Freitag, 23. März 2018

Karfreitag - O Haupt voll Blut und Wunden


Gekreuzigt und gestorben (Jesu Tod am Kreuz)


Das Lied zum Karfreitag (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-28-0) „O Haupt voll Blut und Wunden“ ist die Nr. 85 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 43 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Tag gehören wie z. B. „O Mensch bewein dein Sünde groß“ (EKG 76) oder „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld (EKG 83) befinden sich nicht im NGB.

„O Haupt voll Blut und Wunden“ ist ein Lied von Paul Gerhardt.
Paul Gerhardt (* 12.3.1607 in Gräfenhainichen; † 27.5.1676 in Lübben) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter. Zum Weiterlesen: Christian Brunners (2007): Paul Gerhardt. Weg-Werk-Wirkung. 4. Auflage.

Das Lied umfasst 10 Strophen, von denen 5 (1-2, 4, 9-10) in das NGB übernommen wurden. Die Strophen 5 und 7 fanden beispielsweise auch nicht Eingang in das Gesangbuch der Katholischen Kirche („Gotteslob“). Der Text der aufgenommenen Strophen blieb unverändert und orientiert sich an der Fassung im EKG. 

Gerhardt schuf mit "O Haupt voll Blut und Wunden" ein "Kunstwerk ersten Ranges" (ebenda, 155). Kunstvoll erreicht er eine emotionale Einfühlung in den leidenden Jesus und eine meditative Zuwendung zu ihm. Eine gekürzte Übernahme in ein Kirchengesangbuch kommt einem Sakrileg gleich.

1.
O Haupt voll Blut und Wunden,
voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden
mit einer Dornenkron,
o Haupt, sonst schön gezieret
mit höchster Ehr und Zier,
jetzt aber hoch schimpfieret:
gegrüßet seist du mir!
2.
Du edles Angesichte,
davor sonst schrickt und scheut
das große Weltgewichte:
wie bist du so bespeit,
wie bist du so erbleichet!
Wer hat dein Augenlicht,
dem sonst kein Licht nicht gleichet,
so schändlich zugericht’?
3.
Die Farbe deiner Wangen,
der roten Lippen Pracht
ist hin und ganz vergangen;
des blassen Todes Macht
hat alles hingenommen,
hat alles hingerafft,
und daher bist du kommen
von deines Leibes Kraft.
4.
Nun, was du, Herr, erduldet,
ist alles meine Last;
ich hab es selbst verschuldet,
was du getragen hast.
Schau her, hier steh ich Armer,
der Zorn verdienet hat.
Gib mir, o mein Erbarmer,
den Anblick deiner Gnad.
5.
Erkenne mich, mein Hüter,
mein Hirte, nimm mich an.
Von dir, Quell aller Güter,
ist mir viel Guts getan;
dein Mund hat mich gelabet
mit Milch und süßer Kost,
dein Geist hat mich begabet
mit mancher Himmelslust.
6.
Ich will hier bei dir stehen,
verachte mich doch nicht;
von dir will ich nicht gehen,
wenn dir dein Herze bricht;
wenn dein Haupt wird erblassen
im letzten Todesstoß,
alsdann will ich dich fassen
in meinen Arm und Schoß.
7.
Es dient zu meinen Freuden
und tut mir herzlich wohl,
wenn ich in deinem Leiden,
mein Heil, mich finden soll.
Ach möcht ich, o mein Leben,
an deinem Kreuze hier
mein Leben von mir geben,
wie wohl geschähe mir!
8.
Ich danke dir von Herzen,
o Jesu, liebster Freund,
für deines Todes Schmerzen,
da du’s so gut gemeint.
Ach gib, dass ich mich halte
zu dir und deiner Treu
und, wenn ich nun erkalte,
in dir mein Ende sei.
9.
Wenn ich einmal soll scheiden,
so scheide nicht von mir,
wenn ich den Tod soll leiden,
so tritt du dann herfür;
wenn mir am allerbängsten
wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten
kraft deiner Angst und Pein.
10.
Erscheine mir zum Schilde,
zum Trost in meinem Tod,
und lass mich sehn dein Bilde
in deiner Kreuzesnot.
Da will ich nach dir blicken,
da will ich glaubensvoll
dich fest an mein Herz drücken.
Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Palmarum - Dein König kommt in niedern Hüllen

Thraupis palmarum (eine südamerikanische Sperlingsart)


Der Schmerzensmann (Jesu Einzug in Jerusalem)


Das Lied zum 6. Sonntag der Passionszeit - Palmarum - (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-26-0) „Dein König kommt in niedern Hüllen“ ist die Nr. 14 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 41 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „Jesus zieht in Jerusalem ein (EKG 314), „Jesu, deine Passion“ (EKG 88) oder Dü schöner Lebensbaum des Paradieses (EKG 96) befinden sich nicht im NGB.

„Dein König kommt in niedern Hüllen“ ist ein Lied von Friedrich Johann Michael Rückert (* 16. Mai 1788 in Schweinfurt; † 31. Januar 1866 in Neuses (heute Teil von Coburg). Rückert war ein deutscher Dichter, Sprachgelehrter und Übersetzer sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik.

Das Lied umfasst 6 Strophen, von denen 3 (1-3) in das NGB übernommen wurden. Der Text der dritten Strophe im NGB ist dabei eine Kombination aus Versen der 3. Originalstrophe und der 6. Strophe des Originals. Der letzte Vers der 3. Strophe bezieht sich in seiner Formulierung auf die neuapostolische Eschatologie, die 2004 (Erscheinungsdatum des heute noch gültigen NGB) die Exklusivität hinsichtlich der Erwählung der neuapostolischen Christen stark hervorhebt (vergl. dazu Obst, 1996, insb. Kap. 2.5, 137-151 und Fincke & Pöhlmann, 2004, 143ff). Heute hat die NAK eine veränderte Sicht auf die eigene Eschatologie, was in der Konsequenz auch zu einer Überarbeitung des NGB führen müsste (vergl. KNK). 


1) Dein König kommt in niedern Hüllen,
ihn trägt der lastbarn Es’lin Füllen,
empfang ihn froh, Jerusalem!
Trag ihm entgegen Friedenspalmen,
bestreu den Pfad mit grünen Halmen;
so ist’s dem Herren angenehm.



2) O mächt’ger Herrscher ohne Heere,
gewalt’ger Kämpfer ohne Speere,
o Friedefürst [Friedensfürst] von großer Macht!
Es wollen dir der Erde Herren
den Weg zu deinem Throne sperren,
doch du gewinnst ihn ohne Schlacht.



3) Dein Reich ist nicht von dieser Erden,
doch aller Erde Reiche werden
dem, das du gründest, untertan.
Bewaffnet mit des Glaubens Worten [o lass dein Licht auf Erden siegen,]
zieht deine Schar nach allen Orten [die Macht der Finsternis erliegen]
der Welt hinaus und macht dir Bahn. [und führ die Deinen himmelan]



4) Und wo du kommst herangezogen,
da ebnen sich des Meeres Wogen,
es schweigt der Sturm, von dir bedroht.
Du kommst, dass auf empörter Erde
der neue Bund gestiftet werde,
und schlägst in Fessel Sünd und Tod.



5) O Herr von großer Huld und Treue,
o komme du auch jetzt aufs neue
zu uns, die wir sind schwer verstört.
Not ist es, dass du selbst hienieden
kommst, zu erneuen deinen Frieden,
dagegen sich die Welt empört.



6) O lass dein Licht auf Erden siegen,
die Macht der Finsternis erliegen
und lösch der Zwietracht Glimmen aus,
dass wir, die Völker und die Thronen,
vereint als Brüder wieder wohnen
in deines großen Vaters Haus.

Montag, 12. März 2018

Judika - Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken


Das Lamm Gottes



Das Lied zum 5. Sonntag der Passionszeit - Judika - (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-25-0) „Herr stärke mich, dein Leiden zu bedenken“ ist die Nr. 91 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 48 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).
Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“ (EKG 83) oder „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser“ (EKG 278) befinden sich nicht im NGB.

„Herr stärke mich, dein Leiden zu bedenken“ ist ein Lied von Christian Fürchtegott Gellert (* 4. Juli 1715 in Hainichen; † 13. Dezember 1769 in Leipzig). Er war ein deutscher Dichter und Moralphilosophder Aufklärung und galt zu Lebzeiten neben Christian Felix Weiße als meistgelesener deutscher Schriftsteller.

Das Lied umfasst 10 Strophen, von denen 8 (1-5, 7-9) in das NGB übernommen wurden. Der Text wurde nicht verändert.

1) Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken,
mich in das Meer der Liebe zu versenken,
die dich bewog, von aller Schuld des Bösen
uns zu erlösen.

2) Vereint mit Gott, ein Mensch gleich uns auf Erden
und bis zum Tod am Kreuz gehorsam werden,
an unsrer Statt gemartert und zerschlagen,
die Sünde tragen:

3) welch wundervoll hochheiliges Geschäfte!
Sinn ich ihm nach, so zagen meine Kräfte,
mein Herz erbebt; ich seh und ich empfinde
den Fluch der Sünde.

4) Gott ist gerecht, ein Rächer alles Bösen;
Gott ist die Lieb und lässt die Welt erlösen.
Dies kann mein Geist mit Schrecken und Entzücken
am Kreuz erblicken.

5) Seh ich dein Kreuz den Klugen dieser Erden
ein Ärgernis und eine Torheit werden:
so sei’s doch mir, trotz allen frechen Spottes,
die Weisheit Gottes.

6) Es schlägt den Stolz und mein Verdienst darnieder,
es stürzt mich tief, und es erhebt mich wieder,
lehrt mich mein Glück, macht mich aus Gottes Feinde
zu Gottes Freunde.

7) Da du dich selbst für mich dahingegeben,
wie könnt ich noch nach meinem Willen leben?
Und nicht vielmehr, weil ich dir angehöre,
zu deiner Ehre.

8) Ich will nicht Hass mit gleichem Hass vergelten,
wenn man mich schilt, nicht rächend wiederschelten,
du Heiliger, du Herr und Haupt der Glieder,
schaltst auch nicht wieder.

9) Unendlich Glück! Du littest uns zugute.
Ich bin versöhnt in deinem teuren Blute.
Du hast mein Heil, da du für mich gestorben,
am Kreuz erworben.

10) Wenn endlich, Herr, mich meine Sünden kränken,
so lass dein Kreuz mir wieder Ruhe schenken.
Dein Kreuz, dies sei, wenn ich den Tod einst leide,
mir Fried und Freude.

Lätare - Jesu, meine Freude


Für euch dahingegeben (Das Weizenkorn)


Das Lied zum 4. Sonntag der Passionszeit - Lätare - (siehe https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-24-0) „Jesu, meine Freude“ ist die Nr. 396 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 153 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „In dir ist Freude“ (EKG 398), Ehre sei dir, Christe (EKG 75) oder „Korn, das in die Erde“ (EKG 98) befinden sich nicht im NGB.

„Jesu, meine Freude“ ist ein Lied von Johann Franck, auch Frank (1618 - 1677), war ein deutscher Jurist und Dichter bekannter Kirchenlieder, aber auch weltlicher Gedichte.

Das Lied umfasst 6 Strophen, von denen lediglich 3 (1, 4 und 6) in das NGB übernommen wurden. Sowohl die Auswahl der Strophen als auch die Textänderung in Strophe 6 erscheinen willkürlich und nicht nachvollziehbar. Die Veränderung des Textes nimmt der NAK_Version den Bezug zum 2. Sonntag nach Epiphanias, der mit "der Freudenmeister" untertitelt ist und die Hochzeit von Kana in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. Die scharfe, barocke Dichotomie - das größte Leid auf Erden ist mit Christus eine Hochzeitsfreude - wird durch die Änderung geglättet. Auch der Bezug zur himmlischen Hochzeit wird durch die Textänderung nicht hergestellt.
Das Wundergeschehen endet mit dem Wort "jetzt" (árti), das im Evangelium noch öfter erwähnt wird. Jetzt ist der gute Wein da, und Jesus hat ihn gebracht; jetzt ist die messianische Zeit angebrochen. "Wird die Geschichte so gelesen, hat auch die Erwähnung der Hochzeit schon einen messianischen Klang, da die Heilszeit mit einer Hochzeitsfeier verglichen werden kann (Mk 2,19a). Entsprechend ließ schon die einleitende Zeitbestimmung 'am dritten Tag' die österliche Dimension aufscheinen; sie verknüpft so Jesu messianisches Wirken mit dem Zeugnis von Gottes auferweckendem Handeln an ihm" (Wengst, 2004, 112f).

Vergleiche dazu auch den Post "Kommentar zu den LG vom 19.01.2014" in diesem Blog und "Wein im Überfluss" (Die Hochzeit zu Kana) von Silke Petersen. In: Zimmermann, 2013, 669-680. 

1) Jesu, meine Freude, / meines Herzens Weide, / Jesu, meine Zier,
ach wie lang, ach lange / ist dem Herzen bange / und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam, / außer dir soll mir auf Erden / nichts sonst Liebers werden.

2) Unter deinem Schirmen / bin ich vor den Stürmen / aller Feinde frei.
Laß den Satan wettern, / laß die Welt erzittern, / mir steht Jesus bei.
Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, / ob gleich Sund und Hölle schrecken, / Jesus will mich decken.

3) Trotz dem alten Drachen, / trotz dem Todesrachen, / trotz der Furcht dazu!
Tobe, Welt, und springe; / ich steh hier und singe / in gar sichrer Ruh.
Gottes Macht hält mich in acht; / Erd und Abgrund muß verstummen, / ob sie noch so brummen.

4) Weg mit allen Schätzen! / Du bist mein Ergötzen, / Jesu, meine Lust.
Weg, ihr eitlen Ehren, / ich mag euch nicht hören, / bleibt mir unbewußt!
Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod / soll mich, ob ich viel muß leiden, / nicht von Jesu scheiden.

5) Gute Nacht, o Wesen, / das die Welt erlesen, / mir gefällst du nicht!
Gute Nacht, ihr Sünden, / bleibet weit dahinten, / kommt nicht mehr ans Licht!
Gute Nacht, du Stolz und Pracht; / dir sei ganz, du Lasterleben, / gute Nacht gegeben!

6) Weicht, ihr Trauergeister! / denn mein Freudenmeister, [Herr und Meister]/ Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben, / muß auch ihr Betrüben / lauter Freude sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn, / dennoch bleibst du auch im Leide, / Jesu, meine Freude.