Samstag, 10. Mai 2014

Jubilate - Kommentar zu den LG vom 11.05.2014 und zur Konfirmation

Einleitung: Vorwort zu den Leitgedanken im Mai 2014: "Ein (...) Element christlicher Lehre ist das geistgewirkte Wort, welches uns Orientierung und Perspektive gibt. Jesus sagte einmal: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe“ (Joh 15, 3). So kann das Wort Gottes in uns ein reines Herz schaffen, wenn das Wort im Glauben ergriffen wird. Dazu werden wir am zweiten Sonntag des Monats aufgerufen. Die Verheißung Jesu, dass die, die reinen Herzens sind, Gott schauen werden, steht dabei im Mittelpunkt."
An diesem Sonntag finden aber auch in den norddeutschen Gemeinden Konfirmationen statt. Zu diesem Anlass ist eine Leitgedanken-Sondernummer veröffentlicht worden. Es wird also zugunsten besonderer Anlässe von der zuvor vorbereiteten Themenreihe "Der Herr des Lebens" abgewichen, sodass eine gedachte Kontinuität, die zu einer Vertiefung in Lehranschauungen führen könnte, unterbrochen wird und nicht zu Stande kommt.
An dieser Stelle wird allerdings zunächst die vorgesehene Themenreihe weitergeführt und kommentiert.
Erst im Anschluss daran wende ich mich der Sondernummer der Leitgedanken zu und kommentiere diese in der üblichen Systematik meiner Posts.

Die Leitgedanken für die Predigt am 11.05.2014 tragen die Überschrift: "Unsere Zukunft: Mit reinem Herzen Gott schauen."

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Mt 5, 8: "Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen."

Die Kernbotschaft lautet: "Wir wollen uns ein reines Herz bewahren und so Gott schauen."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Zu Beginn des Matthäusevangeliums wird Jesus Christus als der Gottessohn vorgestellt (Mt 1–4). Darauf folgt die Bergpredigt, das Zentrum der Verkündigung Jesu (Mt 5–7). Es schließen sich Jesu Taten an (Mt 8.9). In der Bergpredigt verkündigt Jesus die Seligpreisungen (Mt 5, 3–12), die den Armen und Leidenden das Heil zusprechen."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Schon im Alten Testament ist die Rede davon, dass man nur mit reinem Herzen das Heiligtum betreten darf. Wie man auf den Körper hören soll, so soll man auch auf die Seele achten: Was erhält uns rein vor Gott und was nicht? Mit reinem Herzen kann man
  • glauben und Christus in den Mittelpunkt stellen;
  • lieben und damit die Gemeinschaft mit Gott und untereinander suchen;
  • auf das zukünftige Heil hoffen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Aus einer psychologischen Perspektive kann dieses "reine Herz" z. B. als "Homöostase" (Fließgleichgewicht) bezeichnet werden, die über eine autonome Selbstregulation erreicht werden kann. Ein Fließgleichgewicht ist dann erreicht, wenn das Denken, Handeln und Fühlen im Einklang mit den körperlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten ist und ein Austausch mit der Umgebung stattfindet, der Innovationen und Anpassungsleistungen beinhaltet. Dieser "Austausch mit der Umgebung" kann im christlichen Kontext auch als "Nächstenliebe" bezeichnet werden. Die Dimension der Gottesliebe ist in dem oben genannten Modell nicht enthalten, muss aber in unserem Zusammenhang mitgedacht werden. "Wenn du aber sagst: Zeige mir deinen Gott!, so möchte ich dir sagen: Zeige mir den Menschen in dir" Joseph Ratzinger/Benedikt XVI, 2007, 123-127)!

Am 11.05.2014 "feiern wir den Sonntag Jubilate - Die neue Schöpfung. Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Jubilate Deo, omnis terra (Ps 66, 1; deutsch: Jauchzet Gott, alle Lande!)! Wir hören das Evangelium von dem 'wahren Weinstock'" (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 60).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 66, 1-9:


"Ein Danklied für Gottes Hilfe
Jubelt Gott zu, alle Völker der Erde! Singt zur Ehre seines Namens, rühmt ihn mit eurem Lobgesang! Sagt zu Gott: 'Wie überwältigend sind deine Taten! Deine Feinde müssen sich vor dir beugen, weil du so mächtig bist. Alle Welt soll dich anbeten, alle sollen dir singen, dich mit ihren Liedern preisen!' Kommt her und seht, was Gott getan hat! Sein Tun erfüllt die Menschen mit Furcht und Staunen: Er machte das Meer zu trockenem Land, sodass wir zu Fuß hindurchgehen konnten. Darüber waren wir voll Freude! Für immer regiert er mit gewaltiger Macht, er behält die Völker genau im Auge. Wer wagt es, ihm die Stirn zu bieten? Ihr Völker, werft euch nieder vor unserem Gott, preist ihn mit lauter Stimme! Er erhält uns am Leben und bewahrt uns vor dem Untergang" (GNB).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 15, 1-17:

"Die Bildrede vom Fruchtbringen
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet. Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander" (NGÜ)!

Die sieben Ich-bin-Worte des Johannesevangeliums sind, nach Thomas Söding, Spitzensätze neutestamentlicher Christologie. Sie akkumulieren aber keine Hoheitstitel, sondern beschreiben in starken Worten und klaren Symbolen die Heilsbedeutung Jesu. Dazu ausführlicher in meinem Post "Kommentar zu den LG vom 04.05.2014."


Konfirmation: Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Göttliche Unterweisung."

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist 2 Tim 3, 14-15: "Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus."
Das Bibelwort der Predigtgrundlage ist auch gleichzeitig der "Konfirmandenspruch." In der NAK hat es (noch) keine Tradition, dass sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden ein individuelles, persönliches Bibelwort auswählen.

Die Kernbotschaft lautet: "Gott unterweist uns für das ewige Leben."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „In 2 Tim 3, 14−17 wird die Bedeutung der apostolischen Überlieferung ('was du gelernt hast', 2 Tim 1, 13-14) und der Heiligen Schrift (hier ist das Alte Testament gemeint) hervorgehoben. In der Zeit, in der der 2 Tim verfasst wurde, gab es innerhalb der christlichen Gemeinde Bestrebungen, Vorstellungen aufzunehmen, die sich weder mit der apostolischen Überlieferung noch mit der Heiligen Schrift vereinbaren ließen. Deshalb wird Timotheus eindringlich aufgefordert, sich an der apostolischen Überlieferung und der Heiligen Schrift zu orientieren. Wesentlicher Inhalt der apostolischen Überlieferung ist die Botschaft von Tod, Auferstehung und Wiederkunft Christi."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Wir bereiten uns auf das ewige Leben vor, indem wir
  • das Wort Gottes aufnehmen,
  • uns durch Vorbilder anregen lassen,
  • Prüfungen meistern,
  • für den Herrn arbeiten,
  • uns in die geschwisterliche Gemeinschaft einbringen“ (alle Zitate aus den den LG zu den Gottesdiensten der NAK - Sondernummer zur Konfirmation, 2014).

Kommentar: Eine Konfirmation ist ein Segensort und ein Initiationsritus, um verantwortliche Glieder der Gemeinde zu werden.
Sprachgeschichtlich steht das Wort "Segen" in einem engen Zusammenhang mit dem Worte "Loben."
"Darin kommt dann zum Ausdruck, dass zum Segen das Lob Gottes als des Ursprungs allen Segens gehört. (...) Segen zielt auf das Leben im Shalom. Wenn wir Shalom mit "Frieden" übersetzen, dann meint dieser Friede nicht nur die Abwesenheit von Streit, sondern Glück, Heil und Leben in Fülle. Deshalb lassen sich beim Segnen Leib und Seele, Heil und Wohl, Heil und Heilung trennen. Der Mensch wird beim Segnen nicht gespalten in seiner Beziehung zu Gott und zur Welt. Es geht beim Segen immer um den ganzen Menschen, wie er lebt und ist; es geht darum, dass der Mensch ganz heil wird" (Kleiner Evangelischer Erwachsenenkatechismus, 2004, Stichwort Segen, 237ff). Im KNK steht dazu: "Segen ist umfassend, er betrifft den ganzen Menschen" (194). Das Heil ist letztlich das gleiche wie das "reine Herz" (s. o.).

Die NAK kennt als Schlusssegen 2. Kor 13, 13: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!"

Das "Segenslied des Tages" ist der Psalm 67:

"Gottes Segen für Israel und für die ganze Welt
Gott schenke uns seine Gnade und seinen Segen. Er wende sich uns freundlich zu und begleite uns mit strahlendem Angesicht. Denn so erkennt man auf der ganzen Erde dein Wirken, o Gott, und alle Völker werden sehen, was du zur Rettung der Menschen tust. Die Völker sollen dir danken, o Gott, ja, alle Völker mögen dich preisen! Die Nationen sollen sich freuen und dir zujubeln, denn du richtest alle Völker aufrichtig und gerecht. Ja, du leitest alle Nationen auf Erden. Die Völker sollen dir danken, o Gott, ja, alle Völker mögen dich preisen! Der Erdboden bringt seine Frucht hervor– Gott, unser Gott, wird uns ´mit einer reichen Ernte` segnen. Ja, segnen wird uns Gott, und bis in die fernen Gegenden der Erde werden Menschen Ehrfurcht vor ihm haben"(NGÜ).

Ein wunderschönes Beispiel stellt der Aaronitische Segen dar (Num, 6, 24): 

"Der HERR segne dich
und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.
Der HERR hebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden."

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