Sonntag, 31. Dezember 2017

Neujahrstag - Das Jahr geht still zu Ende



Der Weg mit Gott (Das Jahr des Herrn)


Das Lied zum heutigen Neujahrstag „Das Jahr geht still zu Ende“ ist die Nr. 63 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 33 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie „Hilf, Herr Jesu, laß gelingen“ (EKG 61), „Jesus soll die Losung sein“ (EKG 62), „Von guten Mächten“ (EKG 65) und „Der du die Zeit in Händen hast“ (EKG 64) befinden sich nicht im NGB.
„Das Jahr geht still zu Ende“ wurde 1867 von Eleonore Reuss geschrieben. Gräfin Eleonore zu Stolberg-Wernigerode (* 20. Februar 1835 in Gedern; † 18. September 1903 in Ilsenburg) war durch Heirat Prinzessin Reuß zu Köstritz und eine deutsche Liederdichterin.

Weihnachten 1857 erhielt Eleonore die Nachricht, dass ihre Freundin, die Schriftstellerin Marie Nathusius, verstorben sei. Ihre Trauer und Fassungslosigkeit verarbeitete sie in dem 1867 erschienenen Gedicht Das Jahr geht still zu Ende. Darin verarbeitet sie Motive aus Psalm 126. Sie drückt in dem Text ihre Hoffnung auf ein ewiges Leben aus. 

Es umfasst 6 Strophen, von denen lediglich 4 Eingang in das NGB gefunden haben. Diese sind die Strophen 1-4. Sie wurden zum Teil erheblich bearbeitet.

1) Das Jahr geht still zu Ende, 
nun sei auch still, mein Herz.
In Gottes treue Hände
leg ich nun [ferner] Freud und Schmerz
und was dies Jahr umschlossen,
was Gott der Herr nur weiß,
die Tränen, die geflossen,
die Wunden brennend heiß.

2) Warum es so viel Leiden,
so kurzes Glück nur gibt?
Warum denn immer scheiden,
wo wir so sehr geliebt?
So manches Aug gebrochen
und mancher Mund nun stumm,
der erst noch hold gesprochen:
du armes Herz, warum?

3) Daß nicht vergessen werde,
was man so gern vergißt:
daß diese arme Erde
nicht unsre Heimat ist.
Es hat der Herr uns allen,
die wir auf ihn [mit Geist] getauft,
in Zions goldnen Hallen
ein Heimatrecht [das Bürgerrecht] erkauft.

4) Hier gehen wir und streuen
die Tränensaat ins Feld, [oft Saat mit Tränen aus]
dort werden wir uns freuen
im sel'gen Himmelszelt; [im ew’gen Vaterhaus]
wir sehnen uns hienieden [hilf Herr uns durch die Zeiten]
dorthin ins Vaterhaus [und mache fest das Herz]
und wissen's: die geschieden, [geh selber uns zur Seiten]
die ruhen dort schon aus. [und führ uns heimatwärts!]

5) O das ist sichres Gehen
durch diese Erdenzeit:
nur immer vorwärts sehen
mit sel'ger Freudigkeit;
wird uns durch Grabeshügel
der klare Blick verbaut,
Herr, gib der Seele Flügel,
daß sie hinüberschaut.

6) Hilf du uns durch die Zeiten
und mache fest das Herz,
geh selber uns zur Seiten
und führ uns heimatwärts.
Und ist es uns hienieden
so öde, so allein,
o laß in deinem Frieden
uns hier schon selig sein.

Die Bearbeitung wird im NGB nicht angegeben. Es handelt sich um eine Verknüpfung der Strophe 4 mit der Strophe 6. 

„Die Taufe mit Geist“ (Strophe 3) verweist auf die Sonderlehre der Neuapostolischen Kirche, wonach bei der Heiligen Wassertaufe keine Geistbeseelung stattfindet. Diese erfordert eine 2. Handlung und ist den Aposteln dieser Kirche vorbehalten. So kommt es auch innerhalb der NAK zu einer Abwertung der trinitarischen Taufe, indem sie auf der Heilsnotwendigkeit der sogenannten Versiegelung besteht („Geistestaufe“; siehe hierzu den Katechismus der Neuapostolischen Kirche (KNK)).

"8.3.6 Die formgerechte Spendung der Heiligen Versiegelung
Während bei der Heiligen Wassertaufe das Wasser und beim Heiligen Abendmahl Brot und Wein die sichtbaren Elemente sind, ist dies bei der Heiligen Versiegelung — dem neutestamentlichen Zeugnis entsprechend — der Gestus der Handauflegung durch den Apostel. Ebenso gehört das Gebet des Apostels zur formgerechten Spendung dieses Sakraments.
Das Sakrament der Heiligen Versiegelung, der Geistestaufe, wird ausschließlich von Aposteln gespendet.
EXTRAKT
In der Heiligen Versiegelung empfängt der Gläubige die Gabe des Heiligen Geistes. (8.3)
Die Herabkunft des Heiligen Geistes auf Jesus geschah nach vollzogener Taufe. Die Salbung Jesu mit Heiligem Geist ist Legitimation seiner Messianität und Hinweis auf das Sakrament der Versiegelung. (8.3.3)
Die durch Jesus verheißene Sendung des Heiligen Geistes erfüllte sich zu Pfingsten. (8.3.4)
Nach dem Zeugnis der Schrift ist die Heilige Versiegelung an das Apostelamt gebunden. (8.3.5)
Die Gabe des Heiligen Geistes wurde erst nach vollzogener Wassertaufe gespendet. (8.3.5)
Das Sakrament der Heiligen Versiegelung wird ausschließlich von Aposteln gespendet, mit dem Gestus der Handauflegung und einem Gebet. (8.3.6)"

Altjahrsabend - Nun lasst uns gehn und treten


Zeit vor Gott (Auf der Schwelle)


Das Lied zum heutigen Altjahrsabend „Nun lasst uns gehn und treten“ ist die Nr. 58 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 29 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie „Ich hebe meine Augen sehnlich auf“ und „Der Tag hat sich geneiget“ befinden sich nicht im NGB.
Demgegenüber hat das Lied „Kommt und lasst uns Christus ehren“ (EKG 39) Eingang in das Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche gefunden.

„Nun lasst uns gehn und treten“ wurde 1653 von Paul Gerhardt geschrieben. Paul Gerhardt (* 12.3.1607 in Gräfenhainichen; † 27.5.1676 in Lübben) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter. Zum Weiterlesen: Christian Brunners (2007): Paul Gerhardt. Weg-Werk-Wirkung. 4. Auflage.

Es um fasst 15 Strophen, von denen 9 Eingang in das NGB gefunden haben. Diese sind 1-3, 6-8, 11-13. Die Strophen 11-13 sind in der Reihenfolge umgekehrt worden. Veränderungen an den Texten wurden nicht vorgenommen.

Montag, 25. Dezember 2017

Christfest - Fröhlich soll mein Herze springen


Das Kind in der Krippe (Die Menschwerdung Gottes)


Das Lied zum heutigen Weihnachtsfest „Fröhlich soll mein Herze springen“ ist die Nr. 36 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 16 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie „Brich an, du schönes Morgenlicht“ (EKG 33) und „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ (EKG 24) haben Eingang in das Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche gefunden und sind unbearbeitet geblieben. „Freuet Euch ihr Christen alle“ (EKG 34) befindet sich nicht im NGB.

„Fröhlich soll mein Herze springen“ wurde 1653 von Paul Gerhardt geschrieben. Paul Gerhardt (* 12.3.1607 in Gräfenhainichen; † 27.5.1676 in Lübben) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter. Zum Weiterlesen: Christian Brunners (2007): Paul Gerhardt. Weg-Werk-Wirkung. 4. Auflage.
Es um fasst 12 Strophen, von denen lediglich 5 Eingang in das NGB gefunden haben. Diese sind 1, 2, 7, 9 und 10. Strophe 7 (NGB Strophe 3) wurde so verändert:

7) Die ihr schwebt in großem Leide, [in großem Leiden]
sehet, hier ist die Tür
zu der wahren Freude; [zu den wahren Freuden]
faßt ihn wohl, er wird euch führen
an den Ort, da hinfort
euch kein Kreuz wird rühren.

Die einzigartige Freude, die die Menschwerdung Gottes bedeutet, wird durch die Nutzung der Mehrzahl unkenntlich. Auch wird die Gegenüberstellung zwischen den vielen Menschen und dem einzigen Gott dadurch in dieser Strophe weniger deutlich.
Insgesamt sind die Bearbeitungen an den Weihnachtsliedern marginal oder unterblieben vollständig.

Samstag, 23. Dezember 2017

Der 4. Advent - Die Nacht ist vorgedrungen

Die nahende Freude (Maria)


Das Lied zum heutigen 4. Advent „Die Nacht ist vorgedrungen“ ist die Nr. 16 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 6 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).
Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie „Es kommt ein Schiff geladen“ (EKG 8), „Hoch hebt den Herrn mein Herz“ (EKG 309), „Wir sagen euch an den lieben Advent“ (EKG 17) befinden sich nicht im NGB.

„Die Nacht ist vorgedrungen“ wurde 1938 von Jochen Klepper geschrieben.

Joachim Georg Wilhelm Klepper (* 22. März 1903 in Beuthen an der Oder, Landkreis Freystadt, Provinz Schlesien; † 11. Dezember 1942 in Berlin) war ein deutscher Theologe, der als Journalist und Schriftsteller arbeitete. Er ist einer der bedeutendsten Dichter geistlicher Lieder des 20. Jahrhunderts.

1) Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.

2) Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.

3) Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.

4) Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.

5) Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.

In das NGB sind die Strophen 1, 2, 4 aufgenommen worden. Die Strophen 3 und 5 sind nicht übernommen worden.

Im NGB wurde das Lied nicht in der moderneren Fassung von Johannes Petzold (1939) übernommen, sondern mit einer traditionellen englischen Melodie von Arthur Seymour Sullivan (1842-1900) unterlegt. Dadurch wird das klare Wort-Ton-Verhältnis der Fassung aus dem EKG eingetrübt. Hier scheint es der NAK wichtig zu sein, an die katholische Tradition anzuknüpfen.

Samstag, 16. Dezember 2017

3. Advent - Gott sei Dank durch alle Welt

Johannes der Täufer, Matthias Grünewald (1512-1516).

Der Vorläufer des Herrn (Johannes der Täufer)


Das Lied zum heutigen 3. Advent „Gott sei Dank durch alle Welt“ ist die Nr. 12 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 18 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie „Nun komm, der Heiden Heiland“ (EKG 4) „Mit Ernst, o Menschenkinder“ (EKG 10) befinden sich nicht im NGB.

„Gott sei Dank durch alle Welt“ wurde 1658 von Heinrich Held geschrieben.
Heinrich Held (* 21. Juli 1620 in Guhrau, Herzogtum Glogau; † 16. August 1659 in Stettin) war ein evangelischer Kirchenlieddichter. Im gegenwärtigen Evangelischen Gesangbuch (EKG) sind das von Held verfasste Adventslied Gott sei Dank durch alle Welt (Nr. 12) und das Pfingstlied Komm, o komm, du Geist des Lebens (Nr. 134) enthalten.

1. Gott sei Dank durch alle Welt,
Der sein Wort beständig hält
Und der Sünder Trost und Rat
Zu uns hergesendet hat.

2. Was der alten Väter Schar
Höchster Wunsch und Sehnen war,
Und was sie geprophezeit,
Ist erfüllt in Herrlichkeit.

3. Zions Hilf' und Abrams Lohn,
Jakobs Heil, der Jungfrau'n Sohn,
Der wohl zweigestammte Held,
Hat sich treulich eingestellt.

4. Sei willkommen, o mein Heil!
Dir Hosianna, o mein Teil!
Richte du auch eine Bahn
Dir in meinem Herzen an.

5. Zeuch, du Ehrenkönig, ein,
Es gehöret dir allein;
Mach es, wie du gerne tust,
Rein von allem Sündenwust.

6. Und gleichwie dein' Ankunft war
Voller Sanftmut, ohn' Gefahr,
Also sei auch jederzeit
Deine Sanftmut mir bereit.

7. Tröste, tröste meinem Sinn,
Weil ich schwach und blöde bin
Und des Satans schlaue List
Sich zu hoch an mir vermisst.

8. Tritt der Schlange Kopf entzwei,
Daß ich, aller Ängste frei,
Dir im Glauben um und an
Selig bleibe zugetan.

9. Daß, wenn du, o Lebensfürst,
Prächtig [herrlich] wiederkommen wirst,
Ich dir mög' entgegengehn
Und vor Gott gerecht bestehn. [und gerecht vor dir bestehn.]


Der Text bietet eine recht freie Verdeutschung des ambrosianischen Hymnus Veni redemptor gentium. Bereits MartinLuther hatte 1524 mit „Nun komm der Heiden Heiland“ eine dicht am Originaltext orientierte Übertragung vorgenommen.

In das NGB sind die Strophen 1, 2, 4 und 9 aufgenommen worden. Die Strophen 1, 2 und 4 sind unverändert geblieben. Die Strophe 9 wurde bearbeitet.
Die Hinwendung zurück zu Gott, der in den ersten Strophen verherrlicht wird, wird dadurch nicht vorgenommen. Dadurch wird die Aussicht auf das Weltgericht entschärft und die Betonung auf den (wieder-) kommenden Heiland gelegt. Es klingt dadurch die Parabel aus Mt 25, 1-13: „Von den klugen und törichten Jungfrauen“ an (vergl. dazu: Moises Mayordomo (2007): Kluge Mädchen kommen überall hin… (Von den zehn Jungfrauen). Aus: Zimmermann (Hg.): Kompendium der Gleichnisse Jesu. 488-503).

Auch in das EKG sind lediglich die Strophen 1-4 eingegangen. 

Eine Vorauswahl bedeutet immer auch eine Einschränkung in der Gottesdienstgestaltung.

Montag, 4. Dezember 2017

2. Advent - Wie soll ich dich empfangen

Der kommende Erlöser (Gericht und Erlösung)


Das Lied "Wie soll ich dich empfangen" ist die Nr. 11 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 3 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie "O Heiland, reiß die Himmel auf" (EKG 7) und "Nun komm, der Heiden Heiland" (EKG 4) befinden sich gar nicht im NGB.

"Wie soll ich dich empfangen" wurde 1653 von Paul Gerhardt geschrieben.

Paul Gerhardt (* 12.3.1607 in Gräfenhainichen; † 27.5.1676 in Lübben) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter. Zum Weiterlesen: Christian Brunners (2007): Paul Gerhardt. Weg-Werk-Wirkung. 4. Auflage.

1. Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir,
o aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.

2. Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin,
und ich will dir in Psalmen ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen, so gut es kann und weiß.

3. Was hast du unterlassen zu meinem Trost und Freud,
als Leib und Seele saßen in ihrem größten Leid?
Als mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht,
da bist du, mein Heil, kommen und hast mich froh gemacht.

4. Ich lag in schweren Banden, du kommst und machst mich los;
ich stand in Spott [Sünd] und Schanden, du kommst und machst mich groß
und hebst mich hoch zu Ehren und schenkst mir großes Gut,
das sich nicht lässt verzehren, wie irdisch Reichtum tut.

5. Nichts, nichts hat dich getrieben zu mir vom Himmelszelt
als das geliebte Lieben, damit du alle Welt
in ihren tausend Plagen und großen Jammerlast,
die kein Mund kann aussagen, so fest umfangen hast.

6. Das schreib dir in dein Herze, du hochbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze sich häuft je mehr und mehr;
seid unverzagt, ihr habet die Hilfe vor der Tür;
der eure Herzen labet und tröstet, steht allhier.

7. Ihr dürft euch nicht bemühen noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen, die ihm an euch bewusst.

8. Auch dürft ihr nicht erschrecken vor eurer Sünden Schuld;
nein, Jesus will sie decken mit seiner Lieb und Huld.
Er kommt, er kommt den Sündern zu Trost und wahrem Heil,
schafft, dass bei Gottes Kindern verbleib ihr Erb und Teil.

9. Was fragt ihr nach dem Schreien der Feind und ihrer Tück?
Der Herr wird sie zerstreuen in einem Augenblick.
Er kommt, er kommt, ein König, dem wahrlich alle Feind
auf Erden viel zu wenig zum Widerstande seind.

10. Er kommt zum Weltgerichte: zum Fluch dem, der ihm flucht,
mit Gnad und süßem Lichte dem, der ihn liebt und sucht.
Ach komm, ach komm, o Sonne, und hol uns allzumal
zum ewgen Licht und Wonne in deinen Freudensaal.


Das Lied ist in den ersten 4 Strophen nahezu unverändert in das NGB aufgenommen worden. Lediglich das Wort "Spott" wurde durch das Wort "Sünde" ersetzt. Diese Änderung erschließt sich mir nicht. Die Strophen 5-10 haben keinen Eingang in das NGB gefunden.

"Die 2. Liedhälfte beginnt mit ernsten Tönen. Der Mensch wird sein Leben vor der Zukunft Gottes zu verantworten haben. Dennoch herrschen Ermunterung und Tröstung vor. Menschen und Gemeinde dürfen, sollen ihre von Gott her gewandelte Situation erkennen und ausleben" (Brunners, 2007, 142).

Die Eschatologie der NAK kennt einen klaren Zeit- und Ablaufplan (vergl. dazu KNK). Darin ist für die "Braut Christi" ein "Weltgerichte" nicht vorgesehen. Neuapostolische Christen glauben, dass sie zur "Braut Christi" gehören werden. Strophen, die sich mit dem "Weltgerichte" beschäftigen, bleiben darum unberücksichtigt. Auch eine zu starke Verschränkung der Weihnachtsbotschaft mit der Passionsgeschichte trübt sowohl die Weihnachtsstimmung als auch die endzeitliche Freude.

Sonntag, 3. Dezember 2017

1. Advent - Macht hoch die Tür



Der kommende Herr (Der Einzug Jesu)


Das Lied "Macht hoch die Tür" ist die Nr. 1 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 1 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie "Tochter Zion" (EKG 13) und "Nun jauchzet all, ihr Frommen (EKG 9) finden sich auch im NGB unter den Nummern 4 und 2. "Dein König kommt in niedern Hüllen (EKG 14) ist im NGB hingegen nicht enthalten.

"Macht hoch die Tür" wurde 1623/1642 Georg Weissel verfasst.

Georg Weissel (* 1590 in Domnau, Ostpreußen; † 1. August 1635 in Königsberg (Preußen)) war ein evangelischer Pfarrer und Kirchenliederdichter. Weissel studierte Theologie und Musik an der Albertus-Universität, unter anderem bei den Musikern Johann Eccard und Johann Stobäus. Nach einer Tätigkeit als Rektor in Friedland (Ostpreußen) wurde er am 3. Advent 1623 zum ersten Pfarrer an der Altroßgärter Kirche in Königsberg ordiniert (Quelle: Wikipedia. Download vom 27.11.17).

Dem Lied liegt der 24. Psalm zugrunde.

Psalm 24: Einzug in das Heiligtum
Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Denn er hat ihn über den Meeren gegründet und über den Wassern bereitet. Wer darf auf des HERRN Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte? Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lüge und nicht schwört zum Trug: der wird den Segen vom HERRN empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles. Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs. Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit. Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehre. (LUT)


Version der NAK

Version EKG
1) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit       
1) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König, aller Königreich,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt!
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich an Gnad.
mein Schöpfer reich von Rat.

2) Er ist gerecht, ein Helfer wert,
2) Er ist gerecht, ein Helfer wert;
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein’ Königskron ist Heiligkeit,
sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all unsre Not zum End er bringt,
all unsre Not zum End er bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt!
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland groß an Tat.
mein Heiland groß von Tat.

3) O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
3) O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
die diesen König bei sich hat!
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein!
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
Gelobet sei mein Gott,
mein Trost in Not und Tod.
mein Tröster früh und spat.


4) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,

eu'r Herz zum Tempel zubereit'.

Die Zweiglein der Gottseligkeit

steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;

so kommt der König auch zu euch,

ja, Heil und Leben mit zugleich.

Gelobet sei mein Gott,

voll Rat, voll Tat, voll Gnad.

5) Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
5) Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
die Herzenstür dir offen ist.
meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach, zieh mit deiner Gnade ein,
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
dein’ Freundlichkeit auch mir erschein,
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
dein Heil’ger Geist mich führ und leit
Dein Heilger Geist uns führ und leit
den Weg zur ew’gen Seligkeit.
den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr,
Dem Namen dein, o Herr,
sei ewig Preis und Ehr!
sei ewig Preis und Ehr.


Die NAK übernimmt nur vier der fünf Strophen in ihr Gesangbuch.
In der dritten Strophe kommt es im letzten Vers zu einer Überbetonung des Leidens und zur Erwähnung von Tod und Sterben. Dies scheint der Überbetonung des eschatologischen Aspektes in den Lehren der NAK geschuldet. Es wird der Aspekt des Trostes und die gnädige Zuwendung Gottes zu den Menschen in den Hintergrund gestellt.
Statt die Gemeinde anzusprechen wird in der 4. resp. 5. Strophe des Liedes in der NAK-Version der Einzelne, das Individuum angesprochen. Nicht die Gemeinde wartet auf den Herrn, sondern der Einzelne. In der letzten Strophe kommt es im Original zu einem Perspektivwechsel vom Individuum hin zur Gemeinde. Dieser Wechsel fehlt in der Lied-Variation im Gesangbuch der NAK. Selig wird der Einzelne und die Gemeinde. Zum Einzelnen in der Gemeinde kommt der Herr. Er zieht in die Herzen und in die Gemeinde ein. Advent wird gemeinsam begangen.