Montag, 3. Juli 2017

4. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 09.07.2017

Gemeinde der Sünder (Einer trage des anderen Last)


Wochenspruch: Gal 6, 2:
„Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (LUT)
„Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 42:
Sehnsucht nach Gott
Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue? Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott? Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft mit seinem Angesicht. Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, / darum gedenke ich an dich im Lande am Jordan und Hermon, vom Berge Misar. Deine Fluten rauschen daher, / und eine Tiefe ruft die andere; alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich. Am Tage sendet der HERR seine Güte, und des Nachts singe ich ihm und bete zu dem Gott meines Lebens. Ich sage zu Gott, meinem Fels: Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich drängt? Es ist wie Mord in meinen Gebeinen, / wenn mich meine Feinde schmähen und täglich zu mir sagen: Wo ist nun dein Gott? Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 09.07.2017 ist aus „Mt 5, 39-41: Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist ein Abschnitt aus der sogen. Bergpredigt (Mt 5-7):
Vom Vergelten
Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24): »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand eine Meile nötigt, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will. (LUT)


Kommentar:


„An diesem Sonntag steht der "Umgang mit dem Nächsten“ im Mittelpunkt der Verkündigung (Lk 6, 36-42): Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch zumessen. Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann denn ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Ein Jünger steht nicht über dem Meister; wer aber alles gelernt hat, der ist wie sein Meister. Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, aber den Balken im eigenen Auge nimmst du nicht wahr? Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen. (LUT)

Zur Auslegung verweise ich auf Gabi Kern (2007): Absturzgefahr (Vom Blinden als Blindenführer) und Jutta Leonhardt-Balzer (2007): Behebung einer Sehschwäche (Vom Splitter und dem Balken) jeweils in Zimmermann: Kompendium der Gleichnisse Jesu. 61-67 und 76-80.

Auch die Predigtgrundlage der NAK nimmt dieses Thema auf. Die Auswahl wird jedoch erneut nicht mit dem Schwerpunktthema des 4. Sonntags nach Trinitatis im Kirchenjahr begründet, sondern so: „Am zweiten Julisonntag beginnt eine Themenreihe, die der Bergpredigt gewidmet ist. Die Bergpredigt kann als die Verfassung des Reiches Gottes angesehen werden - und Jesus Christus ist ihr Gesetzgeber. An diesem Sonntag wird dazu aufgerufen, dem Bösen nicht nachzugeben und entsprechend zu handeln, sondern im Gegenteil Böses mit Gutem zu vergelten. Dies kann auch der glaubende Mensch nicht aus eigener Kraft vollbringen. Nur durch die Kraft des Heiligen Geistes wird eine solche Haltung möglich“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 7/17, 3).

So ergibt sich die (innergemeindliche) Konfliktlösung als Schwerpunktthema der Predigt des heutigen Sonntags:
„Die Überwindung gegenseitiger Schuldzuweisung und Verurteilung wirkt befreiend in der praktischen Anwendung auf die christliche Gemeinde. Es geht nicht mehr darum, zu fragen: ‚Wer macht Fehler?‘, ‚Wer ist im Unrecht?‘, sondern darum, nach vorne zu blicken und den Problemen gemeinsam zu begegnen“ (Jutta Leonhardt-Balzer (2007): Behebung einer Sehschwäche (Vom Splitter und dem Balken), 79).
Kein Gemeindemitglied soll sich unter Berufung auf vermeintliche Führungsansprüche über den anderen erheben und diese absolut setzen, um nicht vom Führer zum Verführer zu werden, da er letztlich dadurch nicht nur sich selber, sondern auch die ihm Nachfolgenden ins Verderben stürzt. Am anderen Ende des absoluten Führungsanspruches steht eine Gleichgültigkeit, die auch offenkundiges Unrecht mit Stillschweigen übergeht und sich vorsichtshalber jeglicher Stellungnahme enthält. Die goldene Regel zur Konfliktlösung ist die Anwendung von Barmherzigkeit (vergl. Gabi Kern (2007): Absturzgefahr (Vom Blinden als Blindenführer), 65f).

Ein Beispiel unbarmherziger Konfliktlösung ist in diesem Blog unter "In eigener Sache II - Vorwurf Illoyalität" nachzulesen.

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