Freitag, 16. Mai 2014

Kantate - Kommentar zu den LG vom 18.05.2014

Einleitung: "Die (...) Gottesdienste bis zum Himmelfahrtstag folgen der Themenreihe „Nachfolge“. Nachfolge Christi beginnt immer mit der Abwendung vom Gottlosen und der Hinwendung zum Göttlichen. Man muss einen Standpunkt verlassen, um sich in Bewegung zu setzen und ein Ziel zu erreichen. Beharrlichkeit braucht es in der Verfolgung des Zieles, Altes zu verlassen und die neue Kreatur „anzuziehen“. Aus der Zuwendung zum Herrn ergibt sich zugleich die Nähe, die notwendig ist, um des Herrn Stimme zu hören und ihn zu verstehen."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Gemeinschaft mit Christus."

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Off 3, 20: "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hinein gehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir."

Die Kernbotschaft lautet: "Wer die Stimme des Herrn hört und ihn einlässt, erlebt Gemeinschaft mit ihm."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Das Bibelwort ist dem Sendschreiben an die Gemeinde von Laodizea entnommen (Offb 3, 14−21). Laodizea war für ihre Leinen- und Wollherstellung bekannt, zugleich war diese Stadt Sitz einer bedeutenden Ärzteschule (Vers 18 scheint darauf hinzuweisen). Der „treue und wahrhaftige Zeuge“ (Vers 14) ist Jesus Christus. Der Gemeinde wird ihre Unentschiedenheit dem Evangelium gegenüber (weder „warm noch kalt“, Vers 16) vorgeworfen. Trotzdem wird die Gemeinde nicht verworfen, wie es Vers 20 deutlich macht:
Vor der Tür steht Jesus Christus und begehrt Einlass. Mit jenen, die ihn ins Haus lassen, wird er Mahlgemeinschaft halten. Die Mahlgemeinschaft erinnert an das Abendmahl, darüber hinaus verweist sie auf das Heilsmahl in der Zukunft." Siehe dazu auch in diesem Blog: Kommentar zu den LG vom 30.03.2014.

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "Wie Türen Räume und Menschen trennen, trennt Sünde von Gott. Jesus bietet sich an, die Trennung zu überwinden. Er drängt sich aber nie auf. Die Herzenstür kann nur von innen geöffnet werden, d. h. durch die Entscheidung des Einzelnen. Wer den Herrn einlässt, erlebt Gemeinschaft mit ihm – heute schon in der Mahlgemeinschaft und letztlich beim Hochzeitsmahl des Lammes.“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: "Dieser Vers ist ein Heilswort, das keinen Bezug zu dem vorher Getadelten nimmt. (...) V 20 kommt so unvermittelt, dass dahinter Tradition stehen muss, die der Gemeinde bekannt war. Wahrscheinlich ist das Bild vom zurückkommenden Herrn verarbeitet, das im Gleichnis Lk 12, 35-38 auftaucht. Der Apokalyptiker muss dieses Gleichnis gekannt haben. (...) Noch viel direkter als in diesem Gleichnis handelt es sich hier um das eschatologische Mahl, das Christus mit den Seinen essen wird. Die Gemeinschaft in diesem Mahl wird durch das unerwartete Kommen Christi initiiert" Lichteberger, 2014, 116). "Diejenigen, die in ständiger Bereitschaft auf das Kommen ihres Herren warten, sind bereits selig, denn ihnen wird die dienende Hingabe ihres Herrn zuteil werden" (Zimmermann, 2007, 577).


Am 18.05.2014 "feiern wir den Sonntag Kantate - Die singende Gemeinde. Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Cantate Domino canticum novum, quia mirabilia fecit (Ps 98, 1a; deutsch: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!)! Wir hören das Evangelium von dem 'wahren Weinstock'" (aus: Senftleben, Mit dem Kirchenjahr leben, 1988, 60).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist Ps 66, 1-9: 
"Ein Danklied für Gottes Hilfe
Jubelt Gott zu, alle Völker der Erde! Singt zur Ehre seines Namens, rühmt ihn mit eurem Lobgesang! Sagt zu Gott: 'Wie überwältigend sind deine Taten! Deine Feinde müssen sich vor dir beugen, weil du so mächtig bist. Alle Welt soll dich anbeten, alle sollen dir singen, dich mit ihren Liedern preisen!' Kommt her und seht, was Gott getan hat! Sein Tun erfüllt die Menschen mit Furcht und Staunen: Er machte das Meer zu trockenem Land, sodass wir zu Fuß hindurchgehen konnten. Darüber waren wir voll Freude! Für immer regiert er mit gewaltiger Macht, er behält die Völker genau im Auge. Wer wagt es, ihm die Stirn zu bieten? Ihr Völker, werft euch nieder vor unserem Gott, preist ihn mit lauter Stimme! Er erhält uns am Leben und bewahrt uns vor dem Untergang" (GNB).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 15, 1-17:
"Die Bildrede vom Fruchtbringen
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet. // Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander" (NGÜ)!

Kommentar: Die sieben Ich-bin-Worte des Johannesevangeliums sind, nach Thomas Söding, Spitzensätze neutestamentlicher Christologie. Sie akkumulieren aber keine Hoheitstitel, sondern beschreiben in starken Worten und klaren Symbolen die Heilsbedeutung Jesu. Dazu ausführlicher in meinem Post "Kommentar zu den LG vom 04.05.2014."
"Hinter dem Bildfeld (Winzer, Reben, Weinberg) stehen jedoch vor allem alttestamentlich-jüdische Traditionen. Es findet sich im AT eine breit bezeugte Metaphorik die Gott als den Herrn und Besitzer des Weinberges kennt. Der Weinberg steht als Metapher für das Volk Israel, so dass mit Hilfe des Bildfeldes die Bundesgeschichte zwischen Gott und seinem auserwählten Volk unter verschiedenen Aspekten reflektiert wird. (...) Betrachtet man das 'Ich-bin'-Wort von Joh 15, 1 im Kontext der anderen 'Ich-bin'-Aussagen, fällt vor allem eine Neuerung ins Auge: Zum ersten Mal wird mit dem 'Ich-bin'-Wort keine selbstständige christologische Aussage formuliert, sondern eine Form gewählt, in der es auf engste mit anderen Figuren verknüpft ist (Winzer, Reben). Diese neue Akzentsetzung kann man als ekklesiologische Umgestaltung deuten, die der Passage eine neue Sinnrichtung verleiht. Die Konzentration auf den Winzer, den Weinstock und die Rebenermöglicht eine 'Gemeinschaftsaussage zwischen dem Sohn und den Glaubenden, deren einzige 'Lebensader' die Verbindung mit dem Sohn ist, ohne die sie 'nichts tun können'" (Zimmermann, 2007, 828ff, insb. 836f).




Heinrich Schütz (1585-1672): Singet dem Herrn ein neues Lied
Dresden Kreuz Choir conducted by Martin Flämig
Hochgeladen am 05.05.2009

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