Sonntag, 26. November 2017

In eigener Sache




Liebe Leserinnen und Leser,


seit dem 16. April 2012 betreibe ich diesen Blog. Ich poste wöchentlich und kommentiere dabei die Handreichungen für die neuapostolischen Laienprediger, wie sie von der Neuapostolischen Kirche International vorgegeben werden. Sie werden "Leitgedanken" genannt. Sie sollen dazu dienen, dass die Lehre der Neuapostolischen Kirche möglichst einheitlich verbreitet wird.

Insgesamt wurde die Seite bisher 53967 mal aufgerufen und im vergangenen Kirchenjahr 4990 mal. Im letzten Monat verzeichnete ich 983 Aufrufe (Stand: 26.11.16).
In dem vergangenen Kirchenjahr sind 56 Post entstanden. Die Zugriffe zu den einzelnen Post liegen zwischen 38-171. Allwöchentlich wurden die Posts im Durchschnitt von ca. 90 Menschen gelesen.

Die Veröffentlichung fand in der Regel 1-7 Tage vor dem jeweiligen Gottesdienst statt, als persönliche "Handreichung" sozusagen, da die "Leitgedanken" theologisch doch oft recht "dünn" sind mit einem starken Bezug zu den neuapostolischen Sonderlehren (Propria) die, im vergangenen Jahr noch stärker an Bedeutung gewonnen haben. Somit grenzt sich die Neuapostolische Kirche derzeit wieder deutlicher von den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland ab. Andererseits orientierten sich die Leitgedanken thematisch sehr am evangelischen Kirchenjahr, ohne dies für die Leser und die Gläubigen in jedem Fall transparent zu machen.

Besonders erschreckend war, dass sich die Leitgedanken mit keinem Wort auf die Lutherdekade, auf das Lutherjahr oder das Lutherjubiläum bezogen haben. Eine Würdigung fand dort zumindest nicht statt. Auch bezieht sich die Neuapostolische Kirche im deutschsprachigen Raum nach wie vor auf die Luther-Bibel von 1984 (andere deutschsprachige Bibelübertragungen haben in der NAK traditionell keine Bedeutung) und vollzieht die Neuübertragung von 2017 nicht mit. Hier wurden große Chancen verpasst.

So fand im vergangenen Jahr gleichzeitig eine Annäherung und Distanzierung von der EKD statt. Dies ist dem ökumenischen Dialog nicht förderlich und stellt innerkirchlich einen starken Konflikt dar.

Mein Streit mit der Kirchenleitung 2016/2017 führte schließlich im Februar 2017 zu meinem Austritt aus der Neuapostolischen Kirche.

Im neuen Kirchenjahr werde ich meinen Blog weiterführen. Ich werde mich dabei nicht mehr auf die Predigtgrundlage für die Gottesdienste der Neuapostolischen Kirche („Leitgedanken“) beziehen.

Stattdessen werde ich allwöchentlich die Lieder aus dem Neuapostolischen Gesangbuch bezüglich der Texte analysieren, die in der Regel mit dem Parodieverfahren auf die Propria hin verändert wurden. Als Quellen dienen mir dabei: "Lied trifft Text" - Eine Arbeitshilfe zur Gottesdienstgestaltung mit dem Evangelischen Gesangbuch - von Dörte Maria Packeiser u. a. herausgegeben und im Gesangbuchverlag Stuttgart im Jahre 2000 erschienen, das Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche von 2004 und das Evangelische Gesangbuch der nordelbischen Kirche von 2001.

Die Veröffentlichungen finden weiterhin 1-7 Tage vor den jeweiligen Sonntagen statt.

Bei allen Leserinnen und Lesern bedanke ich mich für das Interesse und wünsche Ihnen / Euch weiterhin anregende Gedanken. 


Matthias Schröter

Samstag, 25. November 2017

Letzter Sonntag des Kirchenjahres - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 26.11.2017


Die ewige Stadt

Wochenspruch: Lk 12, 35:
„Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen!“ (LUT)
„Eure Hüften sollen gegürtet sein und eure Lampen brennen! “ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 126
Der Herr erlöst seine Gefangenen
Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Völkern: Der HERR hat Großes an ihnen getan! Der HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich. HERR, bringe zurück unsre Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland. Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen guten Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. (LUT)

Im Mittelpunkt der Verkündigung am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres steht die Parabel aus Mt 25, 1-13: „Von den klugen und törichten Jungfrauen.“ Zur ausführlichen Interpretation verweise ich auf Moises Mayordomo (2007): Kluge Mädchen kommen überall hin… (Von den zehn Jungfrauen. Aus: Zimmermann (Hg.): Kompendium der Gleichnisse Jesu. 488-503).

Die Predigtgrundlage der NAK vom 26.11.2017 ist aus „Römer 5,1.2: Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus; durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herr­lichkeit, die Gott geben wird“ (LUT1984).

Dieser Vers steht in dieser Wortumgebung:
Friede mit Gott
Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Um wie viel mehr werden wir nun durch ihn gerettet werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind. Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben. (LUT)

Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird so begründet: „Der letzte Sonntagsgottesdienst im Kirchenjahr hat die zukünftige Herrlichkeit zum Thema. Neuapostolische Christen erfüllt die Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu Christi. Erwartungsfroh bereiten sie sich täglich auf dieses Ereignis und ihre Zukunft vor. Das künftige Reich Gottes beginnt mit der Hochzeit des Lammes, wird im Friedensreich gegenwärtig und in der neuen Schöpfung vollendet sein und ewigen Bestand haben“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 11/17, 3). Weiter heißt es: „Apostel Paulus charakterisiert die Existenz der Christen als ewiges Leben im Frieden mit Gott, das allein aus dem Glauben an Jesus als dem Gekreuzigten, Auferstandenen und Wiederkommenden gewirkt wird“ (vergleiche dazu ebenda, 19).

Kommentar: Es klingt so, als sei die evangelische und die neuapostolische Seteriologie ( = Lehre vom Heil) deckungsgleich. Sie lässt sich pragmatisch knapp mit den 4 "Allein-Worten" zusammenfassen:

• allein Gott/Christus (soli deo/solus Christus)
• allein durch die Schrift (sola scriptura)
• allein durch den Glauben (sola fide)
• allein durch die Gnade (sola gratia).

Berücksicht man jedoch aktuelle Predigtasussagen des neuapostolischen Apostels Schneider und stellt sie den Inhalten der Leitgedanken gegenüber, ergibt sich ein anderes und auch verwirrenderes Bild:
„‚Jesus ist mitten unter uns!‘ Er ist nicht ‚im Himmel‘, er ist wirklich gegenwärtig unter uns. Jesus wirkt in seiner Kirche. Hier hören wir sein Wort, hier haben wir Gemeinschaft mit ihm. Jesus wirkt und bereitet mich auf seine Wiederkunft vor. Deswegen komme ich zur Kirche, um sein Wort zu hören und ganz nahe bei ihm zu sein. Wo das göttliche Leben in uns pulsiert, haben wir das Bedürfnis, in den Gottesdienst zu kommen, um sein Wort zu hören und Gemeinschaft mit ihm zu haben. Schließlich, wenn die Gemeinde Abendmahl feiert, bekennt sie auch ihren Glauben an das Apostolat, weil der Herr den Aposteln gesagt hat: ‚So oft ihr das tut, tut es zu meinem Gedächtnis.‘ Den lebenden Aposteln gab er die Verantwortung, den Auftrag, Heiliges Abendmahl zu feiern. Nur wo lebende Apostel wirken, ist Leib und Blut Jesu wirklich präsent. Das ist unser Glaube. Wenn wir Heiliges Abendmahl feiern, sagt die Kirche den Menschen und dem Geist von unten: ‚Ich glaube, dass die Apostel vom Herrn Jesus gesandt sind.‘ Deshalb folge ich ihnen nach. (...) Und wo das Amt wirkt, da ist Jesus wirklich präsent in der Gemeinde“ (Aus einer Predigt des neuapostolischen Apostels Schneider vom 12.1.16 in Yamoussoukro/Elfenbeinküste).

Diese Doppelzüngigkeit ist im ökumenischen Dialog wenig förderlich.

Sonntag, 12. November 2017

Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 19.11.2017


Weltgericht


Wochenspruch: 2. Kor 5, 10a:
„Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“ (LUT)
„Wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 50
Der rechte Gottesdienst
Gott, der HERR, der Mächtige, redet und ruft der Welt zu vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes. Unser Gott kommt und schweiget nicht. Fressendes Feuer geht vor ihm her und um ihn her ein gewaltiges Wetter. Er ruft Himmel und Erde zu, dass er sein Volk richten wolle: »Versammelt mir meine Heiligen, die den Bund mit mir schlossen beim Opfer.« Und die Himmel werden seine Gerechtigkeit verkünden; denn Gott selbst ist Richter. »Höre, mein Volk, lass mich reden; / Israel, ich will wider dich zeugen: Ich, Gott, bin dein Gott. Nicht deiner Opfer wegen klage ich dich an – sind doch deine Brandopfer immer vor mir. Ich will von deinem Hause Stiere nicht nehmen noch Böcke aus deinen Ställen. Denn alles Wild im Walde ist mein und die Tiere auf den Bergen zu Tausenden. Ich kenne alle Vögel auf den Bergen; und was sich regt auf dem Felde, ist mein. Wenn mich hungerte, wollte ich dir nicht davon sagen; denn der Erdkreis ist mein und alles, was darauf ist. Meinst du, dass ich Fleisch von Stieren essen wolle oder Blut von Böcken trinken? Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde, und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.« Aber zum Frevler spricht Gott: / »Was redest du von meinen Geboten und nimmst meinen Bund in deinen Mund, da du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich? Wenn du einen Dieb siehst, so läufst du mit ihm und hast Gemeinschaft mit den Ehebrechern. Deinen Mund lässest du Böses reden, und deine Zunge treibt Falschheit. Du sitzest und redest wider deinen Bruder; deiner Mutter Sohn verleumdest du. Das tust du und ich schweige; da meinst du, ich sei so wie du. Aber ich will dich zurechtweisen und es dir vor Augen stellen. Begreift es doch, die ihr Gott vergesset, dass ich nicht hinraffe, und kein Retter ist da! Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes.« (LUT)

Im Mittelpunkt der Verkündigung am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres steht die Mt 25, 31-46:

Vom Weltgericht
Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 19.11.2017 ist aus „2. Korinther 1, 7: Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.“ (LUT1984). Dieser Vers steht in dieser Wortumgebung:

Lob Gottes für Trost in Bedrängnis
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Werden wir aber bedrängt, so geschieht es euch zu Trost und Heil; werden wir getröstet, so geschieht es euch zum Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil. Denn wir wollen euch, Brüder und Schwestern, nicht verschweigen die Bedrängnis, die uns in der Provinz Asia widerfahren ist, da wir über die Maßen beschwert waren und über unsere Kraft, sodass wir auch am Leben verzagten; und wir dachten bei uns selbst, zum Tode verurteilt zu sein. Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird. Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erretten. Dazu helft auch ihr durch eure Fürbitte für uns, damit von vielen auf vielfältige Weise um unsertwillen Dank dargebracht werde für die Gabe, die uns gegeben ist. (LUT)
Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird so begründet: „Im dritten Sonntagsgottesdienst [im November] wird die Hoffnung des Glaubenden angesprochen, der sich in Not befindet. Den größten Trost empfangen wir in Jesu Auferstehung vom Tod und in der Verheißung seines Wiederkommens. Mit dem Gekreuzigten leiden wir, wenn wir trotz allen Schmerzes treu bleiben, auch wenn wir das Handeln Gottes dabei nicht verstehen. Paulus versteht die Gemeinde als einen Leib, dessen einzelne Glieder in Freude und Leid miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beistehen“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 11/17, 3). In den Ausführungen zu der Predigtgrundlage wird ein enger inhaltlicher Bezug zu dem Evangelium des Kirchensonntag hergestellt (vergleiche dazu ebenda, 14f).

Kommentar: "Für Matthäus ist die Praxis der Gerechtigkeit die Weise der Lebensgestaltung des Frommen (siehe oben). Paulus verbindet die Diakonie stärker mit der Gottesbeziehung selbst. Der Mensch wird von Gott gerecht gemacht und wird durch diese Tat ein angemessenes Gegenüber. Gerechtigkeit ist so keine isolierte Eigenschaft, sondern eine in der Beziehung zu Gott realisierte wechselseitige Anerkennung. (...) Der Glaube Christi, im Sinne von Treue und Loyalität, und der Glaube des Menschen an Christus, im Sinne von vertrauender Hoffnung, schaffen die Gemeinschaft Gottes mit den Menschen in Gerechtigkeit (2. Kor 5, 21). Die ethischen Anteile, die sonst mit dem Begriff der Diakonie verbunden sind, treten bei Paulus zurück. Die Praxis der Gerechtigkeit kommt über die Gemeinde als Gemeinschaft der gerechtfertigten Sünder wieder ins Spiel und wird als Tun der Tora verstanden" (Klaus Bieberstein & Lukas Bormann, 2009, 202. In: Crüsemann (Hg.): Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel. Stichwort: Gerechtigkeit/Recht, 197-203).

Sonntag, 5. November 2017

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 12.11.2017


Mitten unter uns (Der Friede Christi)


Wochenspruch: 2. Kor 6, 2b:
„Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ (LUT)
„Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung!“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 90
Zuflucht in unserer Vergänglichkeit
Herr, du bist unsre Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind vor dir / wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, / sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst, das am Morgen blüht und sprosst und des Abends welkt und verdorrt. Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen, und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahinmüssen. Denn unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht. Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn, wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz. Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon. Wer glaubt's aber, dass du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm? Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. HERR, kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig! Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang. Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden. Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern. Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich / und fördere das Werk unsrer Hände bei uns. Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern! (LUT)

Im Mittelpunkt der Verkündigung am drittletzten Sonntag des Kirchenjahres steht die Wiederkunft Christi (Lk 17, 20-24):

Vom Kommen des Gottesreiches
Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Vom Tag des Menschensohns
Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 12.11.2017 ist aus „Offenbarung 22,13: Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ (LUT1984).
Dieser Vers ist dem letzten Abschnitt der Bibel entnommen:

Der Herr kommt
Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiss und wahrhaftig; und der Herr, der Gott der Geister der Propheten, hat seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muss. Siehe, ich komme bald. Selig ist, der die Worte der Weissagung in diesem Buch bewahrt. Und ich, Johannes, bin es, der dies gehört und gesehen hat. Und als ich's gehört und gesehen hatte, fiel ich nieder, um anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir dies zeigte. Und er spricht zu mir: Tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der Mitknecht deiner Brüder, der Propheten, und derer, die bewahren die Worte dieses Buches. Bete Gott an! Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; denn die Zeit ist nahe! Wer Böses tut, der tue weiterhin Böses, und wer unrein ist, der sei weiterhin unrein; aber wer gerecht ist, der übe weiterhin Gerechtigkeit, und wer heilig ist, der sei weiterhin heilig. Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, einem jeden zu geben, wie sein Werk ist. Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig sind, die ihre Kleider waschen, dass sie Zugang haben zum Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt. Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun. Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der helle Morgenstern. Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst. Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn ihnen jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht. Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. – Amen, komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen! (LUT)

Die Auswahl des Predigttextes in den Gottesdiensten der NAK für den heutigen Sonntag wird jedoch so begründet: „Der zweite Sonntagsgottesdienst hat eine Selbstoffenbarung Christi zum Thema: Er beschreibt sich als das A und das O, als Anfang und Ende aller Dinge. Jesus Christus ist Schöpfer und Vollender unseres Heils. Er möge in unseren Herzen den ‚ersten Platz‘ haben, ihm gehört auch das letzte Wort“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 11/17, 3). Jesus Christus wird als „Quelle und Ziel“ des (neuapostolischen) Glaubens bezeichnet (ebd., 11). Ein Bezug zum (evangelischen) Kirchenjahr wird nicht hergestellt.

Kommentar:
Jeder Christ kann und wird die Aussage "Jesus Christus ist die Quelle und das Ziel des Glaubens" unterschreiben und mit "Amen!" und "Halleluja!" bekräftigen.
Doch was ist damit innerhalb der NAK gemeint?
Mitunter geht in dieser Kirche der Bezug zum Evangelium verloren oder wird zumindest stark in den Hintergrund gedrängt wird. Selbst der neuapostolische Apostel Schneider konstatierte in den Leitgedanken 2/15, der Predigtanleitung für die neuapostolischen Laienprediger, ein mangelndes Bibelwissen der Gläubigen und der Amtsträger. 
Nach innen pflegt die Kirche nach wie vor ihren Exklusivitätsanspruch: „Apostelamt und Kirche gehören zusammen. Es macht Kirche erst zur Kirche im Sinne Christi“
(http://neuapostolisch.de/db/199/Apostelamt-und-Kirche-gehoeren-zusammen.-Es-macht-Kirche-erst-zur-Kirche-im-Sinne-Christi).
Derzeit fordert die Kirchenleitung der Neuapostolische Kirche offensiv, neben dem Bekenntnis zum Apostolischen Glaubensbekenntnis ("Jesus Christus ist die Quelle und das Ziel des Glaubens") das Bekenntnis zu ihren Sonderlehren (Propria) ein. Es entsteht nach innen der Eindruck, als sollten diese derzeit geschärft wieder in den Vordergrund gerückt werden (Siehe dazu "Vorwurf Illoyalität" in glaubenskultur.de und die Posts in diesem Blog "In eigener Sache I und II.“)
In diesem Fall wird deutlich, dass die Neuapostolische Kirche derzeit eine starke Verknüpfung vornimmt zwischen dem theologischen Begriff der Nachfolge (Christi) und dem Gehorsam gegenüber dem neuapostolischen Apostelamt. M. E. kommt es nicht nur zu einer Verknüpfung, sondern sogar zu einer Verwechselung respektive zu einer Neuinterpretation und exklusiven Besetzung dieses Begriffes: lediglich ein unbedingter Gehorsam gegenüber der Amtskirche („Loyalität“) wird als „Nachfolge“ angesehen und auch zugelassen. Jesus und Apostelamt fließen fast völlig ineinander. Dies deutete sich bereits bei Amtsantritt des neuapostolischen Apostels Schneider als Kirchenpräsident der Neuapostolische Kirche an: „Wir haben Jesus in den Aposteln gefunden!“ (Funkschmidt, Kai (2013): Neuapostolische Kirche: Stamapostelwechsel in der Neuapostolische Kirche angekündigt. In: Materialdienst der EZW, 3/13, 103f.)
Im neuapostolischen Sinne heißt dann die oben gemachte Aussage eigentlich:
Die (neuapostolischen) Apostel sind Quelle und Ziel des Glaubens.
Dies ist eine gegenläufige Strömung zu den aktuellen ökumenischen Bemühungen der NAK.