Sonntag, 6. September 2015

15. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 13. September 2015

Einleitung: „'Den Glauben bekennen' - das ist das Schwerpunktthema im Monat September. Das Bekennen des Glaubens ist ja grundsätzliche Aufgabe des Christen, die er bei seiner Taufe übernimmt – und deren Erfüllung ihn erst zum wahren Christen werden lässt: 'In der christlichen Tradition wird gesagt, dass nur die wahrhaft Gläubigen der unsichtbaren, verborgenen Kirche zugeordnet werden, nicht hingegen Getaufte, die weder an Jesus glauben noch ihn als ihren Herrn bekennen' (KNK 6.5).
Die vier Sonntagsgottesdienste im September haben die Aufgabe, jeweils unterschiedliche Facetten herauszustellen, wie der neuapostolische Christ seinen Glauben bekennen kann.
Der zweite Sonntagsgottesdienst stellt dann am Beispiel des Apostels Petrus heraus, wie man sich zum Herrn bekennt: in der Gemeinde, dem Nächsten gegenüber und in recht verstandener Nachfolge."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Bekenntnis zum Herrn“

Lesung und gleichzeitige Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK sind aus „Joh 6, 69: Wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir bekennen uns zum Herrn, wenn wir nach seinem Evangelium leben.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Joh 6, 69 gehört zum Bekenntnis des Petrus zu Jesus als Gottes Sohn. Jesus wurde aufgrund seiner Predigt nicht nur von seinen Zeitgenossen kritisiert, sondern auch von Jüngern verlassen (Joh 6, 52-66). Glauben und Erkennen gehören zusammen. Wer sich zu Jesus bekennt, bekennt sich daher zu Gott.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Wie Petrus sich deutlich zum Herrn bekannte, wollen wir es auch tun durch unsere
  • Verantwortung in der Gemeinde
  • Liebe zu Gott und zum Nächsten
  • 
Nachfolge“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die zitierte Bibelstelle bezieht sich auf das Erleben des Speisungswunders (Joh 6, 1-25; siehe dazu: Claußen, Carsten, Mehr Prophet als Brotkönig (Die Speisung der fünftausend). In. Zimmermann, 2013, 705ff) und auf die folgende Deutung (Joh, 26-58). Kern der Deutung ist, dass Jesus sich als "Brot des Lebens" vorstellt resp. Johannes Jesus von Nazareth als den Christus verherrlicht (siehe dazu den Post zum 4. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 28. Juni 2015 in diesem Blog.). Diese Deutung ist gleichzeitig der Stein des Anstosses: "Jesus aber sagte zu ihnen: 'Ich versichere euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.'" (NGÜ)
Glauben und Erkennen gehören zusammen. Der Glaube ist nicht blind und die Erkenntnis ist nicht "neutral" oder "objektiv." Er ist mit einem intellektuellen Akt des Anerkennens und des praktischen Vollzuges verbunden. "Wer sagen kann, Jesus habe Worte des ewigen Lebens, hat schon sein Wirken und Geschick als Manifestation des Wirklichkeit Gottes erkannt und sich vertrauend darauf eingelassen. Dementsprechend wird hier im Perfekt formuliert, das im Griechischen die Nachwirkung eines vergangenen Vollzugs zum Ausdruck bringt. Die in der Vergangenheit für Jesus gefällte Entscheidung wirkt bis in die Gegenwart fort" (Wengst, 2014, 274).
"Recht verstandene Nachfolge" (siehe Einleitung) bedeutet, Jesus als den "Heiligen Gottes" (V 69) anzuerkennen und zu glauben, "dass Jesus in den Bereich Gottes gehört und dass er Gott in der Welt [im Heute, im Jetzt; MS] repräsentiert" (ebenda, 275).


An diesem Sonntag feiern wir den 15. Sonntag nach Trinitatis - Gott dachte daran, dass sie Fleisch sind, ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkommt.

„Der 15. Sonntag nach Trinitatis hat "Irdische Güter" zum Thema. Es geht ums Sorgen, die Angst um die Zukunft, um das, was morgen kommt, die Sorge um das leibliche Wohl, um das Dach über dem Kopf. Mancher Predigttext legt eine gewisse Leibfeindlichkeit nahe, etwas, das einzuüben heute gewiss nicht ganz verkehrt ist. Dabei sollte man sich allerdings davor hüten, die Gaben Gottes, von denen wir leben, zu verteufeln.
Oft haben wir uns durch mühsame Arbeit einen Lebensstandard geschaffen, der uns ein Gefühl der Behaglichkeit und des Wohlstandes vermittelt. Diesen Lebensstandard zu erhalten, wird jedoch immer schwieriger, und Sorge um die Zukunft bestimmt unser Leben zusehends. Heute, am 15. Sonntag nach Trinitatis, werden wir durch die Lesungen daran erinnert, dass alles, was wir hier schaffen, vergänglich ist. Es ist tröstlich zu wissen, dass Gott uns nicht im Stich lassen wird, selbst wenn das, was wir haben, verloren geht“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Jauchzet Gott in allen Landen (BWV 51)
Was Gott tut, das ist wohlgetan (BWV 99)
Warum betrübst du dich, mein Herz (BWV 138)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 78, 32-55:
Gottes Wege mit seinem Volk
Doch trotz allem sündigten sie weiter und weiter und schenkten seinen Wundern keinen Glauben. Da ließ er ihre Lebenstage wie nichts zerrinnen und ihre Jahre schwinden in Angst und Schrecken. Wenn er viele von ihnen umkommen ließ, fragten die Übrigen wieder nach ihm. Ja, sie kehrten um von ihren falschen Wegen und suchten Gott. Sie besannen sich darauf, dass Gott ihr Fels ist, und er, der Höchste, ihr Erlöser. Doch wieder betrogen sie ihn mit ihren Worten, sie belogen ihn mit allem, was über ihre Lippen kam. Sie blieben nicht von ganzem Herzen bei ihm und hielten sich nicht treu an den Bund, den er mit ihnen geschlossen hatte. Doch er war barmherzig, er vergab ihre Schuld und tötete sie nicht. Immer wieder hielt er seinen Zorn zurück und ließ seinem Unwillen keinen freien Lauf. Er dachte daran, dass sie Menschen aus Fleisch und Blut sind – ein Windhauch, der kurz aufkommt und nicht mehr wiederkehrt. Doch wie oft lehnten sie sich in der Wüste gegen ihn auf und bereiteten ihm Kummer dort in der Steppe! Wieder und wieder stellten sie ihn auf die Probe und beleidigten ihn, den heiligen Gott Israels. Sie dachten nicht mehr daran, wie er mit starker Hand eingegriffen und sie aus der Gewalt ihrer Unterdrücker befreit hatte. Damals vollbrachte er Zeichen und Wunder in Ägypten, im Gebiet der Stadt Zoan. Er ließ dort Flüsse und Bäche zu Blut werden, so dass man nicht mehr aus ihnen trinken konnte. Er schickte ´den Ägyptern` Schwärme von Ungeziefer, die sie zerfraßen, und Frösche, die ihnen Verderben brachten. Die Frucht ihres Feldes gab er den Insekten preis; die Ernte, für die sie so mühsam gearbeitet hatten, überließ er den Heuschrecken. Ihre Weinstöcke schlug er durch Hagel nieder, und ihre Maulbeerbäume durch Brocken von Eis. Dem Hagel ließ er auch ihr Vieh zum Opfer fallen, ihre Herden dem Blitzschlag. Sein glühender Zorn brach gegen sie los, mit Wut und Grimm stürzte er sie ins Unglück. Er sandte eine Schar von Engeln, die Unheil über sie bringen sollten. Seinem Zorn ließ er freien Lauf, selbst vor dem Tod verschonte er sie nicht, sondern ließ sie durch die Pest umkommen. Alle Erstgeborenen in Ägypten streckte er nieder, ja, er tötete die ältesten Söhne, die kräftigsten im Land der Nachkommen Hams. Dann führte er sein Volk heraus wie ein Hirte seine Schafe, und in der Wüste leitete er sie wie eine Herde. Er führte sie sicher, darum hatten sie keine Angst. Ihre Feinde jedoch begrub das Meer. Er brachte sie in sein heiliges Land und führte sie zu dem Berg, den er mit eigener Hand zu seinem Eigentum gemacht hatte. Die anderen Völker vertrieb er vor ihnen aus dem Land und verteilte es als Erbbesitz an die Stämme Israels. So konnten sie in den Zelten dieser Völker wohnen. (NGÜ)

Die Epistel steht in 1 Petr 5, 5c-11.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 6, 25-34:
Ungeteilter Dienst
Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben, ob ihr etwas zu essen oder zu trinken habt, und um euren Leib, ob ihr etwas anzuziehen habt! Das Leben ist mehr als Essen und Trinken, und der Leib ist mehr als die Kleidung! Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte – aber euer Vater im Himmel sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel mehr wert als Vögel! Wer von euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern? Und warum macht ihr euch Sorgen um das, was ihr anziehen sollt? Seht, wie die Blumen auf den Feldern wachsen! Sie arbeiten nicht und machen sich keine Kleider, doch ich sage euch: Nicht einmal Salomo bei all seinem Reichtum war so prächtig gekleidet wie irgendeine von ihnen. Wenn Gott sogar die Feldblumen so ausstattet, die heute blühen und morgen verbrannt werden, wird er sich dann nicht erst recht um euch kümmern? Habt ihr so wenig Vertrauen? Also macht euch keine Sorgen! Fragt nicht: ›Was sollen wir essen?‹ ›Was sollen wir trinken?‹ ›Was sollen wir anziehen?‹ Mit all dem plagen sich Menschen, die Gott nicht kennen. Euer Vater im Himmel weiß, dass ihr all das braucht. Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstellt, und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen. Quält euch also nicht mit Gedanken an morgen; der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last hat.« (GNB)

Kommentar: Jeder Tag hat also seine eigene Last und Sorge. Wer kennt das nicht? Wir sorgen uns um unseren Lieblingsstar, der zu dick oder zu dünn ist, um unseren Fußballverein, der vom Abstieg "bedroht" ist, um eine Umleitung, die den direkten Weg zur Arbeit versperrt. Wir sorgen uns um unseren kranken Nachbarn, die älter werdenden Eltern, die arbeitslosen Freunde. Wir sorgen uns darum, nicht das Gesicht zu verlieren, keine Fehler zu machen, selber zu verunfallen oder überfallen zu werden. Wir sorgen uns um Elend, Not, Tod und Teufel. Und all dies sollen wir lassen? Herzlos und unempathisch werden? Macht uns das Sorgen um den (Mit-) Menschen nicht erst zum Menschen? Ist nicht "Barmherzigkeit" das höchste Gebot? Und tatsächlich ist die Sorge um den Nächsten von diesem Abschnitt unberührt.
"Macht euch keine Sorgen um Euer Leben" heißt es.
Es geht um den Selbstbezug, die Nabelschau, das larmoyante Selbstmitleid, die Selbstsucht, das Um-sich-selber-drehen. Gott soll Dein Bezugspunkt sein, nicht das eigene Ich. Glauben heißt, sich ganz und gar, mit Haut und Haaren auf Gott zu verlassen. Glauben heißt, Gott die Zügel Deines Lebens zu übergeben. Glauben heißt, Gott Gott sein zu lassen.
Der Name Gottes lautet, das Wesen Gottes ist: "Ich werde da sein" (ab Gen 2, 4). Dies fordert Gott neu von uns ein. "Nehmt mich beim Wort", ruft Gott uns heute im Evangelium zu. Es ist Gottes existenzielle Anrufung an den Menschen.
Zum Weiterlesen: Klaus Berger (2012): Die Bergpredigt - Magna Charta der von Gott geforderten Gerechtigkeit. In: Berger, Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Meditationen zu den Sonntagsevangelien. Lesejahr A, 158-161.
Peter Fiedler (2006): Das Matthäusevangelium, 179-183.

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