Dienstag, 30. Dezember 2014

Neujahr - Kommentar zu den LG vom 01.01.2015

Einleitung: „Im ersten Gottesdienst im Jahr 2015 werden wir vom Stammapostel dazu aufgerufen, Freude in Christus zu haben. In der Vorbereitung auf die Wiederkunft des Herrn mögen uns in diesem Jahr die Freude über das Heil, die Freude in der Gemeinschaft, die Freude des Dienens und die Freude im alltäglichen Leben größer werden.“

Die Überschrift der LG lautet: „Freude in Christus!“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Hab 3,18: „Aber ich will mich freuen des Herrn und fröhlich sein in Gott, meinem Heil“ (LUT).

Die Predigtgrundlage ist gleichzeitig das Jahresmotto der NAK für 2015. Verkürzt wird es als „Freude in Christus“ wiedergegeben (so geschehen in einem Gottesdienst des Bezirksapostels für die Gebietskirche Norddeutschland Rüdiger Krause vom 28.12.2014 in der Gemeinde Holstein Eutin).

Die Kernbotschaft wird wie folgt formuliert: „Wir wollen uns in Christus freuen!“

Die Predigtgrundlage wird in diesen Kontext gestellt: „In Habakuk 3 wird die Zukunft beschrieben, wie Gott sie dem Propheten offenbart hat. Hier wird das Vertrauen in Gott und die Freude an der Verheißung zum Ausdruck gebracht.“

Die Zusammenfassung der LG lautet: "Wir wollen den Impulsen des Heiligen Geistes folgen, um Freude zu erleben
  • über den Sieg Christi und das Überwinden;
  • über die Gemeinschaft mit Bruder und Schwester und über die Freude unseres Nächsten;
  • im gegenseitigen Dienen;
  • im Alltag" (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die Bibelstelle ist dem „(Psalm-) Gebet des Habakuk“ (Hab 3,1-19) entnommen, das ich an dieser Stelle wiedergeben möchte:
„Herr, ich höre die Kunde, ich sehe, Herr, was du früher getan hast. Lass es in diesen Jahren wieder geschehen, offenbare es in diesen Jahren! Auch wenn du zürnst, denk an dein Erbarmen. Gott kommt von Teman her, der Heilige kommt vom Gebirge Paran. Seine Hoheit überstrahlt den Himmel, sein Ruhm erfüllt die Erde. Er leuchtet wie das Licht der Sonne, ein Kranz von Strahlen umgibt ihn, in ihnen verbirgt sich seine Macht. Die Seuche zieht vor ihm her, die Pest folgt seinen Schritten. Wenn er kommt, wird die Erde erschüttert, wenn er hinblickt, zittern die Völker. Da zerbersten die ewigen Berge, versinken die uralten Hügel. [Das sind von jeher seine Wege.] Die Zelte Kuschans sehe ich voll Unheil; auch in Midian zittern die Zelte. Herr, ist dein Zorn gegen die Flüsse entbrannt [gegen die Flüsse dein Zorn] und dein Groll gegen das Meer, dass du mit deinen Rossen heranstürmst und mit deinen siegreichen Wagen? Du hast den Bogen aus der Hülle genommen, du hast die Pfeile auf die Sehne gelegt. Du spaltest die Erde und es brechen Ströme hervor; dich sehen die Berge und zittern, tosender Regen prasselt nieder; die Urflut brüllt auf und reckt ihre Hände empor. Sonne und Mond bleiben in ihrer Wohnung; sie vergehen im grellen Licht deiner Pfeile, im Glanz deiner blitzenden Lanze. Voll Zorn schreitest du über die Erde, in deinem Groll zerstampfst du die Völker. Du ziehst aus, um dein Volk zu retten, um deinem Gesalbten zu helfen. Vom Haus des Ruchlosen schlägst du das Dach weg und legst das Fundament frei bis hinab auf den Felsen. Mit deinen Pfeilen durchbohrst du den Kopf seiner Krieger, die heranstürmen, um uns zu verjagen. Sie freuen sich schon voll Übermut, in ihrem Versteck den Armen zu fressen. Du bahnst mit deinen Rossen den Weg durch das Meer, durch das gewaltig schäumende Wasser. Ich zitterte am ganzen Leib, als ich es hörte, ich vernahm den Lärm und ich schrie. Fäulnis befällt meine Glieder und es wanken meine Schritte. Doch in Ruhe erwarte ich den Tag der Not, der dem Volk bevorsteht, das über uns herfällt. Zwar blüht der Feigenbaum nicht, an den Reben ist nichts zu ernten, der Ölbaum bringt keinen Ertrag, die Kornfelder tragen keine Frucht; im Pferch sind keine Schafe, im Stall steht kein Rind mehr. Dennoch will ich jubeln über den Herrn und mich freuen über Gott, meinen Retter. Gott, der Herr, ist meine Kraft. Er macht meine Füße schnell wie die Füße der Hirsche und lässt mich schreiten auf den Höhen“ (EU).

„Über die Person Habakuk ist kaum etwas bekannt. Sein Name bezeichnet ursprünglich eine Gerstenpflanze. Habakuk war ein Zeitgenosse Jeremias (um 600 v. Chr.). Schwerpunkt seiner Prophetien ist das Ende der Zeit und das göttliche Gericht“ (ELB; aus dem Vorwort zu Hab, 1202). Das Gebet Habakuk stellt die hymnische Schilderung der Gotteserscheinung dar. Die beiden Psalmen in Nah 1,2-8 und Hab 3,3-15 binden die Prophetien Nahums und Habakuk eng zusammen. 


Mit dem 1. Januar begehen wir das Neujahrsfest - Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst?

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 8:
„Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst?
Herr, unser Herrscher, wie berühmt ist dein Name in aller Welt! Ja, auch am Himmel zeigst du deine Größe und Herrlichkeit. Schon Säuglingen und kleinen Kindern hast du dein Lob in den Mund gelegt, damit sie deine Macht bezeugen. Das hast du so bestimmt, um deine Gegner zu beschämen, um jeden Feind und Rachsüchtigen zum Schweigen zu bringen. Wenn ich den Himmel sehe, das Werk deiner Hände, den Mond und die Sterne, die du erschaffen und ´an ihren Ort` gesetzt hast, ´dann staune ich`: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst? Wer ist er schon, dass du dich um ihn kümmerst! Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, mit Ehre und Würde hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn eingesetzt über deine Geschöpfe, die aus deinen Händen hervorgingen; alles hast du ihm zu Füßen gelegt. Du hast ihm Schafe und Rinder unterstellt und dazu alle frei lebenden Tiere in Feld und Flur, die Vögel, die am Himmel fliegen, ebenso wie die Fische im Meer und alles, was die Meere durchzieht. Herr, unser Herrscher, wie berühmt ist dein Name in aller Welt“ (NGÜ)!

Die Epistel findet sich bei Jak 4,13-15.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 4,16-21:
Die Ablehnung Jesu in seiner Heimat
So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe (Mischzitat aus Jes 61,1 und 58,6). Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt (EU).

Kommentar: Ein zentraler Ausdruck in dem Abschnitt des Lukasevangelium ist der Begriff „Freiheit.“ 
In einem christlichen Sinne verstanden bedeutet Freiheit ein Geschenk Gottes, das dem Menschen vor aller Leistung und trotz aller Schuld aus Gnade gegeben ist. Auf der Grundlage dieser Freiheit darf der Mensch leben und handeln. Zu welch einem Leben ein Mensch durch die Annahme der von Gott geschenkten Freiheit befähigt ist, ist christlichem Glauben gemäß in den Verhaltensweisen des Jesus von Nazareth deutlich geworden:
  • befreiender Umgang mit den damals aus Gesellschaft und Religion Ausgeschlossenen;
  • befreiende Unerschrockenheit politischen und religiösen Anführern gegenüber;
  • befreiendes Unterlaufen gängiger Spielregeln und Normen (Sabbatgebot, Verhalten der Ehebrecherin gegenüber, Bergpredigt);
  • befreiende Überzeugung, dass das Reich Gottes gekommen ist, wodurch die Herrschaftsverhältnisse dieser Welt außer Kraft gesetzt werden (vergl. Mette, Norbert: Freiheit/Befreiung. In: Hübner & Orth, 2007, 62ff).

Sonntag, 28. Dezember 2014

Silvester - Kommentar zu den Leitgedanken vom 31.12.2014

Einleitung: "Im Gottesdienst zum Jahresabschluss schauen wir dankbar auf die uns auch im vergangenen Zeitabschnitt gegebene Gelegenheit, in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi zuwachsen. Ihm geben wir die Ehre! Mit einem „Amen“ wollen wir das Jahr beschließen und damit Gott bekunden, dass unser Glaube an das Evangelium ungeschmälert ist und wir uns nach der Wiederkunft Christi sehnen."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Dem Herrn die Ehre!"

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist 2. Petrus 3,18: "Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus. Ihm sei Ehre jetzt und für ewige Zeiten! Amen."

Als Kernbotschaft wird formuliert: "Wir durften wachsen in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi. Ihm geben wir die Ehre!"

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der zweite Petrusbrief warnt vor allem vor Irrlehrern, die die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi aufgegeben haben. Der Brief gibt dem Bemühen Ausdruck, die apostolische Tradition zu wahren und sie durch nichts entstellen oder überfremden zu lassen. 2 Petr 3,18 ist der Schluss des Briefes, er knüpft unmittelbar an
den Beginn (1 Petr 1,2) an."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst: "In diesem Jahr hatten wir Gelegenheit, in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi zu wachsen. Ihm geben wir die Ehre – schon heute und wenn sein Erlösungsplan abgeschlossen sein wird. Mit einem „Amen“ wollen wir das Jahr beschließen und damit Gott bekunden, dass
  • unser Glaube ungeschmälert ist;
  • wir weiterhin seinen Willen tun;
  • wir bekennen: Gott will unser Heil und das aller Menschen;
  • wir uns nach der Wiederkunft Christi sehnen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Nach ELB entfaltet Petrus an seinem Lebensende im zweiten Petrusbrief sein geistliches Testament: "Christen sollen
  • ihrer Berufung gemäß leben und geistlich wachsen;
  • der Lehre falscher Propheten mit Standhaftigkeit widerstehen;
  • ihr Leben im Blick auf die Wiederkunft Jesu Christi und des Weltenendes gestalten" (ELB, aus der Einleitung zum zweiten Petrusbrief, 1628).
Laut Berger & Nord stellt der Verfasser die Verklärung Jesu in den Mittelpunkt. Sie ist der Brückenpfeiler in der Mitte der Zeiten. Denn sie weist darauf in, dass prophetische Worte in Erfüllung gingen, und sie zeigt zugleich, wie die Verherrlichten am Ende alle aussehen werden.  Gegen die bedrückende Verzögerung des gerechten Gerichtes wendet der Verfasser ein, tausend Jahre seien bei Gott wie ein Tag. Auch kann die Verzögerung als Akt der Gnade und Geduld Gottes interpretiert werden. Gott will, dass der Mensch Buße tut. Aus seiner apokalyptischen Tradition kann er für die Frage, wie es überhaupt weitergehen soll, reiches Material anführen" (BNÜ, aus der Einleitung zum zweiten Petrusbrief, 738).
Zur bleibenden Aktualität von 2 Petr vergleiche ausführlich Frankemölle, 1987, 84-87.


Heute ist der letzte Tage des Jahres 2014, Silvester - Denen, die saßen am Ort und im Schaten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.

In der fortlaufenden Bibellese hören wir aus dem Matthäusevangelium 4,12-17:
"Erstes Auftreten in Galiläa
Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe" (EU).

Die Epistel findet sich bei Röm 8,31-39.

Die Lesung aus dem Evangelium steht in Lk 12,35-40:
"Auf das Kommen des Herrn warten
'Haltet euch bereit und sorgt dafür, dass eure Lampen brennen! Seid wie Diener, deren Herr auf einem Fest ist und die auf seine Rückkehr warten, damit sie ihm sofort aufmachen können, wenn er kommt und an die Tür klopft. Glücklich zu preisen sind die Diener, die der Herr wach und bereit findet, wenn er kommt. Ich sage euch: Er wird sich ´einen Schurz` umbinden und sie zu Tisch bitten, und er selbst wird sie bedienen. Vielleicht kommt er spät in der Nacht oder sogar erst gegen Morgen. Wenn er sie dann bereit findet – wie glücklich sind sie da zu preisen! Ihr könnt gewiss sein: Ein Hausherr, der wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, würde nicht zulassen, dass in sein Haus eingebrochen wird. So sollt auch ihr ständig bereit sein; denn der Menschensohn kommt zu einem Zeitpunkt, an dem ihr nicht damit rechnet'" (NGÜ).

Kommentar: Kernaussage des Gleichnisses ist in der Aussage zu sehen, dass "diejenigen, die bereits in ständiger Bereitschaft auf das Kommen ihres Herren warten, sind jetzt bereits selig, denn ihnen wird die dienende Hingabe ihres Herrn zuteil werden. (...) Das Motiv des dienenden Herren wird christologisch lesbar. (...) Mit der Übernahme der Dienstrolle ist Jesus Vorbild für alle, die um Status konkurrieren. Somit ist die Parabel nicht allein allegorisch zu interpretieren, sondern eröffnet zudem eine hierarchiekritische, ermahnende Perspektive und bietet so dem Leser und Hörer bereits während der Zeit des Wartens beste Gelegenheit, den Statusverzicht selbst immer wieder und nicht nur mental zu wagen und damit Diensthierarchien aufzubrechen (siehe auch: Joh 13,1-20)" (vergleiche dazu ausführlich: Gerber, Christine: Wenn aus Sklavinnen und Sklaven Gäste ihres Herren werden (Von den wachenden Knechten). In: Zimmermann, 2007, 573ff).

Donnerstag, 25. Dezember 2014

1. Sonntag nach Weihnachten - Kommentar zu den LG vom 28.12.2014

Einleitung: "Im Gottesdienst am letzten Sonntag des Jahres 2014 wird zum Ausdruck gebracht, dass wir des Heils gewiss sein dürfen. So, wie sich in der Geburt Jesu die Verheißungen Gottes erfüllten, wird sich auch die Verheißung seiner Wiederkunft erfüllen. Diese Gewissheit lässt uns treu in der Nachfolge Christi bleiben."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Des Heils gewiss!"
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist 1 Tim 3,16: "Groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit."

Als Kernbotschaft wird formuliert: "Gott erfüllt seine Verheißungen zu allen Zeiten."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Das vorgegebene Bibelwort ist ein Bekenntnistext, der in 1 Tim zitiert wird. Er war wohl Bestandteil eines Liedes, das in den urchristlichen Gemeinden gesungen wurde."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • "Wir bekennen, dass in Jesus Christus die Verheißungen Gottes ihre Erfüllung fanden.
  • Wir dürfen gewiss sein, dass Gott auch die Verheißungen erfüllt, die unsere Gegenwart und Zukunft betreffen.
  • Solche Gewissheit des Heils lässt uns geduldig in treuer Nachfolge auf den Herrn warten und seine Taten verkündigen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Der Brief, ein sogen. Pastoralbrief, der nicht von Paulus stammt, spiegelt die Auseinandersetzungen in der autoritätslosen Zeit nach dem Tod des Paulus im Raum Ephesus wider. Titus erhält darin Anweisungen für seine Führungsaufgaben, "die sich am Leitmodell der Kirche als hierarchisch geordnetem 'Haus(halt) Gottes' (1 Tim 3,15) orientieren. Damit steht 1 Tim im Konflikt mit Gruppen, die eine andere Theologie und Ethik vertreten und sich ebenfalls auf Paulus berufen. Sie sehen sich als 'Lehrerinnen und Lehrer' der Tora; 'Erkenntnis' und 'Lernen' sind ihnen wichtig. (...) Anders als der historische Paulus lehnen die Verfasser von 1 Tim es ab, sich mit Gegnerinnen und Gegnern argumentativ auseinander zu setzten, sie qualifizieren sie moralisch ab und halten theologische Streitgespräche für zerstörerisch" (GSB; aus dem Vorwort zum 1. Timotheusbrief, 2185). Ähnliche Situationen ergeben sich bis heute immer wieder in (christlichen) Gemeinden. 2 Handlungsmaximen lassen sich aus 1 Tim ableiten: Diffamierungen erfüllen nicht das Gebot der Nächstenliebe und sind zugunsten sachlicher Argumentationen aufzugeben.


Heute ist der 1. Sonntag nach Weihnachten - „Dein Wort ist wahrhaftig und gewiss."

In der fortlaufenden Bibellese hören wir den Ps 93:
"Das Königtum Gottes
Der Herr ist König, bekleidet mit Hoheit; der Herr hat sich bekleidet und mit Macht umgürtet. Der Erdkreis ist fest gegründet, nie wird er wanken. Dein Thron steht fest von Anbeginn, du bist seit Ewigkeit.
Fluten erheben sich, Herr, Fluten erheben ihr Brausen, Fluten erheben ihr Tosen. Gewaltiger als das Tosen vieler Wasser, gewaltiger als die Brandung des Meeres ist der Herr in der Höhe.
Deine Gesetze sind fest und verlässlich; Herr, deinem Haus gebührt Heiligkeit für alle Zeiten" (EU).

Die Epistel findet sich bei 1. Joh 1,1-4.

Die Lesung aus dem Evangelium steht in Lk 2,21-40:
"Jesus erhält seinen Namen und wird im Tempel Gott geweiht
Nach acht Tagen war es Zeit, das Kind beschneiden zu lassen. Es bekam den Namen Jesus – so wie es der Engel des Herrn angeordnet hatte, noch ehe Maria das Kind empfing. Vierzig Tage nach der Geburt war die Zeit der Unreinheit für Mutter und Kind vorüber, die im Gesetz Moses festgelegt ist. Da brachten die Eltern das Kind in den Tempel nach Jerusalem, um es Gott zu weihen. Denn im Gesetz Gottes heißt es: 'Wenn das erste Kind, das eine Frau zur Welt bringt, ein Sohn ist, soll es dem Herrn gehören.' Zugleich brachten sie das Reinigungsopfer, wie es im Gesetz des Herrn vorgeschrieben ist: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Simeon und Hanna erkennen den Retter und machen ihn bekannt (Der Lobgesang Simeons: Nunc dimittis)
Damals lebte in Jerusalem ein Mann namens Simeon. Er war fromm, hielt sich treu an Gottes Gesetz und wartete auf die Rettung Israels. Er war vom Geist Gottes erfüllt, und der hatte ihm die Gewissheit gegeben, er werde nicht sterben, bevor er den von Gott versprochenen Retter mit eigenen Augen gesehen habe. Simeon folgte einer Eingebung des Heiligen Geistes und ging in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus dorthin brachten und es Gott weihen wollten, wie es nach dem Gesetz üblich war,  nahm Simeon das Kind auf die Arme, pries Gott und sagte:  'Herr, nun kann ich in Frieden sterben, denn du hast dein Versprechen eingelöst! Mit eigenen Augen habe ich es gesehen: Du hast dein rettendes Werk begonnen, und alle Welt wird es erfahren. Allen Völkern sendest du das Licht, und dein Volk Israel bringst du zu Ehren.' Der Vater von Jesus und seine Mutter wunderten sich über das, was Simeon von dem Kind sagte. Simeon segnete sie und sagte zur Mutter Maria: 'Dieses Kind ist von Gott dazu bestimmt, viele in Israel zu Fall zu bringen und viele aufzurichten. Es wird ein Zeichen Gottes sein, gegen das sich viele auflehnen werden. So sollen ihre innersten Gedanken an den Tag kommen. Du aber wirst um dieses Kind viele Schmerzen leiden müssen; wie ein scharfes Schwert werden sie dir ins Herz schneiden.' In Jerusalem lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls aus dem Stamm Ascher. Sie war schon sehr alt. Sieben Jahre war sie verheiratet gewesen, und seit vierundachtzig Jahren war sie Witwe. Sie verließ den Tempel nicht mehr und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Auch sie kam jetzt hinzu und pries Gott. Sie sprach über das Kind zu allen, die auf die Rettung Jerusalems warteten" (GNB).

Kommentar: Ps 93 behandelt die Thematik des Königstums JHWHs in einer konzentrierten Weise und stellt als Eröffnung der Psalmengruppe 93-100 gewissermaßen die Basis für eine Entfaltung einer breiteren Theologie dar. Als König der ganzen Erde ist JHWH derjenige, der dafür Sorge trägt, dass der Erdkreis nicht wankt, dass also die Welt nicht aus den Fugen gerät. Diese Sicherheit des Weltbildes wird hier offenbar mit seinen Thronen, seiner Herrschaft in Verbindung gebracht. Gott wird als der Mittelpunkt eines geordneten Universums vorgestellt (vergl. Schnocks, 2014, 125-131).

In diesem Abschnitt des Evangeliums verknüpft Lukas kunstvoll die Geburt Jesu mit seiner Passion. Er wird bereits bei seiner Geburt als Zeichen Gottes vorgestellt, "gegen das sich viele auflehnen werden."
"Das im Urtext vorher als Parenthese stehende Wort 'durch deine eigene Seele aber wird ein Schwert hindurchgehen' kann sich auf den persönlichen Schmerz Mariens beziehen, aber auch auf die Scheidung des Volkes und seiner Familien, die Maria als Teil Israels mitbetrifft" (Kremer, 1988, 40f).
So nimmt diese Stelle auch das Ringen des Volkes Israels und dessen Passion um die Deutung der Rolle des Jesus von Nazareth vorweg. Lukas kleidet dieses Ringen in die Frage von Johannes dem Täufer: "Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten (Lk 7,19)?
Drittens setzt sich dieser Text mit dem Lebensende jedes einzelnen Menschen auseinander und mit seiner Ewigkeitshoffnung.
Wie z. B. auch bei der Wundererzählung "die Hochzeit zu Kana" (Joh 2,1-12) (vergleiche dazu in diesem Blog den Post vom 19.01.2014) lässt sich dieser Abschnitt wie eine Komprimierung des gesamten Lukasevangeliums lesen.

Dienstag, 23. Dezember 2014

1. Weihnachtsfeiertag - Kommentar zu den LG vom 25.12.2014

Einleitung: "Im Weihnachtsgottesdienst betrachten wir die Geburt Jesu, die in Armut und Not geschah. Diese Armut ist der von Gott gewählte Weg, den Menschen das Heil zu bringen. Die Predigt des Evangeliums, die nach menschlichen Maßstäben eine einfache Predigt ist, gilt insbesondere den Armen, Hilfsbedürftigen. Wir wollen das Heil Gottes in dem schwachen Kind in der Krippe annehmen."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Geburt Jesu – in Armut und Niedrigkeit."

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist Lk 2,7: "Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der
Herberge."

Darüber hinaus findet eine Evangeliumslesung statt: sie ist aus Mt 1,18–23.

Als Kernbotschaft wird formuliert: Die Geburt Jesu geschah in Armut und Not. Das Evangelium spricht oft von Armut."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Die Menschen, die das Lukasevangelium zeigt, sind Bedürftige; Menschen, die Hilfe benötigen."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • "Das Jesuskind wird in Armut geboren. Dies ist der von Gott gewählte Weg, den Menschen den größten Schatz zu bringen: das ewige Leben.
  • Dennoch entscheiden nicht Armut oder Reichtum über die Erlangung des Heils, sondern der Glaube der Menschen – sie müssen ihr Angewiesensein auf Gott erkennen.
  • Auch wenn der Weg Jesu auf Erden von Erniedrigung gekennzeichnet war, ist sein Leben ein großartiger Beweis der Kraft Gottes: Niemand konnte Jesus aufhalten, sein Ziel zu erreichen“ (alle Zitate aus den o. g. LG)! 

Kommentar: "Der Evangelist Lukas bemüht sich sehr intensiv,  Jesus als Messias der Juden zu zeichnen. Er ist so gut mit dem Judentum vertraut, das man ihn selbst als Judenchristen bezeichnen muss. Die Hymnen in der Kindheitsgeschichte bieten bei Lukas ein eindrückliches Bild davon, wie sich der Evangelist die Erfüllung der Väterverheißungen vorgestellt hat. Siehe dazu z. B. Jes 7,14 und Micha 5 sowie Jes 9,1-6: 'Der Friedefürst wird verheißen:
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth' (LUT).

Theologisch kreist das Lukasevangelium um die Pole Armut und Reichtum. "Eine weitere wichtige theologische Größe ist im LkEv der Heilige Geist. Die Entstehung Jesu durch den Heiligen Geist überbietet Johannes der Täufer, der doch auch schon vom Mutterschoß an vom Heiligen Geist erfüllt war. Immerhin noch körperlich sichtbar empfangen die Jünger den Geist zu Pfingsten, und durch Handauflegung wird er später denen zuteil, die ihn noch nicht mit der Taufe empfingen" (BNÜ, aus der Einleitung zum Lukasevangelium, 436f).


Heute begehen wir den 1. Weihnachtsfeiertag - „Siehe der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war." 

Die fortlaufenden Bibellese hören wir aus Mt 2,1-12: 
„Die Weisen aus dem Morgenland
Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): 'Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.'  Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land“ (LUT).

Die Epistel findet sich bei Tit 3,4-7.

Die Lesung aus dem Evangelium steht in Lk 2,15-20:
„Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. Und als acht Tage um waren und man das Kind beschneiden musste, gab man ihm den Namen Jesus, wie er genannt war von dem Engel, ehe er im Mutterleib empfangen war“ (LUT).

Kommentar: Insgesamt 53 mal wird Bethlehem in der Bibel erwähnt, ebenfalls 53 mal der Begriff "Stadt Davids" (LUT). "Lukas schildert die Geburt des neuen Herrschers in der Welt der Hirten, und zwar als Hirtenidylle. Die Hirtenidylle ist das Bild der Frieden bringenden künftigen Herrscher, denn Frieden und Geborgenheit sind nicht abstrakt zu vermitteln - dazu ist 'Idyllik' als Ausdruck menschlicher Sehnsucht notwendig. Dieser zur Zeit des Lukas modernen Form der 'Utopie' kommt aus biblischer Tradition entgegen, dass auch David vor seiner Königsherrschaft Hirte war." Dies verdeutlicht noch einmal das Bemühen des Lukas "Jesus als Messias der Juden zu zeichnen" (Berger, 2012, A, 31ff).

Will man nicht auf die biblische Tradition zurückgreifen, um die Weihnachtsbotschaft zu ergreifen, dem sei folgendes Gedicht anempfohlen:
Rolf Krenzer „Wann fängt Weihnachten an?“
Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt.
wenn der Starke
die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas
mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute
bei dem Stummen verweilt
und begreift,
was der Stumme ihm sagen will,
wenn der Leise
laut wird
und das Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle
bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige
wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel
ein winziges Licht
Geborgenheit,
helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht,
sondern du
gehst
so wie du bist
darauf zu,
dann
ja, dann
fängt Weihnachten an.


Eine Weihnachtsfreude der besonderen Art findet sich hier.

Sonntag, 14. Dezember 2014

4. Advent - Kommentar zu den LG vom 21.12.2014

Einleitung: „Die Gottesdienste der diesjährigen Adventszeit stehen unter dem Thema ‚Hoffnung‘ – die Hoffnung auf den Erlöser, auf den Herrn, der uns beisteht, die Hoffnung auf das kommende Heil in Jesus Christus. Im Bibelwort für den 4. Advent ist die Freude über das Heil enthalten, das im Gottessohn zu den Menschen kommt. Er hat uns aus der Gefangenschaft der Sünde befreit – diese Freude soll uns zum Handeln in seinem Sinn motivieren.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Freude motiviert.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist ein Teil aus „Jes 62,11: Siehe, der Herr lässt es hören bis an die Enden der Erde: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her!“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Die Freude über das Heil, das im Gottessohn zu den Menschen kommt, motiviert zum Handeln in seinem Sinn.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Jes 62,11 gehört in den Zusammenhang der Rückkehr der Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft. Diese Rückkehr konnte nur auf- grund des göttlichen Willens geschehen, sie wurde als Ausdruck des Heilshandelns Gottes verstanden. In unserem Bibelvers bringt Gott sein Handeln allen Völkern zur Kenntnis: Er hat die Gefangenen aus Babylon heimgeführt nach Jerusalem. Die Ankunft des Heils, das in Jes 62 zum Ausdruck gebracht und gefeiert wird, lässt sich auch auf die Geburt Jesu beziehen (Siehe KNK Kapitel 4.7 und 4.8).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Die Befreiung aus der Babylonischen Gefangenschaft bewirkte bei vielen, sich am Wiederaufbau Jerusalems zu beteiligen und damit ihre Zukunft zu sichern.
  • Die Adventszeit gibt uns die Gelegenheit, wieder über den Grund unserer eigenen Befreiung nachzudenken.
  • Freude über die Freiheit in Christus motiviert uns, die Aufgaben zu erfüllen, die er uns übertragen hat“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: „Das Buch ist benannt nach Jesaja (d. h., Gott hilft, Gott rettet. So verweist der Name des Propheten direkt auf den Namen Gottes JHWH), einem Propheten, der im letzten Drittel des 8. Jh. v. Chr. gewirkt hat. (…) Zentrale Themen und Leitwörter sind Gerechtigkeit und Recht, Gericht und Heil. (…) Jesaja weist in seiner endgeschichtlichen Botschaft (Jes 56-66) auf eine künftige Zeit des Friedens hin, in der die Herrlichkeit JHWH über seinem Volk aufgehen wird“ (GSB, aus der Einleitung zum Buch Jesaja, 659). Siehe auch im Post vom 14.12.2014 den Abschnitt zu den sogen. „Seligpreisungen.“


An diesem Sonntag feiern wird den vierten Advent - „Gott ist noch Richter auf Erden.“

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 58:
„Gott ist noch Richter auf Erden
Sprecht ihr in Wahrheit Recht, ihr Mächtigen? Richtet ihr in Gerechtigkeit die Menschenkinder? Nein, mutwillig tut ihr Unrecht im Lande, und eure Hände treiben Frevel. Die Gottlosen sind abtrünnig vom Mutterschoß an, die Lügner gehen irre von Mutterleib an. Sie sind voller Gift wie eine giftige Schlange, wie eine taube Otter, die ihr Ohr verschließt, dass sie nicht höre die Stimme des Zauberers, des Beschwörers, der gut beschwören kann. Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Maul, zerschlage, HERR, das Gebiss der jungen Löwen! Sie werden vergehen wie Wasser, das verrinnt. Zielen sie mit ihren Pfeilen, so werden sie ihnen zerbrechen. Sie gehen dahin, wie Wachs zerfließt, wie eine Fehlgeburt, die die Sonne nicht sieht. Ehe eure Töpfe das Dornfeuer spüren, reißt alles der brennende Zorn hinweg. Der Gerechte wird sich freuen, wenn er solche Vergeltung sieht, und wird seine Füße baden in des Gottlosen Blut; und die Leute werden sagen: / Ja, der Gerechte empfängt seine Frucht, ja, Gott ist noch Richter auf Erden“ (LUT).

Die Epistel findet sich bei Phil 4,4-7.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 1,39-56:
„Marias Besuch bei Elisabeth
Nicht lange danach machte sich Maria auf den Weg ins Bergland von Juda. So schnell sie konnte, ging sie in die Stadt, in der Zacharias wohnte. Sie betrat sein Haus und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth mit dem Heiligen Geist erfüllt und rief laut: ‚Du bist die gesegnetste aller Frauen, und gesegnet ist das Kind in deinem Leib! Doch wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Glücklich bist du zu preisen, weil du geglaubt hast; denn was der Herr dir sagen ließ, wird sich erfüllen‘“ (NGÜ).

Kommentar: „(…). Der Heilige Geist kommt über Elisabeth, als sie Maria begrüßt. Denn der, der dem Herrn begegnet, wird mit Heiligem Geist erfüllt. Maria ist hier Christus-Trägerin wie später die Apostel. (…) Denn wer immer dem Herrn begegnet, sei es direkt, sei es in der Verhülltheit in Marien Leib oder im Wort der Apostel, hat Anteil an ihm in der Weise des Empfangen des Heiligen Geistes. Maria ist daher die Christus Trägerin schlechthin“ (Berger, 2012, C, 30). Siehe dazu auch im Post vom 14.12.2014 den Abschnitt zu den sogen. „Seligpreisungen.“

„Der Heilige Geist
  • bringt Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Gotteserkenntnis mit sich
  • führt den Menschen zu Christus;
  • gewinnt den Menschen für das Reich Gottes;
  • richtet den Menschen auf Gott aus;
  • beteiligt den Menschen am göttlichen Leben“ (Lexikon der Theologie, 2007, Stichwort: „Heiliger Geist“).
Damit ist die „Botschaft von der ‚Ausgießung des Heiligen Geistes‘ keine harmlose Botschaft. Sie radikalisiert die Verheißung, dass durch den Geist Gottes Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Gotteserkenntnis unter den Menschen aufgerichtet werden. Unfreiheit und Spannungen, die uns auch heute noch beschäftigen, werden hier ausdrücklich hervorgehoben: zwischen Frauen und Männer, zwischen alten und jungen Menschen und zwischen freien und unfreien, sozial und politisch besser- oder schlechtergestellten Menschen. Die Ausweitung des Geistes bringt alle diese Menschen in ein neues lebendiges Gemeinschaftsverhältnis vor Gott und untereinander“ (Wörter des Lebens, 2007, Stichwort: „Heiliger Geist“).

Am 21.12.1672 ist der Liederdichter Benjamin Schmolck geboren. Diverse Lieder befinden sich, oft in redigierter Version, da die Texte den Sonderlehren und theologischen Schwerpunkten der NAK angepasst werden, in dem Gesangbuch der NAK.

Weitere Infos zum Benjamin Schmock finden sich unter:

Samstag, 13. Dezember 2014

3. Advent - Kommentar zu den LG vom 14.12.2014

Einleitung: „Die Gottesdienste der diesjährigen Adventszeit stehen unter dem Thema ‚Hoffnung‘ – die Hoffnung auf den Erlöser, auf den Herrn, der uns beisteht, die Hoffnung auf das kommende Heil in Jesus Christus. Der Gottesdienst zum 3. Advent legt den Schwerpunkt auf unsere Vorbereitung auf das Wiederkommen des Gottessohnes. Der Aufruf ‚Werde licht!‘ heißt für uns: Bereite dich auf die Wiederkunft Christi vor und lebe in dieser Hoffnung!“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Zeit der Vorbereitung.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist ein Teil aus „Jesaja 60,1.2: Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Das Wiederkommen des Gottessohnes ist angekündigt. Nutzen wir die Zeit, uns vorzubereiten.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Das 60. Kapitel des Jesaja-Buches bildet einen in sich geschlossenen Text, der eine kommende Heilszeit ankündigt. Das Aufgehen des Lichtes beschreibt das Kommen Gottes und seiner Herrlichkeit zu seinem Volk. Es wird damit selbst zu einem Licht, in das schließlich auch die noch im Dunkel der Gottferne lebenden Völker hineingezogen werden.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Das Kommen des Messias, und damit die große Zeitenwende, waren von Gott verheißen.
  • Das ‚wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet‘, wurde verkannt, obwohl es so deutlich angekündigt war. 
  • Im Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen spricht Jesus auch von der Bedeutung der Vorbereitung. 
  • Der Aufruf: ‚Werde licht!‘, heißt für uns: Lebe mit Jesus Christus“ (alle Zitate aus den o. g. LG)!
Kommentar: „Das Buch ist benannt nach Jesaja (d. h., Gott hilft, Gott rettet. So verweist der Name des Propheten direkt auf den Namen Gottes JHWH), einem Propheten, der im letzten Drittel des 8. Jh. v. Chr. gewirkt hat. (…) Zentrale Themen und Leitwörter sind Gerechtigkeit und Recht, Gericht und Heil. (…) Jesaja weist in seiner endgeschichtlichen Botschaft auf eine künftige Zeit des Friedens hin, in der die Herrlichkeit JHWH über seinem Volk aufgehen wird. In Jesaja 60 wird ‚Adonaj’ als Ausdruck für Gott, JHWH, benutzt, allerdings eher im Sinne eines Ausdrucks für Nähe und eine enge Beziehung zu Gott. Gott ist die Macht über das Leben, die Trost und Heil schaffen kann, die sich auf die Seite der Armen und Elenden stellt“ (GSB, aus der Einleitung zum Buch Jesaja, 659). Gott ist da, zu wärmen, zu erleuchten und alles im hellen Glanz der Vollendung erstrahlen zu lassen.

„Adonai (hebr. אֲדֹנָי ădonāy „mein Herr“), in aschkenasischer Aussprache Adaunoi, Adoinoi, Adonoi, ist eine der Umschreibungen für JHWH, Gottes Eigenname im Tanach, der jüdischen Bibel. Das Wort steht – wie Elohim – im grammatischen Plural (meine Herren), um die Hochachtung vor dem Angeredeten auszudrücken, und ist kein syntaktisch notwendiger Plural. Die Einzahl wäre Adoni. Im Hebräischen wird die Einzahl nur in Zusammenhang mit hochgestellten, herausragenden Persönlichkeiten verwendet. Sonst heißt es einfach Adon. Da Juden den göttlichen Eigennamen „JHWH“ aus Ehrfurcht vor dessen Heiligkeit nicht aussprechen, wird aus der Tora und im Gebet stattdessen Adonai gelesen, während im Gemeingebrauch der Gottesname in der Regel mit HaSchem („der Name“) wiedergegeben wird. Manche gottesfürchtige Juden ersetzen Adonai im alltäglichen Gespräch durch Adoschem, einer Kombination aus Adonai und HaSchem (Aus: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie. Fassung vom 6.12.14).


An diesem Sonntag feiern wird den dritten Advent -„Deine Güte, Herr, sei über uns, wie wir auf dich hoffen.“

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 33:
"Singt dem Herrn ein neues Lied!
Jubelt über den Herrn, die ihr nach seinem Willen lebt! Ja, gut ist es, wenn aufrichtige Menschen Gott loben! Preist den Herrn zum Klang der Zither, spielt für ihn auf der zehnsaitigen Harfe! Singt ihm ein neues Lied, lasst eure Instrumente schön erklingen und ruft eure Freude laut hinaus! Denn das Wort des Herrn ist zuverlässig, treu ist er in allem, was er tut. Er liebt Gerechtigkeit und Recht. Die Erde ist erfüllt von der Gnade des Herrn. Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel erschaffen, das Heer der Sterne durch den Hauch seines Mundes. Er sammelte das Wasser des Meeres und setzte ihm eine Grenze. In die riesigen Meeresbecken füllte er die Fluten. Alle Welt zeige Ehrfurcht vor dem Herrn, alle Bewohner der Erde sollen ihm mit großer Achtung begegnen. Denn er sprach nur ein Wort – und es geschah; er gab einen Befehl – und es kam zustande. Der Herr macht die Absichten der Völker zunichte; ja, er vereitelt ihre eigenmächtigen Pläne. Doch die Absichten des Herrn haben für immer Bestand, seine Pläne setzen sich durch – jetzt und in allen künftigen Generationen. Glücklich zu nennen ist das Volk, dessen Gott der Herr ist, das Volk, das er sich zum Eigentum erwählt hat. Der Herr schaut vom Himmel herab, er sieht alle Menschen. Von seinem Thron aus blickt er herab, er schaut aus nach allen, die auf der Erde wohnen. Er hat sie ja alle erschaffen, eines jeden Herz; er achtet auf alles, was sie tun.  Ein König siegt nicht durch die Stärke seiner Truppen. Ein mutiger Soldat überlebt nicht durch seine große Kraft. Es ist eine trügerische Hoffnung, eine Schlacht durch die Anzahl der Pferde zu entscheiden. Und nicht ihre große Kraft lässt einen Reiter heil davonkommen. Sondern es ist der Herr, dessen Blick auf allen ruht, die ihm mit Ehrfurcht begegnen und voller Zuversicht darauf warten, dass er seine Güte zeigt. Denn er will sie4 vor dem Tod retten und sie in Hungersnot am Leben erhalten. Aus tiefster Seele hoffen wir auf den Herrn; er allein ist unsere Hilfe und der Schild, der uns schützt. Denn an ihm freuen wir uns von ganzem Herzen, und wir vertrauen auf seinen heiligen Namen. Deine Gnade, Herr, sei über uns, wie wir es von dir erhoffen" (NGÜ).

Die Epistel findet sich bei 1 Kor 4,1-5.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 11,2-10:
"Die Anfrage des Täufers Johannes
Der Täufer Johannes hatte im Gefängnis von den Taten gehört, die Jesus als den versprochenen Retter auswiesen; darum schickte er einige seiner Jünger zu ihm. 'Bist du wirklich der, der kommen soll', ließ er fragen, 'oder müssen wir auf einen anderen warten?' Jesus antwortete ihnen: 'Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr hört und seht: Blinde sehen, Gelähmte gehen, Aussätzige werden gesund, Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird die Gute Nachricht verkündet. Freuen darf sich, wer nicht an mir irrewird!"
Jesus spricht über Johannes
Als die Abgesandten des Täufers wieder weggegangen waren, fing Jesus an, zu der Menge über Johannes zu sprechen: 'Als ihr in die Wüste zu ihm hinausgezogen seid, was habt ihr da erwartet? Etwa ein Schilfrohr, das jedem Wind nachgibt? Oder was sonst wolltet ihr sehen? Einen Menschen in vornehmer Kleidung? Solche Leute wohnen in Palästen! Also, was habt ihr erwartet? Einen Propheten? Ich versichere euch: Ihr habt mehr gesehen als einen Propheten! Johannes ist der, von dem es in den Heiligen Schriften heißt: ›Ich sende meinen Boten vor dir her, sagt Gott, damit er den Weg für dich bahnt‹"(GNB).

Kommentar: Wer kennt sie nicht, diese Zweifel von denen Johannes spricht? Heute ist diese Frage des Johannes jedoch absoluter, radikaler zu stellen: Kommt der Herr überhaupt erneut? Gilt der Abschnitt aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis "von dort wird er wiederkommen" noch? Kann der moderne Mensch dies denn heute noch glauben? Dürfen wir auf eine Wiederkunft des Messias heute noch hoffen? Was bedeutet dies heute für uns? Dieses Problem wird in der Theologie als "Parusieverzögerung" bezeichnet.
Unstrittig ist, dass der Kosmos auf einen "Punkt Omega" zugeht, dass das Sonnensystem, so wie wir es heute kennen, endlich ist. Astronomen gehen davon aus, dass unser Sonnensystem etwa 4,46 Milliarden Jahre alt ist und ungefähr noch die gleiche Zeit vor sich hat. Das gesamte Weltall ist demgegenüber etwa 13,8 Milliarden Jahre alt.
Wer wollte angesichts dieser Dimensionen von einer "Verzögerung" sprechen?

Diese Antwort wird jedoch dem Menschen nicht gerecht.
Wie kann dann eine Antwort der Seelsorge auf diese drängende Frage aussehen?

Wir können zu dem Evangelium des heutigen Sonntags zurückkehren. Jesus verweist in seiner Antwort an Johannes explizit auf die sogen. "Seligpreisungen:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet (EU, Mt 5,3-12).

Ich verstehe die "Seligpreisungen" so: Jesus Christus weiß, dass der Reichtum ungerecht verteilt ist und dass es zwischen Menschen Unterschiede gibt; Jesus Christus kennt Trauer und lebt in einem Umfeld, dass von Gewalt und Unfrieden geprägt ist. Er weiß von Ungeduld und Unsicherheit und kennt Zweifel. Dem setzt er sein "Programm" der Barmherzigkeit, der Zuversicht und Friedfertigkeit entgegen. Wenn wir Menschen es schaffen, "reinen Herzens" zu leben, dann schauen wir Gott oder, um in dem Thema der Parusie zu bleiben, dann kommt Gott - täglich neu.
Diese Antwort gibt Jesus von Nazareth auch Johannes: Gott ist da, der Messias ist gekommen.
Diese Antwort gibt der Glaube uns auch heute: Gott ist da, der Messias kommt täglich wieder, in den gerechten, barmherzigen, tröstenden, friedvollen Taten des Menschen am Menschen ereignet er sich täglich neu, "denn das Reich Gottes ist mitten unter euch (oder besser: innerhalb von euch oder inwendig in euch)" (Lk, 17,21).
Zu den "Seligpreisungen" siehe auch die Ausführungen von Fiedler, 2006, 107-109.

Heute ist der Todestag von Carl Philipp Emanuel Bach (*8.3.1714-+14.12.1788). Ihm zu ehren gebe ich hier das Magnificat Wq. 215 wider. 




Soprano: F. Palmer - Contra..: H. Warts - Tenor: R. Tear - Bajo: S. Roberts
Coro del King´s College de Cambridge - Academy Sant Martin in The Fields
Director: P. Ledger

Veröffentlicht am 25.04.2014

Sonntag, 30. November 2014

2. Advent - Kommentar zu den LG vom 07.12.2014

Einleitung: „Die Gottesdienste der diesjährigen Adventszeit stehen unter dem Thema ‚Hoffnung‘ – die Hoffnung auf den Erlöser, auf den Herrn, der uns beisteht, die Hoffnung auf das kommende Heil in Jesus Christus. Im Gottesdienst zum 2. Advent wird der Beistand Gottes in den Mittelpunkt gestellt. Als Vorbild wird hier Maria gezeigt, die sich in besonderer Weise unter den Willen Gottes stellt. Gott steht denen bei, die ihm vertrauen. Wir wollen besonders in Zeiten der Prüfung seinem Willen folgen."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Der Herr ist mit dir!“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Lk 1,28: Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Gott steht denen bei, die ihm vertrauen und sich unter seinen Willen stellen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Nachdem ein Engel die Geburt des Johannes des Täufers verkündigt hatte, trat der Engel Gabriel vor Maria und verkündigte die Geburt des Gottessohnes. Maria antwortete dem Engel: ‚Siehe ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast‘ (Lk 1,38). Ausgehend von diesem Wort wird Maria in der christ- lichen Tradition als Sinnbild der Kirche gedeutet (KNK 3.4.9.5). Die Exegeten betonen die Beispielhaftigkeit der Mutter Jesu im Glauben, in der Gottergebenheit, in der Demut und in der Treue.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Maria hatte einen festen Glauben und vertraute Gott. Sie stellte sich unter Gottes Willen. Diesem Vorbild wollen wir nacheifern, indem wir
  • das Evangelium in unseren Alltag hineintragen;
  • in Zeiten der Prüfung der Begleitung Gottes vertrauen;
  • in der Gemeinschaft mit den Aposteln und den Glaubensgeschwistern bleiben“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK steht in dem folgenden Kontext:
„Ankündigung der Geburt Jesu
Als Elisabeth im sechsten Monat schwanger war, sandte Gott den Engel Gabriel zu einer unverheirateten jungen Frau, die in Nazaret, einer Stadt in Galiläa, wohnte. Sie hieß Maria und war mit Josef, einem Mann aus dem Haus Davids, verlobt. ‚Sei gegrüßt, dir ist eine hohe Gnade zuteil geworden!’, sagte Gabriel zu ihr, als er hereinkam. ‚Der Herr ist mit dir.‘ Maria erschrak zutiefst, als sie so angesprochen wurde, und fragte sich, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: ‚Du brauchst dich nicht zu fürchten, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und wird ›Sohn des Höchsten‹ genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Stammvaters David geben. Er wird für immer über die Nachkommen Jakobs herrschen, und seine Herrschaft wird niemals aufhören.‘ ‚Wie soll das zugehen?‘, fragte Maria den Engel. ‚Ich bin doch noch gar nicht verheiratet.‘ Er gab ihr zur Antwort: ‚Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind, das du zur Welt bringst, heilig sein und Gottes Sohn genannt werden.‘ Und er fügte hinzu: ‚Auch Elisabeth, deine Verwandte, ist schwanger und wird noch in ihrem Alter einen Sohn bekommen. Von ihr hieß es, sie sei unfruchtbar, und jetzt ist sie im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.‘ Da sagte Maria: ‚Ich bin die Dienerin des Herrn. Was du gesagt hast, soll mit mir geschehen.‘ Hierauf verließ sie der Engel“ (NGÜ, Lk 1,26-38).

„Der Text des Evangeliums ist ein trinitarischer Text. Denn hier tritt chronologisch zum ersten Mal in der Geschichte des NT der Heilige Geist neben Vater und Sohn auf“ (Berger, 2012, B, 30).
Bei Lk ist die Lebensentstehung Jesu in der Jungfrau Maria durch den Heiligen Geist als Zeichen für die Gottessohnschaft des Sohnes Mariens zu verstehen. Diese Zeichen ordnet sich durch die Bezugnahme auf den Heiligen Geist stimmig in die Gesamtsicht des NT ein, demnach Jesus als Sohn Gottes derjenige ist, „der da ist, der da war und der da kommt“ (LUT, Offb. 1,8). Nicht die „Jungfräulichkeit“ ist das Wunder, sondern die „Menschwerdung“ (Gottes). Die Kernbotschaft lautet demnach: „Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht“ (NGÜ, Joh 3,16). In so fern ist Jesu Entstehung untrennbar mit seinem Leiden, seiner Auferstehung und seiner Wiederkunft verwoben (siehe unten das Evangelium zum 2. Advent). 

Anm.: „Jungfrau“ charakterisiert das heiratsfähige Mädchen zwischen 12 und 14 Jahren als noch unverheiratet. Sie ist aber durch den Ehevertrag rechtlich bereits an Josef gebunden, wenn sie auch noch nicht mit ihm zusammenlebt.


An diesem Sonntag feiern wird den zweiten Advent - „Wohl dem, der Lust hat am Gesetz des Herrn.“

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 1:
„Zwei Wege zur Wahl
Glücklich zu preisen ist, wer nicht dem Rat gottloser Menschen folgt, wer nicht denselben Weg geht wie jene, die Gott ablehnen, wer keinen Umgang mit den Spöttern pflegt. ´Glücklich zu preisen ist`, wer Verlangen hat nach dem Gesetz des Herrn und darüber nachdenkt Tag und Nacht. Er gleicht einem Baum, der zwischen Wasserläufen gepflanzt wurde: zur Erntezeit trägt er Früchte, und seine Blätter verwelken nicht. Was ein solcher Mensch unternimmt, das gelingt. Ganz anders ist es bei den Gottlosen: Sie gleichen der Spreu, die der Wind wegweht. Darum können sie auch nicht bestehen, wenn Gott Gericht hält. Wer Gott ablehnt, hat keinen Platz in der Gemeinde derer, die nach seinem Willen leben! Der Herr wacht schützend über dem Weg der Menschen, die seinen Willen tun. Der Weg aber, den die Gottlosen gehen, führt ins Verderben“ (NGÜ).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 21,25-33:
„Vom Kommen des Menschensohnes
Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe. Und er gebrauchte einen Vergleich und sagte: Seht euch den Feigenbaum und die anderen Bäume an: Sobald ihr merkt, dass sie Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr (all) das geschehen seht, dass das Reich Gottes nahe ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (EU).




Veröffentlicht am 24.06.2013
Johannes Eccard (1553-1611): Übers Gebirg Maria geht
UniversitätsChor, München. Leitung: Johannes Kleinjung.

Freitag, 28. November 2014

1. Advent - Kommentar zu den LG vom 30.11.2014

Vorbemerkungen zum neuen Kirchenjahr
Mit den Ewigkeitssonntag am 23.11.2014 endete das Kirchenjahr und wir kehren mit dem aktuellen Post zum 1. Advent an den Anfang des Jahrkreises zurück.
In diesem Jahr werde ich mich nicht auf Senftleben (1988) beziehen, sondern mich am stärker katholisch geprägten Neukirchner Kalender 2014 und 2015 orientieren (NK 2014 resp. NK 2015). Ich werde die Psalmen der dort vorgeschlagenen „fortlaufenden Bibellese“ und das Evangelium des jeweiligen Kirchensonntags zitieren. Die Epistel werde ich angeben. Die Überschriften der jeweiligen Tagesabschnitte im NK, die in der Regel dem jeweiligen Psalm entnommen sind, werde ich ebenfalls als Überschrift für den 2. Teil des Posts nutzen.
Im ersten Teil, Zusammenfassung und Kommentierung der Leitgedanken der NAK, wird alles beim Alten bleiben.

Einleitung: "Mit dem 1. Advent, der in diesem Jahr auf den letzten Novembersonntag fällt, beginnt das neue Kirchenjahr. Im Advent feiern wir die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Gleichzeitig erinnert der Advent daran, dass Jesus Christus nicht nur der in die Welt Gekommene, sondern auch der Wiederkommende ist und wir uns auf seine Wiederkunft stets vorbereiten sollen.
Die Gottesdienste der diesjährigen Adventszeit stehen unter dem Thema 'Hoffnung' – die Hoffnung auf den Erlöser, auf den Herrn, der uns beisteht, die Hoffnung auf das kommende Heil in Jesus Christus. Zur Erinnerung: Der Gottesdienst zum 1. Advent beleuchtete die Hoffnung, nämlich die der Sünder im Alten Bund: Der 'Erlöser' wird erwartet."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Hoffnung auf den Herrn.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK ist ein Teil aus „Maleachi 3,1: Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht.“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir wollen den Herrn mit ganzem Herzen suchen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Die Prophezeiung Maleachis bezog sich zunächst auf die Ankunft des Messias. Jesus nahm Bezug darauf. In Mt 11,10 bezeichnet er Johannes den Täufer als den Boten, den der Prophet ankündigt. Er selbst wurde von Johannes als Messias angekündigt (Mk 1,7).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Wir wollen den Herrn mit ganzem Herzen suchen, indem wir
  • nach seinem Willen fragen;
  • aus Liebe seine Nähe suchen und ihm dienen;
  • nach Gnade verlangend sind.
Wir wollen in der Gemeinschaft mit den Aposteln bleiben und uns auf die Wiederkunft Jesu Christi vorbereiten lassen“ (alle Zitate aus den o. g. LG)!

Kommentar: Es wird nur ein Teil aus Mal 3,1 zitiert. Vollständig lautet der Vers: „Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt!, spricht der HERR Zebaoth“ (LUT).

Eine andere Übersetzung lautet wie folgt: „Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite. Und plötzlich kommt zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Engel des Bundes, den ihr herbeiwünscht, siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen (ELB).

„Der Name Malachi bedeutet ‚Mein Bote.‘ Das Buch Malachi besteht aus sechs Botschaften: Gottes Liebe zu Israel; Gottes Gericht über die israelitische Priesterschaft; Anklage gegen Mischehe und Ehescheidung; Der Bote Gottes und das kommende Gericht; Die Notwendigkeit der Bekehrung; Heil und Unheil am Tag des Gerichtes (ebd., 1227). Das Bibelwort ist ein Zitat aus der Vierten Botschaft.


An diesem Sonntag feiern wird den ersten Advent - „Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!“

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 24:
„Der Einzug des Herrn in sein Heiligtum
Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt. Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte? Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer. Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs. Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit. Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr, stark und gewaltig, der Herr, mächtig im Kampf. Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit. Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit“ (EU).

Die Epistel findet sich in Röm 13,8-14.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 21,1-9:
„Der Einzug in Jerusalem
Als sie nicht mehr weit von Jerusalem entfernt waren und in die Nähe von Betfage am Ölberg kamen, schickte Jesus zwei Jünger voraus. Er gab ihnen folgende Anweisung: ’Geht in das Dorf, das ihr vor euch seht. Gleich ´beim Ortseingang` werdet ihr eine Eselin finden, die angebunden ist, und bei ihr ein Fohlen. Bindet sie beide los und führt sie zu mir. Und sollte jemand etwas zu euch sagen, dann antwortet: ›Der Herr braucht die Tiere.‹ Dann wird man sie sofort mit euch gehen lassen.’ Das geschah, weil sich erfüllen sollte, was durch den Propheten vorausgesagt worden war: ›Sagt der Tochter Zion: Dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig, und er reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.‹ Die beiden Jünger machten sich auf den Weg und führten alles so aus, wie Jesus es ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Mäntel über die Tiere, und Jesus setzte sich darauf. Scharen von Menschen breiteten ihre Mäntel auf dem Weg aus; andere hieben Zweige von den Bäumen ab und legten sie auf den Weg. Vor und hinter Jesus drängten sich die Menschen und riefen: ‚Gepriesen sei der Sohn Davids! ›Gesegnet sei er, der im Namen des Herrn kommt!‹ Gepriesen sei Gott in der Höhe‘“ (NGÜ).


Kommentar:
Der Esel als Symbol: „Der Esel gehört zu jenen Tieren, die symbolkundlich sehr diskrepant gedeutet werden. Die diskrepante Deutung geht von Dummheit, Faulheit, Trägheit und Starrsinn einerseits bis hin zu Eigensinn (positiv gedeutet im Sinne von dem eigenen Sinn folgen), sexueller Kraft und Vitalität andererseits.
Im Christentum finden wir in Genesis 49, 11 den Jakobsegen über Juda: ‚Er bindet seinen Esel an den Weinstock und an die Rebe das Füllen seiner Eselin […]', was wiederum auf die Verwandtschaft des Esels mit Dionysos hinweist. Im Buch Num schlug Bileam seinen Esel mit der Peitsche, weil das Tier abrupt innehielt. Doch das Tier hatte angehalten, weil ihm sein Instinkt und seine eigene Demut ermöglicht haben, einen Engel wahrzunehmen, der mitten auf dem Weg stand, die Gegenwart des Göttlichen.
Ebenso aus dem christlichen Kulturkreis kommend, begegnet uns der Esel bei Christus Geburt neben dem Ochsen und als Reittier der Maria auf der Flucht nach Ägypten als auch beim Einzug Jesu in die Stadt Jerusalem, was in diesem Zusammenhang meistens als Symbol für Sanftheit und Demut gedeutet wird. Die Krieger ritten im Gegensatz dazu auf Pferden. Andererseits konnten aber auch Eselsfüllen und vor allem weiße Esel zu jener Zeit auch als Zeichen für Vornehmheit gelten. In der unmittelbaren Nähe des Christuskindes könnten wir im Esel auch die archetypische Gestalt des verborgenen göttlichen Kindes sehen, dies jedoch verschattet, eben eselhaft, dessen Entwicklungsaufgabe es ist, sich zur wirklichen königlichen Gestalt zu wandeln, also ein wirklich souveräner Mensch zu werden. Quelle: Symbollexikon. symbolonline.de. Download vom 27.11.2014.

Dienstag, 18. November 2014

Gedenktag der Entschlafenen - Kommentar zu den LG vom 23.11.2014

Einleitung: „In den Gottesdiensten dieses Monats wird die Liebe Gottes zum Menschen in unterschiedlichen Facetten beleuchtet, die schließlich Erwiderung durch den Menschen dem Nächsten gegenüber zur Folge hat: Am 23.11. beschäftigen wir uns mit der Antwort auf Gottes Liebe zu uns. Wir sind aufgerufen, fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal und beharrlich im Gebet zu sein. Gott vertröstet nicht, er schenkt dem Sünder wahren Trost. Dieser ist vornehmlich in der Sendung seines Sohnes zum Heil der Sünder begründet. Dieser Gedanke leitet über zum ersten Advent, dem Beginn des neuen Kirchenjahres.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Unsere Hoffnung heiß Jesus Christus!“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Rö 12, 12: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Freude in der Hoffnung, Geduld in der Trübsal und Beharrlichkeit im Gebet stärken und trösten auf den Tag Christi hin.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Apostel Paulus kommt in Rö 12 auf das Leben des Christen zu sprechen, das wie ein Gottesdienst sei. Die Gnadengaben, so der Apostel, sind wie Glieder eines Leibes, die zusammenwirken. Im Anschluss an diese Gedanken gibt der Apostel Hinweise auf das rechte Leben in der Gemeinde – daraus stammt unser Bibelwort.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Jesus Christus ist Grund und Gegenstand unserer Hoffnung.
  • Wir freuen uns darauf, in die ewige Gemeinschaft mit ihm eingehen zu können.
  • In der Zeit des Wartens wollen wir einen starken Glauben unter Beweis stellen.
  • Die Beharrlichkeit im Gebet lässt uns lebendigen Glauben und Hoffnung bewahren“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Rö 12, 12 lautet in anderen Übersetzungen wie folgt:
„Freut euch und hofft. Haltet in der Bedrängnis stand. Beharrt im Gebet“ (JZF).
"Sei fröhlich, wenn Ihr hoffen dürft, geduldig im Schmerz und beharrlich in Euren Gebeten" (Walter Jens, Der Römerbrief, 2000).
„Blickt froh in die Zukunft, seid standhaft in der Bedrängnis und ausdauernd im Gebet“ (BNÜ)
„Freut euch, weil ihr Hoffnung habt. Haltet durch, wenn ihr in Not seid, und hört nicht auf zu beten“ (GSB).

„In Rö 12, 1-2 formuliert Paulus eine allgemeine Grundlage christlicher Ethik: Heiligkeit, Distanz zur Welt und die Erfüllung des Willen Gottes, d. h. das Tun des Guten, des Wohlfälligen, des Vollkommenen. Paulus formuliert eine christliche Ethik, die Gottes Willen als Richtschnur hat und der Welt distanziert gegenübersteht. Sie ist ganz grundsätzlich dem Guten verpflichtet. Wie dies allgemein ‚Gute‘ aussehen kann, führt Paulus nun in einzelnen paränetischen Abschnitten aus. Die Reihenfolge ist eher locker. Paulus gibt also kein neues Gesetz, sondern Ratschläge, die ihm wichtig erscheinen“ (Wischmeyer, Oda, Römerbrief, 269. In: Wischmeyer, 2006).


"Am 23.11.2014 feiern wir den Gedenktag der Entschlafenen (Totensonntag) - Die Hoffnung des ewigen Lebens“ (Senftleben, 1988, 89).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 102:
„Hoffnung in der Not
Gebet eines Unglücklichen, dem die Kräfte schwinden und der dem Herrn seine Not klagt. Herr, höre mein Gebet, lass meinen Hilferuf zu dir dringen! Jetzt, am Tag der Not, verbirg dich doch nicht vor mir! Höre mich jetzt, ich schreie zu dir; erhöre mich bald! Mein Leben schwindet dahin wie ein Rauch, mein ganzer Körper glüht wie ein Ofen. Meine Lebenskraft verdorrt wie Gras in der Sonnenglut, denn ich kann keinen Bissen mehr anrühren. Ich kann nur noch stöhnen und bin nichts als Haut und Knochen. Ich gleiche dem Vogel in der Wüste, der Eule, die in Ruinen haust. Ich liege wach, ich bin wie ein Vogel, einsam und allein auf dem Dach. Ständig beschimpfen mich meine Feinde. Wenn sie jemand verwünschen wollen, nennen sie meinen Namen und sagen: 'So wie den soll dich das Unglück treffen!' Staub und Asche habe ich als Brot und Tränen mischen sich in mein Getränk. In deinem Unmut und Zorn über mich hast du mich gepackt und zu Boden geschleudert. Mein Leben gleicht dem sinkenden Tag: Bald wird die Nacht die Schatten verschlingen. Wie Gras auf der Wiese verwelke ich. Doch du, Herr, regierst für alle Zeiten, deinen Namen wird man nennen in allen kommenden Generationen. Du wirst eingreifen und Erbarmen haben mit der Zionsstadt. Es ist Zeit, dass du dich um sie kümmerst; die festgesetzte Stunde ist gekommen! Wir, deine Diener, lieben auch noch ihre Steine; es tut uns weh, dass sie in Trümmern liegt. Den Herrn sollen alle Völker anerkennen, alle Herrscher der Erde sollen sich beugen vor seiner Hoheit und Macht! Denn der Herr baut die Zionsstadt wieder auf, er zeigt sich in seiner Macht und Hoheit. Das Gebet der Unterdrückten weist er nicht ab, sondern nimmt es freundlich an. Diese Worte soll man aufschreiben für eine kommende Generation. Dann wird ein neu erschaffenes Volk den Herrn preisen. Von seiner heiligen Wohnung im Himmel blickt der Herr herab auf die Erde, um das Stöhnen der Gefangenen zu hören und die zum Tod Verurteilten freizulassen. Sie werden den Herrn auf dem Zionsberg rühmen, in ganz Jerusalem werden sie ihn preisen, wenn die Völker dort zusammenkommen und alle Königreiche ihm Ehre erweisen. Der Herr hat meine Kraft zerbrochen mitten in meinem Lauf, er hat mein Leben abgekürzt. Darum sage ich zu ihm: 'Mein Gott! Lass mich doch nicht im besten Alter sterben!' Du selber überdauerst die Generationen. Du hast die Erde gegründet vor langer Zeit, den Himmel hast du gemacht mit eigener Hand. Sie werden vergehen, du aber bleibst. Sie werden alt und zerfallen wie Kleider, du wechselst sie aus wie ein Gewand, und sie müssen verschwinden. Du aber bleibst derselbe und deine Jahre werden nicht enden. Unsere Kinder werden in Sicherheit wohnen und auch ihre Kinder werden sicher sein unter deinem Schutz“ (GNB).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 5, 24-29:
„Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen. Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater das Leben in sich hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben. Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht“ (EU).

Kommentar: Die Verkündigung Jesu hat das Vertrauen auf Gott zum Ziel: den Glauben. Wer so glaubt, „kann nicht verloren gehen, verfällt als solcher nicht dem richtenden Urteil Gottes und hat so schon ‚ewiges Leben.‘ Der Überschritt vom Tod zum Leben wird hier nicht erst am Ende der Zeit erwartet, sondern vollzieht sich schon jetzt. Ami erhalten die Begriffe ‚Tod’ und ‚Leben’ in ihrer Bedeutung eine andere Dimension. Es gibt einen Tod vor dem Tod, eine Lebensführung, die den Namen ‚Leben‘ nicht verdient. Wirkliches Leben ist im Vertrauen auf Gott geführtes, von ihm geleitetes und deshalb auch verheißungsvolles Leben. Die in der Lesung genannten Toten sind ja keine Gestorbenen, sondern durchaus physisch lebendige Menschen, die aber in der Haltung und Führung ihres Lebens kein Vertrauen auf Gott erkennen lassen. Das gemeinte Leben wird in der Gemeinschaft der Gemeinde erfahren“ (Wengst, 2004, Bd. I, 211).

Das unten verlinkte Werk von Johann Sebastian Bach ist seine wohl älteste erhaltene Kantate. Perfekt, zum Ende des Kirchenjahres.





Johann Sebastian Bach (1685-1750):
Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir. Kantate, BWV 131.
Coro: Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir
Arioso Bajo: So du willst, Herr, Sünde zurechnen
Coro: Ich harre des Herrn, meine Seele harret
Aria Tenor: Meine Seele wartet auf den Herrn von einer
Coro: Israel hoffe auf den Herrn

Howard Crook, Tenor; Peter Kooy, Bass; Collegium Vocale, Ghent - Philippe Herreweghe

Hochgeladen am 28.06.2011

Mittwoch, 12. November 2014

Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr - Kommentar zu den LG vom 16.11.2014

Einleitung: „In den Gottesdiensten dieses Monats wird die Liebe Gottes zum Menschen in unterschiedlichen Facetten beleuchtet, die schließlich Erwiderung durch den Menschen dem Nächsten gegenüber zur Folge hat: (...) Thema des Gottesdienstes am Sonntag, den 16.11., ist die Botschaft: Wer Gottes Liebe erkennt und sich auf den Weg der Erlösung begibt, will dieses 'persönliche' Geschenk im Sinne des 'Doppelgebotes der Liebe' (KNK 5.2.2 und 5.2.3) auch dem Nächsten durch persönliche Zuwendung erfahrbar machen, denn: Liebe will sich dem Nächsten mitteilen – eine Grundüberzeugung, die im Evangelium Christi angelegt ist (siehe die ersten Sätze im Vorwort zum KNK)."
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „In Gottes Liebe bleiben.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „1 Joh 4, 16: Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Gottes Liebe zu erkennen ist allein aus dem Glauben heraus möglich.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „1 Joh 4, 7 ff thematisiert die Liebe – die Liebe Gottes zu den Menschen und die Liebe der Menschen untereinander. Liebe ist eines der wesentlichen Themen des 1 Joh. Die Aussagen 'Gott ist Liebe', 'Gott ist Licht' (1 Joh 1, 5) und 'Gott ist Geist' (Joh 4, 24) drücken etwas Wesentliches über Gottes Wesen aus, ohne es erschöpfend zu benennen. Siehe auch KNK 3.1.6.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Der Gläubige kann Gott in seiner Liebe als den Rufenden und Handelnden erkennen.
  • Die Liebe Gottes bahnt den Weg zur Erlösung.
  • Gottes Liebe ist ein Geschenk, das wir zum Dienst am Nächsten nutzen wollen.
  • Gottes Liebe führt uns zur Vollendung“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Ich möchte den Kommentar mit einer anderen Übersetzung der o. g. Predigtgrundlage einleiten: „Die Liebe, die Gott uns entgegenbringt haben wir erfahren, und an ihr halten wir uns fest. Gott ist ein anderes Wort für Liebe, und Liebe ist ein anderes Wort für Gott. Wer tätig und dauerhaft Liebe übt, der bleibt Gott nahe, und dessen Herz erfüllt Gott mit seiner Gegenwart“ (BNÜ).

Das Thema des 1 Joh, der eher eine Predigt ist, denn ein Brief, ist die Liebe:
„In 1 Joh wird der enge Zusammenhang zwischen Bekenntnis und Liebe betont. Beides hängt deshalb zusammen, weil der Sohn Gottes wie jedes Kind Gottes Gott in seiner Liebe nachahmt, die von Gott empfangene Liebe weitergeben muss. Jesus als Sohn Gottes anzuerkennen heißt daher nichts anderes, als diesen Zusammenhang auch anzuerkennen“ (BNÜ, Einleitung zu 1 Joh, 64).
„Das wichtigste Thema ist die Liebe. Das eigene Handeln soll von Liebe bestimmt sein, denn dies entspricht Gottes Liebe, an die immer wieder erinnert wird. Die Liebe ist die Lösung für Konflikte im Miteinander der Gemeinde“ (GSB, Einleitung zu 1 Joh, 2244).


„Am 16.11.2014 feiern wir den "Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr - Weltgericht und hören die Erzählung vom Weltgericht und werden daran erinnert, dass auch wir nicht dem Gericht ausweichen können. Aber wir wissen, dass wir hindurchkommen durch die Liebe Gottes, die er uns in seinem Sohn Jesus Christus bewiesen hat. Diese Liebe wollen wir auch in unserem Leben weitergeben“ (Senftleben, 1988, 86). Dieser Tag ist auch der "'Gebetstag für verfolgte Christen.' Rund 100 Millionen Menschen werden weltweit wegen ihres Bekenntnisses zu Jesus Christus verfolgt. Noch nie waren es soviel wie in unserer Zeit. Eingesperrt und ausgegrenzt, entrechtet, gefoltert, getötet - Verfolgung hat 1000 Gesichter. Mit Christen der weltweiten evangelischen Allianz aus über 100 Ländern wollen wir heute Gott für unsere Geschwister bitten“ (Neukirchener Kalender 16. November 2014 / 47. KW).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 52:
„Gott zieht sein Volk zur Rechenschaft
Gott, der Herr, er spricht; sein Ruf ergeht an alle, die auf der Erde wohnen, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Vom Zion aus, dem Berg von vollendeter Schönheit, erscheint er in herrlichem Glanz. Unser Gott kommt, und er wird nicht schweigen! Verzehrendes Feuer geht ihm voran, gewaltige Stürme brausen rings um ihn. Himmel und Erde ruft er ´als Zeugen`, wenn er über seinem Volk zu Gericht sitzen wird. ´Er sagt`: »Versammelt vor mir alle, die mir treu ergeben sind, alle, die mir ihre Opfer dargebracht und dabei den Bund mit mir geschlossen haben.« Der ganze Himmel verkündet, dass Gott gerecht ist, er selbst hat den Platz des Richters eingenommen. »So höre doch, mein Volk, jetzt rede ich mit dir! Israel, ich muss dich ermahnen! Ich bin Gott, ja, dein Gott bin ich. Nicht wegen deiner Schlachtopfer klage ich dich an, auch deine Brandopfer bringst du mir ja regelmäßig dar. Ich brauche keine Stiere aus deinem Stall und keine Böcke von deinen Weiden. Denn alle Tiere in Wald und Flur gehören mir ohnehin, auch das Vieh auf tausenden von Hügeln. Ich kenne jeden Vogel in den Bergen, ´alles`, was sich in Feld und Wiese regt, ist mir vertraut. Würde ich je Hunger verspüren, ich bräuchte es dir nicht zu sagen, denn mir gehört der ganze Erdkreis mit all seiner Fülle. Esse ich etwa Fleisch von Stieren? Trinke ich denn Blut von Böcken? Zeige Gott deinen Dank – das ist das Opfer, das ihm gefällt! Erfülle die Gelübde, die du vor ihm, dem Höchsten, abgelegt hast! Rufe zu mir in Tagen der Not. Dann werde ich dich retten, und du wirst mich preisen.« Zu dem aber, der ihn missachtet, spricht Gott: »Was sagst du überhaupt meine Gebote auf? Warum nimmst du die Weisungen meines Bundes immer wieder in den Mund? Gleichzeitig verabscheust du selbst jede Zurechtweisung, ja, meine Worte wirfst du achtlos hinter dich! Wenn du einen Dieb siehst, freundest du dich mit ihm an, und mit Ehebrechern verbündest du dich. Aus deinem Mund sprudelt Bosheit hervor, und mit deiner Zunge knüpfst du ein Lügennetz. Wenn du mit anderen zusammensitzt, redest du schlecht über deinen Nächsten, sogar deinen leiblichen Bruder bringst du in Verruf. Das alles hast du getan, und bisher habe ich dazu geschwiegen. Da dachtest du, ich sei genau wie du. Aber ich werde dich zur Rede stellen und dir dein Verhalten vor Augen führen. Ihr, die ihr Gott vergesst, nehmt euch diese Warnung doch zu Herzen! Denn sonst werde ich euch zerreißen ´wie ein Löwe`, und dann kann euch niemand mehr helfen! Wer mir seinen Dank zeigt, der bringt mir ein Opfer dar, das mich ehrt. So ebnet er den Weg, auf dem ich ihm Gottes Rettung zeige« (NGÜ).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 25, 31-46:
Endzeitrede: Das Gericht
„Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an! Denn mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf; nackt, und ihr bekleidetet mich; ich war krank, und ihr besuchtet mich; ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir.  Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich? Oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf? Oder nackt und bekleideten dich? Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan. Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir nicht zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidetet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besuchtet mich nicht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan. Und diese werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben“ (ELB).

Kommentar:
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Diese Gedicht ist von Emil Gustav Friedrich Martin Niemöller (* 14. Januar 1892 in Lippstadt; † 6. März 1984 in Wiesbaden). Er war ein deutscher evangelischer Theologe und führender Vertreter der Bekennenden Kirche sowie Präsident im Ökumenischen Rat der Kirchen. Während er anfänglich dem Nationalsozialismus positiv gegenüberstand, entwickelte er sich während des Kirchenkampfes und seit 1937 als Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen allmählich zum Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Nach 1945 engagierte er sich für eine Neuordnung der Evangelischen Kirche und in der Friedensbewegung.

Am heutigen Sonntag führt die Kantorei an St. Michaelis in Eutin das Stabat Mater von Antonin Dvorak (1841-1904) auf. Die Gesamtleitung hat KMD Martin West.





Antonín Dvořák (1841-1904): Stabat Mater
Nikolaus Harnoncourt conducts the Arnold Schoenberg Choir and Chamber Orchestra of Europe - 
Veröffentlicht am 16.07.2012