Donnerstag, 12. November 2015

Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres - Kommentar zu den LG vom 15. November 2015

Einleitung: „Im dritten Gottesdienst im November beschäftigen wir uns mit der „königlichen Priesterschaft“, also mit jener Gruppe von Menschen, die im Friedensreich das Evangelium allen Menschen, Lebenden und Toten, verkündigen wird. Die 'königliche Priesterschaft', von der in 1. Petr 2, 9 die Rede ist, meint nicht nur einen zukünftigen Zustand, sondern bezeichnet auch etwas Gegenwärtiges, nämlich die Zugehörigkeit zu Gott und die Berufung dazu, das Evangelium heute schon vor anderen Menschen in Wort und Tat zu verkündigen.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Wohltaten Gottes verkündigen“

Lesung und gleichzeitig Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „2. Kor 1, 21-22: Gott ist’s aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir sind Gottes Eigentum und seine Gesandten.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der Christ partizipiert an der Salbung Christi. Damit ist nicht gemeint, dass nun jeder Christ ein ‚Amt‘ trägt, sondern dass er das Evangelium weitertragen soll. Er ist somit ein Gesandter, der im Auftrag Christi einen Dienst verrichtet, auch wenn er nicht die Vollmacht hat, Sakramente zu spenden. ‚Gesalbt und versiegelt‘ verweist auf das Sakrament der Heiligen Versiegelung, durch das die Taufe ihre Vollendung erfährt.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Der Heilige Geist erinnert uns daran, dass wir Gottes Eigentum sind. Er bewegt uns dazu, den göttlichen Willen kundzutun und Gott wohlgefällige Opfer zu bringen. Heute schon ermöglicht er es uns, die Freuden des Reiches Gottes zu kosten“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Zum besseren Verständnis gebe ich an dieser Stelle die Wortumgebung der Lesung und Predigtgrundlage für den NAK-GD aus der Einheitsübersetzung an, die überschrieben ist mit "'Das Ja-Wort Gottes': Gott ist treu, er bürgt dafür, dass unser Wort euch gegenüber nicht Ja und Nein zugleich ist. Denn Gottes Sohn Jesus Christus, der euch durch uns verkündigt wurde - durch mich, Silvanus und Timotheus -, ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht. Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat. Darum rufen wir durch ihn zu Gottes Lobpreis auch das Amen. Gott aber, der uns und euch in der Treue zu Christus festigt und der uns alle gesalbt hat, er ist es auch, der uns sein Siegel aufgedrückt und als ersten Anteil (am verheißenen Heil) den Geist in unser Herz gegeben hat." (EU)
"Paulus zeigt in wenigen dichten Sätzen einen planvollen Weg auf: den Korinthern wird Christus verkündet, sie nehmen diese Botschaft an und bekunden es durch ihr Amen. Ihr Glaube findet seine Besiegelung in der Taufe, die ihr künftiges Leben prägt. Die Geistverleihung bei der Taufe gehört zum ältesten Bestand urchristlicher Theologie. Der Geist gewährt jetzt schon Teilnahme am erlösten Leben und gewährleistet die künftige Heilsvollendung. Die theozentrische Gedankenführung öffnet sich auf eine unreflektierte trinitarische Aussage hin. Gott handelt an der Gemeinde durch Christus. Sie wird in das Christusgeschehen eingegliedert. Das ist eine Wirkung des Geistes, den Gott selbst ins Herz der Glaubenden senkt" (H. J. Klauck, 2. Korintherbrief, 1986, 25ff).


Heute ist der Vorletzte Sonntag des Kirchenjahres - Rechne uns die Schuld der Väter nicht an, erbarme dich unser bald, denn wir sind elend.

„Der Vorletzte Sonntag im Kirchenjahr befasst sich mit dem Weltgericht, wie es vielfach im Neuen Testament angekündigt. Viele Menschen unterliegen der Gefahr, das Kommen des Weltgerichtes in den Zeichen dieser Zeit zu sehen: in Verwüstungen, Naturkatastrophen, Kriegen usw. Dabei machen sie sich zu Beobachtern, obgleich sie doch selbst Betroffene sein müssten. Unser Glaube lehrt uns, dass Gott barmherzig und gnädig ist und dem vergibt, der sich ihm in Vertrauen zuwendet. Somit ist es wohl angebracht, das Weltgericht als ein positives Geschehen zu erwarten und nicht als etwas, das Zerstörung und damit Leid bringt.
Am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres hören wir die Erzählung vom Weltgericht und werden daran erinnert, dass auch wir nicht dem Gericht ausweichen können. Aber wir wissen, dass wir hindurchkommen durch die Liebe Gottes, die er uns in seinem Sohn Jesus Christus bewiesen hat. Diese Liebe wollen wir auch in unserem Leben weitergeben“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Ach wie flüchtig, ach wie nichtig (BWV 26)
O Ewigkeit, du Donnerwort (BWV 60)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 79:
Gott, wie lange willst du noch zornig sein?
Gott, fremde Völker sind in deinen Besitz eingedrungen, deinen heiligen Tempel haben sie entweiht und Jerusalem zu einem Trümmerhaufen gemacht. Sie haben deine Diener getötet und deren Leichen den Vögeln zum Fraß überlassen. Menschen, die dir zu Lebzeiten treu ergeben waren, haben sie den wilden Tieren vorgeworfen. Ihr Blut haben sie rings um Jerusalem vergossen, als wäre es Wasser, und niemand ist da, der die Toten begräbt. Wir wurden zum Gespött unserer Nachbarvölker, wir ernten nur Hohn und Schmach von allen ringsum. Wie lange noch bekommen wir deinen Unwillen zu spüren, Herr? Doch nicht für immer? Wie lange soll dein Zorn wüten wie ein verzehrendes Feuer? Lass ihn an den anderen Völkern aus, die nichts von dir wissen wollen, an den Königreichen, in denen man deinen Namen nicht anruft! Denn ganz Israel1 haben sie sich einverleibt und sein gesamtes Wohngebiet verwüstet. Rechne uns doch die Schuld unserer Vorfahren nicht an! Komm uns rasch mit deinem reichen Erbarmen entgegen! Denn wir sind sehr schwach geworden. Hilf uns, du Gott, der uns Rettung schenkt, damit dein Name überall geehrt wird! Befreie uns, vergib uns unsere Sünden – es geht doch um das Ansehen deines Namens! Warum sollen die anderen Völker sagen: »Wo ist er denn nun, der Gott Israels?«? Zeig ihnen vor unseren Augen, dass du das ´achtlos` vergossene Blut deiner Diener rächst. Lass das Stöhnen der Gefangenen zu dir dringen, zeig, wie weit dein mächtiger Arm reicht, und erhalte die Todgeweihten am Leben! Lass den Hohn unserer Nachbarvölker siebenfach auf sie selbst zurückfallen – letztlich haben sie doch dich, Herr, damit verspottet! Wir aber sind dein Volk, die Schafe auf deiner Weide; wir wollen dir für immer und ewig danken, deinen Ruhm weitertragen von Generation zu Generation. (NGÜ)

Die Epistel steht in Rö 8, 18-25.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 25, 31-46:
Wonach der Weltrichter urteilt
»Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt, begleitet von allen Engeln, dann wird er auf seinem Herrscherthron Platz nehmen. Alle Völker der Erde werden vor ihm versammelt werden, und er wird die Menschen in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirt die Schafe von den Böcken trennt. Die Schafe wird er auf seine rechte Seite stellen und die Böcke auf seine linke Seite. Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: ›Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt Gottes neue Welt in Besitz, die er euch von allem Anfang an zugedacht hat. Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir etwas anzuziehen gegeben; ich war krank und ihr habt mich versorgt; ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht.‹ Dann werden die, die den Willen Gottes getan haben, fragen: ›Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig und gaben dir zu essen? Oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann kamst du als Fremder zu uns und wir nahmen dich auf, oder nackt und wir gaben dir etwas anzuziehen? Wann warst du krank oder im Gefängnis und wir besuchten dich?‹ Dann wird der König antworten: ›Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan.‹ Dann wird der König zu denen auf seiner linken Seite sagen: ›Geht mir aus den Augen, Gott hat euch verflucht! Fort mit euch in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist! Denn ich war hungrig, aber ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig, aber ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war fremd, aber ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt, aber ihr habt mir nichts anzuziehen gegeben; ich war krank und im Gefängnis, aber ihr habt euch nicht um mich gekümmert.‹ Dann werden auch sie ihn fragen: ›Herr, wann sahen wir dich jemals hungrig oder durstig, wann kamst du als Fremder, wann warst du nackt oder krank oder im Gefängnis - und wir hätten uns nicht um dich gekümmert?‹ Aber er wird ihnen antworten: ›Ich versichere euch: Was ihr an einem von meinen geringsten Brüdern oder an einer von meinen geringsten Schwestern zu tun versäumt habt, das habt ihr an mir versäumt.‹ Auf diese also wartet die ewige Strafe. Die anderen aber, die den Willen Gottes getan haben, empfangen das ewige Leben.« (GNB)

Kommentar: In der kommenden Welt wird jeder Mensch vom Weltenrichter gefragt werden: "Was hast du in deinem Leben getan?" Die Antworten, die Matthäus darauf gibt, sind eindeutig: dem Fremden Heimat geben, dem Durstigen Wasser reichen und dem Hungrigen Brot, den Kranken heilen, die Gefangenen besuchen und die Nackten kleiden. 
Der Mensch wendet sich dem Menschen zu, nimmt also eine Beziehung auf, überwindet seinen Zorn und versöhnt sich. 
So antwortet der Mensch auf das ihm zuvor geschenkte göttliche Erbarmen.

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