Freitag, 30. Januar 2015

Septuagesimä - Kommentar zu den LG vom 01. Februar 2015

Einleitung: „Die Leitgedanken für den ersten Sonntag im Februar thematisieren eine wichtige Aufgabe der Amtsträger und der Gemeinde: die Verkündigung des Todes Jesu bis zu seiner Wiederkunft. Ausgangspunkt für die Überlegungen ist 1Kor 11,26, ein Text, der sich auf das Abendmahl bezieht und zur Aussonderungsformel des Heiligen Abendmahls gehört. Die Verkündigung der Heilsbedeutung des Todes Jesu geschieht nicht nur in der Abendmahlsfeier, sondern durch das Verhalten eines jeden Einzelnen und der Gemeinde. Durch ihre Worte und Taten bezeugen sie die Heilstat Jesu Christi.“

Die Leitgedanken für die Predigt tragen die Überschrift: „Den Herrn verkündigen!“

Predigtgrundlage für die Gottesdienste der NAK ist „1 Kor 11,26: Sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (LUT).

Als Kernbotschaft wird folgendes formuliert: „Mit der Feier des Heiligen Abendmahls verbindet sich der Auftrag, den Tod Jesu zu verkündigen.“

Die Bibelstelle wird in den folgenden Kontext gestellt: „Im Zusammenhang mit einer Ermahnung der Gemeinde in Korinth zur rechten Abendmahlsfeier erläutert Apostel Paulus die Worte Jesu bei der Stiftung des Abendmahls. Die Hinweise zum Heiligen Abendmahl sind die ältesten im Neuen Testament.“

Schließlich werden die LG so zusammengefasst:
  • „Der Herr ist in der Abendmahlsfeier wahrhaftig gegenwärtig; er ist mitten in der Gemeinde.
  • Mit der Abendmahlsfeier ist der Auftrag verbunden, des Todes Jesu zu gedenken und diesen zu verkündigen.
  • Diese Verkündigung geschieht nicht nur in Worten, sondern auch durch unsere Lebensführung und Geisteshaltung“ (alle Zitate aus den o. g. LG).

Kommentar: Inwiefern ist jede Feier des Heiligen Abendmahles Verkündigung des Todes Jesu, und zwar „bis dass er kommt“? Hierzu bietet Berger drei Perspektiven an:
  1. „Bis zu seiner Wiederkunft feiern die Christen das Mahl ohne den Herrn des Mahls; der Platz des Gastgebers ist leer. Man feiert in seinem Namen, ohne dass er da ist. So fällt die Lücke schmerzlich auf.
  2. Man deutet Brot und Wein - wie üblich - auf den Tod Jesu, und zwar das Brot für die Hingabe des Lebens und den Kelch für das Blut, durch das der Neue Bund zustande kam. Doch beim Brot ist die Anspielung auf den Tod überhaupt nicht zu erkennen, und beim Becher liegt der Ton auf dem Bund, der im Trinken realisiert wird. Von Sühneblut oder dergleichen ist nun wirklich nichts zu sehen.
  3. Das Heilige Abendmahl der Gemeinde wird wirklich nur jährlich in der Nacht gefeiert, in der Jesus übergeben wurde, und ist wegen des Termins eine Erinnerung. (…) Aber die Angabe ‚bis er (wieder) kommt‘ sprengt natürlich jedes Totenmahl.
Alle drei Perspektiven erscheinen ungenügend. Erst mit Blick auf 1 Kor 10,15-17 ergibt sich eine befriedigende Interpretation:
„Ich rede doch zu verständigen Menschen; urteilt selbst über das, was ich sage. Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot“ (EU).

Daraus folgt also: „Wie kein anderes Sakrament ist das Heilige Abendmahl die soziologisch greifbare Verbindung der Gemeindemitglieder in Liebe, Einheit und Frieden („ein Leib“). (…) Im Vorfeld der Feier des Heiligen Abendmahles ist es daher die Aufgabe der Gemeinde bzw. der Kirche und ihrer Leiter, alles zu beseitigen, was diese Einheit verhindert. Denn das Heilige Abendmahl ist wirklich die Verwirklichung des Einsseins Gottes mit den Menschen und der Menschen untereinander“ (Berger, 2008, 188-191). Die NAKI führt im Rahmen ihrer Liturgie bei der Feier des Heiligen Abendmahles eine explizite Freisprache von der Sünde durch. Dies kann als Versuch gewertet werden, die Einheit, von der Berger spricht, herzustellen.

Exkurs: Neue Themenreihe „Bibelkunde“

Im Monat Februar beginnt eine neue Themenreihe mit dem Titel „Bibelkunde“, die in der Regel einmal im Monat angeboten werden soll, wenn nicht zum Beispiel Hochfeste die Themen des Monats bestimmen.
Die Bibel ist für den christlichen Glauben und für die Predigt des Evangeliums von herausragender Bedeutung. Ohne das Zeugnis der Heiligen Schrift wäre die Predigt des Evangeliums nicht möglich. Insofern ist die Kenntnis der Bibel, nicht nur bei den Amtsträgern, sondern auch bei den Geschwistern, von Wichtigkeit. Vieles in der Predigt bleibt unverständlich, wenn man die Bibel nicht kennt. Es ist festzustellen, dass die Kenntnis der biblischen Berichte, das Wissen um Situationen und Personen, immer seltener anzutreffen ist. Insofern ist es eine Notwendigkeit, die Bibelkenntnis der Gemeinde zu fördern und zu vertiefen.
Zu diesem Zweck sollen ein Gleichnis Jesu, eine biblische Person oder ein Sachverhalt - auch beispielsweise hinsichtlich ihres geschichtlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Hintergrundes - in der Predigt beleuchtet werden. In diesen Gottesdiensten ist es dann notwendig, bei der einen Sache und ihrer Auslegung zu bleiben und auf die Entfaltung von „Nebenthemen“ zu verzichten.
In diesem Monat wird innerhalb der genannten Themenreihe das Gleichnis von der königlichen Hochzeit behandelt. Dabei steht das Bild des „königlichen Gewandes“ im Mittelpunkt der Auslegung. Zugleich wird deutlich gemacht, dass die königliche Hochzeit, von der das Gleichnis spricht, nicht gleichgesetzt werden darf mit der Hochzeit des Lammes, die mit der Wiederkunft Christi für die Brautgemeinde beginnt. Die königliche Hochzeit ist vielmehr ein Bild für die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott schon heute.

Weitere Themen in diesem Jahr werden zum Beispiel sein:
  • der barmherzige Samariter (Lk 10,25-37; vergleiche dazu: Berührende Liebe (Der barmherzige Samariter) von Ruben Zimmermann. In: Zimmermann, 2007, 538-555; Jeremias, 1996, 134ff; Harnisch, 2001, 275-296 (Der Zufall der Liebe); Drewermann, 2004, 32-39 (Gott ist in der Menschlichkeit des Menschen); Jens, 1977);
  • der (ungläubige) Apostel Thomas (Joh 20,24-31);
  • Johannes der Täufer (z. B. Mt 3,1-12);
  • die Witwe von Zarpath (1 Kö 17,1-24);
  • Rut und Noomi (Rut 2,1-23).

Kommentar: Interessant sind 2 Sachverhalte: die Kirchenleitung (KL) konstatiert ein mangelndes Bibelwissen der Gläubigen und der Amtsträger. Die KL betont, dass eine Wortauslegung aus primär eschatologischer Perspektive nicht (mehr) ausreicht (vergleiche hierzu die Einleitung meines Blogs). Zum anderen stellt die KL fest, dass sich Predigten offenbar (zu) häufig in „Nebenthemen“ verlieren und nicht den eigentlichen Kern des zu verkündigenden Wortes treffen.
Mit der „Bibelkunde“ probiert die NAKI eine veränderte Gottesdienstform aus.
Zu kritisieren bleibt allerdings, dass diese neue Form innerhalb der sogen. Wochengottesdienste stattfindet, die traditionell am schwächsten besucht sind. Durch die Reihe „Bibelkunde“ scheint die KL diese aufwerten oder zugunsten stärker didaktischer Inhalte aufgeben zu wollen.


Der Monatsspruch für den Februar 2015 lautet:
„Ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt (Rö 1,16).

An diesem Sonntag, dem 01. Februar 2015, feiern wird den Sonntag Septuagesimä - „Mit dem Munde segnen sie, aber im Herzen fluchen sie.“

Der Wochenpsalm in der fortlaufenden Bibellese ist Ps 62:
„Vertrauen auf Gottes Macht und Huld
Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir Hilfe. Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken. Wie lange rennt ihr an gegen einen Einzigen, stürmt alle heran wie gegen eine fallende Wand, wie gegen eine Mauer, die einstürzt? Ja, sie planen, ihn von seiner Höhe zu stürzen; Lügen ist ihre Lust. Sie segnen mit ihrem Mund, doch in ihrem Herzen fluchen sie. Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; denn von ihm kommt meine Hoffnung. Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken. Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre; Gott ist mein schützender Fels, meine Zuflucht. Vertrau ihm, Volk (Gottes), zu jeder Zeit! Schüttet euer Herz vor ihm aus! Denn Gott ist unsere Zuflucht. Nur ein Hauch sind die Menschen, die Leute nur Lug und Trug. Auf der Waage schnellen sie empor, leichter als ein Hauch sind sie alle. Vertraut nicht auf Gewalt, verlasst euch nicht auf Raub! Wenn der Reichtum auch wächst, so verliert doch nicht euer Herz an ihn. Eines hat Gott gesagt, zweierlei habe ich gehört: Bei Gott ist die Macht; Herr, bei dir ist die Huld. Denn du wirst jedem vergelten, wie es seine Taten verdienen“ (EU).

Die Epistel steht im 1 Kor 9,24-27.

Die Lesung aus dem Evangelium findet sich bei Mt 20,1-16a:
„Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg
‚Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der sich früh am Morgen aufmachte, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Er ´fand etliche und` einigte sich mit ihnen auf den ´üblichen` Tageslohn von einem Denar. Dann schickte er sie in seinen Weinberg. Gegen neun Uhr ging er wieder auf den Marktplatz und sah dort noch andere untätig herumstehen. ›Geht auch ihr in meinem Weinberg arbeiten!‹, sagte er zu ihnen. ›Ich werde euch dafür geben, was recht ist.‹ Da gingen sie an die Arbeit. Um die Mittagszeit und dann noch einmal gegen drei Uhr ging der Mann wieder hin und stellte Arbeiter ein. Als er gegen fünf Uhr ´ein letztes Mal` zum Marktplatz ging, fand er immer noch einige, die dort herumstanden. ›Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?‹, fragte er sie. ›Es hat uns eben niemand eingestellt‹, antworteten sie. Da sagte er zu ihnen: ›Geht auch ihr noch in meinem Weinberg arbeiten!‹ Am Abend sagte der Weinbergbesitzer zu seinem Verwalter: ›Ruf die Arbeiter zusammen und zahl ihnen den Lohn aus! Fang bei den Letzten an und hör bei den Ersten auf.‹ Die Männer, die erst gegen fünf Uhr angefangen hatten, traten vor und erhielten jeder einen Denar. Als nun die Ersten an der Reihe waren, dachten sie, sie würden mehr bekommen; aber auch sie erhielten jeder einen Denar. Da begehrten sie gegen den Gutsbesitzer auf. ›Diese hier‹, sagten sie, ›die zuletzt gekommen sind, haben nur eine Stunde gearbeitet, und du gibst ihnen genauso viel wie uns. Dabei haben wir doch den ganzen Tag über schwer gearbeitet und die Hitze ertragen! ‹ Da sagte der Gutsbesitzer zu einem von ihnen: ›Mein Freund, ich tue dir kein Unrecht. Hattest du dich mit mir nicht auf einen Denar geeinigt? Nimm dein Geld und geh! Ich will nun einmal dem Letzten hier genauso viel geben wie dir. Darf ich denn mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so gütig bin?‹ So wird es kommen, dass die Letzten die Ersten sind und die Ersten die Letzten«“ (NGÜ).

Kommentar: (...) Wer die Beispielerzählung als autonomes Kunstwerk ohne jegliche Referenz auf eine außerhalb ihrer selbst liegenden "Sache" verstehen möchte, wird das Augenmerk am ehesten auf das "erzählte Ereignis der Güte" und der darin sich manifestierenden "Kraft der Liebe" legen; die Beispielerzählung verweist dann nicht auf das Reich Gottes, sondern lässt es als Sprachgeschehen in die Wirklichkeit der Lesenden als ein Stück Gottesreich heute eintreten (vergl. Friedrich Avemarie: Jedem das Seine? Allen das Volle! (Von den Arbeitern im Weinberg). In: Zimmermann, 2007, 461-472).

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