Sonntag, 5. November 2017

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 12.11.2017


Mitten unter uns (Der Friede Christi)


Wochenspruch: 2. Kor 6, 2b:
„Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ (LUT)
„Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung!“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 90
Zuflucht in unserer Vergänglichkeit
Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind vor dir / wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, / sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst, das am Morgen blüht und sprosst und des Abends welkt und verdorrt. Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen, und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahinmüssen. Denn unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht. Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn, wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz. Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon. Wer glaubt's aber, dass du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm? Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. HERR, kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig! Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang. Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden. Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern. Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich / und fördere das Werk unsrer Hände bei uns. Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern! (LUT)

Im Mittelpunkt der Verkündigung am drittletzten Sonntag des Kirchenjahres steht die Wiederkunft Christi (Lk 17, 20-24):

Vom Kommen des Gottesreiches
Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Vom Tag des Menschensohns
Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 12.11.2017 ist aus „Offenbarung 22,13: Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ (LUT1984).
Dieser Vers ist dem letzten Abschnitt der Bibel entnommen:

Der Herr kommt
Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiss und wahrhaftig; und der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muss. Siehe, ich komme bald. Selig ist, der die Worte der Weissagung in diesem Buch bewahrt. Und ich, Johannes, bin es, der dies gehört und gesehen hat. Und als ich's gehört und gesehen hatte, fiel ich nieder, um anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir dies zeigte. Und er spricht zu mir: Tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der Mitknecht deiner Brüder, der Propheten, und derer, die bewahren die Worte dieses Buches. Bete Gott an! Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; denn die Zeit ist nahe! Wer Böses tut, der tue weiterhin Böses, und wer unrein ist, der sei weiterhin unrein; aber wer gerecht ist, der übe weiterhin Gerechtigkeit, und wer heilig ist, der sei weiterhin heilig. Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, einem jeden zu geben, wie sein Werk ist. Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig sind, die ihre Kleider waschen, dass sie Zugang haben zum Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt. Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun. Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der helle Morgenstern. Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst. Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn ihnen jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht. Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. – Amen, komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen! (LUT)

Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird jedoch so begründet: „Der zweite Sonntagsgottesdienst hat eine Selbstoffenbarung Christi zum Thema: Er beschreibt sich als das A und das O, als Anfang und Ende aller Dinge. Jesus Christus ist Schöpfer und Vollender unseres Heils. Er möge in unseren Herzen den ‚ersten Platz‘ haben, ihm gehört auch das letzte Wort“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 11/17, 3). Jesus Christus wird als „Quelle und Ziel“ des (neuapostolischen) Glaubens bezeichnet (ebd., 11). Ein Bezug zum (evangelischen) Kirchenjahr wird nicht hergestellt.

Kommentar:
Jeder Christ kann und wird die Aussage "Jesus Christus ist die Quelle und das Ziel des Glaubens" unterschreiben und mit "Amen!" und "Halleluja!" bekräftigen.
Doch was ist damit innerhalb der NAK gemeint?
Mitunter geht in dieser Kirche der Bezug zum Evangelium verloren oder wird zumindest stark in den Hintergrund gedrängt wird. Selbst der neuapostolische Apostel Schneider konstatierte in den Leitgedanken 2/15, der Predigtanleitung für die neuapostolischen Laienprediger, ein mangelndes Bibelwissen der Gläubigen und der Amtsträger. 
Nach innen pflegt die Kirche nach wie vor ihren Exklusivitätsanspruch: „Apostelamt und Kirche gehören zusammen. Es macht Kirche erst zur Kirche im Sinne Christi“
(http://neuapostolisch.de/db/199/Apostelamt-und-Kirche-gehoeren-zusammen.-Es-macht-Kirche-erst-zur-Kirche-im-Sinne-Christi).
Derzeit fordert die Kirchenleitung der Neuapostolische Kirche offensiv, neben dem Bekenntnis zum Apostolischen Glaubensbekenntnis ("Jesus Christus ist die Quelle und das Ziel des Glaubens") das Bekenntnis zu ihren Sonderlehren (Propria) ein. Es entsteht nach innen der Eindruck, als sollten diese derzeit geschärft wieder in den Vordergrund gerückt werden (Siehe dazu "Vorwurf Illoyalität" in glaubenskultur.de und die Posts in diesem Blog "In eigener Sache I und II.“)
In diesem Fall wird deutlich, dass die Neuapostolische Kirche derzeit eine starke Verknüpfung vornimmt zwischen dem theologischen Begriff der Nachfolge (Christi) und dem Gehorsam gegenüber dem neuapostolischen Apostelamt. M. E. kommt es nicht nur zu einer Verknüpfung, sondern sogar zu einer Verwechselung respektive zu einer Neuinterpretation und exklusiven Besetzung dieses Begriffes: lediglich ein unbedingter Gehorsam gegenüber der Amtskirche („Loyalität“) wird als „Nachfolge“ angesehen und auch zugelassen. Jesus und Apostelamt fließen fast völlig ineinander. Dies deutete sich bereits bei Amtsantritt des neuapostolischen Apostels Schneider als Kirchenpräsident der Neuapostolische Kirche an: „Wir haben Jesus in den Aposteln gefunden!“ (Funkschmidt, Kai (2013): Neuapostolische Kirche: Stamapostelwechsel in der Neuapostolische Kirche angekündigt. In: Materialdienst der EZW, 3/13, 103f.)
Im neuapostolischen Sinne heißt dann die oben gemachte Aussage eigentlich:
Die (neuapostolischen) Apostel sind Quelle und Ziel des Glaubens.
Dies ist eine gegenläufige Strömung zu den aktuellen ökumenischen Bemühungen der NAK.

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