Einleitung: "Im Monat Juni steht die Vor- wie auch die Nachbereitung des Pfingstfestes im Mittelpunkt des gottesdienstlichen Geschehens. Mit der Botschaft: 'Der Herr erwartet Wachstum zu ihm hin', können wir uns am Sonntag vor diesem Geschehen nochmals vorbereiten und einstimmen. Gleichzeitig beschließt dieser Gottesdienst die Themenreihe 'Nachfolge Christi'."
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Wachstum.“
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Eph, 4, 15: "Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.“
Die Kernbotschaft lautet: "Der Herr erwartet Wachstum zu ihm hin.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Mit Kapitel 4 des Eph wird der ermahnende Teil des Briefes eröffnet. Die Einheit der Kirche wird durch die unterschiedlichen Amtsgaben Apostel, Prophet, Lehrer usw. garantiert (Eph 4, 11-12). Für das Wachstum der Kirche steht das oft gebrauchte Bild des Leibes, wobei Christus das Haupt ist. Durch die Ausrichtung auf Christus hin wächst und erbaut sich der Leib der Kirche (Eph 4, 12–16). Die Worte, die Luther mit 'erbauen' und 'Erbauung' übersetzt, sind gleichbedeutend mit 'wachsen' und 'Wachstum'."
Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Wir wollen wahrhaftig sein in der Liebe. Dies gibt Segen in der Gemeinde, Wachstum im Wesen Christi und bringt uns dem Glaubensziel näher. Wachstum auf Christus hin kommt aus dem Heiligen Geist. Jeder kann wachsen. Mögliche 'Wachstumsfelder' sind:
- uns mehr um andere kümmern
- uns mehr um Versöhnung bemühen
- unsere Gaben einsetzen
- uns um vermehrte Erkenntnis bemühen
- unser Gebetsleben vertiefen
- Zeugnis geben“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: "Was die Gemeinde zusammenhält und wachsen lässt“ so ist diese Abschnitt (Eph 4, 7-16) in der NGÜ überschrieben. Eingeleitet wird der Abschnitt mit: „Jedem Einzelnen von uns hat Christus einen Anteil an den Gaben gegeben, die er in seiner Gnade schenkt; jedem hat er seine Gnade in einem bestimmten Maß zugeteilt“ (V 7). Es wird die Gemeinde im weiteren mit dem menschlichen Körper verglichen, bei dem auch nur alle Körperteile gemeinsam sinnvoll und zielgerichtet zusammenarbeiten können und zwar jedes Organ seiner Funktion gemäß. Es klingt zudem das Gleichnis vom anvertrauten Geld (Lk 19, 11-27) resp. Zentner (Mt, 25, 14-30) an. Für die Auslegung dieser Gleichnisse verweise ich an dieser Stelle auf Zimmermann, 2007.
Im Zentrum dieses Abschnitts steht jedoch der Begriff der „Gnade“. Gnade meint als theologischer Begriff die Hinwendung Gottes zum Menschen, der uns so annimmt, wie wir sind. Gnade beinhaltet alle Aspekte, die unser Leben ausmachen wie Liebe, Freundschaft, Vergebung etc. Sich darauf einzulassen bedeutet Glaube. Im NT sind zwei mögliche Ausgänge am Ender der Zeiten skizziert: zum einen die Möglichkeit des „doppelten Ausgangs der Geschichte“ (102) und zum anderen, dass sich am Zeitenende Liebe und Hass nicht mehr einander gegenüber stehen, sondern Gott alles in allem sein und nur die Liebe bleiben wird. Mit dem Autor hoffe auch ich auf die „letztendliche Überwindung des Hasses und glaube an die unbegreifbare Möglichkeit der Gnade Gottes, alle und alles heimzuholen in die schöpferische Liebe zum Leben“ (102; Gottfried Orth: Gnade. In: Hübener & Orth, 2007, 98ff).
Am 01.06.2014 "feiern wir den Sonntag Exaudi - Die wartende Gemeinde. Der Name des Sonntags leitet sich vom dem Beginn der lateinischen Antiphon ab: Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te; miserere mei, et exaudi me (Ps, 27, 7; dt.: Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe! Sei mir gnädig und erhöre mich!)! Wir hören die Verheißung des Geistes und beten, dass dieser Geist unter uns sei und wirke. (…) Aufgrund der Verheißung glauben wir, dass der Geist uns erfüllt und unsere Trägheit von uns nimmt“ (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 64f).
Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 27:
„Geborgen bei Gott
Der Herr ist mein Licht, er befreit mich und hilft mir; darum habe ich keine Angst. Bei ihm bin ich sicher wie in einer Burg; darum zittere ich vor niemand. Wenn meine Feinde mich bedrängen, wenn sie mir voller Hass ans Leben wollen, dann stürzen sie und richten sich zugrunde. Mag ein ganzes Heer mich umzingeln, ich habe keine Angst. Auch wenn es zum Kampf kommt: Ich vertraue auf ihn. Nur eine Bitte habe ich an den Herrn, das ist mein Herzenswunsch: Mein ganzes Leben lang möchte ich in seinem Haus bleiben, um dort seine Freundlichkeit zu schauen und seinen Tempel zu bewundern. Wenn schlimme Tage kommen, nimmt der Herr mich bei sich auf, er gibt mir Schutz unter seinem Dach und stellt mich auf sicheren Felsengrund. Dann triumphiere ich über die Feinde, die mich von allen Seiten umringen. Im Tempel bringe ich ihm meine Opfer, mit lautem Jubel danke ich dem Herrn, mit Singen und Spielen preise ich ihn. Herr, höre mich, wenn ich dich rufe; hab doch Erbarmen und antworte mir! Ich erinnere mich an deine Weisung; du hast gesagt: »Kommt zu mir!« Darum suche ich deine Nähe, Herr. Verbirg dich nicht vor mir! Jag mich nicht im Zorn von dir weg! Du hast mir doch immer geholfen; lass mich jetzt nicht im Stich! Verstoß mich nicht, Gott, du mein Retter! Wenn auch Vater und Mutter mich verstoßen, du, Herr, nimmst mich auf. Herr, zeige mir den richtigen Weg, leite mich auf gerader Bahn, damit meine Feinde schweigen müssen. Gib mich nicht ihrer Mordgier preis! Die Zeugen, die mich belasten sollen, Lügner sind sie, die das Recht zerstören! Doch ich weiß, ich muss nicht hinab zu den Toten; ich darf weiterleben, um deine Güte zu sehen. Vertrau auf den Herrn, sei stark und fasse Mut, vertrau auf den Herrn!" (GNB).
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 15, 26-16, 4:
„Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen. Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid. Das habe ich euch gesagt, damit ihr keinen Anstoß nehmt. Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten. Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. Ich habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt, euch an meine Worte erinnert" (EU).
Kommentar: Dieser Abschnitt ist der 2. Abschiedsrede Jesu entnommen. Hier fallen zwei Begriffe auf: „Beistand“ (parákletos; Joh 14, 16-26) und „Zeugnis.“ „Eine strukturelle Analogie zu dieser Sicht, nach der Jesu Gegenwart sich im Zeugnis seiner Schülerschaft ereignet (und heute im Zeugnis aller Gläubigen; MS), bildet die rabbinische Auslegung von Jes 43, 12, nach der Gottes Gott-sein daran hängt, dass die Israeliten (das Volk Gottes; MS) seine Zeugen sind: 'Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott (euer Beistand; MS).' Wenn ihr meine Zeugen seid, bin ich Gott (und euer Beistand; MS). Wenn ihr aber nicht meine Zeugen seid, bin ich gleichsam nicht Gott (und so nicht euer Beistand; MS)“ (Wengst, Das Johannesevangelium II, 2001, 152).
Veröffentlicht am 11.05.2013
J. S. Bach (1685-1750): Sie werden euch in den Bann tun (BWV 44)
Kantate für den Sonntag Exaudi, 1724
Kantate für den Sonntag Exaudi, 1724
Collegium Vocale Ghent
Philippe Herreweghe
Barbara Schlick, soprano; Catherine Patriasz, alto; Christoph Prégardien, tenor; Peter Kooy, bass
Duetto (tenor, bass): Sie werden euch in den Bann tun
Coro: Es kömmt aber die Zeit
Aria (alto): Christen müssen auf der Erden
Chorale (tenor): Ach Gott, wie manches Herzeleid
Recitativo (bass): Es sucht der Antichrist
Aria (soprano): Es ist und bleibt der Christen Trost
Chorale: So sei nun, Seele, deine
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