Donnerstag, 23. Juli 2015

9. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 02. August 2015

Einleitung: „Im Monat Juli lagen die Schwerpunkte der Gottesdienste in verschiedenen Hinweisen, wie wir gemäß dem Evangelium Jesu Christi leben. Wir wurden aufgefordert, uns von der Liebe Gottes leiten zu lassen, Frieden zu stiften, großmütig zu sein und für das Wohl des Nächsten, auch hinsichtlich seines seelischen Wohlergehens, tätig zu werden. Wer so handelt, erfüllt den Willen Gottes und wird durch solche Taten in seinem Glaubensleben gestärkt. Dies erklärte Jesus seinen Jüngern mit den Worten: ‚Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat‘ (Joh 4, 34). Seine Kraft, sein Vertrauen zu Gott, seine Gelassenheit in Anfechtung und Ungerechtigkeit waren Ergebnis seines Gehorsams, der ‚geistlichen Speise‘, und sind Ansporn für unser Glaubensleben. Auch wir erfahren die Hilfe und Kraft Gottes, wenn wir in Glauben und Vertrauen unseren Lebensweg meistern. Von diesen Glaubenserfahrungen hören wir in den Gottesdiensten im Monat August, die unter der Themenreihe ‚Den Glauben erleben‘ stehen.
Am ersten Sonntag des Monats steht die Erkenntnis im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Nur der Glaubende kann erfahren, was der Wille Gottes ist. Er handelt voller Vertrauen nach dem Hinweis Jesu: ‚Wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan‘ (Lk 11, 10). Durch den Glauben an Jesus Christus, sein Leben und seine Lehre, ist es dem Glaubenden möglich, die Gebote Gottes recht zu verstehen und sie in rechter Weise für sein Leben zu nutzen. Dann kann er erleben, dass er in allen Situationen in seinem Handeln Sicherheit hat und Gottes Beistand spürt. Es ist wohltuend, dass wir, sooft wir im Alltag nach dem Willen Gottes handeln, also uns nach seinen Geboten ausrichten, eine unmittelbare Freude in uns spüren. Diese Freude ist ein Zeugnis dafür, dass Gott mit seinem Wohlgefallen und seiner Kraft bei dem ist, der nach ihm fragt und Jesus Christus ernsthaft und wahrhaftig nachfolgt.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Ausrichten am Gebot Gottes“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Ps 119, 66: Lehre mich heilsame Einsicht und Erkenntnis; denn ich glaube deinen Geboten.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir wollen nach Erkenntnis streben, um Gottes Gebote zu halten.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der Abschnitt Psalm 119, 65-72 enthält Lob und Dank, aber auch eine Bitte um rechte Erkenntnis. ‚Heilsame Einsicht’ und ‚Erkenntnis’ haben die gleiche Bedeutung: Es geht dem Psalmisten um das rechte Verständnis des göttlichen Willens, wie er beispielsweise im mosaischen Gesetz zum Ausdruck kommt.

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Der Psalmist baute und vertraute auf Gottes Gebote, bat aber auch Gott um deren rechtes Verständnis.
  • Durch Jesus Christus haben wir einen neuen Blick auf das Gesetz, das Jesus in Wort und Tat erfüllte.
  • Durch Erfüllung der Gebote Jesu geben wir Zeugnis von der Ernsthaftigkeit und Wahrhaftigkeit unseres Glaubens und unserer Erkenntnis“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: Interessant ist, dass die Predigtgrundlage des heutigen Sonntags dem Ps 119 entnommen ist, der an den vergangenen beiden Sonntagen der Psalm aus der fortlaufenden Bibellese war. Damit ist die NAK erfreulicherweise sehr nah an den Textgrundlagen der Trinitatiszeit des Jahrkreises. Dieser Psalm wird auch als "Das Güldene ABC" bezeichnet. Die GNB übersetzt wie folgt: "Stets bist du gut und tust mir so viel Gutes! Herr, hilf mir, deinen Willen zu erkennen!"
Die Lehre vom Heil (Seteriologie) lässt sich pragmatisch knapp mit den 4 "Allein-Worten" zusammenfassen:
  • allein Gott/Christus (soli deo/solus Christus)
  • allein durch die Schrift (sola scriptura)
  • allein durch den Glauben (sola fide)
  • allein durch die Gnade (sola gratia).
Mit dem Gebot der Liebe kann das ganze Gesetz erfüllt werden (siehe dazu: 1. Kor 13: "Das Hohelied der Liebe").

An diesem Sonntag feiern wir den 9. Sonntag nach Trinitatis - „Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott.“

„Der 9. Sonntag nach Trinitatis wird durch das Evangelium von den anvertrauten Zentnern bestimmt. Gott hat uns etwas gegeben, das zu vermehren durch unseren eigenen Einsatz möglich ist. Wir werden daran gemessen werden, wie wir diese "Gaben" fruchtbar einsetzen. Der Sonntag soll uns auch daran erinnern, dass was wir sind und haben, wir unserem himmlischen Vater zu verdanken haben. Am 9. Sonntag nach Trinitatis hören wir das Gleichnis von den anvertrauten Talenten und erfahren, dass Gott selbst uns mit Gaben beschenkt, die wir einsetzen können und sogar sollen. Dabei brauchen wir nicht zu sorgen, etwas zu verlieren, denn Gottes Gaben können nicht verloren gehen“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Was frag ich nach der Welt (BWV 94)
Herr, gehe nicht ins Gericht (BWV 105)
Tue Rechnung, Donnerwort (BWV 168)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 40:
Komm mir schnell zu Hilfe, Herr!
Beharrlich habe ich auf den Herrn gehofft, da wendete er sich mir zu und erhörte mein Schreien. Er zog mich aus der Grube, die mein Ende bedeutet hätte, aus Schlamm und Morast, er stellte meine Füße auf festen Grund und gab meinen Schritten sicheren Halt. Ein neues Lied hat er mir geschenkt, lässt mich einen Lobgesang anstimmen auf ihn, unseren Gott. Viele Menschen werden sehen, was er für mich getan hat. Dann werden sie dem Herrn voll Ehrfurcht vertrauen. Glücklich zu preisen ist, wer sein Vertrauen auf den Herrn setzt und nicht hört auf die Stolzen, die vom richtigen Weg abweichen und nur allzu leicht zum Lügen bereit sind. Herr, mein Gott! Wie oft hast du Wunder geschehen lassen, wie zahlreich sind deine Pläne, die du mit uns hast! Keiner ist wie du! Wollte ich alles erzählen, was du getan hast – ich könnte es gar nicht – dazu ist es viel zu viel! An Schlachtopfern und Speiseopfern hast du kein Gefallen, aber du gabst mir Ohren, die offen sind für dich6, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht von mir verlangt. Da habe ich gesagt: »Hier bin ich! Im Buch des Gesetzes ist von mir die Rede. Es erfüllt mich mit Freude, zu tun, was dir, mein Gott, gefällt. Deine Weisungen trage ich in meinem Herzen.« Vor der großen Versammlung habe ich verkündet, wie treu und gerecht du bist. Nichts konnte mich abhalten, davon zu reden, Herr, du weißt es. Dass du uns Heil schenkst8, hielt ich nicht in meinem Herzen verborgen, von deiner Treue und deiner Hilfe habe ich erzählt. Vor den Versammelten habe ich nicht verschwiegen, was für ein gnädiger und zuverlässiger Gott du bist. Du, Herr, wirst mir dein Erbarmen nicht entziehen, deine Gnade und deine Treue werden mein ständiger Schutz sein. Von allen Seiten dringt Unheil auf mich ein, meine Sünden haben mich eingeholt – es sind so viele, dass ich sie nicht mehr überblicken kann. Sie sind zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf – und mein Herz ist ganz verzagt. Herr, mögest du Gefallen daran haben, mich zu retten! Komm mir schnell zu Hilfe, Herr! Hohn und Spott sollen allesamt ernten, die mir nach dem Leben trachten und es auslöschen wollen! Ja, alle, die mein Unglück herbeiwünschen, mögen abziehen, beladen mit Schmach und Schande! Über ihre eigene Schmach sollen sie starr sein vor Entsetzen, sie, die mich verhöhnen: »Ha! Das geschieht dir recht!« Doch alle, die dich suchen, sollen jubeln vor Freude über dich. Ja, alle, die nach deiner Hilfe verlangen, sollen es immer wieder bezeugen: »Der Herr ist groß!« Ich bin arm und vom Leid gebeugt, aber der Herr denkt an mich. Du bist meine Hilfe und mein Befreier – mein Gott, zögere nicht länger! (NGÜ)

Die Epistel steht in Phil 3, 7-14.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 25, 14-30:
Das Gleichnis vom anvertrauten Geld
»Es ist wie bei einem Mann, der verreisen wollte. Er rief vorher seine Diener zusammen und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Zentner Silbergeld, dem anderen zwei Zentner und dem dritten einen, je nach ihren Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Der erste, der die fünf Zentner bekommen hatte, steckte sofort das ganze Geld in Geschäfte und konnte die Summe verdoppeln. Ebenso machte es der zweite: Zu seinen zwei Zentnern gewann er noch zwei hinzu. Der aber, der nur einen Zentner bekommen hatte, vergrub das Geld seines Herrn in der Erde. Nach langer Zeit kam der Herr zurück und wollte mit seinen Dienern abrechnen. Der erste, der die fünf Zentner erhalten hatte, trat vor und sagte: ›Du hast mir fünf Zentner anvertraut, Herr, und ich habe noch weitere fünf dazuverdient; hier sind sie!‹ ›Sehr gut‹, sagte sein Herr, ›du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du hast dich in kleinen Dingen als zuverlässig erwiesen, darum werde ich dir auch Größeres anvertrauen. Komm zum Freudenfest deines Herrn!‹ Dann kam der mit den zwei Zentnern und sagte: ›Du hast mir zwei Zentner gegeben, Herr, und ich habe noch einmal zwei Zentner dazuverdient.‹ ›Sehr gut‹, sagte der Herr, ›du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du hast dich in kleinen Dingen als zuverlässig erwiesen, darum werde ich dir auch Größeres anvertrauen. Komm zum Freudenfest deines Herrn!‹ Zuletzt kam der mit dem einen Zentner und sagte: ›Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nichts ausgeteilt hast. Deshalb hatte ich Angst und habe dein Geld vergraben. Hier hast du zurück, was dir gehört.‹ Da sagte der Herr zu ihm: ›Du unzuverlässiger und fauler Diener! Du wusstest also, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nichts ausgeteilt habe? Dann hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank bringen sollen, und ich hätte es mit Zinsen zurückbekommen! Nehmt ihm sein Teil weg und gebt es dem, der die zehn Zentner hat! Denn wer viel hat, soll noch mehr bekommen, bis er mehr als genug hat. Wer aber wenig hat, dem wird auch noch das Letzte weggenommen werden. Und diesen Taugenichts werft hinaus in die Dunkelheit draußen! Dort gibt es nur noch Jammern und Zähneknirschen.‹« (GNB)

Kommentar: Schwerpunkt der Parabel ist die Mahnung zur Verantwortungsübernahme für das eigene Handeln. Eine theologisch lohnende Frage ist, wie wohl der Herr mit einem Sklaven verfahren wäre, der alles riskiert und alles verloren hätte (vergl. Christian Münch: Gewinnen oder Verlieren - Von den anvertrauen Geldern. In: Zimmermann, 2007, 240-254). Diese Reflexion könnte Thema einer Predigt sein. Hierzu lohnt sich das Lesen des Romans von Tom Wolfe: Ein ganzer Kerl.

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