Montag, 4. November 2013

Kommentar zu den LG vom 10.11.2013

Predigtgrundlage für diesen Gottesdienst ist Ps 99, 3−5: "Preisen sollen sie deinen großen und wunderbaren Namen, – denn er ist heilig –, und die Macht des Königs, der das Recht lieb hat. Du hast bestimmt, was richtig ist, du schaffest Gericht und Gerechtigkeit in Jakob. Erhebet den Herrn, unsern Gott, betet an vor dem Schemel seiner Füße; denn er ist heilig." Die Leitgedanken für die Predigt haben die Überschrift: "Seinen Namen preisen." Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: "Gott ist heilig – deshalb wollen wir ihn preisen und anbeten.Die Predigtgrundlage ist in den folgenden Kontext gestellt: "Der Psalm greift die in Jes 6 entworfene Vision von dem auf dem Zion thronenden Herrn auf, der sein Volk auf die Wege von Recht und Gerechtigkeit führt. Nach antiker Vorstellung stehen ein 'Name' und sein Träger  in  einem engen Zusammenhang. Im Original  steht statt 'wunderbar', 'schrecklich' oder 'Furcht erregend.' Dadurch  wird angedeutet, dass die Heiligkeit Gottes unverfügbar, unantastbar und Ehrfurcht gebietend ist.Die Ausführungen in den LG werden von der NAK so zusammengefasst: "Gott ist heilig. Die Teilhabe an seiner Heiligkeit ist Geschenk und Aufgabe zugleich. Wir erheben Gott, weil er heilig und ein gerechter Richter ist, der für Gerechtigkeit sorgt, und weil seine Größe über alles hinausgeht, was wir uns vorzustellen vermögen. Wir preisen ihn,
- indem wir den Ort, an dem er uns begegnen will, heilig halten, 
- die Gerechtigkeit suchen, die vor Gott gilt und
- uns immer wieder demütig vor ihm beugen" (alle Zitate aus den o. g. LG).


Bei dem Wort "Schemel" fällt mir natürlich unmittelbar Jes 66, 1 ein: "So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Wo wäre denn das Haus, das ihr mir bauen könntet, und wo denn der Ort meines Ruhesitzes?" Nichts veranschaulicht die Majestät und Macht Gottes besser, als dieses Bild. Das Wort Schemel hat also einen Bedeutungswandel erfahren. Oder sollte diese Metapher bereits in dem Psalmen mitgedacht werden? Diese Sicht wird m. E. in der Übersetzung nach BUBER und ROSENZWEIG angedeutet, die diese Stelle mit "Erhebet IHN, unseren Gott, werft euch hin dem Schemel seiner Füße, heilig ist er" (zitiert aus: Die Schrift, Preisungen 99). Noch schärfer ließe es sich dann so formulieren: Werft Euch hin, ihr Menschen, die ihr lediglich Teil meines Schemels seid, spricht der Herr. Der folgende Ps 90 nimmt diesen Gedanken auf, wendet ihn aber ins Zuversichtliche. Beide Psalmen sind aus dem 4. Abschnitt, dem 4. Buch der Psalmen, entnommen. Sie umfassen die Ps 90-106. Der Ps 90 ist ein "Gebet Mose" und der Ps 99 eine "Jahwe- oder Königspsalm" (vergl. dazu: Elberfelder Bibel mit Erklärungen, 1985/2010).

Am 10.11. feiern wir den drittletzten Sonntag im Kirchenjahr. Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres für diesen Sonntag ist der Ps 90, 1-14 (15-17): "Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes. Herr, du bist unsere Wohnung gewesen von Generation zu Generation. Ehe die Berge geboren waren und du die Erde und die Welt erschaffen hattest, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, Gott. Du lässt den Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: Kehrt zurück, ihr Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen ist, und wie eine Wache in der Nacht. Du schwemmst sie hinweg, sie sind wie ein Schlaf, sie sind am Morgen wie Gras, das aufsprosst. Am Morgen blüht es und sprosst auf. Am Abend welkt es und verdorrt. Denn wir vergehen durch deinen Zorn, und durch deinen Grimm werden wir verstört. Du hast unsere Ungerechtigkeiten vor dich gestellt, unser verborgenes Tun vor das Licht deines Angesichts. Denn alle unsere Tage schwinden durch deinen Grimm. Wir bringen unsere Jahre zu wie einen Seufzer. Die Tage unserer Jahre sind siebzig Jahre, und, wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz ist Mühe und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin. Wer erkennt die Stärke deines Zorns und deines Grimms, wie es der Furcht vor dir entspricht? So lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen! Kehre wieder, HERR! - Bis wann? Erbarme dich deiner Knechte! Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, so werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen. Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, so viele Jahre, wie wir Übles gesehen haben! Lass an deinen Knechten sichtbar werden dein Tun und deine Majestät über ihren Söhnen. Die Freundlichkeit des Herrn, unseres Gottes, sei über uns und festige über uns das Werk unserer Hände! Ja, das Werk unserer Hände, festige du es" (zitiert aus: ebd., 1985/2010)!

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 17, 20-30. Dieser Abschnitt ist überschrieben mit "Das Reich Gottes und der Tag des Menschensohnes." Es enthält den prägnanten Satz:  "Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch" (zitiert aus ebd.). Im griechischen Urtext ist an dieser Stelle von "entos" die Rede und kann als "in eurem Verfügungsbereich" wiedergegeben werden. Christus verweist also mit diesem Wort auf sich selbst. "Er, der in unserer Mitte steht, ist das Reich Gottes, (...). Diese neue Nähe besteht in ihm selbst. Durch seine Gegenwart und sein Wirken ist Gott als Handelnder und Herrschender ganz neu jetzt und hier in die Geschichte hineingetreten" (RATZINGER / BENEDIKT XVI, Jesus von Nazareth, 2007, 89f).  Gott steht voll und ganz in Jesus Christus zu unserer Verfügung. "Jesus!" ist das wahre "Donnerwort" aus den Himmeln an uns Menschen gerichtet.



Hochgeladen am 09.05.2011
BWV 60 O Ewigkeit, du Donnerwort

Conductor: Ton Koopman
Ensemble: Amsterdam Baroque Orchestra, Amsterdam Baroque Choir
Soprano: Dorothea Röschmann
Alto: Bogna Bartosz
Tenor: Jörg Dürmüller
Bass: Klaus Mertens
Label: Challenge 72208
Venue: Waalse Church, Amsterdam, Netherlands 1998
Release date: 11/08/2005

1 Kommentar:

  1. Kulturelle Evolution

    "Die Wirtschaftsordnung, von der hier die Rede ist, kann nur insofern eine natürliche genannt werden, da sie der Natur des Menschen angepasst ist. Es handelt sich also nicht um eine Ordnung, die sich etwa von selbst, als Naturprodukt einstellt. Eine solche Ordnung gibt es überhaupt nicht, denn immer ist die Ordnung, die wir uns geben, eine Tat, und zwar eine bewusste und gewollte Tat."

    (Vorwort zur 3. Auflage der NWO, 1918)

    Seine Jünger sagten zu ihm: "Das Königreich, an welchem Tag wird es kommen?" Jesus sagte: "Es wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen: "Siehe hier oder siehe dort", sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht."

    (Nag Hammadi Codex II,2,113)

    Wo wir heute vielleicht schon sein könnten, wäre die Natürliche Wirtschaftsordnung bereits nach dem ersten Weltkrieg verwirklicht worden (womit sich der zweite erübrigt hätte), kann bestenfalls erahnen, wer die "Großen Vier" (Heinlein, Asimov, Lem, Clarke) vollständig gelesen hat. Wo die Menschheit aber heute wäre, hätte es die "heilige katholische Kirche" nicht gegeben, sprengt jedes Vorstellungsvermögen!

    Glaube Aberglaube Unglaube

    "Wir wären weit, weit über den Kapitalismus hinaus (Kapitalismus = wirtschaftlicher Zustand, in dem die Nachfrage nach Geld und Realkapitalien das Angebot übertrifft und darum den Zins bedingt), wenn seit 3000 Jahren durch die Wirtschaftskrisen die Kultur nicht immer wieder die mühsam erklommenen Stufen heruntergestoßen worden wäre; wenn die bettelhafte Armut, in der jede Krise die Volksmassen hinterlässt, nicht die Bettlergesinnung großgezogen hätte, die nun einmal den Menschen, groß und klein, in den Knochen liegt. … Die Plage des Hungers und der Druck der Schulden sind böse Erzieher.
    …Und wo wären wir heute in wissenschaftlicher, technischer, … Beziehung angelangt, wenn die vielversprechende Kultur, die das Gold, obschon blutbefleckt, geraubt und erpresst, in Rom erstehen ließ, nicht unter einer anderthalbtausendjährigen, durch Geldmangel erzeugten ökonomischen Eiszeit erstarrt, vergletschert, vernichtet worden wäre? Sicherlich säßen wir jetzt auf dem Throne Gottes und ließen das All im Kreis an unserem Finger laufen."

    Silvio Gesell (Die neue Lehre vom Geld und Zins, 1911)

    Nicht nur für jene "Experten", die die ganz hohe Kunst studiert haben, etwas im Grunde so Einfaches wie das Geld NICHT zu verstehen, gibt es einiges nachzuholen:

    Wohlstand für alle

    Wohl dem, der schon vor dem Jüngsten Tag damit beginnt.

    Jüngstes Gericht

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