Dienstag, 10. September 2013

Gedanken zu einem Trauergottesdienst

Am 07.09.2013 fand ein Trauergottesdienst in der Neuapostolischen Gemeinde in Lübeck statt.
Als Predigtgrundlage wurde die Wundererzählung der Auferweckung des Lazarus ausgewählt (Joh 11, 1-12, 11). Es wurde dabei insbesondere auf Joh 11, 25 ("Jesus sagte zu ihr (Marta): Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt wird leben, auch wenn er gestorben ist;") eingegangen und die Rolle der Marta beleuchtet.

Marta kann durchaus als Bekennerin angesehen werden. Sie glaubt daran, dass Jesus alles empfangen wird, worum er bittet, sie glaubt, dass die Toten auferstehen am letzten Tag und sie glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist. An eine Auferstehung  in der Jetzt-Zeit scheint sie jedoch nicht recht glauben zu können und/oder zu wollen ("Herr, er stinkt schon...; Joh 11, 39). Hierin ist Marta uns in unserer naturwissenschaftlich-aufgeklärten Zeit sehr nah. Auch wird sie als aktive und agierende beschrieben, worin sie wesensverwandt mit der Verstorbenen gewesen sei.

In der Predigt wurde dann vor allem eine christologisch-eschatologische Perspektive eingenommen.
Der Glaube an die Auferstehung nähme dem Tod den Stachel und der Hölle den Sieg (vergl. 1 Kor 15, 55). Daraus erwachse ein Trost für die Hinterbliebenen. So wie Marta explizit gefragt wurde: "Glaubst Du das?" (Joh 11, 26), wurde in der Predigt diese Frage direkt an die Gemeinde, an jeden einzelnen Hörer gerichtet: "Glaubst Du an die Auferstehung", wie es im apostolischen Glaubensbekenntnis heißt: "Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben"?
Alle Hörenden waren plötzlich, wie Marta, in ihrem Glauben herausgefordert.

Mit der Wundererzählung über die Auferweckung des Lazarus erschließen sich im Glauben an Jesus die Grundfragen des menschlichen Lebens und Sterben, von Tod und Auferstehung, denn die Auferstehung des Lazarus und letztlich die Auferstehung Jesu kann und muss auch als gegenwärtig erfahrenes Leben interpretiert werden und auf die im Glauben gegenwärtig verheißene Gabe des ewigen Lebens bezogen werden. Somit braucht die Auferstehung nicht lediglich in einem futuristisch-eschatologischen Sinn verstanden zu werden. Sie ereignet sich jetzt. Sie ist das in Jesus gegenwärtige und jetzt geschenkte Leben. So fügt sich die Rede von dem durch Christus geschenkten Leben in das übergeordnete Metaphernnetz des Lebens ein, das in den Ich-bin-Worten besonders zu Tage tritt (vergl. hierzu: Zimmermann, R (Hg), Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, 2013, 742ff, insb. 756-759).

Musikalisch geprägt wurde der Gottesdienst durch  
  • Heinrich Arnold Stockfleth (1643 - 1708): "Wunderanfang, herrlichs Ende"

1. Wunderanfang, herrlichs Ende,
wo die wunderweisen Hände
Gottes führen ein und aus.
Wunderweislich ist sein Raten,
wunderherrlich seine Taten,
und du sprichst: Wo wills hinaus?
2. Denke doch: Es muß so gehen,
was Gott weislich heißt geschehen
ihm und dir zur Herrlichkeit.
Ob der Anfang seltsam scheinet,
ist das End doch gut gemeinet;
Friede folget nach dem Streite.

3. Gottes Weg ist in den Flüssen
und in großen Wassergüssen,
und du spürst nicht seinen Fuß.
So auch in dem Meer der Sorgen
hält Gott seinen Pfad verborgen,
daß man nach ihm suchen muß.

4. Gott muß man in allen Sachen,
weil er alles wohl kann machen,
End und Anfang geben frei.
Er wird, was er angefangen,
lassen so ein End erlangen,
daß es wunderherrlich sei.

5. Drum so laß dir nimmer grauen,
lerne deinem Gott vertrauen,
sei getrost und gutes Muts.
Er fürwahr, er wird es führen,
daß du´s wirst am Ende spüren,
wie der dir tut lauter Guts.

6. Du wirst seinen Ruhm erzählen
und nicht vor der Welt verhehlen,
was die blinde Welt nicht kennt.
Er wird dir dein Kreuz versüßen,
daß du wirst bekennen müssen:
Wunderanfang, herrlichs End.
  • der Sonatina aus dem Actus tragicus "Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit", BWV 106 (für Orgel), 
  • dem Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" (aus den "Schübler-Chorälen", BWV 645) und
  • Dietrich Bonhoeffer (1906-1945): "Von guten Mächten wunderbar geborgen"                                     

1. Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben,
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

2. Noch will das Alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
das Heil, für das Du uns beweitet hast.
3. Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.
4. Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.
5. Lass warm und still die Kerze heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.
6. Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.

7. Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Musikalisch möchte ich den Gedanken aus Joh 11, 25 aufnehmen:
Johann Bach (1604-1673): "Unser Leben ist ein Schatten", Cantus Cölln, Konrad Junghänel, 2012






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