Samstag, 6. Juni 2015

1. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 07. Juni 2015

Einleitung: „Der Themenschwerpunkt im Monat Juni lautet „Selbstoffenbarungen Gottes.“ Gott offenbart sich in der Natur als Schöpfer, in der Geschichte Israels, in seinem Sohn und in der Zeit der Kirche (KNK 1.1.1–1.1.4). Der Höhepunkt der geschichtlichen Selbstoffenbarung Gottes ist seine Menschwerdung in Jesus Christus. Unter Selbstoffenbarung versteht man auch, dass Jesus sein Wesen als Gott, der Sohn, deutlich macht. Im Johannesevangelium, auf das sich die Gottesdienste im Juni beziehen, bringt Jesus mit unterschiedlichen Bildern seine göttliche Natur zum Ausdruck (KNK 3.4.8.6 „Bildworte“). Der erste Sonntagsgottesdienst ruft dazu auf, sich Speise zu schaffen, die nicht vergänglich ist. Der Mensch soll sich am Willen Gottes dauerhaft orientieren. Dieser Wille Gottes wird unmittelbar in Jesus Christus erfahrbar. Wer an ihn glaubt und ihm nachfolgt, der genießt von dieser unvergänglichen Speise."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Speise zum ewigen Leben“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Joh 6, 27: Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir sehnen uns nach geistlicher Speise.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Am See Genezareth, der im Johannesevangelium auch See von Tiberias heißt, vollbringt Jesus das Wunder der Brotvermehrung und geht über das Wasser des Sees (Joh 6, 1–21). Am nächsten Tag hält Jesus in der Synagoge von Kapernaum eine Rede, in der er sich als Brot des Lebens offenbart (Joh 6, 35). Die Rede stößt auf Missverständnis und Ablehnung, auch bei einigen Jüngern. Das Kapitel endet mit dem Bekenntnis des Apostels Petrus zu Christus als dem Heiligen Gottes (Joh 6, 68-69).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Der Herr ermahnt uns, die für unser geistliches Wohlbefinden und unsere geistliche Entwicklung unentbehrliche Speise zu „erarbeiten“. Dies bedeutet,
  • das ganze Evangelium im Glauben anzunehmen;
  • sich täglich dem Willen Gottes zu unterstellen;
  • würdig am Heiligen Abendmahl teilzunehmen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die LG beziehen sich ausdrücklich auf das sogen. Speisungswunder (vergl. dazu: Carsten Claußen: Mehr als ein Prophet und ein Brotkönig - Die Speisung der Fünftausend. In: Zimmermann, 2007, 705-715). Im Anschluss an dieses Wunder nimmt Jesus resp. Johannes selber die Deutung vor (Joh 6, 26-58). Diesen „Deutungsworten“ ist die Predigtgrundlage entnommen.

Klaus Wengst überträgt die Bibelstelle wie folgt: „Erwirkt nicht die Speise, die vergeht, sondern die Speise, die zum ewigen Leben bleibt, die euch der Menschensohn geben wird“ (Wengst, 2004).
Noch prägnanter übersetzt Walter Jens: „Ich sage euch: Seid arbeitsam, aber nicht um vergängliche Nahrung zu haben. Arbeitet für eine Speise, die bleibt und das ewige Leben verbürgt. Und diese Speise wird euch der Menschensohn geben“ (Jens, 1998).
Dieser Vers weist also eine spannende Doppelperspektive auf: die Speise, die zum ewigen Leben nützt muss erarbeitet werden („erwirkt“) und wird gleichzeitig von Gott geschenkt („vom Menschensohn gegeben“). So ist also das Tun Gottes und das Tun des Menschen untrennbar ineinander verwoben. Es bleibt ein Geheimnis und auch ein Paradox, dass „es sich um wirkliches Leben im Tun des Willens Gottes zu bemühen gilt. Und, dass das Leben, das trägt und durchträgt, nur als Geschenk erfahren werden kann“ (Wengst, 2004, 245). Die dankbare Aufgabe für eine Predigt sollte es dann sein, den Blick für diese Doppelperspektive zu schärfen.


An diesem Sonntag feiern wir den 1. Sonntag nach Trinitatis - „Sie vergaßen Gott, ihren Heiland.“

„Der 1. Sonntag nach Trinitatis hat die Apostel und Propheten zum Thema. Gott sendet und wählt einzelne Personen, die er mit einem Auftrag ausstattet. Diese Personen sollen Gottes Botschaft weitertragen. Oft ist diese nicht einfach, sondern anstössig, so dass die Personen immer wieder auf Widerstand stoßen. Dennoch oder eher gerade deswegen gehören Apostel und Propheten zum Gesamtbild des christlichen Glaubens, denn sie helfen, sich auf Gottes Willen zu besinnen. Allerdings muss man sich hüten vor "falschen Propheten", die den Glauben an die Existenz solcher Menschen mißbrauchen und schamlos ausnutzen.

A: Am 1. Sonntag nach Trinitatis hören wir im Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus den Hinweis auf die Propheten, die die Lebenden zu hören nicht bereit waren und auch heute oft nicht bereit sind. Auch wir verschließen oft unsere Ohren vor den wahren Propheten und neigen sie gern falschen Propheten zu. Aber das Wort Gottes läßt nicht zu, dass wir gänzlich abirren, sondern holt uns zurück und stellt uns in seinen Dienst. So sind auch wir Gesandte (= Apostel) des Herrn.

B: Dieser Sonntag hat die Apostel und Propheten zum Thema. Apostel und Propheten, das sind Menschen, die Gott berufen hat, damit sie seine Werkzeuge werden. Das macht sie aber nicht zu besonderen Menschen. Sie sind vielmehr Vorbilder, die uns den Weg zeigen, den Gott für uns bereitet hat; es ist der gleiche Weg, den diese Apostel und Propheten vor uns gegangen sind. Es ist der Weg Gottes, es ist der Weg des Lebens“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
O Ewigkeit, du Donnerwort (BWV 20)
Brich dem Hungrigen dein Brot (BWV 39)
Die Elenden sollen essen (BWV 75)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 106, 1-23:
Gott steht zu seinem Bund mit Israel
Halleluja! Dankt dem Herrn, denn er ist gütig, und seine Gnade bleibt für alle Zeiten bestehen!
Wer kann schon sämtliche mächtigen Taten des Herrn erzählen, seinen Ruhm überall bekannt machen?
Glücklich zu preisen sind alle, die sich an das Recht halten, die gerecht handeln zu jeder Zeit. Denke an mich, Herr, wenn du dich deinem Volk gnädig zuwendest – wenn du ihnen hilfst, dann hilf auch mir! Dann kann ich mit eigenen Augen das Glück derer sehen, die du erwählt hast, ich darf mich mitfreuen, wenn dein Volk sich freut, darf stolz sein gemeinsam mit dem Volk, das dein Erbe ist. 
Wir haben gesündigt, so wie schon unsere Vorfahren, wir haben Unrecht getan und gottlos gehandelt. Schon unsere Vorfahren in Ägypten wollten deine Wunder nicht verstehen, sie wollten sich nicht daran erinnern, wie oft du deine Gnade erwiesen hattest. Und am Schilfmeer haben sie sich gegen Gott aufgelehnt. Aber er rettete sie dennoch und stand dafür mit seinem Namen ein, um seine Macht bekannt zu machen. Er wies das Schilfmeer in seine Schranken, und es zog sich zurück. Dann führte er sein Volk dort hindurch, wo sonst die Fluten alles bedecken, sie gingen wie auf trockenem Wüstenboden. So rettete er sie vor dem Zugriff dessen, der sie hasste, er erlöste sie aus der Gewalt des Feindes. Das Wasser begrub ihre Unterdrücker unter sich, nicht einer von ihnen blieb am Leben.
Da glaubten sie den Worten Gottes und lobten ihn mit einem Lied. Doch schnell vergaßen sie Gottes Handeln, sie wollten nicht warten, bis sein Plan sich erfüllte. In der Wüste ließen sie sich von ihrer Gier beherrschen, in der Einöde stellten sie Gott auf die Probe. Da gab er ihnen, wonach sie verlangt hatten, doch er ließ sie krank werden an Leib und Seele. Sie wurden neidisch auf Mose, dort im Lager, auch auf Aaron, den heiligen Priester des Herrn. Da öffnete sich die Erde und verschlang Datan, sie verschüttete alle, die sich um Abiram geschart hatten. Ein Feuer brach los gegen ihre Anhänger, lodernde Flammen erfassten diese gottlosen Aufrührer. Am Berg Horeb fertigten sie sich ein Kalb an und warfen sich anbetend nieder vor dieser gegossenen Figur. So tauschten sie Gott, der ihre Ehre ist, ein gegen das Standbild eines Stieres – eines grasfressenden Viehs! Sie vergaßen Gott, ihren Retter, der große Taten in Ägypten vollbracht hatte, Wunder im Land der Nachkommen Hams, furchterregende Zeichen am Schilfmeer. Da wollte Gott sie vernichten, wäre nicht Mose gewesen, den er auserwählt hatte. Mose trat für sie in die Bresche, um Gottes (NGÜ)

Die Epistel steht in 1. Johannes 4, 16b-21.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Luk 16, 19-31:
... und am Beispiel des Besitzes (Der reiche Mann und der arme Lazarus)
»Es war einmal ein reicher Mann, der immer die teuerste Kleidung trug und Tag für Tag im Luxus lebte. Vor seinem Haustor lag ein Armer, der hieß Lazarus. Sein Körper war ganz mit Geschwüren bedeckt. Er wartete darauf, dass von den Mahlzeiten des Reichen ein paar kümmerliche Reste für ihn abfielen. Er konnte sich nicht einmal gegen die Hunde wehren, die seine Wunden beleckten. Der Arme starb und die Engel trugen ihn an den Ort, wo das ewige Freudenmahl gefeiert wird; dort erhielt er den Ehrenplatz an der Seite Abrahams. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Totenwelt litt er große Qualen. Als er aufblickte, sah er in weiter Ferne Abraham, und Lazarus auf dem Platz neben ihm. Da rief er laut: ›Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir! Schick mir doch Lazarus! Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und meine Zunge ein wenig kühlen, denn das Feuer hier brennt entsetzlich.‹ Aber Abraham sagte: ›Mein Sohn, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten das dir zugemessene Glück erhalten hast, Lazarus aber nur Unglück. Dafür kann er sich nun hier freuen, während du Qualen leidest. Außerdem liegt zwischen uns und euch ein riesiger Graben. Selbst wenn jemand wollte, könnte er nicht zu euch kommen, genauso wie keiner von dort zu uns gelangen kann.‹ Da bat der reiche Mann: ›Vater Abraham, dann schick Lazarus doch wenigstens in mein Elternhaus! Ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit sie nicht auch an diesen schrecklichen Ort kommen!‹ Doch Abraham sagte: ›Deine Brüder haben das Gesetz Moses und die Weisungen der Propheten. Sie brauchen nur darauf zu hören.‹ Der Reiche erwiderte: ›Vater Abraham, das genügt nicht! Aber wenn einer von den Toten zu ihnen käme, dann würden sie ihr Leben ändern.‹ Abraham sagte: ›Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, dann lassen sie sich auch nicht überzeugen, wenn jemand vom Tod aufersteht.‹« (GNB)

Kommentar: "Heutige LeserInnen finden in der Parabel eine bleibende Mahnung, dass das Leben einmalig und unumkehrbar ist. Eine Vertröstung auf ein Leben nach dem Tod lässt dieses Gleichnis nicht zu. Sie ist aber auch eine Aufforderung an die Reichen, ihre Privilegien im Dienst der Armen einzusetzen und nicht unbedacht auf ihren Reichtum zu vertrauen. Den Reichen, heute würde man von „Leistungsträgern“ oder „Leistungselite“ sprechen, bleiben mit dem Lukasevangelium zwei Möglichkeiten, mit ihrem Reichtum umzugehen, um nicht in der „Unterwelt Qualen zu leiden“ (V 23): „Entweder sie geben ihren Reichtum ab oder sie verwenden ihn, der Mahnung von Thora und Propheten entsprechend, sozial verantwortlich“ (Leonhardt-Balzer, Wie kommt ein Reicher in Abrahams Schoß? - Vom reichen Mann und dem armen Lazarus, 658. In: Zimmermann, 2007, 647-660).

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