Dienstag, 15. Mai 2018

Christi Himmelfahrt - Auf Christi Himmelfahrt allein


Die Herrschaft Christi


Das Lied zum Sonntag Christi Himmelfahrt (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-38-0) „Auf Christi Himmelfahrt allein“ ist die Nr. 122 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 70 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Tag gehören wie z. B. „Christ fuhr gen Himmel“ (EKG 120) oder „Jesus Christus herrscht als König“ (EKG 123) finden sich nicht im NGB.

„Auf Christi Himmelfahrt allein“ ist ein Lied von Josua Wegelin. Wegelin (* 11. Januar 1604 in der Reichsstadt Augsburg, HRR; † 14. September 1640 in Preßburg, Königreich Ungarn) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und Liederdichter. Im NGB ist der Textdichter mit Josua Wendelin wiedergegeben worden.

Das Gedicht umfasst 3 Strophen, die auch im NGB enthalten sind, jedoch durch Renate Ramlau bearbeitet worden sind (http://www.nak-fbm.org/musik-in-der-neuapostolischen-kirche/8-news/10-ug-chorliteratur-aufgeloest).

Das Gedicht hat mit dem Originalgedicht wenig gemeinsam. Die 2. Strophe ist eine vollständige Neudichtung und keine Bearbeitung. Die 3. Strophe ist ebenfalls eine fast komplette Neudichtung. Die Lieder haben also lediglich den Titel gemeinsam. Die Sprache ist etwas schwülstig, folgt aber dem üblichen Sprachduktus innerhalb der NAK der frühen 2000er Jahre. Die Inhalte der neuen Strophen orientieren sich an der spezifischen Eschatologie der NAK (vergl. dazu Obst, 1996).

1. Auf Christi Himmelfahrt allein
ich meine Nachfahrt [Hoffnung] gründe
und allen Zweifel, Angst und Pein
hiermit stets überwinde.
Denn weil das Haupt im Himmel ist,
wird seine Glieder Jesus Christ
zur rechten Zeit nachholen.

2. Weil Er gezogen himmelan
und große Gab empfangen,
mein Herz auch nur im Himmel kann,
sonst nirgends, Ruh erlangen;
denn wo mein Schatz gekommen hin,
da ist hinfort mein Herz und Sinn,
nach Ihm mich stets verlanget.

[2. Weil du vorangegangen bist,
die Stätte zu bereiten,
wirst du auch mich, Herr Jesu Christ,
gar bald zum Himmel leiten.
Aus Gnaden ziehst Du mich dorthin,
erfüllst mir heut schon Herz und Sinn
mit gläubigem Verlangen.]


3. Ach Herr, lass diese Gnade mich
von deiner Auffahrt spüren,
dass mit dem wahren Glauben ich [des Geistes Früchten ich]
mag meine Nachfahrt zieren [kann meine Seele zieren]
und dann einmal, wann Dir's gefällt, [damit auch ich an deinem Tag]
mit Freuden scheiden aus der Welt. [verwandelt mit den Deinen, mag]
Herr, höre doch mein Flehen! [zur Herrlichkeit eingehen.]

Dienstag, 1. Mai 2018

Rogate - Mache dich, mein Geist, bereit


Die betende Gemende


Das Lied zum Sonntag Rogate (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-37-0) „Mache dich, mein geist, bereit“ ist die Nr. 387 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 355 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Tag gehören wie z. B. „Tut mir auf die schöne Pforte“ oder „Liebster Jesu, wir sind hier“ sind bereits in dieser Reihe besprochen worden.

„Mache dich, mein Geist, bereit“ ist ein Lied von Johann Burchard Freystein (* 18. April 1671 in Weißenfels; † 1. April 1718 in Dresden) war ein deutscher Jurist und Kirchenliederdichter.

Es umfasst 10 Strophen, von denen 3 (1, 3 und 7) in das NGB übernommen wurden. Strophe 3 ist eine Neuformulierung, die jedoch nicht kenntlich gemacht worden ist. Dass es sich bei dem Lied um eine Bearbeitung handelt, wird nicht erwähnt. Ebenso wenig, wer diese vorgenommen hat und aus welchen Gründen. Auch das EKG hat lediglich 6 Strophen aufgenommen (1, 3, 7-10). Das Lied ist stark mit seiner Entstehungszeit verbunden und wirkt wie ein persönliches Glaubensbekenntnis. Auch spielen Themen wie Schuld, Sühne, Rache oder die Verderbtheit des Menschen eine übergroße Rolle. Auch ist die Sprache etwas ungelenk und hölzern. Ich empfehle die Streichung aus dem Kanon.

"ferne däuchten": fern erscheinen


1 Mache dich, mein Geist bereit,
wache, fleh und bete,
daß dich nicht die böse Zeit
unverhofft betrete;
denn es ist Satanslist
über viele Frommen
zur Versuchung kommen.

2 Aber wache erst recht auf
von dem Sündenschlafe;
denn es folget sonst darauf
eine lange Strafe,
und die Noth sammt dem Tod
möchte dich in Sünden
unvermuthet finden.

3 Wache auf, sonst kann dich nicht
unser Herr erleuchten;
wache, sonsten wird sein Licht [ob auch schon von seinem Licht]
dir noch ferne däuchten; [Strahlen dich erreichten]
denn Gott will für die Füll
seiner Gnadengaben
offne Augen haben.

4 Wache, daß dich Satans List
nicht im Schlaf antreffe,
weil er sonst behende ist,
daß er dich beäffe:
denn Gott giebt, die er liebt,
oft in seinen Strafen,
wenn sie sicher schlafen.

5 Wache, daß dich nicht die Welt
durch Gewalt bezwinge,
oder, wenn sie sich verstellt,
wieder an sich bringe.
wach und sieh, damit nie
viel von falschen Brüdern
unter deinen Gliedern.

6 Wache dazu auch für dich,
für dein Fleisch und Herze,
damit es nicht liederlich
Gottes Gnad verscherze:
denn es ist voller List,
und kann sich bald heucheln
und in Hoffart schmeicheln.

7 Bete aber auch dabei,
mitten in dem Wachen; [bete bei dem Wachen]
denn der Herre muß dich frei [denn der Herr nur kann dich frei]
von dem Allen machen, [von der Trägheit machen]
was dich drückt und bestrickt [seine Kraft, wirkt und schafft,]
daß du schläfrig bleibest [dass du wacker bleibest]
und sein Werk nicht treibest. [und sein Werk recht treibest]

8 Ja, er will gebeten sein,
wenn er was soll geben,
er verlanget unser Schrein,
wenn wir wollen leben,
und durch ihn unsern Sinn,
Feind, Welt, Fleisch und Sünden,
kräftig überwinden.

9 Doch wohl gut! es muß uns schon
Alles glücklich gehen,
wenn wir ihn durch seinen Sohn
im gebet anflehen;
denn er will uns mit Füll
seiner Gunst beschütten,
wenn wir gläubig bitten.

10 Drum so laßt uns immerdar
wachen, flehen, beten,
weil die Angst, Noth und Gefahr,
immer näher treten;
denn die Zeit ist nicht weit,
da uns Gott wird richten,
und die Welt vernichten.

Kantate - Du meine Seele, singe


Die singende Gemende


Das Lied zum Sonntag Kantate (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-36-0) „Du meine Seele, singe“ ist die Nr. 302 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 257 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Tag gehören wie z. B. „Singet dem Herrn ein neues Lied (EKG 287) oder „Singt, singst dem Herren neue Lieder“ (EKG 286) befinden sich nicht im NGB.

„Du meine Seele, singe“ ist ein Lied von Paul Gerhardt.

Es umfasst 10 Strophen, von denen 3 (1, 4, 10) in das NGB übernommen wurden. Auch das EKG hat lediglich 8 Strophen aufgenommen. Strophe 2 und 3 sind nicht mit übernommen worden.

Die Strophen haben nahezu unverändert Eingang in das NGB gefunden. Die Veränderung in Strophe 4 scheint eher ein Druckfehler zu sein.
Grundsätzlich gilt: Kürzungen von Gedichten erscheinen mir als ungerechtfertigte Eingriffe in ein Gesamtkunstwerk. Dies mag zur Illustration oder zur Hervorhebung von Details gerechtfertigt sein. Dies sollte dann aber kenntlich gemacht und möglichst begründet werden.

1. Du, meine Seele, singe,
Wohlauf, und singe schön
Dem, welchem alle Dinge
Zu Dienst und Willen stehn!
Ich will den Herren droben
Hier preisen auf der Erd,
Ich will ihn herzlich loben,
Solang ich leben werd.

2. Ihr Menschen, laßt euch lehren,
Es wird euch nützlich sein!
Laßt euch doch nicht betören
Die Welt mit ihrem Schein.
Verlasse sich ja keiner
Auf Fürstenmacht und Gunst,
Weil sie, wie unsereiner,
Nichts sind als nur ein Dunst.

3. Was Mensch ist, muß erblassen
Und sinken in den Tod,
Er muß den Geist auslassen,
Selbst werden Erd und Kot:
Allda ist's dann geschehen
Mit seinem klugen Rat,
Und ist frei klar zu sehen,
Wie schwach sei Menschentat.

4. Wohl dem, der einzig schauet
Nach Jakobs Gott und Heil:
Wer dem sich anvertrauet,
Der hat das beste Teil,
Das höchste Gut erlesen,
Den schönsten Schatz geliebt;
Sein Herz und ganzes Wesen
Bleibt ewig unbetrübt. [ungetrübt]

5. Hier sind die starken Kräfte,
Die unerschöpfte Macht:
Das weisen die Geschäfte,
Die seine Hand gemacht,
Der Himmel und die Erde
Mit ihrem ganzen Heer,
Der Fisch' unzählge Herde
Im großen wilden Meer.

6. Hier sind die treuen Sinnen,
Die niemand unrecht tun,
All denen Gutes gönnen,
Die in der Treu beruhn.
Gott hält sein Wort mit Freuden,
Und was Er spricht, geschicht,
Und wer Gewalt muß leiden,
Den schützt Er im Gericht.

7. Er weiß viel tausend Weisen,
Zu retten aus dem Tod!
Ernährt und gibet Speisen
Zur Zeit der Hungersnot,
Macht schöne rote Wangen
Oft bei geringem Mahl,
Und die da sind gefangen,
Die reißt Er aus der Qual.

8. Er ist das Licht der Blinden,
Erleuchtet ihr Gesicht,
Und die sich schwach befinden,
Die stellt Er aufgericht't.
Er liebet alle Frommen,
Und die ihm günstig seind,
Die finden, wann sie kommen,
An ihm den besten Freund.

9. Er ist der Fremden Hütte,
Die Waisen nimmt Er an,
Erfüllt der Witwen Bitte,
Wird selbst ihr Trost und Mann.
Die aber, die ihn hassen,
Bezahlet Er im Grimm,
Ihr Haus und wo sie saßen,
Das wirft Er um und um.

10. Ach, ich bin viel zu wenig,
Zu rühmen seinen Ruhm!
Der Herr ist ew’ger König,
Ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre
Gen Zion in sein Zelt,
Ist's billig, daß ich ehre
Sein Lob vor aller Welt.

Samstag, 28. April 2018

Jubilate - Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren


Die neue Schöpfung


Das Lied zum Sonntag Jubilate (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-35-0) „Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren“ ist die Nr. 279 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 270 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Tag gehören wie z. B. „Laudato si - Sei gepriesen“ (EKG 515) oder „Geh aus mein Herz und suche Freud“ (EKG 503) befinden sich nicht im NGB.

„Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren“ ist ein Lied von Matthias Jorissen. Jorissen (* 26. Oktober 1739 in Wesel; † 13. Januar 1823 in Den Haag, Niederlande) war ein reformierter Pfarrer und Kirchenliederdichter.

Es umfasst 8 Strophen, von denen 4 (1, 2, 4 und 8) in das NGB übernommen wurden.

Er ist benannt nach dem Anfang von Psalm 66: Jubilate Deo, omnes terra übersetzt: Jauchzt Gott, alle Lande. Vor über 200 Jahren hat Matthias Jorissen den ganzen Psalm in deutsche Verse gebracht. Sie ist in der Fassung im NGB nahezu unverändert.

Eine zeitgemäße Übertragung dieses Psalms ist von Peter Spangenberg ( 2013):


Wie wunderbar ist deine Schöpfung - Jauchzet Gott, alle Lande

Stimmt ein, ihr Menschen, stimmt ein
in das festliche Singen für unseren Gott!
Lasst eure Stimmen erklingen in der ganzen Welt,
damit Gottes Namen Musik wird.
Redet mit Gott:
Wie wunderbar ist deine Schöpfung!
Selbst deine Gegner müssen davor erblassen.
Rund um die Erde soll es erklingen:
Mit Blues und Choral,
mit Trommel und Pfeife,
mit Pauken und Trompeten,
mit Balalaika und Harmonika:
Tretet näher, ihr Menschen und bewundert,
die Schönkeit der Welt und erkennt,
welche Wunder Gott den Menschen anvertraut.
Ein ganzes Volk hat er vorzeiten in die Freiheit geführt,
trockenen Fußes durchs Meer.
Er hält seine Menschenkinder fest im Auge,
und wer das leugnet, kommt damit keinen Schritt weiter.
Alle Welt soll es hören, wie wir unseren Gott besingen.
Wie er uns durch alle schweren Stationen und Prüfungen
hindurch am Leben erhält.
Jeder sollte selbst erzählen,
welche eigene Geschichte er mit Gott hat.
Mit dem Gott, der uns zuhört, wenn wir beten,
und uns die Antwort gibt, die wir brauchen.


1) Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren, rühmt seines Namens Herrlichkeit,
und feierlich ihn zu verklären, sei Stimm und Saite ihm geweiht.
Sprecht: Wunderbar sind deine Werke, o Gott, die du hervorgebracht;
auch Feinde fühlen deine Stärke und zittern, Herr, vor deiner Macht.

2) Dir beuge sich der Kreis der Erde, dich bete jeder willig an,
dass laut dein Ruhm besungen werde und alles dir sei [bleib] untertan.
Kommt alle her, schaut Gottes Werke, die er an Menschenkindern tat!
Wie wunderbar ist seine Stärke, die er an uns verherrlicht hat!

3) Ins Trockne wandelt er die Meere, gebot dem Strom, vor uns zu fliehn;
wir freuten uns der Macht und Ehre, die uns heißt durch die Fluten ziehn.
Gott herrschet allgewaltig immer, da er auf alle Völker schaut.
Vor ihm gelingt’s Empören nimmer, es stürzet, wer auf
Menschen baut.

4) Rühmt, Völker, unsern Gott; lobsinget, jauchzt ihm, der uns sich offenbart,
der uns vom Tod zum Leben bringet, vor Straucheln unsern Fuß bewahrt.
Du läuterst uns durch heißes Leiden, wie Silber rein wird in der Glut,
durch Leiden führst du uns zu Freuden; ja alles, was du tust, ist gut.

5) Du hast uns oft verstrickt in Schlingen, den Lenden Lasten angehängt;
du ließest Menschen auf uns dringen, hast ringsumher uns eingeengt.
Oft wollten wir den Mut verlieren im Feuer und in Wassernot,
doch kamst du, uns herauszuführen, und speistest uns mit Himmelsbrot.

6) Ich will zu deinem Tempel wallen, dort bring ich dir mein Opfer dar,
bezahl mit frohem Wohlgefallen, Gelübte, die ich schuldig war,
Gelübte, die in banger Stunde - an allem, nicht an dir verzagt -
ich dir, oh Gott, mit meinem Munde so feierlich hab zugesagt.

7) Die ihr Gott fürchtet, ich erzähle: kommt, hört und betet mit mir an!
Hört, was der Herr an meiner Seele für große Dinge hat getan.
Rief ich ihn an mit meinem Munde, wenn Not von allen Seite drang,
so war oft zu derselben Stunde auf meiner Zung ein Lobgesang.

8) Gelobt sei Gott und hochgepriesen, denn mein Gebet verwirft er nicht;
er hat noch nie mich abgewiesen und ist in Finsternis mein Licht.
Zwar elend, dürftig bin ich immer und schutzlos unter Feinden hier;
doch er, der Herr, verlässt mich nimmer, wendt seine Güte nie von mir.

Samstag, 14. April 2018

Miserikordias Domini - Nun jauchzt dem Herren alle Welt

Der gute Hirte


Das Lied zum Sonntag Miserikordias Domini Ostersonntag (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-34-0) „Nun jauchzt dem Herren alle Welt“ ist die Nr. 288 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 327 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Tag gehören wie z. B. „Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du vom Tod erstanden ist“ (EKG 107) befindet sich nicht im NGB.

„Nun jauchzt dem Herren alle Welt“ ist ein Lied von Cornelius Becker. Cornelius Becker (* 24. Oktober 1561 in Leipzig; † 25. Mai 1604 ebenda) war ein deutscher lutherischer Theologe und Kirchenlieddichter.

Es umfasst 7 Strophen, von denen 4 (1-3 und 6) in das NGB übernommen wurden. In beiden Gesangbüchern findet sich die Textbearbeitung von David Denicke (1646).

Eine beeindruckende Parodie der Strophe 3 hat Eingang in das NGB gefunden. Der Gute Hirte Jesus Christus wird in Strophe drei zu „seinen Schafen“. Damit wird die Gemeinde oder, im Verständnis der NAK, die neuapostolischen Christen, in den Mittelpunkt dieser Strophe gestellt und damit Jesus an den Rand gedrängt. Die Lehre von Amt- und Kirche bedingt diese Textanpassung (vergl. dazu Obst, 1996, 177ff). Auch die Nicht-Berücksichtigung der Strophe 5 ist dem spezifischen Amts- und Kirchenverständnis der NAK geschuldet. 

1) Nun jauchzt dem Herren alle Welt!
Kommt her, zu seinem Dienst euch stellt,
kommt mit Frohlocken, säumet nicht,
kommt vor sein heilig Angesicht.

2) Erkennt, dass Gott ist unser Herr,
der uns erschaffen ihm zur Ehr,
und nicht wir selbst: durch Gottes Gnad
ein jeder Mensch sein Leben hat.

3) Wie reich hat uns der Herr bedacht,
der uns zu seinem Volk gemacht;
als guter Hirt ist er bereit, [zu Schafen, die]
zu führen uns auf seine Weid.

4) Die ihr nun wollet bei ihm sein,
kommt, geht zu seinen Toren ein
mit Loben durch der Psalmen Klang,
zu seinem Vorhof mit Gesang.

5) Dankt unserm Gott, lobsinget ihm,
rühmt seinen Namen mit lauter Stimm;
lobsingt und danket allesamt.
Gott loben, das ist unser Amt.

6) Er ist voll Güt und Freundlichkeit,
voll Lieb und Treu zu jeder Zeit.
Sein Gnad währt immer dort und hier [sein Gnade währet]
und seine Wahrheit für und für.

7) Gott Vater in dem höchsten Thron
und Jesus Christus, seinen Sohn,
den Tröster auch, den Heilgen Geist,
im Himmel und auf Erden preist.

Dienstag, 10. April 2018

Quasimodogeniti - Auf, auf, mein Herz mit Freuden


Die neue Geburt (Der Osterzweifel)


Zu dem ersten Sonntag nach Ostern (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-33-0) findet sich kein Lied im NGB. 

Ich empfehle Paul Gerhardts 1647 geschriebenes Lied "Auf, auf, mein Herz mit Freuden."

Das Stichwort "Zweifel" findet sich weder im Sachregister noch im Glossar des KNK.

Im Zweifel hilft das "Vater Unser", das die GSB wie folgt übersetz:

"Du, Gott, bist uns Vater und Mutter im Himmel,
dein Name werde geheiligt.
Deine gerechte Welt komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf der Erde.
Das Brot, das wir brauchen,
gib uns heute.
Erlass uns unsere Schulden, wie auch wir denen vergeben,
die uns etwas schuldig sind.
Führe uns nicht zum Verrat an dir,
sondern löse uns aus dem Bösen."

Auf, auf, mein Herz mit Freuden.

Ostersonntag - Gelobt sei Gott im höchsten Thron


Franz Friedrich: Kreuzweg (http://www.auferstehung-christi-rottweil.de/kirchen/auferstehung-christi/kunst-und-liturgie/liturgischer-rundgang/index.html)

Das Wunder der Auferstehung (Die Auferstehung Jesu)


Das Lied zum Ostersonntag (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-31-0) „Gelobt sei Gott im höchsten Thron“ ist die Nr. 103 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 59 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Tag gehören wie z. B. „Auf, auf, mein Herz mit Freuden“ (EKG 112) oder „Christ lag in Todesbanden“ (EKG 101) befinden sich nicht im NGB.

„Gelobt sei Gott im höchsten Thron“ ist ein Lied von Michael Weiße.
Michael Weiße (* um 1488 in Neisse, Fürstentum Neisse; † 19. März 1534 in Landskron, Königreich Böhmen) war zunächst Franziskaner in Breslau und nach 1518 Prediger der Unität der Böhmischen Brüder. Zudem verfasste er theologische Schriften und Kirchenlieder, die von ihm teilweise vertont wurden.

Das Lied umfasst 6 Strophen, von denen 2 in das NGB übernommen wurden (1 + 4). Die Strophe 3 und 4 des NGB sind Variationen von Gustav Mankel. Gustav Mankel (* 28. Juli 1907 in Iserlohn; † 1987) war ein neuapostolischer Geistlicher, Liederdichter und Komponist. Mankel war sieben Jahre ehrenamtlich als Bezirksältester (Leiter eines Kirchenbezirks der Neuapostolischen Kirche) in Köln tätig. Er schrieb zahlreiche Liedertexte für den gottesdienstlichen Gebrauch.

„Gelobt sei Gott im höchsten Thron“ beginnt als Erzähllied, insofern es die Hauptaussagen der synoptischen Evangelien über das Ostergeschehen wiedergibt. Doch dann folgt die Selbstaussage der christlichen Gemeinde als Antwort auf das Ostergeschehen (Strophen 5 und 6). In der Version des NGB ist dieser Ablauf nicht erkennbar. Die Strophen 3 und 4 lassen sich als Selbstaussage der Neuapostolischen Kirche als Antwort auf das Ostergeschehen lesen. Hier wird bereits ein Ausblick auf die Himmelfahrt Jesu und auf die kollektive Himmelfahrt der neuapostolischen Christen genommen, die sich selber als "Brautgemeinde" versteht (vergl. KNK, 10.1.3). Dies Parodie des Liedes ist wie schon "Wie schön leuchtet der Morgenstern" ein weiteres Beispiel dafür, wie in der Neuapostolischen Kirche mit Lieder verkürzt werden und an die Sonderlehren dieser Kirche angepasst werden. Vorgeschlagen wird das Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche von 2004 zu überarbeiten und die Texte den Originalen anzugleichen. Ehrlicher wäre es, diejenigen Lieder, die den Propria der NAK nicht entsprechen, auch nicht in eine Neuauflage zu übernehmen.

1) Gelobt sei Gott im höchsten Thron
samt Seinem eingebornen Sohn,
der für uns hat genug [Großes] getan.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.

2) Des Morgens früh am dritten Tag,
da noch der Stein am Grabe lag,
erstand er frei ohn alle Klag.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.

3) Der Engel sprach: "Nun fürcht' euch nicht;
denn ich weiß wohl, was euch gebricht.
Ihr sucht Jesus, den find't ihr nicht."
Halleluja, Halleluja, Halleluja.

4) "Er ist erstanden von dem Tod,
hat überwunden alle Not;
kommt, seht, wo Er gelegen hat.“ [versühnet Sünd und Missetat]
Halleluja, Halleluja, Halleluja.

5) Nun bitten wir Dich, Jesu Christ,
weil Du vom Tod erstanden bist,
verleihe, was uns selig ist.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.

6) O mache unser Herz bereit,
damit von Sünden wir befreit
Dir mögen singen allezeit:
Halleluja, Halleluja, Halleluja.

Variante des NGB:

3) Ein ewig Heil durch Jesus Christ
dem Sünder nun geworden ist;
ihm ist der Himmel aufgetan.
Halleluja, …


4) O Herr mach unser Herz bereit,
führ gnädig uns aus dieser Zeit
und schenk uns deine Herrlichkeit!
Halleluja, …

Freitag, 23. März 2018

Karfreitag - O Haupt voll Blut und Wunden


Gekreuzigt und gestorben (Jesu Tod am Kreuz)


Das Lied zum Karfreitag (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-28-0) „O Haupt voll Blut und Wunden“ ist die Nr. 85 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 43 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Tag gehören wie z. B. „O Mensch bewein dein Sünde groß“ (EKG 76) oder „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld (EKG 83) befinden sich nicht im NGB.

„O Haupt voll Blut und Wunden“ ist ein Lied von Paul Gerhardt.
Paul Gerhardt (* 12.3.1607 in Gräfenhainichen; † 27.5.1676 in Lübben) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter. Zum Weiterlesen: Christian Brunners (2007): Paul Gerhardt. Weg-Werk-Wirkung. 4. Auflage.

Das Lied umfasst 10 Strophen, von denen 5 (1-2, 4, 9-10) in das NGB übernommen wurden. Die Strophen 5 und 7 fanden beispielsweise auch nicht Eingang in das Gesangbuch der Katholischen Kirche („Gotteslob“). Der Text der aufgenommenen Strophen blieb unverändert und orientiert sich an der Fassung im EKG. 

Gerhardt schuf mit "O Haupt voll Blut und Wunden" ein "Kunstwerk ersten Ranges" (ebenda, 155). Kunstvoll erreicht er eine emotionale Einfühlung in den leidenden Jesus und eine meditative Zuwendung zu ihm. Eine gekürzte Übernahme in ein Kirchengesangbuch kommt einem Sakrileg gleich.

1.
O Haupt voll Blut und Wunden,
voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden
mit einer Dornenkron,
o Haupt, sonst schön gezieret
mit höchster Ehr und Zier,
jetzt aber hoch schimpfieret:
gegrüßet seist du mir!
2.
Du edles Angesichte,
davor sonst schrickt und scheut
das große Weltgewichte:
wie bist du so bespeit,
wie bist du so erbleichet!
Wer hat dein Augenlicht,
dem sonst kein Licht nicht gleichet,
so schändlich zugericht’?
3.
Die Farbe deiner Wangen,
der roten Lippen Pracht
ist hin und ganz vergangen;
des blassen Todes Macht
hat alles hingenommen,
hat alles hingerafft,
und daher bist du kommen
von deines Leibes Kraft.
4.
Nun, was du, Herr, erduldet,
ist alles meine Last;
ich hab es selbst verschuldet,
was du getragen hast.
Schau her, hier steh ich Armer,
der Zorn verdienet hat.
Gib mir, o mein Erbarmer,
den Anblick deiner Gnad.
5.
Erkenne mich, mein Hüter,
mein Hirte, nimm mich an.
Von dir, Quell aller Güter,
ist mir viel Guts getan;
dein Mund hat mich gelabet
mit Milch und süßer Kost,
dein Geist hat mich begabet
mit mancher Himmelslust.
6.
Ich will hier bei dir stehen,
verachte mich doch nicht;
von dir will ich nicht gehen,
wenn dir dein Herze bricht;
wenn dein Haupt wird erblassen
im letzten Todesstoß,
alsdann will ich dich fassen
in meinen Arm und Schoß.
7.
Es dient zu meinen Freuden
und tut mir herzlich wohl,
wenn ich in deinem Leiden,
mein Heil, mich finden soll.
Ach möcht ich, o mein Leben,
an deinem Kreuze hier
mein Leben von mir geben,
wie wohl geschähe mir!
8.
Ich danke dir von Herzen,
o Jesu, liebster Freund,
für deines Todes Schmerzen,
da du’s so gut gemeint.
Ach gib, dass ich mich halte
zu dir und deiner Treu
und, wenn ich nun erkalte,
in dir mein Ende sei.
9.
Wenn ich einmal soll scheiden,
so scheide nicht von mir,
wenn ich den Tod soll leiden,
so tritt du dann herfür;
wenn mir am allerbängsten
wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten
kraft deiner Angst und Pein.
10.
Erscheine mir zum Schilde,
zum Trost in meinem Tod,
und lass mich sehn dein Bilde
in deiner Kreuzesnot.
Da will ich nach dir blicken,
da will ich glaubensvoll
dich fest an mein Herz drücken.
Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Palmarum - Dein König kommt in niedern Hüllen

Thraupis palmarum (eine südamerikanische Sperlingsart)


Der Schmerzensmann (Jesu Einzug in Jerusalem)


Das Lied zum 6. Sonntag der Passionszeit - Palmarum - (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-26-0) „Dein König kommt in niedern Hüllen“ ist die Nr. 14 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 41 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „Jesus zieht in Jerusalem ein (EKG 314), „Jesu, deine Passion“ (EKG 88) oder Dü schöner Lebensbaum des Paradieses (EKG 96) befinden sich nicht im NGB.

„Dein König kommt in niedern Hüllen“ ist ein Lied von Friedrich Johann Michael Rückert (* 16. Mai 1788 in Schweinfurt; † 31. Januar 1866 in Neuses (heute Teil von Coburg). Rückert war ein deutscher Dichter, Sprachgelehrter und Übersetzer sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik.

Das Lied umfasst 6 Strophen, von denen 3 (1-3) in das NGB übernommen wurden. Der Text der dritten Strophe im NGB ist dabei eine Kombination aus Versen der 3. Originalstrophe und der 6. Strophe des Originals. Der letzte Vers der 3. Strophe bezieht sich in seiner Formulierung auf die neuapostolische Eschatologie, die 2004 (Erscheinungsdatum des heute noch gültigen NGB) die Exklusivität hinsichtlich der Erwählung der neuapostolischen Christen stark hervorhebt (vergl. dazu Obst, 1996, insb. Kap. 2.5, 137-151 und Fincke & Pöhlmann, 2004, 143ff). Heute hat die NAK eine veränderte Sicht auf die eigene Eschatologie, was in der Konsequenz auch zu einer Überarbeitung des NGB führen müsste (vergl. KNK). 


1) Dein König kommt in niedern Hüllen,
ihn trägt der lastbarn Es’lin Füllen,
empfang ihn froh, Jerusalem!
Trag ihm entgegen Friedenspalmen,
bestreu den Pfad mit grünen Halmen;
so ist’s dem Herren angenehm.



2) O mächt’ger Herrscher ohne Heere,
gewalt’ger Kämpfer ohne Speere,
o Friedefürst [Friedensfürst] von großer Macht!
Es wollen dir der Erde Herren
den Weg zu deinem Throne sperren,
doch du gewinnst ihn ohne Schlacht.



3) Dein Reich ist nicht von dieser Erden,
doch aller Erde Reiche werden
dem, das du gründest, untertan.
Bewaffnet mit des Glaubens Worten [o lass dein Licht auf Erden siegen,]
zieht deine Schar nach allen Orten [die Macht der Finsternis erliegen]
der Welt hinaus und macht dir Bahn. [und führ die Deinen himmelan]



4) Und wo du kommst herangezogen,
da ebnen sich des Meeres Wogen,
es schweigt der Sturm, von dir bedroht.
Du kommst, dass auf empörter Erde
der neue Bund gestiftet werde,
und schlägst in Fessel Sünd und Tod.



5) O Herr von großer Huld und Treue,
o komme du auch jetzt aufs neue
zu uns, die wir sind schwer verstört.
Not ist es, dass du selbst hienieden
kommst, zu erneuen deinen Frieden,
dagegen sich die Welt empört.



6) O lass dein Licht auf Erden siegen,
die Macht der Finsternis erliegen
und lösch der Zwietracht Glimmen aus,
dass wir, die Völker und die Thronen,
vereint als Brüder wieder wohnen
in deines großen Vaters Haus.

Montag, 12. März 2018

Judika - Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken


Das Lamm Gottes



Das Lied zum 5. Sonntag der Passionszeit - Judika - (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-25-0) „Herr stärke mich, dein Leiden zu bedenken“ ist die Nr. 91 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 48 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).
Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“ (EKG 83) oder „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser“ (EKG 278) befinden sich nicht im NGB.

„Herr stärke mich, dein Leiden zu bedenken“ ist ein Lied von Christian Fürchtegott Gellert (* 4. Juli 1715 in Hainichen; † 13. Dezember 1769 in Leipzig). Er war ein deutscher Dichter und Moralphilosophder Aufklärung und galt zu Lebzeiten neben Christian Felix Weiße als meistgelesener deutscher Schriftsteller.

Das Lied umfasst 10 Strophen, von denen 8 (1-5, 7-9) in das NGB übernommen wurden. Der Text wurde nicht verändert.

1) Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken,
mich in das Meer der Liebe zu versenken,
die dich bewog, von aller Schuld des Bösen
uns zu erlösen.

2) Vereint mit Gott, ein Mensch gleich uns auf Erden
und bis zum Tod am Kreuz gehorsam werden,
an unsrer Statt gemartert und zerschlagen,
die Sünde tragen:

3) welch wundervoll hochheiliges Geschäfte!
Sinn ich ihm nach, so zagen meine Kräfte,
mein Herz erbebt; ich seh und ich empfinde
den Fluch der Sünde.

4) Gott ist gerecht, ein Rächer alles Bösen;
Gott ist die Lieb und lässt die Welt erlösen.
Dies kann mein Geist mit Schrecken und Entzücken
am Kreuz erblicken.

5) Seh ich dein Kreuz den Klugen dieser Erden
ein Ärgernis und eine Torheit werden:
so sei’s doch mir, trotz allen frechen Spottes,
die Weisheit Gottes.

6) Es schlägt den Stolz und mein Verdienst darnieder,
es stürzt mich tief, und es erhebt mich wieder,
lehrt mich mein Glück, macht mich aus Gottes Feinde
zu Gottes Freunde.

7) Da du dich selbst für mich dahingegeben,
wie könnt ich noch nach meinem Willen leben?
Und nicht vielmehr, weil ich dir angehöre,
zu deiner Ehre.

8) Ich will nicht Hass mit gleichem Hass vergelten,
wenn man mich schilt, nicht rächend wiederschelten,
du Heiliger, du Herr und Haupt der Glieder,
schaltst auch nicht wieder.

9) Unendlich Glück! Du littest uns zugute.
Ich bin versöhnt in deinem teuren Blute.
Du hast mein Heil, da du für mich gestorben,
am Kreuz erworben.

10) Wenn endlich, Herr, mich meine Sünden kränken,
so lass dein Kreuz mir wieder Ruhe schenken.
Dein Kreuz, dies sei, wenn ich den Tod einst leide,
mir Fried und Freude.

Lätare - Jesu, meine Freude


Für euch dahingegeben (Das Weizenkorn)


Das Lied zum 4. Sonntag der Passionszeit - Lätare - (siehe https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-24-0) „Jesu, meine Freude“ ist die Nr. 396 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 153 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „In dir ist Freude“ (EKG 398), Ehre sei dir, Christe (EKG 75) oder „Korn, das in die Erde“ (EKG 98) befinden sich nicht im NGB.

„Jesu, meine Freude“ ist ein Lied von Johann Franck, auch Frank (1618 - 1677), war ein deutscher Jurist und Dichter bekannter Kirchenlieder, aber auch weltlicher Gedichte.

Das Lied umfasst 6 Strophen, von denen lediglich 3 (1, 4 und 6) in das NGB übernommen wurden. Sowohl die Auswahl der Strophen als auch die Textänderung in Strophe 6 erscheinen willkürlich und nicht nachvollziehbar. Die Veränderung des Textes nimmt der NAK_Version den Bezug zum 2. Sonntag nach Epiphanias, der mit "der Freudenmeister" untertitelt ist und die Hochzeit von Kana in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. Die scharfe, barocke Dichotomie - das größte Leid auf Erden ist mit Christus eine Hochzeitsfreude - wird durch die Änderung geglättet. Auch der Bezug zur himmlischen Hochzeit wird durch die Textänderung nicht hergestellt.
Das Wundergeschehen endet mit dem Wort "jetzt" (árti), das im Evangelium noch öfter erwähnt wird. Jetzt ist der gute Wein da, und Jesus hat ihn gebracht; jetzt ist die messianische Zeit angebrochen. "Wird die Geschichte so gelesen, hat auch die Erwähnung der Hochzeit schon einen messianischen Klang, da die Heilszeit mit einer Hochzeitsfeier verglichen werden kann (Mk 2,19a). Entsprechend ließ schon die einleitende Zeitbestimmung 'am dritten Tag' die österliche Dimension aufscheinen; sie verknüpft so Jesu messianisches Wirken mit dem Zeugnis von Gottes auferweckendem Handeln an ihm" (Wengst, 2004, 112f).

Vergleiche dazu auch den Post "Kommentar zu den LG vom 19.01.2014" in diesem Blog und "Wein im Überfluss" (Die Hochzeit zu Kana) von Silke Petersen. In: Zimmermann, 2013, 669-680. 

1) Jesu, meine Freude, / meines Herzens Weide, / Jesu, meine Zier,
ach wie lang, ach lange / ist dem Herzen bange / und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam, / außer dir soll mir auf Erden / nichts sonst Liebers werden.

2) Unter deinem Schirmen / bin ich vor den Stürmen / aller Feinde frei.
Laß den Satan wettern, / laß die Welt erzittern, / mir steht Jesus bei.
Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, / ob gleich Sund und Hölle schrecken, / Jesus will mich decken.

3) Trotz dem alten Drachen, / trotz dem Todesrachen, / trotz der Furcht dazu!
Tobe, Welt, und springe; / ich steh hier und singe / in gar sichrer Ruh.
Gottes Macht hält mich in acht; / Erd und Abgrund muß verstummen, / ob sie noch so brummen.

4) Weg mit allen Schätzen! / Du bist mein Ergötzen, / Jesu, meine Lust.
Weg, ihr eitlen Ehren, / ich mag euch nicht hören, / bleibt mir unbewußt!
Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod / soll mich, ob ich viel muß leiden, / nicht von Jesu scheiden.

5) Gute Nacht, o Wesen, / das die Welt erlesen, / mir gefällst du nicht!
Gute Nacht, ihr Sünden, / bleibet weit dahinten, / kommt nicht mehr ans Licht!
Gute Nacht, du Stolz und Pracht; / dir sei ganz, du Lasterleben, / gute Nacht gegeben!

6) Weicht, ihr Trauergeister! / denn mein Freudenmeister, [Herr und Meister]/ Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben, / muß auch ihr Betrüben / lauter Freude sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn, / dennoch bleibst du auch im Leide, / Jesu, meine Freude.

Freitag, 23. Februar 2018

Okuli - Mir nach, spricht Christus, unser Held


Nachfolge


Das Lied zum 3. Sonntag der Passionszeit - Okuli - (siehe https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php?day=718) „Mir nach, spricht Christus unser Held“ ist die Nr. 385 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 352 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „Lasset uns mit Jesus ziehen“ (EKG 385) oder „Wir danken dir, Herr Jesus Christ, dass du für uns gestorben bist“ (EKG 79) befinden sich nicht im NGB.

„Mir nach, spricht Christus unser Held“ ist ein Lied von Johann Scheffler. Angelus Silesius (lateinisch für Schlesischer Bote/Engel, eigentlich Johannes Scheffler; getauft 25. Dezember 1624 in Breslau; † 9. Juli 1677 ebenda) war ein deutscher Lyriker, Theologe und Arzt. Seine tiefreligiösen, der Mystik nahestehenden Epigramme werden zu den bedeutendsten lyrischen Werken der Barockliteratur gezählt.

Das Lied umfasst 7 Strophen, von denen 4 in das NGB übernommen wurden. Die Strophe 3 ist auch im EKG nicht enthalten.

Das Lied ist im NGB durchaus erheblich verändert. Die Ersetzung "Menschen" für "Christen" in der Strophe 1 verändert die Aussage des Liedes von einem christlichen Erbauungstext hin zu einem Text mit universalem Missionsauftrag. Der Ruf zur Nachfolge geht also nicht vor allem nach innen, sondern ist ins Außen gewendet. So ergeht der Aufruf nicht nur über Konfessionsgrenzen hinweg, sondern wird universell. Diese Änderung steht in der Tradition eines besonderen Heilsauftrages, den sich die NAK selber zuschreibt (siehe http://www.nak.org/de/glaube-kirche/nak-von-a-bis-z/glossar/all/heilsnotwendigk/). 
In der 2. Strophe wird eine Aufgabe, die dem Christen zufällt (tugendhaftes Leben) in eine Zusage Gottes an den Christen umgedeutet.
In Strophe 3. wird der Christ direkt angesprochen. Hier wird der universelle "Hort" oder "Fels" auf die Christen der NAK eingeengt. Dies steht im Zusammenhang mit dem Exklusivitätsanspruch dieser Kirche.
In Strophe 7 wird die Notwendigkeit für den einzelnen Christen, sich mit Jesus unters Kreuz zu begeben entschärft. Es reicht ein Gedenken an das Leiden aus.Wer dies nicht tut, wird auch nicht das ewige Leben empfangen. Es reicht allerdings aus, zu kämpfen. In der NAK-Version muss "gut" mithin erfolg- und siegreich gekämpft werden. Erst dann erhält man, ganz in der Tradition der protestantischen Ethik, die Lebenskron.  

1. "Mir nach!", spricht Christus, unser Held, "mir nach, ihr Christen [Menschen] alle! Verleugnet euch, verlasst die Welt, folgt meinem Ruf und Schalle, nehmt euer Kreuz und Ungemach auf euch, folgt meinem Wandel nach!

2. Ich bin das Licht, ich leucht euch für mit heilgem Tugendleben. Wer zu mir kommt und folget mir, darf [wird] nicht im Finstern schweben. Ich bin der Weg, ich weise wohl, wie man wahrhaftig wandeln soll.

3. Mein Herz ist voll Demüthigkeit, voll Liebe meine Seele; mein Mund der fleußt zu jeder Zeitvon süßem Sanftmuthsöle;mein Geist, Gemüthe, Kraft und Sinnist Gott ergeben, schaut auf ihn.

4. Ich zeig euch das, was schädlich ist,
zu fliehen und zu meiden und euer Herz von arger List zu rein'gen und zu scheiden. Ich bin der Seelen Fels und Hort [bin euer Seelen Fels und Hort] und führ euch zu der Himmelspfort.

5. Fällt's euch zu schwer? Ich geh voran, ich steh euch an der Seite, ich kämpfe selbst, ich brech die Bahn, bin alles in dem Streite. Ein böser Knecht, der still mag stehn, sieht er voran den Feldherrn gehn.

6. Wer seine Seel zu finden meint, wird sie ohn mich verlieren; wer sie um mich verlieren scheint, wird sie nach Hause führen. Wer nicht sein Kreuz nimmt und folgt mir, ist mein nicht wert und meiner Zier."

7. So lasst uns denn dem lieben Herrn mit unserm Kreuz nachgehen und wohlgemut, getrost und gern in allem Leiden stehen! [auf ihn im Leiden sehen] Wer nicht gekämpft, trägt auch die Kron [wer gut gekämpft, trägt auch die Kron] des ewgen Lebens nicht [dann] davon.

Sonntag, 18. Februar 2018

Reminiszere - Herr Jesu, deine Angst und Pein


Den Menschen ausgeliefert (Streit um Jesus)


Das Lied zum Sonntag Reminiszere (siehe https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php?day=717) „Herr Jesu, deine Angst und Pein“ ist die Nr. 89 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 45 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „Erneure mich, o ewigs Licht (EKG 390) oder „Nun freut Euch, liebe Christen g’mein“ (EKG 341) befinden sich nicht im NGB.

„Herr Jesu, deine Angst und Pein“ ist ein Lied von Tobias Clausnitzer (* 5. Februar 1619 in Thum; † 7. Mai 1684 in Weiden in der Oberpfalz). Er war ein deutscher lutherischer Geistlicher und Kirchenliederdichter.

Das Lied umfasst 6 Strophen, von denen 3 in das NGB übernommen wurden. In der Version des NGB wir der Ausdruck "dieweil" durch "so lang" ersetzt.

"So lang" ist sicher leichter verständlich aber eine entbehrliche Ersetzung. "Dieweil" betont stärker die Endlichkeit des diesseitigen Lebens, was dem barocken Text angemessener ist. Gleichzeitig assoziiere ich mit diesem Ausdruck stärker eine Verankerung im Diesseits. Mit "so lang" assoziiere ich die Bezeichnung "aber nur so lange", was das Gedenken eintrübt.


Herr Jesu, deine Angst und Pein

1. Herr Jesu, deine Angst und Pein
Und dein betrübtes Leiden
Laß mir vor Augen allzeit sein,
Die Sünde zu vermeiden.
Laß mich an deine große Not
Und deinen herben bittern Tod,
Dieweil ich lebe, denken. [so lang]

2. Laß, deiner Seelen Höllenqual,
Dein blutgeronnen Schwitzen
Und übrig Elend allzumal,
Darin du mußtest sitzen,
Mir oftermalen fallen ein
Und eine starke Warnung sein
Vor mehrern Missethaten.

3. Die Wunden alle, die du hast,
Hab ich dir helfen schlagen,
Auch meine große Sündenlast
Dir aufgelegt zu tragen.
Ach liebster Heiland, schone mein,
Laß diese Schuld vergessen sein,
Laß Gnade vor Recht gehen.

4. Du hast verlassen deinen Thron,
Bist in das Elend gangen,
Vertrugest Schläge, Spott und Hohn,
Mußtest am Kreuze hangen,
Auf daß du für uns schafftest Rat
Und unsre schwere Missethat
Bei Gott versöhnen möchtest.

5. Drum will ich jetzt zur Dankbarkeit
Von Herzen dir lobsingen,
Und wenn du zu der Seligkeit
Mich wirst hinkünftig bringen,
So will ich daselbst noch vielmehr
Zusamt dem ganzen Himmelsheer
Dich ewig dafür loben.

6. Herr Jesu, deine Angst und Pein
Und dein betrübtes Leiden
Laß meine letzte Zuflucht sein,
Wenn ich von hier soll scheiden.
Ach hilf, daß ich durch deinen Tod
Fein sanft beschließe meine Not
Und selig sterbe. Amen.

Invokavit - Aus meines Herzens Grunde

Salvadore Dali (1946): Die Versuchung des Heiligen Antonius


Versuchung


Das Lied zum Sonntag Invokavit (siehe https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/article.php?day=716) „Aus meines Herzens Grunde“ ist die Nr. 443 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 322 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „Jesu, meines Lebens Leben“ (EKG 86), Erneure mich, o ewigs Licht (EKG 390) oder Gott der Vater steh und bei (EKG 138) befinden sich nicht im NGB.

„Aus meines Herzens Grunde“ ist ein Lied von Georg Niege (* 25. November 1525 in Allendorf; † 1589 in Herford). Niege war ein deutscher Landsknecht und Dichter.
Das Lied umfasst 7 Strophen, von denen 4 in das NGB übernommen wurden.

Aus meines Herzens Grunde sag ich dir Lob und Dank

1. Aus meines Herzens Grunde / sag ich dir Lob und Dank
in dieser Morgenstunde, / dazu mein Leben lang,
dir, Gott, in deinem Thron, / zu Lob und Preis und Ehren
durch Christus, unsern Herren, / dein eingebornen Sohn,

2. dass du mich hast aus Gnaden / in der vergangnen Nacht
vor Gfahr und allem Schaden / behütet und bewacht.
Demütig bitt ich dich, / wollst mir mein Sünd vergeben,
womit in diesem Leben / ich hab erzürnet dich.

3. Du wollest auch behüten / mich gnädig diesen Tag
vors Teufels List und Wüten, / vor Sünden und vor Schmach,
vor Feur und Wassersnot, / vor Armut und vor Schanden,
vor Ketten und vor Banden, / vor bösem schnellem Tod.

4. Mein Leib und Meine Seele, Gemahl, Gut, Ehr und Kind
in dein Hand ich befehle und die mir nahe sind
als dein Geschenk und Gab, mein Eltern und Verwandten,
mein Freunde und Bekannten und alles was ich hab.

5. Dein’n Engel laß auch bleiben und weichen nicht von mir,
Den Satan zu vertreiben, auf daß der bös‘ Feind hier
In diesem Jammertal, sein‘ Tück‘ an mir nicht übe,
Leib und Seel‘ nicht betrübe und bring‘ mich nicht zu Fall.

6. Gott will ich lassen raten, / denn er all Ding vermag.
Er segne meine Taten / an diesem neuen Tag;
ihm hab ich heimgestellt / mein Leib, mein Seel, mein Leben
und was er sonst gegeben; / er machs, wies ihm gefällt.

7. Darauf so sprech ich Amen / und zweifle nicht daran.
Gott wird es alls zusammen / in Gnaden sehen an;
und streck nun aus mein Hand, / greif an das Werk mit Freuden,
dazu mich Gott beschieden / in mein Beruf und Stand.

Die Strophen 3-5 wurden nicht in das NGB übernommen. Die übrigen Strophen sind unbearbeitet aus dem Original übernommen worden.

Donnerstag, 8. Februar 2018

Esomihi - Jesu, geh voran

Der Weg zum Kreuz (Der Weg der Liebe)


Das Lied zum Sonntag Esomihi „Jesu, geh voran“ ist die Nr. 391 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 358 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „In dich hab ich gehoffet, Herr“ (EKG 275) befinden sich nicht im NGB.
„Jesu, geh voran“ ist ein Lied von Tut mir auf die schöne Pforte“ ist ein Lied von (Reichs-)Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und Pottendorf (* 26. Mai 1700 in Dresden; † 9. Mai 1760 in Herrnhut) war ein deutscher lutherisch-pietistischer autodidaktischer Theologe, Gründer und Bischof der Herrnhuter Brüdergemeine („Brüder-Unität“) und Dichter zahlreicher Kirchenlieder.

Das Lied umfasst 4 Strophen und wurde gänzlich unverändert in das NGB übernommen worden.

Jesu, geh voran
auf der Lebensbahn!
Und wir wollen nicht verweilen,
dir getreulich nachzueilen;
führ uns an der Hand
bis ins Vaterland.

Soll's uns hart ergehn,
lass uns feste stehn
und auch in den schwersten Tagen
niemals über Lasten klagen;
denn durch Trübsal hier
geht der Weg zu dir.

Rühret eigner Schmerz
irgend unser Herz,
kümmert uns ein fremdes Leiden,
o so gib Geduld zu beiden;
richte unsern Sinn
auf das Ende hin.

Ordne unsern Gang,
Jesu, lebenslang.
Führst du uns durch rauhe Wege,
gib uns auch die nöt'ge Pflege;
tu uns nach dem Lauf
deine Türe auf.

Sonntag, 4. Februar 2018

Sexagesimae - Tut mir auf die schöne Pforte



Viererlei Ackerfeld (Wort Gottes - Antwort des Menschen)



Das Lied zum Sonntag Sexagesimae „Tut mir auf die schöne Pforte“ ist die Nr. 166 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 100 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören wie z. B. „Herr, öffne mir die Herzenstür“ (EKG 197) oder „Lobet den Herren, denn er ist sehr freundlich“ (EKG 304) befinden sich nicht oder nicht mehr im NGB.

„Tut mir auf die schöne Pforte“ ist ein Lied von Benjamin Schmolck (Schmolke) (* 21. Dezember 1672 in Brauchitschdorf im Herzogtum Liegnitz; † 12. Februar 1737 in Schweidnitz) war ein deutscher Kirchenliederdichter des Barock.

Das Lied umfasst 6 Strophen, von denen 3 in das NGB übernommen wurden (1, 2 und 6). Die übernommenen Strophen sind (nahezu) unverändert geblieben. Durch die nicht übernommenen Strophen verliert die Version im NGB den Bezug zum Thema des heutigen Sonntags. Traditionell spielte dieser Bezug in der NAK keine große Rolle, was sich jedoch derzeit zu ändern scheint (siehe dazu frühere Posts in diesem Blog).

Die Veränderung der 2. Strophe lässt sich vielleicht mit der hohen Bedeutung des Begriffs der "Treue" in der NAK erklären. Treue bezieht sich in der NAK nicht nur auf Gott oder auf die Konsistenz im eigenen Denken, Fühlen und Handeln, sondern wird immer auch, und m. E. vor allem,  auf die Amtskirche bezogen. Dabei besteht die Erwartung an den Einzelnen, dass Spannungen, Widersprüche oder Konflikte immer mit Blick auf die Amtskirche aufgelöst werden (siehe dazu "Vorwurf Illoyalität" in diesem Blog).

1) Tut mir auf die schöne Pforte
führt in Gottes Haus mich ein;
ach wie wird an diesem Orte
meine Seele fröhlich sein!
Hier ist Gottes Angesicht,
hier ist lauter Trost und Licht.

2) Ich bin, Herr, zu dir gekommen,
komme du nun auch zu mir.
Wo du Wohnung hast genommen,
da ist lauter Himmel hier.
Zieh in meinem Herzen ein,
laß es deinen [stets dein] Tempel sein.

3) Laß in Furcht mich vor dich treten,
heilige du Leib und Geist,
daß mein Singen und mein Beten
ein gefällig Opfer heißt.
Heilige du Mund und Ohr,
zieh das Herze ganz empor.

4) Mache mich zum guten Lande,
wenn dein Samkorn auf mich fällt.
Gib mir Licht in dem Verstande
und, was mir wird vorgestellt,
präge du im Herzen ein,
laß es mir zur Frucht gedeihn.

5) Stärk in mir den schwachen Glauben,
laß dein teures Kleinod mir
nimmer aus dem Herzen rauben,
halte mir dein Wort stets für,
daß es mir zum Leitstern dient
und zum Trost im Herzen grünt.

6) Rede, Herr, so will ich hören,
und dein Wille werd erfüllt;
nichts laß meine Andacht stören,
wenn der Brunn des Lebens quillt;
speise mich mit Himmelsbrot,
tröste mich in aller Not.


Septuagesimae - Jesus, Seelenfreund der Deinen


Lohn und Gnade


Das Lied zum Sonntag Septuagesimae „Jesus, Seelenfreund der Deinen“ ist die Nr. 560 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 110 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB). 

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören sind „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend’“ (EKG 155) oder „In dich hab ich gehoffet, Herr“ (EKG 275) befinden sich nicht im NGB.

Das für den heutigen Sonntag angegebene Lied befindet sich in der Regionalausgabe des EKG Württemberg. Im EKG der Nordelbischen Kirche und im EKG der der evangelischen Kirchen in Bayern und Thüringen ist dieses Lied nicht enthalten.

„Jesus, Seelenfreund der Deinen“ ist ein Lied von Johann Michael Hahn (* 2. Februar 1758 in Altdorf bei Böblingen; † 20. Januar 1819 in Sindlingen, heute Jettingen bei Herrenberg) war schwäbischer Pietist und Stifter der Hahn’schen Gemeinschaft.

Das Lied umfasst 3 Strophen. Es liegt in einer Bearbeitung durch Albert Knapp (1798-1864) im NGB vor. Beide Versionen sind (nahezu) wortgleich. 

1. Jesus, Seelenfreund der Deinen, [Jesu]
Sonne aller Herrlichkeit,
wandelnd unter den Gemeinden, 
die zu deinem Dienst bereit,
komm zu uns, wir sind zusammen, [beisammen]
lass dein Feuer neu entflammen
und uns fühlen allzugleich:
Ich bin mitten unter euch!

2. Komm, belebe alle Glieder,
du der Kirche heilig Haupt!
Nimm hinweg, was dir zuwider,
was uns deinen Segen raubt!
Lass uns deines Geistes Gaben
reichlich miteinander haben!
Offenbare heiliglich,
Haupt, in allen Gliedern dich!

3. Lass sich die Gemüter kehren
zu dir, Glanz der Ewigkeit!
Lass uns innigst nur begehren,
was uns dein Erbarmen beut!
Lass dein Licht und Leben fließen
und in alle sich ergießen!
Stärke deinen Gnadenbund,
Herr, in jedes Herzens Grund!

Eine größere Nähe zu dem heutigen Thema des Gottesdienstes hat jedoch der Wochenpsalm (Ps 31, 20-25). Er ist zudem ausdrucksstärker und sprachlich kraftvoller:

„´Herr`, wie viel Gutes hältst du doch bereit für alle, die Ehrfurcht vor dir haben! Ja, vor den Augen aller Menschen zeigst du deine Güte denen, die bei dir Zuflucht suchen. Du birgst sie ganz nahe bei dir, unter deinen Augen sind sie vor hinterhältigen Menschen sicher. Wie in einer schützenden Hütte bewahrst du sie vor dem feindseligen Geschwätz ringsum. Gepriesen sei der Herr, denn er hat mir wunderbar seine Gnade erwiesen; er hat mir in einer befestigten Stadt Zuflucht geschenkt. Vorher hatte ich noch in meiner Verzweiflung gesagt: »Ich bin alleingelassen, verbannt aus deinen Augen. «Aber du hast auf mein lautes Flehen gehört, schon damals, als ich zu dir um Hilfe schrie. Ihr alle, die ihr zum Herrn gehört: zeigt ihm eure Liebe! Der Herr behütet alle, die ihm die Treue halten. Doch denen, die vermessen handeln, zahlt er ihren Hochmut gründlich heim. Seid stark und fasst neuen Mut, ihr alle, die ihr auf das Eingreifen des Herrn wartet!“ (NGÜ)

Samstag, 13. Januar 2018

Letzter Sonntag nach Epiphanias - Liebster Jesu, wir sind hier


Verklärung


Das Lied zum letzten Sonntag nach Epiphanias „Liebster Jesu, wir sind hier“ ist die Nr. 161 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 95 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Sonntag gehören sind „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ (siehe dazu den Post „Der Freudenmeister“ in diesem Blog), „Gott ist gegenwärtig“ und „Nun jauchzt dem Herren alle Welt“ befinden sich ebenfalls im NGB. „Gott, heilger Schöpfer aller Sterne (EKG Nr. 3) befindet sich nicht im NGB.

„Liebster Jesu, wir sind hier“ ist ein Lied von Tobias Clausnitzer (1663). Clausnitzer (* 5. Februar 1619 in Thum; † 7. Mai 1684 in Weiden in der Oberpfalz) war ein deutscher lutherischer Geistlicher. Neben zahlreichen Erbauungsschriften, Passions- und Festpredigten verfasste er ebenfalls einige Kirchenlieder.

Das Lied umfasst 3 Strophen. Es liegt in einer Bearbeitung im NGB vor, die jedoch nicht erwähnt wird. So wird erneut der Anschein erweckt, als ob die Originalfassung übernommen worden sei.

Liebster Jesu, wir sind hier

1) Liebster Jesu, wir sind hier,
Dich und Dein Wort anzuhören;
lenke Sinnen und Begier
hin auf Dich und Deine Lehren, [auf die süßen Himmelslehren]
dass die Herzen von der Erden
ganz zu Dir gezogen werden.

2) Unser Wissen und Verstand
ist mit Finsternis verhüllet,
wo nicht Deines Geistes Hand
uns mit hellem Licht erfüllet;
Gutes denken, tun und dichten
musst Du selbst in uns verrichten. [wollst du selbst in uns verrichten]

3) O Du Glanz der Herrlichkeit,
Licht vom Licht, aus Gott geboren,
mach uns allesamt bereit,
öffne Herzen, Mund und Ohren;
unser Bitten, Flehn und Singen [all dies Bitten, Flehn und Ringen]
lass, Herr Jesu, wohl gelingen. [mög zu dir, Herr Jesu, dringen]


Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Versionen liegt im Austausch des Wortes „Singen“ mit dem Wort „Ringen“.
Zunächst einmal ist Ringen eine Kampfsportart. Es gehört auch mit zum Repertoire von militärischen Nahkampfausbildungen.
„Ringen“ bedeutet weiterhin sich angestrengt, unter Einsatz aller Kräfte bemühen, etwas zu erreichen, zu erhalten, zu verwirklichen; heftig nach etwas streben.
„Ringen“ beschreibt also die enorme Anstrengung, die der neuapostolische Christ zur Erreichung seines Glaubenszieles aufbringen muss (siehe dazu KNK, Kap. 10).
Theologisch steht dahinter die Anschauung, dass das Leben ein Kampf sei. Die Textänderung könnte so den calvinistischen und der puritanischen Strömungen in der Entstehungsgeschichte der NAK geschuldet sein. Durch die Glättung der Melodie (Entfernen der Punktierungen) wird diese Strenge unterstrichen.

Demgegenüber ist „singen“ im theologischen Kontext ein individuelles und emotionales Glaubensbekenntnis (Credo), ein Gebet (Psalm), ein Gottesdienst (Messe), eine Klage (Requiem) oder auch ein Lobgesang (Te Deum).

Dieser scheinbar unbedeutende Austausch führt so zu einer emotional sehr bedeutungsvollen Veränderung der Atmosphäre der Gesamtaussage. Es lenkt den Blick auf ein nur mit größter Mühe zu erreichendes Ziel (wenn überhaupt) und nicht auf die Sorgen und Freunden des Alttags des Gläubigen. Jesus wird so als der „zur rechten des Vaters thronende“ verklärt und nicht als mitleidender Bruder.

Die Textveränderungen sind also nicht lediglich redaktioneller Natur, sondern werden gezielt den (Sonder-) Lehren der NAK angeglichen.