Der Herr der Naturmächte (Der Herr der Natur)
Wochenspruch: Ps 66,5:
Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. (LUT)
Kommt und seht die Taten Gottes! Ehrfurchtgebietend ist sein Tun an den Menschen: (EU)
Wochenpsalm: Psalm 107:
Danklied der Erlösten
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. So sollen sagen, die erlöst sind durch den HERRN, die er aus der Not erlöst hat, die er aus den Ländern zusammengebracht hat von Osten und Westen, von Norden und Süden. Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege, und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten, die hungrig und durstig waren und deren Seele verschmachtete, die dann zum HERRN riefen in ihrer Not und er errettete sie aus ihren Ängsten und führte sie den richtigen Weg, dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, dass er sättigt die durstige Seele und die Hungrigen füllt mit Gutem. Die da sitzen mussten in Finsternis und Dunkel, gefangen in Zwang und Eisen, weil sie Gottes Worten ungehorsam waren und den Ratschluss des Höchsten verachtet hatten, sodass er ihr Herz durch Unglück beugte und sie stürzten und ihnen niemand half, die dann zum HERRN riefen in ihrer Not und er half ihnen aus ihren Ängsten und führte sie aus Finsternis und Dunkel und zerriss ihre Bande: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, dass er zerbrach eherne Türen und zerschlug eiserne Riegel. Die Toren, die geplagt waren um ihrer Übertretung und um ihrer Sünde willen, dass ihnen ekelte vor aller Speise und sie nahe waren den Pforten des Todes, die dann zum HERRN riefen in ihrer Not und er half ihnen aus ihren Ängsten, er sandte sein Wort und machte sie gesund und errettete sie, dass sie nicht starben: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, und sollen Dank opfern und erzählen seine Werke mit Freuden. Die mit Schiffen auf dem Meere fuhren und trieben ihren Handel auf großen Wassern, die des HERRN Werke erfahren haben und seine Wunder im Meer, wenn er sprach und einen Sturmwind erregte, der die Wellen erhob, und sie gen Himmel fuhren und in den Abgrund sanken, dass ihre Seele vor Angst verzagte, dass sie taumelten und wankten wie ein Trunkener und wussten keinen Rat mehr, die dann zum HERRN schrien in ihrer Not und er führte sie aus ihren Ängsten und stillte das Ungewitter, dass die Wellen sich legten und sie froh wurden, dass es still geworden war und er sie zum ersehnten Hafen brachte: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, und ihn in der Gemeinde preisen und bei den Alten rühmen. Er machte Ströme zur Wüste und Wasserquellen zum öden Land, dass fruchtbares Land zur Salzwüste wurde wegen der Bosheit derer, die dort wohnten. Er machte das Trockene wieder wasserreich und gab dem dürren Lande Wasserquellen und ließ die Hungrigen dort bleiben, dass sie eine Stadt bauten, in der sie wohnen konnten, und Äcker besäten und Weinberge pflanzten, die reichlich Früchte trugen. Und er segnete sie, dass sie sich sehr mehrten, und gab ihnen viel Vieh. Aber sie wurden gering an Zahl und geschwächt von der Last des Unglücks und des Kummers. Er schüttete Verachtung aus auf die Fürsten und ließ sie irren in der Wüste, wo kein Weg ist; aber die Armen schützte er vor Elend und mehrte ihre Geschlechter wie eine Herde. Das werden die Aufrichtigen sehen und sich freuen, und aller Bosheit wird das Maul gestopft werden. Wer ist weise und behält dies? Der wird merken, wie viel Wohltaten der HERR erweist. (LUT)
Die Predigtgrundlage der NAK vom 29.01.2017 ist aus „Mt 17, 5: Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!“ (LUT1984)
Die Predigtgrundlage ist in die folgende Wortumgebung eingebettet: Mt 17, 1-13:
Die Verklärung Jesu
Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. Petrus aber antwortete und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist. Und die Jünger fragten ihn und sprachen: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elia kommen? Er antwortete und sprach: Ja, Elia kommt und wird alles zurechtbringen. Doch ich sage euch: Elia ist schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben mit ihm getan, was sie wollten. So wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte. (LUT)
Kommentar:
- „In der aktuellen katholischen Ordnung sind die Sonntage nach Epiphanie abgeschafft. (…)
- „Am 4. Sonntag nach Epiphanias begegnet uns in der Geschichte von der Stillung des Sturms durch Jesus (Mk 4, 35-41) erneut das „Machtmotiv“, wie bereits am 3. Sonntag nach Epiphanias“ (Bieritz, 2014, 153). Eine ausführliche und anschauliche Betrachtungsweise dazu findet sich hier: „Glaube in Seenot" (Die Stillung des Sturmes) von Hans-Georg Gradl aus Zimmermann (Hg.), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, 2013, 257-265.
- Als Predigtgrundlage gilt für die Gottesdienste in der NAK eine Verklärungs- oder Erscheinungsgeschichte: „Im letzten Sonntagsgottesdienst des Monats steht die Verklärung Jesu im Mittelpunkt, bei der sein göttliches Wesen offenbart wurde. Die Verklärung macht deutlich, dass Jesus Christus Gottes Sohn und der Herr ist. Durch unser entsprechendes Handeln im Sinne des Evangeliums bekräftigen wir, dass er auch unser Herr ist“ (zitiert aus den Leitgedanken zum Gottesdienst 1/17, 3). Die inhaltliche Nähe zur Epiphanie ist evident, explizit benannt wird sie hingegen nicht. Neben der Erscheinungsgeschichte zur Taufe Jesu, die in einem öffentlichen Raum stattfand, ereignet sich die Verklärung auf einem Berg, in einem halböffentlichen Raum oder sogar privatem Rahmen. Das Motiv der Angst resp. die Aufforderung sich nicht zu fürchten, findet seine Entsprechung in der Weihnachtsgeschichte und in den Ereignissen rund um das Auferstehungsgeschehen.
2 Bilder stehen im Mittelpunkt dieses Abschnitts: die (Licht-) Wolke und das Kreuz (Leiden):
- Wolke: „Die natürlichen Charaktereigenschaften von Wolken verkörpern eine Verbindung und zugleich eine Loslösung von allem Irdischen.“ (…) Wolken sind Teil eines eines unaufhörlichen Austauschs zwischen Flüchtigem und Irdischen, die zwischen Formlosigkeit und Form fluktuieren. In vielen Kulturen galten Wolken als Quelle kosmischer Fruchtbarkeit. (…) Weil Wolken zwischen Himmel und Erde schweben, gaben sie ein Bild, das die Verborgenheit wie die Präsenz des Göttlichen manifestieren (Exodus 13, Mt 17, 1-13;“ zitiert aus: Das Buch der Symbole. Stichwort „Wolke“. Betrachtungen zu archetypischen Bildern, 2011, 58).“ Wolken sind auch Projektionsflächen des eigenen psychischen Erlebens. Man erkennt in den Wolken die eigene Gedanken- und Gefühlswelt, die eigenen Sehnsüchte, Hoffnungen, Träume und Ängste. So lässt sich der oben zitierte Evangeliumsabschnitt als Selbstverklärung für Petrus, Jakobus und Johannes lesen und als ihr „Damaskuserlebnis“ (Apg 22) interpretieren.
- Kreuz: „Und tatsächlich scheint mir dafür das Symbol des Kreuzes sehr gut geeignet, weil es diese vertikale Resonanzachse, die da natürlich von zentraler Bedeutung ist, symbolisiert durch den Längsbalken, und aber gleichzeitig durch den Querbalken die intensive Verbindung zu den anderen Menschen und auch zu den Dingen, zum Leben an sich herstellt, so dass ich wirklich denke, man kann in dem Kreuz, in dem Mittelpunkt des Kreuzes die simultane Berührung von Himmel und Erde, wie wir manchmal sagen, oder von vertikalen und horizontalen vermutlich auch von diagonalen Resonanzachsen beobachten.“ Laut Rosa geht es um die „Resonanz-Beziehungen“ zwischen den Dingen oder zwischen den Achsen. So wird das Kreuz zum „Schnittpunkt von Himmel und Erde, an dem das Unverfügbare einen Ort hat“ (Radiobeitrag der Reihe „Glaubenssachen“ des NDR vom 08. Januar 2017 (https://www.ndr.de/ndrkultur/sendungen/glaubenssachen/gsmanuskript946.pdf. Ausführlich: Hartmut Rosa (2016): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp).
Das Wort vom Kreuz bedeutet m. E., dass sich das Leben in 2 Dimensionen abspielt: Widerspruch und Auflehnung ("Innovation") - Annehmen und sich Fügen ("Adaption") sind die Pole des Kontinuums dieser gedachten Dimensionen (vergl. dazu Kröger, 2005, 243 und Witte, 1989, Lehrbuch der Sozialpsychologie, 11). Dazu gehört auch das Reden über Leben und Tod, über Gelungenes und Scheitern, Stärken und Schwächen. Diese horizontale Dimension ("der Querbalken") ist verbunden mit der vertikalen Dimension ("der Längsbalken"), die uns mit einer höheren Macht und damit mit der Welt und dem Leben als Ganzes in Verbindung setzt.
Ich verstehe die horizontale Achse also als „Achse der Selbstreflexion.“ Das Mittel ist die Kommunikation, die nach innen gerichtet gedacht wird. Der Bezugspunkt ist die eigene Seele, das ICH, das Individuum, die Psyche - Selbst-Gespräche im besten Wortsinne. Das Ziel der Kommunikation ist das Erreichen einer inneren Übereinstimmung („Konsistenz“, innerer Frieden), die dem Überleben der Seele dient („Identitätswahrung“). Die vertikale Achse bezieht sich auf Gott (nach oben gedacht) und die Welt (nach unten gedacht). Die Kommunikation ist nach außen gerichtet. Der Weg ist eine Balance zwischen notwendigen „Anpassungs- und Innovationsleistungen.“ Dies ist aber vom Individuum aus gedacht. Nach oben gedacht veranschaulichen Begriffe wie z. B. Hinwendung zu Gott, Glaube, Gehorsam, Gesetz, Dogmatik den Terminus „Anpassungsleistungen.“ Themen wie z. B. Aufklärung und Gottesbilder oder Perspektiven wie z. B. die historisch-kritische, feministische, ethische, ethnologisch-anthropologische, eschatologische veranschaulichen den Terminus „Innovationsleistungen.“ Nach unten gedacht veranschaulichen Begriffe wie z. B. Schöpfung und Menschheit diesen Abschnitt der vertikalen Achse. Bewahrung der Schöpfung ist als Adaptionsleistung zu denken, „machet euch die Erde untertan“ (Gen 1, 28) als Innovationsleistung. Das Individuum wird Teil der Menschheit. Hier gilt es dann, seine Individualität zu wahren (Innovationsleistung) und gleichzeitig funktionierendes Teilchen der Kleingruppe, des Paares, der Kommune oder der Gesamtgesellschaft zu sein (Adaptionsleitung).
Der Schnittpunkt ist Konsistenz, Transzendenz, Wolke, Flow, Himmel, Aufgehoben-sein in allem, Ewigkeit, Glück - ICH im Gott-gedachten Sinne. In den bildnerischen Darstellungen befindet sich in diesem Schnittpunkt "Nichts", der Kopf oder das Herz des Gekreuzigten.
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