Sonntag, 2. August 2015

10. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 09. August 2015

Einleitung: „Im heutigen Sonntagsgottesdienst werden wir ermutigt, uns mit der Heiligen Schrift und den Inhalten unseres Glaubens, wie sie bspw. in unserem Katechismus beschrieben sind, zu beschäftigen. Dadurch wird unsere Überzeugung gestärkt und wir können für andere ein Zeugnis sein. Fortschritte im Glauben können von unserem Umfeld wahrgenommen werden. Wer überzeugt seines Glaubens lebt und davon spricht, hat selbst Gotterleben und kann darüber hinaus dem Nächsten Orientierung, Trost, Mut und Freude vermitteln.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Fortschritt im Glauben“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „1 Tim 4, 13 und 15: Fahre fort mit Vorlesen, mit Ermahnen, mit Lehren, bis ich komme. Dies lass deine Sorge sein, damit gehe um, damit dein Fortschreiten allen offenbar werde.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir wollen als Brautgemeinde sichtbare Fortschritte im Glauben machen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Die Briefe an Timotheus und an Titus werden oft „Pastoralbriefe“ genannt. Diese Briefe behandeln vor allem Fragen, die Amtsträger betreffen und die Ordnung in der Gemeinde. Außerdem kämpfen sie gegen Irrlehrer, die Ende des ersten Jahrhunderts verstärkt in den Gemeinden auftauchen und das Evangelium, wie es die Apostel gepredigt haben, verändern wollen.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Wir wollen in der Bibel lesen, um sie zu kennen und zu verstehen; wir wollen uns gegenseitig ermahnen und Lehrer im Glauben sein. Unsere Fortschritte zeugen von der Wirkkraft des Heiligen Geistes und des Apostolats sowie von unserer Liebe zu Christus“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die NAK-LG stellen keinen Bezug zu dem Israelssonntag her. Die Frage nach dem "auserwählten Volk" wird weder gestellt noch reflektiert.
Dafür werden die Christen, die sich in der Neuapostolischen Kirche (NAK) engagieren erneut von der Kirchenleitung (KL) dazu aufgefordert, mehr in der Bibel zu lesen, um so das Bibelwissen zu vertiefen.
  • Allerdings werden nur sehr kurze Textstellen als Predigtgrundlage genutzt und/oder, wie heute, Verse weggelassen und nicht mit zitiert. Der Zusammenhang und die Wortumgebung kommen dabei zu kurz. Bibelwissen kann auf diese Weise nicht gefördert werden.
  • Auch finden nur in Ausnahmefällen in den Gottesdiensten Bibellesungen aus den Evangelien und/oder den Psalmen statt.
  • Drittens regte der Kirchenpräsident der NAK Stammapostel J.-L. Schneider einen monatlichen bibelkundlichen Gottesdienst in den Gemeinden an und konstatiert ein mangelndes Bibelwissen der Gläubigen und der Amtsträger. Die KL betont, dass eine Wortauslegung aus primär eschatologischer Perspektive nicht (mehr) ausreicht. Auch stellt die KL fest, dass sich Predigten offenbar (zu) häufig in „Nebenthemen“ verlieren und nicht den eigentlichen Kern des zu verkündigenden Wortes treffen (vergl. Leitgedanken der NAK von Februar 2015). Diese bibelkundlichen Gottesdienste finden jedoch in Norddeutschland/Kiel gar nicht statt.
  • Viertens hat sich die Bezirksleistung in Kiel entschlossen, Gesprächskreise zur Vertiefung des Bibelwissens und des Wissens über den neuapostolischen Glauben nicht anzubieten und untergräbt das Zustandekommen dieser Gesprächskreise.
Ein beispielhaftes Vorbild könnte der Aufforderung der KL mehr Glaubwürdigkeit verleihen.


An diesem Sonntag feiern wir den 10. Sonntag nach Trinitatis (Israelssonntag) - „Verbirg mich vor den Anschlägen der Bösen.“

„Der 10. Sonntag nach Trinitatis bildet den ungefähren Mittelpunkt der Trinitatiszeit und hat daher eine besondere Stellung. Dies wird dadurch unterstrichen, dass er sich dem Verhältnis der Kirche zum Volk Israel widmet, ein Thema, das von großer Bedeutung für die christliche Kirche ist. Die Überlegungen dazu werden selbstverständlich auch den Holocaust und die neonazistischen Strömungen in unserer Gesellschaft beinhalten müssen. Auf der anderen Seite dürfen die Unterschiede nicht übersehen werden. Allerdings ist es wichtig, dass wir erkennen, dass unsere Wurzeln im Volk Israel, dem Volk Gottes, verankert sind, und nicht ins Leere greifen. Die Erkenntnis des Paulus, dass das Volk Israel nicht verworfen ist (Röm 11, 25-31), muss maßgeblich sein für unser Reden über und vor allem mit diesem Volk.
Am 10. Sonntag nach Trinitatis denkt die Kirche besonders an das Volk Israel und daran, dass Jesus selbst diesem Volk angehört. Das Leid, das Jesus um sein Volk trug, weil es sich nicht bekehren wollte, gibt uns kein Recht, Israel als das verworfene Volk zu bezeichnen. Vielmehr hören wir von Paulus, dass Israel um unseretwillen mit Blindheit geschlagen ist, damit wir selig werden; danach aber auch das Volk Israel als das wahre Volk Gottes“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
  • Schauet doch und sehet, ob irgend ein Schmerz sei (BWV 46)
  • Es reißet euch ein schrecklich Ende (BWV 90)
  • Nimm von uns, Herr, du treuer Gott (BWV 101)
  • Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben (BWV 102)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 64:
Gott sieht dem Unrecht nicht tatenlos zu
Höre, Gott, auf meine Stimme, auf mein Klagen! Beschütze mein Leben vor dem Schrecken, den meine Feinde verbreiten! Sei mein Schutz vor der Verschwörung dieser Übeltäter, vor der lärmenden Horde derer, die Unheil anrichten! Ihre Zunge gebrauchen sie wie ein scharfes Schwert; giftige Worte – das sind die Pfeile, die sie anlegen, um aus dem Hinterhalt unschuldige Menschen zu treffen. Plötzlich und ohne jede Scheu schießen sie auf ihre Opfer! Sie ermutigen sich gegenseitig zu bösen Plänen und verabreden, heimlich Fallen auszulegen. Dabei sagen sie: »Wer kann unsere Handlanger dabei schon ertappen?« Die übelsten Machenschaften hecken sie aus und brüsten sich: »Wir sind bereit! Unser Plan ist schlau erdacht!« Wie unergründlich ist doch, was im Inneren eines Menschen vorgeht, in der Tiefe seines Herzens! Doch dann schießt Gott seine Pfeile auf sie ab, ganz plötzlich sind sie schwer verwundet! Und so werden sie selbst zu Fall gebracht – was sie mit ihrer bösen Zunge anderen zufügen wollten, das kommt nun über sie. Alle, die sie sehen, schütteln entsetzt den Kopf. Ehrfurcht vor Gott erfüllt alle Menschen. Sie bekennen, was Gott getan hat, und verstehen nun: So handelt Gott! Wer nach dem Willen des Herrn lebt, der wird sich über ihn freuen und bei ihm Zuflucht suchen. Und alle Menschen, die von Herzen aufrichtig sind, werden sich glücklich schätzen. (NGÜ)

Die Epistel steht in Röm 9, 1-8, 14-16.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Lk 19, 41-48:
Jesus weint über Jerusalem
Als Jesus sich der Stadt näherte und sie vor sich liegen sah, weinte er und sagte: »Wenn doch auch du heute erkannt hättest, was dir Frieden bringt! Aber Gott hat dich blind dafür gemacht. Darum kommt jetzt über dich eine Zeit, da werden deine Feinde einen Wall rings um dich aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten einschließen. Sie werden dich und deine Bewohner völlig vernichten und keinen Stein auf dem andern lassen. Denn du hast den Tag nicht erkannt, an dem Gott dir zu Hilfe kommen wollte.« (GNB)

Kommentar: Jesus kann als Jude mit seinem Glauben nicht außerhalb der Tora stehen. Er versuchte die ursprüngliche Intention ernst zu nehmen und bezieht sich dabei auf den ursprünglichen Schöpferwillen Gottes in Gen 1-2. Der Rekurs auf Gottes Schöpfungsordnung durchstößt die von Menschen aufgerichteten trennenden Mauern. Die großen Themen der Verkündigung Jesu sind bereits in der Tora vorgezeichnet: Gottesherrschaft, Freudenbotschaft an die Armen, Entmächtigung der Starken, Sündenvergebung aus reiner Gnade und, vor aller Buße, Freude der Endzeit (vergl. Schneider, 2006, I, 265f).

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