Sonntag, 13. Juli 2014

5. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 20.07.2014

Einleitung: "Im Monat Juli steht die Kirche Jesu Christi im Mittelpunkt der Predigtreihe. Die Kirche Christi ist ein zentrales Motiv unseres Glaubens, weil wir sie als Heilseinrichtung verstehen. Deshalb sind für sie die Ämter und die Sakramente von herausragender Bedeutung. Wo das Apostelamt wirkt, ist das geistliche Amt vorhanden und die Sakramente werden in vollumfänglicher Weise gespendet – dort wird die Kirche Christi am deutlichsten sichtbar. Das Bekenntnis von Nizäa-Konstantinopel besagt, dass die Kirche Christi die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche ist. Diese Kennzeichen der Kirche nennt man „notae ecclesiae“. Die Wesensmerkmale der Kirche Christi werden in der Predigtreihe im Juli aufgezeigt und vertieft: (...) Die Kirche ist „heilig“. Heilig ist die Kirche Christi, weil ihr Herr heilig ist. Im Gottesdienst am dritten Sonntag steht das heiligende Handeln Gottes im Opfer Jesu Christi im Mittelpunkt. Heiligkeit ist ein Geschenk Gottes, zugleich aber auch Aufgabe und Ziel für die Nachfolger Christi."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Heilig sein!"

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Lev 19, 2: "Rede mit der ganzen Gemeinde der Israeliten und sprich zu ihnen: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott."

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: "Heiligkeit ist Geschenk Gottes, zugleich aber auch Aufgabe und Ziel."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „In Lev 19 werden den Israeliten Anweisungen zum rechten Verhältnis zu Gott und dem Nächsten gegeben. Diese Stelle wird in 1 Petr 1, 15.16 zitiert und zum Maßstab rechten christlichen Verhaltens erhoben. Zur Vertiefung des Themas „Heiligkeit“ siehe KNK 2.4.3, 3.1.3 und 6.4.1.2."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • "Die Kirche ist heilig, weil ihr Herr heilig ist.
  • Das Vorbild unseres Herrn ist der Maßstab für das Bemühen der Kinder Gottes um heiligen Wandel.
  • Gottes heiligendes Handeln am Glaubenden im Gottesdienst ist wichtig für die Vollendung der Heiligung bei der Wiederkunft Christi“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Zum Kirchenverständnis der NAKI vergleiche KNK, "Die Kirche Jesu Christi", 257ff. Zum Kirchenverständnis der Katholischen Kirche und der EKD verweise ich an dieser Stelle auf Ratzinger 1968/2000 (vor allem "Der Geist und die Kirche", 313ff); Küng, 1992; Barth, 1998; Handbuch der Dogmatik, 2002 (vor allem "G: Ekklesiologie", 47ff); Hauschild & Pohl-Patalong, 2013.

In der Übersetzung der Schrift nach Buber und Rosenzweig 1954/1992, die das Buch Lev "ER RIEF" nennen, klingt diese Stelle so: "ER redete zu Mosche, sprechend: Rede zu aller Gemeinschaft der Söhne Jifsraels, sprich zu ihnen: Ihr sollt heilig werden, denn heilig bin ICH euer Gott."
In der GSB klingt diese Stelle so: "Adonaj sprach zu Mose: Sprich zu der ganzen Versammlung der Nachkommen Israels und sage ihnen: Ihr seid heilig - ja seid es! - denn heilig bin ich, Adonaj, Gott-für-euch." 

"Heiligkeit" ist also sowohl in die Zukunft zu denken, als Entwicklungsaufgabe und mit eschatologischer Perspektive, als auch ein gegenwärtiges Geschenk durch die Gnade Gottes. "Heiligkeit" respektiert dabei die Freiheit und Vielfalt des Einzelnen. "Heiligkeit" homogenisiert nicht , sondern wünscht sich die kreative Entwicklung der Gaben des Glaubenden ("Charismen"; siehe dazu: Lexikon Theologie, 2004, Stichwort: "Heiliger Geist"). Psychologisch gewendet bedeutet "heilig" dann "Ganzwerdung" (C. G. Jung), „Selbst-Verwirklichungstendenz“, „Selbst-Vervollkommnungstendenz“ oder "Aktualisierungstendenz" (C. Rogers), "Identitätswahrung" (z. B. E. H. Witte) oder "autonome Selbstregulation" (z. B. F. H. Kanfer). Zu der Verknüpfung von theologischer und psychologischer Perspektive siehe Grün, 2013.


Am 20.07.2014 "feiern wir den 5. Sonntag nach Trinitatis - Nachfolge - und denken darüber nach, warum wir Jesus nachfolgen, und stellen fest, dass es dafür keine vernünftigen Gründe gibt. Der Glaube ist es, der uns an Jesus" (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 72).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 73:
"Anfechtung und Trost beim Glück des Gottlosen
Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind. Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen; mein Tritt wäre beinahe geglitten. Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen, als ich sah, dass es den Gottlosen so gut ging. Denn für sie gibt es keine Qualen, gesund und feist ist ihr Leib. Sie sind nicht in Mühsal wie sonst die Leute und werden nicht wie andere Menschen geplagt. Darum prangen sie in Hoffart und hüllen sich in Frevel. Sie brüsten sich wie ein fetter Wanst, sie tun, was ihnen einfällt. Sie achten alles für nichts und reden böse, sie reden und lästern hoch her. Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein; was sie sagen, das soll gelten auf Erden. Darum fällt ihnen der Pöbel zu und läuft ihnen zu in Haufen wie Wasser. Sie sprechen: Wie sollte Gott es wissen? Wie sollte der Höchste etwas merken? Siehe, das sind die Gottlosen; die sind glücklich in der Welt und werden reich. Soll es denn umsonst sein, dass ich mein Herz rein hielt und meine Hände in Unschuld wasche? Ich bin doch täglich geplagt, und meine Züchtigung ist alle Morgen da. Hätte ich gedacht: Ich will reden wie sie, siehe, dann hätte ich das Geschlecht deiner Kinder verleugnet. So sann ich nach, ob ich's begreifen könnte, aber es war mir zu schwer, bis ich ging in das Heiligtum Gottes und merkte auf ihr Ende. Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Grund und stürzest sie zu Boden. Wie werden sie so plötzlich zunichte! Sie gehen unter und nehmen ein Ende mit Schrecken. Wie ein Traum verschmäht wird, wenn man erwacht, so verschmähst du, Herr, ihr Bild, wenn du dich erhebst. Als es mir wehe tat im Herzen und mich stach in meinen Nieren, da war ich ein Narr und wusste nichts, ich war wie ein Tier vor dir. Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Denn siehe, die von dir weichen, werden umkommen; du bringst um alle, die dir die Treue brechen. Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte / und meine Zuversicht setze auf Gott, den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun" (LUT).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 5, 1-11:
"Die ersten Jünger
Eines Tages stand Jesus am Ufer des Sees von Gennesaret. Die Menschen drängten sich um ihn und wollten Gottes Botschaft hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten ihre Netze. Er stieg in das eine, das Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück vom Ufer abzustoßen. Dann setzte er sich und sprach vom Boot aus zu der Menschenmenge. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: 'Fahr hinaus auf den See und wirf mit deinen Leuten die Netze zum Fang aus!' Simon erwiderte: 'Herr, wir haben uns die ganze Nacht abgemüht und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze noch einmal auswerfen.' Sie taten es und fingen so viele Fische, dass die Netze zu reißen drohten. Sie mussten die Fischer im anderen Boot zur Hilfe herbeiwinken. Schließlich waren beide Boote so überladen, dass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus nieder und bat: 'Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!' Denn ihn und alle anderen, die bei ihm im Boot waren, hatte die Furcht gepackt, weil sie einen so gewaltigen Fang gemacht hatten. So ging es auch denen aus dem anderen Boot, Jakobus und Johannes, den Söhnen von Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Jesus aber sagte zu Simon: 'Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du Menschen fischen!' Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten Jesus" (GNB).

Kommentar: Diese Wundergeschichte lässt sich als eine Epiphanie-Erzählung verstehen. Eine Erscheinung des Auferstandenen wurde erzählerisch ins irdische Leben Jesu zurückprojiziert. Das Menschenfängerwort lässt sich in dieser Perspektive als österliche Beauftragung der Jünger verstehen und das Motiv des reichen Fangs nimmt das Wachstum der Kirche vorweg. Das Bootmotiv bietet sich als Metapher für die Gemeinde an, an dem sie ablesen kann, dass sie der Fürsorge Gottes trauen darf (vergl. Gäbel, Georg: Einmal Fischer, immer Fischer? In: Zimmermann, 2013, 543ff, inbs. 555f).
Nach Berger (2012) erkennt Petrus in der Begegnung mit Jesus Gott und sich selber. "Durch die Begegnung mit der Macht Gottes fällt Petrus auf sich selbst zurück in heilsamer Selbsterkenntnis (siehe oben). Er erfährt, dass er nicht groß ist, sondern klein. Dass in diesem geheimnisvollen Gegenüber, in Jesus, ihm der begegnet, der wahrhaft groß ist" (Lesejahr C, 155).




Ein Schiff dass sich Gemeinde nennt - Improvisation - Orgel: Marcus Breitenauer
Klais-Orgel in der Herz-Jesu-Kirche, Mayen


Veröffentlicht am 13.09.2012

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