Einleitung: „Am zweiten Sonntag im Februar soll davon gepredigt werden, dass das Kommen zu und das Bleiben bei Jesus Christus zusammengehören. Insofern soll bedacht werden, dass wir - trotz all unserer Fehler und der Fehler anderer - in der Gemeinschaft mit Jesus Christus bleiben müssen. Wohl gibt es viele Situationen, in denen der Mensch angefochten wird und vielleicht sogar die Tendenz hat, Jesus Christus zu verlassen, doch können diese durch das Vertrauen auf ihn bewältigt werden.“
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Kommen, sehen, bleiben.“
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Joh 1,39: Er [Jesus] sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen‘s und blieben diesen Tag bei ihm“ (LUT).
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Kommt, seht, bleibt!“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Nach dem Bericht des Johannesevangeliums bezeugte Johannes der Täufer, dass Jesus der Sohn Gottes ist (Joh 1,34). Zwei der Jünger des Johannes folgten Jesus nach, als sie ihn hörten. Einer von ihnen war Andreas, der Bruder des Petrus. Andreas berichtete seinem Bruder davon, dass er den Messias gefunden habe, und führte Petrus zu Jesus, der ihn fortan Kephas (= Fels) nannte.“
Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
- „Um Gemeinschaft mit Jesus Christus zu haben, kommen wir im Glauben zu ihm und folgen ihm nach.
- Im Licht des Heiligen Geistes sehen wir Christi Wirken in unserem Leben, in seiner Gemeinde und in unserem Herzen.
- Wir bleiben beständig in seiner Gemeinde bis zu seiner Wiederkunft“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: „Die erste Dimension, die über das vordergründig Erzählte hinausgeht und die doch auch in ihm direkt anklingt, ist die der Lehre. Jesus wird als ‚Rabbi’ angeredet. Die Schüler eines Rabbi gehen nicht nur zu ihm in den Unterricht, sie wohnen, ‚bleiben’ bei ihm, leben mit ihm zusammen und dienen ihm, um umfassend - und also auch von seinem Leben - zu lernen. Die ‚Schule Jesu’ führt in die Gemeinschaft der Gemeinde; und bei Jesus ‚bleibt’, wer in seiner Lehre bleibt, wer sich an das hält, was er gelehrt und gelebt hat (…).“
Der Evangelist schließt den Abschnitt mit einer Zeitangabe ab („zur 10. Stunde“ (4 Uhr Nachmittags)). Er deutet dem Hörer damit eine „tiefere Sinndimension“ an. Wengst zufolge wird damit auf eine jüdische Erzählung von der Erschaffung des ersten Menschen bis zu seiner Vertreibung aus dem Garten Eden Bezug genommen. Diese Zeit wird in einem einzigen Tag zusammengefasst und in einem Schema von 12 Stunden dargestellt: „‚In der 10. Stunde gebot ER (Gott) ihm (dem Menschen).‘ Ein solcher Bezug ergäbe einen möglichen Sinn für Joh 1,39, zumal das Gebieten, das Lehren eines Gebotes bzw. von Geboten einerseits und das Halten der Gebote und Worte Jesu andererseits in der im weiteren Evangelium beschriebenen Relation zwischen Jesus und seinen Schülern eine wichtige Rolle spielen. Wie Gott dem ersten Menschen gebot, so gebietet Jesus als sein endzeitlicher Beauftragter, als messianischer Lehrer seinen Schülern - und über sie der Gemeinde“ (Wengst, 2004, 94-97).
An diesem Sonntag, dem 01. Februar 2015, feiern wird den Sonntag Sexagesimä - „Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes.“
Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 4:
„Abendgebet in großer Bedrängnis
Wenn ich zu dir rufe, mein Gott, so antworte mir, du bist der Gott, der für mein Recht eintritt. Aus großer Bedrängnis hast du mir schon herausgeholfen und mir weiten Raum verschafft, sei mir auch jetzt gnädig und erhöre mein Gebet! Ich frage euch, ihr Angesehenen ´meines Volkes`: Wie lange zieht ihr noch meine Ehre in den Schmutz? Wie lange liebt ihr noch die Falschheit und verbreitet eure Lügen? Begreift doch, dass sich der Herr für mich entschieden hat. Er selbst hat mich berufen als einen Mann, der ihm die Treue hält. Der Herr wird mich erhören, wenn ich zu ihm bete. Wenn ihr zornig seid, dann versündigt euch dabei nicht! Denkt nachts auf eurem Lager nochmals nach und schweigt! Bringt Gott die Opfer dar, die er von euch möchte, setzt euer Vertrauen auf den Herrn! Viele Leute hört man klagen: »Was haben wir noch Gutes zu erwarten?« Herr, wende uns dein Angesicht freundlich zu und schenke wieder neue Hoffnung! Tiefe Freude hast du mir gegeben. Sie ist viel größer als die Freude derer, die Korn und Wein im Überfluss geerntet haben! In Frieden kann ich mich nun hinlegen und schlafen. Denn du, Herr, gibst mir einen Ort, an dem ich unbehelligt und sicher wohnen kann“ (NGÜ).
Die Epistel steht im Heb 4,12-13.
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Lk 8,4-15:
„Das Gleichnis von der Aussaat
Eine große Menschenmenge sammelte sich um Jesus, aus allen Orten strömten die Leute zu ihm. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis: ‚Ein Bauer ging aufs Feld, um seinen Samen zu säen. Als er die Körner ausstreute, fiel ein Teil von ihnen auf den Weg. Dort wurden sie zertreten und von den Vögeln aufgepickt. Andere Körner fielen auf felsigen Boden. Sie gingen auf, vertrockneten dann aber, weil sie nicht genug Feuchtigkeit hatten. Wieder andere Körner fielen mitten in Dornengestrüpp, das wuchs mit auf und erstickte das Korn. Andere Körner schließlich fielen auf guten Boden, gingen auf und brachten hundertfache Frucht.‘ Darauf rief Jesus: ‚Wer Ohren hat, soll gut zuhören!‘
Jesus erklärt das Gleichnis von der Aussaat
Die Jünger fragten Jesus, was dieses Gleichnis bedeute. Jesus antwortete: ‚Euch hat Gott die Geheimnisse seines Planes erkennen lassen, nach dem er schon begonnen hat, seine Herrschaft in der Welt aufzurichten; die anderen bekommen davon nur in Gleichnissen zu hören. Sie sollen sehen und doch nichts erkennen, sie sollen hören und doch nichts verstehen. Das Gleichnis will Folgendes sagen: Der Samen ist die Botschaft Gottes. Bei manchen, die sie hören, geht es wie bei dem Samen, der auf den Weg fällt. Der Teufel kommt und nimmt weg, was in ihr Herz gesät worden ist. Er will nicht, dass sie die Botschaft annehmen und gerettet werden. Bei anderen ist es wie bei dem Samen, der auf felsigen Boden fällt. Sie hören die Botschaft und nehmen sie mit Freuden an. Aber sie sind Menschen ohne Wurzel: Eine Zeit lang halten sie sich an die Botschaft; aber wenn sie auf die Probe gestellt werden, fallen sie ab. Wieder bei anderen ist es wie bei dem Samen, der in das Dornengestrüpp fällt. Sie hören zwar die Botschaft, aber dann gehen sie davon und ersticken in ihren Alltagssorgen, in Reichtum und Vergnügungen und bringen keine Frucht. Bei anderen schließlich ist es wie bei dem Samen, der auf guten Boden fällt. Sie nehmen die Botschaft mit gutem und willigem Herzen an, bewahren sie und bringen durch Standhaftigkeit Frucht‘“ (GNB).
Kommentar: Die Parabel und ihre Deutung sind eng aufeinander bezogen, sodass davon auszugehen ist, dass die Sämannsparabel genauso gemeint war, wie sie in den Evangelien gedeutet wurde. Die Parabel veranschaulicht die gute Ordnung der Schöpfung. In dieser Ordnung, ist die Möglichkeit, dass nicht alles Frucht bringt, einkalkuliert. Diese Ordnung bedeutet aber auch, dass das Fruchtbringen verlässlich möglich ist. Die Verlässlichkeit des Schöpfers zeigt sich darin, dass der lebensermöglichende Grund - nämlich sein Wort (explizit bei Lk) - vorhanden ist, d. h. die Grundvoraussetzung der Deutung ist, dass es immer schon etwas zu hören gibt. Dieser Gedanke gewinnt unter Einbeziehung der alttestamentlichen Perspektive von der Hörbarkeit des wirkmächtigen Wortes Gottes sein Gewicht (Kristina Dronsch: Vom Fruchtbringen (Sämann und Deutung). In: Zimmermann, 2007, 297-312).