Samstag, 28. September 2013

Kommentar zu den aktualisierten LG 22.09.2013

Manchmal werden aus aktuellem Anlass die Leitgedanken als Grundlage für den Gottesdienst geändert. Ein solcher aktueller Anlass liegt in der Regel dann vor, wenn z. B. ein Vertreter der Kirchenleitung mit einem hohen geistlichen Amt (Apostel, Bischof) in der Nachbargemeinde des Unterbezirkes (zur Organisationsform der NAKI siehe www.naki.org) einen Gottesdienst hält. Dieses dort von ihm genutzte und interpretierte Bibelwort und die dort gehaltene Predigt dienen dann bei nächster Gelegenheit auch als Predigtgrundlage in anderen Gemeinden dieses Unterbezirks. Dies ist am 22.09.2013 geschehen, sodass hier 2 Kommentare zum selben Tag veröffentlicht werden.

Predigtgrundlage für diesen Gottesdienst war Phil 2, 13: "Denn Gott ist's, der in Euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen" (zitiert aus den aktualisierten LG)!
Die Leitgedanken für die Predigt haben keine Überschrift. Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: "aus Gnaden dürfen wir Jesus Christus erkennen, ihn lieben und ihm nachfolgen." Zum Kontext wird folgendes gesagt: "Gott hat den Menschen geschaffen, um mit ihm Gemeinschaft zu haben. Gottes Wille, von den Menschen geliebt zu sein, kommt schon im Gesetz Moses zum Ausdruck: 'du sollst Gott lieben...' Weil Gott Liebe ist, hat er dem Menschen die Freiheit geschenkt. Er wollte ihn nicht zwingen, Gott zu lieben."
Auf den Aufruf des ÖRK zum Friedensgebet am 21.9.13 wird nicht hingewiesen.

Am 22.9.13 feiern wir den 17. Sonntag nach Trinitatis. Diese ersten Hinführungen habe ich bereits in meinem Kommentar für die zuvor gültigen Leitgedanken gemacht, so dass ich sie hier nicht wiederholen muss.

Die "Gute Nachricht Bibel" übersetzt Phil 2, 13 wie folgt: "Ihr könnt es, denn Gott gibt euch nicht nur den guten Willen, sondern er selbst arbeitet an Euch, damit seine Gnade bei euch sein Ziel erreicht." Und zuvor, in Phil 2, 12 sagt Paulus, was er der Gemeinde und seinen Mitgliedern zutraut und zumutet: "(...). Arbeitet an euch selbst. (...)." Auch wenn ihr euch davor "fürchtet und zittert." Es geht hier also erst in zweiter Linie um die Liebe des Menschen zu Gott oder Gott zu den Menschen, sondern zunächst um die Liebe und Fürsorge der Menschen um einander und um sich selber. Auch die Überschriften der einzelnen Abschnitte in Phil 1 und Phil 2 verdeutlichen diese Sicht: "Aufforderung zum Glaubenskampf, Aufforderung zum Glaubensleben nach dem Vorbilde Christi, Aufforderung, Vorbild in der Welt zu sein" (zitiert aus: Elberfelder Bibel mit Erklärungen, 2010). Zum Vorbild-sein benötigt man Gott-Erkenntnis, Selbsterkenntnis und Solidarität mit anderen und mit sich. In der Psychologie bezeichnet man dies auch als "Selbstfürsorge." Das Doppelgebot lautet dann so: "Liebe Gott und gehe freundlich mit Dir selber um, achte auf Dich, um so freundlich und achtsam mit den Anderen sein zu können!" Und manchmal fürchtet man sich vor dem, was man beim Nächsten und bei sich selber so alles entdeckt. Aber Gott lässt uns in dieser Furcht nicht allein. Der Trost liegt in dem Ps 55, 6, auf den sich Paulus ausdrücklich bezieht. Es handelt sich um ein Maskil - eine Unterweisung. Die Unterweisung oder die Moral lässt sich wie folgt zusammenfassen: Gott, ich hoffe auf dich, und ich werfe mein Anliegen (meine Not, meine Selbstzweifel, meine Sorgen um den Nächsten, meine Klagen über Dich) auf Dich; Du wirst mich (trotz allem) versorgen und wirst mich in Ewigkeit nicht wanken lassen (vergl. Ps 55, vor allem 6, 23, 24 in der Luther-Bibel, 1984).






Musik in der NAK


Am 16.4.2013 schrieb ich folgenden Leserbrief an die Redaktion www.religionsreport.de zu einem Artikel mit dem Titel "Nach dem Katechismus ist vor dem Katechismus" von Steffen Liebendörfer vom 10.04.2013.
Zu dem Katechismus der Neuapostolischen Kirche (KNK) wird ja immer wieder auch an prominenter Stelle ausführlich geschrieben. Zuletzt beschrieb Funkschmidt im Januar und im Februar 2013 seine Haltung zum KNK und zu der Sonderlehre des Entschlafenenwesens in der NAK im "Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen."
Ich möchte zunächst einige Vorschläge, die die Form des KNK betrifft, machen:
Beim Lesen fehlten mir beispielsweise ein Literaturverzeichnis, ein Namensregister und Quellenangaben, die sich nicht ausschließlich auf die Bibel beziehen. Auch wäre es hilfreich, die benutzte Bibel-Übersetzung noch einmal explizit zu benennen.
Diese Angaben würden einer größeren Transparenz und Überprüfbarkeit dienen und den Dialog innerhalb der NAK, mit den Kirchen und anderen religiösen Sondergemeinschaften erleichtern.
Inhaltlich möchte ich folgende Anmerkungen machen:
Zum Umgang mit der Bibel resp. der genutzten Bibel-Übersetzung: Das Stichwort "Bibel" kommt im KNK lediglich dreimal vor. Der Bibelkanon mit der genutzten Reihenfolge steht in der Tradition Luthers. Dennoch wird die Übersetzung nach Luther nirgendwo explizit als verbindlich genannt. Oder soll die fehlende Festlegung andeuten, dass alle Bibelübertragungen als gleichwertig angesehen werden? Auch wird kein Wort über die Entstehung des Kanons verloren, über die unterschiedliche Güte der Bücher oder über die Entstehungsgeschichte der Evangelien (zur Zweiquellentheorie: Zimmermann, Ruben (2007, Hg): Kompendium der Gleichnisse Jesu). Dies gilt es m. E. nachzuholen.
Stattdessen werden kurzerhand sämtliche Schriften als für "den Glauben und die Lehre verbindlich" bezeichnet (S 42), ohne weiter, als ein Beispiel, auf die Kontroverse über die paulinischen Briefe einzugehen (u. a. Berger, Klaus und Nord, Christiane (2001): Das Neue Testament und frühchristliche Schriften).
Als Sänger und Chorleiter habe ich natürlich prägnantere Aussagen über die Stellung der Musik in den Gottesdiensten und im Rahmen der Liturgie vermisst. "Die Musik im Gottesdienst hat die Aufgabe, Gott zu loben und zu ehren (Ps 150). Sie hat dienende Funktion und kann vielfältige Aufgaben erfüllen: Sie kann im Innersten bewegen, stimmt die Gemeinde auf die Wortverkündigung ein und unterstreicht das Wort Gottes." (KNK, 2012 S 424). Die Musik kann Mut, Kraft, Zuversicht und Trost vermitteln, dient der inneren Sammlung und fördert den Gemeinschaftssinn (vergl. ebd.).
Demgegenüber wird im "Kleiner Evangelischer Erwachsenen Katechismus" (2004) die Musik  deutlich prägnante rals "bevorzugte Ausdrucksform des Glaubens" (S 270) bezeichnet.
Setzt man sich etwas intensiver z. B. mit dem kirchenmusikalischen Wirken J. S. Bachs auseinander, so findet man Formulierungen von der "'Gnaden-Gegenwart' Gottes bei einer andächtigen misique: Das Erklingen der prachtvollen Vokal- und Instrumentalmusik im Haus des Herrn begünstigt, (...), unmittelbar das Herabkommen der Gnade Gottes" (Wersin, M, 2011, Bach hören, S 78). Als biblische Referenz wird dazu 2. Chr, 5, 12-14 angegeben.
In einer Predigt für den 19. Oktober 2003 in der Stadtkirchengemeinde Offenburg wurden 4 "Wirkkräfte" beschrieben, die die Musik entfaltet (Fund bei Daniel Ahrnke (DANEWS) vom 28.09.2013): 

Menschliche Klage wird durch Musik ausgedrückt und so vor Gott getragen. 
Wie David in seinen Psalmen dürfen wir unsere Klagen vor Gott tragen. Genauso wie in zwischenmenschlichen Beziehungen ist es auch in der Beziehung zu Gott falsch, Trauer, Ängste, Frustration und Wut immer in sich hineinzufressen bis man platzt. Nein, Gott hat ein offenes Ohr, wenn wir ihm unser Leid klagen, all das, was uns gerade zu schaffen macht. Wir können dies mit fremden Worten oder mit eigenen Worten tun. Wir können selbst Musik machen oder wir können Musik hören. Wir können alleine oder gemeinsam klagen. Jedenfalls dürfen wir wie David loslegen, um uns mit Gott ein Stück von unserer Last zu befreien. 

Musik drückt Dank, Lob und Freude über Gottes Handeln aus. 
Durch die Musik können wir ausdrücken, wer der Herr unseres Lebens ist. Ihm können wir durch die Musik wieder etwas davon zurückgeben, was er uns geschenkt hat. 

Durch die Musik erfahren wir Menschen immer wieder etwas von Gottes großen Taten.
Gott weiß, wie gut wir Menschen durch Musik angesprochen werden können. Und so gibt es für jeden die Möglichkeit, andere Menschen durch Musik zu erreichen, ihnen so Gott näherzubringen und sie für ihn zu begeistern. 

Durch Musik bekommen wir Menschen Kraft, indem wir erfahren, was Gott uns schenkt. 
Verkündigung ist das eine – das Auftanken der Christen das andere. Nicht umsonst haben die Psalmen in großer Zahl und Intensität Eingang in die Kirche und in das Glaubensleben sehr vieler Christen gefunden. Denn durch Musik und ihre Texte erfahren sie neuen Mut, neue Kraft und neue Hoffnung. Wir können sowohl rational wie auch emotional die heilende Kraft Gottes in uns auftanken. Da gibt es zum Beispiel die ganzen Choräle: Sie klagen, sie jubeln, sie verkündigen und sie geben neue Kraft. Denn sie bringen zur Sprache, was Gott in unserem Leben alles bewirken kann. Sie erzählen von Erfahrungen, die Menschen mit Gott in schwierigen wie in fröhlichen Situationen gemacht haben.
Klage, Jubel und Verkündigung in der Musik dienen letztlich alle dem Auftanken unseres Glaubens. Die Musik, die wir hören oder selber machen, erinnert uns immer wieder daran, wo wir stehen, was Gott uns bedeutet, wie die Kommunikation mit Gott aussieht und ob wir mit Gott in unserem Leben rechnen.

Musik ist also ewas ganz eigenes und sollte nicht zur Dienerin reduziert werden. Und doch gilt gleichzeitig immer wieder: Soli Deo Gloria.

Mittwoch, 11. September 2013

Kommentar zu den LG vom 22.09.2013

Predigtgrundlage für diesen Gottesdienst ist Lk 24, 36: "Als sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch" (zitiert aus den o. g. LG)!
Die Leitgedanken für die Predigt haben die Überschrift: "Friede aus Christus." Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: "Durch Begegnung mit dem Herrn erhalten wir seinen Frieden." Zum Kontext wird auf das nachösterliche Geschehen hingewiesen. Der Friedensgruß sei eine Art Erkennungszeichen Jesu. Der Frieden aus Jesus Christus nimmt dem Menschen die Angst. Ausdrücklich wird auch auf den Aufruf des ÖRK zum Friedensgebet am 21.9.13 hingewiesen.

Am 22.9. feiern wir den 17. Sonntag nach Trinitatis. Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres für diesen Sonntag ist der Ps 25, 8-15. "Gütig und gerade ist der HERR; darum unterweist er die Sünder in dem Weg. Er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt die Sanftmütigen seinen Weg. Alle Pfade des HERRN sind Gnade und Treue denen, die seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren. Um deines Namens willen, HERR, vergib mir meine Schuld, denn sie ist groß. Wer ist nun der Mann, der den HERRN fürchtet? Ihn wird er unterweisen in dem Weg, den er wählen soll. Seine Seele wird im Guten wohnen, und seine Nachkommen werden das Land besitzen. Der HERR zieht ins Vertrauen, die ihn fürchten, und sein Bund dient dazu, sie zu unterweisen. Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet; denn er, er wird meine Füße aus dem Netz lösen" (aus: Elberfelder Bibel mit Erklärungen, 2010).

In der Kommentierung dazu heißt es, dass das Wort "Pfade" auf den Bund hinweist, den Gott mit Israel geschlossen hat. Wer Gott ins Vertrauen zieht, der wird mit Erkenntnis beschenkt. Gottesfurcht ist der Weg, auf dem Gott seine Verheißungen erfüllt. Dieser Psalm und die oben angesprochene nachösterliche Geschichte fügen sich durch einen Kontrast zwischen Gottesfurcht und den eigenen menschlichen Ängsten ineinander: Sorge, Angst und unserer eigenes "Weh und Ach"  (Paul Gerhardt, Befiehl Du Deine Wege) helfen nicht weiter.  Die Angst vor übler Nachrede, Benachteiligung, Verfolgung und menschlichem, sozialen, finanziellem oder körperlichem Schaden bei einem offenen Bekenntnis zum Gottesglauben bzw. zu Gottes Geboten stehen dem Vertrauen gegenüber Gott, der Erkenntnis und den Verheißungen diametral gegenüber. Gottesfurcht ist letztlich das Vertrauen in Gottes Führung und der Glaube an das Gott-ist-mit-uns-Geschenk in Jesus Christus (Mt 1, 23).

Im Kommentar zum Neuen Testament mit der Einheitsübersetzung (Neue Echter Bibel, 1986) wird der Abschnitt Lk 24, 36 (-53) überschrieben mit "Befähigung der Jünger zu glaubwürdigen Zeugen." Man könnte auch sagen: Befähigung der Jünger zu glaubwürdigem Be-Zeugen. Die Jünger sollen also hingeführt werden zu ihrer Aufgabe als Verkünder der Osterbotschaft, die da lautet: "Ich bin die Auferstehung und das Leben" (Joh 11, 25; s. u.). Dies ist nur im Vertrauen auf Gott möglich. "Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet; denn er, er wird meine Füße aus dem Netz (der üblen Nachrede, der Benachteiligung, der Verfolgung un der eigenen Angst) lösen" (Ps 25, 15).



Dienstag, 10. September 2013

Gedanken zu einem Trauergottesdienst

Am 07.09.2013 fand ein Trauergottesdienst in der Neuapostolischen Gemeinde in Lübeck statt.
Als Predigtgrundlage wurde die Wundererzählung der Auferweckung des Lazarus ausgewählt (Joh 11, 1-12, 11). Es wurde dabei insbesondere auf Joh 11, 25 ("Jesus sagte zu ihr (Marta): Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt wird leben, auch wenn er gestorben ist;") eingegangen und die Rolle der Marta beleuchtet.

Marta kann durchaus als Bekennerin angesehen werden. Sie glaubt daran, dass Jesus alles empfangen wird, worum er bittet, sie glaubt, dass die Toten auferstehen am letzten Tag und sie glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist. An eine Auferstehung  in der Jetzt-Zeit scheint sie jedoch nicht recht glauben zu können und/oder zu wollen ("Herr, er stinkt schon...; Joh 11, 39). Hierin ist Marta uns in unserer naturwissenschaftlich-aufgeklärten Zeit sehr nah. Auch wird sie als aktive und agierende beschrieben, worin sie wesensverwandt mit der Verstorbenen gewesen sei.

In der Predigt wurde dann vor allem eine christologisch-eschatologische Perspektive eingenommen.
Der Glaube an die Auferstehung nähme dem Tod den Stachel und der Hölle den Sieg (vergl. 1 Kor 15, 55). Daraus erwachse ein Trost für die Hinterbliebenen. So wie Marta explizit gefragt wurde: "Glaubst Du das?" (Joh 11, 26), wurde in der Predigt diese Frage direkt an die Gemeinde, an jeden einzelnen Hörer gerichtet: "Glaubst Du an die Auferstehung", wie es im apostolischen Glaubensbekenntnis heißt: "Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben"?
Alle Hörenden waren plötzlich, wie Marta, in ihrem Glauben herausgefordert.

Mit der Wundererzählung über die Auferweckung des Lazarus erschließen sich im Glauben an Jesus die Grundfragen des menschlichen Lebens und Sterben, von Tod und Auferstehung, denn die Auferstehung des Lazarus und letztlich die Auferstehung Jesu kann und muss auch als gegenwärtig erfahrenes Leben interpretiert werden und auf die im Glauben gegenwärtig verheißene Gabe des ewigen Lebens bezogen werden. Somit braucht die Auferstehung nicht lediglich in einem futuristisch-eschatologischen Sinn verstanden zu werden. Sie ereignet sich jetzt. Sie ist das in Jesus gegenwärtige und jetzt geschenkte Leben. So fügt sich die Rede von dem durch Christus geschenkten Leben in das übergeordnete Metaphernnetz des Lebens ein, das in den Ich-bin-Worten besonders zu Tage tritt (vergl. hierzu: Zimmermann, R (Hg), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, 2013, 742ff, insb. 756-759).

Musikalisch geprägt wurde der Gottesdienst durch  
  • Heinrich Arnold Stockfleth (1643 - 1708): "Wunderanfang, herrlichs Ende"

1. Wunderanfang, herrlichs Ende,
wo die wunderweisen Hände
Gottes führen ein und aus.
Wunderweislich ist sein Raten,
wunderherrlich seine Taten,
und du sprichst: Wo wills hinaus?
2. Denke doch: Es muß so gehen,
was Gott weislich heißt geschehen
ihm und dir zur Herrlichkeit.
Ob der Anfang seltsam scheinet,
ist das End doch gut gemeinet;
Friede folget nach dem Streite.

3. Gottes Weg ist in den Flüssen
und in großen Wassergüssen,
und du spürst nicht seinen Fuß.
So auch in dem Meer der Sorgen
hält Gott seinen Pfad verborgen,
daß man nach ihm suchen muß.

4. Gott muß man in allen Sachen,
weil er alles wohl kann machen,
End und Anfang geben frei.
Er wird, was er angefangen,
lassen so ein End erlangen,
daß es wunderherrlich sei.

5. Drum so laß dir nimmer grauen,
lerne deinem Gott vertrauen,
sei getrost und gutes Muts.
Er fürwahr, er wird es führen,
daß du´s wirst am Ende spüren,
wie der dir tut lauter Guts.

6. Du wirst seinen Ruhm erzählen
und nicht vor der Welt verhehlen,
was die blinde Welt nicht kennt.
Er wird dir dein Kreuz versüßen,
daß du wirst bekennen müssen:
Wunderanfang, herrlichs End.
  • der Sonatina aus dem Actus tragicus "Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit", BWV 106 (für Orgel), 
  • dem Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" (aus den "Schübler-Chorälen", BWV 645) und
  • Dietrich Bonhoeffer (1906-1945): "Von guten Mächten wunderbar geborgen"                                     

1. Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben,
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

2. Noch will das Alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
das Heil, für das Du uns beweitet hast.
3. Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.
4. Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.
5. Lass warm und still die Kerze heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.
6. Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.

7. Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Musikalisch möchte ich den Gedanken aus Joh 11, 25 aufnehmen:
Johann Bach (1604-1673): "Unser Leben ist ein Schatten", Cantus Cölln, Konrad Junghänel, 2012






Sonntag, 1. September 2013

Kommentar zu den LG vom 04.09.2013

Predigtgrundlage für diesen Gottesdienst ist ein Teil aus 2. Kor 7, 4:  "Ich bin erfüllt mit Trost; ich habe überschwängliche Freude in aller unsrer Bedrängnis" (zitiert aus den o. g. LG).
Die Leitgedanken für die Predigt haben die Überschrift: "Trost und Freude trotz Bedrängnis." Die  Kernbotschaft wird wie folgt zusammengefasst: "Trotz Bedrängnis sollen wir erfüllt sein von Trost und Freude aus Gott." Nach Angaben der KL stehe dieses Wort in einem biblischen Kontext, in dem Paulus sein Selbstverständnis als Apostel darlege und der o. g. Abschnitt diese Darlegung beende.
2. Kor 7, 4 lautet vollständig: "Ich rede mit großer Zuversicht zu euch; ich rühme viel von euch; ich bin erfüllt mit Trost; ich habe überschwengliche Freude in aller unsrer Bedrängnis" (zitiert aus der Luther-Bibel, 1984). In der Bibel in heutigem Deutsch - Die Gute Nachricht (1982) heißt es so: "Ich habe volles Vertrauen zu euch und bin sogar stolz auf euch. Trotz aller Not bin ich zuversichtlich und voll überschwenglicher Freude."
Im Kommentar zum Neuen Testament mit der Einheitübersetzung (Neue Echter Bibel, 1986) wird der Text der Predigtgrundlage mit dem beiden Versen davor zusammen betrachtet und ist mit "Bekundung der Verbundenheit" überschrieben (Kor 7, 2-4). Anschuldigungen und Verdächtigungen aus der Vergangenheit sollten ausgeräumt werden. Paulus macht "seinen Korinthern" (vergleiche dazu Berger & Nord, Das Neue Testament und seine Frühschriften, 2001, 113f) ein Freundschaftsangebot. Die Wendung "mitzusterben und mitzuleben" (2. Kor 7, 3, Luther-Bibel, 1984) ist nahezu eine Liebeserklärung. Wörtlich heißt diese Wendung: "daß ihr in unseren Herzen seid zum Mit-Sterben und Mit-Leben." Diese Formulierung entspricht einem antiken Freundschaftstopos, der sich bis heute auch bei uns gehalten hat z. B. beim Ehegelöbnis (in guten und in schlechten Tagen (...) bis an mein Lebensende). Diese Liebeserklärung richtet sich zunächst nicht an Gott, sondern an die Gläubigen der Gemeinde. Musikalisch in den Mittelpunkt des GD sollte demnach das Thema "Nächstenliebe (in Ehrfurcht vor Gott)" gerückt werden.