Dienstag, 16. Mai 2017

Rogate - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 21.05.2017

Perlen des Glaubens


Die betende Kirche


Wochenspruch: Psalm 66, 20:
„Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ (LUT)
„Gepriesen sei Gott; denn er hat mein Bittgebet nicht unterbunden und mir seine Huld nicht entzogen.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 95:
Ruf zu Anbetung und Gehorsam
Kommt herzu, lasst uns dem HERRN frohlocken und jauchzen dem Hort unsres Heils! Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der HERR ist ein großer Gott und ein großer König über alle Götter. Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde, und die Höhen der Berge sind auch sein. Denn sein ist das Meer, und er hat's gemacht, und seine Hände haben das Trockene bereitet. Kommt, lasst uns anbeten und knien und niederfallen vor dem HERRN, der uns gemacht hat. Denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand. Wenn ihr doch heute auf seine Stimme hören wolltet: »Verstocket euer Herz nicht, wie zu Meriba geschah, wie zu Massa in der Wüste, wo mich eure Väter versuchten und prüften und hatten doch mein Werk gesehen. Vierzig Jahre war dies Volk mir zuwider, dass ich sprach: / Es sind Leute, deren Herz immer den Irrweg will und die meine Wege nicht lernen wollen, sodass ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.« (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 21.05.2017 ist aus „Johannes 16, 33: Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Joh 16, 16-33:
Trauer und Hoffnung bei Jesu Abschied
Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen. Da sprachen einige seiner Jünger untereinander: Was bedeutet das, was er zu uns sagt: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen; und: Ich gehe zum Vater? Da sprachen sie: Was bedeutet das, was er sagt: Noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was er redet. Da merkte Jesus, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Danach fragt ihr euch untereinander, dass ich gesagt habe: Noch eine kleine Weile, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals eine kleine Weile, dann werdet ihr mich sehen? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden. Eine Frau, wenn sie gebiert, so hat sie Schmerzen, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. Auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Und an jenem Tage werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei. Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater. An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. Sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus und nicht in einem Bild. Nun wissen wir, dass du alle Dinge weißt und bedarfst dessen nicht, dass dich jemand fragt. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist. Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr? Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (LUT)

Kommentar:
  • „Der sechste Sonntag der Osterzeit (Rogate: Betet!) hat seinen Namen (…) erhalten von den Bittprozessionen, die vermutlich im 4. Jh. in Rom eingeführt wurden. (…) Die Kirche betet für manigfache menschliche Anliegen, besonders für die Früchte der Erde und das menschliche Schaffen. (…) Nach der katholischen Ordnung liest man A: Joh 14, 15-21; B: Joh 15, 9-17; C: Joh 14, 23-29.
  • In der evangelischen Ordnung ist der Sonntag Rogate (5. Sonntag nach Ostern) durch das Thema Gebet bestimmt. Man liest 1 Tim 2, 1-6 und Joh 16, 23-33" (Bieritz, 2014, 237f).
  • Die Auswahl der Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK wird so begründet: „‚Friede trotz Angst' - ein anspruchsvolles Thema für den dritten Sonntag im Mai. Der Gottesdienst will die Anfechtungen, denen wir alle ausgesetzt sind, offen ansprechen, aber niemanden ratlos oder gar hoffnungslos verbleiben lassen. Dank Jesus Christus können wir siegen“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 5/17, 3). Die Auswahl des Predigtextes orientiert sich an der evangelischen Ordnung. Es wird bedacht, dass wir Menschen durch Jesus Christus unsere Angst überwinden können durch seine Fürbitte für uns, was jedoch keine Erwähnung findet und durch die dankbare Hinwendung zu Jesus Christus im gemeinsamen Abendmahl mit dem Nächsten.

Lang (2005) unterscheidet 3 Grundformen christlichen Bittgebets:
  • Das Vater Unser,
  • das gewöhnliche (thaumaturgische) Gebet, das an Gott (den Vater) gerichtet ist, und
  • das besondere (theurgische) Gebet, welches im Zusammenhang mit heiligen Handlungen steht. Im Zusammenhang mit diesen besonderen Gebeten kommt es zu (Engels-) Erscheinungen. 

Beim Nachdenken über das Gebet stellt Lang zwei Ansätze vor: den theozentrischen Ansatz und den anthropozentrischen Ansatz.
  • Im theozentrischen Ansatz wird das Gebet als sinnlos begriffen, da die Welt von einem allmächtigen Gott regiert wird, der die Zeit- und Weltläufte bestimmt. Ein Gebet, das auf die Beeinflussung des guten Willens und Tuns Gottes zielt, ist paradox. Schleiermacher empfiehlt eine ehrfurchtsvolle Zurückhaltung gegenüber Gott und ein gläubiges Annehmen des durch Gott für den Menschen ausgewählte Schicksal.
  • Im anthropozentrischen Gebetsverständnis richtet sich der Blick auf das, was das Gebet beim betenden Menschen selbst bewirkt. Ein Gebet kann so zu einer Selbstvergewisserung werden oder zu einem Nachdenken darüber, welchen Platz der Mensch in der göttlichen Schöpfung einnimmt. Das Gebet führt über die Verbindung mit etwas über meine menschliche Existenz hinausweisendes zur Betonung von Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen und öffnet die Perspektive für Neues und Heilendes. Siehe ausführlich: Lang, Bernhard (2005): Gebet. In: Eicher, Peter (Hg.): Neues Handbuch Theologischer Grundbegriffe. München: Kösel, Bd. I, 469-486. 
Ein Gebet ist dann sinnvoll, wenn es den Beter bewegt und ihn zum Handeln treibt.


Louise Hensel (1798 –1876): Müde bin ich, geh zur Ruh

1. Müde bin ich, geh' zur Ruh',
schließe beide Äuglein zu.
Vater, laß die Augen dein
über meinem Bette sein. 

2. Hab ich Unrecht heut getan,
sieh' es, lieber Gott, nicht an!
Deine Gnad' und Jesu Blut
machen allen Schaden gut. 

3. Alle, die mir sind verwandt,
Gott, laß ruhn in deiner Hand.
Alle Menschen groß und klein,
sollen dir befohlen sein. 

4. Kranken Herzen sende Ruh,
nasse Augen schließe zu,
laß den Mond am Himmel steh'n
und die stille Welt beseh'n.

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