Dienstag, 1. Mai 2018

Rogate - Mache dich, mein Geist, bereit


Die betende Gemende


Das Lied zum Sonntag Rogate (https://www.kirchenjahr-evangelisch.de/#2018-37-0) „Mache dich, mein geist, bereit“ ist die Nr. 387 im Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) und die Nr. 355 im Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche (NGB).

Lieder, die auch zu diesem Tag gehören wie z. B. „Tut mir auf die schöne Pforte“ oder „Liebster Jesu, wir sind hier“ sind bereits in dieser Reihe besprochen worden.

„Mache dich, mein Geist, bereit“ ist ein Lied von Johann Burchard Freystein (* 18. April 1671 in Weißenfels; † 1. April 1718 in Dresden) war ein deutscher Jurist und Kirchenliederdichter.

Es umfasst 10 Strophen, von denen 3 (1, 3 und 7) in das NGB übernommen wurden. Strophe 3 ist eine Neuformulierung, die jedoch nicht kenntlich gemacht worden ist. Dass es sich bei dem Lied um eine Bearbeitung handelt, wird nicht erwähnt. Ebenso wenig, wer diese vorgenommen hat und aus welchen Gründen. Auch das EKG hat lediglich 6 Strophen aufgenommen (1, 3, 7-10). Das Lied ist stark mit seiner Entstehungszeit verbunden und wirkt wie ein persönliches Glaubensbekenntnis. Auch spielen Themen wie Schuld, Sühne, Rache oder die Verderbtheit des Menschen eine übergroße Rolle. Auch ist die Sprache etwas ungelenk und hölzern. Ich empfehle die Streichung aus dem Kanon.

"ferne däuchten": fern erscheinen


1 Mache dich, mein Geist bereit,
wache, fleh und bete,
daß dich nicht die böse Zeit
unverhofft betrete;
denn es ist Satanslist
über viele Frommen
zur Versuchung kommen.

2 Aber wache erst recht auf
von dem Sündenschlafe;
denn es folget sonst darauf
eine lange Strafe,
und die Noth sammt dem Tod
möchte dich in Sünden
unvermuthet finden.

3 Wache auf, sonst kann dich nicht
unser Herr erleuchten;
wache, sonsten wird sein Licht [ob auch schon von seinem Licht]
dir noch ferne däuchten; [Strahlen dich erreichten]
denn Gott will für die Füll
seiner Gnadengaben
offne Augen haben.

4 Wache, daß dich Satans List
nicht im Schlaf antreffe,
weil er sonst behende ist,
daß er dich beäffe:
denn Gott giebt, die er liebt,
oft in seinen Strafen,
wenn sie sicher schlafen.

5 Wache, daß dich nicht die Welt
durch Gewalt bezwinge,
oder, wenn sie sich verstellt,
wieder an sich bringe.
wach und sieh, damit nie
viel von falschen Brüdern
unter deinen Gliedern.

6 Wache dazu auch für dich,
für dein Fleisch und Herze,
damit es nicht liederlich
Gottes Gnad verscherze:
denn es ist voller List,
und kann sich bald heucheln
und in Hoffart schmeicheln.

7 Bete aber auch dabei,
mitten in dem Wachen; [bete bei dem Wachen]
denn der Herre muß dich frei [denn der Herr nur kann dich frei]
von dem Allen machen, [von der Trägheit machen]
was dich drückt und bestrickt [seine Kraft, wirkt und schafft,]
daß du schläfrig bleibest [dass du wacker bleibest]
und sein Werk nicht treibest. [und sein Werk recht treibest]

8 Ja, er will gebeten sein,
wenn er was soll geben,
er verlanget unser Schrein,
wenn wir wollen leben,
und durch ihn unsern Sinn,
Feind, Welt, Fleisch und Sünden,
kräftig überwinden.

9 Doch wohl gut! es muß uns schon
Alles glücklich gehen,
wenn wir ihn durch seinen Sohn
im gebet anflehen;
denn er will uns mit Füll
seiner Gunst beschütten,
wenn wir gläubig bitten.

10 Drum so laßt uns immerdar
wachen, flehen, beten,
weil die Angst, Noth und Gefahr,
immer näher treten;
denn die Zeit ist nicht weit,
da uns Gott wird richten,
und die Welt vernichten.

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