Sonntag, 29. Januar 2017

Letzter Sonntag nach Epiphanias - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 05.02.2017


Verklärung


Wochenspruch: Jes 60, 2, II
Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (LUT)
Über dir geht strahlend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir. (EU)

Wochenpsalm: Psalm 97:
Freude am Königtum Gottes
Der HERR ist König; des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer sind. Wolken und Dunkel sind um ihn her, Gerechtigkeit und Recht sind seines Thrones Stütze. Feuer geht vor ihm her und verzehrt ringsum seine Feinde. Seine Blitze erleuchten den Erdkreis, das Erdreich sieht es und erschrickt. Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem HERRN, vor dem Herrscher der ganzen Erde. Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit, und alle Völker sehen seine Herrlichkeit. Schämen sollen sich alle, die den Bildern dienen / und sich der Götzen rühmen. Betet ihn an, alle Götter! Zion hört es und ist froh, und die Töchter Juda sind fröhlich, weil du, HERR, recht regierest. Denn du, HERR, bist der Höchste über allen Landen, du bist hoch erhöht über alle Götter. Die ihr den HERRN liebet, hasset das Arge! Der Herr bewahrt die Seelen seiner Heiligen; aus der Hand der Frevler wird er sie erretten. Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und Freude den aufrichtigen Herzen. Ihr Gerechten, freut euch des HERRN und danket ihm und preiset seinen heiligen Namen! (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 05.02.2017 ist aus „Johannes 12, 26: Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist in die folgende Wortumgebung eingebettet: Joh 12, 20-36: Die
Ankündigung der Verherrlichung
Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. Die traten zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollen Jesus sehen. Philippus kommt und sagt es Andreas, und Andreas und Philippus sagen's Jesus. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben lieb hat, der verliert es; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird's bewahren zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren. Jetzt ist meine Seele voll Unruhe. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen. Da sprach das Volk, das dabeistand und zuhörte: Es hat gedonnert. Andere sprachen: Ein Engel hat mit ihm geredet. Jesus antwortete und sprach: Diese Stimme ist nicht um meinetwillen geschehen, sondern um euretwillen. Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen werden. Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. Das sagte er aber, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde. Da antwortete ihm das Volk: Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus in Ewigkeit bleibt; wieso sagst du dann: Der Menschensohn muss erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn? Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, dass euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht. Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, auf dass ihr des Lichtes Kinder werdet. Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen. (LUT)

Kommentar:
  • „Nach der evangelischen Ordnung wird der letzte Sonntag nach Epiphanias immer begangen. Hier hat das Fest der Verklärung Christi seinen Platz im evangelischen Festkalender gefunden: Man liest den Bericht über die Verklärung Jesu auf dem Berg (Mt 17, 1-19), der deutliche Parallelen zu den Berichten über die Taufe Jesu aufweist und ebenso wie diese von einer Theophanie, einer Gotteserscheinung, handelt. (…) Dieser Theophaniebericht war am letzten Sonntag die Predigtgrundlage in der NAK.
  • In der aktuellen katholischen Ordnung sind die Sonntage nach Epiphanie abgeschafft. (…) Die katholische Kirche begeht das Fest der Verklärung des Herrn am 6. August“ (Bieritz, 2014, 153f).
  • Die NAK hat als Predigtgrundlage eine „Ankündigung einer Verherrlichung“ und wendet die Interpretation dieser Textstelle jedoch in Richtung Nachfolge und Leiden oder Nachfolge im Leiden: „Am ersten Sonntag im Februar soll im Gottesdienst das Dienen thematisiert werden. Dabei wird herausgestellt, dass nicht nur Amtsträger, sondern alle Christen Diener Gottes sind. Sie alle sind dazu aufgerufen, Jesus Christus nachzufolgen und ihn vor der Welt zu bekennen. Zugleich wird deutlich gemacht, dass Nachfolge Christi und Bekennen des Evangeliums nicht immer Anklang finden. Doch auch Ablehnung zu erfahren, gehört zur Nachfolge Christi“ (zitiert aus den Leitgedanken zum Gottesdienst 2/17, 3).

Dazu möchte ich ein längere Passage aus dem Buch „Nachfolge“ von Dietrich Bonhoeffer (1937/2002) zitieren: „Der Ruf in die Nachfolge ist also Bindung an die Person Jesu Christi allein, Durchbrechung aller Gesetzlichkeiten durch die Gnade dessen, der ruft. Er ist gnädiger Ruf, gnädiges Gebot. Er ist jenseits der Feindschaft von Gesetz und Evangelium. Christus ruft, der Jünger folgt. Das ist Gnade und Gebot in einem. Nachfolge ist Bindung an Christus; weil Christus ist, darum muss Nachfolge sein. Eine Idee von Christus, ein Lehrsystem, eine allgemeine religiöse Erkenntnis von der Gnade oder Sündenvergebung macht Nachfolge nicht notwendig, ja schleißt sie in Wahrheit aus, ist der Nachfolge feindlich. Zu einer Idee tritt man in ein Verhältnis der Erkenntnis, der Begeisterung, vielleicht auch der Verwirklichung, aber niemals der persönlichen, gehorsamen Nachfolge. Ein Christentum ohne den lebendigen Jesus Christus bleibt notwendig ein Christentum ohne Nachfolge, und ein Christentum ohne Nachfolge ist immer ein Christentum ohne Jesus Christus; es ist Idee, Mythos (Anm.: siehe dazu: Kurt Hübner, Die Wahrheit des Mythos, 1985; MS). Ein Christentum, in dem es nur den Vatergott, aber nicht Christus als lebendigen Sohn gibt, gibt die Nachfolge geradezu auf. Hier gibt es Gottvertrauen, aber nicht Nachfolge. Allein weil der Sohn Gottes Mensch wurde, weil er Mittler ist, ist Nachfolge das rechte Verhältnis zu ihm. Nachfolge ist gebunden an den Mittler, und wo von Nachfolge recht gesprochen wird, dort wird von dem Mittler Jesus Christus, dem Sohn Gottes gesprochen. Nur der Mittler, der Gottmensch kann in die Nachfolge rufen. Nachfolge ohne Jesus Christus ist Eigenwahl eines vielleicht idealen Weges, vielleicht ein Märtyrerweg, aber sie ist ohne Verheißung. Jesus muss sie verwerfen“ (47f).

Das Suchen und finden seiner "authentischen Lebensspur" (Rose, 2007, 171) mit Bezug auf den dreieinigen Gott kann als wahre Nachfolge angesehen werden. Sie ist in einer unübersichtlich gewordenen Welt und mit Blick auf die eigene Seele immer schwerer auszumachen. Die heutige Predigt im 21. Jh. muss sich dieser Herausforderung stellen und sich mit den Gläubigen zusammen auf die Suche nach einer "authentischen Lebensspur" begeben (Christian Rose (2007): Nachfolge. In: Hübener & Orth: Wörter des Lebens. Stuttgart: Kohlhammer, 168-172).

Freitag, 27. Januar 2017

4. Sonntag nach Epiphanias - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 29.01.2017


Der Herr der Naturmächte (Der Herr der Natur)


Wochenspruch: Ps 66,5:
Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. (LUT)
Kommt und seht die Taten Gottes! Ehrfurchtgebietend ist sein Tun an den Menschen: (EU)

Wochenpsalm: Psalm 107:
Danklied der Erlösten
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. So sollen sagen, die erlöst sind durch den HERRN, die er aus der Not erlöst hat, die er aus den Ländern zusammengebracht hat von Osten und Westen, von Norden und Süden. Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege, und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten, die hungrig und durstig waren und deren Seele verschmachtete, die dann zum HERRN riefen in ihrer Not und er errettete sie aus ihren Ängsten und führte sie den richtigen Weg, dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, dass er sättigt die durstige Seele und die Hungrigen füllt mit Gutem. Die da sitzen mussten in Finsternis und Dunkel, gefangen in Zwang und Eisen, weil sie Gottes Worten ungehorsam waren und den Ratschluss des Höchsten verachtet hatten, sodass er ihr Herz durch Unglück beugte und sie stürzten und ihnen niemand half, die dann zum HERRN riefen in ihrer Not und er half ihnen aus ihren Ängsten und führte sie aus Finsternis und Dunkel und zerriss ihre Bande: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, dass er zerbrach eherne Türen und zerschlug eiserne Riegel. Die Toren, die geplagt waren um ihrer Übertretung und um ihrer Sünde willen, dass ihnen ekelte vor aller Speise und sie nahe waren den Pforten des Todes, die dann zum HERRN riefen in ihrer Not und er half ihnen aus ihren Ängsten, er sandte sein Wort und machte sie gesund und errettete sie, dass sie nicht starben: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, und sollen Dank opfern und erzählen seine Werke mit Freuden. Die mit Schiffen auf dem Meere fuhren und trieben ihren Handel auf großen Wassern, die des HERRN Werke erfahren haben und seine Wunder im Meer, wenn er sprach und einen Sturmwind erregte, der die Wellen erhob, und sie gen Himmel fuhren und in den Abgrund sanken, dass ihre Seele vor Angst verzagte, dass sie taumelten und wankten wie ein Trunkener und wussten keinen Rat mehr, die dann zum HERRN schrien in ihrer Not und er führte sie aus ihren Ängsten und stillte das Ungewitter, dass die Wellen sich legten und sie froh wurden, dass es still geworden war und er sie zum ersehnten Hafen brachte: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, und ihn in der Gemeinde preisen und bei den Alten rühmen. Er machte Ströme zur Wüste und Wasserquellen zum öden Land, dass fruchtbares Land zur Salzwüste wurde wegen der Bosheit derer, die dort wohnten. Er machte das Trockene wieder wasserreich und gab dem dürren Lande Wasserquellen und ließ die Hungrigen dort bleiben, dass sie eine Stadt bauten, in der sie wohnen konnten, und Äcker besäten und Weinberge pflanzten, die reichlich Früchte trugen. Und er segnete sie, dass sie sich sehr mehrten, und gab ihnen viel Vieh. Aber sie wurden gering an Zahl und geschwächt von der Last des Unglücks und des Kummers. Er schüttete Verachtung aus auf die Fürsten und ließ sie irren in der Wüste, wo kein Weg ist; aber die Armen schützte er vor Elend und mehrte ihre Geschlechter wie eine Herde. Das werden die Aufrichtigen sehen und sich freuen, und aller Bosheit wird das Maul gestopft werden. Wer ist weise und behält dies? Der wird merken, wie viel Wohltaten der HERR erweist. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 29.01.2017 ist aus „Mt 17, 5: Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist in die folgende Wortumgebung eingebettet: Mt 17, 1-13:
Die Verklärung Jesu
Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. Petrus aber antwortete und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist. Und die Jünger fragten ihn und sprachen: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elia kommen? Er antwortete und sprach: Ja, Elia kommt und wird alles zurechtbringen. Doch ich sage euch: Elia ist schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben mit ihm getan, was sie wollten. So wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte. (LUT)

Kommentar: 
  • „In der aktuellen katholischen Ordnung sind die Sonntage nach Epiphanie abgeschafft. (…)
  • „Am 4. Sonntag nach Epiphanias begegnet uns in der Geschichte von der Stillung des Sturms durch Jesus (Mk 4, 35-41) erneut das „Machtmotiv“, wie bereits am 3. Sonntag nach Epiphanias“ (Bieritz, 2014, 153). Eine ausführliche und anschauliche Betrachtungsweise dazu findet sich hier: „Glaube in Seenot" (Die Stillung des Sturmes) von Hans-Georg Gradl aus Zimmermann (Hg.), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, 2013, 257-265.
  • Als Predigtgrundlage gilt für die Gottesdienste in der NAK eine Verklärungs- oder Erscheinungsgeschichte: „Im letzten Sonntagsgottesdienst des Monats steht die Verklä­rung Jesu im Mittelpunkt, bei der sein göttliches Wesen offen­bart wurde. Die Verklärung macht deutlich, dass Jesus Christus Gottes Sohn und der Herr ist. Durch unser entsprechendes Handeln im Sinne des Evangeliums bekräftigen wir, dass er auch unser Herr ist“ (zitiert aus den Leitgedanken zum Gottesdienst 1/17, 3). Die inhaltliche Nähe zur Epiphanie ist evident, explizit benannt wird sie hingegen nicht. Neben der Erscheinungsgeschichte zur Taufe Jesu, die in einem öffentlichen Raum stattfand, ereignet sich die Verklärung auf einem Berg, in einem halböffentlichen Raum oder sogar privatem Rahmen. Das Motiv der Angst resp. die Aufforderung sich nicht zu fürchten, findet seine Entsprechung in der Weihnachtsgeschichte und in den Ereignissen rund um das Auferstehungsgeschehen.

2 Bilder stehen im Mittelpunkt dieses Abschnitts: die (Licht-) Wolke und das Kreuz (Leiden):
  • Wolke: „Die natürlichen Charaktereigenschaften von Wolken verkörpern eine Verbindung und zugleich eine Loslösung von allem Irdischen.“ (…) Wolken sind Teil eines eines unaufhörlichen Austauschs zwischen Flüchtigem und Irdischen, die zwischen Formlosigkeit und Form fluktuieren. In vielen Kulturen galten Wolken als Quelle kosmischer Fruchtbarkeit. (…) Weil Wolken zwischen Himmel und Erde schweben, gaben sie ein Bild, das die Verborgenheit wie die Präsenz des Göttlichen manifestieren (Exodus 13, Mt 17, 1-13;“ zitiert aus: Das Buch der Symbole. Stichwort „Wolke“. Betrachtungen zu archetypischen Bildern, 2011, 58).“ Wolken sind auch Projektionsflächen des eigenen psychischen Erlebens. Man erkennt in den Wolken die eigene Gedanken- und Gefühlswelt, die eigenen Sehnsüchte, Hoffnungen, Träume und Ängste. So lässt sich der oben zitierte Evangeliumsabschnitt als Selbstverklärung für Petrus, Jakobus und Johannes lesen und als ihr „Damaskuserlebnis“ (Apg 22) interpretieren.
  • Kreuz: „Und tatsächlich scheint mir dafür das Symbol des Kreuzes sehr gut geeignet, weil es diese vertikale Resonanzachse, die da natürlich von zentraler Bedeutung ist, symbolisiert durch den Längsbalken, und aber gleichzeitig durch den Querbalken die intensive Verbindung zu den anderen Menschen und auch zu den Dingen, zum Leben an sich herstellt, so dass ich wirklich denke, man kann in dem Kreuz, in dem Mittelpunkt des Kreuzes die simultane Berührung von Himmel und Erde, wie wir manchmal sagen, oder von vertikalen und horizontalen vermutlich auch von diagonalen Resonanzachsen beobachten.“ Laut Rosa geht es um die „Resonanz-Beziehungen“ zwischen den Dingen oder zwischen den Achsen. So wird das Kreuz zum „Schnittpunkt von Himmel und Erde, an dem das Unverfügbare einen Ort hat“ (Radiobeitrag der Reihe „Glaubenssachen“ des NDR vom 08. Januar 2017 (https://www.ndr.de/ndrkultur/sendungen/glaubenssachen/gsmanuskript946.pdf. Ausführlich: Hartmut Rosa (2016): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp).

Das Wort vom Kreuz bedeutet m. E., dass sich das Leben in 2 Dimensionen abspielt: Widerspruch und Auflehnung ("Innovation") - Annehmen und sich Fügen ("Adaption") sind die Pole des Kontinuums dieser gedachten Dimensionen (vergl. dazu Kröger, 2005, 243 und Witte, 1989, Lehrbuch der Sozialpsychologie, 11).  Dazu gehört auch das Reden über Leben und Tod, über Gelungenes und Scheitern, Stärken und Schwächen. Diese horizontale Dimension ("der Querbalken") ist verbunden mit der vertikalen Dimension ("der Längsbalken"), die uns mit einer höheren Macht und damit mit der Welt und dem Leben als Ganzes in Verbindung setzt.

Ich verstehe die horizontale Achse also als „Achse der Selbstreflexion.“ Das Mittel ist die Kommunikation, die nach innen gerichtet gedacht wird. Der Bezugspunkt ist die eigene Seele, das ICH, das Individuum, die Psyche - Selbst-Gespräche im besten Wortsinne. Das Ziel der Kommunikation ist das Erreichen einer inneren Übereinstimmung („Konsistenz“, innerer Frieden), die dem Überleben der Seele dient („Identitätswahrung“). Die vertikale Achse bezieht sich auf Gott (nach oben gedacht) und die Welt (nach unten gedacht). Die Kommunikation ist nach außen gerichtet. Der Weg ist eine Balance zwischen notwendigen „Anpassungs- und Innovationsleistungen.“ Dies ist aber vom Individuum aus gedacht. Nach oben gedacht veranschaulichen Begriffe wie z. B. Hinwendung zu Gott, Glaube, Gehorsam, Gesetz, Dogmatik den Terminus „Anpassungsleistungen.“ Themen wie z. B. Aufklärung und Gottesbilder oder Perspektiven wie z. B. die historisch-kritische, feministische, ethische, ethnologisch-anthropologische, eschatologische veranschaulichen den Terminus „Innovationsleistungen.“ Nach unten gedacht veranschaulichen Begriffe wie z. B. Schöpfung und Menschheit diesen Abschnitt der vertikalen Achse. Bewahrung der Schöpfung ist als Adaptionsleistung zu denken, „machet euch die Erde untertan“ (Gen 1, 28) als Innovationsleistung. Das Individuum wird Teil der Menschheit. Hier gilt es dann, seine Individualität zu wahren (Innovationsleistung) und gleichzeitig funktionierendes Teilchen der Kleingruppe, des Paares, der Kommune oder der Gesamtgesellschaft zu sein (Adaptionsleitung).

Der Schnittpunkt ist Konsistenz, Transzendenz, Wolke, Flow, Himmel, Aufgehoben-sein in allem, Ewigkeit, Glück - ICH im Gott-gedachten Sinne. In den bildnerischen Darstellungen befindet sich in diesem Schnittpunkt "Nichts", der Kopf oder das Herz des Gekreuzigten.

Montag, 9. Januar 2017

3. Sonntag nach Epiphanias - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 22.01.2017


Der Heiden Heiland (Der Heiland der Völker)


Wochenspruch: Lk 13, 29:
Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. (LUT)
Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. (EU)

Wochenpsalm: Psalm 86:
Gebet in Bedrängnis
HERR, neige deine Ohren und erhöre mich; denn ich bin elend und arm. Bewahre meine Seele, denn ich bin dir treu. Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich verlässt auf dich. Herr, sei mir gnädig; denn ich rufe täglich zu dir. Erfreue die Seele deines Knechts; denn nach dir, Herr, verlangt mich. Denn du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen. Vernimm, HERR, mein Gebet und merke auf die Stimme meines Flehens! In der Not rufe ich dich an; du wollest mich erhören! Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern, und niemand kann tun, was du tust. Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren, dass du so groß bist und Wunder tust und du allein Gott bist. Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte. Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich. Denn deine Güte ist groß über mir, du hast mein Leben errettet aus der Tiefe des Todes. Gott, es erheben sich die Stolzen gegen mich, / und eine Rotte von Gewalttätern trachtet mir nach dem Leben und haben dich nicht vor Augen. Du aber, Herr, Gott, bist barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte und Treue. Wende dich zu mir und sei mir gnädig; stärke deinen Knecht mit deiner Kraft und hilf dem Sohn deiner Magd! Tu ein Zeichen an mir, dass mir's wohlgehe, dass es sehen, die mich hassen, und sich schämen, weil du mir beistehst, HERR, und mich tröstest. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 22.01.2017 ist aus „Mt 11, 29: Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist in die folgende Wortumgebung eingebettet: Mt 11, 25-30:
Jesu Lobpreis. Der Heilandsruf
Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen. Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. (LUT)

Kommentar:
  • „In der aktuellen katholischen Ordnung sind die Sonntage nach Epiphanie abgeschafft (…).
  • Der 3. Sonntag nach Epiphanias steht in der evangelischen Ordnung im Zeichen des Hauptmanns von Kapernaum, der Jesus um die Heilung seines Knechtes bittet, das ‚Machtmotiv’ klingt dabei deutlich an (Mt 8, 5-13;“ Bieritz, 2014, 153).
Zur Interpretation des heutigen Evangeliums verweise ich auf „Glaube und Fernheilung (Der Hauptmann von Kafarnaum)“ von Dieter T. Roth aus Zimmermann (Hg.), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, 2013, 393-401.
  • In den Predigten der neuapostolischen Kirche „wird uns Jesus Chris­tus als Lehrer vorgestellt. Jesus lehrte in göttlicher Vollmacht. Er lehr­te, aus Liebe zu handeln, Versöhnung zu zeigen – und war als Lehrer vorbildlich in der Demut. Wort und Werk stimmten bei Jesus immer überein. Wir wollen von Jesus Christus lernen zu unserem Heil“ (Leitgedanken der NAK, 2017, 1). Eine Deutung im Sinne einer Epiphanie wird nicht vorgenommen.
„In dem das ‚Lernen’ als ‚Auf-sich-Nehmen des Joches’ verstanden wird, tritt die existenzielle Bedeutung des Lernens hervor. Die Nachfolgenden sollen sich die Art Jesu Christi anzueignen suchen - obwohl er seine Macht und Hoheit ausspielen könnte, ist er menschenfreundlich und hat sich selbst erniedrigt. Dies kennzeichnet seine Tora-Auslegung und prägt somit die, die sich ihr im Leben unterwerfen. Die Lebenserfüllung, die sie dadurch erfahren, gibt einen Vorgeschmack der künftigen Vollendung. Darum können sie jetzt schon bezeugen, dass das Joch des Messias Jesus für das Leben geeignet und eine leicht zu tragende Last ist“ (Fiedler, 2006, Das Matthäusevangelium, 246).

Der eschatologisch geprägten Interpretation der Predigtgrundlage setzt Fiedler eine stärker auf die „Jetzt-Zeit“ bezogene Deutung entgegen. Die Deutung der Predigtgrundlage der NAK erfolgt aus der Sicht der Parusie und ihrer übrigen Propria.

Mittwoch, 4. Januar 2017

2. Sonntag nach Epiphanias - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 15.01.2017



Der Freudenmeister (Die Hochzeit zu Kana)


Wochenspruch: Joh 1, 17:
Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. (LUT)
Denn Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. (EU)

Wochenpsalm: Psalm 105, 1-8:
Lob Gottes für seine Heilstaten in Israels Frühzeit
Danket dem HERRN und rufet an seinen Namen; verkündigt sein Tun unter den Völkern! Singet ihm und spielet ihm, redet von allen seinen Wundern! Rühmet seinen heiligen Namen; es freue sich das Herz derer, die den HERRN suchen! Fraget nach dem HERRN und nach seiner Macht, suchet sein Antlitz allezeit Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat, seiner Zeichen und der Urteile seines Mundes, du Geschlecht Abrahams, seines Knechts, ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten! Er ist der HERR, unser Gott, er richtet in aller Welt. Er gedenkt ewiglich an seinen Bund, an das Wort, das er verheißen hat für tausend Geschlechter, (…) (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 15.01.2017 ist aus „Offenbarung 1,17: Als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist in die folgende Wortumgebung eingebettet: Apk 1, 1-20:
Der Auftrag an Johannes
Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea. Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich Golderz, wie im Ofen durch Feuer gehärtet, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. Schreibe, was du gesehen hast und was ist und was geschehen soll danach. Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und der sieben goldenen Leuchter ist dies: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden. (LUT)

Kommentar: „Die Hochzeit zu Kana steht im Mittelpunkt dieses Sonntages. Dieses Evangelium bestimmt auch das Proprium des 2. Sonntags nach Epiphanias nach der evangelischen Ordnung“ (Bieritz, 2014, 153f). Zur Interpretation des heutigen Evangeliums verweise ich auf „Wein im Überfluss (Die Hochzeit zu Kana)“ von Silke Petersen aus Zimmermann (Hg.), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, 2013, 669-680. Petersen sieht in dieser Wundererzählung „das Wirken Jesu in konzentrierter Form, (…) sozusagen eine Verdichtung des Gesamtevangeliums“ (677).

In den Predigten der neuapostolischen Kirche „wird uns Jesus Christus als der Erste und der Letzte vorgestellt. Auch Gott, der Sohn, ist Urheber der Schöpfung, niemand kann ihn daran hindern, sein Werk zu vollenden. Wir geben ihm den ersten Platz in unseren Herzen und bleiben ihm treu bis zum Ende“ (Leitgedanken der NAK, 2017, 1).

Die Predigtgrundlage für die heutigen Gottesdienste in der NAK ist aus der sogen. „Berufungsvision“ entnommen. „Wann immer sich Epiphanien ereignen, erschrickt der Mensch. Das reicht im AT von Gen 32 bis hin im NT zu Lk 1, 29. Dazwischen liegen Jes 6, 5; Ez 1, 28; Dan 8, 18; 10, 9-11; äthHen 14, 14-24 und viele mehr. Das Erschrecken gehört also gewissermaßen zum Erzählinventar von Erscheinungsgeschichten. Dem schließt sich das ‚Fürchte dich nicht’ an. Dem Niederfallen wie tot folgt folgen die Berührungsgeste und die Aufforderung sich nicht zu fürchten. Auch das gehört zur Gattung Epiphanie (Theophanie) - von Hagar (Gen 21, 17) bis zum „Fürchte dich nicht“ (Lk 2, 10) der Weihnachtsgeschichte. Zuweilen kommt zum ‚Fürchte dich nicht’ die stärkende Berührung hinzu (vergl. Dan 10, 16-18). ‚Ich bin der Erste und der Letzte…“ Die Selbstprädikation tritt im AT als Selbstprädikation Gottes auf (vergl. Jes 44, 6; 48, 12). Was dort Selbstprädikation Gottes ist, wird hier in der Apk auf Christus übertragen; Christus ist der an Anfang der Geschichte und an ihrem Ende Stehende“ Lichtenberger, 2014, Die Apokalypse, 78).

Damit passt sich die Auswahl in den Jahrkreis und das Kirchenjahr der Kath. Kirche resp. der EKD ein.

Montag, 2. Januar 2017

1. Sonntag nach Epiphanias - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 08.01.2017


Taufe Jesu

Wochenspruch: Röm 8, 14:
Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (LUT)
Denn die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Gottes Kinder. (EU)

Wochenpsalm: Psalm 100:
Aufruf zum Lob Gottes
Jauchzet dem HERRN, alle Welt! Dienet dem HERRN mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennet, dass der HERR Gott ist! Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, / zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Namen! Denn der HERR ist freundlich, / und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 08.01.2017 ist aus „1. Johannes 1, 1: Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist in die folgende Wortumgebung eingebettet: 1. Johannes 1-4
Die Grundlage christlicher Gemeinschaft
Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens – und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist –, was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir, auf dass unsere Freude vollkommen sei. (LUT)

Kommentar:
  • „Am Sonntag nach dem 6. Januar begeht die katholische Kirche das Fest der Taufe des Herrn. (…) Das Fest hat eine eigene Präfation [Eingangswort, Vorgebet]: Die Offenbarung des Geheimnisses Jesu am Jordan.
  • Auch nach der evangelischen Ordnung steht am 1. Sonntag nach Epiphanias die Taufe im Mittelpunkt“ (Bieritz, 2014, 152f).
  • Auch die Gottesdienste in der neuapostolischen Kirche beziehen sich auf das Epiphaniasfest: „Der 6. Januar wird in der all- gemeinen Christenheit als Epiphanias (griechisch), das Erscheinungsfest des Herrn, gefeiert; das bedeutet, dass man noch einmal der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus gedenkt.“ Es wird zwar auf die Menschwerdung Christi hingewiesen, nicht jedoch sich auf das Taufgeschehen am Jordan bezogen (vergl. dazu die Leitgedanken der NAK, 2017, 1).
Die Predigtgrundlage für die heutigen Gottesdienste in der NAK ist der Vorrede aus dem 1. Brief des Johannes entnommen. Er gehört zu den sogen. „Katholischen Briefen.“
  • „Der 1. Johannesbrief bezeugt, dass der wahre Glaube am Halten des Liebesgebotes und an der Orientierung an Jesu Beispiel erkennbar wird. Die praktizierte Bruderliebe wird so zum Kriterium, mit dessen Hilfe sich Irrtum und Wahrheit scheiden lassen. Für die Frömmigkeitsgeschichte ist die Unterscheidung von Sünden, die zum Tod führen bzw. nicht zum Tod führen, von Bedeutung“ (aus dem Vorwort zum 1. Brief des Johannes aus EU, 1413).
  • „In 1 Joh wird der enge Zusammenhang zwischen Bekenntnis und Liebe betont. Beides hängt deshalb zusammen, weil der Sohn Gottes wie jedes Kind Gottes Gott in seiner Liebe nachahmt, die von Gott empfangene Liebe weitergeben muss. Jesus als Sohn Gottes anzuerkennen heißt daher nichts anderes, als diesen Zusammenhang auch anzuerkennen“ (aus dem Vorwort zu 1. Joh der BNÜ, 65).
  • „Anliegen des 1. Joh ist es, die Gemeinde in einer schwierigen Situation zu trösten. Das wichtigste Thema ist die Liebe. Das eigene Handeln soll von Liebe bestimmt sein, denn dies entspricht Gottes Liebe, an die immer wieder erinnert wird, - und ist die Lösung für Konflikte im Miteinander der Gemeinde (aus dem Vorwort 1. Joh aus der GSB, 2244).
Der Schwerpunkt der Wortauslegung in den Gottesdiensten der NAK liegt demgegenüber auf der folgenden Aussage: „Die Themenreihe im Monat Januar ‚Das Heil in der Welt – Jesus Christus‘ lässt uns Gott, den Vater, in der Menschwerdung Gottes, des Sohnes, erkennen. Jesus Christus ist der Zugang zum Vater und zum Heil des Menschen“ (Leitgedanken zu den neuapostolischen Gottesdiensten, 2017, 1).