Freitag, 14. Oktober 2016

21. Sonntag nach Trinitatis; mit einem Kommentar über die Leitgedanken der NAK zum 16. Oktober 2016



Die geistliche Waffenrüstung (Kampf und Geist)


„Der 21. Sonntag nach Trinitatis wird von der Epistel her bestimmt. Es ist dort die Rede von der "Waffenrüstung Gottes" - Paulus vergleicht die Instrumente des Krieges mit denen des Glaubens. Dem ist das Evangelium von der Feindesliebe entgegengestellt - es handelt sich bei diesem Text allerdings nur um die Zusammenfassung der längeren Liste aus Epheser 6. Der alttestamentliche Text scheint nicht viel mit "geistlicher Waffenrüstung" zu tun zu haben, es sei denn, man betrachtet den Vers 7 als Hinweis auf die Waffe, mit der das jüdische Volk sich im Exil am Leben erhalten hat. Von einer Waffenrüstung zu reden - gleich ob geistlich oder nicht - trifft heute normalerweise auf Befremden. Diese Bilder gehören in eine extremistische Welt, nicht aber in die friedvolle Welt der Kirche. Dabei übersehen wir oft, dass es auch in der Kirche menschlich zugeht und auch dort Waffen benutzt werden - diese sind dann allerdings oft nicht die, von denen Paulus redet.
Die Rede Jesu von der Feindesliebe zeigt uns am 21. Sonntag nach Trinitatis, welche Waffen wir gegen unsere Feinde einsetzen können und sollen. Die Waffe der Liebe hat die Verheißung, dass Gott durch sie wirkt; darum können wir uns getrost auf sie verlassen, auch dann, wenn uns diese Waffe als wirkungslos erscheint (www.daskirchenjahr.de).

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir Ps 42:
Zweites Buch: Sehnsucht nach Gott
Wie der Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott. Meine Seele dürstet nach Gott, ja, nach dem lebendigen Gott. Wann endlich werde ich ´wieder zum Heiligtum` kommen und dort vor Gottes Angesicht stehen? Tränen sind meine einzige Speise Tag und Nacht. Ständig fragt man mich: »Wo ist denn nun dein Gott?« Ich erinnere mich an frühere Zeiten, lasse meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf: Wie schön war es doch, als ich mein Volk zu Gottes Heiligtum führte, begleitet von Jubel und Dank, im feierlichen Festzug mit vielen Menschen Warum bist du so bedrückt, meine Seele? Warum stöhnst du so verzweifelt? Warte nur zuversichtlich auf Gott! Denn ganz gewiss werde ich ihm noch dafür danken, dass er mir sein Angesicht wieder zuwendet und mir hilft. Mein Gott, tiefe Trauer bedrückt meine Seele. In der Ferne des Jordanlandes und des Hermongebirges denke ich an dich. Vom Berg Misar aus ´gehen meine Gedanken zu dir`. Gewaltige Wassermassen brausen und tosen, so als riefe eine Flut die andere herbei. Du hast sie geschickt; deine Wellen und Wogen rollen über mich hinweg. ´Und dennoch`:Am Tag wird der Herr mir seine Gnade schenken, und in der Nacht begleitet mich sein Lied, ein Gebet zu dem Gott meines Lebens. Zu Gott, meinem Fels, will ich sagen: »Warum nur hast du mich vergessen? Warum muss ich so traurig meinen Weg gehen, bedrängt von meinem Feind?« Der Hohn meiner Feinde zerfrisst mich wie eine tödliche Krankheit. Den ganzen Tag spotten sie: »Wo ist denn nun dein Gott?« Warum bist du so bedrückt, meine Seele? Warum stöhnst du so verzweifelt? Warte nur zuversichtlich auf Gott! Denn ganz gewiss werde ich ihm noch dafür danken, dass er mir sein Angesicht wieder zuwendet und mir hilft. Ja, er ist mein Gott. (NGÜ)

Die Evangeliumslesung für den heutigen Sonntag steht in Mt 5, 38-48:
... beim Gebot, nur maßvoll zu vergelten
»Ihr wisst, dass es heißt: ›Auge um Auge, Zahn um Zahn.‹ Ich aber sage euch: Verzichtet auf Gegenwehr, wenn euch jemand Böses tut! Mehr noch: Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte auch die linke hin. Wenn jemand mit dir um dein Hemd prozessieren will, dann gib ihm den Mantel dazu. Und wenn jemand dich zwingt, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh mit ihm zwei. Wenn jemand dich um etwas bittet, gib es ihm; wenn jemand etwas von dir borgen möchte, sag nicht nein.«
... beim Gebot, den Mitmenschen zu lieben
»Ihr wisst, dass es heißt: ›Liebe deinen Mitmenschen; hasse deinen Feind.‹ Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen. So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne scheinen auf böse Menschen wie auf gute, und er lässt es regnen auf alle, ob sie ihn ehren oder verachten. Wie könnt ihr von Gott eine Belohnung erwarten, wenn ihr nur die liebt, die euch ebenfalls lieben? Das tun auch die Betrüger! Was ist denn schon Besonderes daran, wenn ihr nur zu euresgleichen freundlich seid? Das tun auch die, die Gott nicht kennen! Nein, wie die Liebe eures Vaters im Himmel, so soll auch eure Liebe sein: vollkommen und ungeteilt.« (GNB)

Die Leitgedanken der NAK für den 21. Sonntag noch Trinitatis tragen die Überschrift „Sonntag - Gemeinschaft mit dem Herrn“

Die Predigtgrundlage findet sich in „Ex 20, 8–10a: Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes.“ (LUT)

Begründet wird die Auswahl so: „Das dritte Gebot - „Du sollst den Feiertag heiligen“ - ist Schwerpunkt im Gottesdienst am 16. Oktober und spricht das Heiligen des Sonntags an. Wir heiligen ihn, indem wir Gott im Gottesdienst anbeten, Gemeinschaft mit Jesus Christus in Wort und Sakrament erfahren können und ein Bekenntnis zu Opfertod und Auferstehung Jesu ablegen“ (alle Zitate sind entnommen aus den o. g. Leitgedanken der NAK).

Zum heutigen Sonntag erklingt die Kantate: „Was Gott tut, das ist wohlgetan (BWV 98) von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er komponierte sie 1726 in Leipzig für den 21. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 10. November 1726 erstmals auf.

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet: „Liebe, die du mich zum Bilde“ (T: Johann Scheffler 1657; M: Meiningen 1693).

Kommentar: "Beim Sabbat ist wie bei kaum einer anderen Institution die Identität von Religiösem und Sozialem unübersehbar gegeben. Als symbolische Realisierung der Befreiung durch den Exodus wie der Vorausnahme der kommenden Freiheit gehört er konstitutiv zur Identität des Gottesvolkes. Zudem sollte seine Bedeutung für den biblischen Gottesbegriff nicht unterschätzt werden. Dass Gott selbst von der Arbeit ruht, hält wie kein anderer der sog. Anthropomorphismen zeichenhaft die Differenz zu jedem philosophischen Gottesbegriff fest. Gerade der übliche Begriff göttlicher Allmacht wird so überwunden. Die Identität von Religiösem und Sozialem ist auf diese Weise zentral in der Gottesvorstellung selbst angesiedelt" (Crüsemann & Crüsemann, 2009, 493. Aus: Crüsemann (Hg.): Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel. Stichwort: Sabbat, 490-493).


Erich Fried
Weltfremd
Wer denkt
daß die Feindesliebe
unpraktisch ist
der bedenkt nicht
die praktischen
Folgen
der Folgen
des Feindeshasses

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