Einleitung: „Im zweiten Sonntagsgottesdienst des Januars beginnt die Themenreihe 'Der sichtbare Christus'. In dem Beitrag findet eine erste Betrachtung des Aufrufs unseres Stammapostels zur Freude in Christus statt. Nachfolge fordert Aufgeben und Hingeben dessen, an dem man hängt, zugunsten des Schatzes im Himmel. Für den Herrn geben wir auf, was uns hindert, seine Nähe zu erleben.“
Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Nachfolge fordert Verzicht!“
Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „Lk 18,22: Als Jesus das hörte, sprach er zu ihm: Es fehlt dir noch eines. Verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach“ (LUT).
Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Der Ruf des Herrn in seine Nachfolge fordert Verzicht zugunsten eines ewigen Schatzes.“
Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Der reiche Mann (‚reicher Jüngling‘) wird bei Lukas als ‚Oberer’ bezeichnet, also als jemand, der hohes gesellschaftliches Ansehen genießt. Die Forderung Jesu ist auf diese Person zugeschnitten, sie ist radikal, denn - so wird angedeutet - der Reiche hängt an seinem Reichtum über Gebühr. Die weiteren Ausführungen Jesu in Lk 18,24 ff. unterstreichen die Gefahr des Reichtums, der den Menschen an der rechten Nachfolge hindern kann.“
Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
- „Nachfolge fordert Aufgeben und Hingeben dessen, an das man sein Herz gehängt hat, zugunsten des Schatzes im Himmel.
- Nachfolge ist Ruf des Herrn und Aufgabe zugleich.
- Nachfolge äußert sich durch unser Handeln“ (alle Zitate aus den o. g. LG).
Kommentar: Die Predigtgrundlage für die Gottesdienste in der NAK ist der Abschluss eines
„Lehrgespräches über Reichtum und Nachfolge Jesu (Lk 18,18-30):
Einer von den führenden Männern fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen.
Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte: Alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Als Jesus das hörte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Verkauf alles, was du hast, verteil das Geld an die Armen und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber wurde sehr traurig, als er das hörte; denn er war überaus reich.
Jesus sah ihn an und sagte: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Denn eher geht ein Kamel (richtiger: Strick, Seil oder Schiffstau) durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Die Leute, die das hörten, fragten: Wer kann dann noch gerettet werden? Er erwiderte: Was für Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich. Da sagte Petrus: Du weißt, wir haben unser Eigentum verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Jeder, der um des Reiches Gottes willen Haus oder Frau, Brüder, Eltern oder Kinder verlassen hat, wird dafür schon in dieser Zeit das Vielfache erhalten und in der kommenden Welt das ewige Leben“ (EU).
„Im Hinblick auf die junge Kirche warnt Lk mit diesem Lehrgespräch vor der Gefahr des Reichtums (mit der Folge von Neid, Habgier und Ausbeutung) und stellt die von den Wandermissionaren vorgelebte radikale Nachfolge allen Christen als vorbildlich hin. (…) Wie groß die Gefahr des Reichtums (und in Folge Neid, Habgier und Ausbeutung) für die Christusnachfolge ist, lehrt die Kirchengeschichte und muss alle gerade in unserer Wohlstandsgesellschaft beunruhigen. Jesu Verheißung des vielfachen Lohnes ‚in dieser Zeit‘ ist eine Anfrage an alle Gemeinden und Gemeinschaften, ob sie ihren Gliedern den wahren Reichtum (gütig, lobend und gönnend statt neidisch; freigiebig, großzügig und genügsam statt habgierig; schonend, freundlich und zugewandt statt ausbeutend) bieten können“ (J. Kremer, 1988, Lukasevangelium, 178f).
An dieser Stelle sei erneut auf das Buch „Nachfolge“ von Dietrich Bonhoeffer (1937/2002) verwiesen, der die Radikalität der Nachfolge-Forderung Jesu wie folgt formuliert: „Der Ruf der Nachfolge macht den Jünger zum Einzelnen. Ob er will oder nicht, er muss sich entscheiden, er muss sich allein entscheiden. Es ist nicht eigene Wahl, Einzelner sein zu wollen, sondern Christus macht den Gerufenen zum Einzelnen. Jeder ist allein gerufen. Er muss allein folgen. In der Furcht vor diesem Alleinsein sucht der Mensch Schutz bei den Menschen und Dingen um ihn herum. Er entdeckt auf einmal alle seine Verantwortlichkeiten und klammert sich an sie. In ihrer Deckung will er seine Entscheidungen fällen, aber er will Jesus nicht allein gegenüberstehen, mit dem Blick auf ihn allein sich entscheiden müssen“ (87).
Vergleiche dazu auch den Post „13. Sonntag nach Trinitatis - Kommentar zu den LG vom 14.09.2014“ in diesem Blog.
An diesem Sonntag, dem 11. Januar 2015, feiern wird den 1. Sonntag nach Epiphanias - „Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande.“
Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 101:
„Der König gelobt, gerecht zu regieren
Von Güte und Recht will ich singen und dir zu Ehren, Herr, auf der Harfe spielen. Aufmerksam will ich darauf achten, einen guten Weg zu gehen. Wann kommst du, ´Gott`, zu mir? Mit aufrichtigem Herzen will ich handeln in meinem Königshaus. Was schändlich ist, werde ich nicht ins Auge fassen. Ich hasse es, wenn Menschen sich von Gott abwenden – nichts davon soll bei mir zu finden sein. Wer falsch ist, mit dem will ich nichts zu tun haben. Boshafte Menschen sollen mir fernbleiben. Wer heimlich seinen Nächsten verleumdet, den will ich zum Schweigen bringen. Leute mit überheblichem Blick und stolzem Herzen will ich nicht in meiner Nähe dulden. Mein Augenmerk gilt denen im Land, auf die man sich verlassen kann. Solche Menschen sollen um mich sein. Wer einen guten Weg geht, der darf mir dienen. Ein Betrüger jedoch soll nicht bei mir im Haus sitzen; wer Lügen verbreitet, der muss mir aus den Augen gehen! Morgen für Morgen will ich alle gottlosen Verbrecher im Land zum Schweigen bringen, um alle Übeltäter aus der Stadt des Herrn auszurotten“ (NGÜ).
Die Epistel steht im Rö 12,1-8.
Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 3,13-17:
„Die Taufe Jesu
Auch Jesus kam aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes wehrte sich entschieden dagegen: ‚Ich hätte es nötig, mich von dir taufen zu lassen, und du kommst zu mir?‘ Aber Jesus gab ihm zur Antwort: ‚Lass es für diesmal geschehen! Es ist richtig so, denn wir sollen alles erfüllen, was Gottes Gerechtigkeit fordert.‘ Da willigte Johannes ein. In dem Augenblick, als Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser stieg, öffnete sich über ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herab kommen. Und aus dem Himmel sprach eine Stimme: ‚Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude’“ (NGÜ).
Kommentar: Folgende Aspekte stechen bei dem Text zur Taufe Jesu heraus:
- Um der Gerechtigkeit willen, muss Jesus (von Johannes) getauft werden.
- Bei der Taufe wurde Jesus mit dem Heiligen Geist beseelt.
- Der Heilige Geist kommt zum/als „Bekenntnis“ auf Jesus von Nazareth herab - der Vater bekennt sich öffentlich zum Sohn.
Gerechtigkeit: "In der biblischen Überlieferung steht G. in Verbindung mit Frieden, Freiheit, Erlösung, Gnade, Heil, und umschließt so das, was eine heile Existenz des Menschen ausmacht. (...) Die vor Gott geltende G. resultiert nicht aus der Leistung der Menschen, sondern wird ihm unverdient zugeneigt und kann nur im Vertrauen angenommen werden. (...) Dieses als Rechtfertigung bezeichnete Geschehen darf dabei nicht verengt werden auf den Begriff der Sündenvergebung - dann würde die dem Menschen zukommende G. Gottes nur als rückwärts gerichteter Akt verstanden, der sozusagen eine schlechte Vergangenheit wieder gut macht (bis der nächste Sündenfall eintritt)." Diese Sicht von G. ist in der NAK verbreitet (siehe dazu auch Abschnitt 8.2.14 im KNK, in dem von G. gar nicht die Rede ist.). Die G. Gottes darf also nicht nur im Sinne einer Gerechtsprechung des sündigen Menschen verstanden werden, sonder muss tiefer als eine gerechtmachende und heilende Zuwendung und Schenkung Gottes verstanden werden (Johannes Eurich, Gerechtigkeit. In: Hübener & Orth, 2007, 79-83). Vergleiche dazu auch: "Rechtfertigung" von Hans Küng, 1986/2004.
Jesus ist die latinisierte Form des altgriechisch flektierten Ἰησοῦς mit dem Genitiv „Ἰησοῦ/Jesu“. Es übersetzt die aramäische Kurzform Jeschua (oder Jeschu) des hebräischen männlichen Vornamens Jehoschua. Dieser setzt sich aus der Kurzform Jeho- des Gottesnamens JHWH und einer Form des hebräischen Verbs jascha („helfen, retten“) zusammen. Demgemäß deuten Mt 1,21 und Apg 4,12 den Namen als Aussage: „Gott ist die Rettung“ oder „der Herr hilft“. Auch die gräzisierte Form blieb im damaligen Judentum geläufig und wurde nicht wie sonst üblich mit einem griechischen oder lateinischen Doppelnamen ergänzt oder von ähnlich klingenden Neunamen ersetzt.
Der latinisierte Name Johannes geht auf die griechische Form Ἰωάννης (Iōannēs) des hebräischen יוחנן (Jochanan) zurück und bedeutet „Gott (JHWH) ist gnädig“ / „Gott hat Gnade erwiesen“. Somit kann der Name als Ausdruck einer als Geschenk aufgefassten Geburt verstanden werden.
Heiliger Geist: "Die Botschaft von der 'Ausgießung des Geistes' ist keine harmlose Botschaft. sie radikalisiert die Verheißung, dass durch den Geist Gottes Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Gotteserkenntnis unter den Menschen aufgerichtet werden. Unfreiheiten und Spannungen werden hier ausdrücklich hervorgehoben: (...). Die Ausgießung des Geistes bringt alle Menschen in ein neues lebendiges Gemeinschaftsverhältnis vor Gott und untereinander" (Michael Welker: Heiliger Geist. In: Hübener & Orth, 2007, 107-111).
Bekenntnis: Das B. ist an Gott gerichtet, und zwar sowohl im Blick auf die Sünde als auch im Blick auf die gläubige Anerkennung Christi. Das gemeinsame Beten des Apostolischen Glaubensbekenntnisses (Credo) ist ein zentraler Bestandteil christlicher Gottesdienste - nur in den Gottesdiensten der NAK noch nicht.
Was passiert also nun bei der Taufe Jesu? Gott erweist in der Taufe Gnade. So wird die Gnade zur Rettung und verbindet alle Menschen untereinander und bringt so Frieden, Freiheit, Erlösung und Heil. Diese barmherzige Haltung des Menschen dem Menschen gegenüber ist die Forderung Gottes an alle Menschen.
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