Samstag, 21. November 2015

Ewigkeitssonntag - Kommentar zu den LG vom 22. November 2015


Magdeburg Paradiespforte mit den klugen und törichten Jungfrauen

Einleitung: „Am letzten Sonntag im Kirchenjahr, bekennen wir uns zur Auferstehung der Toten. Dazu gehört zunächst einmal das Bekenntnis zur Auferstehung Jesu, denn in ihr ist die Hoffnung auf unsere Auferstehung und die allgemeine Auferstehung der Toten begründet. Für die Brautgemeinde geschieht die Auferstehung bei der ersten Wiederkunft Christi, bei der die Erstlinge aus den Lebenden und den Toten einen neuen Leib erhalten. Dieser geistliche Leib ist von gleicher Beschaffenheit wie der Auferstehungsleib Jesu Christi, dem Erstling der Auferstandenen.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Hoffnung auf Auferstehung“

Lesung und gleichzeitig Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „1 Kor 15, 20: Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir glauben an die Auferstehung Jesu, hoffen auf unsere eigene Auferstehung und auf die Überwindung des Todes.“

Die Bibelstelle wird in diesen historischen oder theologischen Kontext eingebettet: „Nachdem Apostel Paulus die Zeugen der Auferstehung Jesu benannt hat (1 Kor 15, 1–11), geht er argumentativ gegen die Leugner der Auferstehung vor, die es in Korinth offensichtlich gab (1 Kor 15, 12–19). Danach bekräftigt er die Hoffnung auf Auferstehung und schildert, wie die Auferstehung der Toten vor sich gehen wird und wie die Gläubigen verwandelt werden; diese Auferstehung, so betont der Apostel, wird eine fleischliche sein (1 Kor 15, 20–58).“

Die LG werden schließlich so zusammengefasst: „Wir glauben an die Auferstehung Jesu von den Toten und wir hoffen auf unsere eigene Auferstehung. Darauf bereiten wir uns vor, indem wir im Glauben treu bleiben und dem Herrn nachfolgen. Wir beten darum, dass der Herr bald wiederkommt und der Tod überwunden wird“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: "Die kerygmatische Sicherheit des Credo-Satzes bringt die korinthische These zu Fall und erweist die negativen Konsequenzen in V12-19 als unzutreffend. Durch das Bild der Erstlingsgarbe, die man am Tag nach dem Sabbat in der Paschawoche (christlich gesehen der Tag der Auferstehung Jesu!) darbrachte, ist neben der zeitlichen Abfolge zugleich eine kausale Verbindung hergestellt: Diesem Beginn wird das Einbringen der ganzen Ernte notwendig folgen" (H. J. Klauck: 1. Korintherbrief. Kommentar zum NT mit der EU, 1984, 113f).

Heute ist der letzte Sonntag des Kirchenjahres - Ewigkeitssonntag: Wenn der Herr die Gefangenen Zins erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.

„Der Letzte Sonntag im Kirchenjahr kann in zweifacher Weise begangen werden: als Ewigkeitssonntag oder als Gedenktag der Entschlafenen (Totensonntag). Eine Kombination beider ist nicht abwegig. Hier wird noch getrennt, weil dies auch vom neuen Evangelischen Gottesdienstbuch so vorgesehen wird. Als Ewigkeitssonntag schauen die Perikopen dieses Tages in die Zukunft, die jenseits unserer Vorstellungen liegt. Dabei ist wichtig, diese wunderbare Zukunft nicht als rein geistige Realität zu erfahren und zu vermitteln. Denn durch Jesus Christus ist Ewigkeit in unser Leben hineingedrungen und kann so auch in unserer Realität schon greifbar werden.
Am letzten Sonntag des Kirchenjahres hören wir vom himmlischen Jerusalem, der ewigen Stadt, die uns als Wohnstatt verheißen ist. Das Warten scheint uns lang zu werden, aber vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag, und um seiner Schöpfung willen schenkt er Raum zur Buße. So freuen wir uns auf die verheißene Stadt und warten geduldig in dem Wissen, dass der Tag des Herrn unvermittelt anbrechen wird“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantate (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag ist:
Wachet auf, ruft uns die Stimme (BWV 140)

Am 25. Sonntag nach Trinitatis erklingen folgende Kantaten:
Es reißet euch ein schrecklich Ende (BWV 90)
Du Friedefürst, Herr Jesu Christ (BWV 116)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Ps 126:
„Unter Tränen säen – voll Jubel ernten
Ein Wallfahrtslied, gesungen auf dem Weg hinauf nach Jerusalem. Als der Herr uns aus der Gefangenschaft nach Zion zurückkehren ließ, da war es uns, als träumten wir. Wir lachten und jubelten laut vor Freude. Sogar unter den anderen Völkern sagte man: »Der Herr hat Großes für sie getan!« Ja, Großes hat der Herr für uns getan, darum freuen wir uns sehr! Herr, wende auch jetzt unser Geschick zum Guten, so wie du die ausgetrockneten Bäche im Südland wieder mit Wasser füllst! Wer unter Tränen die Saat ausstreut, wird voll Jubel die Ernte einbringen. Weinend geht der Sämann jetzt über den Acker6, mit sich trägt er den Samen zur Aussaat. Voll Jubel kommt er dann heim von der Ernte, den Arm voller Garben.“ (NGÜ)

Die Epistel steht in Off 21, 1-7.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 15, 1-13:
„Das Gleichnis von den Brautjungfern
»Wenn Gott sein Werk vollendet, wird es zugehen wie in der folgenden Geschichte: Zehn Brautjungfern1 gingen mit ihren Lampen hinaus, dem Bräutigam entgegen, um ihn zu empfangen. Fünf von ihnen handelten klug, die anderen fünf gedankenlos. Die Gedankenlosen nahmen nur ihre gefüllten Lampen mit, während die Klugen auch noch Öl zum Nachfüllen mitnahmen. Weil der Bräutigam sich verspätete, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht ertönte der Ruf: ›Der Bräutigam kommt, geht ihm entgegen!‹ Die zehn Brautjungfern standen auf und brachten ihre Lampen in Ordnung. Da baten die Gedankenlosen die anderen: ›Gebt uns von eurem Öl etwas ab, denn unsere Lampen gehen aus.‹ Aber die Klugen sagten: ›Ausgeschlossen, dann reicht es weder für uns noch für euch. Geht doch zum Kaufmann und holt euch welches!‹ So machten sich die fünf auf den Weg, um Öl zu kaufen. Inzwischen kam der Bräutigam. Die fünf Klugen, die darauf vorbereitet waren, gingen mit ihm hinein zum Hochzeitsfest, und die Türen wurden geschlossen. Schließlich kamen die anderen nach und riefen: ›Herr, Herr, mach uns auf!‹ Aber der Bräutigam wies sie ab und sagte: ›Ich versichere euch, ich kenne euch nicht!‹ Darum seid wachsam, denn ihr wisst weder Tag noch Stunde im Voraus!«“ (GNB)

Kommentar: "Im Rahmen einer sequentiellen Lektüre des Mt liegt es nahe, die Parabel von den Mädchen als eine Warnung für die Gemeinde angesichts der endgültigen Scheidung im Gericht zu lesen. Klug, wachsam und vorbereitet sind jene, die den 'Willen des Vaters' tun (Mt 7, 21) bzw. die Worte der Bergpredigt hören und tun (Mt 7, 24). (...) Fackeln mit Öl stehen für das Hören und Tun der Worte Jesu, wohingegen Fackeln ohne Öl das Hören ohne Tun veranschaulichen. (...) Die Haltung der Bereitschaft erhält ihren ganz besonderen Fokus darin, dass das Leben als zielgerichtet gedacht wird - sei es auf die Parusie oder den persönlichen Tod hin. Dieses Ziel trägt in der Parabel wie in der christlichen Eschatologie ganz allgemein stets die Gesichtszüge des gekreuzigten und auferstandenen Christus" (Moisés Mayordomo: Kluge Mädchen kommen überall hin (Von den zehn Jungfrauen). In: Zimmermann (Hg.), Kompendium der Gleichnisse Jesu, 2007, 488-503).

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