Samstag, 31. Mai 2014

Pfingsten - Kommentar zu den LG vom 08.06.2014

Einleitung: "Den Pfingstgottesdienst selbst stellt der Stammapostel in konsequenter Fortführung des Jahresmottos 'Mit Liebe ans Werk' ganz ins Zeichen des Wesens Gottes: Wir haben die Gabe der Liebe empfangen – und wollen sie nutzen."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Pfingsten 2014.“

An diesem Sonntag findet eine Bibellesung statt. Sie findet sich in Apg 2, 1-13.

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist jedoch Rö 5, 5: "Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“
Die Kernbotschaft lautet: "Wir haben die Gabe der Liebe empfangen. Nutzen wir sie!“ 

Diese Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Durch die Heilige Versiegelung nimmt Gottes Geist dauerhaft Wohnung in uns. Die ständige Gegenwart des Geistes wirkt sich spürbar auf unser Verhalten aus. Wenn wir ihm den nötigen Raum schenken, entwickelt er in uns göttliche Tugenden, von denen die erste die Liebe ist (KNK 8.3.9).“ 

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: 
  • Unsere Hoffnung beruht auf unserem Vertrauen in die Liebe Gottes. 
  • Durch die Gabe des Geistes haben wir die Gabe empfangen, zu lieben. 
  • Sich auf das Wiederkommen Jesu vorzubereiten bedeutet, diese Gabe anzuwenden“ (alle Zitate aus den o. g. LG). 
In diesem Jahr findet zudem an Pfingsten erstmals ein internationaler Kirchentag der Neuapostolischen Kirche (IKT) in München statt.

Kommentar: Zum Pfingstgeschehen möchte ich an dieser Stelle ausführlicher aus einem Artikel von Michael Welker mit dem Titel "Heiliger Geist“ zitieren:
„Klare Kriterien für die Unterscheidung der Geister und der Erkenntnis des Geistes Gottes geben die Jesaja-Texte, die vom 'Ruhen des Geistes' auf dem vom Gott Erwählten sprechen und die das NT auf Jesus Christus bezieht (Jes 11; 42; 61; z. B. Mt 12, 15-21). Der von Gott Erwählte, auf der der Geist Gottes ruht, bringt Gerechtigkeit, Erbarmen mit den Armen, Leidenden, Schwachen und Verfolgten und wahre Gotteserkenntnis und -verehrung – und zwar für Israel und für die Völker.
Mit der Verbindung von Gerechtigkeit, Schutz der Schwachen und wahrem Gottesdienst wird auf das Gesetz des AT angespielt. Vom sogen. Bundesbuch an (Ex 20, 22-23, 33) bis hin zum Rückblick auf 'das Wichtigste am Gesetz: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Glaube' (Mt 23, 23) wird durch das Gesetz und die Verbindung mit ihm der Zusammenhang von Recht, Erbarmen und dem Gott gemäßen Kult hervorgehoben. Derjenige, auf dem Gottes Geist ruht, bringt die 'Erfüllung des Gesetzes', und er bringt damit Befreiung und Frieden für Israel und den ganzen Erdkreis. 

Eine für die Erkenntnis des Heiligen Geistes und seines Wirkens entscheidende Wende erfolgt in den neutestamentlichen Überlieferungen, die besagen: Jesus Christus, der, auf dem Gottes Geist ruht, ist auch der, der den Heiligen Geist 'ausgießt', der 'mit den Heiligen Geist tauft' (Mt 3, 11). Er gibt damit den Menschen Anteil am Geist und sie werden von ihm überkommen. (…) Auch die Rede von der 'Ausgießung des Geistes' findet sich schon im AT (Joel 3, 1ff). Die Pfingstgeschichte Apg 2, 17ff schließt ausdrücklich an Joel an. (…) Das Wunder der Geistausgießung liegt in einem unwahrscheinlichen gemeinsamen Verstehen inmitten sprachlicher, kultureller und sozialer Verschiedenheit. (…)
Der Geist Gottes wirkt also nicht nur durch ein Volk, nicht nur durch eine Kultur oder nur durch die Männer und Frauen oder nur durch die Alten oder nur durch die Herrschenden oder nur durch die Unterdrückten. Der Geist bricht immer wieder einseitige Herrschaftsverhältnisse auf, er führt zu lebendigen Formen von Gemeinschaft und wirkt Freiheit und Frieden unter den Menschen (Welker, 2007. In: Hübener&Orth, Wörter des Lebens. Stichwort: „Heiliger Geist“, 107ff). Zum Sichtwort „Wunder“ verweise ich auf Jürgen Wehnert, 2007. In: Hübener&Orth, 2007, Wörter des Lebens. Stichwort: „Wunder“, 256ff und auf Zimmermann, 2013.


Am 08. und 09 06.2014 feiern wir in diesem Jahr das Pfingstfest – „Der Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes. Es hat seinen Ursprung im jüdischen Festkalender, wo es zunächst das Fest der Darbringung der Erstlingsfrüchte (2. Mose 23, 16) war. Es wird später als 'Wochenfest' bezeichnet (Ex 34, 22) und (wohl erst in nachtestamentlicher Zeit) 50 Tage (= Pentekoste = Pfingsten) nach dem Passah-Fest angeordnet (Apg 2, 1). (…) Die Kirche feierte das Fest schon früh als Fest der Ausgießung des Geistes. (…) An diesem Tag wird zeichenhaft der Wille Gottes zur Versöhnung der Menschheit mit ihm dadurch deutlich gemacht, dass die Sprachverwirrung, die in Babel aufgrund des Turmbaus erfolgte, nun durch die eine Sprache des Geistes überwunden ist. (…) In manchen Gemeinden ist noch heute die gute Praxis üblich, im Hauptgottesdienst das Te Deum zu singen (s. u.). (…) 
Am Pfingstsonntag feiern wir die 'Geburt der Kirche'. An diesem 50. Tag nach Ostern hat Gott seinen Geist auf die Gemeinde ausgegossen und seitdem nicht mehr von ihr genommen. So denken wir nach über das, was in der Bibel vom Geist Gottes gesagt wird, und erkennen, wie der Geist Gottes auch heute unter uns wirkt" (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 65f). 

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 118, 24-29: 
„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und uns an ihm freuen. Ach, Herr, bring doch Hilfe! Ach, Herr, gib doch Gelingen! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Wir segnen euch vom Haus des Herrn her. Gott, der Herr, erleuchte uns. Mit Zweigen in den Händen schließt euch zusammen zum Reigen bis zu den Hörnern des Altars. Du bist mein Gott, dir will ich danken; mein Gott, dich will ich rühmen. Dankt dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig“ (EU). 

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 14, 23-27: 
„Wer mich nicht liebt, hält an meinen Worten nicht fest. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht“ (EU). 

Kommentar: Dieser Abschnitt ist der 1. Abschiedsrede Jesu entnommen. Nach Wengst setzt Jesus Wort und Gebot gleich, da auch die Worte Jesu, wie eben auch die Gebote, „gehalten“ werden sollen. „Die Rede vom Geist als Beistand ist Ausdruck des Vertrauens darauf, dass Jesus sich im Zeugnis seiner Schülerschaft schon selbst zu Gehör und Erinnerung bringen wird“ (Wengst, Das Johannesevangelium II, 2001, 132; siehe dazu auch „Kommentar zu den LG vom 01.06.2014“).
Unter Frieden versteht Christus, Calvin zufolge, „glückliches Ergehen, wie die Menschen es sich zu wünschen pflegen, wenn sie sich treffen oder auseinandergehen. Denn das bedeutet Frieden im Hebräischen“ (zitiert aus: ebd., 133). „Frieden der Welt“ spielt auf die „Pax Romana“ an. Frieden wurde im Römischen Reich auch mittels militärische Gewalt erreicht, diente der Machterhaltung und schreckte auch vor der Tötung Unschuldiger nicht zurück. Der Frieden, von dem Jesus spricht, entsteht demgegenüber aus der Erfahrung der Solidarität und der Gewaltlosigkeit (vergl. dazu die sogen. „Bergpredigt“ in Mt 5-7).





Georg Friedrich Händel (1685-1759): Dettinger Te Deum;  HWV 283 (Live)

Veröffentlicht am 27.03.2012

1. We praise Thee, O God
2. All the earth does worship
3. To Thee all angels cry aloud
4. To Thee Cherubin and Seraphim
5. The glorious company of th'apostles
6. Thine honourable, true, and only Son
7. Thou art the King of glory
8. When Thou tookest upon Thee
9. When Thou hadst overcome the sharpness of death
10. Thou didst open the kingdom of heaven
11. Thou sittest at the right hand of God
12. (Adagio)
13. We therefore pray Thee
14. Make them to be number'd
15. Day by day we magnify Thee
16. And we worship Thy name
17. Vouchsafe, O Lord
18. O Lord, in Thee have I trusted


Soloists: Matthew White, Frédéric Antoun & Joshua Hopkins
Orchestra & Chorus: San Francisco Symphony & San Francisco Symphony Chorus
Conductor: Bernard Labadie

History: On 27 June 1743, the British army and its allies, under the command of King George II and Lord Stair, won a victory at the Battle of Dettingen, over the French army, commanded by the Maréchal de Noailles and the Duc de Grammont. On the King's return a day of public thanksgiving was appointed, and Handel, at that time "Composer of the Musick to the Chapel Royal," was commissioned to write a Te Deum and an anthem ("The King Shall Rejoice") for the occasion. The work was composed between 17 and 29 July 1743 and was first performed on 27 November 1743 in the Chapel Royal of St. James's Palace, London in the presence of George II.

Dienstag, 27. Mai 2014

Exaudi - Kommentar zu den LG vom 01.06.2014

Einleitung: "Im Monat Juni steht die Vor- wie auch die Nachbereitung des Pfingstfestes im Mittelpunkt des gottesdienstlichen Geschehens. Mit der Botschaft: 'Der Herr erwartet Wachstum zu ihm hin', können wir uns am Sonntag vor diesem Geschehen nochmals vorbereiten und einstimmen. Gleichzeitig beschließt dieser Gottesdienst die Themenreihe 'Nachfolge Christi'."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Wachstum.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Eph, 4, 15: "Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.“

Die Kernbotschaft lautet: "Der Herr erwartet Wachstum zu ihm hin.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Mit Kapitel 4 des Eph wird der ermahnende Teil des Briefes eröffnet. Die Einheit der Kirche wird durch die unterschiedlichen Amtsgaben Apostel, Prophet, Lehrer usw. garantiert (Eph 4, 11-12). Für das Wachstum der Kirche steht das oft gebrauchte Bild des Leibes, wobei Christus das Haupt ist. Durch die Ausrichtung auf Christus hin wächst und erbaut sich der Leib der Kirche (Eph 4, 12–16). Die Worte, die Luther mit 'erbauen' und 'Erbauung' übersetzt, sind gleichbedeutend mit 'wachsen' und 'Wachstum'."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Wir wollen wahrhaftig sein in der Liebe. Dies gibt Segen in der Gemeinde, Wachstum im Wesen Christi und bringt uns dem Glaubensziel näher. Wachstum auf Christus hin kommt aus dem Heiligen Geist. Jeder kann wachsen. Mögliche 'Wachstumsfelder' sind: 
  • uns mehr um andere kümmern 
  • uns mehr um Versöhnung bemühen 
  • unsere Gaben einsetzen 
  • uns um vermehrte Erkenntnis bemühen 
  • unser Gebetsleben vertiefen 
  • Zeugnis geben“ (alle Zitate aus den o. g. LG). 

Kommentar: "Was die Gemeinde zusammenhält und wachsen lässt“ so ist diese Abschnitt (Eph 4, 7-16) in der NGÜ überschrieben. Eingeleitet wird der Abschnitt mit: „Jedem Einzelnen von uns hat Christus einen Anteil an den Gaben gegeben, die er in seiner Gnade schenkt; jedem hat er seine Gnade in einem bestimmten Maß zugeteilt“ (V 7). Es wird die Gemeinde im weiteren mit dem menschlichen Körper verglichen, bei dem auch nur alle Körperteile gemeinsam sinnvoll und zielgerichtet zusammenarbeiten können und zwar jedes Organ seiner Funktion gemäß. Es klingt zudem das Gleichnis vom anvertrauten Geld (Lk 19, 11-27) resp. Zentner (Mt, 25, 14-30) an. Für die Auslegung dieser Gleichnisse verweise ich an dieser Stelle auf Zimmermann, 2007.
Im Zentrum dieses Abschnitts steht jedoch der Begriff der „Gnade“. Gnade meint als theologischer Begriff die Hinwendung Gottes zum Menschen, der uns so annimmt, wie wir sind. Gnade beinhaltet alle Aspekte, die unser Leben ausmachen wie Liebe, Freundschaft, Vergebung etc. Sich darauf einzulassen bedeutet Glaube. Im NT sind zwei mögliche Ausgänge am Ender der Zeiten skizziert: zum einen die Möglichkeit des „doppelten Ausgangs der Geschichte“ (102) und zum anderen, dass sich am Zeitenende Liebe und Hass nicht mehr einander gegenüber stehen, sondern Gott alles in allem sein und nur die Liebe bleiben wird. Mit dem Autor hoffe auch ich auf die „letztendliche Überwindung des Hasses und glaube an die unbegreifbare Möglichkeit der Gnade Gottes, alle und alles heimzuholen in die schöpferische Liebe zum Leben“ (102; Gottfried Orth: Gnade. In: Hübener & Orth, 2007, 98ff). 


Am 01.06.2014 "feiern wir den Sonntag Exaudi - Die wartende Gemeinde. Der Name des Sonntags leitet sich vom dem Beginn der lateinischen Antiphon ab: Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te; miserere mei, et exaudi me (Ps, 27, 7; dt.: Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe! Sei mir gnädig und erhöre mich!)! Wir hören die Verheißung des Geistes und beten, dass dieser Geist unter uns sei und wirke. (…) Aufgrund der Verheißung glauben wir, dass der Geist uns erfüllt und unsere Trägheit von uns nimmt“ (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 64f).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 27: 
„Geborgen bei Gott
Der Herr ist mein Licht, er befreit mich und hilft mir; darum habe ich keine Angst. Bei ihm bin ich sicher wie in einer Burg; darum zittere ich vor niemand. Wenn meine Feinde mich bedrängen, wenn sie mir voller Hass ans Leben wollen, dann stürzen sie und richten sich zugrunde. Mag ein ganzes Heer mich umzingeln, ich habe keine Angst. Auch wenn es zum Kampf kommt: Ich vertraue auf ihn. Nur eine Bitte habe ich an den Herrn, das ist mein Herzenswunsch: Mein ganzes Leben lang möchte ich in seinem Haus bleiben, um dort seine Freundlichkeit zu schauen und seinen Tempel zu bewundern. Wenn schlimme Tage kommen, nimmt der Herr mich bei sich auf, er gibt mir Schutz unter seinem Dach und stellt mich auf sicheren Felsengrund. Dann triumphiere ich über die Feinde, die mich von allen Seiten umringen. Im Tempel bringe ich ihm meine Opfer, mit lautem Jubel danke ich dem Herrn, mit Singen und Spielen preise ich ihn. Herr, höre mich, wenn ich dich rufe; hab doch Erbarmen und antworte mir! Ich erinnere mich an deine Weisung; du hast gesagt: »Kommt zu mir!« Darum suche ich deine Nähe, Herr. Verbirg dich nicht vor mir! Jag mich nicht im Zorn von dir weg! Du hast mir doch immer geholfen; lass mich jetzt nicht im Stich! Verstoß mich nicht, Gott, du mein Retter! Wenn auch Vater und Mutter mich verstoßen, du, Herr, nimmst mich auf. Herr, zeige mir den richtigen Weg, leite mich auf gerader Bahn, damit meine Feinde schweigen müssen. Gib mich nicht ihrer Mordgier preis! Die Zeugen, die mich belasten sollen, Lügner sind sie, die das Recht zerstören! Doch ich weiß, ich muss nicht hinab zu den Toten; ich darf weiterleben, um deine Güte zu sehen. Vertrau auf den Herrn, sei stark und fasse Mut, vertrau auf den Herrn!" (GNB).


Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 15, 26-16, 4: 
„Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen. Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid. Das habe ich euch gesagt, damit ihr keinen Anstoß nehmt. Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten. Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. Ich habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt, euch an meine Worte erinnert" (EU).

Kommentar: Dieser Abschnitt ist der 2. Abschiedsrede Jesu entnommen. Hier fallen zwei Begriffe auf: „Beistand“ (parákletos; Joh 14, 16-26) und „Zeugnis.“ „Eine strukturelle Analogie zu dieser Sicht, nach der Jesu Gegenwart sich im Zeugnis seiner Schülerschaft ereignet (und heute im Zeugnis aller Gläubigen; MS), bildet die rabbinische Auslegung von Jes 43, 12, nach der Gottes Gott-sein daran hängt, dass die Israeliten (das Volk Gottes; MS) seine Zeugen sind: 'Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott (euer Beistand; MS).' Wenn ihr meine Zeugen seid, bin ich Gott (und euer Beistand; MS). Wenn ihr aber nicht meine Zeugen seid, bin ich gleichsam nicht Gott (und so nicht euer Beistand; MS)“ (Wengst, Das Johannesevangelium II, 2001, 152).



Veröffentlicht am 11.05.2013
J. S. Bach (1685-1750): Sie werden euch in den Bann tun (BWV 44)
Kantate für den Sonntag Exaudi, 1724

Collegium Vocale Ghent
Philippe Herreweghe

Barbara Schlick, soprano; Catherine Patriasz, alto; Christoph Prégardien, tenor; Peter Kooy, bass

Duetto (tenor, bass): Sie werden euch in den Bann tun
Coro: Es kömmt aber die Zeit
Aria (alto): Christen müssen auf der Erden
Chorale (tenor): Ach Gott, wie manches Herzeleid
Recitativo (bass): Es sucht der Antichrist
Aria (soprano): Es ist und bleibt der Christen Trost
Chorale: So sei nun, Seele, deine 

Mittwoch, 21. Mai 2014

Christi Himmelfahrt - Kommentar zu den LG vom 29.05.2014

Einleitung: "Der Monat Mai 2014 endet mit dem Gottesdienst an Himmelfahrt. Die vorlaufenden Gottesdienste des Monats machen uns bewusst, dass der Auferstandene vor seiner Himmelfahrt alle Grundlagen für die Versorgung seiner Gemeinde in jeder Hinsicht festgelegt hat. Letztlich schuf er den Petrusdienst, in dem Jesus seiner Kirche Ausrichtung und Leitung verlieh. So sind die Voraussetzungen geschaffen, dass seine Kirche das Evangelium unverfälscht weitertragen kann."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Himmelfahrt und Wiederkunft Christi."

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Mk 16, 19: "Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel."

Am Tag "Christi Himmelfahrt" findet in den neuapostolischen Gemeinden eine Bibelleseung statt. Sie findet sich in Apg 1, 4–12.

Die Kernbotschaft lautet: "Jesus Christus ist in den Himmel aufgefahren. Von dort kommt er wieder, um die Seinen zu sich zu nehmen."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Alten Handschriften zufolge schließt das Mk mit 16, 8 ab. Eine spätere Handschrift fasst die Ereignisse um Jesu Erscheinungen als Auferstandener und seine Himmelfahrt zusammen und fügt sie als Schluss an das Markusevangelium an. Nachdem der auferstandene Herr den Seinen den Sendungsauftrag erteilt hat, fährt er zum Himmel auf und setzt sich zur Rechten Gottes. Die Jünger ziehen daraufhin aus und predigen das Wort Gottes, in der Gewissheit, dass der Herr allezeit bei ihnen ist."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Jesus Christus hat Wunder gewirkt, ist von den Toten auferstanden, in den Himmel aufgefahren und sitzt zur Rechten Gottes.
  • Wichtig ist nicht, wie die Himmelfahrt Christi geschah, sondern dass sie geschah.
  • Die Himmelfahrt zeigt, dass der Herr souverän über den irdischen Gegebenheiten steht.
  • Wir wollen uns ebenso eine gewisse Souveränität über das Irdische aneignen.
  • Er wird wiederkommen, so wie er aufgefahren ist.
  • Unsere eigene 'Himmelfahrt' erleben wir bei der Entrückung“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: "Christi Himmelfahrt" ist ein Wunder. "Der Kern des biblischen Wunderglaubens bleibt für die durch alle Aufklärung hindurchgegangene Moderne gültig. Er verweist darauf, dass alles, was in der Welt geschieht, in einer kommunikativen Beziehung zu Gott steht, die naturwissenschaftlich nicht ausweisbar ist, aber existentiell verlässlicher und belastbarer als jede experimentell gewonnene Erkenntnis. Wunder ist kein Gegenbegriff zu Wissenschaft, sondern deren notwendiges Pendant. Wenn z. B. Spontanheilungen schwerster Krankheiten als Wunder erlebt werden, sprengen diese nicht die Naturgesetze, sondern nur die begrenzten menschlichen Erfahrungen - es gibt keinen wissenschaftlich definierbaren wunderfreien Raum und keine wunderfreie Zeit. Befreiende lebensverändernde Ereignisse, die zeichenhaft über sich selbst hinausweisen, bilden den Wundervorrat jeder Menschheitsgeneration, die sich die Sensibilität für die staunenswerte Besonderheit solcher Fügungen und eine Sprache dafür bewahrt" (Hübener, Wörter des Lebens, 2007, 257f (Stichwort: Wunder).


Ernst Sonnemann (1661): Auf Christi Himmelfahrt allein

Auf Christi Himmelfahrt allein
ich meine Nachfahrt gründe
und allen Zweifel, Angst und Pein
hiermit stets überwinde.
Denn weil das Haupt im Himmel ist, 
wird seine Glieder Jesus Christ 
zur rechten Zeit nachholen.

Weil er gezogen himmelan 
und große Gab empfangen, 
mein Herz auch nur im Himmel kann, 
sonst nirgends, Ruh erlangen; 
denn wo mein Schatz gekommen hin, 
da ist auch stets mein Herz und Sinn, 
nach ihm mich sehr verlanget.

Ach Herr, laß diese Gnade mich 
von deiner Auffahrt spüren, 
daß mit dem wahren Glauben ich 
mag meine Nachfahrt zieren 
und dann einmal, wenn's dir gefällt, 
mit Freuden scheiden aus der Welt. 
Herr, höre doch mein Flehen!


Am 29.05.2014 "feiern wir 'Christi Himmelfahrt' als Fest der Thronbesteigung Christi. Er tritt seine Herrschaft an zur rechten Hand Gottes, ist einerseits mitten in seiner Kirche,der er sich in Brot und Wein gibt, und andererseits kann er nicht mit der Größe des Weltalls erfasst werden" (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 63).


Der Tagepsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 47:
"Gott, der mächtige König über die ganze Welt
Ihr Völker auf der ganzen Welt, klatscht in die Hände! Lobt Gott und lasst euren Jubel laut hören! Denn der Herr, der Höchste, ist ehrfurchtgebietend. Er ist ein mächtiger König über die ganze Welt. Er hat andere Völker unserer Herrschaft unterstellt, ganze Nationen legte er uns zu Füßen. Das Land, in dem wir wohnen, hat er für uns ausgewählt als Erbbesitz. Es erfüllt ganz Israel, dem Gottes Liebe gilt, mit Stolz. Unter dem Jubel seines Volkes ist Gott wieder in den Himmel emporgestiegen, der Schall der Posaunen begleitet ihn, den Herrn. Singt, ja, singt Psalmen für unseren Gott! Singt und musiziert für ihn, unseren König! Denn Gott ist König der ganzen Welt. So singt und spielt für ihn ein kunstvolles Lied! Gott herrscht als König über alle Völker der Erde, er hat sich auf seinen heiligen Thron gesetzt. Mächtige Herrscher aus anderen Völkern versammeln sich, sie alle vereinen sich zu einem Volk, das zum Gott Abrahams gehört. Denn alle Könige auf der Erde gehören Gott, er allein ist hoch erhaben" (NGÜ).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 24, 36-53: 
"Jesus zeigt sich dem ganzen Jüngerkreis in Jerusalem
Während die beiden noch erzählten, stand plötzlich der Herr selbst mitten unter ihnen. Er grüßte sie: 'Frieden sei mit euch!' Sie erschraken und fürchteten sich; denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Aber er sagte: 'Warum seid ihr so erschrocken? Warum kommen euch solche Gedanken? Schaut mich doch an, meine Hände, meine Füße, dann erkennt ihr, dass ich es wirklich bin! Fasst mich an und überzeugt euch; ein Geist hat doch nicht Fleisch und Knochen wie ich!' Während er das sagte, zeigte er ihnen seine Hände und seine Füße. Als sie es in ihrer Freude und Verwunderung noch immer nicht fassen konnten, fragte er: 'Habt ihr etwas zu essen hier?' Da gaben sie ihm ein Stück gebratenen Fisch, und er nahm es und aß es vor ihren Augen.
Die letzten Worte von Jesus
Dann sagte er zu ihnen: 'Als ich noch mit euch zusammen war, habe ich euch gesagt: ›Alles, was im Gesetz, in den Schriften der Propheten und in den Psalmen über mich steht, muss in Erfüllung gehen.‹' Und er half ihnen, die Heiligen Schriften richtig zu verstehen. 'Hier steht es geschrieben', erklärte er ihnen: 'Der versprochene Retter muss leiden und sterben und am dritten Tag vom Tod auferstehen. Und den Menschen aller Völker muss verkündet werden, dass ihnen um seinetwillen Umkehr zu Gott und Vergebung der Schuld angeboten wird. In Jerusalem muss der Anfang gemacht werden. Ihr seid Zeugen geworden von allem, was geschehen ist, und sollt es überall bezeugen! Ich aber werde den Geist, den mein Vater versprochen hat, zu euch herabsenden. Wartet hier in der Stadt, bis das eintritt und ihr mit der Kraft von oben gestärkt werdet.'
Jesus wird in den Himmel aufgenommen
Darauf führte Jesus sie aus der Stadt hinaus nach Betanien. Dort erhob er die Hände, um sie zu segnen. Und während er sie segnete, entfernte er sich von ihnen und wurde zum Himmel emporgehoben. Sie aber warfen sich vor ihm nieder. Dann kehrten sie voller Freude nach Jerusalem zurück. Sie verbrachten ihre ganze Zeit im Tempel und priesen Gott" (GNB).

Kommentar:


Veröffentlicht am 07.05.2013
J. S. Bach: Auf Christi Himmelfahrt allein (BWV 128)

Cantata for Ascension 1725

Amsterdam Baroque Orchestra & Choir Ton Koopman
Bogna Bartosz, alto; Jörg Dürmüller, tenor; Klaus Mertens, bass; Coro (horns, oboes, strings): Auf Christi Himmelfahrt allein; Recitativo (tenor): Ich bin bereit, komm, hole mich; Aria e recitativo (bass, trumpet): Auf, auf, mit hellem Schall; Aria (alto, tenor, oboe d'amore): Sein Allmacht zu ergründen; Chorale: Alsdenn so wirst du mich.

Sonntag, 18. Mai 2014

Rogate - Kommentar zu den LG vom 25.05.2014

Einleitung: "Die weiteren Gottesdienste bis zum Himmelfahrtstag folgen der Themenreihe 'Nachfolge'. Nachfolge Christi beginnt immer mit der Abwendung vom Gottlosen und der Hinwendung zum Göttlichen. Man muss einen Standpunkt verlassen, um sich in Bewegung zu setzen und ein Ziel zu erreichen. Beharrlichkeit braucht es in der Verfolgung des Zieles, Altes zu verlassen und die neue Kreatur ‚anzuziehen’. (…) Je mehr wir uns durch das Wort Gottes unterweisen lassen, umso mehr vertrauen wir der Macht Gottes und können ihre Auswirkung an uns erleben – das ist der Schwerpunkt am vierten Sonntag." 


Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Göttliche Macht.“



Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Joh 1, 48-49: "Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich. Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel! "



Die Kernbotschaft lautet: "In Jesus Christus erkennen und erleben wir die Macht Gottes."



Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der schriftkundige Nathanael nimmt zunächst an der Herkunft Jesu aus Nazareth Anstoß. Erst die persönliche Begegnung führt ihn zur Erkenntnis des Gottessohnes. 

Der Titel 'Rabbi' war zur Zeit Jesu die Anrede für einen angesehenen Lehrer. Die Titel 'Sohn Gottes' und 'König Israels' verweisen auf sein Gott-sein und die Tatsache, dass Jesus der Messias ist. "


Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "In Jesu Worten erkannte Nathanael die Offenbarung göttlicher Macht. Wir erleben Gottes Macht im heilschaffenden Wort und im Sakrament, das aus dem Machtbereich der Sünde und des Todes ins Leben führt“ (alle Zitate aus den o. g. LG).


Kommentar: "An dieser Stelle taucht erstmals das Motiv des 'wunderbaren Wissens' Jesu auf. Diese Motiv lässt sich an dieser Stelle so verstehen, dass die Begegnung mit Jesus 'den Menschen betroffen macht, indem sie diesem auch zugleich die Wahrheit über sich selbst enthüllt.' Dies wird hier nicht psychologisch einsichtig dargestellt, sondern konstatiert.“ Durch das Hören und Lesen des Evangeliums erfahren wir unser Selbst (Wengst, 2000, 102). Zum Feigenbaum-Motiv siehe auch in diesem Blog meinen Post „Kommentar zu den LG vom 13.04.2014.“


Am 25.05.2014 "feiern wir den Sonntag Rogate - Die betende Gemeinde. Der Name des Sonntags rührt von den Bittumgängen her, in vergangener Zeit auf den Feldern für eine gute Ernte vollzogen wurden. Diese Bittumgänge begannen am Sonntag Rogate (= Betet!) und wurden in der damit beginnenden Woche fortgeführt. In diesem Sinne ist der heutige Sonntag Rogate sozusagen das Gegenstück zum Erntedanktag. (...) Das Gebet hat eine große Verheißung. Dabei sollen wir nicht viele Worte machen, sondern inständig bitten nicht nur für uns, sondern auch für alle Menschen“ (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 62).


Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 95, 1-7:

"Öffnet euer Herz dem Reden Gottes!
Kommt, lasst uns dem Herrn zujubeln, ihm laut unsere Freude zeigen, dem Fels, bei dem wir Rettung finden. Lasst uns voll Dank vor ihn treten, mit Liedern ihm unsere Freude zeigen. Denn der Herr ist ein großer Gott und ein großer König über alle Götter. Die tiefsten Abgründe der Erde – er hält sie in seiner Hand, und die Gipfel der Berge – auch sie gehören ihm. Ihm gehört das Meer, er hat es ja geschaffen, und auch das Festland haben seine Hände gebildet. Kommt, wir wollen ihn anbeten und uns vor ihm niederwerfen, wir wollen niederknien vor dem Herrn, der uns geschaffen hat! Denn er ist unser Gott, und wir sind sein Volk, die Schafe auf seiner Weide, er leitet uns mit eigener Hand" (NGÜ).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 16, 23-28 (29-32) 33 (ich zitiere an dieser Stelle Joh 16, 16-33):
"Der Schmerz der Trennung - Die Freude des Wiedersehens

Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen. Da sagten einige von seinen Jüngern zueinander: Was meint er damit, wenn er zu uns sagt: Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen? Und was bedeutet: Ich gehe zum Vater? Sie sagten: Was heißt das: eine kurze Zeit? Wir wissen nicht, wovon er redet. Jesus erkannte, dass sie ihn fragen wollten, und sagte zu ihnen: Ihr macht euch Gedanken darüber, dass ich euch gesagt habe: Noch kurze Zeit, dann seht ihr mich nicht mehr, und wieder eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen. Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln. Wenn die Frau gebären soll, ist sie bekümmert, weil ihre Stunde da ist; aber wenn sie das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an ihre Not über der Freude, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen und niemand nimmt euch eure Freude. An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen. Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist.


Bedrängnis und Friede

Dies habe ich in verhüllter Rede zu euch gesagt; es kommt die Stunde, in der ich nicht mehr in verhüllter Rede zu euch spreche, sondern euch offen den Vater verkünden werde. An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten und ich sage nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt und weil ihr geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Vom Vater bin ich ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. Da sagten seine Jünger: Jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Gleichnissen. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemand gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist. Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt? Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der ihr versprengt werdet, jeder in sein Haus, und mich werdet ihr allein lassen. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt" (EU).

Kommentar: Dieser Abschnitt ist der 2. Abschiedsrede Jesu entnommen. Er fordert im Blick auf die Bedrängnis positiv dazu auf, Mut zu haben. „Gegen alles, was dafür spricht zu resignieren, auch gegen alle vermeintlich guten Gründe, die gar für Feigheit angeführt werden könnten, wird Jesu Schülerschaft ermutigt, den Weg der Nachfolge bewusst zu gehen. Dass sie es kann, dafür trifft Jesus eine abschließende Feststellung: ‚Ich habe die Welt besiegt.‘ Aber dieser Sieg Jesu ist ein höchst eigenartiger Sieg. Er ist kein siegreiches Sich-Durchkämpfen, kein offenbarer Triumph. Er erfolgt im Unterliegen, in der Ohnmacht des Todes am Kreuz. In den Augen der Welt - der starken und mächtigen Welt, die, wie sich hier zeigt, über Leichen geht - ist es eine offensichtliche Niederlage. Dieser Sieg ist ein geglaubter Sieg, der darauf vertraut, dass Gott sich zu diesem Ohnmächtigen bekannte und damit Lebensgrund gab jenseits der Siege und Sieger“ (Wengst, Das Johannesevangelium II, 2001, 171f).

Freitag, 16. Mai 2014

Kantate - Kommentar zu den LG vom 18.05.2014

Einleitung: "Die (...) Gottesdienste bis zum Himmelfahrtstag folgen der Themenreihe „Nachfolge“. Nachfolge Christi beginnt immer mit der Abwendung vom Gottlosen und der Hinwendung zum Göttlichen. Man muss einen Standpunkt verlassen, um sich in Bewegung zu setzen und ein Ziel zu erreichen. Beharrlichkeit braucht es in der Verfolgung des Zieles, Altes zu verlassen und die neue Kreatur „anzuziehen“. Aus der Zuwendung zum Herrn ergibt sich zugleich die Nähe, die notwendig ist, um des Herrn Stimme zu hören und ihn zu verstehen."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Gemeinschaft mit Christus."

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Off 3, 20: "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hinein gehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir."

Die Kernbotschaft lautet: "Wer die Stimme des Herrn hört und ihn einlässt, erlebt Gemeinschaft mit ihm."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Das Bibelwort ist dem Sendschreiben an die Gemeinde von Laodizea entnommen (Offb 3, 14−21). Laodizea war für ihre Leinen- und Wollherstellung bekannt, zugleich war diese Stadt Sitz einer bedeutenden Ärzteschule (Vers 18 scheint darauf hinzuweisen). Der „treue und wahrhaftige Zeuge“ (Vers 14) ist Jesus Christus. Der Gemeinde wird ihre Unentschiedenheit dem Evangelium gegenüber (weder „warm noch kalt“, Vers 16) vorgeworfen. Trotzdem wird die Gemeinde nicht verworfen, wie es Vers 20 deutlich macht:
Vor der Tür steht Jesus Christus und begehrt Einlass. Mit jenen, die ihn ins Haus lassen, wird er Mahlgemeinschaft halten. Die Mahlgemeinschaft erinnert an das Abendmahl, darüber hinaus verweist sie auf das Heilsmahl in der Zukunft." Siehe dazu auch in diesem Blog: Kommentar zu den LG vom 30.03.2014.

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Wie Türen Räume und Menschen trennen, trennt Sünde von Gott. Jesus bietet sich an, die Trennung zu überwinden. Er drängt sich aber nie auf. Die Herzenstür kann nur von innen geöffnet werden, d. h. durch die Entscheidung des Einzelnen. Wer den Herrn einlässt, erlebt Gemeinschaft mit ihm – heute schon in der Mahlgemeinschaft und letztlich beim Hochzeitsmahl des Lammes.“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: "Dieser Vers ist ein Heilswort, das keinen Bezug zu dem vorher Getadelten nimmt. (...) V 20 kommt so unvermittelt, dass dahinter Tradition stehen muss, die der Gemeinde bekannt war. Wahrscheinlich ist das Bild vom zurückkommenden Herrn verarbeitet, das im Gleichnis Lk 12, 35-38 auftaucht. Der Apokalyptiker muss dieses Gleichnis gekannt haben. (...) Noch viel direkter als in diesem Gleichnis handelt es sich hier um das eschatologische Mahl, das Christus mit den Seinen essen wird. Die Gemeinschaft in diesem Mahl wird durch das unerwartete Kommen Christi initiiert" Lichteberger, 2014, 116). "Diejenigen, die in ständiger Bereitschaft auf das Kommen ihres Herren warten, sind bereits selig, denn ihnen wird die dienende Hingabe ihres Herrn zuteil werden" (Zimmermann, 2007, 577).


Am 18.05.2014 "feiern wir den Sonntag Kantate - Die singende Gemeinde. Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Cantate Domino canticum novum, quia mirabilia fecit (Ps 98, 1a; deutsch: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!)! Wir hören das Evangelium von dem 'wahren Weinstock'" (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 60).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 66, 1-9: 
"Ein Danklied für Gottes Hilfe
Jubelt Gott zu, alle Völker der Erde! Singt zur Ehre seines Namens, rühmt ihn mit eurem Lobgesang! Sagt zu Gott: 'Wie überwältigend sind deine Taten! Deine Feinde müssen sich vor dir beugen, weil du so mächtig bist. Alle Welt soll dich anbeten, alle sollen dir singen, dich mit ihren Liedern preisen!' Kommt her und seht, was Gott getan hat! Sein Tun erfüllt die Menschen mit Furcht und Staunen: Er machte das Meer zu trockenem Land, sodass wir zu Fuß hindurchgehen konnten. Darüber waren wir voll Freude! Für immer regiert er mit gewaltiger Macht, er behält die Völker genau im Auge. Wer wagt es, ihm die Stirn zu bieten? Ihr Völker, werft euch nieder vor unserem Gott, preist ihn mit lauter Stimme! Er erhält uns am Leben und bewahrt uns vor dem Untergang" (GNB).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 15, 1-17:
"Die Bildrede vom Fruchtbringen
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet. // Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander" (NGÜ)!

Kommentar: Die sieben Ich-bin-Worte des Johannesevangeliums sind, nach Thomas Söding, Spitzensätze neutestamentlicher Christologie. Sie akkumulieren aber keine Hoheitstitel, sondern beschreiben in starken Worten und klaren Symbolen die Heilsbedeutung Jesu. Dazu ausführlicher in meinem Post "Kommentar zu den LG vom 04.05.2014."
"Hinter dem Bildfeld (Winzer, Reben, Weinberg) stehen jedoch vor allem alttestamentlich-jüdische Traditionen. Es findet sich im AT eine breit bezeugte Metaphorik die Gott als den Herrn und Besitzer des Weinberges kennt. Der Weinberg steht als Metapher für das Volk Israel, so dass mit Hilfe des Bildfeldes die Bundesgeschichte zwischen Gott und seinem auserwählten Volk unter verschiedenen Aspekten reflektiert wird. (...) Betrachtet man das 'Ich-bin'-Wort von Joh 15, 1 im Kontext der anderen 'Ich-bin'-Aussagen, fällt vor allem eine Neuerung ins Auge: Zum ersten Mal wird mit dem 'Ich-bin'-Wort keine selbstständige christologische Aussage formuliert, sondern eine Form gewählt, in der es auf engste mit anderen Figuren verknüpft ist (Winzer, Reben). Diese neue Akzentsetzung kann man als ekklesiologische Umgestaltung deuten, die der Passage eine neue Sinnrichtung verleiht. Die Konzentration auf den Winzer, den Weinstock und die Rebenermöglicht eine 'Gemeinschaftsaussage zwischen dem Sohn und den Glaubenden, deren einzige 'Lebensader' die Verbindung mit dem Sohn ist, ohne die sie 'nichts tun können'" (Zimmermann, 2007, 828ff, insb. 836f).




Heinrich Schütz (1585-1672): Singet dem Herrn ein neues Lied
Dresden Kreuz Choir conducted by Martin Flämig
Hochgeladen am 05.05.2009

Samstag, 10. Mai 2014

Jubilate - Kommentar zu den LG vom 11.05.2014 und zur Konfirmation

Einleitung: Vorwort zu den Leitgedanken im Mai 2014: "Ein (...) Element christlicher Lehre ist das geistgewirkte Wort, welches uns Orientierung und Perspektive gibt. Jesus sagte einmal: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe“ (Joh 15, 3). So kann das Wort Gottes in uns ein reines Herz schaffen, wenn das Wort im Glauben ergriffen wird. Dazu werden wir am zweiten Sonntag des Monats aufgerufen. Die Verheißung Jesu, dass die, die reinen Herzens sind, Gott schauen werden, steht dabei im Mittelpunkt."
An diesem Sonntag finden aber auch in den norddeutschen Gemeinden Konfirmationen statt. Zu diesem Anlass ist eine Leitgedanken-Sondernummer veröffentlicht worden. Es wird also zugunsten besonderer Anlässe von der zuvor vorbereiteten Themenreihe "Der Herr des Lebens" abgewichen, sodass eine gedachte Kontinuität, die zu einer Vertiefung in Lehranschauungen führen könnte, unterbrochen wird und nicht zu Stande kommt.
An dieser Stelle wird allerdings zunächst die vorgesehene Themenreihe weitergeführt und kommentiert.
Erst im Anschluss daran wende ich mich der Sondernummer der Leitgedanken zu und kommentiere diese in der üblichen Systematik meiner Posts.

Die Leitgedanken für die Predigt am 11.05.2014 tragen die Überschrift: "Unsere Zukunft: Mit reinem Herzen Gott schauen."

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Mt 5, 8: "Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen."

Die Kernbotschaft lautet: "Wir wollen uns ein reines Herz bewahren und so Gott schauen."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Zu Beginn des Matthäusevangeliums wird Jesus Christus als der Gottessohn vorgestellt (Mt 1–4). Darauf folgt die Bergpredigt, das Zentrum der Verkündigung Jesu (Mt 5–7). Es schließen sich Jesu Taten an (Mt 8.9). In der Bergpredigt verkündigt Jesus die Seligpreisungen (Mt 5, 3–12), die den Armen und Leidenden das Heil zusprechen."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Schon im Alten Testament ist die Rede davon, dass man nur mit reinem Herzen das Heiligtum betreten darf. Wie man auf den Körper hören soll, so soll man auch auf die Seele achten: Was erhält uns rein vor Gott und was nicht? Mit reinem Herzen kann man
  • glauben und Christus in den Mittelpunkt stellen;
  • lieben und damit die Gemeinschaft mit Gott und untereinander suchen;
  • auf das zukünftige Heil hoffen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Aus einer psychologischen Perspektive kann dieses "reine Herz" z. B. als "Homöostase" (Fließgleichgewicht) bezeichnet werden, die über eine autonome Selbstregulation erreicht werden kann. Ein Fließgleichgewicht ist dann erreicht, wenn das Denken, Handeln und Fühlen im Einklang mit den körperlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten ist und ein Austausch mit der Umgebung stattfindet, der Innovationen und Anpassungsleistungen beinhaltet. Dieser "Austausch mit der Umgebung" kann im christlichen Kontext auch als "Nächstenliebe" bezeichnet werden. Die Dimension der Gottesliebe ist in dem oben genannten Modell nicht enthalten, muss aber in unserem Zusammenhang mitgedacht werden. "Wenn du aber sagst: Zeige mir deinen Gott!, so möchte ich dir sagen: Zeige mir den Menschen in dir" Joseph Ratzinger/Benedikt XVI, 2007, 123-127)!

Am 11.05.2014 "feiern wir den Sonntag Jubilate - Die neue Schöpfung. Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Jubilate Deo, omnis terra (Ps 66, 1; deutsch: Jauchzet Gott, alle Lande!)! Wir hören das Evangelium von dem 'wahren Weinstock'" (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 60).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 66, 1-9:


"Ein Danklied für Gottes Hilfe
Jubelt Gott zu, alle Völker der Erde! Singt zur Ehre seines Namens, rühmt ihn mit eurem Lobgesang! Sagt zu Gott: 'Wie überwältigend sind deine Taten! Deine Feinde müssen sich vor dir beugen, weil du so mächtig bist. Alle Welt soll dich anbeten, alle sollen dir singen, dich mit ihren Liedern preisen!' Kommt her und seht, was Gott getan hat! Sein Tun erfüllt die Menschen mit Furcht und Staunen: Er machte das Meer zu trockenem Land, sodass wir zu Fuß hindurchgehen konnten. Darüber waren wir voll Freude! Für immer regiert er mit gewaltiger Macht, er behält die Völker genau im Auge. Wer wagt es, ihm die Stirn zu bieten? Ihr Völker, werft euch nieder vor unserem Gott, preist ihn mit lauter Stimme! Er erhält uns am Leben und bewahrt uns vor dem Untergang" (GNB).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 15, 1-17:

"Die Bildrede vom Fruchtbringen
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet. Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander" (NGÜ)!

Die sieben Ich-bin-Worte des Johannesevangeliums sind, nach Thomas Söding, Spitzensätze neutestamentlicher Christologie. Sie akkumulieren aber keine Hoheitstitel, sondern beschreiben in starken Worten und klaren Symbolen die Heilsbedeutung Jesu. Dazu ausführlicher in meinem Post "Kommentar zu den LG vom 04.05.2014."


Konfirmation: Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Göttliche Unterweisung."

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist 2 Tim 3, 14-15: "Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus."
Das Bibelwort der Predigtgrundlage ist auch gleichzeitig der "Konfirmandenspruch." In der NAK hat es (noch) keine Tradition, dass sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden ein individuelles, persönliches Bibelwort auswählen.

Die Kernbotschaft lautet: "Gott unterweist uns für das ewige Leben."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „In 2 Tim 3, 14−17 wird die Bedeutung der apostolischen Überlieferung ('was du gelernt hast', 2 Tim 1, 13-14) und der Heiligen Schrift (hier ist das Alte Testament gemeint) hervorgehoben. In der Zeit, in der der 2 Tim verfasst wurde, gab es innerhalb der christlichen Gemeinde Bestrebungen, Vorstellungen aufzunehmen, die sich weder mit der apostolischen Überlieferung noch mit der Heiligen Schrift vereinbaren ließen. Deshalb wird Timotheus eindringlich aufgefordert, sich an der apostolischen Überlieferung und der Heiligen Schrift zu orientieren. Wesentlicher Inhalt der apostolischen Überlieferung ist die Botschaft von Tod, Auferstehung und Wiederkunft Christi."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Wir bereiten uns auf das ewige Leben vor, indem wir
  • das Wort Gottes aufnehmen,
  • uns durch Vorbilder anregen lassen,
  • Prüfungen meistern,
  • für den Herrn arbeiten,
  • uns in die geschwisterliche Gemeinschaft einbringen“ (alle Zitate aus den den LG zu den Gottesdiensten der NAK - Sondernummer zur Konfirmation, 2014).

Kommentar: Eine Konfirmation ist ein Segensort und ein Initiationsritus, um verantwortliche Glieder der Gemeinde zu werden.
Sprachgeschichtlich steht das Wort "Segen" in einem engen Zusammenhang mit dem Worte "Loben."
"Darin kommt dann zum Ausdruck, dass zum Segen das Lob Gottes als des Ursprungs allen Segens gehört. (...) Segen zielt auf das Leben im Shalom. Wenn wir Shalom mit "Frieden" übersetzen, dann meint dieser Friede nicht nur die Abwesenheit von Streit, sondern Glück, Heil und Leben in Fülle. Deshalb lassen sich beim Segnen Leib und Seele, Heil und Wohl, Heil und Heilung trennen. Der Mensch wird beim Segnen nicht gespalten in seiner Beziehung zu Gott und zur Welt. Es geht beim Segen immer um den ganzen Menschen, wie er lebt und ist; es geht darum, dass der Mensch ganz heil wird" (Kleiner Evangelischer Erwachsenenkatechismus, 2004, Stichwort Segen, 237ff). Im KNK steht dazu: "Segen ist umfassend, er betrifft den ganzen Menschen" (194). Das Heil ist letztlich das gleiche wie das "reine Herz" (s. o.).

Die NAK kennt als Schlusssegen 2. Kor 13, 13: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!"

Das "Segenslied des Tages" ist der Psalm 67:

"Gottes Segen für Israel und für die ganze Welt
Gott schenke uns seine Gnade und seinen Segen. Er wende sich uns freundlich zu und begleite uns mit strahlendem Angesicht. Denn so erkennt man auf der ganzen Erde dein Wirken, o Gott, und alle Völker werden sehen, was du zur Rettung der Menschen tust. Die Völker sollen dir danken, o Gott, ja, alle Völker mögen dich preisen! Die Nationen sollen sich freuen und dir zujubeln, denn du richtest alle Völker aufrichtig und gerecht. Ja, du leitest alle Nationen auf Erden. Die Völker sollen dir danken, o Gott, ja, alle Völker mögen dich preisen! Der Erdboden bringt seine Frucht hervor– Gott, unser Gott, wird uns ´mit einer reichen Ernte` segnen. Ja, segnen wird uns Gott, und bis in die fernen Gegenden der Erde werden Menschen Ehrfurcht vor ihm haben"(NGÜ).

Ein wunderschönes Beispiel stellt der Aaronitische Segen dar (Num, 6, 24): 

"Der HERR segne dich
und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.
Der HERR hebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden."