Sonntag, 27. September 2015

17. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 27. September 2015


Der Bordesholmer Altar im Dom zu Schleswig


Vorwort: Diesen Post widme ich Petra & Robert

Einleitung: „'Den Glauben bekennen' - das ist das Schwerpunktthema im Monat September. Das Bekennen des Glaubens ist ja grundsätzliche Aufgabe des Christen, die er bei seiner Taufe übernimmt – und deren Erfüllung ihn erst zum wahren Christen werden lässt: 'In der christlichen Tradition wird gesagt, dass nur die wahrhaft Gläubigen der unsichtbaren, verborgenen Kirche zugeordnet werden, nicht hingegen Getaufte, die weder an Jesus glauben noch ihn als ihren Herrn bekennen' (KNK 6.5).
Die vier Sonntagsgottesdienste im September haben die Aufgabe, jeweils unterschiedliche Facetten herauszustellen, wie der neuapostolische Christ seinen Glauben bekennen kann.
Unsere 'Bitten in Übereinstimmung mit Jesus' stehen im Mittelpunkt des letzten Sonntagsgottesdienstes im September. Damit unsere Bitten erhört werden, müssen sie gegründet sein auf den Glauben an Jesus Christus und mit seinem Willen übereinstimmen. Wer in einer solchen Einstellung bittet, legt damit auch ein deutliches Bekenntnis seines Glaubens ab. Gott erhört den Beter, der nach starkem Glauben, Beharrlichkeit in Prüfungen, Gnade, Einheit und der ersten Auferstehung trachtet."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Bitten in Übereinstimmung mit Jesus“

Lesung und gleichzeitig Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Joh 14, 14: Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Jesus Christus erhört die Bitten, die mit seinem Willen übereinstimmen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „In seinen Abschiedsreden (Joh 13–17) spricht Jesus von seinem Weg zum Vater, gibt den Seinen das Liebesgebot, verheißt den Heiligen Geist als den Tröster und spricht das hohepriesterliche Gebet. Für die Zeit der Trennung von seinen Jüngern verheißt Jesus, dass sie 'Werke', also Wunder und Zeichen, tun können und dass ihre Bitten erhört werden. Dies geschieht alles zur Verherrlichung des Vaters (Joh 14, 13).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Unsere Gebete müssen auf dem Glauben an Jesus Christus gegründet sein und dem Willen des Herrn entsprechen. Gott erhört den Beter, der nach starkem Glauben, Beharrlichkeit in Prüfungen, Gnade, Einheit und der ersten Auferstehung trachtet“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Wie in den "Ich-bin-Worten" handelt es sich auch bei den sogen. "Abschiedsreden Jesu" weniger um originäre Aussagen Jesu, sondern um Glaubensaussage des Johannes über Jesus. Für Johannes ist Jesus der verheißene und gekommene Messias. Johannes zieht einen weiten Bogen über die unsere gesamten kanonischen Schriften von Gen bis zur Offb.

Im AT stellt sich der Gott Israels als JHWH vor, was als "Ich bin da" und als "Ich werde da sein" verstanden werden kann. Diese Doppel-Perspektive beschreibt die ewige Existenz des Gottes Israels als "schwebender Geist über den Wassern" (Gen 1, 2) und als Richter, Weltenlenker, Herrscher über die Himmel und Sieger über gottfremde Mächte (Offb 20-22): "Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende" (Offb 22, 13; LUT). Für Johannes ist Jesus von Nazareth ein gültiges Angesicht eines gnädigen, ewigen, in Liebe dem Menschen zugewandten Gottes und er stellt Jesus als die ewig existente, gnädige Gegenwart Gottes vor und schafft so eine Kontinuum zum Gott der Schöpfung. Er lässt er seine Apokalypse in diesem Sinne auch hoffnungsvoll mit den Worten: "Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!" enden. (Offb 22, 21; LUT)

Auch der Name "Johannes" ist "Programm": "Gott (JHWH) ist gnädig" oder "Gott hat Gnade erwiesen" ist seine Bedeutung und somit seine Identität. Diese Aussage bildet die Überschrift über die Schriften des Johannes (Joh, Apg, Offb), unabhängig davon, ob man von Johannes als den Autor dieser drei Bücher ausgeht, oder nicht und kann von einem persönlichen Glaubensbekenntnis zu einem universellen Credo werden und hat mit den in den LG implizierten "Wenn-Dann-Relationen" nichts gemeinsam, die sich ja auch so nicht in den Texten des Johannes finden lassen.

An diesem Sonntag feiern wir den 17. Sonntag nach Trinitatis - Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte.

„Der 17. Sonntag nach Trinitatis befasst sich mit dem Glauben, wobei der bedingungslose Glaube, der dann auch zum "Erfolg" führt, im Vordergrund steht. Es werden also Geschichten aus den Evangelien erzählt, in denen der Glaube des einzelnen zu einem Wunder geführt hat. Die alttestamentlichen Texte hingegen reden von nicht so sehr vom Glauben, als vielmehr von Gottes Wirken im Leben des Volkes Israel und in Jakobs Leben. Die Episteltexte wiederum reden über den Glauben und stellen dar, wie es zum Glauben kommt bzw. wie der Glaube eine vereinende Funktion wahrnimmt.
Am 17. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Geschichte von der kanaanäischen Frau, deren Glaube Jesus zu Handeln bewegt, obgleich sie nicht zu den Schafen Israels gehört. Solcher Glaube macht uns gewiß, dass Jesus auch in unserem Leben grundlegende Veränderungen bewirkt, so dass wir dankbar seinen Namen verkündigen“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget werden (BWV 47)
Bringet dem Herrn Ehre seines Namens (BWV 148)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 25:
Vertrauen auf die Güte des Herrn
Nach dir, Herr, sehnt sich meine Seele. Auf dich, mein Gott, vertraue ich; lass mich nicht in Schande enden, lass meine Feinde nicht über mich triumphieren! Ja, niemand gerät in Schande, wenn er seine Hoffnung auf dich setzt. Aber wer sich treulos von dir abwendet – aus welchem Vorwand auch immer –, der wird beschämt dastehen. Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich, auf deinen Pfaden zu gehen! Führe mich durch deine Treue und unterweise mich. Denn du bist der Gott, der mir Rettung schafft. Auf dich hoffe ich Tag für Tag. Denk an dein großes Erbarmen, Herr, und an deine reiche Gnade, die du seit jeher erwiesen hast! Denk doch nicht an die Sünden, die ich in meiner Jugendzeit begangen habe, und auch nicht an meine späteren Verfehlungen! Allein in deiner Gnade denk an mich, Herr, deine Güte ist doch so groß. Gütig und aufrichtig ist der Herr. Deshalb zeigt er Menschen, die sich von ihm abgewandt haben, den rechten Weg. Er unterweist die Demütigen in dem, was gut und richtig ist, ja, gerade ihnen zeigt er seinen Weg. Der Herr führt alle in seiner Gnade und Treue, die sich an seinen Bund halten und sich richten nach dem, was er in seinem Wort bezeugt. Mach deinem Namen alle Ehre, Herr: Vergib mir meine Schuld, denn sie ist groß! Wie steht es mit dem Menschen, der in Ehrfurcht vor dem Herrn lebt? Ihn lässt der Herr den Weg erkennen, den er wählen soll. Sein Leben lang erfährt er Gutes, und seine Nachkommen werden einst das Land besitzen. Der Herr zieht die ins Vertrauen, die in Ehrfurcht vor ihm leben; seinen Bund macht er ihnen bekannt. Meine Augen blicken ständig auf den Herrn, denn er, er wird meine Füße aus dem Fangnetz ziehen. ´Herr`, wende dich mir zu und sei mir gnädig, denn ich bin einsam und vom Leid gebeugt. Sprenge du die Fesseln, die mir das Herz zusammenschnüren, lass mich frei werden von allem, was mir jetzt noch Angst macht. Achte auf mein Elend und auf meine Mühe und vergib mir alle meine Sünden! Sieh doch, wie viele Feinde ich habe, sie verfolgen mich mit abgrundtiefem Hass! Bewahre mein Leben und rette mich! Lass mich nicht in Schande geraten, denn bei dir suche ich Zuflucht. Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sollen mein Schutz sein, denn meine Hoffnung bist allein du. Gott, erlöse Israel aus all seiner Not! (NGÜ)

Die Epistel steht in Rö, 10, 9-18.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 15, 21-28:
Das Vertrauen einer nichtjüdischen Frau
Jesus verließ die Gegend und zog sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Eine kanaanitische Frau, die dort wohnte, kam zu ihm und rief: »Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem bösen Geist sehr geplagt.« Aber Jesus gab ihr keine Antwort. Schließlich drängten ihn die Jünger: »Sieh zu, dass du sie los wirst; sie schreit ja hinter uns her!« Aber Jesus sagte: »Ich bin nur zum Volk Israel, dieser Herde von verlorenen Schafen, gesandt worden.« Da warf die Frau sich vor Jesus nieder und sagte: »Hilf mir doch, Herr!« Er antwortete: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.« »Gewiss, Herr«, sagte sie; »aber die Hunde bekommen doch wenigstens die Brocken, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen.« Da sagte Jesus zu ihr: »Du hast ein großes Vertrauen, Frau! Was du willst, soll geschehen.« Im selben Augenblick wurde ihre Tochter gesund. (GNB)

Kommentar: Aus heilsuniversalistischer Perspektive ist die Wundererzählung geradezu programmatisch komponiert: Jesus ist nur zu den Schafen des Hauses Israels gesandt (V 15, 24). Diese Exklusivität wird durch die Argumentation einer kanaanäischen Frau mit einer kranken Tochter, ohne patriarchale Familienstrukturen im Hintergrund, durchbrochen. Die Krankheit der Tochter symbolisiert ein in religiöser, ethnischer und kultureller Hinsicht außenstehendes Paar, da die als dämonische Besessenheit (Mt 15, 23) bezeichnete Erkrankung mit Ausgrenzung, Unreinheit und Stigmatisierung verbunden ist. Trotzdem entsteht ein Dialog "auf Augenhöhe" und ein Heilungswunder. Dadurch wird vorweg genommen, was Jesus später, als Auferstandener, kundtun wird: das Heil ist offen für alle Völker (Mt 28, 19f). In der Wundergeschichte ist entscheidend, dass die Kanaanäerin Jesus zwar als den Messias Israels erkennt und die heilsgeschichtliche Vorrangstellung Israels anerkennt, aber zugleich argumentiert, dass dieses Heil auch auf die Heiden ausstrahlt. Damit akzeptiert sie, dass der Messias Israels auch den Heiden Heil bringt.
Parallel zu dieser Wundererzählung kann die Erzählung vom Hauptmann von Kafarnaum (Mt 5, 5-13) gelesen werden.
Beide Figuren durchbrechen die eng gezogenen Grenzen religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit, indem sie als Außenstehende erkennen und anerkennen, dass Jesus der davidische Messias ist. Zwar impliziert diese Erkennt noch keine Nachfolge, aber sie weist voraus auf den offenen Schluss des Evangeliums, nämlich die eschatologische Vollendung und die universale Mission (Mt 28, 19f; vergl. Uta Poplutz, Das Heil an den Rändern Israels (Die kanaanäische Frau), 471f. In: Zimmermann, 2013, 465-473).

Sonntag, 13. September 2015

16. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 20. September 2015

Einleitung: 'Den Glauben bekennen' - das ist das Schwerpunktthema im Monat September. Das Bekennen des Glaubens ist ja grundsätzliche Aufgabe des Christen, die er bei seiner Taufe übernimmt - und deren Erfüllung ihn erst zum wahren Christen werden lässt: 'In der christlichen Tradition wird gesagt, dass nur die wahrhaft Gläubigen der unsichtbaren, verborgenen Kirche zugeordnet werden, nicht hin- gegen Getaufte, die weder an Jesus glauben noch ihn als ihren Herrn bekennen' (KNK 6.5).
Die vier Sonntagsgottesdienste im September haben die Aufgabe, jeweils unterschiedliche Facetten herauszustellen, wie der neuapostolische Christ seinen Glauben bekennen kann.
Am heutigen Sonntag geht es um unsere Verantwortung, den neuapostolischen Glauben an die junge Generation weiterzugeben. Diese Aufgabe gilt nicht nur Eltern, sondern jedem Glied der Gemeinde. Wir können uns ihr am besten durch glaubwürdiges Reden und Handeln stellen."


Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Die Verheißung weitertragen“

Lesung und gleichzeitig Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Apg 2, 39: Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir sind aufgerufen, die Verheißung des Heils an die kommenden Generationen weiterzugeben.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Beim ersten Pfingstfest tritt Apostel Petrus als Sprecher des Apostelkreises auf und hält eine Predigt vor den in Jerusalem versammelten Menschen (Apg 2,14–36). Der Apostel erklärt, dass das Pfingstwunder eine Erfüllung der Weissagung des Propheten Joel ist. Dann erklärt er mit Hilfe von Schriftbeweisen, dass Jesus von Nazareth der Christus und der Gottessohn ist. Die Rede des Apostels berührt die Menschen so sehr, dass sie nach der Taufe und der Gabe des Heiligen Geistes fragen. Etwa dreitausend werden der Gemeinde hinzugefügt (Apg 2,41).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Jedes Gotteskind ist aufgerufen, die Heilsbotschaft an die künftigen Generationen weiterzugeben. Damit unsere Kinder Jesus Christus, die neuapostolische Lehre und die Kirche kennenlernen und lieben können, müssen wir sie unterweisen, sie überzeugen und sie ermutigen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: "Im NT ist in zweifacher Hinsicht von Bekenntnis, das zuvorderst an Gott gerichtet ist, die Rede. Zum Christsein gehört einerseits, die Sünden zu bekennen, andererseits, sich zu Jesus als dem Christus oder als den Herrn zu bekennen. Die Buße als dem Zentralbegriff der Botschaft Jesu umfasst beide Hinsichten. Während das Bekenntnis also ein unmittelbarer, persönlicher Ausdruck des Glaubens sein kann, ist das aus ihm hervorgegangene Dogma eine durchdachte, mit wissenschaftlichen Begriffen abgesicherte Lehrfestsetzung" (Rolf Schäfer (2007): Bekenntnis. In: Hübener & Orth: Wörter des Lebens, 30-32).
"Dogma" und "Bekenntnis" scheinen in den LG nicht sorgfältig voneinander getrennt zu sein, wenn man den KNK als durchdachte und abgesicherte Lehrfestsetzung ansieht. Kann man ein Dogma lieben? Und wenn ja: warum sollte man dies tun?
Das Bekenntnis ist ein unmittelbarer, persönlicher Ausdruck des Glaubens. Glauben stützt sich auf Lebensberichte von anderen, die durch die eigenen Erfahrungen mit Leben erfüllt werden.
Dies können Erfahrungen von innerem Frieden, Trost, Hoffnung und Freude sein oder/und
die Erfahrung, durch soziales Engagement zur Lebensbewältigung anderer und zum sozialen Wandel beigetragen zu haben oder/und
die Erfahrung, vorbehaltlos akzeptiert zu werden, ohne Rücksicht auf die eigenen Fehlleistungen oder/und
die Erfahrung, Hilfe zu erhalten oder anderen zu gewähren.

Glauben bedeutet letztlich, dass jemand die Hand über mich hält, wenn es im Leben drunter und drüber geht. Er ist also die positive Antwort auf die Sinnfrage des Lebens (Eduard Kopp (2003): Woran merke ich, dass ich glaube? In: Kopp et al.: Religion für Einsteiger, 17-19).
Diese Antwort kann nur durch eine authentische und konsistente Lebensgestaltung gegeben und in diesem Sinne "bekannt" werden.
Zum Weiterlesen: Winfried Döbertin (1989): Der Sinn des Lebens - die Frage des Menschen.
Ders. (1990): Ohne Religion kann man nicht leben. 


An diesem Sonntag feiern wir den 16. Sonntag nach Trinitatis - Er baute sein Heiligtum wie Himmelshöhen, wie die Erde, die er gegründet hat für immer.

„Der 16. Sonntag nach Trinitatis ist geprägt vom Evangelium von der Auferweckung des Lazarus. In dieser Geschichte sowie in den Epistellesungen wird deutlich, dass mit Jesus weit mehr gekommen ist als nur ein großer Prediger. Er hat das Leben in diese Welt gebracht und den Tod besiegt. Dieser Sieg wird schon durch sein Handeln auf Erden sichtbar.
Am 16. Sonntag nach Trinitatis hören wir das Evangelium von der Auferweckung des Lazarus und wir staunen über die Worte Jesu. Diese Worte sprechen in keine alltägliche Situation, sondern sind Trauernden und bedrückten zugesprochen. Wir können getrost sein darüber, dass Gott alles Geschehen in unserem Leben kennt und weiß, wann wir seiner besonderen tröstenden Hilfe bedürfen. Es ist gut zu wissen, dass nichts ohne seinen Willen geschieht“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Liebster Gott, wenn werd ich sterben (BWV 8)
Wer weiß, wie nahe mir mein Ende (BWV 27)
Christus, der ist mein Leben (BWV 95)
Komm, du süße Todesstunde (BWV 161)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 78, 56-72:
Gottes Wege mit seinem Volk
Doch wieder forderten sie Gott heraus; sie lehnten sich gegen ihn, den Höchsten, auf und hielten sich nicht an seine Mahnungen. Sie sagten sich von ihm los und brachen ihm die Treue wie schon zuvor ihre Väter. Unzuverlässig waren sie wie ein Bogen, dessen Pfeile in die falsche Richtung schnellen. Sie bereiteten ihm Kummer durch ihre heidnischen Altäre auf den Anhöhen, mit ihren Götterbildern reizten sie ihn zur Eifersucht. Als Gott hörte, wie sie zu anderen Göttern beteten, entbrannte sein Zorn; voll Abscheu wandte er sich von Israel ab. Er gab sein Heiligtum in Silo auf, das Zelt, in dem er unter den Menschen gewohnt hatte. Die Bundeslade, das Sinnbild seiner Macht, ließ er zur Beute werden, ja, seinen Ruhm gab er in die Hand des Feindes. Er lieferte sein Volk dem Schwert aus, sein Zorn traf die Nation, die ihm gehörte. Die jungen Männer wurden vom Feuer verzehrt, und den jungen Frauen sang man keine Hochzeitslieder mehr. Die Priester kamen durch das Schwert um, und die Witwen konnten nicht einmal die Totenklage halten. Da aber machte sich der Herr auf wie einer, der vom Schlaf erwacht, wie ein Held, der gestärkt durch Wein nur noch mutiger wird. Nun schlug er seine Feinde zurück, in ewige Schande stürzte er sie. Er entzog den Nachkommen Josefs die Führung seines Volkes, seine Wahl fiel nicht mehr auf den Stamm Efraïm. Vielmehr erwählte Gott nun den Stamm Juda ´und damit` den Berg Zion, dem seine Liebe gilt. Dort errichtete er sein Heiligtum, majestätisch wie die hohen Berge, unverrückbar wie die Erde, deren Fundament er für immer befestigt hat. Er erwählte David, seinen Diener, und holte ihn weg von den Schafpferchen: Von den Muttertieren nahm er ihn fort, damit er in Zukunft der Hirte sei für die Nachkommen Jakobs, für Gottes eigenes Volk Israel. Und David leitete sie wie ein Hirte mit aufrichtigem Herzen, ja, er führte sie mit Weisheit und geschickter Hand. (NGÜ)

Die Epistel steht in 2 Tim 1, 7-10.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Joh 11, 1-3. 17-24. 41-45:
Lazarus stirbt
Lazarus aus Betanien war krank geworden – aus dem Dorf, in dem Maria und ihre Schwester Marta wohnten. Maria war es, die später die Füße des Herrn mit dem kostbaren Öl übergossen und dann mit ihrem Haar getrocknet hat; deren Bruder war der erkrankte Lazarus. Da ließen die Schwestern Jesus mitteilen: »Herr, dein Freund ist krank.«
Jesus ist das Leben. Lazarus wird vom Tod auferweckt
Als Jesus nach Betanien kam, lag Lazarus schon vier Tage im Grab. Das Dorf war keine drei Kilometer von Jerusalem entfernt, und viele Leute aus der Stadt hatten Marta und Maria aufgesucht, um sie zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus kam, ging sie ihm entgegen vor das Dorf, aber Maria blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: »Herr, wenn du hier gewesen wärst, hätte mein Bruder nicht sterben müssen. Aber ich weiß, dass Gott dir auch jetzt keine Bitte abschlägt.« »Dein Bruder wird auferstehen«, sagte Jesus zu Marta. »Ich weiß«, erwiderte sie, »er wird auferstehen, wenn alle Toten lebendig werden, am letzten Tag.«
Da nahmen sie den Stein weg. Jesus blickte zum Himmel auf und sagte: »Vater, ich danke dir, dass du meine Bitte erfüllst. Ich weiß, dass du mich immer erhörst. Aber wegen der Menschenmenge, die hier steht, spreche ich es aus – damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.« Nach diesen Worten rief er laut: »Lazarus, komm heraus!« Der Tote kam heraus; seine Hände und Füße waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Tuch verhüllt. Jesus sagte: »Nehmt ihm das alles ab und lasst ihn nach Hause gehen!« Viele Leute aus der Stadt, die zu Maria gekommen waren und alles miterlebt hatten, kamen zum Glauben an Jesus. (GNB)

Kommentar: Auch in dieser Wundererzählung (Ruben Zimmermann (2013): Vorbild im Sterben und Leben (Die Auferweckung des Lazarus; Joh 11, 1-12, 11). In: Ders.: Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen, 742-763) geht es um das Bekenntnis.
So bekennt Marta im Verlauf der Erzählung dreimal ihren Glauben:
  • Jesus wird alles von Gott empfangen, worum er bittet;
  • die Toten werden auferstehen am letzten Tag;
  • Jesus ist der Christus der Sohn Gottes, der in die Welt Kommende. 

Die hermeneutische Schlüsselfrage für Joh 11 lautet insofern: Wie erschließen sich im Glauben an Jesus die Grundfragen des menschlichen Lebens und Sterbens, von Tod und Auferstehung?

Die Lazarus-Geschichte sagt uns, dass sich Auferstehung jetzt ereignet. Sie ist das in Jesus gegenwärtige und geschenkte Leben. So fügt sich die Rede von dem durch Christus geschenkten Leben in das übergeordnete Metaphernnetz des Lebens ein, das in dem großen Ich-bin-Bekenntnisworten des Johannes besonders zu Tage tritt.

Auferstehung ereignet sich im Heute im persönlichen Glauben.
Auferstehung ereignet sich im Jetzt in einer authentischen und konsistenten Lebensgestaltung.
Auferstehung ereignet sich im Hier in der Liebe zu Gott und dem Nächsten.

Bonhoeffers Glaubensbekenntnis von 1934:
Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet. 
Amen!

Sonntag, 6. September 2015

15. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 13. September 2015

Einleitung: „'Den Glauben bekennen' - das ist das Schwerpunktthema im Monat September. Das Bekennen des Glaubens ist ja grundsätzliche Aufgabe des Christen, die er bei seiner Taufe übernimmt – und deren Erfüllung ihn erst zum wahren Christen werden lässt: 'In der christlichen Tradition wird gesagt, dass nur die wahrhaft Gläubigen der unsichtbaren, verborgenen Kirche zugeordnet werden, nicht hingegen Getaufte, die weder an Jesus glauben noch ihn als ihren Herrn bekennen' (KNK 6.5).
Die vier Sonntagsgottesdienste im September haben die Aufgabe, jeweils unterschiedliche Facetten herauszustellen, wie der neuapostolische Christ seinen Glauben bekennen kann.
Der zweite Sonntagsgottesdienst stellt dann am Beispiel des Apostels Petrus heraus, wie man sich zum Herrn bekennt: in der Gemeinde, dem Nächsten gegenüber und in recht verstandener Nachfolge."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Bekenntnis zum Herrn“

Lesung und gleichzeitige Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK sind aus „Joh 6, 69: Wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ (LUT)

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir bekennen uns zum Herrn, wenn wir nach seinem Evangelium leben.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Joh 6, 69 gehört zum Bekenntnis des Petrus zu Jesus als Gottes Sohn. Jesus wurde aufgrund seiner Predigt nicht nur von seinen Zeitgenossen kritisiert, sondern auch von Jüngern verlassen (Joh 6, 52-66). Glauben und Erkennen gehören zusammen. Wer sich zu Jesus bekennt, bekennt sich daher zu Gott.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: „Wie Petrus sich deutlich zum Herrn bekannte, wollen wir es auch tun durch unsere
  • Verantwortung in der Gemeinde
  • Liebe zu Gott und zum Nächsten
  • 
Nachfolge“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die zitierte Bibelstelle bezieht sich auf das Erleben des Speisungswunders (Joh 6, 1-25; siehe dazu: Claußen, Carsten, Mehr Prophet als Brotkönig (Die Speisung der fünftausend). In. Zimmermann, 2013, 705ff) und auf die folgende Deutung (Joh, 26-58). Kern der Deutung ist, dass Jesus sich als "Brot des Lebens" vorstellt resp. Johannes Jesus von Nazareth als den Christus verherrlicht (siehe dazu den Post zum 4. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 28. Juni 2015 in diesem Blog.). Diese Deutung ist gleichzeitig der Stein des Anstosses: "Jesus aber sagte zu ihnen: 'Ich versichere euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.'" (NGÜ)
Glauben und Erkennen gehören zusammen. Der Glaube ist nicht blind und die Erkenntnis ist nicht "neutral" oder "objektiv." Er ist mit einem intellektuellen Akt des Anerkennens und des praktischen Vollzuges verbunden. "Wer sagen kann, Jesus habe Worte des ewigen Lebens, hat schon sein Wirken und Geschick als Manifestation des Wirklichkeit Gottes erkannt und sich vertrauend darauf eingelassen. Dementsprechend wird hier im Perfekt formuliert, das im Griechischen die Nachwirkung eines vergangenen Vollzugs zum Ausdruck bringt. Die in der Vergangenheit für Jesus gefällte Entscheidung wirkt bis in die Gegenwart fort" (Wengst, 2014, 274).
"Recht verstandene Nachfolge" (siehe Einleitung) bedeutet, Jesus als den "Heiligen Gottes" (V 69) anzuerkennen und zu glauben, "dass Jesus in den Bereich Gottes gehört und dass er Gott in der Welt [im Heute, im Jetzt; MS] repräsentiert" (ebenda, 275).


An diesem Sonntag feiern wir den 15. Sonntag nach Trinitatis - Gott dachte daran, dass sie Fleisch sind, ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkommt.

„Der 15. Sonntag nach Trinitatis hat "Irdische Güter" zum Thema. Es geht ums Sorgen, die Angst um die Zukunft, um das, was morgen kommt, die Sorge um das leibliche Wohl, um das Dach über dem Kopf. Mancher Predigttext legt eine gewisse Leibfeindlichkeit nahe, etwas, das einzuüben heute gewiss nicht ganz verkehrt ist. Dabei sollte man sich allerdings davor hüten, die Gaben Gottes, von denen wir leben, zu verteufeln.
Oft haben wir uns durch mühsame Arbeit einen Lebensstandard geschaffen, der uns ein Gefühl der Behaglichkeit und des Wohlstandes vermittelt. Diesen Lebensstandard zu erhalten, wird jedoch immer schwieriger, und Sorge um die Zukunft bestimmt unser Leben zusehends. Heute, am 15. Sonntag nach Trinitatis, werden wir durch die Lesungen daran erinnert, dass alles, was wir hier schaffen, vergänglich ist. Es ist tröstlich zu wissen, dass Gott uns nicht im Stich lassen wird, selbst wenn das, was wir haben, verloren geht“ (www.daskirchenjahr.de).

Die Bachkantaten (Johann Sebastian Bach 1685-1750) für den heutigen Sonntag sind:
Jauchzet Gott in allen Landen (BWV 51)
Was Gott tut, das ist wohlgetan (BWV 99)
Warum betrübst du dich, mein Herz (BWV 138)

Im Verlauf der fortlaufenden Bibellese hören wir den Psalm 78, 32-55:
Gottes Wege mit seinem Volk
Doch trotz allem sündigten sie weiter und weiter und schenkten seinen Wundern keinen Glauben. Da ließ er ihre Lebenstage wie nichts zerrinnen und ihre Jahre schwinden in Angst und Schrecken. Wenn er viele von ihnen umkommen ließ, fragten die Übrigen wieder nach ihm. Ja, sie kehrten um von ihren falschen Wegen und suchten Gott. Sie besannen sich darauf, dass Gott ihr Fels ist, und er, der Höchste, ihr Erlöser. Doch wieder betrogen sie ihn mit ihren Worten, sie belogen ihn mit allem, was über ihre Lippen kam. Sie blieben nicht von ganzem Herzen bei ihm und hielten sich nicht treu an den Bund, den er mit ihnen geschlossen hatte. Doch er war barmherzig, er vergab ihre Schuld und tötete sie nicht. Immer wieder hielt er seinen Zorn zurück und ließ seinem Unwillen keinen freien Lauf. Er dachte daran, dass sie Menschen aus Fleisch und Blut sind – ein Windhauch, der kurz aufkommt und nicht mehr wiederkehrt. Doch wie oft lehnten sie sich in der Wüste gegen ihn auf und bereiteten ihm Kummer dort in der Steppe! Wieder und wieder stellten sie ihn auf die Probe und beleidigten ihn, den heiligen Gott Israels. Sie dachten nicht mehr daran, wie er mit starker Hand eingegriffen und sie aus der Gewalt ihrer Unterdrücker befreit hatte. Damals vollbrachte er Zeichen und Wunder in Ägypten, im Gebiet der Stadt Zoan. Er ließ dort Flüsse und Bäche zu Blut werden, so dass man nicht mehr aus ihnen trinken konnte. Er schickte ´den Ägyptern` Schwärme von Ungeziefer, die sie zerfraßen, und Frösche, die ihnen Verderben brachten. Die Frucht ihres Feldes gab er den Insekten preis; die Ernte, für die sie so mühsam gearbeitet hatten, überließ er den Heuschrecken. Ihre Weinstöcke schlug er durch Hagel nieder, und ihre Maulbeerbäume durch Brocken von Eis. Dem Hagel ließ er auch ihr Vieh zum Opfer fallen, ihre Herden dem Blitzschlag. Sein glühender Zorn brach gegen sie los, mit Wut und Grimm stürzte er sie ins Unglück. Er sandte eine Schar von Engeln, die Unheil über sie bringen sollten. Seinem Zorn ließ er freien Lauf, selbst vor dem Tod verschonte er sie nicht, sondern ließ sie durch die Pest umkommen. Alle Erstgeborenen in Ägypten streckte er nieder, ja, er tötete die ältesten Söhne, die kräftigsten im Land der Nachkommen Hams. Dann führte er sein Volk heraus wie ein Hirte seine Schafe, und in der Wüste leitete er sie wie eine Herde. Er führte sie sicher, darum hatten sie keine Angst. Ihre Feinde jedoch begrub das Meer. Er brachte sie in sein heiliges Land und führte sie zu dem Berg, den er mit eigener Hand zu seinem Eigentum gemacht hatte. Die anderen Völker vertrieb er vor ihnen aus dem Land und verteilte es als Erbbesitz an die Stämme Israels. So konnten sie in den Zelten dieser Völker wohnen. (NGÜ)

Die Epistel steht in 1 Petr 5, 5c-11.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich in Mt 6, 25-34:
Ungeteilter Dienst
Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben, ob ihr etwas zu essen oder zu trinken habt, und um euren Leib, ob ihr etwas anzuziehen habt! Das Leben ist mehr als Essen und Trinken, und der Leib ist mehr als die Kleidung! Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte – aber euer Vater im Himmel sorgt für sie. Und ihr seid ihm doch viel mehr wert als Vögel! Wer von euch kann durch Sorgen sein Leben auch nur um einen Tag verlängern? Und warum macht ihr euch Sorgen um das, was ihr anziehen sollt? Seht, wie die Blumen auf den Feldern wachsen! Sie arbeiten nicht und machen sich keine Kleider, doch ich sage euch: Nicht einmal Salomo bei all seinem Reichtum war so prächtig gekleidet wie irgendeine von ihnen. Wenn Gott sogar die Feldblumen so ausstattet, die heute blühen und morgen verbrannt werden, wird er sich dann nicht erst recht um euch kümmern? Habt ihr so wenig Vertrauen? Also macht euch keine Sorgen! Fragt nicht: ›Was sollen wir essen?‹ ›Was sollen wir trinken?‹ ›Was sollen wir anziehen?‹ Mit all dem plagen sich Menschen, die Gott nicht kennen. Euer Vater im Himmel weiß, dass ihr all das braucht. Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstellt, und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen. Quält euch also nicht mit Gedanken an morgen; der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last hat.« (GNB)

Kommentar: Jeder Tag hat also seine eigene Last und Sorge. Wer kennt das nicht? Wir sorgen uns um unseren Lieblingsstar, der zu dick oder zu dünn ist, um unseren Fußballverein, der vom Abstieg "bedroht" ist, um eine Umleitung, die den direkten Weg zur Arbeit versperrt. Wir sorgen uns um unseren kranken Nachbarn, die älter werdenden Eltern, die arbeitslosen Freunde. Wir sorgen uns darum, nicht das Gesicht zu verlieren, keine Fehler zu machen, selber zu verunfallen oder überfallen zu werden. Wir sorgen uns um Elend, Not, Tod und Teufel. Und all dies sollen wir lassen? Herzlos und unempathisch werden? Macht uns das Sorgen um den (Mit-) Menschen nicht erst zum Menschen? Ist nicht "Barmherzigkeit" das höchste Gebot? Und tatsächlich ist die Sorge um den Nächsten von diesem Abschnitt unberührt.
"Macht euch keine Sorgen um Euer Leben" heißt es.
Es geht um den Selbstbezug, die Nabelschau, das larmoyante Selbstmitleid, die Selbstsucht, das Um-sich-selber-drehen. Gott soll Dein Bezugspunkt sein, nicht das eigene Ich. Glauben heißt, sich ganz und gar, mit Haut und Haaren auf Gott zu verlassen. Glauben heißt, Gott die Zügel Deines Lebens zu übergeben. Glauben heißt, Gott Gott sein zu lassen.
Der Name Gottes lautet, das Wesen Gottes ist: "Ich werde da sein" (ab Gen 2, 4). Dies fordert Gott neu von uns ein. "Nehmt mich beim Wort", ruft Gott uns heute im Evangelium zu. Es ist Gottes existenzielle Anrufung an den Menschen.
Zum Weiterlesen: Klaus Berger (2012): Die Bergpredigt - Magna Charta der von Gott geforderten Gerechtigkeit. In: Berger, Evangelium unseres Herrn Jesus Christus. Meditationen zu den Sonntagsevangelien. Lesejahr A, 158-161.
Peter Fiedler (2006): Das Matthäusevangelium, 179-183.