Sonntag, 30. November 2014

2. Advent - Kommentar zu den LG vom 07.12.2014

Einleitung: „Die Gottesdienste der diesjährigen Adventszeit stehen unter dem Thema ‚Hoffnung‘ – die Hoffnung auf den Erlöser, auf den Herrn, der uns beisteht, die Hoffnung auf das kommende Heil in Jesus Christus. Im Gottesdienst zum 2. Advent wird der Beistand Gottes in den Mittelpunkt gestellt. Als Vorbild wird hier Maria gezeigt, die sich in besonderer Weise unter den Willen Gottes stellt. Gott steht denen bei, die ihm vertrauen. Wir wollen besonders in Zeiten der Prüfung seinem Willen folgen."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Der Herr ist mit dir!“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Lk 1,28: Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Gott steht denen bei, die ihm vertrauen und sich unter seinen Willen stellen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Nachdem ein Engel die Geburt des Johannes des Täufers verkündigt hatte, trat der Engel Gabriel vor Maria und verkündigte die Geburt des Gottessohnes. Maria antwortete dem Engel: ‚Siehe ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast‘ (Lk 1,38). Ausgehend von diesem Wort wird Maria in der christ- lichen Tradition als Sinnbild der Kirche gedeutet (KNK 3.4.9.5). Die Exegeten betonen die Beispielhaftigkeit der Mutter Jesu im Glauben, in der Gottergebenheit, in der Demut und in der Treue.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Maria hatte einen festen Glauben und vertraute Gott. Sie stellte sich unter Gottes Willen. Diesem Vorbild wollen wir nacheifern, indem wir
  • das Evangelium in unseren Alltag hineintragen;
  • in Zeiten der Prüfung der Begleitung Gottes vertrauen;
  • in der Gemeinschaft mit den Aposteln und den Glaubensgeschwistern bleiben“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Die Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK steht in dem folgenden Kontext:
„Ankündigung der Geburt Jesu
Als Elisabeth im sechsten Monat schwanger war, sandte Gott den Engel Gabriel zu einer unverheirateten jungen Frau, die in Nazaret, einer Stadt in Galiläa, wohnte. Sie hieß Maria und war mit Josef, einem Mann aus dem Haus Davids, verlobt. ‚Sei gegrüßt, dir ist eine hohe Gnade zuteil geworden!’, sagte Gabriel zu ihr, als er hereinkam. ‚Der Herr ist mit dir.‘ Maria erschrak zutiefst, als sie so angesprochen wurde, und fragte sich, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: ‚Du brauchst dich nicht zu fürchten, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und wird ›Sohn des Höchsten‹ genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Stammvaters David geben. Er wird für immer über die Nachkommen Jakobs herrschen, und seine Herrschaft wird niemals aufhören.‘ ‚Wie soll das zugehen?‘, fragte Maria den Engel. ‚Ich bin doch noch gar nicht verheiratet.‘ Er gab ihr zur Antwort: ‚Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind, das du zur Welt bringst, heilig sein und Gottes Sohn genannt werden.‘ Und er fügte hinzu: ‚Auch Elisabeth, deine Verwandte, ist schwanger und wird noch in ihrem Alter einen Sohn bekommen. Von ihr hieß es, sie sei unfruchtbar, und jetzt ist sie im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.‘ Da sagte Maria: ‚Ich bin die Dienerin des Herrn. Was du gesagt hast, soll mit mir geschehen.‘ Hierauf verließ sie der Engel“ (NGÜ, Lk 1,26-38).

„Der Text des Evangeliums ist ein trinitarischer Text. Denn hier tritt chronologisch zum ersten Mal in der Geschichte des NT der Heilige Geist neben Vater und Sohn auf“ (Berger, 2012, B, 30).
Bei Lk ist die Lebensentstehung Jesu in der Jungfrau Maria durch den Heiligen Geist als Zeichen für die Gottessohnschaft des Sohnes Mariens zu verstehen. Diese Zeichen ordnet sich durch die Bezugnahme auf den Heiligen Geist stimmig in die Gesamtsicht des NT ein, demnach Jesus als Sohn Gottes derjenige ist, „der da ist, der da war und der da kommt“ (LUT, Offb. 1,8). Nicht die „Jungfräulichkeit“ ist das Wunder, sondern die „Menschwerdung“ (Gottes). Die Kernbotschaft lautet demnach: „Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht“ (NGÜ, Joh 3,16). In so fern ist Jesu Entstehung untrennbar mit seinem Leiden, seiner Auferstehung und seiner Wiederkunft verwoben (siehe unten das Evangelium zum 2. Advent). 

Anm.: „Jungfrau“ charakterisiert das heiratsfähige Mädchen zwischen 12 und 14 Jahren als noch unverheiratet. Sie ist aber durch den Ehevertrag rechtlich bereits an Josef gebunden, wenn sie auch noch nicht mit ihm zusammenlebt.


An diesem Sonntag feiern wird den zweiten Advent - „Wohl dem, der Lust hat am Gesetz des Herrn.“

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 1:
„Zwei Wege zur Wahl
Glücklich zu preisen ist, wer nicht dem Rat gottloser Menschen folgt, wer nicht denselben Weg geht wie jene, die Gott ablehnen, wer keinen Umgang mit den Spöttern pflegt. ´Glücklich zu preisen ist`, wer Verlangen hat nach dem Gesetz des Herrn und darüber nachdenkt Tag und Nacht. Er gleicht einem Baum, der zwischen Wasserläufen gepflanzt wurde: zur Erntezeit trägt er Früchte, und seine Blätter verwelken nicht. Was ein solcher Mensch unternimmt, das gelingt. Ganz anders ist es bei den Gottlosen: Sie gleichen der Spreu, die der Wind wegweht. Darum können sie auch nicht bestehen, wenn Gott Gericht hält. Wer Gott ablehnt, hat keinen Platz in der Gemeinde derer, die nach seinem Willen leben! Der Herr wacht schützend über dem Weg der Menschen, die seinen Willen tun. Der Weg aber, den die Gottlosen gehen, führt ins Verderben“ (NGÜ).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 21,25-33:
„Vom Kommen des Menschensohnes
Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe. Und er gebrauchte einen Vergleich und sagte: Seht euch den Feigenbaum und die anderen Bäume an: Sobald ihr merkt, dass sie Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr (all) das geschehen seht, dass das Reich Gottes nahe ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (EU).




Veröffentlicht am 24.06.2013
Johannes Eccard (1553-1611): Übers Gebirg Maria geht
UniversitätsChor, München. Leitung: Johannes Kleinjung.

Freitag, 28. November 2014

1. Advent - Kommentar zu den LG vom 30.11.2014

Vorbemerkungen zum neuen Kirchenjahr
Mit den Ewigkeitssonntag am 23.11.2014 endete das Kirchenjahr und wir kehren mit dem aktuellen Post zum 1. Advent an den Anfang des Jahrkreises zurück.
In diesem Jahr werde ich mich nicht auf Senftleben (1988) beziehen, sondern mich am stärker katholisch geprägten Neukirchner Kalender 2014 und 2015 orientieren (NK 2014 resp. NK 2015). Ich werde die Psalmen der dort vorgeschlagenen „fortlaufenden Bibellese“ und das Evangelium des jeweiligen Kirchensonntags zitieren. Die Epistel werde ich angeben. Die Überschriften der jeweiligen Tagesabschnitte im NK, die in der Regel dem jeweiligen Psalm entnommen sind, werde ich ebenfalls als Überschrift für den 2. Teil des Posts nutzen.
Im ersten Teil, Zusammenfassung und Kommentierung der Leitgedanken der NAK, wird alles beim Alten bleiben.

Einleitung: "Mit dem 1. Advent, der in diesem Jahr auf den letzten Novembersonntag fällt, beginnt das neue Kirchenjahr. Im Advent feiern wir die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Gleichzeitig erinnert der Advent daran, dass Jesus Christus nicht nur der in die Welt Gekommene, sondern auch der Wiederkommende ist und wir uns auf seine Wiederkunft stets vorbereiten sollen.
Die Gottesdienste der diesjährigen Adventszeit stehen unter dem Thema 'Hoffnung' – die Hoffnung auf den Erlöser, auf den Herrn, der uns beisteht, die Hoffnung auf das kommende Heil in Jesus Christus. Zur Erinnerung: Der Gottesdienst zum 1. Advent beleuchtete die Hoffnung, nämlich die der Sünder im Alten Bund: Der 'Erlöser' wird erwartet."

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Hoffnung auf den Herrn.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK ist ein Teil aus „Maleachi 3,1: Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht.“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Wir wollen den Herrn mit ganzem Herzen suchen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Die Prophezeiung Maleachis bezog sich zunächst auf die Ankunft des Messias. Jesus nahm Bezug darauf. In Mt 11,10 bezeichnet er Johannes den Täufer als den Boten, den der Prophet ankündigt. Er selbst wurde von Johannes als Messias angekündigt (Mk 1,7).“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
„Wir wollen den Herrn mit ganzem Herzen suchen, indem wir
  • nach seinem Willen fragen;
  • aus Liebe seine Nähe suchen und ihm dienen;
  • nach Gnade verlangend sind.
Wir wollen in der Gemeinschaft mit den Aposteln bleiben und uns auf die Wiederkunft Jesu Christi vorbereiten lassen“ (alle Zitate aus den o. g. LG)!

Kommentar: Es wird nur ein Teil aus Mal 3,1 zitiert. Vollständig lautet der Vers: „Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt!, spricht der HERR Zebaoth“ (LUT).

Eine andere Übersetzung lautet wie folgt: „Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir her bereite. Und plötzlich kommt zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Engel des Bundes, den ihr herbeiwünscht, siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen (ELB).

„Der Name Malachi bedeutet ‚Mein Bote.‘ Das Buch Malachi besteht aus sechs Botschaften: Gottes Liebe zu Israel; Gottes Gericht über die israelitische Priesterschaft; Anklage gegen Mischehe und Ehescheidung; Der Bote Gottes und das kommende Gericht; Die Notwendigkeit der Bekehrung; Heil und Unheil am Tag des Gerichtes (ebd., 1227). Das Bibelwort ist ein Zitat aus der Vierten Botschaft.


An diesem Sonntag feiern wird den ersten Advent - „Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!“

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 24:
„Der Einzug des Herrn in sein Heiligtum
Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner. Denn er hat ihn auf Meere gegründet, ihn über Strömen befestigt. Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte? Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer. Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs. Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit. Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr, stark und gewaltig, der Herr, mächtig im Kampf. Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit. Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit“ (EU).

Die Epistel findet sich in Röm 13,8-14.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 21,1-9:
„Der Einzug in Jerusalem
Als sie nicht mehr weit von Jerusalem entfernt waren und in die Nähe von Betfage am Ölberg kamen, schickte Jesus zwei Jünger voraus. Er gab ihnen folgende Anweisung: ’Geht in das Dorf, das ihr vor euch seht. Gleich ´beim Ortseingang` werdet ihr eine Eselin finden, die angebunden ist, und bei ihr ein Fohlen. Bindet sie beide los und führt sie zu mir. Und sollte jemand etwas zu euch sagen, dann antwortet: ›Der Herr braucht die Tiere.‹ Dann wird man sie sofort mit euch gehen lassen.’ Das geschah, weil sich erfüllen sollte, was durch den Propheten vorausgesagt worden war: ›Sagt der Tochter Zion: Dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig, und er reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.‹ Die beiden Jünger machten sich auf den Weg und führten alles so aus, wie Jesus es ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Mäntel über die Tiere, und Jesus setzte sich darauf. Scharen von Menschen breiteten ihre Mäntel auf dem Weg aus; andere hieben Zweige von den Bäumen ab und legten sie auf den Weg. Vor und hinter Jesus drängten sich die Menschen und riefen: ‚Gepriesen sei der Sohn Davids! ›Gesegnet sei er, der im Namen des Herrn kommt!‹ Gepriesen sei Gott in der Höhe‘“ (NGÜ).


Kommentar:
Der Esel als Symbol: „Der Esel gehört zu jenen Tieren, die symbolkundlich sehr diskrepant gedeutet werden. Die diskrepante Deutung geht von Dummheit, Faulheit, Trägheit und Starrsinn einerseits bis hin zu Eigensinn (positiv gedeutet im Sinne von dem eigenen Sinn folgen), sexueller Kraft und Vitalität andererseits.
Im Christentum finden wir in Genesis 49, 11 den Jakobsegen über Juda: ‚Er bindet seinen Esel an den Weinstock und an die Rebe das Füllen seiner Eselin […]', was wiederum auf die Verwandtschaft des Esels mit Dionysos hinweist. Im Buch Num schlug Bileam seinen Esel mit der Peitsche, weil das Tier abrupt innehielt. Doch das Tier hatte angehalten, weil ihm sein Instinkt und seine eigene Demut ermöglicht haben, einen Engel wahrzunehmen, der mitten auf dem Weg stand, die Gegenwart des Göttlichen.
Ebenso aus dem christlichen Kulturkreis kommend, begegnet uns der Esel bei Christus Geburt neben dem Ochsen und als Reittier der Maria auf der Flucht nach Ägypten als auch beim Einzug Jesu in die Stadt Jerusalem, was in diesem Zusammenhang meistens als Symbol für Sanftheit und Demut gedeutet wird. Die Krieger ritten im Gegensatz dazu auf Pferden. Andererseits konnten aber auch Eselsfüllen und vor allem weiße Esel zu jener Zeit auch als Zeichen für Vornehmheit gelten. In der unmittelbaren Nähe des Christuskindes könnten wir im Esel auch die archetypische Gestalt des verborgenen göttlichen Kindes sehen, dies jedoch verschattet, eben eselhaft, dessen Entwicklungsaufgabe es ist, sich zur wirklichen königlichen Gestalt zu wandeln, also ein wirklich souveräner Mensch zu werden. Quelle: Symbollexikon. symbolonline.de. Download vom 27.11.2014.

Dienstag, 18. November 2014

Gedenktag der Entschlafenen - Kommentar zu den LG vom 23.11.2014

Einleitung: „In den Gottesdiensten dieses Monats wird die Liebe Gottes zum Menschen in unterschiedlichen Facetten beleuchtet, die schließlich Erwiderung durch den Menschen dem Nächsten gegenüber zur Folge hat: Am 23.11. beschäftigen wir uns mit der Antwort auf Gottes Liebe zu uns. Wir sind aufgerufen, fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal und beharrlich im Gebet zu sein. Gott vertröstet nicht, er schenkt dem Sünder wahren Trost. Dieser ist vornehmlich in der Sendung seines Sohnes zum Heil der Sünder begründet. Dieser Gedanke leitet über zum ersten Advent, dem Beginn des neuen Kirchenjahres.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Unsere Hoffnung heiß Jesus Christus!“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Rö 12, 12: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Freude in der Hoffnung, Geduld in der Trübsal und Beharrlichkeit im Gebet stärken und trösten auf den Tag Christi hin.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Apostel Paulus kommt in Rö 12 auf das Leben des Christen zu sprechen, das wie ein Gottesdienst sei. Die Gnadengaben, so der Apostel, sind wie Glieder eines Leibes, die zusammenwirken. Im Anschluss an diese Gedanken gibt der Apostel Hinweise auf das rechte Leben in der Gemeinde – daraus stammt unser Bibelwort.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Jesus Christus ist Grund und Gegenstand unserer Hoffnung.
  • Wir freuen uns darauf, in die ewige Gemeinschaft mit ihm eingehen zu können.
  • In der Zeit des Wartens wollen wir einen starken Glauben unter Beweis stellen.
  • Die Beharrlichkeit im Gebet lässt uns lebendigen Glauben und Hoffnung bewahren“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Rö 12, 12 lautet in anderen Übersetzungen wie folgt:
„Freut euch und hofft. Haltet in der Bedrängnis stand. Beharrt im Gebet“ (JZF).
"Sei fröhlich, wenn Ihr hoffen dürft, geduldig im Schmerz und beharrlich in Euren Gebeten" (Walter Jens, Der Römerbrief, 2000).
„Blickt froh in die Zukunft, seid standhaft in der Bedrängnis und ausdauernd im Gebet“ (BNÜ)
„Freut euch, weil ihr Hoffnung habt. Haltet durch, wenn ihr in Not seid, und hört nicht auf zu beten“ (GSB).

„In Rö 12, 1-2 formuliert Paulus eine allgemeine Grundlage christlicher Ethik: Heiligkeit, Distanz zur Welt und die Erfüllung des Willen Gottes, d. h. das Tun des Guten, des Wohlfälligen, des Vollkommenen. Paulus formuliert eine christliche Ethik, die Gottes Willen als Richtschnur hat und der Welt distanziert gegenübersteht. Sie ist ganz grundsätzlich dem Guten verpflichtet. Wie dies allgemein ‚Gute‘ aussehen kann, führt Paulus nun in einzelnen paränetischen Abschnitten aus. Die Reihenfolge ist eher locker. Paulus gibt also kein neues Gesetz, sondern Ratschläge, die ihm wichtig erscheinen“ (Wischmeyer, Oda, Römerbrief, 269. In: Wischmeyer, 2006).


"Am 23.11.2014 feiern wir den Gedenktag der Entschlafenen (Totensonntag) - Die Hoffnung des ewigen Lebens“ (Senftleben, 1988, 89).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 102:
„Hoffnung in der Not
Gebet eines Unglücklichen, dem die Kräfte schwinden und der dem Herrn seine Not klagt. Herr, höre mein Gebet, lass meinen Hilferuf zu dir dringen! Jetzt, am Tag der Not, verbirg dich doch nicht vor mir! Höre mich jetzt, ich schreie zu dir; erhöre mich bald! Mein Leben schwindet dahin wie ein Rauch, mein ganzer Körper glüht wie ein Ofen. Meine Lebenskraft verdorrt wie Gras in der Sonnenglut, denn ich kann keinen Bissen mehr anrühren. Ich kann nur noch stöhnen und bin nichts als Haut und Knochen. Ich gleiche dem Vogel in der Wüste, der Eule, die in Ruinen haust. Ich liege wach, ich bin wie ein Vogel, einsam und allein auf dem Dach. Ständig beschimpfen mich meine Feinde. Wenn sie jemand verwünschen wollen, nennen sie meinen Namen und sagen: 'So wie den soll dich das Unglück treffen!' Staub und Asche habe ich als Brot und Tränen mischen sich in mein Getränk. In deinem Unmut und Zorn über mich hast du mich gepackt und zu Boden geschleudert. Mein Leben gleicht dem sinkenden Tag: Bald wird die Nacht die Schatten verschlingen. Wie Gras auf der Wiese verwelke ich. Doch du, Herr, regierst für alle Zeiten, deinen Namen wird man nennen in allen kommenden Generationen. Du wirst eingreifen und Erbarmen haben mit der Zionsstadt. Es ist Zeit, dass du dich um sie kümmerst; die festgesetzte Stunde ist gekommen! Wir, deine Diener, lieben auch noch ihre Steine; es tut uns weh, dass sie in Trümmern liegt. Den Herrn sollen alle Völker anerkennen, alle Herrscher der Erde sollen sich beugen vor seiner Hoheit und Macht! Denn der Herr baut die Zionsstadt wieder auf, er zeigt sich in seiner Macht und Hoheit. Das Gebet der Unterdrückten weist er nicht ab, sondern nimmt es freundlich an. Diese Worte soll man aufschreiben für eine kommende Generation. Dann wird ein neu erschaffenes Volk den Herrn preisen. Von seiner heiligen Wohnung im Himmel blickt der Herr herab auf die Erde, um das Stöhnen der Gefangenen zu hören und die zum Tod Verurteilten freizulassen. Sie werden den Herrn auf dem Zionsberg rühmen, in ganz Jerusalem werden sie ihn preisen, wenn die Völker dort zusammenkommen und alle Königreiche ihm Ehre erweisen. Der Herr hat meine Kraft zerbrochen mitten in meinem Lauf, er hat mein Leben abgekürzt. Darum sage ich zu ihm: 'Mein Gott! Lass mich doch nicht im besten Alter sterben!' Du selber überdauerst die Generationen. Du hast die Erde gegründet vor langer Zeit, den Himmel hast du gemacht mit eigener Hand. Sie werden vergehen, du aber bleibst. Sie werden alt und zerfallen wie Kleider, du wechselst sie aus wie ein Gewand, und sie müssen verschwinden. Du aber bleibst derselbe und deine Jahre werden nicht enden. Unsere Kinder werden in Sicherheit wohnen und auch ihre Kinder werden sicher sein unter deinem Schutz“ (GNB).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Joh 5, 24-29:
„Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen. Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater das Leben in sich hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben. Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht“ (EU).

Kommentar: Die Verkündigung Jesu hat das Vertrauen auf Gott zum Ziel: den Glauben. Wer so glaubt, „kann nicht verloren gehen, verfällt als solcher nicht dem richtenden Urteil Gottes und hat so schon ‚ewiges Leben.‘ Der Überschritt vom Tod zum Leben wird hier nicht erst am Ende der Zeit erwartet, sondern vollzieht sich schon jetzt. Ami erhalten die Begriffe ‚Tod’ und ‚Leben’ in ihrer Bedeutung eine andere Dimension. Es gibt einen Tod vor dem Tod, eine Lebensführung, die den Namen ‚Leben‘ nicht verdient. Wirkliches Leben ist im Vertrauen auf Gott geführtes, von ihm geleitetes und deshalb auch verheißungsvolles Leben. Die in der Lesung genannten Toten sind ja keine Gestorbenen, sondern durchaus physisch lebendige Menschen, die aber in der Haltung und Führung ihres Lebens kein Vertrauen auf Gott erkennen lassen. Das gemeinte Leben wird in der Gemeinschaft der Gemeinde erfahren“ (Wengst, 2004, Bd. I, 211).

Das unten verlinkte Werk von Johann Sebastian Bach ist seine wohl älteste erhaltene Kantate. Perfekt, zum Ende des Kirchenjahres.





Johann Sebastian Bach (1685-1750):
Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir. Kantate, BWV 131.
Coro: Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir
Arioso Bajo: So du willst, Herr, Sünde zurechnen
Coro: Ich harre des Herrn, meine Seele harret
Aria Tenor: Meine Seele wartet auf den Herrn von einer
Coro: Israel hoffe auf den Herrn

Howard Crook, Tenor; Peter Kooy, Bass; Collegium Vocale, Ghent - Philippe Herreweghe

Hochgeladen am 28.06.2011

Mittwoch, 12. November 2014

Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr - Kommentar zu den LG vom 16.11.2014

Einleitung: „In den Gottesdiensten dieses Monats wird die Liebe Gottes zum Menschen in unterschiedlichen Facetten beleuchtet, die schließlich Erwiderung durch den Menschen dem Nächsten gegenüber zur Folge hat: (...) Thema des Gottesdienstes am Sonntag, den 16.11., ist die Botschaft: Wer Gottes Liebe erkennt und sich auf den Weg der Erlösung begibt, will dieses 'persönliche' Geschenk im Sinne des 'Doppelgebotes der Liebe' (KNK 5.2.2 und 5.2.3) auch dem Nächsten durch persönliche Zuwendung erfahrbar machen, denn: Liebe will sich dem Nächsten mitteilen – eine Grundüberzeugung, die im Evangelium Christi angelegt ist (siehe die ersten Sätze im Vorwort zum KNK)."
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „In Gottes Liebe bleiben.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „1 Joh 4, 16: Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Gottes Liebe zu erkennen ist allein aus dem Glauben heraus möglich.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „1 Joh 4, 7 ff thematisiert die Liebe – die Liebe Gottes zu den Menschen und die Liebe der Menschen untereinander. Liebe ist eines der wesentlichen Themen des 1 Joh. Die Aussagen 'Gott ist Liebe', 'Gott ist Licht' (1 Joh 1, 5) und 'Gott ist Geist' (Joh 4, 24) drücken etwas Wesentliches über Gottes Wesen aus, ohne es erschöpfend zu benennen. Siehe auch KNK 3.1.6.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Der Gläubige kann Gott in seiner Liebe als den Rufenden und Handelnden erkennen.
  • Die Liebe Gottes bahnt den Weg zur Erlösung.
  • Gottes Liebe ist ein Geschenk, das wir zum Dienst am Nächsten nutzen wollen.
  • Gottes Liebe führt uns zur Vollendung“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Ich möchte den Kommentar mit einer anderen Übersetzung der o. g. Predigtgrundlage einleiten: „Die Liebe, die Gott uns entgegenbringt haben wir erfahren, und an ihr halten wir uns fest. Gott ist ein anderes Wort für Liebe, und Liebe ist ein anderes Wort für Gott. Wer tätig und dauerhaft Liebe übt, der bleibt Gott nahe, und dessen Herz erfüllt Gott mit seiner Gegenwart“ (BNÜ).

Das Thema des 1 Joh, der eher eine Predigt ist, denn ein Brief, ist die Liebe:
„In 1 Joh wird der enge Zusammenhang zwischen Bekenntnis und Liebe betont. Beides hängt deshalb zusammen, weil der Sohn Gottes wie jedes Kind Gottes Gott in seiner Liebe nachahmt, die von Gott empfangene Liebe weitergeben muss. Jesus als Sohn Gottes anzuerkennen heißt daher nichts anderes, als diesen Zusammenhang auch anzuerkennen“ (BNÜ, Einleitung zu 1 Joh, 64).
„Das wichtigste Thema ist die Liebe. Das eigene Handeln soll von Liebe bestimmt sein, denn dies entspricht Gottes Liebe, an die immer wieder erinnert wird. Die Liebe ist die Lösung für Konflikte im Miteinander der Gemeinde“ (GSB, Einleitung zu 1 Joh, 2244).


„Am 16.11.2014 feiern wir den "Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr - Weltgericht und hören die Erzählung vom Weltgericht und werden daran erinnert, dass auch wir nicht dem Gericht ausweichen können. Aber wir wissen, dass wir hindurchkommen durch die Liebe Gottes, die er uns in seinem Sohn Jesus Christus bewiesen hat. Diese Liebe wollen wir auch in unserem Leben weitergeben“ (Senftleben, 1988, 86). Dieser Tag ist auch der "'Gebetstag für verfolgte Christen.' Rund 100 Millionen Menschen werden weltweit wegen ihres Bekenntnisses zu Jesus Christus verfolgt. Noch nie waren es soviel wie in unserer Zeit. Eingesperrt und ausgegrenzt, entrechtet, gefoltert, getötet - Verfolgung hat 1000 Gesichter. Mit Christen der weltweiten evangelischen Allianz aus über 100 Ländern wollen wir heute Gott für unsere Geschwister bitten“ (Neukirchener Kalender 16. November 2014 / 47. KW).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 52:
„Gott zieht sein Volk zur Rechenschaft
Gott, der Herr, er spricht; sein Ruf ergeht an alle, die auf der Erde wohnen, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Vom Zion aus, dem Berg von vollendeter Schönheit, erscheint er in herrlichem Glanz. Unser Gott kommt, und er wird nicht schweigen! Verzehrendes Feuer geht ihm voran, gewaltige Stürme brausen rings um ihn. Himmel und Erde ruft er ´als Zeugen`, wenn er über seinem Volk zu Gericht sitzen wird. ´Er sagt`: »Versammelt vor mir alle, die mir treu ergeben sind, alle, die mir ihre Opfer dargebracht und dabei den Bund mit mir geschlossen haben.« Der ganze Himmel verkündet, dass Gott gerecht ist, er selbst hat den Platz des Richters eingenommen. »So höre doch, mein Volk, jetzt rede ich mit dir! Israel, ich muss dich ermahnen! Ich bin Gott, ja, dein Gott bin ich. Nicht wegen deiner Schlachtopfer klage ich dich an, auch deine Brandopfer bringst du mir ja regelmäßig dar. Ich brauche keine Stiere aus deinem Stall und keine Böcke von deinen Weiden. Denn alle Tiere in Wald und Flur gehören mir ohnehin, auch das Vieh auf tausenden von Hügeln. Ich kenne jeden Vogel in den Bergen, ´alles`, was sich in Feld und Wiese regt, ist mir vertraut. Würde ich je Hunger verspüren, ich bräuchte es dir nicht zu sagen, denn mir gehört der ganze Erdkreis mit all seiner Fülle. Esse ich etwa Fleisch von Stieren? Trinke ich denn Blut von Böcken? Zeige Gott deinen Dank – das ist das Opfer, das ihm gefällt! Erfülle die Gelübde, die du vor ihm, dem Höchsten, abgelegt hast! Rufe zu mir in Tagen der Not. Dann werde ich dich retten, und du wirst mich preisen.« Zu dem aber, der ihn missachtet, spricht Gott: »Was sagst du überhaupt meine Gebote auf? Warum nimmst du die Weisungen meines Bundes immer wieder in den Mund? Gleichzeitig verabscheust du selbst jede Zurechtweisung, ja, meine Worte wirfst du achtlos hinter dich! Wenn du einen Dieb siehst, freundest du dich mit ihm an, und mit Ehebrechern verbündest du dich. Aus deinem Mund sprudelt Bosheit hervor, und mit deiner Zunge knüpfst du ein Lügennetz. Wenn du mit anderen zusammensitzt, redest du schlecht über deinen Nächsten, sogar deinen leiblichen Bruder bringst du in Verruf. Das alles hast du getan, und bisher habe ich dazu geschwiegen. Da dachtest du, ich sei genau wie du. Aber ich werde dich zur Rede stellen und dir dein Verhalten vor Augen führen. Ihr, die ihr Gott vergesst, nehmt euch diese Warnung doch zu Herzen! Denn sonst werde ich euch zerreißen ´wie ein Löwe`, und dann kann euch niemand mehr helfen! Wer mir seinen Dank zeigt, der bringt mir ein Opfer dar, das mich ehrt. So ebnet er den Weg, auf dem ich ihm Gottes Rettung zeige« (NGÜ).

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 25, 31-46:
Endzeitrede: Das Gericht
„Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an! Denn mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf; nackt, und ihr bekleidetet mich; ich war krank, und ihr besuchtet mich; ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir.  Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich? Oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf? Oder nackt und bekleideten dich? Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan. Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir nicht zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidetet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besuchtet mich nicht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan. Und diese werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben“ (ELB).

Kommentar:
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Diese Gedicht ist von Emil Gustav Friedrich Martin Niemöller (* 14. Januar 1892 in Lippstadt; † 6. März 1984 in Wiesbaden). Er war ein deutscher evangelischer Theologe und führender Vertreter der Bekennenden Kirche sowie Präsident im Ökumenischen Rat der Kirchen. Während er anfänglich dem Nationalsozialismus positiv gegenüberstand, entwickelte er sich während des Kirchenkampfes und seit 1937 als Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen allmählich zum Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Nach 1945 engagierte er sich für eine Neuordnung der Evangelischen Kirche und in der Friedensbewegung.

Am heutigen Sonntag führt die Kantorei an St. Michaelis in Eutin das Stabat Mater von Antonin Dvorak (1841-1904) auf. Die Gesamtleitung hat KMD Martin West.





Antonín Dvořák (1841-1904): Stabat Mater
Nikolaus Harnoncourt conducts the Arnold Schoenberg Choir and Chamber Orchestra of Europe - 
Veröffentlicht am 16.07.2012

Samstag, 8. November 2014

Der Drittletzte Sonntag des Kirchenjahres - Kommentar zu den LG vom 09.11.2014

Einleitung: „In den Gottesdiensten dieses Monats wird die Liebe Gottes zum Menschen in unterschiedlichen Facetten beleuchtet, die schließlich Erwiderung durch den Menschen dem Nächsten gegenüber zur Folge hat: (...) Im Gottesdienst am 9.11. liegt der Schwerpunkt auf einer besonderen Facette der Liebe Gottes, die bisweilen etwas im Hintergrund steht: seine Geduld mit dem oft uneinsichtigen, aber auch mit dem rückfälligen Sünder. Dieser Schwerpunkt will Trost vermitteln und zum konsequenten Kampf gegen die Sünde auffordern.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Die Langmut Gottes.“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Ps 86, 15: Du aber, Herr, Gott, bist barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte und Treue.“

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Gottes Langmut bedeutet für den Sünder zugleich Trost und heilige Pflicht.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Das Leben des Beters von Ps 86 scheint bedroht zu sein. Gott wird um Hilfe gebeten. V 15 preist Gottes Barmherzigkeit und Güte. Gott kann man um Hilfe bitten, weil er zuverlässig ist und zu seinen Zusagen steht. ‚Geduldig‘ weist auf Gottes Langmut hin.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Sünde ist eine ständige Bedrängnis, wir können ihr nicht entrinnen. Wir sind auf Gottes Gnade angewiesen!
  • Im Opfertod Christi ist ein für alle Mal der Zugang zur Errettung von der Sünde gegeben.
  • Gottes Güte und Langmut fordern unsere Antwort: Wir wollen Sünde ehrlich bereuen, Sünde meiden und dem Schuldiger vergeben.
  • In Geduld wollen wir auf die Schwächen des Nächsten schauen“ (alle Zitate aus den o. g. LG).


Kommentar: Der gesamte Ps 86 lautet wie folgt:
„Herr, bewahre mich vor Verfolgung und Gewalt!
Ein Gebet von David. Herr, schenke mir ein offenes Ohr, erhöre mich, denn ich bin arm und vom Leid gebeugt. Schütze mein Leben, ich gehöre ja zu dir! Hilf mir, deinem Diener, der auf dich vertraut – du bist doch mein Gott! Hab Erbarmen mit mir, Herr; zu dir rufe ich den ganzen Tag. Erfreue das Herz deines Dieners, denn nach dir, Herr, sehnt sich meine Seele. Du, Herr, bist doch gütig und gern bereit zu vergeben, reich an Gnade gegenüber allen, die zu dir rufen.
Höre auf mein Gebet, Herr, und achte auf mein lautes Flehen!
In meiner Not rufe ich zu dir, denn du wirst mir antworten.
Keiner ist wie du, kein anderer Gott gleicht dir, Herr! Und nichts reicht heran an die Werke, die du vollbracht hast. Alle Völker, die du geschaffen hast, werden kommen und sich vor dir niederwerfen, Herr. Deinem Namen werden sie Ehre erweisen. Denn du bist groß und vollbringst Wunder. Du bist Gott, du allein!
Weise mir deinen Weg, Herr! Ich möchte in Treue zu dir mein Leben führen. Richte mein Herz auf eines aus: deinem Namen in Ehrfurcht zu begegnen. Ich will dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen danken, deinen Namen möchte ich ehren für alle Zeit. Denn du hast mir deine Gnade so reich erwiesen und mein Leben den Tiefen des Totenreiches entrissen.
Gott, vermessene Menschen treten mir als Feinde entgegen, eine Rotte gewalttätiger Leute trachtet mir nach dem Leben. Du bist ihnen völlig gleichgültig.
Aber du, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, du gerätst nicht schnell in Zorn, sondern bist reich an Gnade und Treue.
Wende dich mir wieder zu und sei mir gnädig! Verleih deinem Diener deine Kraft, und hilf dem Sohn deiner Dienerin! Gib mir ein Zeichen dafür, dass du es gut mit mir meinst. Alle, die mich hassen, sollen es sehen und sich schämen, weil du, Herr, mir geholfen und mich getröstet hast“ (NGÜ).





Gustav Holst (1874-1934): Psalm 86 (To My Humble Supplication). From Two Psalms, for chorus, strings and organ, H.117 (1912) - Richard Hickox; Hochgeladen am 26.04.2011


„Am 09.11.2014 feiern wir den Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr – Der Tag des Heils – und „denken an den jüngsten Tag, an dem unser Herr kommen und sich der Welt offenbaren wird. Der Glaube macht uns stark, an diesem Tag des Heils dem Herrn entgegenzugehen“ (Senftleben, 1988, 86).

Der Wochenpsalm im Ablauf des (ev.) Kirchenjahres ist der Ps 90:
Der ewige Gott - der vergängliche Mensch
"Herr, du warst unsere Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht. Ehe die Berge geboren wurden, die Erde entstand und das Weltall, bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub und sprichst: «Kommt wieder, ihr Menschen!» Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht. Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; sie gleichen dem sprossenden Gras. Am Morgen grünt es und blüht, am Abend wird es geschnitten und welkt. Denn wir vergehen durch deinen Zorn, werden vernichtet durch deinen Grimm. Du hast unsre Sünden vor dich hingestellt, unsere geheime Schuld in das Licht deines Angesichts. Denn all unsre Tage gehn hin unter deinem Zorn, wir beenden unsere Jahre wie einen Seufzer. Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, sind es achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin. Wer kennt die Gewalt deines Zornes und fürchtet sich vor deinem Grimm? Unsre Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz. Herr, wende dich uns doch endlich zu! Hab Mitleid mit deinen Knechten! Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage. Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, so viele Jahre, wie wir Unglück erlitten. Zeig deinen Knechten deine Taten und ihren Kindern deine erhabene Macht! Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes. Lass das Werk unsrer Hände gedeihen, ja, lass gedeihen das Werk unsrer Hände" (EU)!

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 17, 20-30:
"Wann richtet Gott seine Herrschaft auf?
Einige Pharisäer fragten Jesus, wann die Herrschaft Gottes anbrechen werde. Jesus antwortete: »Ihr dürft nicht nach Vorzeichen ausschauen und an allen möglichen Orten nach ihr suchen! Denn schon jetzt, mitten unter euch, richtet Gott seine Herrschaft auf!«
Vom Kommen des Menschensohnes
Dann sagte Jesus zu den Jüngern, den Männern und Frauen: »Es wird die Zeit kommen, wo ihr euch danach sehnt, auch nur einen Tag unter der Herrschaft des Menschensohnes zu erleben. Aber es wird euch nicht vergönnt sein. Sie werden zu euch sagen: ›Schaut doch hierher!‹, oder: ›Schaut dorthin!‹ Aber geht nicht hin und gebt nichts darauf. Wenn sein Tag da ist, wird der Menschensohn kommen wie ein Blitz, der mit einem Schlag den ganzen Horizont ringsum erhellt. Aber zuvor muss er noch vieles erleiden und von den Menschen dieser Generation verworfen werden. Wenn der Menschensohn kommt, wird es genauso sein wie zur Zeit Noachs: Die Menschen aßen und tranken und heirateten, wie sie es gewohnt waren – bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging. Dann kam die Flut und vernichtete sie alle. Und es wird auch genauso sein wie in den Tagen Lots: Sie aßen und tranken, sie kauften und verkauften, bestellten das Land und bauten Häuser, wie sie es gewohnt waren. An dem Tag aber, an dem Lot die Stadt Sodom verließ, fiel Feuer und Schwefel vom Himmel und vernichtete sie alle. Ganz genauso wird es an dem Tag sein, an dem der Menschensohn erscheint" (GNB).

Kommentar: "Aus evangelischer Sicht rückt das Evangelium, die frohe Botschaft, als Ausgangspunkt und entscheidende Grundlage ins Zentrum, wenn es um den Menschen geht: die befreiende Botschaft, die dem Menschen gesagt wird und die er nicht sich selber sagen kann. Diese Botschaft ist dem Menschen nicht verfügbar, so wenig wie ihm Gott verfügbar ist. (...) Evangelische Konzepte eint, dass sie stets Gottes Geschichte mit den Menschen reflektieren: die Geschichte, in der Gott die Menschen angeht, anspricht und sich so mit ihnen in Beziehung setzt. Das ist Gottes befreiendes Handeln, Gottes Gnade. Vom Evangelium her den Menschen zu interpretieren, bedeutet daher weder einer abstrakten Idee eines göttlichen Wesens noch einer allgemeinen Lebensregel oder Idee das Wort zu reden. Die Erkenntnis des Menschen und die Erkenntnis Gottes sind stets aufeinander bezogen und orientiert sich dabei an Jesus Christus. Christlicher Glaube bekennt, dass Gottes Gnade wirklich Mensch geworden ist in Jesus Christus. (...) Der Mensch gewordene, Gekreuzigte und Auferstandene verkörpert den neuen Menschen, der Gott entspricht, und er verkörpert wirkliche Menschlichkeit inmitten aller Unmenschlichkeit, der Gott widerspricht" (Christoph Dahling-Sander: Mensch. In: Hübener & Orth, 2007, 157f).