Samstag, 28. November 2015

Zum 1. Advent (mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 29. November 2015)

Der kommende Herr




Heute ist der erste Sonntag des Kirchenjahres - 1. Advent: Seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Halleluja!

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Ps 117:
Alle Völker sollen Gott loben
Lobt den Herrn, all ihr Völker, preist ihn, all ihr Nationen! Denn überwältigend ist seine Gnade, die er uns erweist, und die Treue des Herrn bleibt ewig bestehen. Halleluja! (NGÜ)

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 21, 1-9:
Jesus zieht in Jerusalem ein
Kurz vor Jerusalem kamen sie zu der Ortschaft Betfage am Ölberg. Dort schickte Jesus zwei Jünger fort mit dem Auftrag: »Geht in das Dorf da drüben! Gleich am Ortseingang findet ihr eine Eselin und ihr Junges angebunden. Bindet beide los und bringt sie zu mir! Und wenn jemand etwas sagt, dann antwortet: ›Der Herr braucht sie.‹ Dann wird man sie euch sofort geben.« Damit sollte in Erfüllung gehen, was der Prophet angekündigt hatte: »Sagt der Zionsstadt: Dein König kommt jetzt zu dir! Er verzichtet auf Gewalt. Er reitet auf einem Esel und auf einem Eselsfohlen, dem Jungen eines Lasttiers.« Die beiden Jünger gingen hin und taten, was Jesus ihnen befohlen hatte. Sie brachten die Eselin und ihr Junges und legten ihre Kleider darüber, und Jesus setzte sich darauf. Viele Menschen aus der Menge breiteten ihre Kleider als Teppich auf die Straße, andere rissen Zweige von den Bäumen und legten sie auf den Weg. Die Menschenmenge, die Jesus vorauslief und ihm folgte, rief immer wieder: »Gepriesen sei der Sohn Davids! Heil dem, der im Auftrag des Herrn kommt! Gepriesen sei Gott in der Höhe!« Als Jesus in Jerusalem einzog, geriet alles in große Aufregung. »Wer ist dieser Mann?«, fragten die Leute in der Stadt. Die Menge, die Jesus begleitete, rief: »Das ist der Prophet Jesus aus Nazaret in Galiläa!«
(GNB)

Meine Bachkantate (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag ist:
Schwingt freudig euch empor (BWV 36).

Mein Lied für den heutigen Sonntag lautet:
Macht hoch die Tür (Melodie: Halle, 1704; Text: Georg Wessel (1623) 1642.

Kommentar: Die beiden erwähnten Musikstücke sind sozusagen die Hintergrundmusik für den triumphalen Einzug des Königs, der von Matthäus als der Messias vorgestellt wird. Zwei Stellen irritieren jedoch: der Messias soll aus dem Geschlecht Davids kommen aber eben auch aus Bethlehem. Matthäus baut eine interessante Spannung auf. Auf der einen Seite ist da seine eigene Glaubensüberzeugung, dass Jesus der Messias ist. Diesem Glauben stellt er den Zweifel der Einwohner von Jerusalem gegenüber, die ihn als "Propheten aus Nazaret" begrüßen. 

Eine weitere Spannung entsteht durch den triumphalen Einzug auf einem Esel, der  ein Symbol der Friedfertigkeit und der Armut ist, da er zu Kriegszwecken ungeeignet ist. 

Triumph und Esel legen somit eine endzeitlich-eschatologische Interpretation nahe: „Mit der Friedensherrschaft des Messias (…) bricht für Israel und die ganze Welt die großartige Zukunft Gottes an. Der Messias besitzt volle Autorität, sodass sein Wort genügt, um Frieden zu schaffen“ (zitiert aus: ELB mit Erklärungen, 2010).

Demgegenüber wählte die NAK mit Johannes 1, 17 folgende Predigtgrundlage zum 1. Advent aus: "Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. " (LUT)

Kommentar: Die Predigtgrundlage ist aus dem Prolog des Johannesevangeliums entnommen. Der gesamte Prolog aus dem Evangelium lautet in der NGÜ so:

„Jesus Christus – das Mensch gewordene Wort Gottes
Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott. Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist. In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können. Nun trat ein Mensch auf; er war von Gott gesandt und hieß Johannes. Er kam als Zeuge; sein Auftrag war es, als Zeuge auf das Licht hinzuweisen, damit durch ihn alle daran glauben. Er selbst war nicht das Licht; sein Auftrag war es, auf das Licht hinzuweisen. ´Der, auf den er hinwies,` war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet – das Licht, das in die Welt kommen sollte. Er war in der Welt, aber die Welt, die durch ihn geschaffen war, erkannte ihn nicht. Er kam zu seinem Volk, aber sein Volk wollte nichts von ihm wissen. All denen jedoch, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden. Sie wurden es weder aufgrund ihrer Abstammung noch durch menschliches Wollen6, noch durch den Entschluss eines Mannes; sie sind aus Gott geboren worden. Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt. Auf ihn wies Johannes die Menschen hin. »Er ist es!«, rief er. »Von ihm habe ich gesagt: Der, der nach mir kommt, ist größer als ich, denn er war schon vor mir da.« Wir alle haben aus der Fülle seines Reichtums Gnade und immer neu Gnade empfangen. Denn durch Mose wurde uns das Gesetz gegeben, aber durch Jesus Christus sind die Gnade und die Wahrheit zu uns gekommen. Niemand hat Gott je gesehen. Der einzige Sohn hat ihn uns offenbart, er, der selbst Gott ist und an der Seite des Vaters sitzt.“

In der GSB wird diese Stelle so übertragen:
„Denn die Tora ist durch Mose gegeben, und die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesus, den Messias, entstanden.“

Dazu schreibt Wengst folgendes: „Am Beginn steht das jeweilige Subjekt: die Tora sowie die Gnade und Treue. Es folgt die Angabe des jeweiligen Mittlers: Mose und Jesus Christus. Den Schluss bildet das jeweilige Prädikat in einer grammatisch passiven Form, die auf Gott als logisches Subjekt weist. ER ist der Geber der Tora durch die Vermittlung des Mose. Und ER ist es auch, der durch Jesus Christus in seiner Gnade gekommen ist. Gott ist gnädig Gebender durch Mose und durch Jesus Christus. Das Bekenntnis von V16, überreich Gnade empfangen zu haben, wird also doppelt begründet: zunächst durch die Gnade der durch Mose vermittelten Tora und dann durch die Präsenz des gnädigen und treuen Gottes in Jesus Christus“ (Wengst, Das Johannesevangelium (Teilband 1), 2004, 79). Damit verortet Johannes bereits im Prolog seines Evangeliums Jesus, den Messias, in der Tora und stellt ihn als gläubigen und gesetzestreuen Juden vor.

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