Donnerstag, 30. März 2017

Judika - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 02.04.2017

S. Dali: Das letzte Abendmahl, 1955


Das Lamm Gottes


Wochenspruch: Mt 20, 28:
„… so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“ (LUT)
„Wie der Menschensohn nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 43:
Schaffe mir Recht, Gott, / und führe meine Sache wider das treulose Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten! Denn du bist der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich drängt? Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung, dass ich hineingehe zum Altar Gottes, / zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 02.04.2017 ist aus „Lukas 22, 17-18: Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt ihn und teilt ihn unter euch; denn ich sage euch: Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Lk 22, 7-23:
Das Abendmahl
Es kam nun der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem man das Passalamm opfern musste. Und er sandte Petrus und Johannes und sprach: Geht hin und bereitet uns das Passalamm, damit wir's essen. Sie aber fragten ihn: Wo willst du, dass wir's bereiten? Er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr hineinkommt in die Stadt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug; folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht, und sagt zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen großen Saal zeigen, schön ausgelegt; dort bereitet das Mahl. Sie gingen hin und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm. Und als die Stunde kam, setzte er sich nieder und die Apostel mit ihm. Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide. Denn ich sage euch, dass ich es nicht mehr essen werde, bis es erfüllt wird im Reich Gottes. Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt ihn und teilt ihn unter euch; denn ich sage euch: Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt. Und er nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird! Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch. Denn der Menschensohn geht zwar dahin, wie es beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch den er verraten wird! Und sie fingen an, untereinander zu fragen, wer es wohl wäre unter ihnen, der das tun würde. (LUT)

Kommentar: „Der 5. Sonntag der Passionszeit (5. Fastensonntag) trägt den Namen Judika. Der Name des Sonntags Judika leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta" (Ps 43, 1; deutsch: „Schaffe mir Recht, Gott, und führe meine Sache wider das treulose Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten!)! „Er war nach der alten Ordnung der Passionssonntag, mit dem die eigentliche Passionszeit begann.
  • Die Lutherische Agende von 1955 machte hier noch einen deutlichen Einschnitt: Nicht nur das Halleluja und Ehre sei Gott in der Höhe verstummten, auch das Gloria patri zum Introitus wurde nicht gesungen (nach dem Evangelischen Gottesdienstbuch verstummt es erst mit Palmsonntag). Gebete und Lesungen wiesen deutlich auf das Opfer Jesu am Kreuz hin. Als Evangelium liest man Mk 10, 35-35 („Vom Herrschen und vom Dienen“).
  • Die katholische Ordnung enthält erkennbare österliche Bezüge (z. B. Joh 11, 1-45: „Die Auferweckung des Lazarus“). Man verhüllt bis zur Kreuzverehrung am Karfreitag resp. bis zum Gloria in der Osternacht) das Altarkreuz und die -bilder mit Tüchern“ (Bieritz, 2014, 196f).
  • Die Auswahl der Predigtgrundlage in der NAK für diesen Sonntag wird so begründet: „Die bereits im Monat März begonnene Themenreihe ‚Passionszeit‘ setzt sich im April fort. Die Passionszeit ist geprägt von den Hinweisen Jesu auf sein Leiden und seine Auferstehung (Mt 16,21; 17,22; 20,17). Auch sorgt Jesus für seine künftige Gemeinde und stattet sie aus, damit es ihr an nichts fehlt, wenn er nicht mehr sichtbar unter ihnen ist. Er verheißt den Heiligen Geist, der alles lehren und in alle Wahrheit leiten soll (Joh 16,13), und verleiht seiner Kirche den Petrusdienst, der Fundament und Garant der Beständigkeit für sein Erlösungswerk sein wird (Mt 16,18. Eine weitere Fürsorge für seine künftige Gemeinde beweist Jesus in der Stiftung des Heiligen Abendmahls. Der Gottesdienst am ersten Sonntag des Monats hat dieses Sakrament zum Inhalt. Hierdurch soll die Gemeinde die Gemeinschaft mit ihrem Herrn erleben und Stärkung und Zuspruch hinnehmen. Die Liebe, Gnade und Barmherzigkeit zu erleben und sie mit allen Gläubigen zu teilen, soll jedem Christ Ansporn sein, die Gaben Gottes mit allen Menschen zu teilen“ (zitiert aus den Leitgedanken zum Gottesdienst 3/17, 3). Die Auswahl liegt somit der katholischen Ordnung näher als der der evangelischen.
„Die Feier des Abendmahls steht einerseits in der Tradition des jüdischen Pessachmahls , weist jedoch zu gleich wesentliche Unterschiede auf. Als Gedächtnismahl von Jesus selbst eingesetzt, konnte es von der nachfeiernden christlichen Gemeinde allein im Zusammenhang mit Jesu Kreuzestod und Auferstehung verstanden werden. Das einmal jährlich gefeierte jüdische Pessachmahl vergegenwärtigte die Befreiung aus Ägypten und die Bewahrung der jüdischen Familien vor dem Zugriff dessen, der in der Pessachnacht die Erstgeborenen der Ägypter schlug. In Anknüpfung an Abgrenzung sah die christliche Gemeinde sich als eine Gemeinschaft, die durch Christus als Pessachlamm permanent vor dem Zugriff gefährdender Mächte bewahrt war. Teilnahme am Abendmahl bedeutet für ChristInnen jedweder Herkunft die Bestätigung der Zugehörigkeit zur Heilsgemeinschaft in Christus“ (Häusl & Ostmeyer (2009): Religiöse Praxis, 485. In: (Crüsemann: Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, 480-485).

„Im Glauben geht es um die Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen - zu erfahren auf vierfache Weise: bei einer Predigt, beim aufmerksamen Bibelstudium, im seelsorgerischen Gespräch, in Meditation und Gebet. Auch das heilige Abendmahl dient diesem Ziel. Es vermittelt auf einem an das Wort gebundenen, aber auch über das Wort hinausgehenden Weg die Nähe des Gottes Jesu Christi im Heiligen Geist. Aber es leistet dies nur im Zusammenhang der anderen Weisen der Selbstvergewisserung Gottes. Nur wer auf Gottes Wort gehört und in Gebet und Bekenntnis drauf geantwortet hat, ‚schmeckt und sieht‘ im Abendmahl ‚wie freundlich der Herr ist‘“ (Barth (2007): Abendmahl. 15f. In: Hübener & Orth: Wörter des Lebens, 13-17).

Montag, 20. März 2017

Lätare - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 26.03.2017


Für euch dahingegeben (Das Weizenkorn)


Wochenspruch: Joh 12, 24:
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (LUT)
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 84:
Freude am Hause Gottes
Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen – deine Altäre, HERR Zebaoth, mein König und mein Gott. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar. Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln! Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, / wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen. Sie gehen von einer Kraft zur andern und schauen den wahren Gott in Zion. HERR, Gott Zebaoth, höre mein Gebet; vernimm es, Gott Jakobs! Gott, unser Schild, schaue doch; sieh an das Antlitz deines Gesalbten! Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause als wohnen in den Zelten der Frevler. Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; / der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. HERR Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt! (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 26.03.2017 ist aus „Lukas 22,61.62: Und der Herr wandte sich und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Lk 22, 54-62:
Die Verleugnung des Petrus
Sie ergriffen ihn aber und führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von ferne. Da zündeten sie ein Feuer an mitten im Hof und setzten sich zusammen; und Petrus setzte sich mitten unter sie. Da sah ihn eine Magd im Licht sitzen und sah ihn genau an und sprach: Dieser war auch mit ihm. Er aber leugnete und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht. Und nach einer kleinen Weile sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch einer von denen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin's nicht. Und nach einer Weile, etwa nach einer Stunde, bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrhaftig, dieser war auch mit ihm; denn er ist auch ein Galiläer. Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Und alsbald, während er noch redete, krähte der Hahn. Und der Herr wandte sich und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich. (LUT)

Kommentar:
„Der 4. Sonntag der Passionszeit (4. Fastensonntag) trägt den Namen Lätare. Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Laetare cum Jerusalem, et exsultate in ea, omnes qui diligitis eam" (Jes 66, 10: Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.). „Lätare steht in der Mitte der Fastenzeit und ragt aus der Reihe der anderen Sonntage heraus durch den Ton gedämpfter Freude, der an ihm herrscht.
  • In der römisch-katholischen Kirche trägt Lätare auch den Beinamen ‚Rosensonntag.‘ Denn an diesem Tag pflegt der Papst seit dem 11. Jahrhundert einen aus vergoldetem Silber geschmiedeten Rosenstrauß zu weihen und als Auszeichnung einer Persönlichkeit, einer Stadt oder einer Einrichtung zu verleihen, die sich um die katholische Kirche verdient gemacht hat. In der katholischen Ordnung wechselt die liturgische Farbe von violett auf rosa, was vermutlich auf diesen Brauch zurückzuführen ist. Sie betont Tauf- und Bußmotive in den Lesungen.
  • Als Evangelium sieht die evangelische Ordnung Joh 12, 20-26 vor“ (Bieritz, 2014, 195f).
  • Die Auswahl der Predigtgrundlage in der NAK für diesen Sonntag wird so begründet: „Mit dem letzten Sonntag des Monats beginnt die Passionszeit. Wir erinnern uns des bitteren Leidens und Sterbens Jesu Christi. Er ging den Weg zum Kreuz, fragte nach dem Willen Gottes und handelte nach ihm. So erfüllte er seine Sendung. Auch wir wollen trotz aller Schwachheit dem Herrn nachfolgen, nach dem Willen Gottes fragen und uns unter diesen stellen. Wir wollen für andere eintreten und sie auf den Weg zum Heil hinweisen“ (zitiert aus den Leitgedanken zum Gottesdienst 3/17, 3).

Die NAK weist darauf hin, dass mit dem heutigen Sonntag die Passionszeit beginnen würde. Nach den Kalendern der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland beginnt die Passionszeit mit dem ersten Sonntag nach Aschermittwoch - Invokavit. Möglicherweise ist die Einschätzung auf das oben bei Bieritz bereits genannte zurückzuführen: „Lätare steht in der Mitte der Fastenzeit und ragt aus der Reihe der anderen Sonntage heraus durch den Ton gedämpfter Freude, der an ihm herrscht“ (Bieritz, 2014, 195).

Im Mittelpunkt der Verkündung steht, wie bereits am vergangenen Sonntag, die Nachfolge: „Nachfolgen trotz Schwachheit“ (Leitgedanken zum Gottesdienst 3/17, 18). „Die Verleugnung trotz vorheriger Mahnung bleibt für jeden Getauften eine erste Warnung vor falscher Selbstsicherheit. Die Umkehr des Simon, vor allem bedingt durch den Anblick des gefangenen Meisters, ermutigt aber zugleich alle Verleugner und Lästerer zur Umkehr. Der Blick Jesu erinnert uns daran, dass Jesus selbst an dem Verleugner nicht vorübersieht. Das Doppelbild von Verleugnung und Verspottung des Gefangenen zeigt, wie wenig selbst der Repräsentant der Jünger (Papst und „Stammapostel“ berufen sich auf die direkte Nachfolge Petri; MS) und erst recht die Bewacher aus dem Volk den zu ihnen gesandten Retter verstanden“ (Kremer, 1988, 222).

Im letzten Post wurde bereits darauf hingewiesen, dass für „Nachfolge“ konstitutiv das Verlassen von Familie, Wohnort, Besitz und Beruf sowie Leidensbereitschaft sei. Dies kann als „Wanderradikalismus“ bezeichnet werden. Schüssler Fiorenza hat den Begriff der „Nachfolgegemeinschaft von Gleichgestellten“ geprägt. Sie weist z. B. darauf hin, dass die Rolle der Frauen dabei nicht peripher oder trivial, sondern zentral und daher von höchster Bedeutung für die Praxis der „Solidarität von unten“ sei. Somit treten zu den oben die Nachfolge konstituierenden Begriffe die Aspekte „Aufhebung von Herrschaft“,„Gleichberechtigung“ und „Solidarität“ hinzu (Silke Petersen (2009): Jünger/Jüngerin. In: Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, 283-285).

Freitag, 17. März 2017

Okuli - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 19.03.2017



Nachfolge


Wochenspruch: Lk 9, 62:
„Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ (LUT)
„Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.“ (EU)

Wochenpsalm: Psalm 34:
Unter Gottes Schutz
Ich will den Herrn loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass es die Elenden hören und sich freuen. Preiset mit mir den Herrn und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen! Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden. Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten. Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus. Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. Reiche müssen darben und hungern; aber die den HERRN suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut. Kommt her, ihr Kinder, höret mir zu! Ich will euch die Furcht des HERRN lehren. Wer ist's, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte? Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach! Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien. Das Antlitz des HERRN steht wider alle, die Böses tun, dass er ihren Namen ausrotte von der Erde. Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not. Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR. Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird. Den Frevler wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld. Der HERR erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 19.03.2017 ist aus „Mk 8, 36-37: Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden? Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse. (LUT1984)

Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Mk 8, 34-37:
Von der Nachfolge
Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben behalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's behalten. Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln. (LUT)

„Der 3. Sonntag der Passionszeit (3. Fastensonntag) trägt den Namen Okuli.
Der Name des Sonntags Okuli leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Okuli mei semper ad Dominum, quoniam ipse evellet de laqueo pedes meos" (Ps 25, 15: Meine Augen sehen stets auf den HERRN; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen).

  • Die evangelische Leseordnung sieht Lk 9, 57-62 (Von der Nachfolge) vor.
  • Die katholische Ordnung ist deutlich auf Taufe (Lesejahr A), Buße (Lesejahr C) und Erlösungshandeln (Lesejahr B) bezogen“ (Bieritz, 2014, 195).
  • Die Auswahl der Predigtgrundlage in der NAK für diesen Sonntag wird so begründet: „Der Gottesdienst am dritten Sonntag ruft dazu auf, sich bewusst zu werden, wie sehr wir des Heils Gottes bedürfen. Dem Leben, das nur dem Vergänglichen und Materiellen gewidmet ist, fehlt ein wesentlicher Aspekt, nämlich die Verbindung zu Gott, dem Schöpfer und Erhalter des Lebens. Deshalb ist es notwendig, nach der Gemeinschaft mit Gott zu streben, um so ewiges Leben zu erlangen“ (zitiert aus den Leitgedanken zum Gottesdienst 3/17, 3).

Kommentar:
Die NAK verwendet in den heutigen Gottesdiensten als Predigtgrundlage die Parallelstelle zu der Evangeliumslesung nach evangelischer Ordnung. Sie erhält jedoch von Anfang an mit der Überschrift „Streben nach Ewigen“ eine eschatologische Wendung („Hingabe zu Christus und Nachfolge schaffen ewiges Heil“ ; ebd., 14).

Das heutige Evangelium stellt vier radikal ethische Anforderungen an diejenigen, die Jesus nachfolgen wollen, was ja historisch (auf Grund des geographischen Raumes) zunächst einmal "lediglich" ein "Mitwandern" bedeutete:
das Ethos der Heimatlosigkeit - das Ethos der Familienlosigkeit - das Ethos der Besitzlosigkeit - das Ethos der Schutzlosigkeit.
Eine dauerhaft heimatlose, familienlose, besitzlos und schutzlose Existenz kann jedoch aus Stellen wie oben nicht abgeleitet werden, sondern es ist eher von vorübergehenden Lebensabschnitten, im Sinne von Missions- oder Verkündigungsreisen, auszugehen, die unter diesen Anforderungen standen (vergl. Stegemann, 2010, 257ff "Soziologie der Jesubewegung"). Die nachösterliche Entsendungsbotschaft hat hier ihren Ursprung (vergl. Mk 16, 15).
Was kann "Nachfolge" heute bedeuten? Nachfolge bedeutet eine verbindliche Entscheidung für die persönliche Gültigkeit des Doppelgebots der Liebe im eigenen Leben. Nachfolge bedeutet heute eine aktive Nächstenliebe, ein entschiedenes Einlassen auf eine Beziehung. Es geht dann nicht mehr um die Bewahrung der Traditionen (Beerdigungsriten oder Abschiedstraditionen), sondern um ein selbstbestimmtes Einlassen auf das Gegenüber - und das kann dann die Riten, Gebräuche und Traditionen wieder einschließen (vergl. dazu Buber, 1995).

Nachfolge hat einen eschatologischen und einen diesseitigen Bezug. Beide dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Denn auch Jesus als Mensch und Gott war irdisch und ist ewig - wie jeder von uns.

Sonntag, 5. März 2017

Reminiszere - Kommentar zur Predigtgrundlage der NAK vom 12.03.2017

Bild von Rudi Witzke


Den Menschen ausgeliefert (Streit um Jesus)


Wochenspruch: Röm 5, 8:
„Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (LUT; wortgleich in EU)

Wochenpsalm: Psalm 10:
Ein Hilferuf gegen gewalttätige Menschen
Herr, warum bleibst du so fern, verbirgst dich in Zeiten der Not? In seinem Hochmut quält der Frevler die Armen. Er soll sich fangen in den Ränken, die er selbst ersonnen hat. Denn der Frevler rühmt sich nach Herzenslust, er raubt, er lästert und verachtet den Herrn. Überheblich sagt der Frevler: «Gott straft nicht. Es gibt keinen Gott.» So ist sein ganzes Denken. Zu jeder Zeit glückt ihm sein Tun. Hoch droben und fern von sich wähnt er deine Gerichte. Er sagt in seinem Herzen: «Ich werde niemals wanken. Von Geschlecht zu Geschlecht trifft mich kein Unglück.» Sein Mund ist voll Fluch und Trug und Gewalttat; auf seiner Zunge sind Verderben und Unheil. Er liegt auf der Lauer in den Gehöften und will den Schuldlosen heimlich ermorden; seine Augen spähen aus nach dem Armen. Er lauert im Versteck wie ein Löwe im Dickicht, er lauert darauf, den Armen zu fangen; er fängt den Armen und zieht ihn in sein Netz. Er duckt sich und kauert sich nieder, seine Übermacht bringt die Schwachen zu Fall. Er sagt in seinem Herzen: «Gott vergisst es, er verbirgt sein Gesicht, er sieht es niemals.» Herr, steh auf, Gott, erheb deine Hand, vergiss die Gebeugten nicht! Warum darf der Frevler Gott verachten und in seinem Herzen sagen: «Du strafst nicht»? Du siehst es ja selbst; denn du schaust auf Unheil und Kummer. Der Schwache vertraut sich dir an; du bist den Verwaisten ein Helfer. Zerbrich den Arm des Frevlers und des Bösen, bestraf seine Frevel, sodass man von ihm nichts mehr findet. Der Herr ist König für immer und ewig, in seinem Land gehen die Heiden zugrunde. Herr, du hast die Sehnsucht der Armen gestillt, du stärkst ihr Herz, du hörst auf sie: Du verschaffst den Verwaisten und Bedrückten ihr Recht. Kein Mensch mehr verbreite Schrecken im Land. (LUT)

Die Predigtgrundlage der NAK vom 05.03.2017 ist aus „Lk 6, 47-48: Wer zu mir kommt und hört meine Rede und tut sie – ich will euch zeigen, wem er gleicht. Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute und grub tief und legte den Grund auf Fels. Als aber eine Wasserflut kam, da riss der Strom an dem Haus und konnte es nicht bewegen; denn es war gut gebaut.“ (LUT1984)

Die Predigtgrundlage der NAK ist in den folgenden Kontext eingebettet: Lk 6, 47-49:
Vom Hausbau
Wer zu mir kommt und hört meine Rede und tut sie – ich will euch zeigen, wem er gleicht. Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute und grub tief und legte den Grund auf Fels. Als aber eine Wasserflut kam, da riss der Fluss an dem Haus und konnte es nicht erschüttern; denn es war gut gebaut. Wer aber hört und nicht tut, der gleicht einem Menschen, der ein Haus baute auf die Erde, ohne Grund zu legen; und der Fluss riss an ihm, und es fiel gleich zusammen, und der Einsturz dieses Hauses war gewaltig. (LUT)

Kommentar:
„Der 2. Sonntag der Passionszeit (2. Fastensonntag) trägt den Namen Reminiszere.
Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: "Reminiscere miserationum tuarum, Domine, et misericordiarum tuarum quae e saeculo sunt" (Ps 25, 6: Gedenke, HERR, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.).
  • Früher las man hier im evangelischen Raum die Geschichte vom knaanäischen Weib (Mt 15, 21-28); dieses Evangelium ist heute durch Mk 12, 1-12 (Gleichnis von den bösen Weingärtnern) ersetzt.
  • Nach der neuen katholischen Leseordnung ist der Sonntag thematisch durch die Verklärung Jesu bestimmt“ (Bieritz, 2014, 195).
  • Die Auswahl der Predigtgrundlage in der NAK für diesen Sonntag („Vom Hausbau“) wird wie folgt begründet: „Im Gottesdienst am zweiten Sonntag geht es um die Art und Weise der Heilsaneignung. Um errettet zu werden, ist der ‚Kirchgang‘ nicht ausreichend. Der lebendige, tief in Christus gründende Glaube soll auch in guten Werken zum Ausdruck kommen. Die innige Gemeinschaft, die Verbundenheit mit dem Sohn Gottes ist notwendig“ (zitiert aus den Leitgedanken zum Gottesdienst 3/17, 3).
Für die heutige Evangeliumslesung (Mk 12, 1-12) verweise ich auf auf diesen Post in meinem Blog: Reminiszere; mit einem Kommentar zu den Leitgedanken der NAK vom 21. Februar 2016. Ferner auf: Tania Oldenhage (2007): Spiralen der Gewalt (Die bösen Winzer). In: Zimmermann (Hg.): Kompendium der Gleichnisse Jesu. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 352-365).
Die Predigtgrundlage der NAK ist das Gleichnis Jesu „Vom Hausbau.“ Zur ausführlichen Interpretation siehe Moises Mayordomo (2007): Einstürzende Neubauten (Hausbau auf Felsen oder Sand). In: Zimmermann (Hg.): Kompendium der Gleichnisse Jesu. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 92-99).
„Ob die Parabel allegorisierende Elemente enthält, ist umstritten. Das Sturmmotiv lässt sich als das Endgericht Gottes oder generell auf diesseitige Prüfungen und Leiderfahrungen (etwa durch Ausgrenzung und Verfolgung) beziehen. (…) Das eigene Dasein im Licht des Gerichts zu bedenken, ist eine weisheitliche Haltung zur Bewältigung der Gegenwart. Eine besondere Naherwartung ist nicht erkennbar. (…) In der Perspektive dieser Parabel ereignet sich wirkliches Verstehen erst im Handeln. (…) Die Worte Jesu appellieren an die Verantwortung zum Handeln jenseits der Vorstellung von ‚Werkgerechtigkeit.‘ Die von Jesus geforderte Nächstenlieben eignet sich kaum als Grundlage einer rein äußerlichen ‚Gerechtigkeit‘, ist sie doch eingebunden in das Geheimnis der Gottesherrschaft im Rahmen der Nachfolge. Aus diesem Zusammenhang darf auch die Hausparabel nicht herausgelöst werden. Gegründet ist der Mensch in der Verbindung in der Verbindung von Hören und Handeln oder, modern gesprochen, von Charakterbildung und Verantwortung“ (ders., 96f). Ohne diese Quelle zu nennen, folgen die Leitgedanken der NAK vom 12.3.17 Mayordomos Ausführungen nahtlos. Ein Bezug zum Thema des Kirchenjahres ist jedoch nicht vorhanden.