Donnerstag, 9. Juli 2015

6. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 12. Juli 2015

Einleitung: „’Nach dem Evangelium leben’ heißt die Themenreihe, die im Juli beginnt. Der zweite Juli-Sonntag hat zum Thema, dass Gott sich auf die Seite derer stellt, die sich nach seinem Willen bewusst am Evangelium ausrichten. Das bedeutet für uns Anstrengung - ja, vielleicht müssen wir auch manches aushalten und durchstehen. Dazu treibt uns der Geist Gottes und hilft heraus aus unserer Unvollkommenheit. Trotz manches Misserfolgs bei unseren Bemühungen ist es dann aber tröstlich zu wissen, dass Gott mit seiner Liebe bei uns ist. Dieser Liebe können wir gewiss sein, auch wenn wir uns oft lieblos und selbstsüchtig verhalten. Seine Liebe zu uns bleibt, und wir wollen ihr durch Wort und Tat entsprechen, denn er will uns segnen!“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Gott ist mit uns!“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Röm 8, 31b: Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Gott ist mit denen, die seinen Willen achten und sich auf ihn verlassen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Apostel Paulus spricht in seinem Brief an die Römer von der Befreiung von der Sünde, vom Tod und vom Gesetz (Röm 5-7). Dann bringt er das Leben im Geist zur Sprache: Er erklärt, dass die, die der Geist Gottes treibt, Kinder Gottes sind (Röm 8, 14), und erläutert den Heilsplan Gottes (Röm 8, 28). In diesem Zusammenhang steht unser Textwort. Den Abschluss des Kapitels bildet das bekannte Wort: Nichts kann uns von Gottes Liebe scheiden! (Röm 8, 38-39).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Gott ist an der Seite derer, die sich nach seinem Willen ausrichten. Er ermöglicht ihnen, Schwierigkeiten zu überwinden, und segnet sie. Gott ist bei denen, die
  • Frieden suchen;
  • richtige Prioritäten setzen;
  • ihm vertrauen;
  • demütig sind.
Wir achten den Willen Gottes, indem wir in der Gemeinde bleiben, den Aposteln folgen, unseren Willen unter den Willen Gottes stellen und um das Wohl des Nächsten bemüht sind“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die Predigtgrundlage ist von dem Briefcorpus entnommen, in dem Paulus verschiedene theologische Themen behandelt. In Röm 5-8 geht es um das "Leben der gerechtfertigten Christen im Frieden mit Gott unter den Bedingungen der alten Welt. (...) Röm 8, 13-30 entwirft ein kosmisch erweitertes eschatologisches Hoffnungsbild. Paulus versteht die Christen nun zunächst als Teil der Schöpfung und weist auf das zukünftige Freiheits- und Herrlichkeitsschicksal der ganzen Schöpfung hin, dessen Anfang die Christen sein werden (V 19). Wichtiger als dieser eschatologische Horizont ist Paulus dann aber abschließend noch einmal die gegenwärtige Leidens- und Hoffnungsexistenz der Christen (Vv 23ff), die sich besonders im Gebet realisiert (Vv 26ff).
In Röm 8, 31-39 eröffnet Paulus nochmals die eschatologische Gerichtsperspektive und bringt dann die Überzeugung von der Rettung der Christen zum Abschluss. So weit Paulus in Röm 8 auch kosmisch ausgreift, am Schluss steht die Formulierung der präzisen Überzeugung, die Christen seien gerecht vor Gott (8, 33). Diese Gerechtigkeit, die von Jesus Christus stellvertretend erfüllt wurde, wird als gegenwärtige Leidensexistenz (Vv 35f) und zukünftige Herrlichkeitsexistenz (V 18) beschrieben" (Oda Wischmeyer: Römerbrief, 266. In: Wischmeyer, 2006,  241-274).


An diesem Sonntag feiern wir den 6. Sonntag nach Trinitatis - „O dass mein Leben deine Gebote mit ganzem Ernst hielte.“

„Der 6. Sonntag nach Trinitatis konzentriert sich diesmal auf die Taufe als dem Beginn eines neuen Lebens. In diesem Zusammenhang wird auch der Gedanke eines 'lebenslangen Bundes' aufgenommen. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als 'Sakramentssonntage' bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in seiner Bedeutung für das Leben des Christen gedacht.
Am 6. Sonntag nach Trinitatis hören wir von der Taufe, dass wir durch sie zu Gottes Volk hinzuberufen sind. Die Taufe lässt uns teilhaben an dem Tod und der Auferstehung Jesu, und so haben wir auch Teil an dem wunderbaren Licht, das mit Jesus in diese Welt leuchtet“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Es ist das Heil uns kommen her (BWV 9)
Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust (BWV 170)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 119, 1-8:
Das große Loblied auf Gottes Wort
Glücklich zu preisen sind alle, deren Lebensweg untadelig ist, die den Weg gehen, den das Gesetz des Herrn zeigt. Glücklich sind, die auf alles achten, was er in seinem Wort bezeugt, die von ganzem Herzen nach ihm fragen, die kein Unrecht tun, sondern auf Gottes Wegen gehen. Du selbst, ´Herr`, hast uns deine Ordnungen anbefohlen, damit wir sie mit ganzem Ernst beachten. Ach, dass ich doch beständig die Wege gehen möge, auf denen ich deine Bestimmungen einhalte! Dann werde ich nicht in Schande enden, wenn ich auf all deine Gebote schaue. Mit aufrichtigem Herzen will ich dir danken, wenn ich immer besser deine Rechtsordnung befolgen lerne, in der sich deine Gerechtigkeit spiegelt. An deine Bestimmungen will ich mich halten, verlasse du mich nur nicht ganz und gar! (NGÜ)

Die Epistel steht in Röm 6, 3-11.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 28, 16-20:
Jesus zeigt sich seinen Jüngern
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, zu dem Jesus sie bestellt hatte. Als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder, doch einige hatten auch Zweifel. Jesus trat auf sie zu und sagte: »Gott hat mir unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht nun zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen! Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe. Und das sollt ihr wissen: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.« (GNB)

Kommentar: Der Theologe Ernst Lange hat bereits 1958 in seinem Buch "Die zehn großen Freiheiten" versucht, die Zehn Gebote nicht als Zwangsjacke, sondern als Orientierungshilfen für ein freies Leben zu interpretieren. Darin veröffentlichte er auch eine Fassung unter dem Titel "Du sollst frei sein" von Ernst Lange. Du sollst frei sein, das ist die heimliche Überschrift, die über allen Geboten steht. Hört man sie mit, dann fangen die Gebote an, ganz neu zu uns zu sprechen:

Du sollst frei sein
von allen Mächten, die sich zum Herrn über dich erheben wollen:
Sei es die Macht des Geldes, der öffentlichen Meinung oder der Angst, vor den Unabwägbarkeiten des Lebens. Ich bin der Herr, der die ganze Welt regiert.

Du sollst frei sein
von der Not, dich meiner Hilfe immer wieder angstvoll versichern zu müssen. "ICH BIN DA" ist mein Name, und das heißt: Ich will für dich da sein, wenn du mich brauchst.

Du sollst frei sein
von dem Alltagsgeschäft, das dir die Luft zum Atmen zu nehmen droht.
Ich schenke dir die Ruhe, die du brauchst, um wieder zu dir zu finden und zu erkennen, dass du aus meinen Händen kommst und von mir gehalten bist.

Du sollst frei sein
von der Unmündigkeit und ein Mensch werden, der verantwortlich ist und der die Sorge übernehmen kann für die Eltern, die nicht mehr selbst für sich sorgen können. Ich habe dich geschaffen, Liebe zu empfangen und Liebe zu geben.

Du sollst frei sein
von dem Zwang, dein Leben gegen andere erkämpfen zu müssen und dabei selbst deine Menschlichkeit zu verlieren. Ich habe alles Leben geschaffen, und ich will es schützen.

Du sollst frei sein
von der Jagd nach immer neuem Glück, die dich doch nicht glücklich macht.
Ich schenke dir die tragfähige Gemeinschaft mit einem Menschen, in der du Erfüllung findest.

Du sollst frei sein
von dem Druck, dich auf Kosten anderer bereichern zu müssen, sei es, indem du sie ausnutzt, sei es, indem du sie um ihr Eigentum bringst. Ich will dir genug von allem geben.

Du sollst frei sein
die Wahrheit zu sagen, wann immer es nötig ist - ohne Rücksichtnahme auf Dinge, die keine Rücksichtnahme verdienen. Ich selbst bin die Wahrheit, und wahrhaftig sind die Menschen, die zu mir gehören.

Du sollst frei sein
von der Eifersucht auf die Liebe, die anderen gilt. Ich schenke Dir Liebe genug für Dein ganzes Leben.

Du sollst frei sein
von dem Neid auf das, was anderen gehört. Ich will dir schenken, was Du zum Leben brauchst.

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