Sonntag, 29. Januar 2017

Letzter Sonntag nach Epiphanias - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 05.02.2017


Verklärung


Wochenspruch: Jes 60, 2, II
Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (LUT)
Über dir geht strahlend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir. (EU)

Wochenpsalm: Psalm 97:
Freude am Königtum Gottes
Der HERR ist König; des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer sind. Wolken und Dunkel sind um ihn her, Gerechtigkeit und Recht sind seines Thrones Stütze. Feuer geht vor ihm her und verzehrt ringsum seine Feinde. Seine Blitze erleuchten den Erdkreis, das Erdreich sieht es und erschrickt. Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem HERRN, vor dem Herrscher der ganzen Erde. Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit, und alle Völker sehen seine Herrlichkeit. Schämen sollen sich alle, die den Bildern dienen / und sich der Götzen rühmen. Betet ihn an, alle Götter! Zion hört es und ist froh, und die Töchter Juda sind fröhlich, weil du, HERR, recht regierest. Denn du, HERR, bist der Höchste über allen Landen, du bist hoch erhöht über alle Götter. Die ihr den HERRN liebet, hasset das Arge! Der Herr bewahrt die Seelen seiner Heiligen; aus der Hand der Frevler wird er sie erretten. Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und Freude den aufrichtigen Herzen. Ihr Gerechten, freut euch des HERRN und danket ihm und preiset seinen heiligen Namen! (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 05.02.2017 ist aus „Johannes 12, 26: Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage ist in die folgende Wortumgebung eingebettet: Joh 12, 20-36: Die
Ankündigung der Verherrlichung
Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. Die traten zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollen Jesus sehen. Philippus kommt und sagt es Andreas, und Andreas und Philippus sagen's Jesus. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben lieb hat, der verliert es; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird's bewahren zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren. Jetzt ist meine Seele voll Unruhe. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen. Da sprach das Volk, das dabeistand und zuhörte: Es hat gedonnert. Andere sprachen: Ein Engel hat mit ihm geredet. Jesus antwortete und sprach: Diese Stimme ist nicht um meinetwillen geschehen, sondern um euretwillen. Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen werden. Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. Das sagte er aber, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde. Da antwortete ihm das Volk: Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus in Ewigkeit bleibt; wieso sagst du dann: Der Menschensohn muss erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn? Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, dass euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht. Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, auf dass ihr des Lichtes Kinder werdet. Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen. (LUT)

Kommentar:
  • „Nach der evangelischen Ordnung wird der letzte Sonntag nach Epiphanias immer begangen. Hier hat das Fest der Verklärung Christi seinen Platz im evangelischen Festkalender gefunden: Man liest den Bericht über die Verklärung Jesu auf dem Berg (Mt 17, 1-19), der deutliche Parallelen zu den Berichten über die Taufe Jesu aufweist und ebenso wie diese von einer Theophanie, einer Gotteserscheinung, handelt. (…) Dieser Theophaniebericht war am letzten Sonntag die Predigtgrundlage in der NAK.
  • In der aktuellen katholischen Ordnung sind die Sonntage nach Epiphanie abgeschafft. (…) Die katholische Kirche begeht das Fest der Verklärung des Herrn am 6. August“ (Bieritz, 2014, 153f).
  • Die NAK hat als Predigtgrundlage eine „Ankündigung einer Verherrlichung“ und wendet die Interpretation dieser Textstelle jedoch in Richtung Nachfolge und Leiden oder Nachfolge im Leiden: „Am ersten Sonntag im Februar soll im Gottesdienst das Dienen thematisiert werden. Dabei wird herausgestellt, dass nicht nur Amtsträger, sondern alle Christen Diener Gottes sind. Sie alle sind dazu aufgerufen, Jesus Christus nachzufolgen und ihn vor der Welt zu bekennen. Zugleich wird deutlich gemacht, dass Nachfolge Christi und Bekennen des Evangeliums nicht immer Anklang finden. Doch auch Ablehnung zu erfahren, gehört zur Nachfolge Christi“ (zitiert aus den Leitgedanken zum Gottesdienst 2/17, 3).

Dazu möchte ich ein längere Passage aus dem Buch „Nachfolge“ von Dietrich Bonhoeffer (1937/2002) zitieren: „Der Ruf in die Nachfolge ist also Bindung an die Person Jesu Christi allein, Durchbrechung aller Gesetzlichkeiten durch die Gnade dessen, der ruft. Er ist gnädiger Ruf, gnädiges Gebot. Er ist jenseits der Feindschaft von Gesetz und Evangelium. Christus ruft, der Jünger folgt. Das ist Gnade und Gebot in einem. Nachfolge ist Bindung an Christus; weil Christus ist, darum muss Nachfolge sein. Eine Idee von Christus, ein Lehrsystem, eine allgemeine religiöse Erkenntnis von der Gnade oder Sündenvergebung macht Nachfolge nicht notwendig, ja schleißt sie in Wahrheit aus, ist der Nachfolge feindlich. Zu einer Idee tritt man in ein Verhältnis der Erkenntnis, der Begeisterung, vielleicht auch der Verwirklichung, aber niemals der persönlichen, gehorsamen Nachfolge. Ein Christentum ohne den lebendigen Jesus Christus bleibt notwendig ein Christentum ohne Nachfolge, und ein Christentum ohne Nachfolge ist immer ein Christentum ohne Jesus Christus; es ist Idee, Mythos (Anm.: siehe dazu: Kurt Hübner, Die Wahrheit des Mythos, 1985; MS). Ein Christentum, in dem es nur den Vatergott, aber nicht Christus als lebendigen Sohn gibt, gibt die Nachfolge geradezu auf. Hier gibt es Gottvertrauen, aber nicht Nachfolge. Allein weil der Sohn Gottes Mensch wurde, weil er Mittler ist, ist Nachfolge das rechte Verhältnis zu ihm. Nachfolge ist gebunden an den Mittler, und wo von Nachfolge recht gesprochen wird, dort wird von dem Mittler Jesus Christus, dem Sohn Gottes gesprochen. Nur der Mittler, der Gottmensch kann in die Nachfolge rufen. Nachfolge ohne Jesus Christus ist Eigenwahl eines vielleicht idealen Weges, vielleicht ein Märtyrerweg, aber sie ist ohne Verheißung. Jesus muss sie verwerfen“ (47f).

Das Suchen und finden seiner "authentischen Lebensspur" (Rose, 2007, 171) mit Bezug auf den dreieinigen Gott kann als wahre Nachfolge angesehen werden. Sie ist in einer unübersichtlich gewordenen Welt und mit Blick auf die eigene Seele immer schwerer auszumachen. Die heutige Predigt im 21. Jh. muss sich dieser Herausforderung stellen und sich mit den Gläubigen zusammen auf die Suche nach einer "authentischen Lebensspur" begeben (Christian Rose (2007): Nachfolge. In: Hübener & Orth: Wörter des Lebens. Stuttgart: Kohlhammer, 168-172).

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