Donnerstag, 25. Dezember 2014

1. Sonntag nach Weihnachten - Kommentar zu den LG vom 28.12.2014

Einleitung: "Im Gottesdienst am letzten Sonntag des Jahres 2014 wird zum Ausdruck gebracht, dass wir des Heils gewiss sein dürfen. So, wie sich in der Geburt Jesu die Verheißungen Gottes erfüllten, wird sich auch die Verheißung seiner Wiederkunft erfüllen. Diese Gewissheit lässt uns treu in der Nachfolge Christi bleiben."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: "Des Heils gewiss!"
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist 1 Tim 3,16: "Groß ist, wie jedermann bekennen muss, das Geheimnis des Glaubens: Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit."

Als Kernbotschaft wird formuliert: "Gott erfüllt seine Verheißungen zu allen Zeiten."

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Das vorgegebene Bibelwort ist ein Bekenntnistext, der in 1 Tim zitiert wird. Er war wohl Bestandteil eines Liedes, das in den urchristlichen Gemeinden gesungen wurde."

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • "Wir bekennen, dass in Jesus Christus die Verheißungen Gottes ihre Erfüllung fanden.
  • Wir dürfen gewiss sein, dass Gott auch die Verheißungen erfüllt, die unsere Gegenwart und Zukunft betreffen.
  • Solche Gewissheit des Heils lässt uns geduldig in treuer Nachfolge auf den Herrn warten und seine Taten verkündigen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Der Brief, ein sogen. Pastoralbrief, der nicht von Paulus stammt, spiegelt die Auseinandersetzungen in der autoritätslosen Zeit nach dem Tod des Paulus im Raum Ephesus wider. Titus erhält darin Anweisungen für seine Führungsaufgaben, "die sich am Leitmodell der Kirche als hierarchisch geordnetem 'Haus(halt) Gottes' (1 Tim 3,15) orientieren. Damit steht 1 Tim im Konflikt mit Gruppen, die eine andere Theologie und Ethik vertreten und sich ebenfalls auf Paulus berufen. Sie sehen sich als 'Lehrerinnen und Lehrer' der Tora; 'Erkenntnis' und 'Lernen' sind ihnen wichtig. (...) Anders als der historische Paulus lehnen die Verfasser von 1 Tim es ab, sich mit Gegnerinnen und Gegnern argumentativ auseinander zu setzten, sie qualifizieren sie moralisch ab und halten theologische Streitgespräche für zerstörerisch" (GSB; aus dem Vorwort zum 1. Timotheusbrief, 2185). Ähnliche Situationen ergeben sich bis heute immer wieder in (christlichen) Gemeinden. 2 Handlungsmaximen lassen sich aus 1 Tim ableiten: Diffamierungen erfüllen nicht das Gebot der Nächstenliebe und sind zugunsten sachlicher Argumentationen aufzugeben.


Heute ist der 1. Sonntag nach Weihnachten - „Dein Wort ist wahrhaftig und gewiss."

In der fortlaufenden Bibellese hören wir den Ps 93:
"Das Königtum Gottes
Der Herr ist König, bekleidet mit Hoheit; der Herr hat sich bekleidet und mit Macht umgürtet. Der Erdkreis ist fest gegründet, nie wird er wanken. Dein Thron steht fest von Anbeginn, du bist seit Ewigkeit.
Fluten erheben sich, Herr, Fluten erheben ihr Brausen, Fluten erheben ihr Tosen. Gewaltiger als das Tosen vieler Wasser, gewaltiger als die Brandung des Meeres ist der Herr in der Höhe.
Deine Gesetze sind fest und verlässlich; Herr, deinem Haus gebührt Heiligkeit für alle Zeiten" (EU).

Die Epistel findet sich bei 1. Joh 1,1-4.

Die Lesung aus dem Evangelium steht in Lk 2,21-40:
"Jesus erhält seinen Namen und wird im Tempel Gott geweiht
Nach acht Tagen war es Zeit, das Kind beschneiden zu lassen. Es bekam den Namen Jesus – so wie es der Engel des Herrn angeordnet hatte, noch ehe Maria das Kind empfing. Vierzig Tage nach der Geburt war die Zeit der Unreinheit für Mutter und Kind vorüber, die im Gesetz Moses festgelegt ist. Da brachten die Eltern das Kind in den Tempel nach Jerusalem, um es Gott zu weihen. Denn im Gesetz Gottes heißt es: 'Wenn das erste Kind, das eine Frau zur Welt bringt, ein Sohn ist, soll es dem Herrn gehören.' Zugleich brachten sie das Reinigungsopfer, wie es im Gesetz des Herrn vorgeschrieben ist: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Simeon und Hanna erkennen den Retter und machen ihn bekannt (Der Lobgesang Simeons: Nunc dimittis)
Damals lebte in Jerusalem ein Mann namens Simeon. Er war fromm, hielt sich treu an Gottes Gesetz und wartete auf die Rettung Israels. Er war vom Geist Gottes erfüllt, und der hatte ihm die Gewissheit gegeben, er werde nicht sterben, bevor er den von Gott versprochenen Retter mit eigenen Augen gesehen habe. Simeon folgte einer Eingebung des Heiligen Geistes und ging in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus dorthin brachten und es Gott weihen wollten, wie es nach dem Gesetz üblich war,  nahm Simeon das Kind auf die Arme, pries Gott und sagte:  'Herr, nun kann ich in Frieden sterben, denn du hast dein Versprechen eingelöst! Mit eigenen Augen habe ich es gesehen: Du hast dein rettendes Werk begonnen, und alle Welt wird es erfahren. Allen Völkern sendest du das Licht, und dein Volk Israel bringst du zu Ehren.' Der Vater von Jesus und seine Mutter wunderten sich über das, was Simeon von dem Kind sagte. Simeon segnete sie und sagte zur Mutter Maria: 'Dieses Kind ist von Gott dazu bestimmt, viele in Israel zu Fall zu bringen und viele aufzurichten. Es wird ein Zeichen Gottes sein, gegen das sich viele auflehnen werden. So sollen ihre innersten Gedanken an den Tag kommen. Du aber wirst um dieses Kind viele Schmerzen leiden müssen; wie ein scharfes Schwert werden sie dir ins Herz schneiden.' In Jerusalem lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls aus dem Stamm Ascher. Sie war schon sehr alt. Sieben Jahre war sie verheiratet gewesen, und seit vierundachtzig Jahren war sie Witwe. Sie verließ den Tempel nicht mehr und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Auch sie kam jetzt hinzu und pries Gott. Sie sprach über das Kind zu allen, die auf die Rettung Jerusalems warteten" (GNB).

Kommentar: Ps 93 behandelt die Thematik des Königstums JHWHs in einer konzentrierten Weise und stellt als Eröffnung der Psalmengruppe 93-100 gewissermaßen die Basis für eine Entfaltung einer breiteren Theologie dar. Als König der ganzen Erde ist JHWH derjenige, der dafür Sorge trägt, dass der Erdkreis nicht wankt, dass also die Welt nicht aus den Fugen gerät. Diese Sicherheit des Weltbildes wird hier offenbar mit seinen Thronen, seiner Herrschaft in Verbindung gebracht. Gott wird als der Mittelpunkt eines geordneten Universums vorgestellt (vergl. Schnocks, 2014, 125-131).

In diesem Abschnitt des Evangeliums verknüpft Lukas kunstvoll die Geburt Jesu mit seiner Passion. Er wird bereits bei seiner Geburt als Zeichen Gottes vorgestellt, "gegen das sich viele auflehnen werden."
"Das im Urtext vorher als Parenthese stehende Wort 'durch deine eigene Seele aber wird ein Schwert hindurchgehen' kann sich auf den persönlichen Schmerz Mariens beziehen, aber auch auf die Scheidung des Volkes und seiner Familien, die Maria als Teil Israels mitbetrifft" (Kremer, 1988, 40f).
So nimmt diese Stelle auch das Ringen des Volkes Israels und dessen Passion um die Deutung der Rolle des Jesus von Nazareth vorweg. Lukas kleidet dieses Ringen in die Frage von Johannes dem Täufer: "Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten (Lk 7,19)?
Drittens setzt sich dieser Text mit dem Lebensende jedes einzelnen Menschen auseinander und mit seiner Ewigkeitshoffnung.
Wie z. B. auch bei der Wundererzählung "die Hochzeit zu Kana" (Joh 2,1-12) (vergleiche dazu in diesem Blog den Post vom 19.01.2014) lässt sich dieser Abschnitt wie eine Komprimierung des gesamten Lukasevangeliums lesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen