Sonntag, 27. September 2015

17. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 27. September 2015


Der Bordesholmer Altar im Dom zu Schleswig


Vorwort: Diesen Post widme ich Petra & Robert

Einleitung: „'Den Glauben bekennen' - das ist das Schwerpunktthema im Monat September. Das Bekennen des Glaubens ist ja grundsätzliche Aufgabe des Christen, die er bei seiner Taufe übernimmt – und deren Erfüllung ihn erst zum wahren Christen werden lässt: 'In der christlichen Tradition wird gesagt, dass nur die wahrhaft Gläubigen der unsichtbaren, verborgenen Kirche zugeordnet werden, nicht hingegen Getaufte, die weder an Jesus glauben noch ihn als ihren Herrn bekennen' (KNK 6.5).
Die vier Sonntagsgottesdienste im September haben die Aufgabe, jeweils unterschiedliche Facetten herauszustellen, wie der neuapostolische Christ seinen Glauben bekennen kann.
Unsere 'Bitten in Übereinstimmung mit Jesus' stehen im Mittelpunkt des letzten Sonntagsgottesdienstes im September. Damit unsere Bitten erhört werden, müssen sie gegründet sein auf den Glauben an Jesus Christus und mit seinem Willen übereinstimmen. Wer in einer solchen Einstellung bittet, legt damit auch ein deutliches Bekenntnis seines Glaubens ab. Gott erhört den Beter, der nach starkem Glauben, Beharrlichkeit in Prüfungen, Gnade, Einheit und der ersten Auferstehung trachtet."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Bitten in Übereinstimmung mit Jesus“

Lesung und gleichzeitig Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Joh 14, 14: Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Jesus Christus erhört die Bitten, die mit seinem Willen übereinstimmen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „In seinen Abschiedsreden (Joh 13–17) spricht Jesus von seinem Weg zum Vater, gibt den Seinen das Liebesgebot, verheißt den Heiligen Geist als den Tröster und spricht das hohepriesterliche Gebet. Für die Zeit der Trennung von seinen Jüngern verheißt Jesus, dass sie 'Werke', also Wunder und Zeichen, tun können und dass ihre Bitten erhört werden. Dies geschieht alles zur Verherrlichung des Vaters (Joh 14, 13).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Unsere Gebete müssen auf dem Glauben an Jesus Christus gegründet sein und dem Willen des Herrn entsprechen. Gott erhört den Beter, der nach starkem Glauben, Beharrlichkeit in Prüfungen, Gnade, Einheit und der ersten Auferstehung trachtet“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Wie in den "Ich-bin-Worten" handelt es sich auch bei den sogen. "Abschiedsreden Jesu" weniger um originäre Aussagen Jesu, sondern um Glaubensaussage des Johannes über Jesus. Für Johannes ist Jesus der verheißene und gekommene Messias. Johannes zieht einen weiten Bogen über die unsere gesamten kanonischen Schriften von Gen bis zur Offb.

Im AT stellt sich der Gott Israels als JHWH vor, was als "Ich bin da" und als "Ich werde da sein" verstanden werden kann. Diese Doppel-Perspektive beschreibt die ewige Existenz des Gottes Israels als "schwebender Geist über den Wassern" (Gen 1, 2) und als Richter, Weltenlenker, Herrscher über die Himmel und Sieger über gottfremde Mächte (Offb 20-22): "Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende" (Offb 22, 13; LUT). Für Johannes ist Jesus von Nazareth ein gültiges Angesicht eines gnädigen, ewigen, in Liebe dem Menschen zugewandten Gottes und er stellt Jesus als die ewig existente, gnädige Gegenwart Gottes vor und schafft so eine Kontinuum zum Gott der Schöpfung. Er lässt er seine Apokalypse in diesem Sinne auch hoffnungsvoll mit den Worten: "Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!" enden. (Offb 22, 21; LUT)

Auch der Name "Johannes" ist "Programm": "Gott (JHWH) ist gnädig" oder "Gott hat Gnade erwiesen" ist seine Bedeutung und somit seine Identität. Diese Aussage bildet die Überschrift über die Schriften des Johannes (Joh, Apg, Offb), unabhängig davon, ob man von Johannes als den Autor dieser drei Bücher ausgeht, oder nicht und kann von einem persönlichen Glaubensbekenntnis zu einem universellen Credo werden und hat mit den in den LG implizierten "Wenn-Dann-Relationen" nichts gemeinsam, die sich ja auch so nicht in den Texten des Johannes finden lassen.

An diesem Sonntag feiern wir den 17. Sonntag nach Trinitatis - Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte.

„Der 17. Sonntag nach Trinitatis befasst sich mit dem Glauben, wobei der bedingungslose Glaube, der dann auch zum "Erfolg" führt, im Vordergrund steht. Es werden also Geschichten aus den Evangelien erzählt, in denen der Glaube des einzelnen zu einem Wunder geführt hat. Die alttestamentlichen Texte hingegen reden von nicht so sehr vom Glauben, als vielmehr von Gottes Wirken im Leben des Volkes Israel und in Jakobs Leben. Die Episteltexte wiederum reden über den Glauben und stellen dar, wie es zum Glauben kommt bzw. wie der Glaube eine vereinende Funktion wahrnimmt.
Am 17. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Geschichte von der kanaanäischen Frau, deren Glaube Jesus zu Handeln bewegt, obgleich sie nicht zu den Schafen Israels gehört. Solcher Glaube macht uns gewiß, dass Jesus auch in unserem Leben grundlegende Veränderungen bewirkt, so dass wir dankbar seinen Namen verkündigen“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget werden (BWV 47)
Bringet dem Herrn Ehre seines Namens (BWV 148)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 25:
Vertrauen auf die Güte des Herrn
Nach dir, Herr, sehnt sich meine Seele. Auf dich, mein Gott, vertraue ich; lass mich nicht in Schande enden, lass meine Feinde nicht über mich triumphieren! Ja, niemand gerät in Schande, wenn er seine Hoffnung auf dich setzt. Aber wer sich treulos von dir abwendet – aus welchem Vorwand auch immer –, der wird beschämt dastehen. Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich, auf deinen Pfaden zu gehen! Führe mich durch deine Treue und unterweise mich. Denn du bist der Gott, der mir Rettung schafft. Auf dich hoffe ich Tag für Tag. Denk an dein großes Erbarmen, Herr, und an deine reiche Gnade, die du seit jeher erwiesen hast! Denk doch nicht an die Sünden, die ich in meiner Jugendzeit begangen habe, und auch nicht an meine späteren Verfehlungen! Allein in deiner Gnade denk an mich, Herr, deine Güte ist doch so groß. Gütig und aufrichtig ist der Herr. Deshalb zeigt er Menschen, die sich von ihm abgewandt haben, den rechten Weg. Er unterweist die Demütigen in dem, was gut und richtig ist, ja, gerade ihnen zeigt er seinen Weg. Der Herr führt alle in seiner Gnade und Treue, die sich an seinen Bund halten und sich richten nach dem, was er in seinem Wort bezeugt. Mach deinem Namen alle Ehre, Herr: Vergib mir meine Schuld, denn sie ist groß! Wie steht es mit dem Menschen, der in Ehrfurcht vor dem Herrn lebt? Ihn lässt der Herr den Weg erkennen, den er wählen soll. Sein Leben lang erfährt er Gutes, und seine Nachkommen werden einst das Land besitzen. Der Herr zieht die ins Vertrauen, die in Ehrfurcht vor ihm leben; seinen Bund macht er ihnen bekannt. Meine Augen blicken ständig auf den Herrn, denn er, er wird meine Füße aus dem Fangnetz ziehen. ´Herr`, wende dich mir zu und sei mir gnädig, denn ich bin einsam und vom Leid gebeugt. Sprenge du die Fesseln, die mir das Herz zusammenschnüren, lass mich frei werden von allem, was mir jetzt noch Angst macht. Achte auf mein Elend und auf meine Mühe und vergib mir alle meine Sünden! Sieh doch, wie viele Feinde ich habe, sie verfolgen mich mit abgrundtiefem Hass! Bewahre mein Leben und rette mich! Lass mich nicht in Schande geraten, denn bei dir suche ich Zuflucht. Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sollen mein Schutz sein, denn meine Hoffnung bist allein du. Gott, erlöse Israel aus all seiner Not! (NGÜ)

Die Epistel steht in Rö, 10, 9-18.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 15, 21-28:
Das Vertrauen einer nichtjüdischen Frau
Jesus verließ die Gegend und zog sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Eine kanaanitische Frau, die dort wohnte, kam zu ihm und rief: »Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem bösen Geist sehr geplagt.« Aber Jesus gab ihr keine Antwort. Schließlich drängten ihn die Jünger: »Sieh zu, dass du sie los wirst; sie schreit ja hinter uns her!« Aber Jesus sagte: »Ich bin nur zum Volk Israel, dieser Herde von verlorenen Schafen, gesandt worden.« Da warf die Frau sich vor Jesus nieder und sagte: »Hilf mir doch, Herr!« Er antwortete: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.« »Gewiss, Herr«, sagte sie; »aber die Hunde bekommen doch wenigstens die Brocken, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen.« Da sagte Jesus zu ihr: »Du hast ein großes Vertrauen, Frau! Was du willst, soll geschehen.« Im selben Augenblick wurde ihre Tochter gesund. (GNB)

Kommentar: Aus heilsuniversalistischer Perspektive ist die Wundererzählung geradezu programmatisch komponiert: Jesus ist nur zu den Schafen des Hauses Israels gesandt (V 15, 24). Diese Exklusivität wird durch die Argumentation einer kanaanäischen Frau mit einer kranken Tochter, ohne patriarchale Familienstrukturen im Hintergrund, durchbrochen. Die Krankheit der Tochter symbolisiert ein in religiöser, ethnischer und kultureller Hinsicht außenstehendes Paar, da die als dämonische Besessenheit (Mt 15, 23) bezeichnete Erkrankung mit Ausgrenzung, Unreinheit und Stigmatisierung verbunden ist. Trotzdem entsteht ein Dialog "auf Augenhöhe" und ein Heilungswunder. Dadurch wird vorweg genommen, was Jesus später, als Auferstandener, kundtun wird: das Heil ist offen für alle Völker (Mt 28, 19f). In der Wundergeschichte ist entscheidend, dass die Kanaanäerin Jesus zwar als den Messias Israels erkennt und die heilsgeschichtliche Vorrangstellung Israels anerkennt, aber zugleich argumentiert, dass dieses Heil auch auf die Heiden ausstrahlt. Damit akzeptiert sie, dass der Messias Israels auch den Heiden Heil bringt.
Parallel zu dieser Wundererzählung kann die Erzählung vom Hauptmann von Kafarnaum (Mt 5, 5-13) gelesen werden.
Beide Figuren durchbrechen die eng gezogenen Grenzen religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit, indem sie als Außenstehende erkennen und anerkennen, dass Jesus der davidische Messias ist. Zwar impliziert diese Erkennt noch keine Nachfolge, aber sie weist voraus auf den offenen Schluss des Evangeliums, nämlich die eschatologische Vollendung und die universale Mission (Mt 28, 19f; vergl. Uta Poplutz, Das Heil an den Rändern Israels (Die kanaanäische Frau), 471f. In: Zimmermann, 2013, 465-473).

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