Montag, 21. Oktober 2013

Kommentar zu den LG vom 27.10.2013

Predigtgrundlage für diesen Gottesdienst ist Joh 8, 36 "Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei." Die Leitgedanken für die Predigt haben die Überschrift: "Freiheit nur durch Jesus Christus." Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: "Wirklich frei macht nur Jesus Christus. Dies gilt auch in der
jenseitigen Welt. (...)
Im Bibelwort geht es letztlich um die Freiheit von der Macht der Sünde." Die Predigtgrundlage ist in den folgenden Kontext gestellt: "Die  Kapitel  7−10  im  Johannesevangelium sind geprägt von Konflikten zwischen Jesus und den Pharisäern. Am Laubhüttenfest offenbart sich Jesus den Juden als Licht der Welt (8,12), er zeigt ihnen die wahre Jüngerschaft (8,31.32) und die wirkliche Freiheit (8,36), die nur er als der Gottessohn geben  kann. Dann tadelt er seine Zuhörer, weil  sie  sich  zu  sehr  auf  ihre Abstammung  von  Abraham verlassen.  Am  Ende  der  Kapitel  7−10 steht  die  Notiz, dass  viele  zum  Glauben an ihn kamen" (10, 42; alle Zitate aus den o. g. LG).
Zur Erläuterung: eine wesentliche Sonderlehre der NAK ist das sogenannte "Entschlafenenwesen." "Dreimal jährlich (...) finden Gottesdienste für Entschlafene statt. In Hinblick darauf beten die neuapostolischen Christen auch dafür, dass unerlöst Verstorbene das Heil in Christus finden. (...) Am Sonntag zuvor bereiten sich die Gemeinden im Gottesdienst darauf vor. Barmherzigkeit und Mitempfinden sollen zur Fürbitte für unerlöst Verstorbene anregen" (zitiert aus: Katechsimus der Neuapostolischen Kirche, 2012, 423). Ein solcher Gottesdienst findet auch am 27.10.2013 statt. Die Erlösung steht im engen Zusammenhang mit dem Kirchen- und damit Selbstverständnis der Neuapostolischen Kirche: Nach ihrer Auffassung tritt Kirche dort am deutlichsten zutage, "wo das Apostelamt, die Spendung der drei Sakramente an Lebende und Tote sowie die rechte Wortverkündigung vorhanden ist. Dort ist das Erlösungswerk des Herrn aufgerichtet" (...; zitiert aus: Katechsimus der Neuapostolischen Kirche, 2012, 281). 
Die Erlösungslehre (Seteriologie) der NAK ist also stark an das Apostelamt gebunden, wobei der NAK zwischen dem Apostelamt (gemeint sind in der aktuellen Zeit aktive Apostel der NAK), den Aposteln aus den biblischen Erzählungen und dem "apostolischen Prinzip" unterscheidet.
Demgegenüber ist die Seteriologie der Katholischen Kirche klar auf Christus bezogen. Christus wir als "Ort der Seteriologie" (378) bezeichnet. Christologie und Erlösungslehre sind nicht voneinander zu trennen (vergl. SCHNEIDER (Hg.), Handbuch der Dogmatik, 1, 2006, 241ff). In der evangelischen Dogmatik wird die Erlösung im Zusammenwirken des Dreieinigen Gottes betrachtet und als "das befreiende Heilswerk in Jesus Christus" bezeichnet. Die Seteriologie wird eng mit dem Gnadenbegriff, dem Gerechtigkeitsbegriff und mit der Rechtfertigungslehre verknüpft. "Gnade ist nach biblischen Verstehen ein Geschehen ohne menschliches Zutun und nicht von Gott trennbar (auch nicht im Sinne treuhänderischer Verfügbarkeit durch Menschen), (...). Gottes Gerechtigkeit ist ein Handeln, das Heil und Errettung schafft (THIELE, Was wir glauben. Leitfaden evangelischer Dogmatik, 1996, 286ff). Am Ende des Posts gebe ich noch weitere Literaturhinweise.
Im Johannesevangelium steht nach BERGER & NORD  eine "Gesandten-Christologie" im Mittelpunkt. "In Jesus Christus selbst bietet Gott den Menschen sein lebendiges und Leben spendendes Wort an" (314). Konsequent wird das erste Gebot auf Christus hin ausgelegt: "Das Wort erschien in einem Menschen und wohnte bei uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, die so herrlich ist, wie wenn der einzige Sohn von seinem Vater allen Ruhm alleine erbt. Diese Wort ist ganz Gnade und Gottes Wesen" (Joh 1, 14; zitiert nach: BERGER & NORD, Das neue Testament und frühchristliche Schriften, 2001).
Am 27.10. feiern wir den 22. Sonntag nach Trinitatis. Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres für diesen Sonntag ist der Ps 143, 1-10: „Herr, höre mein Gebet, vernimm mein Flehen; in deiner Treue erhöre mich, in deiner Gerechtigkeit! Geh mit deinem Knecht nicht ins Gericht; denn keiner, der lebt, ist gerecht vor dir. Der Feind verfolgt mich, tritt mein Leben zu Boden, er lässt mich in der Finsternis wohnen wie längst Verstorbene. Mein Geist verzagt in mir, mir erstarrt das Herz in der Brust. Ich denke an die vergangenen Tage, sinne nach über all deine Taten, erwäge das Werk deiner Hände. Ich breite die Hände aus (und bete) zu dir; meine Seele dürstet nach dir wie lechzendes Land. Herr, erhöre mich bald, denn mein Geist wird müde; verbirg dein Antlitz nicht vor mir, damit ich nicht werde wie Menschen, die längst begraben sind. Lass mich deine Huld erfahren am frühen Morgen; denn ich vertraue auf dich. Zeig mir den Weg, den ich gehen soll; denn ich erhebe meine Seele zu dir. Herr, entreiß mich den Feinden! Zu dir nehme ich meine Zuflucht. Lehre mich, deinen Willen zu tun; denn du bist mein Gott. Dein guter Geist leite mich auf ebenem Pfad" (aus: Die Bibel. Einheitsübersetzung, 1980/2006). Mit der Gnade Gottes dürfen wir also zuversichtlich dem neuen Tag entgegengehen (vergl. dazu: Elberfelder Bibel mit Erklärungen, 1985/2010).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 18, 21-35. Es handelt sich um das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht. Hierbei handelt es sich um eine Parabel, die sich nur im Mt findet. Mir ist in dieser Parabel ein Momente wichtig, nämlich der, in dem der Sklave von aller Geld- und Sündenschuld befreit ist und sich auf den Weg macht (V. 27). Ohne eigenes Tun, ist er von aller Last befreit. Wie in dem Psalm oben beschrieben, geht der Sklave mit der Gnade Gottes zuversichtlich dem neuen Tag entgegengehen. In diesem Moment ist er völlig frei und absolut glücklich und hat alle möglichen Freiheitsgrade, d. h. er kann zwischen unterschiedlichsten Handlungsoptionen wählen. Dieser Moment ist der spannendste. Was tun wir, wenn wir ganz frei entscheiden können? Nehmen wir einen Sisyphos gleich unser Schicksal als sündiger und auf Gottes Gnade angewiesener Mensch an oder wollen wir ein Sklave der Sünde bleiben?
Zur ausführlichen Auslegung der Parabel verweise ich auf ZIMMERMANN (Hg.), Kompendium der Gleichnisse Jesu, 2007 und auf CAMUS, Der Mythos des Sisyphos, 1942/1984. Interessant auch die Glaubenssachen des Senders NDR Kultur: "Das Leben ist ein Geheimnis". Albert Camus - ein frommer Ungläubiger.  Eine Sendung von Christian Modehn. Hier der Link dazu:
http://media.ndr.de/progressive/2013/1018/AU-20131018-1452-0242.mp3

Weitere Literaturhinweise: 
BARTH, Karl, Dogmatik im Grundriß, 1947/1998
KÜNG, Hans, Rechtfertigung, 1986







Veröffentlicht am 09.10.2012
Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Cantata BWV 105: Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht (25 July 1723)
1. Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht (Chorus)
2. Mein Gott, verwirf ich nicht (Recitative: A) 05:233. Wie zittern und wanken, der Sünder Gedanken (Aria: S) 06:154. Wohl aber dem, der seinen Bürgen weiß (Recitative: B) 12:025. Kann ich nur Jesum mir zum Freunde machen (Aria: T) 14:076. Nun, ich weiß, du wirst mir stillen (Chorale) 20:14
Soloists:
Soprano -- Barbara Schlick
Alto - Gérard Lesne
Tenor -- Howard Crook
Bass -- Peter Kooy
Performed by Philippe Herreweghe and the Chorus & Orchestra of Collegium Vocale, Ghent (1990).

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