Samstag, 13. Dezember 2014

3. Advent - Kommentar zu den LG vom 14.12.2014

Einleitung: „Die Gottesdienste der diesjährigen Adventszeit stehen unter dem Thema ‚Hoffnung‘ – die Hoffnung auf den Erlöser, auf den Herrn, der uns beisteht, die Hoffnung auf das kommende Heil in Jesus Christus. Der Gottesdienst zum 3. Advent legt den Schwerpunkt auf unsere Vorbereitung auf das Wiederkommen des Gottessohnes. Der Aufruf ‚Werde licht!‘ heißt für uns: Bereite dich auf die Wiederkunft Christi vor und lebe in dieser Hoffnung!“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Zeit der Vorbereitung.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist ein Teil aus „Jesaja 60,1.2: Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Das Wiederkommen des Gottessohnes ist angekündigt. Nutzen wir die Zeit, uns vorzubereiten.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Das 60. Kapitel des Jesaja-Buches bildet einen in sich geschlossenen Text, der eine kommende Heilszeit ankündigt. Das Aufgehen des Lichtes beschreibt das Kommen Gottes und seiner Herrlichkeit zu seinem Volk. Es wird damit selbst zu einem Licht, in das schließlich auch die noch im Dunkel der Gottferne lebenden Völker hineingezogen werden.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Das Kommen des Messias, und damit die große Zeitenwende, waren von Gott verheißen.
  • Das ‚wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet‘, wurde verkannt, obwohl es so deutlich angekündigt war. 
  • Im Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen spricht Jesus auch von der Bedeutung der Vorbereitung. 
  • Der Aufruf: ‚Werde licht!‘, heißt für uns: Lebe mit Jesus Christus“ (alle Zitate aus den o. g. LG)!
Kommentar: „Das Buch ist benannt nach Jesaja (d. h., Gott hilft, Gott rettet. So verweist der Name des Propheten direkt auf den Namen Gottes JHWH), einem Propheten, der im letzten Drittel des 8. Jh. v. Chr. gewirkt hat. (…) Zentrale Themen und Leitwörter sind Gerechtigkeit und Recht, Gericht und Heil. (…) Jesaja weist in seiner endgeschichtlichen Botschaft auf eine künftige Zeit des Friedens hin, in der die Herrlichkeit JHWH über seinem Volk aufgehen wird. In Jesaja 60 wird ‚Adonaj’ als Ausdruck für Gott, JHWH, benutzt, allerdings eher im Sinne eines Ausdrucks für Nähe und eine enge Beziehung zu Gott. Gott ist die Macht über das Leben, die Trost und Heil schaffen kann, die sich auf die Seite der Armen und Elenden stellt“ (GSB, aus der Einleitung zum Buch Jesaja, 659). Gott ist da, zu wärmen, zu erleuchten und alles im hellen Glanz der Vollendung erstrahlen zu lassen.

„Adonai (hebr. אֲדֹנָי ădonāy „mein Herr“), in aschkenasischer Aussprache Adaunoi, Adoinoi, Adonoi, ist eine der Umschreibungen für JHWH, Gottes Eigenname im Tanach, der jüdischen Bibel. Das Wort steht – wie Elohim – im grammatischen Plural (meine Herren), um die Hochachtung vor dem Angeredeten auszudrücken, und ist kein syntaktisch notwendiger Plural. Die Einzahl wäre Adoni. Im Hebräischen wird die Einzahl nur in Zusammenhang mit hochgestellten, herausragenden Persönlichkeiten verwendet. Sonst heißt es einfach Adon. Da Juden den göttlichen Eigennamen „JHWH“ aus Ehrfurcht vor dessen Heiligkeit nicht aussprechen, wird aus der Tora und im Gebet stattdessen Adonai gelesen, während im Gemeingebrauch der Gottesname in der Regel mit HaSchem („der Name“) wiedergegeben wird. Manche gottesfürchtige Juden ersetzen Adonai im alltäglichen Gespräch durch Adoschem, einer Kombination aus Adonai und HaSchem (Aus: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie. Fassung vom 6.12.14).


An diesem Sonntag feiern wird den dritten Advent -„Deine Güte, Herr, sei über uns, wie wir auf dich hoffen.“

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 33:
"Singt dem Herrn ein neues Lied!
Jubelt über den Herrn, die ihr nach seinem Willen lebt! Ja, gut ist es, wenn aufrichtige Menschen Gott loben! Preist den Herrn zum Klang der Zither, spielt für ihn auf der zehnsaitigen Harfe! Singt ihm ein neues Lied, lasst eure Instrumente schön erklingen und ruft eure Freude laut hinaus! Denn das Wort des Herrn ist zuverlässig, treu ist er in allem, was er tut. Er liebt Gerechtigkeit und Recht. Die Erde ist erfüllt von der Gnade des Herrn. Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel erschaffen, das Heer der Sterne durch den Hauch seines Mundes. Er sammelte das Wasser des Meeres und setzte ihm eine Grenze. In die riesigen Meeresbecken füllte er die Fluten. Alle Welt zeige Ehrfurcht vor dem Herrn, alle Bewohner der Erde sollen ihm mit großer Achtung begegnen. Denn er sprach nur ein Wort – und es geschah; er gab einen Befehl – und es kam zustande. Der Herr macht die Absichten der Völker zunichte; ja, er vereitelt ihre eigenmächtigen Pläne. Doch die Absichten des Herrn haben für immer Bestand, seine Pläne setzen sich durch – jetzt und in allen künftigen Generationen. Glücklich zu nennen ist das Volk, dessen Gott der Herr ist, das Volk, das er sich zum Eigentum erwählt hat. Der Herr schaut vom Himmel herab, er sieht alle Menschen. Von seinem Thron aus blickt er herab, er schaut aus nach allen, die auf der Erde wohnen. Er hat sie ja alle erschaffen, eines jeden Herz; er achtet auf alles, was sie tun.  Ein König siegt nicht durch die Stärke seiner Truppen. Ein mutiger Soldat überlebt nicht durch seine große Kraft. Es ist eine trügerische Hoffnung, eine Schlacht durch die Anzahl der Pferde zu entscheiden. Und nicht ihre große Kraft lässt einen Reiter heil davonkommen. Sondern es ist der Herr, dessen Blick auf allen ruht, die ihm mit Ehrfurcht begegnen und voller Zuversicht darauf warten, dass er seine Güte zeigt. Denn er will sie4 vor dem Tod retten und sie in Hungersnot am Leben erhalten. Aus tiefster Seele hoffen wir auf den Herrn; er allein ist unsere Hilfe und der Schild, der uns schützt. Denn an ihm freuen wir uns von ganzem Herzen, und wir vertrauen auf seinen heiligen Namen. Deine Gnade, Herr, sei über uns, wie wir es von dir erhoffen" (NGÜ).

Die Epistel findet sich bei 1 Kor 4,1-5.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 11,2-10:
"Die Anfrage des Täufers Johannes
Der Täufer Johannes hatte im Gefängnis von den Taten gehört, die Jesus als den versprochenen Retter auswiesen; darum schickte er einige seiner Jünger zu ihm. 'Bist du wirklich der, der kommen soll', ließ er fragen, 'oder müssen wir auf einen anderen warten?' Jesus antwortete ihnen: 'Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr hört und seht: Blinde sehen, Gelähmte gehen, Aussätzige werden gesund, Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird die Gute Nachricht verkündet. Freuen darf sich, wer nicht an mir irrewird!"
Jesus spricht über Johannes
Als die Abgesandten des Täufers wieder weggegangen waren, fing Jesus an, zu der Menge über Johannes zu sprechen: 'Als ihr in die Wüste zu ihm hinausgezogen seid, was habt ihr da erwartet? Etwa ein Schilfrohr, das jedem Wind nachgibt? Oder was sonst wolltet ihr sehen? Einen Menschen in vornehmer Kleidung? Solche Leute wohnen in Palästen! Also, was habt ihr erwartet? Einen Propheten? Ich versichere euch: Ihr habt mehr gesehen als einen Propheten! Johannes ist der, von dem es in den Heiligen Schriften heißt: ›Ich sende meinen Boten vor dir her, sagt Gott, damit er den Weg für dich bahnt‹"(GNB).

Kommentar: Wer kennt sie nicht, diese Zweifel von denen Johannes spricht? Heute ist diese Frage des Johannes jedoch absoluter, radikaler zu stellen: Kommt der Herr überhaupt erneut? Gilt der Abschnitt aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis "von dort wird er wiederkommen" noch? Kann der moderne Mensch dies denn heute noch glauben? Dürfen wir auf eine Wiederkunft des Messias heute noch hoffen? Was bedeutet dies heute für uns? Dieses Problem wird in der Theologie als "Parusieverzögerung" bezeichnet.
Unstrittig ist, dass der Kosmos auf einen "Punkt Omega" zugeht, dass das Sonnensystem, so wie wir es heute kennen, endlich ist. Astronomen gehen davon aus, dass unser Sonnensystem etwa 4,46 Milliarden Jahre alt ist und ungefähr noch die gleiche Zeit vor sich hat. Das gesamte Weltall ist demgegenüber etwa 13,8 Milliarden Jahre alt.
Wer wollte angesichts dieser Dimensionen von einer "Verzögerung" sprechen?

Diese Antwort wird jedoch dem Menschen nicht gerecht.
Wie kann dann eine Antwort der Seelsorge auf diese drängende Frage aussehen?

Wir können zu dem Evangelium des heutigen Sonntags zurückkehren. Jesus verweist in seiner Antwort an Johannes explizit auf die sogen. "Seligpreisungen:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet (EU, Mt 5,3-12).

Ich verstehe die "Seligpreisungen" so: Jesus Christus weiß, dass der Reichtum ungerecht verteilt ist und dass es zwischen Menschen Unterschiede gibt; Jesus Christus kennt Trauer und lebt in einem Umfeld, dass von Gewalt und Unfrieden geprägt ist. Er weiß von Ungeduld und Unsicherheit und kennt Zweifel. Dem setzt er sein "Programm" der Barmherzigkeit, der Zuversicht und Friedfertigkeit entgegen. Wenn wir Menschen es schaffen, "reinen Herzens" zu leben, dann schauen wir Gott oder, um in dem Thema der Parusie zu bleiben, dann kommt Gott - täglich neu.
Diese Antwort gibt Jesus von Nazareth auch Johannes: Gott ist da, der Messias ist gekommen.
Diese Antwort gibt der Glaube uns auch heute: Gott ist da, der Messias kommt täglich wieder, in den gerechten, barmherzigen, tröstenden, friedvollen Taten des Menschen am Menschen ereignet er sich täglich neu, "denn das Reich Gottes ist mitten unter euch (oder besser: innerhalb von euch oder inwendig in euch)" (Lk, 17,21).
Zu den "Seligpreisungen" siehe auch die Ausführungen von Fiedler, 2006, 107-109.

Heute ist der Todestag von Carl Philipp Emanuel Bach (*8.3.1714-+14.12.1788). Ihm zu ehren gebe ich hier das Magnificat Wq. 215 wider. 




Soprano: F. Palmer - Contra..: H. Warts - Tenor: R. Tear - Bajo: S. Roberts
Coro del King´s College de Cambridge - Academy Sant Martin in The Fields
Director: P. Ledger

Veröffentlicht am 25.04.2014

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