Donnerstag, 23. Oktober 2014

19. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 26.10.2014

Einleitung: „In der Themenreihe des Monats Oktober werden die 'Wirkungen des Glaubens' angesprochen. In Jak 2, 26 lesen wir: 'Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.' Ein rechtes Glaubensleben, welches keine praktischen Wirkungen zeigt, ist undenkbar. (…) Am letzten Sonntag des Monats bereiten wir uns auf den Gottesdienst für die Entschlafenen vor. Der Gottesdienst trägt den Titel 'Glaubensgewissheit' – ohne Frage eine Wirkung des Glaubens (Hebr 11, 1)! Die im Vorbereitungsgottesdienst erwähnten Freunde des Gelähmten zeigen, dass Glaubensgewissheit bereit ist, etwas zu wagen. An diesen Männern erkennen wir Wirkungen der Glaubensgewissheit. Sie können als: 'Der Mutige', 'der Mitleidende', 'der Kämpfer', 'der wahre Freund' bezeichnet werden.“ Es wird ausdrücklich ein Bezug zum Evangelium des Jahreskreises hergestellt (s. u.).

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Glaubensgewissheit.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Jak 5, 15a: „Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten.“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir beten für Seelen in der jenseitigen Welt – das Heil aber schenkt Gott!“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der Jakobusbrief greift Fragen auf, die unmittelbar die Lebenspraxis betreffen, etwa den Zusammenhang von Glauben und Werken, von Armut und Reichtum, vom Schwören, von der Bedeutung des Gebets und vom Umgang mit Sündern in der Gemeinde.“ 

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
Unsere Gebete gelten den „Kranken“, die sich in der jenseitigen Welt in Gottferne, Unglauben, Verbitterung und Enttäuschung befinden. Unsere Gebete sind dabei getragen vom Glauben 
  • an die Allmacht Gottes;
  • an die Liebe Gottes;
  • an die Gnade Gottes. 
Wir sind gewiss: Gott wird helfen “ (alle Zitate aus den o. g. LG)!

Kommentar: „Der Glaube derer, die durch Gottes Wort neu geboren sind, muss sich durch Wort und Tat bewähren. Besonderes Gewicht legt der Jak auf das Wort. In jedem Kapitel wird durchgespielt, was Gottes Wort an den Menschen ist und wie der Mensch sich auch in seinen Worten bewährt (z. B. Gebet, nicht schwören;“ aus: BNÜ, Einleitung zum Jak). So wird den Kranken das Wort Gottes zur Genesung (siehe auch unten das Evangelium zum heutigen Sonntag).

Eine wesentliche Sonderlehre der NAK ist das sogenannte "Entschlafenenwesen." "Dreimal jährlich (...) finden Gottesdienste für Entschlafene statt. In Hinblick darauf beten die neuapostolischen Christen auch dafür, dass unerlöst Verstorbene das Heil in Christus finden. (...) Am Sonntag zuvor bereiten sich die Gemeinden im Gottesdienst darauf vor. Barmherzigkeit und Mitempfinden sollen zur Fürbitte für unerlöst Verstorbene anregen" (zitiert aus: KNK, 423). Ein solcher Gottesdienst findet auch am 26.10.2014 statt. Die Erlösung steht im engen Zusammenhang mit dem Kirchen- und damit Selbstverständnis der NAK, demnach Kirche dort am deutlichsten zutage träte, "wo das Apostelamt, die Spendung der drei Sakramente an Lebende und Tote sowie die rechte Wortverkündigung vorhanden ist. Dort ist das Erlösungswerk des Herrn aufgerichtet" (KNK, 281). Die Erlösungslehre (Seteriologie) der NAK ist also stark an das Apostelamt gebunden, wobei der NAK zwischen dem Apostelamt (gemeint sind die heute aktiven Apostel der NAK = Apostolat), den Aposteln aus den biblischen Erzählungen und dem "apostolischen Prinzip" unterscheidet. Zum Problem der Apostolizität und der apostolischen Sukzession siehe Schneider, 2006, HB der Dogmatik, „Ekklesiologie“, 47ff, insb. 131-134); Obst, 1996; Funkschmidt, Ökumenische Annäherungen und Bickelhaupt, Kirche und christliche Initiation. Beide in: Funkschmidt, 2013.

Demgegenüber ist die Seteriologie der Katholischen Kirche klar auf Christus bezogen. Christus wir als "Ort der Seteriologie" bezeichnet. Christologie und Erlösungslehre sind nicht voneinander zu trennen (vergl. Schneider, 2006, HB der Dogmatik, "Christologie", 241ff). In der evangelischen Dogmatik wird die Erlösung im Zusammenwirken des Dreieinigen Gottes betrachtet und als "das befreiende Heilswerk in Jesus Christus" bezeichnet. Die Seteriologie wird eng mit dem Gnadenbegriff, dem Gerechtigkeitsbegriff und mit der Rechtfertigungslehre verknüpft. "Gnade ist nach biblischen Verstehen ein Geschehen ohne menschliches Zutun und nicht von Gott trennbar (auch nicht im Sinne treuhänderischer Verfügbarkeit durch Menschen), (...). Gottes Gerechtigkeit ist ein Handeln, das Heil und Errettung schafft“ (Thiele, 1996, 286ff). 


„Am 26.10.2014 feiern wir den 19. Sonntag nach Trinitatis – Heilung an Leib und Seele – und hören die Erzählung von der Heilung eines Gelähmten ('Der Gichtbrüchige'“; Senftleben, 1988, 81).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 31: 
"Glücklich der Mensch, dessen Schuld vergeben ist!
Glücklich zu preisen ist der Mensch, dem seine Treulosigkeit Gott gegenüber vergeben und dessen Sünden zugedeckt sind. 
Ja, der ist wahrhaft glücklich zu nennen, dem der Herr die Schuld nicht anrechnet und der durch und durch aufrichtig ist. 
Solange ich meine Schuld verschwieg, wurde ich von Krankheit zerfressen, den ganzen Tag habe ich nur gestöhnt. 
Tag und Nacht lastete deine Hand auf mir. Da verging mir aller Lebensmut, ich verlor jede Kraft wie unter stechender Sonnenglut.
Dann endlich bekannte ich dir meine Sünde, meine Schuld verschwieg ich nicht länger vor dir6. Ich sagte: »Ich will dem Herrn alle meine Vergehen bekennen.« Und du – ja, du befreitest mich von der Last meiner Sünde.
Darum soll jeder, der dir treu ist, zu dir beten, solange du dich finden lässt. Und er darf erleben: Selbst wenn die Not ihn bedrängt wie eine gewaltige Flut – sie wird ihm nicht schaden können.
Du, ´Gott`, bist mein sicherer Zufluchtsort, mein Schutz in Zeiten der Not. Wohin ich mich auch wende – deine Hilfe kommt nie zu spät. Darüber juble ich vor Freude. ´Du hast zu mir gesagt:`»Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. Ich will dich beraten und immer meinen Blick auf dich richten.« 
Seid nicht wie Pferde oder Maultiere, denen der Verstand fehlt und deren Schmuck aus Zaum und Zügel besteht. Damit muss man sie zähmen, denn sonst gehorchen sie ja nicht. 
Viele Schmerzen muss erleiden, wer sich von Gott abwendet, doch wer auf den Herrn vertraut, den umgibt er mit seiner Gnade. 
Freut euch über den Herrn und jubelt laut, die ihr nach seinem Willen lebt! Ihr alle, deren Herz aufrichtig ist, singt vor Freude" (NGÜ)!

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mk 2, 1-12:
"Jesus heilt einen Gelähmten 
Einige Tage später kam Jesus nach Kafarnaum zurück, und bald wusste jeder, dass er wieder zu Hause war. Die Menschen strömten so zahlreich zusammen, dass kein Platz mehr blieb, nicht einmal draußen vor der Tür. Jesus verkündete ihnen die Botschaft Gottes. Da brachten vier Männer einen Gelähmten herbei, aber sie kamen wegen der Menschenmenge nicht bis zu Jesus durch. Darum stiegen sie auf das flache Dach, gruben die Lehmdecke auf und beseitigten das Holzgeflecht, genau über der Stelle, wo Jesus war. Dann ließen sie den Gelähmten auf seiner Matte durch das Loch hinunter. Als Jesus sah, wie groß ihr Vertrauen war, sagte er zu dem Gelähmten: 'Mein Kind, deine Schuld ist vergeben!' Da saßen aber einige Gesetzeslehrer, die dachten bei sich: 'Was nimmt der sich heraus! Das ist eine Gotteslästerung! Nur Gott kann den Menschen ihre Schuld vergeben, sonst niemand!' Jesus erkannte sofort, dass sie das dachten, und fragte sie: 'Was macht ihr euch da für Gedanken? Was ist leichter – diesem Gelähmten zu sagen: ›Deine Schuld ist dir vergeben‹, oder: ›Steh auf, nimm deine Matte und geh umher‹? Aber ihr sollt sehen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Schuld zu vergeben!' Und er sagte zu dem Gelähmten: 'Ich befehle dir: Steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause!' Der Mann stand auf, nahm seine Matte und ging vor aller Augen weg. Da waren sie alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: 'So etwas haben wir noch nie erlebt'" (GNB)!

Kommentar: "Die Krankheit des Gelähmten impliziert von der Wortbedeutung her den Gedanken der Auflösung (paralysis). Dieser Art der Krankheit rührt nach antiker Vorstellung an die Spähre des Todes. Die Bewegungsunfähigkeit aufgrund von Lähmung steht im Altertum für den Verlust von Kraft und Empfindungen. (...) Sie resultiert in diesem Kontext aus Sünde, d. h. einer spirituellen Verfehlung, und verweist auf die Schuld vor Gott. Als Strafe begriffen macht sie die Notwendigkeit der Vergebung sichtbar. Gesundung setzt die Wiederherstellung einer heilen Gottesbeziehung voraus bzw. geht mit ihr einher." Die Heilung nach der Sündenvergebung dient dem Gelähmten und der Umgebung dazu, die Rückkehr in die bleibende Gottesgemeinschaft zu verdeutlichen. Die Wunderheilung macht also "nur" das Wunder der Sündenvergebung sichtbar (Dazu ausführlich: Klumbies, Die Heilung eines Gelähmten und vieler Erstarrter (Die Heilung eines Gelähmten). In: Zimmermann, 2013, 235-247).




Dieterich Buxtehude (1637-1707): Wo soll ich fliehen hin (BuxWV 112).Veröffentlich am 02.07.2014.

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