mit dem Evangelium leben und uns durch die Apostel in Wort und Sakrament auf die Wiederkunft Christi vorbereiten lassen“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: „Sie werden euch in den Bann tun“ (BWV 183) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie in Leipzig für Exaudi, den Sonntag nach Himmelfahrt, und führte sie am 13. Mai 1725 erstmals auf. Mit demselben Bibelwort beginnt eine weitere Kantate Bachs zum gleichen Anlass aus dem Jahr 1724, die als BWV 44 geführt wird.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist (T: Martin Luther 1524; M: Kempten um 1000, Erfurt 1524, Martin Luther 1529).

Kommentar: Die Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist der ersten Abschiedsrede Jesu entnommen. Das von Luther und der GSB benutzte Wort "Tröster" ist treffender mit "Beistand" zu übertragen, wie es EU, Herder-Bibel und ELB taten, denn im griechischen Original steht das Wort "Paraklet" jeweils an dieser Stelle. In der NGÜ und bei Jörg Zink steht "Helfer".
Der Scheidende sorgt durch Nachfolger einerseits für Kontinuität seines Werkes. Andererseits erhält Jesu Schülerschaft erst durch den "Weggang" Jesu, seinem Kreuzestod, ein Vermächtnis. Das Vermächtnis lautet: "Liebet einander, so wie ich euch geliebt habe!" Erst durch den ewigen "Beistand" wird es möglich, dieses Erbe zu empfangen und zu erfüllen. Der Beistand ist der direkte Zuspruch der Liebe Gottes an die Schülerschaft, die nachfolgende Christenheit, die immer und immer wieder zur Wirkung kommt. So wird der Beistand, Helfer, Tröster unmittelbar und unvermittelt zu Gottes "Ja" an den Menschen (vergl. dazu ausführlich: Wengst, 2001, 126).

Mittwoch, 4. Mai 2016

Christi Himmelfahrt; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 05. Mai 2016



Die Herrschaft Christi


„Der Tag Christi Himmelfahrt stellt einen Einschnitt in der Osterzeit dar, aber nicht ihr Ende. Mit ihm beginnt eine von Unsicherheit geprägte Zeit, denn nun ist der Herr fort, tatsächlich fortgerückt, bevor er dann zu Pfingsten endlich wieder den Jüngern in Form des Heiligen Geistes nahe ist. Auch wenn wir von Pfingsten wissen und im Grunde immer in der Pfingstzeit leben, ist es gut, sich dieser Gottesferne, die ja auch Jesus selbst am Kreuz für uns durchlebt hat, zumindest emotional auszusetzen. Am Himmelfahrtstag selbst ist das natürlich nicht angebracht, denn der Tag Christi Himmelfahrt ist die Thronbesteigung Jesu und damit ein äußerst großartiges Fest. Am Himmelfahrtstag denken wir an die Allmacht und Allgegenwart Gottes. Wir wissen, dass die Geschichte in seiner Hand liegt und auch die Politik sich nicht ohne das Wissen Gottes ereignet. Wir glauben daran, dass er wiederkommen wird, um uns heimzuführen in sein Reich, und werden durch diesen Glauben zur Gemeinschaft untereinander in gegenseitigem Vertrauen befähigt“ (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Philipper 2, 5-11:
Das ist die Haltung, die euren Umgang miteinander bestimmen soll; es ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat.
Jesus Christus, unser Vorbild
Er, der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus. Im Gegenteil: Er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener. Er wurde einer von uns - ein Mensch wie andere Menschen. Aber er erniedrigte sich ´noch mehr`: Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich; er starb am Kreuz ´wie ein Verbrecher`. Deshalb hat Gott ihn auch so unvergleichlich hoch erhöht und hat ihm ´als Ehrentitel` den Namen gegeben, der bedeutender ist als jeder andere Name. Und weil Jesus diesen Namen trägt, werden sich einmal alle vor ihm auf die Knie werfen, alle, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind. Alle werden anerkennen, dass Jesus Christus der Herr ist, und werden damit Gott, dem Vater, die Ehre geben. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Lk 24, 50-53:
Jesus wird in den Himmel aufgenommen
Darauf führte Jesus sie aus der Stadt hinaus nach Betanien. Dort erhob er die Hände, um sie zu segnen. Und während er sie segnete, entfernte er sich von ihnen und wurde zum Himmel emporgehoben. Sie aber warfen sich vor ihm nieder. Dann kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück. Sie verbrachten ihre ganze Zeit im Tempel und priesen Gott. (GNB)

Die Leitgedanken der NAK tragen die Überschrift: „Was seht ihr zum Himmel?

Die Predigtgrundlage findet sich in „Apg 1, 10-11: Als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“ (LUT)

An diesem Tag erfolgt zudem eine Bibellesung. Sie ist aus "Markus 16,14−19:
Zuletzt, als die Elf zu Tisch saßen, offenbarte er sich ihnen und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härte, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten als Auferstandenen. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden. Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes." (LUT)

Begründet wird dieser Schwerpunkt so: „An Himmelfahrt gedenken wir der Rückkehr des auferstandenen Gottessohnes zum Vater. Die Jünger Jesu sind Zeugen der Himmelfahrt. An Himmelfahrt geschieht die sichtbare Erhöhung des Erstlings, Jesus Christus. Er, der auch wahrer Mensch ist, sitzt nun zur Rechten Gottes. Nun beginnt die Mission der Apostel, die jeder Christ unterstützen sollte. Jesus Christus, der in den Himmel gefahren ist, wird - so ist das Zeugnis des Neuen Testaments - wiederkommen und die Seinen zu sich nehmen.“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt in mir die Kantate: Auf Christi Himmelfahrt allein (BWV 128) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie in Leipzig für den Himmelfahrtstag und führte sie am 10. Mai 1725 erstmals auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: Auf Christi Himmelfahrt allein (T: Ernst Sonnemann 1661; M: Martin Luther 1529).

Kommentar: Schwerpunktthema ist erneut die Mission und der Sendungsauftrag. Siehe dazu meinen Post zum Sonntag Rogate. Die Lesung werde ich nicht kommentieren. Sie ist den sogen. "sekundären Mk-Schlüssen" entnommen, die zwar kanonisch sind, aber eben sekundär.  Siehe dazu auch Peter Dschulnigg: Das Markusevangelium, 2007.

"Mit der Taufe haben alle ihre Glieder Anteil an ihrem Dienst in der Welt: Evangelisierung gehört zum Glaubensvollzug des gesamten Gottesvolkes. 'Mission darf nicht länger als eine spezielle Aufgabe der Kirche begriffen werden, als etwas, was man tun oder auch lassen kann. Jeder einzelne Christ ist demnach Missionar und gibt in Handeln und Reden Zeugnis vom Evangelium. Christliche Existenz ist missionarische Existenz.' (Collet, Giancarlo: “Keine aufdringliche Rechthaberei”. Fragen zum heutigen Missionsverständnis an Professor Giancarlo Collet, in: Herder Korrespondenz 12 (1995), 649-654, 649.)
Der Sendungsauftrag besteht darin, Gottes Handeln in der Welt und in der Zeichenhaftigkeit der Religionen sichtbar zu machen. Der tragende und bestimmende Grund und die lebendige Wirklichkeit, die jede kirchliche Sendung begründet, ist der lebendige Christus; sein Wort und Handeln sind bestimmend für jede Mission.
Das endgültige Ziel kirchlicher Evangelisierung ist es, die Menschen mit ihrer ganz konkreten Lebenswirklichkeit und inmitten ihrer Lebensräume zu erreichen und sie am göttlichen Leben und an der göttlichen Liebe teilhaben zu lassen.
Deswegen ist Mission ”gesandt-zu-sein” in aktuelle gesellschaftliche Bezüge; dort trägt sie je nach den besonderen Gaben und Charismen ihrer Träger dazu bei, jede Unmenschlichkeit abzuschaffen und zur Vermenschlichung des Menschen ihren Beitrag zu liefern, indem sie allen Jesus Christus offenbart (Quelle: Kathpedia - Die freie katholische Enzyklopädie. Download vom 3.5.16).

So bedeutet Mission nicht die "Unterstützung von Aposteln", sondern die Unterstützung Christi selbst in der Nachfolge und durch die Nachfolge. 

Epilog: Ein Liedvergleich:
EKG 121: Auf Christi Himmelfahrt allein mit dem Lied im NGB 70: Auf Christi Himmelfahrt allein
(1) Auf Christi Himmelfahrt allein ich meine Nachfahrt [Hoffnung] gründe
und allen Zweifel, Angst und Pein hiermit stets überwinde;
denn weil das Haupt im Himmel ist, wird seine Glieder Jesus Christ zur rechten Zeit nachholen. 
(2) Weil er gezogen himmelan und große Gab empfangen, [Weil du vorauf gegangen bist, die Stätte zu bereiten]
mein Herz auch nur im Himmel kann, sonst nirgends, Ruh erlangen; [wirst du auch mich, Herr Jesu Christ, gar bald zum Himmel leiten.]
denn wo mein Schatz gekommen hin, da ist auch stets mein Herz und Sinn, nach ihm mich sehr verlanget. [Aus Gnaden ziehst du mich dorthin, erfüllst mir heut schon Herz und Sinn mit gläubigem Verlangen.]
(3) Ach Herr, lass diese Gnade mich von deiner Auffahrt spüren,
dass mit dem wahren Glauben ich mag meine Nachfahrt zieren [dass mit den Geistes Früchten ich kann meine Seele zieren]
und dann einmal, wenn's dir gefällt, mit Freuden scheiden aus der Welt. Herr höre doch mein Flehen! [damit auch ich an deinem Tag, verwandelt mit den Deinen, mag zur Herrlichkeit eingehen.]

Dieses Lied ist ein Beispiel von vielen, wie christliches Liedgut ins "neuapostolische" übersetzt wird. Auch dann, wenn der Inhalt sogar mit den Sonderlehren der NAK vereinbar ist.